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Dienstag. Juli 1916 Sächsische Volkszeitung — Nr. 150. Seite 2 Zm» Uebei sluß sei nochmals betont, daß die deutsche Flotte außer den hier angegebenen kein Schiss und kein Fahrzeug eingebüßt hat, weder ans dein Schlachtseide noch ans dein N ü ck in a r s ch. Das K r ä s t.e v e r h ä l t n i s war also n n g e fahr: 2:1. DaS Verhältnis der Verlustc: Großkampfschiffe 4:1 kleinere Fahrzeuge 2:1 Um den in der englischen Vorstellung sestgesügten Glan den an die Unbesiegbarkeit der englischen Flotte ausrecht zu erhalten, ist non englischer Seite verbreitet worden, Lust schiffe und U-Boote hätten eine Hauptrolle im Kampfe ge spielt. Demgegenüber muß mit aller Entschiedenheit fest gestellt werden, daß die Schlacht am 31. Mai, wie so manche Seeschlacht früherer Zeiten, die alte Wahrheit bestätigt hat, daß nur das große, k a m p s k r ä f t i g e Schiff, daSSchifs, das in sich höch ste Angriffs- und Verteidigungskraft vereinigt, die Meere beherr s ch t. An unseren Erfolgen haben gewiß alle Waffen ihren Anteil. Ten Ausschlag hat aber unmittelbar und mittel bar die weittragende schwere Artillerie des Großkampf schiffes und unter seinem Schuhe die Torpedowaffe gegeben Wenn das schwächere Fahrzeug seine Waffen erfolgreich zur Geltung bringen konnte, so war dies nur möglich unter dem Schuhe des Panzerkreuzers und des Linienschiffes, die ihm den Weg an den Feind heran erkämpfen und cs wieder auf- nehmcn mußten. Das leichte Fahrzeug behält feine Bedeu tung als sehr wertvolle und notwendige Ergänzung deS Kampsschisses. Damit ist sein Wirkungsbereich bestimmt, aber auch begrenzt. Der schöne Waffenerfolg ans dem Schlachtseide vor dein Skagerrak ist im einzelnen die Frucht jahrzehntelanger, an gestrengter Friedensarbeit unter der Fürsorge unseres Kaisers und unter der Anleitung unserer Führer, unseres Osfizicrkorps und unseres gesamten Bernsspersonals, ein Erfolg der Einzelausbildung unserer Schisse und Boote. Er konnte nur erkämpft werden mit so vorzüglichem Material, wie es der geniale Erbauer unserer Flotte ge schaffen hat. Ter vorliegende Versuch der Darstellung des Verlaufs der Schlacht kann natürlich auch in großen Zügen kein ab geschlossenes Bild geben. Dazu fehlt heute noch der not- wendige Abstand von den Dingen. Von englischer Seite wird man nichts unversucht lassen, die sich streng an Tat sachen und nur an einwandfreie Beobachtungen haltende Schilderung als böswillige Verdrehung zu kennzeichnen. Ta aber allgemein bekannt ist, daß dies nur geschieht, um den Eindruck des englischen Mißerfolges vor der Welt zu ver wischen, kann man über sie zur Tagesordnung übergehen. Daß die Schlacht vor dem Skagerrak keine ausge sprochene Entscheidungsschlacht war, ist jedem Deutschen klar. Daß sie nicht völlig durchgeschlagen worden ist, liegt nicht an uns, sondern am Gegner, der, obwohl nnS ja in jeder Hinsicht weit überlegen, keinen Versuch dazu ge macht hat. Daß diese Schlacht uns aber gegen erdrückende Uebermacht einen sehr wesentlichen Erfolg gebracht hat, steht ebenso sür alle Zeiten fest. Wer das Glück gehabt hat, an diesem Kampfe teilzu- nehmen, wird freudig dankbaren Herzens bekennen, daß in reichem Maße der Schuh des Höchsten über uns waltet. Nur ist es eine alte geschichtliche Wahrheit, daß meist das Glück aus der Seite des Tüchtigen ficht. »»»,- -»»»» Der Weltkrieg ^»»»» i den Der cinttlichc drutschc Krirgc-bcricht Der Bericht lief gestern zu spät ein, sodaß er heute nach- getragen werden muß. kW. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 3. Juli 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. Tie Fortsetzung der e n g l i s ch - f r a n z ö s i s ch e n Angriffe beiderseits der S o m m e erreichte nördlich des Flusses im allgemeinen keine Vorteile; der Feind er litt hier außerordentlich h ob e b l n t i g e V e r l u st e. Süd lich deS Flusses bogen nur nachts die gestern in die Riegel stellung znrückgenommcnc Division in eine zweite Stellung zurück. Die Gesechtstätigkeit auf den nicht angegriffenen Armeesronten ist die gleiche geblieben. W e st l i ch de r Maas führten Versuche der Fran zosen, uns die an der Höhe M l genommenen Grabenstücke wieder zu entreißen, zu kleineren Jnsanteriekämpsen. Oest- lichder M a a tz erschöpfte sich der Feind weiter in vergeb lichen Angriffen gegen das Werk Thianmont und die Höhe „Kalte Erde"; bei einem derselben drangen sie vorüber gehend in unseren vorderen Graben etwa 600 Meter süd westlich des Werkes ein, wurden aber sofort wieder ge worfen. Südöstlich der Feste Vaux ist die „Hobe Batterie von Damlonp" seit beute nacht in unserer Hand; dort wurden.100 Gefangene und mehrere Maschinengewehre eingebracht. Gegen die deutschen Stellungen im P riest e r w alde (nordwestlich von Pont-ü-Mousson» vergehende französische Abteilungen wurden mühelos abgewiesen. In den zahlreichen Ln ft kämpfen des gestrigen Langes wurden sechs feindliche Flieger abge- jchosfen. Vier davon in unseren Linien. Leutnant Mjulzer tzch dabei den siebenten, Leutnant Vorschau den sechsten Gegner außer Gefecht gesetzt. Durch Abwehrfeuer ist ein feindlicher Doppeldecker über Douai, ein anderer vorgestern östlich Pervyse kAserfront) bcruntergcholt. Zwei französische Fesselballons wurden in Gegend von Verdun von unseren Fliegern abgeschossen. Oestlicher Kriegsschauplatz. Russische Torpedoboote und das Linienschiff „Slawa" beschossen ohne Erfolg die kurländische Küste öst lich von Roggasen. Sie wurden von unseren Küstenbatterien wirkungsvoll gefaßt und von Fliegergeschwadern ange griffen. Tie „Slawa" ist getroffen. An vielen Stellen der Heeresgruppe des Gene ralfeld Warschaus v. Hindenbnrg steigerte der Feind sein Feuer und unternahm mehrfach Vorstöße, die nur bei Minti (nördlich von Smorgon) zum Kampfe in unseren Linien führten, auS denen der Gegner nuter Einbuße von 243 Gefangenen und starken blu tigen Verlusten sogleich wieder vertrieben wurde. Heeresgruppe des Generalfcldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Die Russen haben nordöstlich und östlich von Goro- ditschtsche, sowie beiderseits der Bahn Baranowitschi—Snow nach vielstündiger Feuervorbereitung angegriffen. Gegen nordöstlich von Gorodischtsche cingedrungene Abteilungen ist der Gegenstoß im F o r t s ch r e i t e n, sonst ist der Feind unter Znrücklassen vieler Toter und Verwundeter z u m K ehrtmachen gezwungen worden. Heeresgruppe des Generals v. Linsingcn Starke russische Gegenangriffe nördlich und südwestlich von Luck konnten unser Vorschrciten nicht aushalten; große Kavallerie-Attacken brachen kläglich zusammen. Die Ge fangenenzahl ist um etwa 1800 Mann gestiegen. Armee des Generals G r a f e n v. Both m e r : Südöstlich von Tlumacz stehen unsere Truppen in günstigem Kampfe. Balkan-Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. Ober st e Heeresleitung. Gorodischtsche liegt ungefähr 20 Kilometer südlich von Baranowitsclü. Ocstcrrcichisch-ungarischcr Kriegsbericht W i e n. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart den 3. Juli 1916: Russischer K r i c g s s ch a u p l a tz. In der Bnko w i n a nichts von Belang. Tie K ä m pse bei Kolo m e a haben an Umfang zngenommen. Ein starker feindlicher Vorstoß westlich der Stadt ist durch Gegenangriff zum Stehen gebracht worden. Südöstlich von Tlumacz, wo deutsche und östcr- leichisch-ungarische Truppen im Gefechte stehen, brach eine in ls/, Kilometer Breite angesetzte russische Reiter attacke im Artillerie- und Jnsanteriefcuer z n s a m m e n. Im Raume südlich von Luck gewann der Angriff der Ver bündeten abermals Raum. Westlich und nordwestlich von Luck wurden heftige russische Vorstöße abgeschlagen. Ebenso scheiterte eine feindliche Neiterattacke in der Gegend Zloczewka. Nordöstlich von Baranowitschi wiesen deutsche und österreichisch-ungarische Truppen starke, durch heftiges Artillcriefeuer vorbereitete Angriffe ab. Die Kämpfe sind noch nicht völlig abgeschlossen. Italienischer Kriegsschauplatz. Tie lebhafte Tätigkeit der feindlichen Geschütze und Minenwerfer gegen die.Hochfläche von'Doberdo, namentlich gegen den Abschnitt südlich des Monte Dci Sei Busi, hält an. Stellenweise kam es auch zu hartnäcki g e n H and- g i a n a t e n k ä m p f e n. Im Marmolata-Gebiet und an unserer Front zwischen Brenta und Etsch wurden wieder mehrere Angriffe des Feindes abgewiesen. Im Raume des Monte Jnterrotto brachte Leutnant Kaiser mit einer sechs Manu starken Patrouille des k. n. k. Landwehr- Jnsanterie-Regiments Nr. 26 von einer gelungenen Unter nehmung gegen feindliche Maschinengewehre 266 Italic- n e r, darunter vier Offiziere, als Gefangene zurück. An anderen Stellen wurden gestern 14 Offiziere und 236 M a n n gefangengenommen. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert. Ter Stellvertreter des Chcss des GsiieralstabcZ: v. Höfer, Feldmarschall-Leutnant. Vom westlichen Kriegsschauplatz Der englisch - französische Angriff hält mit unver minderter Stärke an. Der zweite Tag hat noch keine Ab- chwächnng gebracht, woraus hervorgeht, daß sich Franzosen und Engländer mit Menschen und Munition genug vorge sehen haben. Sie hatten anscheinend die Absicht, in einem Hieb die deutsche Front zu durchbrechen, dadurch Nordfrank reich vom Feinde zu befreien und den Weg nach Belgien zu erzwingen. Aus diesem Grunde wurde der Angriff nicht ans der ganzen englisch-französischen Front unternommen, sondern er wurde auf den Teil beschränkt, der sür diesen Zweck am günstigsten liegt. Wie schon mitgeteilt, beträgt die Länge der Angrisfsfront ungefähr 40 Kilometer. Tie der Wucht des Anpralls am meisten ansgesetzte deutsche Frontstrecke beginnt halbwegs zwischen Arras und Albert, twa bei dem Dorfe Gonimecourt, und endet südlich der Somme in der Gegend von Fay (10 Kilometer nordwestlich von Peronne). Das Angrisfsgebiet der englischen Armee nicht bis zur Somme; an den rechten Flügel der englischen Truppen schließen sich die Franzosen an, die südlich der Lomme Vorgehen. Daraus ergibt sich, daß die E n g - ä n d e r ungefähr d r e i V i e r t e l der Hanptangrisfssront chernommen haben, während ein Viertel den Franzosen überlassen wurde. Die Engländer haben also den Löwen- anteil übernommen. Sie nehmen aber in ihren Kriegs berichten den Mund nicht ganz so voll als die Franzosen. Beide sind sich aber über das Vorhandensein eines Erfolges einig. Wir haben keine Ursache, uns Sorge zu machen. Was zuzugeben ist, haben die deutschen Tagesberichte vom 2. und 3. Juli zugegeben. Die kleinen Vorteile, die die erbittert kämpfenden Gegner erreicht haben, stehen in keinem Ver hältnis zu den Vorbereitungen des Kampfes und zu den gebrachten Opfern. Mit ruhigem Gewissen und mit ehr licher Ueberzeugung können wir heute erklären, daß dev geplante Durchbruch an keiner Stelle gelungen ist. Mit diesem Urteil stimmen auch nahezu alle holländischen Blät ter überein, die folgendermaßen von der Kriegslage reden: „Schon jetzt lasse sich erkennen, sagen die meisten Blätter, daß, obgleich ein Urteil noch verfrüht wäre, die Engländer mit dem ersten gewaltigen Anprall die deutschen Linien nicht durchbrochen haben, ja sie selbst müssen zugeben, daß sie von einzelnen in der Frontlinie liegenden Dörfern nur klcineTeile besetzen konnten." Diese Meinungen sickern auch in England durch, denn in einem Stimmungs bild heißt es: „Nach den hoffnungsvollen ersten Berichten Haigs über die englische Offensive in Nordfrankreich trat in London eine große Enttäuschung ein, da die letzten amtlichen Kriegsberichte keine greifbaren Enderfolge meldeten. Alle englischen Privatmeldungcn betonen, daß die Deutschen un geschwächt angetroffen wurden." An Heftigkeit des Angriffes hat es seitens der Feinde nicht gefehlt, ebenso hartnäckig war aber auch die Abwehr. Die Nahkämpse bei den einzelnen Somme-Dörfern gehörten nach den französischen Schilderungen zu den b l u t i g st e n > eit K r i e g S b e g i n n. Das heldenmütige Ringen der deut schen Garnison von Tompierre gegen zwei französische Elite-Regimenter sowie die mehrstündige hartnäckige deutsche Verteidigung des Dorfes Curlu werden besonders hervor gehoben. Die Zähigkeit des Widerstandes der Verteidiger des Somme-Ufers werde, so meint die Fachkritik, durch die festungsartige Anlage jener deutschen Stützpunkte be günstigt, die den Angreifern methodische, langsame Arbeit auferlcgt. Und dänische Blätter meinen: „Tie Kanonade an der englischen Front nimmt stündlich zu; sie erreichte jetzt eine ungeahnte Jntentität. Die Kanonen beulen Tag und Nacht. An der über 250 Kilometer langen Front zittert das Land wie bei einem Erdbeben." Aus all diesen Mitteilungen ergibt sich klar, daß es den Engländern und Franzosen diesmal bitter ernst ist. Sie wollen' unter allen Umständen ihr Ziel erreichen, denn sie wissen genau, daß es heißt: „Jetzt oder nie." Unsere. Truppen halten sich wacker, sie kämpfen wie die Löwen und mit Recht kann sich die „Köln. Volksztg." berichten lassen: „Ter Viervcrband schleudert seine ganze konzentrierte Macht gegen die Fron ten der Mittelmächte, um eine Wendung des Kriegsglückes zu erreichen. Deutschlands unbesiegte Heere im Verein mit denen seiner Verbündeten werden sich auch dem neue n Ansturm gewachsen zeigen und die Hoffnungen des Feindes zuschanden machen." Blicken wir also vertrauens voll in die Zukunft, sie wird uns den Sieg bringen. X Vom russischen Kriegsschauplatz Tic Russen haben Kolonien besetzt und sich damit eineS sehr wichtigen Knotenpunktes für die Eisenbahnverbin dungen mit der Bukowina bemächtigt. Es ist also uniern Verbündeten nicht gelungen, die Feinde am weiteren Vor dringen in Ostgalizien zu hindern. Sie haben vielmehr abermals neue Stellungen, und zwar westlich Kolomea be zogen, und die nachdrängenden Russen haben sich auch schon zum Kampfe gestellt. Der Verlust Kolomeas ist ebenso schmerzlich wie kürzlich die Einnahme von Ezernowitz durch die Russen. Kolomea war im Februar 1915 den Russen entrissen worden. Hoffentlich bringt die jetzt in Entwicke lung befindliche Schlacht westlich des Ortes nun endlich die beißersehnte Wendung. Nur drei österreichisch-ungarische Kompanien nach Ru mänien abgedrängt. Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet: Eine vor drei Tagen veröffentlichte Mitteilung über das Abdrängen österreichisch-ungarischer Regimenter aus rumänischen Boden ist dahin zu berichtigen, daß bei den Kämpfen in der Bukowina wohl selbstverständlich keine ganzen Regimenter nach Rumänien übertreten mußten, daß aber, wie dies bei der Eigenart des Kriegsschauplatzes nicht . zu verwundern ist, Nachrichten- und Sichernngs- abtei ln ngen in einer Gesamtstärke von etwa drei Kompanien abgedrängt wurden. Das Verhalten der rumänischen Behörden gegen unsere Truppen war bei ge nauer Wahrung aller völkerrechtlicher Bestimmungen von vornehmer Korrektheit. Vom Seekrieg Von den 76 in Portugal beschlagnahmten deutschen Schiffen sind, wie eine Note der portugiesischen Negierung 'erwähnt, nur sechs verwendbar. Deutsches Reich — Ter katholische ländliche Dienstbotcnvercin in Bayern, eine Gründung Tr. Heims, weist nach dem neuesten Vereinsbericht einen günstigen Mitgliederstand auf. Trotz des Krieges ist die Mitgliederzahl im letzten Jahre um nicht weniger als 1827 gestiegen. Tie Mitgliedcrzahl be trägt jetzt 21 142, darunter 8782 männliche, 9785 weibliche und 2575 Schutzmitglieder. Die meisten Mitglieder hat der Kreis Oberbayern, nämlich 11000. — Das Gelöbnis deS Ncichstagsabgeordneten Stadt- Hagen. Der sozialdemokratische Parteivorstand hat in einer Erklärung im „Vorwärts" berichtet, er habe Verwahrung einlegcn müssen gegen das Verhalten eines Vertreters der Vorwärts-Redaktion, der sich der Behörde gegenüber schrist- ich verpflichtet hatte: „Ich kann versichern, daß ich dem Wunsche, daß die Ein- ieitlichkeit der patriotischen Begeisterung nicht gestört werde, Nachkommen werde, und glaube bisher schon alles getan z» haben, um die patriotische Begeisterung nicht nur nicht zu stören, sondern zu belebe n."