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TieiiS.ag, den 4. Deziutiüer 102L Nr. 238. Seile S Der neu- Pressechef Ter neue Reichskanzler wird, wie verlautet, den wichtigen Rosien der Pressestelle der Reichsregierung und des Auswärtigen Amtes mit dem Direktor der „Germania", Tr. Spierker" be setzen. Mit Tr. Spierker übernimmt ein erfahrener Journalist und Fachmann dieses wichtige und schwierige Amt, dessen Ausgabe es kein soll, die Politik der Reichsregierung zu übermitteln. Tr. Spierker war seit 19l2 Schristleiter der „Zentrums-Parlaments- Korrespondenz" und trat nach seiner Rückkehr aus oem Felde in che Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amtes ein. Im obe» ichlesischen Abstiminiingskampfe, bei dem das Zentrum in erster Linie ausschlaggebend war, hatte Tr. Spierker eine sührende Rollo knie; damals wurde er in Anerkennung seiner Tätigkeit zum preußischen Negicrungsrat besördwt. Rach Abschluß der Wahlen wurde er zum Tirektoc des Zentralorgans der Zentrumsparteiz der „Germania", berusen. Hk'fferich als RrschsbaakprSstdent? Ter IentralauSschutz der Reichsbank hat be» schlossen, Tr. Helsferich statt Tr. Schacht für den Posten des Präsidenten der Neichsbank in Vorschlag zu bringen. Eine Entscheidung, die auf den Vorschlag des NeichS- rals vom Reichspräsidenten zu treffen ist, ist zur Stunde noch nicht gefallen. Die rheinisr-e Währunq Paris, 3. Dezember. sDrahtbericht.) Nach einer HabaS- Meldnng aus Koblenz hat die interalliierte Nheinlandkommission die Herausgabe einer Goldwährung durch zwei von einander ge trennte Jndustriekonzerne beschlossen. Es sind wesentliche Mast, nahmen zur späteren Berrinheitlichnng der verschiedenen Wäh. rnngen getroffen für den Fall, daß eine rheinische EmmissionS- bank gegründet werde. Tie neue Währung, die nur im Rhein land Geltung haben wird, »st ausschließlich durch fremde Devisen gedeckt. Das November-Abkommen im Ruhraebiet Brüssel, 3. Dezember. sDrahtbericht.) ThcunlS empfing gestern den Chef der belgischen Nnhrinvasion Hanneeart, der ihm feinen Wochenbericht über die wirtschaftliche Lage unterbreitete. Daraus geht hervor, daß die Vertreter der Industrie des be setzten Gebietes ausnahmslos da 8 N o v e m b e r. A b k» m m e » mit den belgischen Vertretern unterzeichnet hätten. Die Arbeit sehe In vollem Umfange wieder rin und man könne «»nehmen, daß die Industrie ihre Verpflichtungen auch erfüllen werde, Die Situation sei sehr zufriedenstellend. ., Mr die Usbrrstund-oo^beit Bochum. 3. Dezember. <Drah!b.richt.) Jie einer von etwa 9000 Arbeiter!« besuchten Versammlung ans dem Schilpen- Hose wurde »me den Ge'verkschaftsführern die Lage der Industrie besprocheie. Man besitzlos;, an dem gesetzlichen Achtstundentage festzichnlteie, erkennt aber die verübergrhende Notwendigleit v,r Neberstniedeuarvelt wegen der jetzigen Wirtschaftslage an. Eine De»sek ivöru«q sieaen den «rriechischen Köniq Athen, 3. Dezember. sDrahtbericht.) Man vernimmt hier, das; eine Verschwörung gegen den König angestellt ist. Di« Vrgl.rnieg hat Maßnahmen ergriffen, nm den Fall ansznlliiien. Der Palast des Königs ist von Soldaten umgeben. Dos Verbot -er Kölniseben Ieilunq Paris, 3. Dezember. sDrahtbericht.) Die Kölnische Zel- <»»g ist von der BcsatznngSbehörde verboten worben. Wie das „Journal" mitteilt, ist die Dauer des Verbotes auf acht Tage sestgeseht worden. Der Laridesparteltasi der sächsischen Sozialdemokratie Dresden, 3. Dezember. Im LandtagSgebäude fand am Sonntag der Landesparteitag der Vereinigten Sozial demokratie statt. Cr stand unter dem Zeichen der Mei- nungsverschicdenheiten zwischen den Landesinstanzen — den Ein- beruscrn der Tagung — und der LandtagSsrakiion, die sich nach der Neichsexekutive von den Kommunisten abgewandt und eine gewisse Vereinbarung mit den Demokraten getroffen hatte. Die radikale Einstellung dcS Parteitages stand nach Wahl der Ver treter ans dem Lande fest, die znm größten Teil oppositio. nell eingestellt waren. Die Leitung lag in den Händen der Landtagsabgcordneten Arzt und Weckel, die ebenfalls dem linken Flügel der Partei angeboren. AuS Berlin war der ehemalige Reichsfinanzministcr Dr. Hilferding anwesend, der die Ansicht der NeichSpartei ver trat. daß ein Zusammenarbeiten mit den Kommunisten praktisch unmöglich sei, und daß man versuchen müsse, im Zusamenarbei- ken mit anderen Parteien das Möglichste zu erreichen. Dem Par teitag lag ein Antrag auS dem Bezirke Groß-DreSden vor, der zum Ausdruck bringt, daß die LandeSinstanzcn der Partei allein das Recht der Entscheidung in allen wichtigen landcspoliti- scheu Vorgängen, also besonders auch Uber die jeweilige Regle. rungSbildung und die Grundsätze de- NrgicrungSprograinms haben, aber nicht dl, Landtagsfraktion! Weiter heißt eS darin: Der Parteitag erneuert den Beschluß dcS Märzparteitages, der eine Geltendmachung der proletarischen Landtagsinchrheit er- strebte. Der Parteitag verwirft eine Koalition mit bür gerlichen Parteien. < Sine Sattlest»! In n»ßn Stunde Düstere Adventsstimmung lastet auf unserem Volk. DaS Wirtschaftsleben liegt darnieder wie noch nie. Hunderttausende sind ohne Arbeit und Verdienst; viele Familien brotlos, ehemals Begüterte am Bettelstab; Kiirder ohne Milch und Kleidung; Kranke ohne Arzt und Heilmittel; viele Eltern denken mit Ban gen an den Weißen Sonntag ihrer Kinder. , Die Not ist riesengroß! Wohl versuchen Staat uns Gemeinde nach Kräften der schlimm sten Not zu steuern. Bei der heutigen finanzielle» Lage können sie aber mit der Not nicht mehr gleichen Schritt halten. Eine große Mobilmachung der freien Liebestätigkeit muß deshalb einsehcn. Mehr denn je schlägt jetzt die Stunde der christlichen Caritas. Jetzt, wo am bevorstehenden WeihnachtS. fest Gottes Liebe zu uns Menschen im hellsten Licht erstrahlt, sollen auch alle, die Christi Namen tragen, in werktätige^ Liebe zu den notleidenden Mitbrüdern wetteifevn. Eine Caritas-Opserwoche > . — soll in jeder Pfarrei während der Sldvents- und Weihnachtszeit in Stadt und Land abgehalten werden. Kinder und Erwachsene sollen um der Liebe des WclterlöserS willen in dieser Woche ein persönliches Opfer bringen. Um der Armen Christi willen soll jeder auf ein Genußmittel oder auf ein Ver gnügen oder sonst auf eine andere unnötige Ausgabe verzichten. Alles so Ersparte soll am Ende der Woche an die Sammler und Sammlerinnen oder unmittelbar an die Pfarrämter und Caritas sekretariate für die Armen und Hilfsbedürftigen abgegeben wer den. Alles, waS unseren notleidenden Mitmenschen zu Helsen ge eignet ist, kann geopfert werden: Geld. Lebensmittel aller Ark, Stoffe, Klei der und Wäsche. In den Städten melde man Freitische für die Armen an, auf dem Lande E r h o l u n g s p l ä tz e für die Kinder. Nur die persönliche Opfergcsimmng kann den Geist des Mammonismus überwinden, die Klassengegensätze mildern, kann die Menschen einander wieder nahe bringen. Dieser werktätigen Nächstenliebe hat Gott seinen reichsten Segen verheißen. Almo sen geben arm et nicht. Wir wissen wohl: Schon oft hat Kirche und Caritas in dieser großen Volksnot an den Türen des christlichen Volkes an- geklopft. Noch nie hat seine Opferwilligkeit versagt. Jetzt, wo wir der größten Not gegenüber stehen, jetzt, wo tausende huiiger» und frieren, wo manche Menschen vor der Verzweiflung stehe», jetzt heißt es praktisch a» der Not des anderen teilneh men. „Einer trage des andern Last und so erfüllt ihr das Gebot Christi" <Gal. 6,2). Weihnachten ist nahe. In vielen Herzen wird eS traurig, In vielen Wohnungen und Kammern dnnkel bleiben, wenn nicht die Liebe durch eine reiche Gabe Licht und Freude bringt. Darum soll die menschgewordene GotteSlicbe in der Caritas- Opserwoche aller Herzen und Hände -u einer große» Opfergabe erschließen. Obwohl die sämtlichen Verhandlungen und somit auch die Abstimmung streng vertraulich behandelt wurden, so steht doch nach Lage der Dinge außer allein Zweifel, daß die Radi kalen, die den ganzen Parteitag in Szene gesetzt haben, den Sieg über die gemäßigten Genossen davon getragen haben. Die nächste» Tage und Wochen werden volle Klarheit schaffe». Man darf gespannt daraus sei», wie sich diese Gegensätze inner, halb der sozialdemokratischen Partei anSwirken werden. Denn von einer Nebcrbrnckung derartig schroffer Gegensätze kann auf die Dauer keine Rede sein. gm MiM- «xd Tklt-kXlimzkdShrk« Berlin, 3. Dezember. Ter RelchStkit beschäftigte sich am Sonnabend mit der Aenderung der Fernspr « ch - und Tele- g r a m m g e b ü hr e n. Ter Berichterstatter wies darauf hin, daß die Reichspost seit dem 15. November keinen Kredit mehr vom Reiche hat nnd ganz auf eigene Füße gestellt ist. Dadurch sei ihre Finanzlage außerordentlich vcrschärst worden und sie müsse durch Abbau des Personals die Ausgaben verringern, anderseits aber die Einnahmen bis zur höchst-; möglichen Grenze steigern. Ans der Erhöhung der Fernsprech gebühren wird ein Mehrerirag von 150 Goldmillionrn, aus der Erhöhung der Telegrammgcbühren ein Mehrertrag von 30 Gold- mtllionen erwartet. Tie Telegrammgebühren würden etwas über die Friedenssä tze hinausgehen, die Fernsprechgebüh ren etwas darunter bleibe». Die Verordnung wurde gegen die Stimme Bayerns angenommen. Danach stellen sich die Ge bühren mit Wirkung vom 1. Dezember 1923 an: Bet deie Fernsprechgebühren betrügt die Srundge- bühr für jedes Ortsgespräch 15 Ko l l> p fr iln i ge. die Crund- gebühr für et»« Ferngespräch bis drei Äinutrn Dauer bei Ent- scrikungen bis 5 Kilometer einschließlich 15 Pkg.. bi- 15 Kilo meter 30 Vsg., bis 25 Kilometer 45 Pfg.) bis 50 Kilometer »0 Pfg.. bis 100 Kilometer 1 Mark 35 Psg.. über 100 Kilo- mrter für jede nirqefangene» weiteren 100 Kilometer 45 Pfg. meyr. Jeder Teilikrhiner ist berechtigt, seinen Anschluß ans oen PH. November 1923 nachträglich zn kündigen. I» der Fernsprech-, orinrung wcrom die JahreSgcbühren durch VierteljahreSgebülak! rctt ersetzt. Tie Telegramm gebühren werde» folgendermakeik festgesetzt: Bet gewöhirliche» Telegrammen beträgt das Wort für den Fernverkehr 15 Pfg.. im Ortsverkehr 7,5 Pfg. für rin Teke-t grnmm ist mindestens die Gebühr für acht Worte zu entricht««»! Eine neue Verordnung über . - « die Gediikren der Rechtsanwälte , bestimmt, daß diese Gebühren in Gold berechnet werden sollend Für die Erstattung von Anwaltsgebühren in Armensachen wird die Grenze aus 2000 Goldmark festgesetzt. Dazu bemerkt der sächsische Gesandte Dr. Gradnauer, daß die Länder nicht 'm der Lage seien, die HAen Kosten für Armensachsn aus eigenen! Kräften zu tragen, ohne daß das Reich «inen finanziellen Aus gleich schasse. Er beantragte Namens Sachsens die Entschließung) die Reichsregierung zu 'ersuchen, unverzüglich dem RelchSr.rte mit zuteilen, auf welche Weise den Ländern ein finanzielle« Ausgleich gegeben werden soll. Staatssekretär Joel erklärte^ in den nächsten Tagen werde eine Aenderung des Gesetzes über die Arniensachen vorgelcgt werden. — Tann wurden die Verordn nung und die Entschließung angenommen, ebenso stimmte der NeichSrat dem Gesetzentwurf über die Goldrechnung aus dein Gebiete der Iustizgesetze zu. * Di« Papiermark im Anskand« , . Berlin, 3. Dezember. sDrahtbericht.) Stockholm 0.8w Kronen für 1 Billion, Zürich 0,75 Frankrn für 1 Billion, Neu- York 0,15 Dollar für 1 Billion. Berliner Dorbörse Berlin, 3. Dezember. sDrahtbericht.) Der Stand' der' Mark in Neuyork strikte sich am Sonnabend nm Schluffe etwas« besser. Man nannte einen Kurs von 15 Cent für 1 Billion, was rlnrr hiesigen Dollarparität von 6^ Billionen entspricht. Nm- kätze wurden jedoch nicht oder nur in äußerst gerinnen» Nmfanaö getätigt. Anö London wird eine weitere kleine Aufbesserung den Mark gemeldet. In Berliner Börsenkursen rechnet man damit,' baß die bisherigen Devisenkurse auch heute sicher nnveränkerh festgesetzt werden. Der Geldmarkt weist eine ziemliche Flüssigkeit aus; doch tragen die nnvcränderten Devisenkurse dazu bei, die Zurückhaltung brr Effekten zu verstärken. DaS Publikum hat sich zum größten Teile mit wertbeständigem Gelbe einzudecken versucht und verhält sich der Börsenspekulation gegenüber zu rückhaltend. ES ist für den heutigen Tag mit keiner wesentlichen Steigerung drr Effekten zn rechnen. Berliner Devisenkurse vom 3. Dezember fNmtli h) »ilgeteilt von der Lämmer,« und Privatbank, A.-G.. Dresden Pollerung«» In Mlllloneu der Suche» der Währung. -.-Ä' NmNkrdai» , . «rilgel . . . ShriNI-niIa . . Nopenbna»» . BtoiNjolm . . Nom « . « , London , , , Neiibork . . , Barl« . « . Uri» . . . Madrid ... Wien .... Prag .... «aAchau . . Budapest. . . 1 Goldmark Berliner Börse Aktienkurs« in »«rliner An s. ir. r. ir. <7i«id »riet Geld Brl», is,«cx> ircxoeo I5S6000 I604MI0 IS,M5 isn« I9S500 SIlVigU ««,ro «74570 grsico 7Z«,l0 7570S0 75»K7< no 750 IWI740 II0676» !»><»» ,sr»55 181545 IS7455 I«?»55<X) I»'54V00 i"4«6> co »I«»soo »7W50N 4189 00 47IV5-» rrsrs, 7?«'«5 7»I47l rn'so 7WI» »IS75 75416» 757kv» 5«Z7V 54'»l.a 54.1», 5«.742 5».»4» n,«r 17751» 1716»» 17,5,5 7IS.»S0 770,550 717.450 770.55« -- 1 Billion «pro,. «»ichSaiilech» »ckautuua-Pahn . . Tanada-Paelfie . . . »omding. Paketlahrt pord». Lloyd . . . . P«r«I,i.»>»eI»Ifs<chrI »om.. u. PAdatdank »or»tt»dt«r »anl . »»Mich» »onl.... «I»f»ntochomin«n»II Dresdner Baut . . . »el»jl,er Nridllans«. O«ll»rr. Kredit . . . »ochumer Gickgahl. Pe»sch.4»lemdurg«r «ellenNrchen «»rgw. H»rv»n»r P»ra»«rc. tohenlod« ImiradtiU» Momie-mami-Ilöbr. 0d>chl.««lenr»tznbdl. , »il«ntnduuri» Billionen «n-Skurs« »ir. n« 50 7.» 5,, »« «.,» 7« «0 77^5 too »L» r, o» 7LS 77 »5 » 0.7 7^ 0.7 ro 70 7» wo »o 7» »r 7S.7 7t P»»nk 5. 12. 46 75 50. l l. 48 r>om»!n»«r 24 »Lkm I»e Sevden. . 6 8 Dynamit Nobel . . . N 15 Db. «oldlcbml»!. . . lS.5 23 vbchslcr ftorbwerl» . 71 2L Oberlibl. Kokswerc». 30 38 Villa klellr..«elklllq. 17 veramann Slellr.. . 15.5 15.5 Pöäe »leltr. 7S 2.3 Sachlenweri 3.4 3.7 «vrlltzn Kaqaon . 7.5 lo b>nlr<H»llm»m. . . rs 5» AaSb-NIirnd. MalN» 78 Verlv'.Anbakl.Malch 7.75 65 Berliner Maschine». 10.75 10.5 Daimler-Molaren . S.5 3.5 -arlmaim Maich.. . Ore,igeln ». Koppel . 4^ 4.7» >5^ 15 gimmermannwerl« . »Ino-«erl« LackeitziU Hirich-Kupier ... 1.7 7.7 5.75 7.5 »75 575 L0 Hiiao Schneider.. . ne» >4 Nirddeullch« «olle. so 40 «l»kr Nannnaarn. . gellsiosf-Waldhotk . . v,ai» Ivo s 10 so KL tfch»ch»flo»aNfchen «a»N>er»to, Atllal» Dresden. Katholische Ausdrucksweise Von einer in katholischen Kreisen sehr an« gesehenen Persönlichkeit werden uns folgende Ausführungen übermittelt. Unsere Sächsische Volkszeitung will «in Parteiorgan sein. Die will und soll dem Zentrum dienen. Sie »st es ihrer Lergaiigenheit und ihrer Zukunft schuloig, daß sie dir Schlachten dieser Partei schlägt, und zu ihr steht in jeder Not und Gefahr, solange diese Partei wie bisher ihren Grundsätzen treu bleibt. Und wir wünschen ihr von Herzen, daß es ihr gelingen möchte, trotz aller Wirrnisse der Zeiten alle sächsischen ZciitrumSlenic t»m sicheren Bestand ihrer Leser rechnen zn können. Auch die Nichtkatholischeii! Tie sächsische Zeutrumspartel kann eine Tageszeitung nicht entbehren, wenn sie nicht großen Schaden lewen soll. Ihre Getreuen müsse» die Möglichkeit habe», sich täglich unter dem Gesichtswinkel ihrer, der christlichen Volkspartei, über die Politik der Welt und des Reiches und des Landes i»i!er-> richten lassen zu können, auch ihre Partcinachrlchlen mit tun lichster Beschleunigung eiitgegeiiiiehmeii und auch weitcrgcben zn föiiiie». Darum darf man gewiß denen dankbar sein, die wohl pnt mancher Selbstverleugnung, aber in edler Liebe zur Einheit und Geschlossenheit der Partei auf jegliches anderes Unternehmen Verzicht leisten. D as vorausgeschickt, soll aber auch nicht minder betont sein, daß sie ihrem ganzen Entwicklungsgänge gemäß auch eine ka tholische Zeitung sein und bleiben muß. Was Dr. Hans Rost- in seinem Artikel „Katholisches Lewußtfetn und Presse" cins- sührle, das gilt also auch ihr, nämlich, daß sie die Weltanschau ung des Katholizismus mindestens zu einem ebenso hervorragenden Wesciisbestandleil machen muß, wie die Politik. Diesen Artikel werden alle Leser in den beiden letzten Sonntagsnummern der Sachs. Volkszettung wohl beachtet haben. Wir freuen uns über die von einem so namhaften Laien gemachten Ausführungen. Sie veidicuen es wohl, zweimal gelesen zu werde», von den Akade mikern wie von den Lehrern, von den Priestern und den Kanf- leuicn, den Arbeitern und Handwerkern, von den Beamte» und den Landwirten. Diese Anschauungen sollten uns Katholiken tu Fleisch und Blut übergehen, und — es würde besser stehen um unsere katholische Presse. Weniger unfruchtbare Kritik würde sie erfahren, aber desto mehr Hilfe uns Mitarbeit würde sie gewinne». Unsere Sächsische Volkszcitung muß den Katholiken Sachsens lieb und wert bleiben. Kein Opfer für sie darf ihnen zu groß scheinen. Im Zusammenhang mit diesen Gedanken, die auf große Aufgaben und Ziele Hinweisen, darf man vielleicht aber cmall einmal ans einige kleinere Dinge hinloeisen, nicht um schtvcrS Anklagen zu erheben, sondern nur, um Schönheitsfehler «nt- sernen zu helfen. Wie oft kann man in der katholischen Tageszeitung unsere» Landes Veröffentlichungen, im Annoncen- und im Bcrichtstetl lese», die ungefähr also lauten: „Am Totensonntag wird der katholische Verein da und dort folgende Veranstaltung treffen." Oder: Am Nesormationsfest hat die und die katholijiche Vereinigung da-Z und das unternommen." Würde wohl ein Verein, der nur oder doch hauptsächlich a»S Ntchtkatholiken besteht, schreiben: „Am Peter» und Pauls- feste wird dies und jenes vor sich gehen."? Ganz bestimmt nicht. Wir Katholiken dürfen unS doch ganz gewiß auf unseren katholischen Standpunkt stellen. Wir achten die Ileber-- zeugung - und die Sitten anderer; vielfach sekien wir in ihnen sogar Spuren und Reste der anlma catholica, des katholischen Empfi'tidcnS, wenn nicht überhaupt daS Zntage- tretcn natürlicher Gedanken und Bestrebungen. Aber wir haben gewiß keinen Grund, zu vergessen, daß wir keinen Totensonntag brauche», weil wir längst einen Allerscelengedächinistag haben, und well wir einen ganzen Monat mit unserer hl. Kirche dem Andenken unserer lieben Toten weihen. Wir können auch nicht von einem ReformatlonSsest sprechen nnd schreiben. Für uns ist die Tat der Neuerer des 16. Jahr hunderts höchstens eine sogenannte Reformation nnd daS Andenken an den Ursprung der unseligen religiösen Spaltung unseres teure» Vaterlandes ist uns mit Nichte» ein Festtag, sondern höchstens nur ein Anlaß, nm für di« Wiedervereinigung Deutschlands im Glauben zu beten. Wir möchten mit diesen und noch weniger mit den fol genden Bemerkungen nicht irgendeine» der nichtkatholischen Mit bürger kränken. Wir haben nun einmal «ine andere religiöse Gedankcncinstellung wie sie, und eS bleibt auch dabet, daß ein von der Wahrheit seiner Anschauung überzeugter Nichtkaiholik von uns hochgeachtet werden darf und muß, daß er uns in seiner Art und in seinem christlichen Leben hoch und schätzenswert vor Augen stehen kann, sogar höher bewertet werden darf, als ein NnmcnSkathollk, der nicht mit seiner Kirche lebt und denkt nnd fühlt. Aber wir müssen denn doch konsequent sein, wie es auch die anderen sind. Man wird darum bitten dürfen, daß in Berichten nnd Ankündigungen katholischer Vereine die Bezeichnung Toten sonntag nnd Nesormationsfest in Zukunft verschwinden. lind noch etwas, was ans anderem Gebiete liegt! Man wird auch erwarten dürfen, daß in der Zeit eines vielgepriese nen Aufschwunges der liturgischen Bewegung die Psingstvigik,' der Tag vor Pfingsten, nicht als Vftngstsonnabend bezeichnet wird. Pfingstsonnabend ist unserer Meinung nach der Sonnabend,! der dem Pfingstsonntag und dem Pfingstmontag in derselben Woche folgt. Znm Schluß aber noch «ins! Darf es in einer Tageszeitung einmal ausgesprochen werden, obwohl auch von Geistlichen selbst so oft anders gehandelt wird? Allerdings ist auch schon ost, aber immer wieder nur mit geringem Erfolg ans diese Sache hin>j gewiesen worben. Was meinen wir? Unsere christlichen Mitbrüder mögen sich selbst nennen w>e sie Wolken; wir wissen auch, baß heutzutage gewöhnlich keine Spitze gegen die Katholiken darin liegen soll, wenn sie sich evan gelische Christen nennen. Keiner von uns Katholiken nimmt ihnen heutzutage diese Bezeichnung übel. Aber die Katholiken' selbst müßten doch wissen, daß sie, die Katholiken, das Evan gelium haben und bekennen, »no zwar rein und nnversälschli, daß die katholischen Kinder eS in den katholischen Volksschulen im biblischen Geschichtsunterricht lernen, nnd im Katechismns- miterricht auSgelegt bekommen, daß die Priester der kaih lischen Kirche daS Evangelium bei seder hl. Messe in zwei Abschnitten lesen, daß sie eS Tag für Tag betrachten sollen bei;» Brevicr- gebct, daß sie eS Sonntags beim Gottesdienst oen Gläubige,« vor- lesen und in der Predigt sich so oft auf das Evangelium be> ziehen. Mit welch hoher Feier wird es bei einem Levilenamt gesungen, durch Kerzenglanz und Wcihrauchdust und dem Kuß der Verehrung und Hingabe ansgezeichnetl — Katholiken sollten sich doch zumeist auch über den historischen Ursprung der Bezeichnung Evangelische für die Andcr'gläubigen klar sein; sie sollten wissen, daß von allem Anfang an der Ge danke zugrunde lag, mehr oder weniger scharf betont, „die Katho-« ltken haben nicht das Evangelium; sie dürfen es nicht lese»; eS erfährt in der katholischen Kirche wenigstens nicht dis genügende Beachtung". Wenn man selbst die Erfahrung gemacht bat) daß es Schuld des Umstandes, daß sogenannte Gebildete es nicht der Mühe für wert achten, sich auch ans religiösem Gebiete weiter-, zubilden, selbst nr studierten Kreisen Katholiken gibt, die meinen, die katholische Kirche verbiete die Lesung der hl. Schrift, dann wird man sagen dürfen: Wir Katholiken wollen ooch nm keinen Preis der Anschauung Vorschub leiste», wir wollten mit dem hl. Evangelium weniger oder weniger gern zu tun habe» wie die Andersgläubigen. Es mag sei», daß bei offiziellen Titulaturen das Wort „evangelisch" ans die Andersgläubigen nno ihre Ein richtungen einmal angewandt werden muß; im übrigen aber Hallen wir es für richtig, daß Katholiken sich der Bezeichnung Protestan ten, Lutheraner und dergleichen bedienen. Das wird ihnen kein rechtschaffener Nichtkatholik übeliiehmcn, der da weiß, daß die Katholiken singen und sagen „dein Wort, dein Evang:U»m, an dieses glauben wir". Nicht zum Trutz, aber zur Steuer der Mahr-t heit und Klarheit sind diese Zeilen geschrieben, A.