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Nr. »VS 18. Jahrg. Geschäftsstelle und Redaktion? Dresden-A. IS, Holbeinstraste 48 Mittwoch.^.September 19! ^ Fernsprecher 213l!3 Posstihcckclronto Leiv»i>i, Ne. v o Itsm 0e,i>grprr«S i AuSgab« 1 mit Mustr. Beilage vierteliShrli» ».88 In LreSden und gan, Deulichland frei Hans ».»« — «»«gab« » viertelWrlich ».88 In Dresden und ganz Deutschland frei Haus S.tw ae. — Die Sächsische lSoltszeitung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. — Sprechstunde der Redaktion: 11 bis 1» Uhr vormittags. Anzeigen, »»nähme von Melch^stsanietgen vis 1t»'Ihr. von Familien-.»,-einen bi? 11 Uhr vorm. — Preis Ili, »>s Petit-Spaltzcile 4<» z. im Ncklamelcil 1 Familien-»,neigen "0 — Für Niidemlich geschriebene, sowie dnich g.r,r> spreche! ausgcgcbenc Anzeigen tüinie» wir die Leranlwvriiichlc-l für die Rnvuglcit des Textes nicht überneh eru ylkknr^-Arbeit Tie 'N'otrvendigkeit der Stunde iu eine Formel gebracht, ist diese: Die Arbeit mutz wieder ihres Lohnes wert werden. Es ist ein charakteristisches Zeichen der Zeit, das; eine sozialdemokratische Arbeiterregierung es ist, welche sich ge nötigt sielst, wiche Maßnahmen zur Sicherheit der Arbeits- wchlichteit und Arbeitsleistung zu ergreifen, welche einem Meitszwang in ihwr Wirkung gleichkomint. Das Wort .'üeüszwang hat einen gewissen. Klang. Dies nicht allein im sozialdemokratischen Lager, in dem jede Beeinflußung des Aibeitswillens vorrevolutionärer Zeiten als. dos iwliimiiste Attentat gegen die persönlicl)e Selbstbesniiiinuna des Arbeitsnehmers angesehen wurde, auch in anderen Keilen hat inan sich nie mit dem Arbeitszwaag befreunden tonnen. Dessen UnwirtsclMtlicksteit lag viel zu offen zu Tage, als das man geneigt gewesen wäre, die im allge meinen recht gering zu veranschlagenden Vorteile gegen über den ossensichtlichen Nachteilen in Kauf zu nehmen. Man soll in diesem Augenblick der Sozialdemokratie durch den Vorhalt ihrer früheren Auffassungen in diesen Dingen leine Schwierigkeiten bereitem Der jetzige wirtschaftliche Notstand ist so groß und so allgemein, daß er nns alle an gelst nnd daß wir es daher alle begrüßen müssen, wenn aus dieser Lage so oder so die Konsequenzen gezogen werden. Man muß es daher mit Geniigtiiinra begrüßen, daß gerade von sozialdemokratischer Seite in den letzten Tagen mir wachsender Entschiedenheit auf die Notwendigteit der Er greifung von Maßnahmen liingewiesen wird, die uns ans der jetzigen immer mehr und offener der Katastrophe zu treibenden Situation h-erausführen. Tie führenden sozial demokratischen Blätter, an der Spitze der „Vorwärts", sind ec- gewesen, welche die Wiedereinführung der Akkordarbeit fordern. Ter „Vorwärts" möchte damit eine Art Prämiensystem verknüpfen, sozwar daß derjenige Arbeiter, welcher über die Akkord-Aufgabe hinaus eine er höhte Arbeitsleistung vollbringt, einen besonderen Zuschuß in Geld- erhalten soll. Das System der Alkobdarbeit ist auf dem Prinzip aus- gebaut, daß die tatsächlich vollbrachte Arbeitsleistung ihre entsprechende Vergütung finden soll. Dieses System er möglicht dem tüchtigen Arbeiter einen wesentlichen Vorrang gegenüber dem untüchtigen. Es ist nicht zu bestreiten, daß bei diesem System früher nicht 'eiten MiMände obgcwaltet haben, die teilweise zu einer verhältnismäßig hohen Aus nutzung der Arbeitskräfte des Arbeiters gefichrt baben. Tiefem Manuel läßt sich aber mit Leichtigkeit begegnen. Tie leitende Nichtlinie muß tatsächlich die sein, daß die Ar beit in dem ihrer Bedeutung znkommenden Ansmaße rich tig gewertet wird. Es ist selbstverständlich, daß es die Ar beitslust dos tüchtigen Arbeiters nickt anreizeu kann, wenn er Tag für Tag sieht, wie sich das Nichtstun gerade so gut. teilweise noch besser rentiert, als eine angestrengte, verant wortungsvolle Tätigkeit. Der sittliche Wert des ganzen Da seins besteht doch darin, daß man seine Eristenzmittel in ehrliclsem Schaffen erarbeitet hat. Tie Arbeit in Akkord ist tatsächlich unter den obwalten den Umständen ein Rettung verheißender Ausweg in dein Umstand, daß nur die wirklich geleistete Arbeit entlohnt, die bessere und höhere Leistung entsprechend besser und höher gewertet und damit jeder Arbeitende zur Erzielung einer bestimmten Exrstenzgewinnung angehnlten wird, und i» der mit alle dein unlösbar verknüpften Notwendigkeit ber völligen Veränderung des bisherigen Systems der Ar beitslosen-Unterstützimg liegt schon ein gewisser Arbeits zwang begründet Alle Bemühungen, die mach der Richtung einer er höhten Arbeitsleistung zum Wohle der Allgemeinheit zielen, müssen wir unterstützen, ganz gleich von welcher Seite sic kommen. Wenn gerade diejenigen politischen und wirtschaft lichen Kreise, die bisher diewni System nicht zuletzt aus parteipolitischen Gründen abhold waren, nunmehr in Er kenntnis der Notwendigkeit dieser Stunde sich auch gegen den nicht geringen Widerstand in ihren eigenen Reihen sich dafür ein,zusehen den Mut haben, so muß man das umso mehr anerkennen. Die Relchseinkomrnensteuer Gar mancher Steuerzahler wird lvenig davon erbaut sein, daß nunmehr eine Reichseinkommensteuer dnrchge- iührt und die Steuersätze sür alle Orte Deutschlands gleich gestellt werden sollen. Denn, um das gleich vonvegzu- nehmen, bei einer Roichseinkoniiiienfteucr ist es mit den schönen Tagen der StenersckMning in einzelnen Gemeirider, vorbei. Nach dom bisherigen Recht war eine große Un gleichheit in der Belastung durch; die erste und wichtigste aller Steuer» gegeben. Schon die Einzelstaaten wiesen in ihrer Steuergesetzgebung zahlreiche Unterschiede ans hin sichtlich der Tarife, des EristenzminiinnniS nsw. Am schlimm sten aber war es mit den Gemeindeznschlägen bestellt. Ur- spnliiglich in Preußen als Bebelfsmiltel sür die Gemeinden neben -dem anderen Stenern gedacht, sind manctze Gemeinden dazu übeigegangen und haben das Drei- und Mehrfache der Staatsforderung an Einkommensteuer auferlegk. In an deren Gemeinden aber blieben die Sätze vor dem Kriege und zum Teil auch noch während des Zjstieges bedeutend niedriger: ja es gab in Preußen einzelne Gemeinden, die überhaupt keinen Zuschlag z» ihrer Einkommensteuer er hoben. Diese Möglichkeit von Unteilchieden in den Einkorn- mensteiierzuschläaen hat zur Ausbildung d.er bekannten Reiitnerstände geführt, in denen Millionäre und auch manche nicht ganz so schwere Getdlente sich niedcrließen, weil dorr die Steuer gering war. So entzogen diese Rentiierftädte den anderen Gemeinden steucrpolitisch das Blut. In den Stadtgcmeinden, Ivo das Nationaleinkommen eigentlich dnich Produktion geschaffen winde, in den Fabntstädten wären allerwarts sehr hohe Zuschläge. Tort sind die Schnl- laisten groß, die Arnienlasten hoch, kurz, die wirtlichen Aus gaben für die breiten Volksschichten nehmen dort einen gan-. andern Raum im Stadthanshalt ein wie in den Rerrtner- städten. Diese letzteren haben dann einen sehr hohen Lnrns- answand gemacht in Asphaltstraßen, schönen Parkanlagen und sonstiger Stadtverschöiiernng. In der Friedenszeir konnte man über eine solche Verschwendung noch hinweg- sehen: in der Zukunft darf dies nicht mehr sein. Wie müssen dem Volke sowieso grdße Opfer anserlegon. Da darf kein Pfennig mehr nebensächlich ausgegeben werden. Bleib? die Einkommensle»ee in den Händen der Gemeinden, so wie das jetzt der Fall ist, so ist Mir keine Otarautie gegeben, daß von ihr rickstiger Gebrauch gemacht wird. Bor allem wäre auch in der Zukunft die Möglichkeit gegeben, daß die vor handenen Stciiersträste in einzelnen Gemeinden, vorab in den Nentnerftüdten, nicht genügend ansgenützt würden. Das widerspricht jedem Gerechtigkeitsgefühl und ustire ein Hohn ans gerechte Gleichheit im demokratischen Staat. Gleiches Stenerrecht für alle, auch in der Einkommensteuer! Das müssen besonders die unteren Klassen des Volkes fordern. Das müssen aber aiicb fordern jene Städte, in denen das Nationaleinkommen größtenteils geschaffen wird, die Fabrik- städte. Sie haben lwhe Zuschläge, Es spricht doch jeder Vernunft Hohn, daß in den Städten, wo das Nationalein kommen erworben wird, Hobe Eintöminenstenerii sind, dort, wo es per,zehrt wird, aber niedrige. Und noch unvernünftiger ist es, daß die Zuschläge um so böber sind, sc kinderreicher eine Stadt ist. Es wird also nach dem seitherigen System auch die Fürwrge für den Bevölkernngsnachivnchs gewisser maßen mit einer Strafe belegt. Hier muß Wandel geschaffen werden: allenthalben. Und dazu ist berufen und befähigt das Reich. Ans einzelstaat lichem Wege wird die Ungleichheit nie ganz beseitigt werden, ganz abgesehen davon, daß die Finanznot die Neichsein- tömmeusteuer zwingend nötig macht. Ein Ultimatum des Verbandes Versailles, 2. September. Nach dem „Journal" bat die juristische Kommission der Friedenskonferenz ihren Berickst über die deutsche Verfassung sertiggeslellt und de: Friedenskonferenz übermittelt. Sie vertritt die Ansicht, daß die Artikel 2 und Ol der Verfassung gegen den A,- tikel 30 des Friedensvertrages von Versailles verstoße. Der Obcrste stk a t de r A liierte» hat ent s chie - den, daß die de nt sehe Negierung inner halb !t 5 Ta gic in du e R eichsve >r f a s s s n n g a b - zu ändern habe. Berlin, 3. September. Wie die „D. A-Z." erfährt, isl die 'Note des O b e r st e n R ates d e r V e r b ü n - detcii, die die Abänderung der Ncichsversassnng inner halb 15 Tagen verlangt, gestern aben-d in Berlin eilige troffen. Die Rückkehr unserer Kriegsgefangenen Köln, 2. September, Die ersten deutsche» Kriegsge fangenen trafen gestern früh in Stärke von 1000 Mann in Köln-Deutz ein und wurden von einem Offizier der Ab nahmekommission begrüßt. Sie stammen ans einem eng lischen Gefangenenlager in Calais, lieber drei Jahre bildeten die Entlassenen zwei Arbeitskoinpanien vo.- je 500 Mann. Tie Gefangenen sehen sehr gut aus nnd sind mit guter Kleid-urig versehen. Weitere Gefangene »nd L, zarcttzüge aus englischen Lagen: in Nordfrankreich sollen ini Laufe der nächsten Woche in Köln eintresfcn. ist der nniückirNni Behörden, wi: i' n s 's.« in Versailles zu da N... l in nücktiger 'Ba r nec t'.!- 'sk. i die beiorrdere T.va! i:'r a- hoffen damit ans und ein baldiges Wi e' 7-« Angehörigen. rreelüor melde!, dst en Gebiete beta 5tt Gens, 2 September. Eine Havas - Depesche mell ts Tie P e r I> and! n n g e n über die Hmmichaffniig der feind lichen Kriegsgefangenen nehmen einen. ' ii n sc igen Fe t- gang, den einen baldigen Atsthlun, de: Vorbereitungen - warten läßt. Rotterdam, 2. S'plewber. Tailn Neins melden, daß die englische Arbeiterpartei am 25, stngnst eine Allion. lwr> Lloy d Ol e o r g e unternahm, um die H e i in ' ä a 11 n r der deutschen K lieg s g e f a n g e n e » bcrbeizinüh: Tie Antwort Lloyd Georges eulbäli den Beschluß des 5 riier Rates mit der weiteren Mitteilung, daß die va,w- reiteiiden Maßnahmen z»m Abtrauspor- den den: eu Kriegsgefangenen von England bereits Anfang Alwin: - gangen sind, und daß der Abtransport dis M itte T :: a - her diirchgesübit sein würde. Berlin, 2. September. Ter 'eickszentrale >n: K u und Zivilgesaugene ist vom internationalen sto' n K renz in Genr folgendes Tele a r a m ni zngegam , :: Das internationale Komitee beeilt fick, zur endlich in st - ückl -gestellten Heimsciassung der lheiangenen sie .uns be üchste zu healückn'ünsch.'n T ta-ktvollen Leitung der beteilig ermüdlichen Arbeit ihres Vertr Tas .äoniitee durste vor gclst T, mit den französischen Behörden lion desselben Hinweisen A glatten Verlaus der Verhandln» sehen der Gefangenen mit sh Paris, 2. September. T beim Wiederan'ha» de> bei Kriegsgefangenen nicht vor dem !>. September cbrci .rcrden. Gegen den Versailler Vertrag Amsterdam, 2. September. Tie „Times" meiden n-s Washington, daß Tenater ,>i n o r in i-eive-, ni Freitag gehaltenen Rede noch erklärte, er sehe ni.l in, nesl'alb Amerila Tenlichland einen Vertrag anw ivolle, dessen Bedingungen von der anieritanischen d:.st 'a'.i- tischen Weit als n n a n s s ü l> r h a r bezeichnel nercen. Ter Vertrag verübe anßerdeni noch einen Mord an Nr eit langein hesienndeten chir.esiichen Nation. Er !e,< die (''rnndlage sür das I a h r!, n n d ert d e s B I ii l n e >' - gießens, i» das die Anreiitaner bineinge,zagen -Gen würden. Ter Vertrag ver; flickte die Vereinigten N :eu, alle AHIöinnwn über hestiminle ttledicte nickt zu um ü.:- 0-'n, die der Völkerbund a:ie>iei:ne, obgleich bic nicis:- >- l ie- ser Adlömmeu sic!; ai.s die Unlerdrüclnng der sä :ckeu Nalioneu gründen. Tadnrch werden die Vereinigen Ttaaien zu n» gerechten Dan d-In ngen gezniuigen, werden, wie im Falle mit Scl antnng. Knor sagte D-st-ci'.- land niüsse den Betrag, ans den die Vereinigten S aten als Tckndenvergütnng verziäüel labe», als Kredit er, !!en. Er fügte hinzu, er bebe teinerlei Tninvatlüen sür T-aitsch' land und wünsche auch nickt daß es ohne gereckte T r ?e davontömine, er sehe jedoch nickt ein, welchen Zweck e. eaöe n n b n r ch f ü h r b a r e P e d i n g n n g e n ausznerle en Tie , Times" melden, daß die Rede des Senators Knor 'roßeS Anssehen ericat lnrbe und daß Praüdent Wi! on di van Knor dargelegten 'Beweisgründe widerlegen m.isse. Lugano, 2. Sepelmber. cst'ach ilalienische» 'Blätterniel* dnngerr sind l I g n> e r i t a n i s cb e Senatoren gegen und !>> sür die Ralisilalio» dcs Fricdens durch Amerika. Rotterdam, 2. September. Tie .Rede von .Knor ickeint dos Tmiral zu einer Attacke ans der ganzen Linie aegen den Friedensvertrag nnd somit gegen Wüwn geben ur ivollen. In Washington erst! ienen gestern irische Ver treter vor der Senatskomminion. Tie vertratei: dm Anüclst von Millioncii irischer Ame-naner. stör Fülwec ist der bekannte Richter Eohatan vom obeisien Gelickt - Hof in N'enyork. Er sagte, er '-Ne in diesem Völterbnud teinen Bund des Fricdens, sondern nur den Teclman- t e l gegen bas e ngli s ch - p e r s i s cb e A b k o in in e i. Ein anderer Redner tagte. Gott belie dem anieriianiscl-eu Volte, wenn es jemals zu Meiniingsverickiedenheilen über den Artikel 10 des Völkerbünde'- lammen sollte, denn eine wiche Meinungsverschiedenheit n -de durch die iri'cke Fraae bestimmt sehr bald berbeigesühr! -ve-den. Wenn der Senat diesen Vertrag nicht znm Fenster I inansiverse, komme eS sehr halb zu einem Kriege. Der Putsch in der Pfalz General Fayoll, der Führer einer sranzösischeri Heeresgruppe, dem auch die H pfälzische Besatzungsarmee untersteht, erklärte dem stellvertretenden psälzischeu Regi '- rnngspräsidentcir von KÜnaenperg in Kaiserslautern, daß die pfälzischen Vorgänge eine r ein deutsche A nge -