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Sächsische Volkszeitung : 11.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192311114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19231111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19231111
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-11
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.11.1923
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»tag, den 11. November lSL3. Nr. WO. Seite 3 Dresdner Stadtverordnete««Sitzung Tr«»de«, 10. November. In der 84. Stadtverordnete»»^»»«, jstn Donnerlta« wird »«nächst di« Erheb««« der Schleusen« und Eitraßenreinigungsgebühr sowie de, Feuerschutzsteuer t» Sold mark Deschloffen. Der Rat wird erincht, für di« Beschaffung einer städtische» »attoffelreserve von 50 000 Zentner» vor Eintritt de» Froste» un- hedinot Sor«e ru tragen, »«genommen wird «I» »«trag KI ho, den Rat »u ersuche«, bei Benutzung von Schulräume» ,u anderweili««» Zwecke« daraus Rücksicht ,u nehmen, daß der Unterrtchtsbetxleb nicht jdeein,,L»tt«t wird. E» fol,t rin Antra, Voigt und Holst, Vorkehrungen für den Winter »u treffen, Oberbürge>meistrr svlüher führte au«, das, man für Wüimeftnben Kinderhort» und Schul,üume zur Bersiigung stellen werde. Lu» der Sammlung Kohlen und Kleiderk>»fe kSnnten bereit» 8000 Hau»baltungen je ein Zentner Kohle unentoeltlich verteilt werden. Auch werden Massen» sveiiungen eiuaertchtrt werden- An Minderbemittelte würde« Gut>che-ne lür Mahlreiten abgegeben werden. E» stünden z. Zt. VS Volksküchen zur Vertilg»«« mit <0000 Versionen Tage«leistung. Dafür sei ein städtischer Zuschuft von ISglich 485 Billionen erforderlich. Fohibare Küche» würden ab Montag in der Stadt berum ahren. — Der Antrag wird einstimmig anaenommeu, de» weiteren ein Antrag, der den Rat um Errichtung einer eigenen An» tauiSstclle für Edelmetalle ersucht. — End« 10 Utzr. Ag» stülpend geheime Sitzung. Vertretung vor Gericht durch Bevollmächtigte Nach 8 157 Abs. 1 der Zivilprozeßordnung kann der AmtS- lichter Bevollmächtigte und Beistände, die das mündliche Ver handeln vor Gericht geschäftsmäßig betreiben, zurückweisen. Die Handhabung dieser Befugnis durch die Gerichte hat neuerdings zu einer Anfrage in der Presse geführt. Anordnungen aus 8 157 Abs. 1 der Zivilprozeßordnung sind Gegenstand freier rich terlicher Entschließung. Bei der verfassungsmäßigen Unabhän gigkeit der Gerichte ist daher die Justizverwaltung nicht befugt, ihnen für ihre Entschließungen Anweisungen zu erteilen. Das sächsische Justizministerium hat aber den Amtsgerichten, unbe schadet der Freiheit der richterlichen Entschließung, wiederholt zur Kenntnis gebracht, daß nach seiner Auffassung Richter, di? einen maßvollen Gebrauch von der Befugnis aus 8 167 Abs. 1 der Zivilprozeßordnung machen, den Bedürfnissen der jetzigen wirtschaftlichen Lage gerecht werden, die, je schwieriger sie sind, es um so mehr nahe legen muß, von der Anwendung der Befug nis dann Abstand zu nehmen, wenn die Vertretung durch den auftrctenden Bevollmächtigten für die vertretene Partei eine Er. leichter,»ig, insbesondere eine Ersparnis an Zeit und Unkosten bei d?r gerichtlichen Verfolgung ihrer Rechte bedeutet. Velrächtkicher Rückgang der Schlachtungen Die im Statistischen LandeSamt bearbeitete Statistik der Schlachtvieh- und Fleischbeschau ergab, daß im Freistaate Sachsen in, 8. Vierteljahr 1929 insgesamt geschlachtet wurden: 2082 (8854) Pferde, 4050 (5975) Ochsen. 7237 (8698) Bulldn. 22 013 (32 745) Kühe. 4414 (8065) Jungrinder, 66129 (82 741) Kälber. 115 052 (118 196) Schweine. 19155 (31 166) Schafe und 3821 (6076) Ziegen. Die in Klammern gesetzten Zahlen beziehen sich auf das 3. Vierteljahr 1922. Dem nach betrug der Rückgang der in der Zeit vom 1. Juli bis 30. September 1028 erfolgten Schlacht,argen gegenüber den Schlach tungen im 3. Vierteljahr des Vorjahres: bei den Pferden 46,0, Ziegen 45,3, Jnngrindern 45,2, Schafen 38,5, Kühen 32.8, Ochsen 22A Kälbern 20,1. Bullen 16,8, Schweinen 2,7 vom Hundert. 8 Frritol. S o n n t a g, den 11. b. M, spricht H, H. Direktor E» giert im Kasino abends 8 Uhr im Pfarrhaus, Johannis» straße 2. Guter Gesuch erwünscht! Wochensplelplan der Sächsischen Skaalsrheater vom 11. bi» mit 19. November Op«-r«Hau* *. ^ountag: Carmen (7). — Montag: Toskg (7.80). — D enSw': D'e Sckneider von Schönau (7.30). — Mittwoch: R'ao!.-sia >7 80). — Donnerktagr SIzilianIscke Bauernchre. Der 8'aiazw (7 . — F>eitag: Hoffmann» Erräblungen (7). — Sonnabend: V o >!ia 17.80). — »onntag: La» Nheingold (7.30). — Montag: Madame Biitdrsty (7.30). Schauspielen««. Sonntag, kür die Dl,n»iag«A«recht'nbaber der R-ik- d-» 90. Oktober: Die versunkene Glocke (?) — Montag, Anrecht,:>-» Turandot (7.30). — Dicntlaa (Außer Anreckt, znm e>ü,n Male): Stritt am Wrack (7.80). — Mittwoch (Anreckls. reibe 6): Moc^etb l7.).— Donnerstag, für die Dienstao - Anrecht?» in'-a'er der Reibe ä den 13. November: Die druckte» Kleinstädter (7.80). — Freitag lNnveck^reihe ä): Turandot (7.30). — Sonn- a'ens: Sieill am W ack (730). — Sonntag (>"iiß r A.ireckt): Die N be nagen: Der oehörnte Siegfried, biegsrtzd» Tod i?) — Montag, (Anrlchikr.ibe 6): Minna, von Barnhelm (7). Nonstädter Schauspielhaus. Die Abonnements,ahlungen für d e »v ile Rate müssen bl» Sonntag, den 11. November, an der TageSka'se entrichtet w ,d n. Am Sonnabend von 10—3 und 5—S Uhr, am Sonnt ra nur von V,H—2 Uhr. Nesidenz»Theater. Sonntag nachm.: Ein Walzertraum' Heben Abend: Die Sieger n- Neue« Theater. Jeden Abend: Der tvgendliaste Glückl- ritter- Volksbühne: Montag (12. Nov.) Nr. 8571—3690; Dienstag Nr. 8601-8810; Do"mr«iag Nr 38N-3S80; F.eitag Nr. 8931 bi» 4050; Sonntag (19. Nov.) Nr. 4051-4150; Montag (19. Nov.) Pc. 4151-4830. -4üv/i/76/ne/i(s //I Dm unsereu Abonnenten so schnell vle mSglick eile Vorteile vertbesttnciiger 2»KIung: rukommen ru lassen, nehmen vir bereit» tür eile 2elt vom lO. dl» 30. biovembsr retcbencts Abonnement» gexen 2aklunx von Oolck- msrk 4.50 in veribertönetixen, gesetrlicken Zahlungsmitteln ent gegen. V/Slirenel cker HIebergsngsreit bleiben eile Woclien-^bonne- meni» ru papiermarlrpreisen runSckst nock bestehen. Lelbstver- slänckliek vercten aber ciiese Llnrelvocben preise tür «tie ckrei noch kommenden dlovemdervocken Küher sein als cker ein malige teste Oolämsrkpreis. Oie keraklung in vertbestSncligem Öelct kommt runstckst nur tür unser« Verlsgssbonnenten in ketrsekt, nickt aber kür ckie Postsbonnenten, <1a ckie Port ctie Einführung eine» vectdeslünctigen lAonatsadonnement» dis jetrt nock nickt rugelsssen Kat. Oie klnrsklung «tes «ertdestLncklgea Selcke» bat «itrekt «i, cken Vertag ru erkoren. Wie ^lnlon Bruckner seine 3. Sinfonie (D-Moll) Richard Wagner widmete Diese Schilderung entnehmen wir dem im Amalthea-Verlag, Wien, erschienenen Buch: Anton Bruckner von Max Auer. Schon während der Komposition des Werkes hatte Bruckner die Absicht, es dem von ihm hochverehrten Meister Richard Wagner zu widme». Mit den mehrfachen Wagner-Zitaten und -Anklängen im zweiten und vierten Satz (der erste Satz enthielt in der Urgestalt ganz genau das „Schlafmotiv" aus „Wilküre") wollte der naive Meister offenbar Wagner seine besondere Hul digung erweisen. Gleich nach Beendigung der Finaleskizze be gab sich Bruckner, trotzdem Wagner auf das Ersuchen, thm seine letzten Werke vorlegen zu dürfen, nicht geantwortet hatte, von Marienbad i. B. aus nach Bayreuth, um sich die Annahme der Widmung einer der beiden letzten Symphonien zu erbitte». Bruckner selbst erzählt in einem Brief an Varou Wolzogen (1891) den Verlauf seines Besuches an Wagner: „Es war zirka anfangs September 1873, (Kronprinz Friedri chwar eben in Bayreuth) als ich den Meister bat, meine zweite C-Moll und dritte D-Moll vorlsgen zu dürfe,» Der Hochselige weigerte sich wegen Mangel an Zeit (Thcaterbau) und sagte/ er könne jetzt die Partitur nicht prüfen, da selbst oie „Nibelungen" auf die Seite ge egt werden mußten. Als ich erwiderte: „Meister ich habe kein Recht, Ihnen auch nur eine Viertelstunde zu raube», und glaubte nur bei dem Hohe» Scharfblick des Meisters ge nüge ein Blick auf die Themen, uno der Meister wissen, was an der Sache ist." Darauf sagte oer Meister, mich auf die Achsel klopfend: „also kommen Sie", ging mit mir in oen Salon und sah die zweite Sinfonie an. „Recht gut", sagte er, schien ihm aber doch zu zahm gewesen zu sein (denn in Wien hatte man mich anfangs ganz zusammengeschreckt,) und nahm die dritte (D-Moll) vor; und mit den Worten „schau, schau a was, a was — ging er die ganze erste Abteilung durch, (die Trompete hat Hochderselbe besonders erwähnt), und sagte bann: „lassen Sie mir dieses Werk hier, ich will es nach Tisch (es war 12 Nhr) noch genauer besichtigen." Darf ich meine Bitte Vor bringen, dachte ich mir, wozu mich der Wagner ausforderte. Recht schüchtern und pochenden Herzens sagte ich dann zu dem heißgeliebten Meister: „Meister! ich habe etwas am Her zen, was ich mir nicht zu sagen getraue!" Der Meister sagte: „heraus damit. Sie wissen doch, wie lieb ich Sie habe". Hieraus brachte ich meine Bitte vor, aber nur für den Fall, daß der Meister einiger Maßen zufrieden sein sollt», da ich Seinen zHochberühmlen Namen nicht entheiligen wolle. Der Meister sagte: „Abends 5 Uhr sind Sie im Wahnfried geladen) da werden Sie mich treffen, und nachdem ich oie T-Mvll-Sin- fonie bis dahin genau angesehen haben werde, wollen wir dann über diesen Punkt sprechen." Oft erzählte Bruckner von den Gefühlen, die er gehabt hatte, als Wagner die Partituren dnrch- sah. „Mir ist dabei gerade so gewesen, wie einem Schulbuben, dem der Lehrer das Heft korrigiert und jedes „Schau, schau" habe ich für einen roten Strich gehalten. Weil ich aber schon einmal im Bitten darin war, so habe ich halt auch noch das herausgcstottert, daß er die Widmung der Symphonie anneh HnLvrgsn-SvkIüssvSLskI 6ei> üeutscken Isgesrettungen 200 ooo ovo men m^-'e, den» das iei die einzige, aber auch die größte Aufzeichnung, o,e ich oon oer Köe.r verlange." Tie Stunden bis fünf Uhr wollten für Bruckner gar nicht vergehen. Planlos irrt er in den Straßen Bayreuths herum und kommt endlich zu dem auf einem grünen Hügel gelegenen Bau des Wagner-Theaters. Davon war er bald so interessiert) daß er die Stunde des Besuches darüber vergaß. Wagner hatte bereits einen Diener nach ihm ausgeschickt, der Bruckner nun hier mitten unter den Arbeitern entdeckte. Bruckners schwarzer Anzug war durch eine» unglücklichen Zufall be- schmutzt worden. Außer sich, baß er die festgesetzte Stunde ver- säumt hatte, rief er ein übers andere Mal: „Pntzt's mi ab, Leut'ln, putzt's mi abl" und eilte dann, nvtdiirstig gereinigt, mit dem Diener nach „Wahnfried". Da empfängt ihn Wagner glänzenden Apges: „Zuerst hat er gar nichts g'reot," berichtet Bruckner in dem Briefe weiter, „nur um den Hals is er mir g'fall'n und abküßt hat er mich ein übers andere Mal. Ich Hab' natürlich gleich weinen müssen und oas ist auch dann nicht besser geworden, wie er mir endlich gesagt hat: „Lieber Freund, mit der Dedlkation hat es seine Richtigkeit, Sie bereiten mir mit dem Werke ein ungemein großes Vergnügen". — Zweieinhalb Stunden bin ich dann so glücklich gewesen, neben dem Meister zu sitzen, wo er die musikalischen Verhältnisse Wiens besprach, mir Bier entgegen brachte, mich in den Garten führte und mir sein Grab zeigte!!! Dann mußte (vielmehr) durfte ich, der Hochbeglückte, den Meister in ein HauS begleiten" Bild hauer G. A. Kietz erzählt darüber noch in seinen Wagner-Er-i imierungen *) folgendes: Ms ich gestern nachmittag bei meinen Arbeiten noch allein war, brachte der Diener Wagners ein Fäßchen Bier herein und stellte es auf. Ich fragte: „WaS soll das?" — „Es kommt Besuch", antwortete er. Nicht lange darauf kamen Wagner, dessen Frau und ein kleiner Herr, den mir Wagner als Herrn Anton Bruckner vorstellte. Obgleich nun die folgende Unterhaltung sehr lebhaft wuroe, achtete ich nicht viel darauf, da ich mit meiner Büste, zu der Frau Cosima stand, beschäftigt iwar. Ich hörte nur, daß von Musik gesprochen wurde, der fremde Herr von der Begeisterung der Wiener über den „Lohengrin" erzählen wollte und Wagner immer abwehrend sagte: „Ach, lassen Sie das, ich kenne das, da kommt ein Schwan- mit einem Ritter, das ist einmal etwas Neues und anderes, h'er, trinken Sie lieber, da ist ein herrlicher Trunk, „Weihenstephan", und dabei hielt ihm Wagner ein großes dolles Glas hin -—> „aus Ihr Wohl!" —- „Um Gotteswtllen, Meister, das kann ich ja nicht, und wäre es mein Tod, ich komme ja soeben auS Marienbad!" „Ach was," rief Wagner, „das macht Sie gesund, trinken Siel" Und er schenkte von neuem ein GlaS voll und der gute Bruckner trank und trank, trotz Jammer und Gegenwehr, die seine musikalische» Gespräche immer von neuem <n komischer Weise unterbrachen. Als ich früh am anderen Morgen in meinem Hotel im Gastzimmer beim Frühstück saß, trat Bruckner herein. Sowie er mich erblickte, stürzte er auf mich zu mit den Worten: „Ach, Herr Hofrat, welches Glück, daß ich Sie sehe -- ich bin der unglücklichste Mensch! Sie haben doch gestern gehört, daß ich dem Meister mehrere Symphonien zur Auswahl für eine Widmung geschickt habe und nun bin ich in oer fürchterlichen Lage, daß ich mich durchaus nicht besinnen kann, welche davn der Meister gewählt hat. O das Bier, das schreckliche Bier!" „Cs tut mir sehr leid," sage ich, „ich habe bei meiner Arbeit! nicht auf das Gespräch achten können. Ich entsinne mich nur, daß ich von einer Symphonie in D-Moll sprechen hörte, weil ich sofort dachte, es sei von der Beethovenschen Neunten die Rede, und dann wurde auch einmal von einer Trompete gesprochen." Da kam wieder das echte Wiener Kind heraus. Bruckner um armte mich stürmisch, küßte mich und rief immer dazwischen; „Ach, Herr Hofrat, lieber Herr Hofrat (wie ich zu diesem Titel kam, weiß i chheute noch nicht), wie danke ich Ihnen! Jawohl/ die D-Moll hat ja der Meister angenommen! ach, welches Glück, baß ich nun weiß, welche von den zweien." Als den skrupulösen Bruckner am nächsten Tag abermals Zweifel plag ten, welche von beiden Symphonien Wäger gewählt habe, schrieb er den: Meister auf ein blaues Blatt Papier: „Symphonie in D-Moll, wo die Trompete das Thema beginnt. A. Bruckner" —< »nd bat Wagner um Antwort. Dieser setzte unter Bruckners Zeilen die Worte: „Ja! Ja! Herzlichen Gruß! Richard Wagner*)." So ward Bruckners „Tritte" zur „Wagner-Symphonie", wie auf dem in der Hosbibliothek zu Wien befindlichen Manuskript des Finales zu lesen ist. Eine Abschrift dieser Urgestalt oer „Dritten", in zwei Bände gebunden, ivelche im Besitze des Verfassers ist, trägt in Goldlettern dieselbe Aufschrift. Als Widmung aber für das erste Blatt setzle er auf die Notizscite des „Krippenkalendcrs" Vom Jahre 1872 folgende Worte: ^ „Symphonie in D-Moll Sr. Hochwohlgeboren Herrn Richard Wagner, dem unerreichbaren, weltberühmten und erhabenen Meister der Dicht- und Tonkunst in tiefster Ehrfurcht gewidmet von Anton Bruckner." Am 14. Juni 1874 dankt Frau Eosima Wagner in einem Schreiben Bruckner für die übersandte Partiturabschrift und fügt bei: „Er hat mit Direktor HannS Richter Ihre Symphonie dnrchgenommen und sich der Arbeit selbst, sowie der Widmung derselben ungemein gefreut und um Ihnen seinen Dank kund zu gebe», so ladet er Sie freundlichst zu den Aufführungen welche — so Gott will — im Jahre 1876 stattfinden werden, ein. 'Bis dahin hofft er noch einen Augenblick zu finden,' um Ihnen mit eigenen Worten zu sagen, was ich ungenügend hier ausßcdrückt habe." *) „Richard Wagner in den Jahren 1842 -1849 und 1873 bis 1875." Dresden, Karl Meißner. *) Zettel faksimiliert im „Wagner-Kalender", Engel, Wien. Verantwortlich für den redakt'onellen Teil: Dr. Josef Albert. Dresden. — Für den Inseratenteil: Josef Fohmann, Dresden L)er Sternenhimmel im November 1923 Von Verm.-Oberamtmann Schön. Tie Beobachtung beS abendlichen Fixsternhimmels beginnt sich nun wieder interessanter zu gestalten, da ihn bereits lein Teil der W i n t e r st e r n b t l d e r schmückt. Zu den ver- ieinbarten Beobachtungszeiten (Anfang des Monats »m 10 Uhr, Mitte um 9 Uhr, am Ende um 8 Uhr) sind im Oste» bereits die herrlichen Sternbilder des Orion und des Stieres aufgegangen,' die um diese Zeit schon ziemlich hoch am Osthimmel zu finden sind. Orion fällt sofort auf durch seine drei genau in einer Geraden stehenden eine fast horizontale Linie bildenden Hellen Sterne zweiter Größe, unterhalb dieser bemerken wir schon nnt freiem Auge ci» Helles Lichtwölkchen, den sogenannten Orion nebel, der eine nnge'enre Ansammlung glühender chaotischer kosmischer Nebelinccksen (Meltennrstoff) darstellt. Links oberhalb dieser drei jSlernc finde» wir einen sehr Hellen rötlichen Stern erster Größe mit Namen Beteigeuze, während wir rechts oben einen Hellen iStern zweiter Größe mit Namen Bellatrix bemerken, rechts- suiiten dagegen einen sehr Hellen weißen Stern, Rigel genannt, Keronsflammen sehen. Rigel wie Beteigeuze sind Niesensonnen !in ungeheurer Entfernung. Das westlich vom Orion befindliche Slerntzild des Stieres mit dem Hellen auffällig roten Haupt stern Aldebaran ist interessant durch zwei in seinem Bereiche vorhandene schon mit bloßem Auge als deutliche Lichtwölkchen «sichtbare Sternhaufen. Ter eine, die Hyaden, ist direkt bei Aldc- charan, der andere, die Plejaden, ist in etwas weiterer westlicherer sEnfernung vom Hanptstern sofort erkennbar. Das sich genau von lOsten nach Westen über den Zenit erstreckende Milchstraßenband stellt das Firmament in zwei gleiche Teile. Südlich diests kosmetischen LichtbandeS treffen lvir un- (mittelbar anschließend an den Siier bezw. die Plejaden das aus zwei Hellen Hauptsternen bestehende Sternbild des Widders, ferner hoch im Süden die Andromeda mit dem berühmten N'idr-'nieda- tiebel, dem nächsten aller bis jetzt bekannten Sviralnebel ' rner selbständiae Weltsysteme analog unserer Milästras. . s -an . s> d- t ltch darunter die weniger in die Augen fallenden Sternbilder des Eridanus, der Fische und des Walfisches; im Südwesten begenen wir endlich den weniger bekannten Sternbildern des Pegasus, des Wassermannes und des Delphine?. Ganz tief am Südwcsthorizont leuchtet ein einsamer Heller Stern mit Namen Formalhnut, dein südlichen Fisch angehörend. Im Verlause der Milchstraße gewahren wir außerdem am Westhorizonte beginnend, die beiden kreuzförmigen Sternbiloer des Adlers mit dem Hellen Atair und des Schwanes mit dein Hauptstern Deneb während uns hoch vom Zenit das bekannte w der Kassiopeja grüßt. E!waS weiter gegen Osten zu finden wir weiter den PerseuS mit dem veränderlichen Algol, während uns ziemlich hoch im Osten der Fuhrmann mit der Hellen Kapella entgegenstrahlt. Ain Nordrailde der Milchstraße am Ostnordosthorizont finden wir das ausgedehnte Sternbild der Zwillinge mit den beiden Hellen Hauptsterncn Castor und Pollux, ziemlich tief im Norde» schließlich den allbekannten großen Bären und im Himmelspole selbst den Polarstern mit dem kleinen Bären oder Wagen. Um dieses Sternbild windet sich endlich der lang gestreckte Drache, während wir dem CepheuS am Nordrande der Milchstraße zwischen Cassiopeja und Schwan begegnen. Ziem lich tief am Wcsthimmel leuchtet die Helle weiße Wega/ der Hauvtstcrn der Leyer, unmittelbar nördlich der Milchstraße und westlich des Schwans. Tief am Westhimmel gehen die Sommer« sternbildcr des Herkules, der Krone und des Bootes eben unter. Die Planetenbcobachtnng gestaltet sich wieder et was günstiger. — Venus wird am abendlichen Südwesthimmel zirka eine halbe Stunde sichtbar. -- Mars, im Sternbtlde der Jungfrau, kann am Morgenhimmel als auffällig roter Stern zwei bis zweieinhalbe Stunde beobachtet werden. --- Saturn taucht gleichfalls wieder als Morgenstern auf und kann, am Schluffe des Monats am Morgenhimmel als bleicher, weißer Stern drei Stunden gesehen werden. -- Merkur und Jupiter sind nicht sichtbar, Uranus und Neptun sind so lichlschwach und für den Laien von so wenig Beobachtuttgsintcresse, daß sich nähere Angabe über diese beiden letzlen Pianetm erübri gen dürste. Die Sonne geht am 23. November vorm. 9 Uhr vom Zeichen des Skorpions in das des Schützen über; ihre südliche Abweichung vom Himmelsäquator nimmt von 10 Grad 11' ain 1. November bis auf 22 Grad, 32' am 20. November zu. Ta durch diese Abnahme der Sonnendekllnation die Tag-bögen des Zentralgestirnes immer kleiner werden, so nimmt der Tag während des Monats November um weitere 82 Minuten ab. — Die Tätig keit der Sonne war tm Oktober 1923 gering. Sonncnflecken passierten den Mittelmcridian der Sonne am 15., 24., 25. und 27. Oktober 1923. Die Mo ndgest alten Im BertchtSmonat sino folgende: Letztes Viertel am 1., nachm. 9.49 Uhr; Neumond am 8., nachm. 4.27 Uhr; erstes Viertel am 15/, vorm. 10.41 Uhr; Vollmond am 23, nachm. 1.S8 Uhr. Der Mono geht ourch den Aequator südwärts am 5., nordwärts am 18., befindet sich in Erdnähe am 8., 4 Uhr p. m., in Erdferne am 22., früh 4 Uhr. Ter Mond geht in der Nähe folgender Sterne vorüber: am 3. am Regulus (Löwe, nach Mitternacht), am 6. an M.irS (früh zu sehen), am 7. an Spika und Saturn (früh zu sehen), an: 10. an Antares (am Abendhtmmel neben der ganz seinen Sichel des zunehmenden Mondes); am 24. an Aldebaran (die'er Stern wird an die'em Tage vorm. 7.51 Uhr bis 8.11 Nhr vom Monde sogar bedeckt), am' 27. an Pollux und am 30. an Regulus (Löwe, nach Mitternacht zu beobachten). Bemerkenswerte Ster »schnuppe »fälle finden statt am 13. und 14. November; es ist dies der Schwarm der Leoniden. dessen Meteore und Sternschnuppen aus der Mitte zwischen Gamma >und My des Löwen auszustrahlen scheinen; ferner finden vom 27. bis 30. November Sternschnuppenfälle statt, die ihren Ausgangspunkt vom Sternbilde der Andromeda haben. Algol hat sein kleinstes Licht am 3. vorm. 2.30 Uhr; am 5. narbm. 11.30 Uhr; am 8. nachm. 8.15 Uhr; am 23, vorm. 4.15 Uhr; am 26. vorin. 1A5 Nhr; am 28. nachm. 10 Uhr; zu diesen Zeiten leuchtet der Stern mit der Helligkeit 3,5, wäh- rend er 4.53 Uhr vor- und nachher als Stern 2 erscheint; die Ursache dieser Lichtschwankung ist in der periodischen Verdunklung durch einen dunklen Begleiter zu suchen.
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