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Straßenbahn sieht, der mag sich fragen, ob er zwischen Leuten ist, die Blumen gepflückt oder Hen geerntet haben. Trotz aller Bitten, doch wenigstens an die Landwirtschaft Zn denken, schleppen sie Bündel, als galt' es nicht Angen zu erfreuen, sondern Esel zu füttern. Keine Form, keine Farbe, keine Lieblichkeit überhaupt kommt noch irgendwie zur Geltung. „Die Menge tut es." v Freibier für „Goldfüchse". Im Bam- berger Lande gaben in letzter Zeit mehrere Bierbrauereien bekannt, daß sie bei der Einwechselung von Goldstücken mehrere Glas Freibier zahlten. Auf diese Weise konnte der bekannte Staffelsteiner Brauer Brütting in einer Woche 1500 Mark in Gold vereinnahmen. Nun gibt der Bierbrauer Zürl in Rentweinsdorf bekannt, daß er für jedes Zehnmarkstück drei und für jedes Zwanzigmarkstück gar fünf Glas (je 0,4 Liter!) Freibier gibt. v Besichtigung. Eine kleine Stadt Mittelruß lands besaß an, ihrer Mauer einen hohen Turm, der stets mit einem Posten als Fcuerwache besetzt sein sollte. Ein mal war nun eine Besichtigung durch einen Regierungs beamten angesetzt und in der Eile schickte inan nach dem Hospital, irgend einen alten Schächer auf den Turin hinanf- zujagen, um die Feuerwache zu versehen. So geschah es, und es traf sich, daß jener Beamte auch in die Nähe des bewußten Turmes geriet und den Posten gewahrte. „He," rief er hinauf, „was machst du da oben?" „Zu dienen. Ew. Gnaden Exzellenz," war die Ant wort, „ich bin hier, wegen Feuer zu wachen!" „Gut, so komme einmal runter zu mir!" „Geht nicht, halten zu Gnaden Exzellenz, ich kann die steile, winkelige Treppe nicht riinterkoninien." „Zum Teufel, und warum nicht, du Hnndesohn?" „Ich bin blind!" Kanonier Q. K l o s i n s k i. (Zeitung der 10. Armee.) v Eine i t a l i e n i f ch e K r i e g s g e s a n g e n e n - Zeitung in Rußland. Unter den zahlreichen Sol daten- und Kriegsgefangenenzeitungen, die im Laufe des Weltkrieges entstanden sind, ist sicher eine der merkwür digsten „La nostra seda", ein italienisches Blatt, das im östlichen Rußland, in Kirssanow (Gouvernement Tambow) erscheint. Es ist dies eine von italienischen Kriegs gefangenen herausgegebene Zeitung, wie „Giornale d'Jtalia" mitteilt; die Schriftleitnng besorgen sechs italie nische Schriftsteller. Diese und zahlreiche Gefährten, alle aus den italienischen Grenzlanden der Donaumonarchie stammend, kämpften auf den galizischen und polnischen Schlachtfeldern im österreichisch-ungarischen Heere gegen die Russen, bis sie in Gefangenschaft gerieten. Ihr Blatt verfolgt den Zweck, „die militärische und politische Lage des Vierverbandes mit besonderer Berücksichtigung Italiens gegenüber den Mittelmächten" klar zu stellen, eine Aus gabe, deren Lösung den Italiener gewiß nicht leicht fällt, da sie vollkommen vom russischen Nachrichtendienst ab hängig sind. v K r i e g s f ü r s o r g e. Komnierzienrat Friedrich Soennecken in Bonn hat den Betrag zur Unterstützung der Familien der im Felde stehenden Angestellten und Arbeiter der Firma F. Soennecken von 50 000 Mark ans 100 000 Mark erhöht. v Der „F r i e d e n s st e r n". Der Abendstcrn ist jetzt schon vor Einbruch der Dunkelheit zu sehen. In der Stadt Mannheim hat dies, wie man der „Franks. Ztg." von dort schreibt, Anlaß zu Ansammlungen auf der Straße gegeben, wobei man den schönen Stern den ,.F r i c d e n s st e r n" nennen hörte. Zu dieser Erscheinung teilt die Heidelberger Sternwarte mit: Die Maximalhelligkeit, verbunden mit einer sehr günstigen Lage gegen die Sonne, kehrt alle acht Jahre wieder, und in dieser Lage fällt das Gestirn sehr oft auch dem Publikum ans. Es war z. B. am 21. Juni 1710 der Fall, wo das Volk in Spanien Es gab eine Zeit, da Spanien im Rate der Völker die erste Stellung einnahm. Es war- dies besonders um die Zeit des 16. Jahrhunderts, nachdem Kolnmbus, der in spanischen Diensten stand, Amerika entdeckt hatte und die natürlichen Reichtümer Amerikas nach Spanien flössen. Amerika wurde auf diese Weise spanischer Kolonialboden, und besonders in Süd- und Mittelamerika erinnert noch heute der vielfach spanische Charakter des Landes an die frühere spanische Herrschaft. Spanien hatte als Kolonial- nnd Seemacht im 10. Jahrhundert eine Stellung, die mit der des heutigen England verglichen werden kann. Aber auch auf dem europäischen Kontinente war der spanische Machtbereich zeitweise von sehr großer Ausdehnung. Phi lipp ll. besaß Ende des 16. Jahrhunderts außer Spanien in Europa noch Portugal, Neapel, Sizilien, Sardinien, Mailand, Burgund und die südlichen Niederlande, das heutige Belgien. Von seiner frühern stolzen Höhe ist Spanien im Laufe der Zeit aber immer mehr herabgesunken. Die leicht er worbenen großen Reichtümer Amerikas wurden schließlich zu einem Schaden für Spanien, da der mühelose Gewinn fast jeden vorwärtsstrebenden Tätigkcitssinn erschlaffen ließ. Eine wertvolle Kolonie nach der andern ging den Spaniern verloren, und der letzte Zusammenbruch der spa nischen Kolonialmacht erfolgte im Spanisch-Amerikanischen Kriege (1898), wo Spanien Kuba (südlich von Nordamerika) und die Philippinen (südlich von Japan) an die Vereinigten Staaten von Nordamerika verlor. Spaniens Vorwärts kommen ist lange Zeit behindert worden durch den vielfach vorherrschenden Mangel an Unternehmungsgeist und durch die vielverbreitete Ansicht, daß Arbeit nicht ehrenvoll sei, ein Erbstück aus der Zeit der spanischen Ritter und der früheren Weltherrschaft. Spanien ist nicht viel kleiner als Deutschland, hat aber noch nicht ein Drittel der Einwohnerschaft Deutschlands. — Sächsische Volkszeitung — Seite 7 — London diese Erscheinung als Wunder und Vorzeichen für ein Unglück betrachtete und in Aufruhr geriet. 1750 wurde der Pöbel von Paris durch die Erscheinung so erregt, daß die Polizei den entstandenen Aufruhr mit Waffengewalt dämpfen mußte. Als dem General Bonaparte, dem späteren Napoleon I., das Direktorium in Paris ein Fest gab, ge wahrte die Bevölkerung zufällig die strahlende Venus am Hellen Tage und hielt den Stern für ein himmlisches Zei chen, das dem Besitzer Italiens strahlte, und Bonaparte wußte den Aberglauben des Volkes für sein Interesse ans- zunützen. ^ v Der militärische Hering. Jeder Soldat hat zu seiner Ausrüstung drei Heringe. Sie gehören aber nicht zur eisernen Ration, sondern dienen zur Befestigung des Zeltes. Amtlich heißen sie darum auch Zeltpflöcke, aber in der Soldatensprache Heringe. Die Bezeichnung stammt, wie Diplomingenieur Speiser in Dinglers Polytechnischem Journal nachweist, von den Wandlungen in der Form, die diese Zeltpflöcke im Verlauf der Zeiten durchmachten. Das Hölzchen, das ursprünglich den preußischen Soldaten in Kamps und Sieg begleitete, hatte früher tatsächlich ein heringartiges Aussehen, bis dann von der Form nichts, wohl aber der Name übrig blieb. v Der voIkstüinli ch st e H errs ch e r. Kein Herrscher vergangener Zeiten ist wohl so oft in bedeutenden Holzschnitten und Kupferstichen während seiner Negierungs- zeit verewigt worden, als Friedrich der Große, was unbe dingt ans die Beliebtheit und Bewunderung seiner Per sönlichkeit znrückznsühren ist. Tie umfassendste Sammlung aller derartigen Abbildungen des „Alten Fritz" hatte im Jabre 1817 der Halberstadter Hofrat Krieger, ein enthu siastischer Verehrer des großen Königs, veranstaltet. Diese patriotische Liebhaberei ergab nicht weniger als 887 ver schiedene wertvolle Kupferstiche und ebenso 150 gute Holz schnitte, die das wohlgetroffene Porträt Friedrichs in aller Welt verbreiteten. Die besseren dieser Blätter waren ln bedeutenden Mengen vervielfältigt worden. So erschienen von Meister ChodowieckiS Radierung „Friedrich zu Pferde" allein 30 Nachstiche, und Bergers und Zürngiebels treffliche Holzschnitte wurden nachweislich seinerzeit in 12 000 Exem plaren abgezogen. Alle minderwertigen Porträtbilder Friedrichs des Großen sind in dieser Statistik nicht mit- aezählt. Im Kaffeeha u s. „Ober! Bringen Sie mir einen Eeffak!" — „Bedanrc sehr, führen wir leider nicht." — „Aber liier steht doch „Kaffee verkehrt"." Der Garten hinter der Front. „Wat — Spargel Wülste pflanzen?" — „Naticrlich. Tet is det beste Mittel jejen Lustanjriffe." — „Jejen Lnftanjriffe?" — „Allemal. Ter schießt doch so kolossal in die Höhe!" Literatur Die wirtschaftlichen Fragen der Zeit. Von -Oekonomic- rat Dr. phl. h. c. Hösch, Mitglied des Hauses der Abgeord neten. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1916. 180 Seiten kartoniert M. 1,20, gebunden M. 1,00. Der bekannte Wirtschaftspolitiker und Landtagsabgeorueter Dr. Hösch gibt hier eine Darstellung unserer wirtschaftlichen Entwicklung vor dem Kriege und eine Klarstellung über die Maßnahmen und Erfahrungen auf dem Gebiete unserer Lebensmittelversorgung während des Krieges, die in knapper und anschaulicher Zusammenfassung zunächst den glänzenden Aufslieg unserer Industrie in den beiden letzten Jahrzehnten, ihre wachsende Kvnknrrenzkraft und Ueberlegenheit gegenüber der cnglichen Industrie zeigt. In ebenso kurzgefasten, dabei aber doch die maßgebenden Tatsachen und Gesichtspunkte berücksichtigenden Darstellun gen wird er der fortschreitenden Entwicklung der heimi schen Landwirtschaft gerecht und führt den Nachweis, daß die Leistungen unserer Landwirtschaft für die Stunde höchster vaterländischer Anforderungen nicht zu kurz kommen. Das aufklärende und versöhnliche Werk verdient Beachiung. Der deutsche Gedanke bei Kettcler. Von Johanne^ Mumbauer. 8" <47) 1910. M.-Gladbach, VolkSvereius- Verlag GmbH. Mk. 1.20 In dem Kriege, der die Existenz unseres Volkstums als Staat und Nation in Frage stellte, hat man in ungeahnter Weise und mit innerster Teilnahme begonnen, sich wieder zu besinnen auf die konstitutiven Elemente und den besiinmienden Charak ter unseres völkischen Wesens, und die abstraktesten Unter suchungen Uber die Idee des Deutschtums finden lebendigstes Interesse. Indem man dabei auf die Vertreter und Führer des deutschen Gedankens in der Vergangenheit zurückgreist, kommen mit Recht auch solche führende Geister unserer Nation zu Wort, welche vom Boden der katholischen Weltanschauung aus und im Lichte der katholischen Idee den deutschen Gedanken vertreten, entfacht und gefördert haben, unter ihnen, nächst GörreS, Wilhelm Emmanuel Freiherr von Kette ler (1811 — 1877), der Mainzer Bischof, ein deutsch-völkischer Prophet. Das Allcriiotweiidigste in Krieg und Friede». So be titelt sich ein kleines Büchlein, das im Verlag von Hainen Verlagsgesellschast in. b. H., Saarlouis erschienen ist, >80 Seiten im Taschenformat geheftet, und mit Umschlag. Preis: einzeln 15 Pfg., 100 Stück Mk. 13.50, 1000 Stück Mk. 120. —) Das Schriftchen stellt einen dring liehen Aufruf au alle Christen. Hoch und Nieder, Geistlich wie weltlich im lieben Vaterland dar und erörtert die praktischen religiösen Grundfragen des Lebens in knappster, packender Form der Anrede an den Leser. Diesem theo retischen Teil, ist ein Pracktischer Teil beigegcben, der in allerkürzester Form die zur Heiligung des alltagslebens notwendigsten Oiebetsübungen für solche enthält, die durch die durch ihren Beruf keine Zeit zu längeren Hebungen haben. Liebesgabe für die Kriegstranerndc» bietet Bischof Prohäszka in einem Büchlein „Ergreifet das ewige Leben"' Preis gebd. 50 Pfg. Jos. Kösel'sche Buchhandlung in Kempten (Bayern). Prohöszka, der große Seelenkeimer und der unvergleichliche Meister deö Wortes, hat in diesem Büchlein eine Mission erfüllt, für die ihn die Vorsehung wie kaum einen anderen voransbestinimte. Tausend lianowirtschastliche Rezepte. Heransgegeben vom Verband für Soziale Kultur und Wohlfahrtspflege (Arbeiterwohl) 1913—1910. 8° 350 Seiten. M. Glad- buch 19,0. Vollsvereins-Verlag GmbH. Gebunden M. 1,00. Zwanzig kurz vor und während der Kriegs zeit erschienene Einzelhefle sind in diesem handlichen Band mit einem praktischen Register vereinigt. Süd-, Mittel - nnd Norddentschland kommen dabei zu ihren Besonderhei ten. Die billigen Fleisch- und Fischgerichte, die Verwen dung von Roggeninehl in der Küche, Feld-und Waldsalate. Gallcrtspeisen,Butter -und Fettersparung, wie vcgetarüche Küche und Gartenbestellnng finden ausgiebige Berücksichtigung, so daß der äußerlich von einem Kunstmaler ausgestatlete Band ein vollständiges Haushaltmigsbuch für Krieg und Frieden darstellt. Die vläinisrhe Hochschule in Gent. Bon Toni Kellen. (Frankfurter Zeitgemäße Broschüren. 35. Jahrgang, Heft 4/5). Verlag von Breer und Thieiuann in Hamm i. W. M. 1. — . Nachdem alsbald nach Ostern die vlämiiche Hochschule in Gent eröffnet werden soll, erscheint diese Broschüre zur rechten Zeit. Der schon lange als gründlicher Kenner Belgiens bekannte Verfasser schildert darin eingehend den jahrzehntelangen Kampf der Manien um die Umwand lung der französischen Universität Gent in eine vläniische Hochschule. Die Schwierigkeiten, die sich den Viamen immer wieder entgegenstellten, sind in Deutschland früher garnicht beachtet worden, und deshalb ist es dankbar zu begrüßen, daß hier zum ersten Mal in einer deutschen Schrift die ganze Entwickelung der Frage an der Hand eines umfangreichen Materials klargelegt wird. Die Broschüre sei all denen empfohlen, die für den niederdeutschen Stamm der Manien Anteil haben. (Siehe auch besonderu Artikel in diesem Blatte.) Insgesamt zählt Spanien kaum 20 Millionen Einwohner. Nur der vierte Teil der Bodenfläche Spaniens wird land wirtschaftlich bebaut und noch dazu äußerst mangelhaft aus- genutzt. Seinen Lebensbedarf vermag Spanien nicht durch eigene Produktion zu decken. Als sehr nachteilig für die landwirtschaftliche Produktion macht sich in Spanien gel tend der Mangel an Wasser und an Wald, welch letzterer früher stark verwüstet worden ist. Die Hanpterzengnisse Spaniens sind Erze, Wein und Südfrüchte. Reiche Boden schätze (Eisen, Blei, Zink, Quecksilber, Kohle) sind zwar vor handen, werden aber wenig ausgenutzt. Die spanische Baum- wollindnstrie ist besonders durch den kolonialen Zusammen bruch im Jahre 1898 schwer getroffen worden. Infolge der unbefriedigenden wirtschaftlichen Verhältnisse macht sich in Spanien eine erhebliche Auswanderung bemerkbar, die von 30 000 im Jahre 1892 auf 200 000 im Jahre 1913 anstieg. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Spanien und Deutschland waren bisher nur gering. Allerdings ist von 1910 bis 1913 die deutsche Ausfuhr nach Spanien von 72 Millionen auf 143 Millionen Mark und die spanische Ausfuhr nach Deutschland von 140 Millionen ans 199 Mil lionen Mark angewachsen, aber letztere stellt nur den achten Teil der spanischen Ausfuhrquote dar, an der England mit einem Drittel und Frankreich mit einem Viertel betei ligt ist. Auf dem Gebiete der internationalen Politik werden in Spanien hauptsächlich drei Fragen am meisten er örtert: die Marvkkofrage, die iberische Frage und die spanisch-amerikanische Frage. In Marokko wünschen die Spanier eine endgültige Grenzfestsctzung, damit nicht alles in französische Hände fällt, damit die spanische Einfluß- sphäre, für die so viel spanisches Geld geopfert wurde, end lich zum Teil wenigstens Spanien gesichert wird. Bei der bisherigen Aufteilung Marokkos hat sich Frankreich den wirtschaftlich bei weitem wertvollsten Teil gesichert und Spa nien auf das unwirtliche Nordmarokko zurückgedrängt. Als schmerzliche Demütigung empfinden die Spanier bcson- ders die Wegnahme Gibraltars durch England im Jahre 1704 während des spanischen ErbFIgekrieges, zumal Eng- land es den Spaniern verboten hat, die spanischen Höhen züge, die Gibraltar umgeben, zu befestigen. Der Blick des Spaniers ist fortwährend ans Gibraltar und auch auf das gegenüberliegende marokkanische Tanger gerichtet, deren naturgemäße Angliederung an Spanien erstrebt wird. Ferner geht das Streben vieler Spanier nach der Wieder vereinigung Spaniens mit Portugal, die lange Jahr hunderte hindurch ein einheitliches Staatswesen gebildet haben. Diesem Wunsche steht hauptsächlich England im Wege: das ganz unter englischem Einfluß stehende Portu gal ergänzt für England die so überaus wichtige strategische Stellung von Gibraltar. So stehen überall die Interessen Spaniens in direktem Gegensatz zu denen Frankreichs und Englands. Sowohl Frankreich wie England haben ein Interesse an einem schwachen Spanien; insbesondere wünscht Frankreich keinen starken Gegner an seiner Westfront. Von England trennt Spanien der Gedanke an Gibraltar und sein Verhalten in der portugiesischen Frage, von Frankreich dessen Auftreten in Marokko und die französischen Gelüste auf die Insel gruppe der spanischen Balearen. Vor allem aber in Eng land erblicken zahlreiche Spanier ihren Hauptgcgner: Spa- nien müsse den Engländern die Vernichtung seiner See- Herrschaft und den Verfall seiner Industrien zuschreiben: die Trennung von Portugal sei von England begünstigt: der Abfall des amerikanischen Kolonialreiches sei von ilnn angestiftet: der Schandfleck Gibraltar rühre von England her: die Vermittlung Europas bei dem Konflikte mit den Vereinigten Staaten im Jahre 1898 habe England ver eitelt: die Schwierigkeiten in Marokko hätte Spanien den Umtrieben Englands zu verdanken. Aus diesen Gründen besteht bei der überwiegenden Mehrzahl der Spanier die Meinung, daß die natürlichen Interessen Spaniens eS er fordern, mehr als bisher eine Anlehnung an Deutschland »nd die Mittelmächte zu suchen.