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lummer 228 — 22. Jahrgang »mal wöchentl. vkIUg!prel!r 17. bi» SV. Nov. 2.59Goidmurk Inreigrnr Berechnung der Anzeigen nach Soldmark. Preise: Die eingrspaltene Petitzeile 29«) f. Familie»- u. örrrinSanzeigen. Gesuche IS Die Petit. Rrklamezeile, jümm breit, bv ^. Ofsertengrbühr iür Selbstabholer 15^. Lei liebe»lenduug durch die Post außerdem Portomschlag. kretr für üle kinrelnummer ro Soilipleanig Gelchüjtlicher Teil: Loses tzopmann, Dretden SiickW Mi!Uvoch,dett21.NovEb.'1923 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung «af Lie'enmg sowie Erfüllung oon Anzeigen-Sntträgen und Leistung von Schadenersatz Für undeutlich und durchFeru« lprecher übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingrsandte und mit Rückporto nicht versehene Manuskript« werd n nichl ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion b bi« 6 Uhr nachmittag», tzauptschrisllriier: Dr. Josef Albrrt, Dr«»den Tageszeitung für christliche Politik und Kultur Illll UjfsEss » M Nsis tzkl AüII » In? UM Wh » Fernruf 82722 / Postscheckkonto Dresden 1<?V7 ,M Amalt >kk Zimt, M Sitcrdtc»" Zum Zeigirerskandal. Dresden, den 18. November 1928. Man Ivlrd diesem sächsischen Panamaskandal nicht gerecht, wollte man in ihm nur die Entlarvung und Unschädlichmachung eines Verbrechers sehen, der ein lohnendes Objekt für Schrift- steller und Kriminalisten wäre und sonst weiter nicht». Hier handelt es sich um mehr. Es ist der Zusammenbruch der ganzen sozialistischen Weltanschauung und damit der moralische Tod nicht nur der sächsischen, sondern auch der gesamten oeutschen Sozial- demokratie. Solch eine Sumpsblume kann nur auf dem Boden eines Materialismus gedeihen, dem seder andere Schwung als der zur Erreichung pekuniärer Interessen fernliegt, der selbst eine so starke Bewegung, wie die sogenannte Revolution, in einer üblen, Lohnbewegung versanden liest und der alle Lebens- »nd Schicksals fragen des deutschen Volkes nur au» der Perspektive der grob materialistischen Lebenshaltung ansieht. Ter Wettlauf nach fetten Staatspfründen, der allgemeine Drang nach der Futterkrippe des Staates, der wenigstens in ganz krasser Form hier in Sachsen zur Versorgungsanstalt von Parteifunktionären und deren Ange hörigen degradiert ist, liegt ganz aus dieser Linie. Dir ganz« IleberzeugungSkraft der sozialistischen Idee in d.'r Agitation unter der Beamtenschaft beruhte auf der Magenfrage und dem nachhrtten- den Druck ans den Mageu, wie sich aus den verichieaenen Reden der sozialistischen Größen von Zeigner bis Fell'sch zwingend Nachweisen lästt. Von grasten selbstlosen Jbeal-n, von einer freiwillig selbstlosen Hingabe an den Staat, von einem Imperativ der Pflicht keine Spur. Kein Wunder daher, wenn oiejenigeu, die ihr Krippenziel erreicht hatten, zu Lebensauffassungen ge- langten, die jenseits „der Armen und Enterbten" liegen und einen ausgeprägten „Masfkethp" aufweisen: wenn die groß; Mehr zahl der Emporkömmlinge bei dem absoluten Mangel an Idealen, Ehrbegriffen und Moral in dem Kampfe zwischen Ehre, Pflicht und persönlichstem Vorteil erliegen und erliegen müssen. Wenn Dr. Zeigner früher solchen Anfechtungen nicht unterlegen ist, so wirb man die Gründe dafür nur in den Hemmungen einer alt überlieferten, in ihren lebten Tiefen guten Moral- und Gesell« schaftSordnung suchen müssen, nach deren Ueberwindnng die Bahn für alle dunklen Triebe frei geworden ist. Dr. Zeigner ist ja keine Einzelerscheinung, sondern nur eine besondere Leuchte — kucn» a non lucendo — unter einer grasten Anzahl kleinerer Lichtchen, und es kann mit Bestimmtheit schon heute gesagt werben, daß eine groste Reihe weiterer Skandale, allerdings wahrscheinlich nicht von diefem Miesenausmast, folgen werben. In den nichtsozialistischen Kreisen Sachsen» strest Dr. Zeig- ner von Anbeginn seiner ministeriellen Tätigkeit — er wurde am 1. Juli 1921 zum Iustizminisier ernannt — auf einen betttgen- ja erbitterten Widerstand. Entscheidend dafür war nicht so sehr die - späte und ziemlich durchsichtige Erwerbung de» roten Mitglieds buches, als vielmehr die Art, wie er sein Amt führte. Er um gab sich sofort mit einer Anzahl von Personen ziemlich brüchi gen Rufe, führte eine GessinnungSschnüffelet und ein Svikeswetan ein, das jeder Beschreibung spottete und das Justizministerium für anständige Tbaraktere zur Hülle machte, und warf rück sichtslos alle jene hinaus, die nicht in seine „Lini-" paßten. Tie ungewöhnlich hohe Zahl von Einzelbeqnadigungen — in rund einem Jahre verfügte er inehr als 19000 Begnadigungen! — erregten zwar Auf'eden und berechtigte Befürchtung wegen ihrer unausbleiblichen Folgen ans die Rechtssicherheit ln Sachsen- Konnten aber auf keinen Fall schon von Anfang an in Verbin dung mit schweren Amtsverfehlungen gebracht werden. Das Mißtrauen wurde zweifellos durch sein Amnestiegesetz, da» eigent lich fast ollen Vergehen und Verbrechen Straffreiheit znsichert,' wesentlich verstärkt, fand aber in dem offenbar maßlosen Ehr geiz d'eseS Manne», der immer klarer und energischer nach der Politischen Führung in Sachsen strebte, eine ganz genügende Erklärung. Auch die wachsende Zuneigung der Kommunisten zu ihm, die ihn schon während der Wahlen zum Landtaoe vom b, November 1922 auf höheren Be'ehl mit keinem Worte bekämvf- ten und seine Versammlungen niemals störten, konnten für ihn Grund genug sein, seine Katastrovstenvolitik intensiver zu be treiben. lind endlich gehört ja auch ein so ausgeprägter .Hast gegen da» einstige Nest zu den hervorstechenden Charaktereigen schaften eines echten Neneaatentum». Hellhörig und hellsichtig wurde man aber erst in bürgerlichen Kreisen, als er von den sächsischen Sozialisten zum ersten Führer und Vertrauensmann bestellt worden war. Bald stellte es sich heraus, daß seine Amts» sührung keineswegs einwandfrei war und seine Beamtenvolitik, die nicht einmal vor alten, verdienten Parteigenossen halt machte, die Züchtung eines gefährlichen GesinnungSliimveniums im gro ßen betrieb. Erst als er im Kampf gegen seine politischen Gegner zu Mitteln griff, die selbst von sozialdemokratischer Sette im Reiche als llngenauigkcit, Unzuverlässigkeit und Verleumdung bezeichnet wurden, und befand,r? in seinem Kamvfe gegen Reichs« regierung undReichswehr den Charakter bösartiger Entstellung u 'b Fälschung, ja, grober llnwabrhaftigkeit und Lüge annahm, al» er mehrmals bei dein stürmischen Wechsel der politischen Gescheh nisse sowohl gegenüber seiner eigenen als auch anderen Parteien be» bösen Unwahrheiten ertavpt wurde und auch manche anderen „Sonderbarkeiten" anftancht:», wurde einer weiten Öffentlichkeit da« Vorhandensein schwerer moralischer Defekte zurG ewistheit. Troüdem aber bewahrten ihm die sozialistisch« Parte» und Presse, sowie eine gewisse demokratische Presf« in Sachsen und außerhalb unbedingte Gefolgschaft und bewarfen den mit übelstem Schmutz, der diese „Persönlichkeit" befchdete. Nachdem er aber erst das lukrative Amt des IustlzministerS an seinen Nachfolger Reu abgegeben und dann seine Sonne noch ganz gesunken, nachdem er nämlich samt seinem „homogenen" Kabinett von dem Meichskommifsar zum Teufel gejagt war, obne daß die „Massen" mit der Waffe in der Hand ihn heraushieben nnd mit ihren Leibern deckten, kam die» Gebäude eine» politi schen Hochstapler» «nd Verbrecher», au» dessen Psvcbe heran» Be- onadiqungen und Amnestiegefetz mehr als begreiflich sind, »ns Wanken. Noch versuchte er, e» mit allen Mitteln zu stützen, aber Ler Stein war im Rollen, und so griff er zu dem altbewährten Mittel seiner Genossen, zur Flucht. Daß diesen „Proletarier"', den -»Anwalt der Armen und Enterbten" bet seinen Haupt- »nd Nebens «nkünften auch ein s» valutastark«» Land wie dis Schweiz nicht Ast schrecke» brauchte, wird m«m ohne weitere» begreifen. Zu- D cesden.Altstadt 1s, Holbeinstraste 49 Die amerikanisch-englischen Kredite Deutsch-englischer Vertrag über Kohle.ikredite — Die Brrhandsun^e« mit Amerika nehmen ihren Fortgang — Die vertagte Boischasterkoirferenz — Mussolini eepen seien Eank1ionsdeschU»b — Die sozialdemokratische Opposition gegen Stresemann Mussolini gegen jeden Sanktionsbeshlnh Ein 30-WiMN-Wu--k,rM London, 20. November. sDrahtbericht.) Die Reuter. Agentur teilt mit, daß gestern abend die Vertreter der rnglischen Finanzgruppen »nd die Vertreter des Deutschen Reiches einen Vertrag unterzelchnct habe», in dem Deutschland von englischer Seite ein Kredit über den Ankani englischer Kohlen für den Be trieb der brutschen StaatSclsenbahn gewährt wird. Der nominelle Wert dieses Vorschußes beträgt 3V Millionen Pfund Sterling. Die -tnlltd-gintlitran'ilchkn velliandlnnM Frankfurt, 29. November. Wir die Frankfurter Zei tung meldet» habrn neben den Verhandlungen üver Ertcttung rines amerikanischen Kredits in Höhe von 139 Millionen Dollar, welche auf dir Besprechungen des frühere» Reichskanzler Tr. Enno in Neuyork zurückzusührrn sind, in enger Fühlungnahme mit der jetzigen Negierung auch weitere Anknüpfungen stattge- fnnden, die darauf hinauSqehen, daß einer amerikanisch.englischen Gruppe Garantien, die im deutschen Grundbesttzerverbanb zu- sammengcschlossen sind, zur Verfügung gestellt werden. Eine ähnlich hohe Summe soll zunächst nur kurzfristig zur Behebung der Ernährung, bann aber zur Förderung eines Goldnvtenbank. Projektes nach Art der Schachtschen Vorschläge Verwendung finden. lieber die Gewährung sehr beträchtlicher auslän discher Kredite, über die der Reichskanzler vor dem Zen» tralvorstand der Deutschen Volks-Partei und im Answärligcn Ausschuß Andeutungen machte, verlautet weiter: Zwischen den deutschen maßgebenden Stellen »nd einer amerikanisch- englisch-»» Gruppe werden seit längerer Zeit Verband, lungen übe r einen Währung», und Nahrungs- mzttelkredit geführt. Für den WäbrungSkredit allein kommt ctw.. ein Betrag von einer Milliarde Dollars in Betracht. Die Aussichten für daS Zustandekommen des Abschlusses erscbei. neu nicht ungünstig. Allerdings machen die ausländischen Geldgeber zur Voraussetzung, daß eine Stabilifiernng der politischen Verhältnisse In Deutschland rintritt nnd daü Dentsch. land vor Erperimcntrn d«S Rechts- nnd des Linksradikalismus bewahrt bleibt. ES ist an die Gesamtheit der Grundbcsitzervcrbänbe als Marantcn gedacht. Der Kredit, dessen Höhe noch nicht endgültig fesigeicgt ist, dürft- auck> beeinflußt werden durch Schätzungen, di« der Er nährungSmini st er und die anderen zuständigen Stellen für den Bedarf Deutschlands an Fleisch »nd Kohle während der nächsten Monate aufstellen werden. Die ErnäkrunpSkredite sollen, wie wir hören, so gestattet werden, daß sie erst nach sechs bi? neun Monaten abgedeckt zu werden brauchen. Die SihM der KMirfftttmlkttNj Paris, 29. November. Das Ergebnis, welches in der gestrigen Sitzung der Botschasterkonfercn, in der Frage der Militärkontrollkommission erzielt worden ist, ist ans Vorschlag drr französischen Regierung in einer gemeinsamen Resulution zusammengefakt worden, die den verschiedenen Negierungen zur Ratifikation vorgeleot wrrbcn wird. Erst da. nach soll der Text der Resolution veröffentlich» werden. HavoS melde», bah eine Verständigung in dieser Frage erzielt worden sei. Bezüglich der Frone deS Kronprinzen und seiner Auslieferung ist keine Einigung zustande gekommen. Die Konferenz wurde deshalb vertagt. Pari«, 29. November. Der Präsident der Votsckiastcrkon. ferenz hat die alliirten Botschafter benachrichtigt, dost heute vor mittag um 11 Nhr eine neue Sivnng stattfindrt. Man erwartet, daß der englische Gesandtr bis dahin die Instruktionen seiner Rr-Irrung, dir er gestern vor der rubnütti^-q S«-N„nnnos>me erst einholen wollte, erhalten hat. ES wird bekannt» daß der italienische Botschafter in Paris Grak D'Aveznna gestern abend gegen 19 Nhr Poincare einen Besuch abgestattet hat. Ncber den Inhalt drr Ikntcrrrdung verlautet jedoch nichts. Man aeht aber wohl nicht frbl in brr Annahme, daß brr italienische Bot- schakter im versöhnlichen Sinne bei Poincare zu wirken versuch» hat. Nom, 29. November. Mussolini hat dem italienischen Bot schafter in Paris die Weisung gegeben, im Botschaslcrrat keiner Sanktion zuzustimmen, die an die Ausweisung deS Krvnprin en und an die militärischen Kontrollkommissionen sich auknüpfrn. ssine neue Rede Saidnnns London, 20. November. Gestern hielt Ministerpräsident Baldwi» in der OueenS-Hall in London eine Rede über seine Zollpolitik nnd stellte dabei die Frage, warum eigentlich die ganze, durch daS Erliegen des Welthandels verursachte Last auf den Schultern Englands liegen solle. England sei schwerer davon betroffen, wie jeder andere Staat. Frankreich. Italien, Belgien und Deutschland Hütten nicht soviel darunter gelitten, wie Eng land. Trotz deS Cbaos in Europa sei Frankreich in der Lage ge. wesen, seine zerstörten Gebiete wieder auszubauen, seine be schädigten Kohlengruben wieder vor?,»richten und seine Fabriken mit modernen Maschinen auSzurüsten. Dasselbe treffe iür Deutschland »nd Belgien zu, .Sie beiinden sich in der Lage, Eng land gegenüber eine Konkurrenz tödlicher Art anszu- üben. England könne n-cht mehr ans die Lösung in Europa war ten. Während es sich weiter um diele Lösung noch bemühe, müsse cS jetzt vor allen Dingen an sline eigenen Interessen denken. Das Dein- mrd MrsMitni Berlin, 29. November. Ter Auswärtige Ausschuß des Reichstags trat gestern vormittag unter Vorsitz des Abg. Dr. Scholz" lD. Vp.) zusammen. Von der Neich-sregieruna waren Neichslanzler Dr. Stresemann, der Minister des Innern Dr. IarreS und Fiuanzmiuister Dr. Lutber zunächst an» wesend Im Laufe der Verbandlnngen erschienen noch der Minister für die besetzten Gebiete Fuchs, der Versebröminister Oeser und für das Miederauibauministerinni Staatssekretär D c. Müller. Auch der Reichs rat hatte zahlreich« Vertreter ent. sandt. Ter Vorsitzende machte bekannt, daß einem Vor schlag de» Aelteslenrats deS Reichstags entsprechend eine Anzahl von Vertretern der besetzten Gebiete als Sachverständige ge laden seien. Der Reichskanzler gab, ähnlich wie auf der Zentral» vorstandSsihung der Voikspartei. einen Ileberblick über die poli. tische Lage. Vor allem besprach er da» Nb ein- und Nubr. Problem. Er brachte die Auffassung der Neichsrcqirruiig da hin zum Ausdruck, daß durch eine Fortsetzung der finanziellen Unterstützung des Rhein- »nd NuhrgcbicteS die Finanzen Deutschlands so zerrüttet würde», das, eine gesunde Währnnas- politik nickit mehr dnrchgefiihrt werben könnte. Dabei trat er für eine größere Selbständigkeit deS Rhein- nnd Rnhrgebietrs i» Bezug ans die Verhandlungen mit den Okluvationsbchörden ein. Im Anschluß an die AliSsühvungcn deS Reichskanzlers er griffen die Führer der einzelnen N e i ch S t a g s fr a k - tionen dak Wort, wobei im alla-meinen zum Ausdruck kam, daß die Fraktionen den Wunsch hegen, daß da? Reich auch weiterhin die finanzielle Unterstützung dem Ruhr- und Nheingcbiete leisten müßte. Nur über die Form nnd die Art, in der diese sinanzielle Unterstützung durchgesiibrt wer- den könnte, waren sich die Redner nicht einig. Auch Vertreter des F ü » f z e h n e r - A n s s ch u s s e S de» Nhei'nlandes kamen zum Wort, um die Lage deS besetzten Gebietes auf Grund eines großen Tatsachenmaterials eingehend zu schildern. Praktische Vorschläge wurden von de» FrnktionSrcdnerii im ciilgemei. neu nicht geniacht. Auch der NeichSiniienmiuistcr Dr. IarreS ergriff da? Wort, um seine Stellungnahme zum Ruhr- nnd Nheinproblem darznlegen und bei dieser Gelegenheit IstKbmalS die Meldung zu dementieren, daß er eine «vorläns-ge" LoSlösuug de? unbesetzte» Deutschlands vom besetzten Geriete propagiert bätte. Außerdem leate der NcichSsinanzministcr seine Meinung dar. Nachdem d-r N-ichkkanzler nochmals daS Wort zu einer Erwiderung ergriffen batte, vertagte sich der Ausschuß. Im Anschluß an die Sitzung des Auswärtigen Ausschüsse» tagte um 9 Ubr abends in der Reichskanzlei eine Kabinetts» sitzung in der wieder die Ministerpräsidenten der an die be setzten Gebiete angrenzenden Länder, sowie die Vertreter de» Rhein- und NnhrgrbietS teilnahmen. Man rechnet damit, daß dem Füuszchneronsschiiß aewisse Vollmachten erteilt werden, di« eine Erweiterung seiner Mackithefugnisse in bezug auf die Ver handlungen auf wirtschaftlichem und finanziellem Gebiet« bringen dünsten. nächst trugen die Enthüllungen über Herrn Zeigner, Im Ver gleich zu seinen anderen Delikten, noch gewissermaßen einen Harm- kosen Tha-akter. Es handelte sich „nur" um eine Kette von Bertranensbrüchen gegen seine eigene Partei. Seitdem er mit seinem linkSradikalen Anhang die Sozialdemokraten völlig unter die Hörigkeit der Kommunisten gebracht hatte, geriet eine kleine Minderheit, an der Spitze der ehemalige Innenminister Li- pinSki, i» eine scharfe Kainpfstellung zu Zeigner, wa« besonder» bei vertraulichen Sitzungen in stürmischen und erbitterten Aus einandersetzungen zum Ausdruck kam. Herr Zrign?r, gewohnt, seine Genossen an die Kommunisten und diese an seine Genossen zu verraten, sicherte sich die wertvolle Hilfe eines „Journalisten" von eindeutigem Rufe, verkehrte televKonisch mit dickem unter einem Decknamen und verriet ihm brühwarm, waS sich hinter verschlossenen Türen abgespielt hatte. Selbstverständlich bracht« dieser tüchtig« „Journalist" «» sofort in die Presse, und der sozialistischen Kresse bemächtigt« sich «ine steigende Nervosität, weil man den „Lnmpen und Verräter" nicht erwischen kannte. Al« aber Dr. Zeigner vom Thron gestürzt und dieser würdige „Journalist" selbst in arge persönliche Bedrängnis kam, gab er, nm sich selbst noch einmal zu retten, ohne weiteres sein Ge heimnis preis und verriet den Verräter — vor nobile fratrum. Kaum hatte diese Enthüllung bei den Soziab>emokraten wie ein« Bombe eingeschlagcn, da kam am Freitag, den 16. November, der sozialistische Rechtsanwalt Dr. Graf zu dem jetzigen Iusttz- mtnister Neu mit der SchreckenSnacbricht, baß bet der Staats- anwaltsckiaft Leipzig gegen Herrn Zeioner ein Strafnerfabren wegen Bestechlichkeit lm Sinne des H 332 Str-G.--B. «Ingeleitet wäre, und legte gleich soviel authentische? Material vor, daß an dem AuSgang dieses Verfahrens kein Zweifel bestehe» konnte. Sofort traten die sozialistische Landtao^sraltion und eiligst her« beigernkenen Parteiinstanzen zu einer Sitzung zu'ammen, tue aü alle einen vernichtenden Eindruck machte und dazu führte, da' man auf den Fraktionsplatz de» Herrn Zeigner — einen Revolver legte. Doch dieser hatte es vorgezogen, nicht zu erscheinen. Wo hin ihn inzwischen die Furien gesagt haben, ist ungewiß. Wir können eS uns crivaren, die Einzelheiten de» glanz zendcn (sseswästes, das der Ministerpräsioent und Justizinluister