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Gonntag, den 11. November 1923. Zweierlei Frucht Christ»? selbst hat seinen Jüngern das Gleichnis vom lin kt a n t u n t e r m Weizen erklärt. Im Himmelreich ans Erden leben böse Menschen mit den guten zusammen, Gottlose mit Gottesfttrchügen; Vcrsührer mit den Reinen, Unverdorbenen; Un gerechte mit Gerechten. Wir möchten gern gleich brrinschlagcn ober wie die ZebedäuSsöhne Feuer vom Himmel Herabrufen. Anders geht Gott voran; er hat Zeit, sieht voll Langmut zu. Einmal, am Erntctag, folgt erst die Scheidung. Ter Weizen wird von Gottes Schnittern in die himmlischen Scheunen eingetragen. TaS Unkraut wird ge'ammclt und ln den Feuerofen geworfen, wo Heulen und Zhäneklappern sein wird, von wo eS kein Ent rinnen gibt. Wen» wir den Acker Gottes überschauen, dann finden wir viel Unkraut. Das macht sich breit und protzig. Es er stickt viel guten Samen oder inbcrt ihn am Wachstum, wenn er schon nusgekciiiit. Vom Bösen redet alle Welt, schreiben alle Zeitungen. TaS Gute muh sich still bescheiden in die Erke drücken lassen. Tas ist dem Guten auch das liebste Plätzchen, denn eS w l verborgen sein. Im Juni blüht das Kornfeld ganz unauf fällig; die meisten Menschen seben gar nichts davon. Aber Kornblumen, Mohn, Raden sammeln die kleinen und die großen Kinder, zertreten dabei noch manche gute Frucht. Am Erntctag wollen sie doch die Brotsrnckt lieber. Tas Unkraut ist gefährlich. Ganz gcwih ists etwas Großes, unter Bösen gut zu bleiben. Rur wenige bringen solchen Helden mut ans wie Noe, der rein lebte in einer grundverdorbenen Welt; wie Tobias, David, Eiiazar, die Makkabäer, dte Gott treu blie ben, wo alle rings um sie den heidnischen Götzen nachliefen. Viele, die meisten werden im Verkehr mit Bösen verführt, ver dorben Tie Geschichte vom guten und faulen Apfel wiederholt sich unzählige Male Mögen Eltern, Priester, mag Gott, der hl. Geist selbst noch so ernst und eindringlich warnen, man hört, sie nicht, schlügt ihre Worte in den Wind, nennt sie schnippisch Grillensänger, Frcudektörer, — sucht leichtsinnig die Gefahr auf und — fällt trotz de? anfänglich guten Willens; fällt wieder trotz, der besten Vorsätze, weil man nicht entschieden die Versuchung meidet. „Lastet beides wa-lste„!" Wenn der Herr bas Böse zuläht, hat er seine guten Absichten; sonst liehe er es nicht ges.hehen- wühlc ers nicht in Gutes zn verwandeln. Er kann ans Steinen Brot, ans Unkraut Aehren machen; wir brauchen nur an Paulus, an Magdalena zn denken. Er läßt die Guten durch die Bösen geprüft, geläutert werden. Sein Erntetag ist noch nicht gckoin m e n. -g-h. Tredderr qe «n das Einhcburickevkrfahren Vom Rat zu Dee den, BetriebSamt, wird uns geschrieben: lieber das neue Eintzebungsverfahren, bei welchen die Rech nungen durch Hingabe von Gutscheinen ausgeglichen werden- sind von einzelnen Abnehmern Widersvrüch« und Beschwerden ei» ge gangen. Es ist gefordert worden, daß die Gutscheine ^ den Abnehmern zn dem Prelle überlassen werde» sollten, der am Tage der Ablesung gilt. Tiefe Forderung und die darauf gegründeten Beschwerden sind ungerechtfertigt. Selbstverständlich t.t es unmöglich, an einem Tage bei 50 000 Abnehmern oblegen zu lassen, die Rechnungen anSzustellcn und sie sofort diesen sämtlichen Abnehmern vorzulegen. Wollte man dagegen, wie früher schon, im Anschluß an die Ablesung sofort die Vorlegung der Rechnungen vornehmen, so würde da? NblelnngSgeschäft sich über alle Wochentage des Monats verteilen. Es würde dann wieder der Abnehmer, bei dem nur einen Tag später abgelesen wird, als beim Nachbar, für nahezu dieselbe Verbrauchszeit entsprechend dem Preise am Ablesungstage einen viel höheren Betrag zu zahle» haben. Das jetzige Verfahren ist daher das gerechtere, weil die Ablesung aller Wachen am gleichen Tage für iedes Viertel der Abnehmerschaft stgttfiiidct und durch die Einrichtung des Gutkcheinverkguscs allen Abnehmern Gelegenheit geboten ist, sich nach dem Eingang ihrer Einnahmen ihren Gasbedarf wertbeständig einzndeclen. Die Forderung, daß das Betrieb-Samt den Preis am Tags der Ableknng für die Gut scheine in Nechnnng setzen sollte, auch wenn die Vorlegung der Rechnung bei verschiedenen Abnehmern erst einige Tage später erfolgen kann, würde bedeuten, daß die in diesen Tagen ent stehende Geldentwertung zugunsten einzelner Abnehmer auf andere abgewälzt werden sollte. Tie ans dies« Weise entstehen den Fehlbeträge müßten dann in der nächsten Woche Ken Ab nehmern durch höhere PceiSstellnug ln Nechnnng geatzt wer de», bei welchen dann gerade abgelesen wird. Da also dic'eS Verlangen zn ganz ungerechten Folgerungen führen würde, ist durch die NeichSperordnung vom 24. Oktober 1923 und lin Anschluß daran durch die Verordnung beS Sächsischen Mini steriums vom ö. November 1923 sestasstellt worden, dcisi oaS vom städtischen BetriebSaiii'e Dresden eingesührte Gutscheinver- f a h r c n r e ctz t s g ü l t i g ist. Tie erhobenen Beschwerden haben damit ihre Erledigung gefunden. Erhebliche Nachschüsse zur N'veinberrnkele Die Sätze der Novembermiete sind durch die Teuerung be reit? weit überholt. Die Zahlen der Dresdner Navemhermiete entsprechen der Dresdner Teuerung? mhl von 2,78 Milliarden (Stand vom 22. Oktober), während die TencrungSrichtzahl nach dem Stande vom 6. November bereits auf 191,8 Milliarden, also ans das 3 8 fache gestiegen ist. Dabei ist die weitere ani 7. November eingetretene Geldentwertung noch nicht mit be rücksichtigt.. Deshalb reicht die festgesetzte Miete auch nicht entfernt mehr zur Bezahlung der Vetriebskostcnrcchnungen und zur Vornahme der erforderlichen JnstandsehungSarbeiten an?-. Erfordxrt doch allein die Bezahlung einer monatlichen Wasscrrcchnung nach dem letzten Wasserpreise von 12,5 Milliarden LAark seine halbe Einheit) durchschnittlich rund viermal soviel, wie die ganze Novembermiete und etwa zwölfmal soviel, wie der für alle Betriebskosten zusammen in der Novembermiete enthal tene BetriebSkostcnzuschlag. Infolge des durch den Mangel an Geldmitteln verursachten Zahlungsverzugs verteuert sich die Rech- innig. Mit Rücksicht hierauf und auf die Notwendigkeit der rechtzeitigen Vornahme von InstandsetzungSarbeiten wird den Mietern empfohlen, die zur Bezahlung der BetricbSkoltenrech. nungen und zur Vornahme der notwendigen JnstandsetznngS- arbeiten erforderlichen Beträge dem Vermieter als Vorschuß anf die am 1. Dezember fällige Mletrate zu zahlen, deren Höhe erst noch belanntgegeben wird. Die Straßenbahn ab Montaq 35 Milliarde« Mb. D r Grnndfahrprei* der städtischen Virafienbali« wird vom Monia« de« 12. d. Mts. von 28 auf 88 Mil« siarde« erhöbt. Alle «ach dem neuen Tarif gelösten He^te «ud Karten haben Wültiqkeit bis mit Sonnt»« den 28. d. Mt». Die unter de« 28 nnd 10 Milllarden-Taris (Tar fnummer 3» und 3») gelöste» Hefte und Karten aeiten noch bi» mit Sonntaa den 18. d. Mt»., während die nnter den 1,8 und 2.6 MilliardemTarifen ITariinnm» wer 32) gelöste« Karlen nnd Hest« mit Sonntag de« 4l. d. Mt», «blank«». Milche nnd Brotpreis« Ein Liier Vollmilch kostet von Sonnabend an lm Kleinhandel 81.2 Milliarden Mark. Tie Brotprelie sind für Sonnabend unvorLnbert geblieben. Ein Vierpsundbrot erster Sorte tostet also 130 Milliarden Mart, zweiter Sorte 120 Mrl» liarden Mark. Katholische Hoslirche. Sonntag, 11. November vorm- 11 Uhr. Messe: II-Most; Graduale: Oonvertsis; Osfcrtoriumt Ooolitobnntur von Reißiger. : Städtisches Notgeld. Zur Behebung der fortdauernden ZahlungSmittellnappheit gibt die Stadt Dresden Gutscheine über 1 Billion Mark aus. Ter Gutschein ist in der Größe von 12,2 mal 7,2 Zentimeler aus weißem Papier hergestellt, das etil besonderes Wasserzeichen trägt. Die Vorderseite zeigt auf hellgrünem gezeichneten Untergründe «inen rotbraunen orna mentalen Nahmen mit vier Eckverziernngcn und in der Mitte eine Guilloch« in ebenfalls rotbrauner Farbe. Ter Raum inner halb des Rahmens ist mit einer rotbraunen feinen Zeichnung bedeckt. Ferner Gutscheine über 500 Milliarden Mark Dieser Gutschein ist in der Größe von 12,5 mal 8,2 Zcntimeler auf weißem Papier hergestetlt, daS ein besonderes Wasserzeichen enthält. Die Vorderseite trägt auf reich mit Guillochen geziertem, violetten und grünen Untergrund in violettein Rah men den Tcrt iir dunkelblau. : Die Preise in den städtischen BolkSbäbern. Bei den städ tischen Vokksbädcrn gelten vom 10. November 1923 an fol gende Preise: Für ein Wannenbad 80 Milliarden Mark, für eine Brausebad 15 Milliarden Mark, für ein Schwimmbad a» Erwachsene 30 Milliarden Mark, für ein Schwimmbad an Schü. lcr (15—17 Jahre) 15 Milliarden Mark, für ein Schwimmbad an Kinder bis 14 Jahre 6 Milliarden Mark; an Volksbad e- tagen für ein Schwimmbad an Erwachsen? 20 Milliarden Mk., für ein Schwimmbad an Kinder 4 Milliarden Mark. : Das stüdtsche Güntzbad. Elbberg 3, ist täglich b i s abends 8.30 Uhr geöffnet. Tie Badezeiten beginnen Dienstags, Donners tags und Freitags nachmittags 2 Uhr, Mittwochs uuo Sonn abends bereits vormittags 10 Uhr. Montags bleibt das Bad geschlossen. Familienbadetage sind in beiden Schwimmhallen Dienstags nnd Donnerstags von nachmittags 2 Uhr an einge richtet. Das Schwitzbad ist Mittwochs den Damen Vorbehalten. : Den im Ruhestand befindlichen städtischen Arbeitern und den Hinterbliebenen von städtischen Arbeitern wird auf die Be züge iür die erste Hälfte deS Monats November vom Sonnabend den 10. d. M. ab bei den zuständigen Kasscnstellen eine Nach zahlung gewährt. Ans Sachsen und den ^achkarlanden Nnh-standshezüoe Den in Mariegeld und im Ruhestände befindliche» säch sischen Beamten, Geistlichen und Lehrern ist in diesen Tagen sine Nachzahlung anf dn-S erste Novcmberviertel überwiesen wor den. Sie betrug etwa das LOOfache der Anfang Oktober für den ganzen Monat Oktober übenoiesencn VersorguiigSgcbnhrnisse. Für daS erste Novembcrviertcl wird in den nächsten Tagen noch eine weitere Nachzahlung angewiesen werde», die mit der Zahlung für das zweite Novcmberviertel verbunden und zu- sammsn etwa das MOfache der Anfang Oktober überwiesenen Gebührnisse betragen wird. Die Berechnung und Anweisung der VersorgniigSgebührnisse nach einer Erhöhung wird seitens des Finanzministeriums stets binnen weniger Tage durchgcführt. Leider haben die Auszahlungen durch die Post in der letzten Zeit wegen der auch dort herrschenden Z a h l n n g s ui i t- telknappheit nicht in der erwünschten Schnelligkeit erfolgen können. Unter dieser Zahlungsinitieiknappheit haben auch die Auszahlungen bei Behörden, Banken und Girostellcn zu leiden gehabt, so daß, wenn VersorguiigSgebübriiisse dort z» zahlen ge wesen wären, sich diese Zahlungen ebenfalls entsprechend verzögert haben würden. Di? Negierung bemüht sich unablässig, die Zahlung der Versorgungsgcbübrnisse durch die Bereitstellung von Zahlungsmitteln soviel als nur möglich zu fördern und zn be schleunigen. Die Versorgungsgebührnisse werden von der Post voraussichtlich zunächst nur in Papiermark auLgezahlt werden können. Annehmbar wird aber die n ä ch sie Zahl n n g der Versorguiigsgzebühriiisse zum Teil in wertbeständigen Zahlungsmitteln überwies?» werden können. 0 Eiban. 10. November. (Ans dem Amt geschieben.) Der Gcmcindevorstandsposten ist zurzeit hier unbesetzt, da mit dem 31. Oktober G e m e i n d e v o r st a n d Emil Schmiedel nach zwölfjähriger Amtszeit seine Tätigkeit hat anfgebs» müsien. Tas Ansschcibeil ans dem Amte erfolgte, weil eine Entschließung über die Wiederwahl durch das Verhalten der Linken nicht hat herbeigesührt werden können. () Freital, 9. November. (Städtische Poliklinik und Ge sundheitsamt.) Die städtischen Kollegien haben eine Polikli- n i k errichtet, in der nicht versicherte minderbemittelte Einwohner kostenlose ärztliche Hilfe, sowie Medikamente erhalten. Auch ein eigenes G? s u n d h e i t s a m t hat die Stadtverwaltung ge schaffen. <) Lvban, 10. Novcmbxr. (Kirchenranü. — Rückkehr der Reichswehr.) I» der Nackt zum Mittwoch haben Kirchen räuber die Eiiigangstüre der hiesige» katholi'chen Kirche arwebohrt und durchbrochen. Der Tabernakel ist ge waltsam erbrochen und das vergoldete Eiborinm mit hl. Hostien geraubt werden. In der Sakristei ist alle? durchwnhlt und durch- einandergeworsen, ein großer Teil der Kirch?»wasche und eine Krankciibnrfa geraubt. Sonst ist den Kirchcuränbern nichts in die Hände ge'allan. — Mit klingendem Spiele kehrt? am DienS- «nmv- Zu Martini Am 11. November ist der kirchliche Gedenktag de« - heiligen Martin. Dis Berelrung den hl. Martin»? reicht >is in die früheste Zeit zurück und war besonders in Frankreich weit verbreitet, wo der Heilige als Bischof vo» Tour? se enscech wlclte. Bereits von dem Frankenkönig Cblodwig erzählt mau, baß er vor der Schlacht bei Vongle (607) Bolen mit reichen Gabe» an die Marlinikircl,« nach TonrS gesandt habe, damit man dort »in den Sieg öitte. Vom Westen ans kam dann die Martinivecehrnna nach Deutschland. Daß -sie besonders Im Erfurter Lande so lebhaft Ist- hängt damit zusammen, baß St. Martinas oer Patron des Erzbistum? Mainz ist, zn dem da? Erfurter Land bis 1803 gehörte. Seitdem hat der Tag selbstverständlich an seiner Be deutung bei uns eingebüßt. Für die Evangelischen ist der 10. November der eigentliche Mnrtinitag, weil da Luther geboren wurde. Daß besonders in der Lutherstadt Erfurt Mar tini als besonderer Feiertag gilt, ist begreiflich. Da ziehe» die Kinder mit Laternen, Fackeln und anSgehöhlten Kürbissen, in denen Lichter brennen, singend umher. Bei Einbruch der Dninmr« rnng versammelt man sich auf dem Friedrich-Wilhelins-Platz, und auf den Domstnfcn fingt ein Chor das Lntherlied. Dann geht der lange Lichterzug durch die Hanptstraßen der Stadt zum Lntherdenkmak, wo die Fe'er fortgesetzt wiro. Ter Brauch des Umziehens mit Lichtern ist aber eine alter katholischer Brauch und hängt zusammen mit einer Stelle im Tagesofsiziniu des Klerus, wo die Stelle steht: „Stellet euer Licht nicht nnter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit es allen leuchte, die im Hause sind." Der Martinitag hat im Volksleben seit alters her auch die Bedeutung des Zahltages für Mieten und Zinsen. Er war au chder Ziehtag für die Dienstboten. Auch Martini- märktr bestehen an verschiedenen Orten. Von sonstigen Sitten hat sich vor allem das Gabensingen erhalten. Zu Mar tini kam nämlich der erste Bote des Crlstkindes zu den Kleinen, der Nr. S>). Cxitc S tag nachmittag eine Kompagnie des hiesigen N?ichswehr» bataillons zurück, das zu Anfang der Neichswehrakticui nach Bantzen verlegt worden War. Die Kompanie legte die Strecke im Fußmarsch zurück. () Meißen. 10. November. ' (Künstlerisches Natgeld.) ABnei- chend von dem üblichen, nicht immer lünsllerisch gestalte««» Not geld, das uns täglnl- zu Gesicht kommt, hat die Meißner AmtShauptiiianiischast zwei Geldscheine ganz eigener Art hcrnns- gegeben. De Entwürfe stammen von dem Schöpfer des Meißner PorzellangcldeS, Professor Börner, Auf einem der Sche.nr der über 100 Milliarde» Mark kantet, sielst man anf blaßblinciir Untergründe pwei Kinder, Land und Stadt darstellend, wie elfteres dem zweiten aus einem Beutel die Nahrung i» den Schoß schüttet: rechts nnd links davon zwei Grtreidegarben. Tie Wcrtbezeichnung ist, »m das Bild nicht zu stören, seitlich auf einem besonderen Abschnitt untergebracht. Ein zweiter, goldgelber Schein über 20 Milliarden Mark zeigt uns eine Baner.scan mit Getreidekörnern in einer Schüssel, ningeben von hniig'rnden Spatzen. Rechts und links davon zwei Sichel», die Srmbole der ländlichen Arbeit. Bei occ künstlerischen Gestaltung ist der Holzschniitcharakter gewählt worden, der der ländlichen Eigenart am besten enrspri.ht. Beide Kunstblätter oürften z» einem er heblichen Teile von Saniinlcrhänden festgehalten werden. () Nensalza-Spremberg. 10. November. (Onilbprcisc für Elektrizität.) Eine Protest Versammlung gegen die Gold markpreise der Staatlichen Elektrizitätswerke fand um 5. Novcm- bcr iin Hotel Tuchatsch statt. Einstimmig wurde eine ."'.esolniion gefaßt und an das Finanzministerium gesandt, in welcher sowohl gegen die Höhe wie gegen die rigorose Eiiihebmiq der elektrischen Lickt- und Stromrechiiuiigen protestiert wird mit dem Bemerken, daß die Konsumenten wiiLnahmsloS nicht in der Lage seien, diese Preise zu zahlen. () Oelöiiitz j. v., 9. November. (Ablehnung der Gelriiiikc- stcncr. — Einheitliches Notgeld. — Wcrtbestnnd'oe Licht- und Wnsscrpreis?.) Von der Einführung einer Getränkesteucr iin Be- reiche deS amtshauptmaiinschaftlichen Dezirksvcrbandes wird Ab stand genommen, weil die Steuer unter den gegenwärtigen Ver hältnissen nur zur Verschärfung der wirtschaftlichen Lage bei tragen und ihr Ertrag in keinem Verhältnis zu dem Och er gebenden Werwaitnngsagiswande sichen würde. — T en hiesigen Indnstriefirnien, wie auch dem BezirkSverbande ist es in Zukunft nicht mehr gestattet, eigenes Notgeld herauSzugeben. Die Fir men haben sich vielmehr niit dem Stadtrate in Verbindung zu setzen und lediglich von dieser» dürfen nach Erlegung der vorg-cschriebenen Sicherheitsleistungen den Firmen die Schein? in der garantierten Höhe nnsgehändigt werden. — Der Preis für 1 Kubikmeter GaS wurde ab t. November auf 80 Golluseu- »ig, für l Kilowatt elektrischer Strom auf 50 Pseim-g (Gold) festgesetzt. auch der Trinkwasserpreis wird vom gleichen Zeit punkte ab wertbeständig gemacht. 0 Zwickau, 10. November. (Protest der Viickcr.1 DieZwikancr Vöcker-Zwangsiunnng protestiert in einer Eingabe gegen den von sozialdemokratischer Seile iin Swdlparlaiiicat gestell'en Astr.ig ans Z e n t r a l i s i e r » n g der B r o t h e r st e > l u u g durch die Großbäckerei der Zwickauer Warenvcrmittlungs-Atlicugesellßhafk. » ?kltenhurst. sstlänberbanhen ln Thiivingen > I yi - r > moldih brach eine Hora? von ackit jnu'en Bars b-u n estr-i' !-ui ru» Hof rin, holte den GalSbcsitz-r gegen 2 Uhr an? dem Beit »ad zwang ihn zur Heegibe von Brot und Zukost. Später st-ckte sich heraus, baß die iläbtlitzen Rnhestöecr van ein m stmßball'cste karn.v. AOenbiirg. (Die Kartoffelgeschöfte des ErwcrbslvscnralS.) In Haft kamen ein 28 Jahre alter Tapezierer von hier und ein 23 Jahrs alter Arbeiter ans Weimar. Beide sind crw'rl iloS. Letzterer ist EnverbSloseiiratSmilaliod Cie erlangten für die Erwerbslosen i» verschiedenen Orlichasten zusammen 20 Z-ulner Kartoffeln, »ud zwar uucutgeltlich. Anstatt die Karlo'>clu den Erwerbslosen zuzrisübren, verlausten sie dieselben den Z.v.tuer zn 82 Milliarden Mark. Das Geld haben sic zu ihrem Nutzen verbraucht. Futdc» (Ein schwerer Ksechenrani' i« Fnkdg > I, der K-rche auf dcm Veter«b-rg ist e igebrochm wo^en. D w Vo.lal der Kirche wurde mit einem Dilti! !> nnd di> Srlrckt i m t cin-nt Handbeil aeoffnet. Ein ärgster T ppich in Breite von 2'/, bi? 8Met:in, iowi; m-hreieAlt'rRcken nuird-n a stoh'en. He l'gcnsta'n-n nick K'.nz fixe demaüelt, während das Tabernakel de» Diebin.igr-ssen wideista»". Kassel, (stlanbliberfall im O.Zna.) In dem O Z g 87 der gegen 13 Uhr moroen? in Vcbia einlrifft. w ndc in d e Nacht znin Mowag in einem Abteil dritter Klalle ein Reiseiiocr kurt voi Bebra von einem Mt.elenden, der da? Abteil in Du-ck»! g-dült batte, überfallen nnd blutm geschlagen. A»' da« H l a schiel dcl Netzenden eilte alsbald der Oberschaifner Wagner vom Göili er Zngi Personal herbei. Wggner fand den Nä ber am Bodcn lieo-nd »ul Krä > p'e martierend Nachdem er von dem B minten -eliöria aust pe'üstclt war, wurde er i» Bebra verhasst n d der Boii ei über gebe». Der übir allene Rcii-n»e wn-de als ein Dr H.i.'enhc m lest «estellt und leine schioere Kopfvezlltzuttg »och in der Nacht von Vahnarzt verbunden. K!rck>li 'er Wochenkalendsr 28. Sonntag nach Pfingsten (1t. Nov.mb.r) ss-reital» Trüben. Gottesdienst an Sonn- und F i-rlaien: 7 und 9 Uh^, Vorher-Beichtoeieaeiibclt. «Gend» 7 Uvr Seacvsan ackt. Wochentag« hl. Nesse 7.30 Ußr-—Von >8.-25. -tovembw RiiüonS- pollcsdtznste: Sonntag» und Bußtag ? und 9 Uhr, nachm. 4 »"d abends 7 llbr. Bad Schandau. Der nächste Gottesdienst ist Sonntag, den II. November vorm. h(.11 Uhr. Pelzmärte, eine dein Knecht Nnpprecht ähnliche Gewalt, nn» brachte Obst Süßigkeiten und Wohl auch eine Nute. Tie ecstercn Gaben sollten an die Barmherzigkeit des hl. Martiuns erinnern. AnS Dankbarkeit zündeten die Kinder Kerzen an nnd zöge» mit ihnen Gaben heischend z» Verwandten und Bekannten. Anderwärts wieder, wie anf dem Eichsselde, hört man am MactinSobcnde lautes Peitschenknallen. Das erinnert wohl an den Heidcngott Wodan, der im Noveinbcr begann, als wilder Jäger durch die Lande zu ziehen. Um die'elbe Zeit unternahm die Frau Holle ibre Umzüge, um deir Fleiß der Mägde zn prüse». Da ihr die Ga„s geweiht war, nannte nran sie „HolleganS", woraus der VolkSmnnd den Nanicn „WilllcganS" sorinle. Alle Volksfeste haben ihre besonderen Speisen und Ge tränke. Der MartinSmost spielt in Weingegenden eine Rolle. Im 16. Jahrhundert erhielten z. V, die Bürger von Hanau ans dem dortigen Schloßkeller ein Maß Wein zur Ecinnernng an die Tapferkeit ihrer Ahnen, die am Martinsabcnd 1419 die Stadt siegreich ans feindlichen Händen befreiten. Verbreiteter alec ist die Sitte, an diesem Abend Gänsebraten zn esse», ein Brauch, von dem schon im 12. Jahrhundert berichtet wird. Ist doch gerade um die MartinSzeit die Gans am schmackhastesten. Sicher liegt auch hier ursprünglich eine heidnische Gewohnheit vor, wie auch bei den M ar t i n s h ö r n ch e n, die an das Götterroß Sleipncr erinnern sollten. Ten Brauch, gerade am Martinsabende sich an Gänsebraten zu laben, erklärt die fromme Sage also: A«s der hl. Martiuns erfuhr, daß man ihn znm Bischof machen wolle, floß er in seiner Demut in einen Aänsestall, damit man ihn nicht finde. Tie in ihrer Ruhe gestörten Tiere verrieten dur h ihr Geschnatter das Versteck. Andere meinen wieder, die Gänse hätten einst Martiuns, als er eine wichtige Predigt studieren wollte- durch ihren Lärm gestört, und darum habe er ihnen den Kops kürzer machen lassen. ' Wenn wir bener Martini feiern, fehlen den meisten ltchc? bke MartinSl>örnchen nnd der Gän'ebraten. Aber tvir haben ja soviel entbehren gelernt und wollen nnS auch von dem znnt Märchen gewordenen Gennß, der nn-s nicht mehr beschicke» ist. nicht die Freude an den alten schönen Sitten verkümmern lassen^ R. Hc-ckt,