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Sächsische Volkszeitung : 04.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192208049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220804
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-04
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.08.1922
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Freitag den 4. August 1922 Deutschrmtrormle Offensive Wie uns soeben mitgeteilt wird, versendet „der Katholiken. auSschutz des Landesverbandes Sachsen der Deutsch,,ationalen Volkspartei" unterm I. August an eine große Anzahl von Katho liken Rundschreiben, die beweisen, das; die Deutschnationalen von der Defensive, die sie nach dem Rathenaumorde angenom men haben, zur Offensive wieder übergehen. Auch sonstige Druckschriften werden in Massen den Katholiken, vor allem auf Grund von Adressen, die im Bennokalender verzeichnet sind, ge, schickt. Diese ganze Offensive beweist eines, datz die Herren von der Deutschnationalen Partei etwa? in dreifacher Auslage zu haben scheinen: Geld, Geld und noch einmal Geld! Von be sonderem Interesse ist, das; das Rundschreiben des Deutsch-! nationalen Katholikenausschusses nicht etwa von einem Katho liken unterzeichnet ist, sondern vor dem Hcnrptgeschäftssührer der Deutschnationalen Volks-Partei, Herrn Dr. Kürbs. Jeder etwas Klardenkende wirft naiurgemätz bei Durchsicht dieses Brieses die Frage auf: Warum unterzeichnet dieses Rund schreiben nicht der Vorsitzende „des Deutschnationalen Katho- likenausschusseS des Landesverbandes Sachsen der Deutsch- nationalen Volkspartci"? Er scheint sich lieber im Hintergründe halten zu wollen. Wir wundern uns darüber nicht. Für die Öffentlichkeit wäre eS aber sicherlich von Interesse, besonders für den katholischen Volksteil, wenn auch die Namen der Mit glieder dieses Ausschusses bekanntgegeben würden. Wenn die Herrschaften von der Richtigkeit ihrer Ideen so überzeugt sind, wen» sie so grosien Wert ans die Mitarbeit weiter Schichten des Volkes legen, dann werden sie sicherlich nicht säumen, den Schleier zu lüsten und offen za sagen: Wir, die Herren sound so und die Damen soundso sind es, die den Deutschnationalcn Kaiholikenausschusi verkörpern. Aber, vielleicht ist noch vor Er last dieses Rundschreibens den Herrschaften der Artikel von Exzellenz Düringer, der lange Jahre Mitglied der deutschnatio nalen NcichStagsfraktion war, zu Gesicht gekommen, jn dem von der Deutschnationalen Volkspartei erklärt wird, „sie sei völlig koalitionsunsähig. solange sie eine Richtung in sich ertrage, die in einem direkten wider-christlichen Geist einen leidenschaftlichen Hast ohne Grenzen gegen bestimmte Persönlichkeiten, oder eine ganze Kategorie deutscher Staatsbürger in Wort und Schrift propagiert". Es ist ja auch nicht jedermanns Sache, einer Par tei anzugchören, die nach Aussage von Exzellenz Düringer, wie die Dciitschnationale Partei „in ihren Reihen Elemente bürgt, die schon zum zweiten Male nicht nur die Partei, sondern das ganze deutsche Volk in die Gefahr schwerer Katastrophen gestürzt haben". Wir behalten uns natürlich vor, auf die ganzen Machen schaften dieses Tcutschnationalen Ausschusses in nächster Zeit znrückzukommen. Vor allem ersuchen wir aber unsere An hänger, uns stets sofort das ihnen etwa zugchende Material sNnndschreiben, Broschüren usw.) dieses Ausschusses zugänglich zu machen, damit wir in der Lage sind, dieser Minierarbcit cnt- gcgcuzntreten. Sekretariat der Sächsischen ZcntrumSpartci Dresden-N. 16, Ludwig Nichterstratze 3 Nachrichten aus Sachsen — Tie Feier des 11. August. Der Ministerin äsidcnt bat annorem't, dab am 11. August, dem Vcrsossmigstage, die Vor stände der staatlichen Behörden die Beamten, Angestellten und Arbeiter ihrer Behörde -n einer tune« Feier versammeln, in der durch eine Ansprache die Bedeutung de? Tages gewürdigt wird. Den Behörden eines Ortes soll es überlassen bleibe», sich zu einer gerne n'amen Feier zusammen zu schließen. Ferner ist ungeordnet worden, daß die staatlichen Dienstgebäudc, die staatlichen Schulen und die im wesent lichen aus Staatsmitteln unterhaltenen StistungSgebände am Ver- sassungStage beflaggt werden, und zwar wenn nur eine Flagge auf gezogen werden kan», in den Netchsfarbcn. Von der Eisenbahn. Es sind Zweifel entstanden, ob Rei senden der Aufenthalt auf den Plattformen der neuen Durch gangswagen 4. Klasse mit Eitzbänken während der Fahrt ge stattet ist, weil diese Wagen mit Schildern: „Der Aufenthalt aus der Plattform ist verboten", wie solche bei den ältere» Wagen vorhanden sind, nicht ausgerüstet sind. Eine Eisenbobndirektion erklärt dazu, das;, solange die Entscheidung des Reichsverkehrs ministers noch anssteht, der Aufenthalt ans den Plattformen der neuen Durchgangswagen 4. Klasse nicht gestattet ist. * Die 2. Mitteldeutsche Notgetdnresse und -Ausstel lung in Erfurt, die für die getarnte Mitteldeutsche Sammclwelt von außerordentlichem Interesse sein dürfte, ist »»»mehr endgültig auf die Zeit vom 12.—14. August d. I. verlegt wo,deii. Die Aus stellung wird u. a. enthalten: Deutsche und ailULilLische Notgelder; auch reichbaltig vertreten sollen sein: Noigeldmü: zcn nrd Porzellg-.- Notgeld, Notgeldalbcn und Notzeldlitcratur. Besonders interessant gestattet soll diese Ausstellung durch grobe Seltenheiten aus Len Kriegsjahren 1813 und 1876, sowie 1914—1918 weiden. — Leipzig. Der Staarsgericlüshof in Lupstg hat die Aus lösung des Bundes der Aufrechten bestätigt. — Löbau k. S. Unser trautes Marienkirchlem bat durch gründliche Renovierung ein festliches Gewand angelegt zum 3-1. Jahres tage seines Bestandes im Skptuiiber und zur heilige» Fiiniiii'g am 8. Oktober. Da sich unsere Kirchenkasse solchen Ausgaben nicht ge wachsen fühlte, so wandte man sich an den Edelmut hochherziger Wohltäter und die Bitte scheint nicht erfolglos zn sein. Zeigt sich ja die wahre Gotiesliebe doch auch in nneignlmitziqer Opserliebc für ein schönes Gotteshaus. Und Meister Himichs mit seine» Getreuen aus Leipzig bat es meistervaft verstanden, mit Herz und Hand den warmen, wohltuenden Farbenton z» treffen. Seiner Künstlerhand verdanken wir auch die eigenartige Originalmolerci der Nebctschützer Kirche, sowie die Ausschmückung des Kamen;er. Ralbitzer und Nadi- borer Gotteshauses und zurzeit des Pirnacr und so mancher anecrcr. Gewiß, voller und wa-.nillerziger klingt in einem würdig schönen GottcSkause das tägliche Mcßqcbel: „O Herr, ich liebe die Zierde deines Hauser und den Wolmort deiner Herrlichkeit!" Die Dolchstoßlegende frei eefundc». Als Urheber des Wor tes vom „Dolchstoß der Heimat" wurde der englijcyo General Maurice genannt. Es ist nun äußerst interessant zu lese», das; der General sich entschieden dagegen verwahrt, diesen Ausdruck, auch nur dem Sinus nach, gebraucht zu haben. Er schreibt: „Ich habe niemals an irgendeiner Stelle der Meinung Ausdruck verliehen, datz der KriegsauSgang, so wie er sich abgespielt hat, der Tatsache z>u verdanken sei, datz das deutsche Heer von dem deutschen Volke rückwärts erdolcht worden sei (Dolchstoß der Heimat). Im Gegenteil habe ick immer die Meinung vertrete», datz die deutschen Heere an der Westfront am 11. November 1918 aus militärischen Gründe» eine? weiteren wirksamen Widerstan des nicht mehr fähig waren. Ich habe gesagt, datz, wenn man den deutschen Heeren Zeit gelassen hätte, sich zu erholen, diese dann wahrscheinlich den Kamps noch verlängert haben würden, datz aber ihre endliche Niederlage unvermeidlich war. Diese Anschau ungen, die ich in meinem Buche „Die letzten vier Monate" ons- spreche, halte ich aufrecht und habe sie immer aufrecht erhalten." — Hierzu bemerkt Oberst Sckwertfcgcr: „Die Erklärung des Generals Manriee hat mir im Original Vorgelegen. Es ist danach nicht mehr zulässig, den General als Vertreter und Präger der Auffassung vom „Dolchstotz der Heimat" i» Anspruch zu nehmen." Was der August bringt. Nus Grund des vom Reichstage vkrobi'ckuedeten Gesetzes erlangt ain 1. Anaust das abaeönderte Ein- koniincnsteueraesek hinsichtlich der Ermäbianna des lOvroreiitigen Stenerabzuoes Geltnna. — Für den Kartossel-G oichaiidcl ist vom 1 Aiiailst ab eine besondere behördliche Haiide'Serlanbnis erforderlich. — Nach dem neuen Geletze übr die Zwanasa-steihe kann die Zwanas- anleihe im August zum ZeichmiligSvreffe von 96 Pro.:, gewickm t werden. N»8 der Zahl bemerkenswerter Veraiistaltnngen sind bcrvor- zubeben: Die Zeiltratverbondstaeiing der Deutschen Honst und Grnnd- besiheivereine vom 4 bis 8. Auonst in München; d-e NcichmiiSstelluiia inr Kolonialwaren nnd Lebensinsttel vom 5. bi» 12 in Heiii'iiirg; der 12. Internationale Stenoorophenkongreb vom 7. bis 19. in Dresden; die 8. Deutsche Ostmesse vom 13. bis 18. in KönlgSbeig i. Br.; die Haiiptversammliing der Katholiken Deutschlands vom 27. bis 36. in München; der Beginn der Leimiger Herbstmesse am 27. August. Im Anschluß an die Mitteldeutsche Ausstellung in Magdeburg veranstalten die deutschen Imker eineBicnenzuchtausstcllung und Beriifshcinpl- vcrsammlnng. .-cr. 178. Seite » Theater und Üttusik — Dresden. Nenstädter Schauspielhaus. (Sommer- Over.) Eistaiis'ülniing von K ienzl s „Kuhreigen". Tic Sehn sucht »ach der Heimat verlcstet tun Uiilero'fiiicr!m Schwuvr Regi ment Primus Tballer den streng verboten n Kn? reigen zu sinn». Wegen Aufreizung rur Hecresfluchi war er n ick dun bestehenden Gesetz dadurch dem Tode v.>r'al!rn Die schöne Gott «. Blaochcst »r, des Kommandanten wird seine Retterin, s!e erbickit vom König sein Leben. Plimiiz 'oll ihr. einer ui-glücklich Verheirateten, als Dank dafür, die felckende Feilste bringen. D-es ist jedoch dem braven Schweizer unmöglich. D e Revolut on bricht ans und die all-' Geicll- schafo ordniniz wird gestürzt. Der Kommain-eu t sti.bt oul dem Schaffst mH leine Fuui erwartet im Keiler doS gleiche Schicksal. Ta toinint Vi'mns als ihr Netter nno will s! benadigcn. Sie, die früher Maniaiie, kann jedoch den Sto z ibrrr Klaffe nicht über winden und ziebt den Tod vo. — Kienzl tia! im Kuhreigen ver standen das heitere sran-önichc Nachro'eko rau der düster«! Tragik der Revolutionszeit zn verbinden. Das ksrglv'eTänzeln »an Daseins» gen'eße» am Rande des Abgrundes im Gegeiiia!; zu dem cchtdeutichcn Volksenipfindei! mit der rührenoen Liehe zur Hci.mat. Durch Vetren; hat nun endlich auch diele schöne Oper Eingang in Dresden gesun den. Die Aufführung kann man als lehr oelnnscn und gut ver breitet bezeichnen- Unter den zahlreich Milwirkenden verdiem» be sondere Erwähnung: Zohsel als Primus T! aller war präcltig bei Stimme und verstand den naiven treuen Schweizer überzeugeno dar. -»stellen. Nur ein klein wenig z» weit ging cr manchmal in der Rührseligkeit. Charlotte Wolf war e ne vornehme Meng nie, ihre schöne volle Stimme weckst »och kleine Mängel in der Anlaß« technik auf. Heller gefiel recht gut als Revolutionär Favcnt Ihm gebührt auch Anerkennung riir das slotie und üüerz-miende Ziliaimneii- spiel- Als Mniikleiter hatte Kretz sch mar die Fäden in der Hand und bedeutenden Anteil am Eriolg. Die Inignstliinz war, wenn auch mit bescheidenen Mitteln, geschmackvoll und erfüllte seinen Zwcck. Die Aufführung fand in dem ausverkaiiftcii Hans (bei schönstem Sommerwetter) begeisterte Ausnahme. svr. Wetterdienst der Landeswetterwarte Das westliche Hochdruckgebiet hat ostwärts an Raum gewonnen, so daß wir IMS in seinem Bereich befinden und eine Besserung niiseres Weiteis zn erwarten ist. Wir nehmen an, daß sich das Hochdruck gebiet über Mitteleuropa nickt erheblich krä't'ge» wird, io daß die Ncindbildung der großen flachen nördlichen Devceisioii, die in ihrer Gestaltung mir wenig Aenderung erlitten hat, grwiltcrartige Stö rungen herbeiführen wird. Amtlich notierte Devisenkurse Berlin. 3 August. Ter Dollar notierte gestern vormittag 16 Nbr 736 6 746 13 und mittags 12 Uhr O 896 U. — Von Nemwrk wurde die deutsche Mark mit 644'/, Cent (gestern 6,1ö'/j- Cent) gemeldet. Devisenkurse im Fre'iverkchr mittaaS 12 Uhr. mitgctei! von der Commerz- und Privat-Bant, Filiale Dresden Berlin n uguit > Veld §rie' Nculiork 1 Dollar 867.- 8.2 — Paris . . 160 Fr. 63 !0.— 68'0.— 160 Fr. j 16200.- 16406.— Elocihotm. 100 Kr. - — Prag . . 106 Kr. 2031 — London. . . . . . I Pfd. Stert. 3836 — 3870 — Holland . 166 Fl. 334 9 - 33 00 — Kopenhagen 100 .Kr. > 11990.- 19000 — Parteifreunds ösukt au den Hartsifsnds! Partcino'opser werden erbeten ans das Konto der Säch sischen Zeiuriimsvarlei bei der Dresdner Bank, Depo- sitcnlasse O. Ticsocn-N., Bautzner Straße. In Rom und in Italien (Heimreise) Bon Dr. Adrian, Erfurt (Fortsetzung.) Als ich das Bild der Stadt an der Hand des Planes einiger maßen klar bekam inen Halle, die Slratzen, die Tempel, den Markt und die Paläste, stellte sich endlich die Müdigkeit ein — ich halte die ganze Nacht nicht geruht — und ich suchte mir ein schönes Plätzchen zur Siesta oben ans einem der höchsten Punkte der Stadt, von wo ich, von keinem gesehen, alles überschauen konnte. Aber da wurde man erst recht wach. O dieses Schau spiel! Nach der einen Seite der Vesuv, über tausend Meter hoch, oben der zerrissene Krater. Eine weiße Wolkensäule stieg noch mal 1666 Meter senkrecht znm blauen Himmel empor, manchmal stärker, manchmal weniger stark. ES war, als ob der Berg von fünf zu fünf Minuten atmete. Aus dem Wasserdampf bildeten sich Wolkenballcii, die sich wie zu einem ungeheueren Rosenkranz ancinanderreihten und sich über den Himmel legten bis weithin zu den schneeigen Höhen des Apennin. Auf der anderen Seite unten das Meer, der Meerbusen von Neapel, am innersten Winkel, ganz nahe, Castclamarc. da hinter wieder, aus dem Meere unmittelbar emporragend, fast ebenso hoch wie der Vesuv, die Felsenberge der Halbinsel von Torrcnto. Clanz weit, in einer Entfernung von 28 Kilometer, umsäumte Neapel, weitz-rötlich schimmernd, das dunkelblaue Meer. Und auf dem Meere Re Schiffe und die Segler, ganz still, als ob sie sich gar nicht bewegten. Im Angesichte all dieser Herrlichkeit eine Siesta in der Frühljngssonne auf Gras, Blumen und Moos, aus den Gewöl- »-tn ei»kck uiitt<n'gc1.?„-e:.-e>! Stadt, das ist echt italienisch. Drei Stunden habe ich in Pompeji zngebracht, dann ging es mit der Elektrischen wieder zur Großstadt Neapel. Jn Sseapel gibt eö sehr reichhaltige Museen. Aber die suchte ich nicht. Museen bieten keine lebendige Wirklichkeit. Da ist alles so auseinandcrgerissen, und das zerreißt dann auch die Seele. Darum ermüdet nichts so sehr als der Besuch von Mu seen. Ich wollte vor allem an den Hase», Ich hatte früher Hamburg, Kiel und Amsterdam gesehen, und so wollte ich auch jetzt Wirde» cm das Meer. Jn Neapel liegen Handels, und Kriegshafen n«benLinand-r» her letzt« gerade hinter der Königs- bürg. Ein Verckehr wie in Hamburg ist hier nicht. Dafür herrscht zu viel Arbeitslosigkeit. Aber hier ist eine ganz andere Luft, eine andere Sonne, ein anderes Meer. Jn der Ferne dampfte der Vesuv. Es ist das bekannte Bild von Neapel und seinem Meerbusen. „Sieh Neapel und stirbl" Die Arbeitslosigkeit mutz in Neapel wohl grotz sein. Als ich mit der Elektrischen zum Hafen fuhr, kam uns ein Trupp Arbeiter entgegen in lumpigen Kleidern mit wütenden schreien de» Gesichtern, mit armdicke» Knitteln. Es sah sehr gefährlich aus. Auch in Rom gab eö wiederholt Ansammlungen, die Be ziehung hatten zur Konferenz von Genua, aber da waren dann sofort an den Hauptpunkten berittene Soldaten, jede Ausschrei tung zu verhindern. UebrigenS sind die Löhne nicht schlecht. Ein Maurer, der in deutscher Kriegsgefangenschaft gewesen war, er zählte. er bekomme täglich 30 Lire ^ 486 Mark. In Neapel suchte ich die deutschen Grauen Schwestern an, Parco Mnrgherita neben der Deutschen Kirche. Sie waren dort MWlW lüls Ke« MUWis An unsere werten Bezieher! Da die Post die Einziehung nachträglicher Erhöhungen der Bc- zilgSgcblihrcn nicht übernimmt, können wir die Nachzahlung auf den Bezugspreis nur auf dem Wege der Zählkarte kiukajsikrcn. Die Post bestimmt nänilick, die'c Eiliöhinia mir dann ihrerseits cinzuziehen, wenn ibr diese 6 Wochen vor Viciteljalirsbeginn rnitgetcilt wird, was aber angcsichiS der uiiiiders-hbalen Preissteigerung aller Materialien für uns unmöglich war. Wir bitten daher unsere Bezieher, die anlieacndc Zahl'arte mit genauer Adresse auf dem linken Abschnitt zn versehen und die Zählkarte mir dem Beilage von Mk. 54.— der nächsten Postanstatt zu übermitteln. Verlag der Sächsische« Volkszeitung. nicht mehr. Mit vieler Mühe stellte ich fest, das; sic hoch oben ans dem Berge wohnte», dem Vomero. Mit der Drahtseilbahn ging es hinaus. Aber auch da fand ich sie nicht. Da dachte ich: Fährst du mit der Elektrischen sofort wieder an den Bahnhof und suchst dir einen guten Platz im Zuge aus. Wir fuhren durch eine der belebtesten Stratzen. Die hatte modern-großstädtisches Gepräge. Jn der Nähe des Bahnhofes kaufte ich mir einige Apfelsineir und dann wurde im Zuge die Abendmahlzeit ge halten. Jn Neapel bin ich zu kurze Zeit gewesen. Aber auch der eine Tag genügte, um ein Bild festzuhalten, das einzig in seiner Art ist. Ebenso einzigartig, aber ganz und gar anders war das, was mir für den folgenden Tag bevorstand: Monte Cas- sino, das älteste Kloster des Abendlandes, hoch oben ans der Bcrgeshöhe. Da oben wohnt auch ein deutscher Benediktiner, Landsmann und Studiengenosse. Der hatte mich eingeladen. Morgens 2.36 Uhr hielt der Zug auf der Station Cassino. Ein Geistlicher, der mit ansstieg, meinte, ich könne ruhig zum Kloster hinanfgehen, um 4 Uhr begännen die Metten. Bis znm Ort Cassino, der am Fuße des Berges liegt, war eine I>a!be Stunde. Der Berg, ans dem das Kloster thront, geht 866 Meter steil, fast senkrecht in die Höhe. Es schien mir unmöglich, da hinaus zu klimmen. Und doch, ander« Leute stiegen ja auch hinauf. ES war zwar noch Nacht, und ich war ganz allein, aber der Mond schien so hell, wie ich eS noch nie erlebt habe. Jeden Stein konnte man sehen. Ein Treppenslrätzchen. mit großer Kunstfertigkeit angelegt, führt« hinauf. Der Weg ist mir aber schwer geworden, zuma! da ich schon die zweite Nacht nicht ge. schlafen hatte. Wiederholt habe ich gedacht: Heiliger BencdiktnS, ivarum hast du das Kloster so schrecklich hoch ans den Berg ge baut! Aber es half alle? nichts. Fuh für Fntz, dann kommst du schließlich doch hoch. Auch in der Nacht hatte man herrliche A»S- b!icke, so datz man vorübergehend seine Müdigkeit vergas;: manch mal nach unten in die Talgrniidc, wo Nebelschleier im Mouden- schckn einen See voriänschtcn, manchmal nach oben in den Apennin, wo Schnee im weißen Lichte z.l schimmern schien. I» der Tat, am anderen Morgen sab ick. datz ich mich nicht getaa-chl halte: auf allen Höhen lag noch Schnee. A!s ich mit nuveschreib- lichcr Mühe de» ersten Bergkops erstiegen botie und es mir rast -unmöglich düiiite, noch Weiler zu gehen, es war um 4 Uhr in der Morgendämmerung, da sing im Olivenhain auf einmal eine Nachtigall an zn singen und zn flöte», da noch eine, wieder eine; zuletzt waren eS vier, die sich ablöstc». Da war auch bei mir alle Müdigkeit vergesseri. Ich mußte auch singe». Da es gerade Kar- sonabend war, stimmte ick da-S Alleluja an, wie es an dieiem Tage zum ersten Mate »ach der Epistet ertönt: Alleluja, Coini- temiiit Demstro gnoniam bonuS, anoistam in saeciililiii miseri- cordia eins. Preist den Herrn, denn cr ist gut, und seine Barm herzigkeit währet ewig." Um 8 Uhr war ich oben, aber noch lange nicht im Kloster. Erst 8.30 Uhr zeigte sich am Fenster ein.Psörtner, der mich auf dringende Bitten knneinlietz und zu Pater Stakemcner südr:e. TaS war eine Freude, das wir nnS wiedcrscrhen. Das Acker- wichtigste war zunächst, Wäsche halten, dann Kaffee trinten, dann ein wenig schlafen, bis der Gottesdienst nm 8 Mir begann. Alles war sehr schön, Fcnerweihe, Cxnltet, Kerzcnwcihe, dann die Prophetien und die Bvunncnwcihe. Während der Prophenen besahen wir u»S den älteste» Teil des Klosters, der noch vom bl. Benedikt hcrrührte. Hier herrschte überall die Benroner Kunst. Gleicherweise in der Krhpta. die in herrlichstem Mosaik prangte. Da empfand inan: Das ist der Geist, der dein Orden des hl. BenedilluS eigen ist. Die Kunst der Obertirche dagegen i» ihrer prunkenden Ausgelassenheit patzt schlecht dazu. Das Kloster M. Cassino steht seit «29. Um Mittag durste ich mich am reichen Mahle erguicken und dann hinab den Berg hinunter. Jetzt ging es in kaum einer Sinnde, wozu ich am Morgen zweieinbatb ge braucht hatte. An dem Bergcsabhang habe ich mich gewundert über die ungeheuren Kakteen, die so hoch und dick wie die Bäume werden und ganz wild wachsen. Bon Cassino war bis Nom noch vier Stunden zn fahren. Unterwegs konnte ich zweierlei beobachten. Einmal die herrliche italienische Landschaft in der ansiiclimeiid klare» Lust. Monte Cassino sah maii noch eine ganze Eiuirde lang und hoch oben darüber die Höhen mit blendendem Schnee. Ein Zweites, was ich beobachten konnte, war die harmlose Fröhlichkeit dieser Italiener. Jn Casino war Markt gewesen, und da war alle? viel billiger wie in Nom. Unter anderem war da auch ein Bahnbeamter in Zivil, der hatte für seine Mit« beaniien an der Strecke allerhand cingekanst: Wein, Käse, Schin ken Wnrst. Aber nichts von allem wurde einfach nlgeüesert und bezahlt . Rein, eS musste erst groß Theater gemacht werde». Versteckeilspielc», Ableugnen, Handeln, Absichten, Wiederjinden, aber alles ohne Streit und in Fröhlichkeit, vier Stunde» lang. Diese harmlose kindliche Munterkeit ist einfach bezaubernd. In Italien herrscht zwar nicht der Schulzwang, nnd viele können nicht lesen und schreiben, aber diese Gewandtheit im Sprechen nnd im Benehmen — alle Achtung! Und die zwangsweise In tellektualisierung, wie sie bei uns vorherrscht, hat mich ihre Schat tenseiten. Sie ist ein zweischneidiges Schwert. Ohne Charakter bildung und Religion schadet sic mehr als sie nützt. Ein anderes Bitd vergesse sch nicht, wie die Vorhalle de? Kirchleins Moria desto Poee jede Rockt von drei bis vier Schläfer» benutzt wurde. Morgens wurde ein Feuer ve» ZeiinngSpavicr und Stroh ge mocht, um sich daran zu wärmen. tForlsetznng folgt.)
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