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Rr. 181 IS. Jahrg. Donnerstag den 9. August 1917 ächsische Be»«g«pretSi Ausgabe ^ mit üiuiir. Beilage VIerleljShrlich In Dresden uns Haus 2.82 »iS s ganz I : in Oeii Denljch- eiterreich 2. land frei 8.88 X. «n-g-be » dictteljühili» 2. IN In Dresden und ganz Deutschland frei Haus 2.82 ,tti tn Oesterreich D.ittl X. Ti, ,eI-Nummcr I« Die Eüchsische BaltSzeiNing erscheint an allen Wochentagen nachmittags. »efchSstÜft-a- mUt Nedaktt»«. Lr«Ode«»A. 10, Hnlbrinstrahe 4E ——————v— — Fernsprrcher 21366 Postscheckkonto Leipzig Sir. 147S7 iUuzrt«»», Annahme von GeichitslSanzeiacn bis I« Uhr, von ganiilieuanjeigr» bis 11 Uhr dorm. Preis siii die Pclit-Lpaltzeile 2<I im Rekia-, meteil kk ^ ^ Iür undeutlich geschriebene, sowie durch Fern sprecher auigeaevene Anzeige» können wir die Verantwortlichkeit sürdie Richtigkeit des Leztet nicht übernehme». Sprechstunde der Redaktion: I l—12 Uhr vorm. ^ ^ Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilagc. Der Tunnelkanal Calais-Dover und das englische Ernährungsproblem Tie Ereignisse des großen Völkerringens haben die Frage einer kanalischen Verbindung der beiden alliierten Mächte Großbritannien und Frankreich wieder aktuell ge wacht. Schön iw vorigen Jahre trat diese Angelegenheit ans dein .kreise rein theoretischer Erörterungen heraus, in dem der damalige Ministerpräsident Asgnith eine Abord nung empfing, welche ihm die Pläne über das Projekt eines unterirdischen Kanals Calais — Toner borlegte. Ter Minister hat sich, indem er der ver änderten Stimmung von heute Rechnung trug, durchaus nicht ablehnend verhalten. — Tie Gründe für den eng lischen Stimmungswechsel sind in Tentschland wohl bekannt. Tie politisch Situation rechtfertigte seit der durch den Arien besiegelten Waffenbrüderschaft der beiden Westmächte den Plan mehr denn je. Das; Calais wie im Ich Jahr hundert wieder dadurch britisch geworden ist und das Juselvolk seinen Fus; dauernd auf den Kontinent gesetzt hat, wird in seiner ganzen Bedeutung von vielen heute noch nicht begriffen. Aber wenn die friedliche Eroberung von Calais ursprünglich wohl als rein Politische Maßregel ge dacht war, um einerseits für den Fall einer deutschen Be setzung der belgischen Küste sich entschädigen zu können, andererseits Frankreich fest in der Hand zu behalten, zu welchen beiden Zwecken der Tunnel unentbehrlich war, jo bekam durch die lange Dauer de.s Krieges und die wachsende Bedeutung des ll-Bootkrieges die ganze Tunnel frage allmählich ein anderes Gesicht. — Tie ll-Bootgefahr gehört zu den größten Sorgen von Towningstreet. Man mag es hier als einen Glücksumstand von höchster Trag weite ansehen, daß-Deutschland durch die Ukktischen Er fahrungen eines dreijährigen Krieges und des durch die Not unerhört gesteigerten Erfindungsgeistes selbst erst all mählich sich der Furchtbarkeit dieser Waffe bewußt wurde. Dieser Umstand hat England noch Aufschub gegebeu. Denn was bindert in Zukunft das Reich, die Zahl seiner U-Boote zu verzehnfachen oder so viele zu bauen, wie man sür nötig hält, uw das Jnselreich einer Blockade zu unterwerfen, der Schisse, welche Zufuhren heranbringcn, nur durch besondere Glücksumstände entrinnen könnten. Stirbt Großbritannien heilte an den Folgen der immer spärlicher werdenden Ein fuhr langsam, so ist es für später, falls es lediglich auf die See angewiesen bleibt, jeder Macht in die Hände geliefert, denn auch kleine Staaten sind in der Lage, U-Boote, ohne ihr Budget allzu sehr belasten zu müssen, zu erbauen. Ter Vorteil der Jnsellage, der früher so ungeheuer war, ist in fein Gegenteil verkehrt. — Damit erhält auch die Tunnel frage ihre bestimmte 'Note: England muß ein Kontineutal staat werden; alle anderen Maßregeln und Versuche der Versorgung über Wasser vor dem U-Boot sichcrzustellen, haben sich als unwirksam oder doch unsicher erwiesen. — Auch in der englischen Presse ist das Problem, das natür lich unter der Voraussetzung einer dauernden Waffenbrüder schaft Frankreichs und Britanniens erörtert wird, wieder holt besprochen worden. Gerade diese Behandlung läßt gewisse Gedanken und Ideen ankliugen, die auch für die Neuorientierung der zukünftigen englischen Politik von groß.in Belang sind. So wurde ausgesübrt, daß allerdings der ll-Bootskrieg mit seinen Umwälzungen die Gegner Englands erfreut habe, daß sie hofften, sür die Zukunft sei das Haupt des britischen Imperiums infolge seiner Jnsel lage wehrlos. Aber dem sei entgegen zu halten, daß die Feinde des Reiches nickst mit der britischen Kunst rechneten, auch die größten Schwierigkeiten zn meistern. Es werde zur rollen Sicherstellung des Imperiums und seines Hauptes dafür gesorgt lverden, daß das Mutterland Zu- suhrwege erhalte, denen man mit U-Booten nicht bei kommen könne. Es wurde zum Beweis bereits ein ganzes Spst.nu entworfen, dessen Grundgedanken im Tunnel- kanal sich zuerst wiederspiegelten. Danach soll neben dem Kanal auch die Straße von Gibraltar einen Tunnel er halten: sie sei nur 17 Kilometer breit. Damit werde durch Ausbau von Eisenbahnen in Afrika und nach Aeghpten. Pcrsten, Indien eine durchgehende Landverbindung ge schaffen, welche durch das U-Boot nicht gestört werden und von aller Zufuhr zn Wasser unabhängig sei. — Dieser Plan ist phantastisch, soweit er sich auf die Straße von Gibraltar bezieht. Sic ist 9500 Meter tief, schließt also jeden Kanal unb.dingt aus, sonst aber liegen ihm Gedanken zu Grunde, die unzweifelhaft Praktischen Wert haben und auch wohl im weiteren Zuge der Absichten liegen, welche die Londoner Negierung mit dem Tnnnelkanal verfolgt. Daß er sür Großbritannien eine Lebensnotwendigkeit geworden ist, muß der U-Bootkrieg namentlich in seiner heutigen wir kungsvollen Form den Engländern mit jedem Tag deut licher einhämmern. — Zur Durchführung dieser Pläne aber würden sich gewisse Richtlinien einer zukünftigen Politik Das Neueste vom Tage > !-»»»« Zer Mtw MW WMW kW. T. B. Amtlich.) den 9. August 1917 rohes Hauptquartier, Westlicher Kriegsschauplatz Ungünstige Siclst hinderte bis zum Nachmittag die Entfaltung lebhafter Fcuertätigkcit. Erst am Abend nahm der Artilleriekampf in Flandern wieder zn. Er blieb nachts stark und erreichte in einigen Abschnitten, besonders an der Küste und von Birschoote bis Hollebeke, äußerste Heftigkeit. Infanterie griff nicht an; eine bei Hooge vorstößende englische Erkundungsabteilung wurde znrückgeschlagen. Im Artois war das Feuer beiderseits von Lens ge steigert; auch hier blieben gewaltsame Erkundungen des Feindes ergebnislos. Bei den anderen Armeen blieb die Gefechtstätigkeit, die abends an vielen Stel len anschwoll, in den üblichen Grenzen. Oestlicher Kriegsschauplatz Heeresfront des Generalfeld marschalls Prinzen Leopold von Bayern: Kein« besonderen Ereignisse. „Front des Generalobersten Erzherzog Joseph: In den Waldkarpathen und den Grenzgebirgen der westlichen Moldau kam es zn erfolgreichen Gefechtshand- langen. Wir schoben in einigen Abschnitten unsere Linie vor und wiesen starke feindliche Gegenangriffe ab. Heeresgruppe des Generalfeldmars challs v. Mackensen Die Lage hat sich günstig entwickelt. . Russen und Rumänen führten in Massenangriffen starke Kräfte ins Feuer, um unseren Truppen den nördlich von Focsani erkämpften und auch gestern wesentlich vergrößerten Goländegewinn zu entreißen. Alle Angriffe wurden zurückgcworfcn; die Gegner er litten schwerste blutige Verluste. Die Gefangcnenzahl hat sich auf 50 Offiziere, 9900 Mann, die Beute auf 17 Ge schütze und über 50 Maschinengewehre und Minenwcrfcr erhöht. Mazedonische Front: Nichts von Bedeutung. Der erste Generalquartiermeister: Ludcndorff. Neue N-Boots-Erfolgc ' Berlin, 9. August. lW. T. B. Amtlich.- Neue I!-Bvots-Erf»lgc. F» der Biscava sind versenkt worden 7 Dampfer und 2 Segler, darunter der englische Dampfer „Sir Walter" mit Kohlen nach Oportv, die portugiesischen Segler „Bertha" »nd „Vcntcrosv", letzterer mit. Lebens mitteln von Lissabon nach Ronen, ferner ein bewaffneter gesicherter ticsbcladcncr Dampfer. Von de» übrigen ver senkten Tampfcril hatte» zwei Erz nach England, einer Erd nüsse und Felle nach Frankreich, je einer Viehsntter nach England und Kohlen von England »ach Gibraltar geladen. Ter Chef des Admiralstabs der Marine. Die russische Regierung siedelt nach Moskau über Bcrliii, 9. August. Das „Berl. Tagcbl." meldet aus Stockholm: Dir finnische Zeitung „Kansnii Tahtv" erfährt aus der Kanzlei des finnischen Geiiernlgoiivcriiriirs, daß die provisorische Negierung beschlossen habe, aus Petersburg »ach Moskau überziisicdclii. Ziigsentgleisiing Alessandiia, 9. August. Der Schnellzug Genna- Mailand ist letzte 'Nacht ans dein Bahnbofe Arquata Sccivia entgleist. 31 Personen wurden getötet, etwa 100 verletzt. ergeben müssen, die für uns von größtem Interesse sind. Es müßte den ganzen Kreis der Weftmächte, einschließlich Italien, dauernd an sich ziehen, ja es isl iogar dazu ge zwungen. Diese zusammen aber sind noch immer nichr in der Lage, das Jnselreich z. B. mit Getreide zu versehen, von anderen Robstossen nicht z» reden. Somit müßte eben auch Afrika über Gibraltar berangezegen lverden, und wie schon oben ausgesührt, weiter über Suez auch Asien; letzteres natürlich-nur dann, wenn der Krieg die Ver bindung Kairo—Kalkutta bringt. Ec- erbeben sicb damit eine verwirrende Menge von nenen Fragen nnd Ideen. So liegt es, uw nur eine bervorznbeben, im englischen Inter esse, die teuren Frachten möglichst zn verbilligen, indem die Prodnktionsgebiete z. B. sür Weizen tunlichst dein vereinigten Königreich angenäbert werden. AI-:- solche-:- käme allein Nordafrika in Frage, dem damit die Bedeutung als Kornkammer wie iw Altertum wieder znfallen würde. Wenn auch bei Gibraltar da-:- Meer nicht untertunnelt wer den kann. so wäre bei der geringen Breite der Straße die Sicherung vor U-Booten doch in etwa zu erinöglichen; daran braucht das Projekt, dein sonst eia verständiger Ge- danke zugrunde liegt, nicht zu scheitern. Für die Kehr seite der ganzen Frage freilich scheint man in der Not des Augenblicks noch kein rechtes Verständnis zn haben: das ist die Abhängigkeit, in die lick, Großbritannien van den West- inächten begibt. Frankreich allein z» beherrschen ist nicht schwer, auch Italien wird schon wegen der Isolierung, in die e-s nach dein Kriege infolge seiner verräterischen Politik verfallen wird, gern einen Anschluß an das seestarke Eng land suchen. Aber wie wird sich Spanien stellen, das den englischen Pfalil in Gibraltar stets in seinem Fleische spürt? Wird es für die El,re, Wächter an den Lebens linien Englands zn sein, nicht Kompensationen fordern? Wir können England seinen Sorgen ruhig überlassen: unter, dessen verrichten die U-Boote weiter ihre erfolgreiche Arbeit. Von der Wirksamkeit ihrer Blockade geben auch die oben »iitgeteilten Pläne Englands deutliche Kunde. Die neuen Männer im Reich und in Preußen (Tic in Klammern sichenden Rainen dezcichncn die anSgelctncdenen Herren.! Die Besetzung der Staatsäinter im Reiche und in Preußen ergibt nach den Nenel»eiin»nge» folgendes Bild: J»> Reicht. Reichskanzler: Tr. Georg Michaelis- «v. Beth. wann Hollweg-. R e i cb s k a » z lei: Unterstaais-sekretär v. Grävenitz (Walmschaffe). Auswärtiges Amt: (Ebes ist der Reichskanzler.) Unterstaalssekretär Tr. v. K ü l, l n, a n n (Zi»»»er>nann-. Reichsaint des Innern- die vorläufige Leitung behält Staatssekretär Tr. H elfs e r i cb. Ans dem Amte wird ein N e i ch s w i r t s ch a f t s a w t (Handels-, Wirt- schasts-, Sozialpolitik) mit Uiitprstaatsfekretär Dp/ ^ cki -v a »her aiisgeschieden. Das Reichsaint des Innern, dem auch iilÜitäl'jsche, kulturelle und wissenschaftliche An- aelegenlwiteii verbleibe» sollen, übernimmt Unterslaats- iekretär W a l I r a s. ' " ,— R e i ch s in arinea in t : Staatssekretär Admiral v. E a - pell e. e i ch s j ii st i z a in t : Staatssekretär Tr. v. Krause (Tr. Lisco). R e ichss ch a l; a in t : Staatssekretär v. Noede r n. N eichskolonial a m t : Staatssekretär Tr. S o l f. R e i ch s e i s c n b a h n a in t : Staats-Minister v. Brei te n b a ch. R eichspo st a in t : Staatssekretär R n e d l i n (Kraetke), Unterstaatssekretär G r a n z o w. K i i e g s e r n ä h r n n g s a in t: Staatssekretär v. W a l - d c> w (Batocki- zugleich pienßii'cher Staatskoiiniiissar für Volksei näliinng. Unterstaatssekretärc Edler v. B r a n n und Tr. Angnst Müller. Fn Prriißc». F i n a n z in i n i st e r i n in : Staats-minister H e r g t (Lentzc). K n l t u s in i n i st e r i n in (Ministerium der geistlichen nnd Unterrichtsangelegenhcitenl: Staats-minister Dr. Schmidt (v. Trott zn Solz), Unterstaatssekretär l». v. Ehappnis. M i n i st e r i » in des I n n e r n : Stacitsininister Di'. Tre w s (v. Locbell-. I u st izinini st e r i » in : Staatsniinistcr Dr. Spa h n (v. Beseler), Unterstaatssekretär Tr. M ü g e l. 'ä I - W ? § !f . iß - ' ' - N, -i