Volltext Seite (XML)
zum Bürgermeister von Metz gewählt. Bei den Gedenk feiern der Schlacht bei Gravclotte hielt Dr. Böhmer eine Gedächtnisrede, die seinerzeit in der Presse große Aufmerk samkeit erregte. Tr. Böhmer ist verheiratet mit der Toch ter des Generalkonsuls Rüssel, früheren Inhabers der Dis kontobank. und hat dadurch auch Fühlung mit den ersten Berliner Bank- und Jndustriekreisen. Der neue Unter staatssekretär ist .Katholik, hat sich aber bisher partei politisch nicht betätigt. Mit ihm zieht seit nahezu einem Jahrzehnt wieder einmal ein Katholik als Unterstaatssekre- tär in ein Reichsamt ein: der letzte war Unterstaatssekretär Fischer im Reichssäxrtzamte. Wir freuen uns darüber, daß Staatssekretär v. Lindequist einen .Katholiken ins Amt be rufen hat. Tr. Böhmer hat sich auf allen bisherigen Posten gut bewährt, namentlich als Verlvaltungsbeamter: seine Ernennung läßt erkennen, daß das neue Regime sich der Gemeindeverwaltung in den Kolonien mehr annehmen will und das ist gut so. Ter neue Unterstaatssekretär ist beim Kaiser gut angeschrieben. In Süddeutschland wird man es begrüßen, daß wieder einmal ein Süddentscl)er in ein höheres ReichSamt berufen wird. Tic Wahlparole des Reichskanzlers. Tie „Nordd. Allgem. Zeitg." schreibt: Angeregt durch einen Artikel der „Franks. Zeitg." hat sich die Tagespresse vielfach mit einer Wahlparole oder einem Wahlprogramm der Regierung be schäftigt. Solche Erörterungen finden einen günstigen Boden in der Besorgnis, von der die besten Kräfte der Nation im Hinblick ans die Verbitterung unter den bürger lichen Parteien und ans dis sozialdemokratischen Erfolge bei den Nachwahlen zum Reichstage erfüllt sind. Ohne Zweifel hat jene Verbitterung bei diesem Erfolge mitgewirkt. Was der Reichskanzler in seiner Neichstagsrede vom 9. Tezember 190!» in Bezug ans die ausgezeichneten Geschäfte des Radi kalismus vorausgesehen hat, tritt leider mehr und mehr in die Wirklichkeit. Es ist auch richtig, daß diese Voraussicht nicht von der Pflicht entbindet, nach Möglichkeit Vorsorge dagegen zu lressen, daß nicht ein blinder Mißmut und eine ungestüme politische Verhetzung des Volkes eine gefährliche innere Lage scl>affen. Wir können aber versichern, daß an der obersten verantwortlichen Stelle nicht »ach Schlag- wort e n gesucht, noch heute schon entschieden wird, welche einzelne Frage bei den nächsten allgemeinen Wahlen zum Reichstage in den Vordergrund zu rücken wäre. Mit Wahlparolen, die sich nicht aus der Natur der Tinge ergeben und mit künstlichen Schlagworten läßt sich dem Hebel, das wir beklagen, überhaupt nicht beikommen. Leistet das deutsche Volk in der praktischen Arbeit fortwährend so Großes, so wird es sich auch in seiner politisck>en Betäti gung und Kultur der Herrschst der Phrase entwöhnen und seine Geschicke so wenig nach übler Laune wie nach einseiti gen Klassen- oder Interessentenwünschen zu bestimmen wissen. Der Reichskanzler hält es für seine Hauptaufgabe, die Neichsgeschäfte so zu führen, daß das der Nation zum Gedeihen ihres Erwerbslebens ebenso wie zu ihrem militäri schen Schutze Nötige gesichert und ihre stetige kulturelle Ent wicklung gewahrt werde. Es ist daher ein im einseitig radi kalen Parteiinteresse genährter Aberglaube, daß irgendetwas einer geistigen oder wirtschaftlichen Reaktion Aehnliches im Werke sei. Eine solche Absicht liegt den maßgebenden Fak toren des Neick»cs fern. lieber sic »ciirii Hecresfordernngen schreibt dis „Post": Entgegen der noch in der letzte» Woche von der so zialdemokratischen Presse gebrachten Nachricht einer neuen Forderung von 88 Bataillone» kann ans das bestimmteste versichert werden, das; eine solche Infanterievermehrung ebensowenig in Aussicht genommen ist wie die ebenfalls ver schiedentlich als geplant gemeldeten Aendenmgen im Etat der Kavallerie. — Tic Zuständigkeit der Gewerbegcrichte erstreckt sich auf alle Arbeiter ohne Rücksicht auf das Einkommen, wäh rend technische Beamte das Gericht nur anrnfen können, wenn deren Jahreseinkommen 29l»> Mark nicht übersteigt. Anders ist es dagegen bei de» kausmannsgerichten, denn hier ist die Anrufung bis zu einem Jahreseinkommen von ',<M> Ma.k möglich. Ter Werkmeisterverband Düsseldorf hat sich nun an den Reichstag gewandt und die Ausdehnung der Rechtsprechung des Gewerbegerichtes ans alle technischen Beamten gefordert, deren Iahresarbeitsverdienst an Lohn oder Gehalt lilllltl Mark nicht übersteigt. — Evangelischer Bund und Wahrheitsliebe. Auf die Anfrage eines „alten tätigen Mitgliedes" des Evangelischen V»nd>'s >vege,i dessen Stellung zu dem Kongreß für freies Christentum hatte der Vorstand des Evangelischen Bundes erklärt, er habe mit der „Zeitschrift des Teutjch-evaugeli- scheu Bundes für die Ostmark und des Salzbnndes" (Wart burg). ans die der Anfragende sich bezogen habe, nichts zu tun: sie sei das amtliche Organ des österreichischen Deutsch- evangelischen Bundes. Darauf antwortet jetzt das „alte tätige Mitglied" in der „Neuen Wests. Volkszeitg.": „Daß ans dem Titel hervorgehen soll, daß es das amt liche Organ des „österreichischen" Tentsch-evangelischen Bun des in „Wien" ist, muß ich doch entschieden bestreiten. ES muß vielmehr ein ganz Eingeweihter sein, der das heraus- tifteln soll. Die Wartburg zeigt auf ihrem Titel ein hüb sches Bild unserer gut reichsdeutschen Wartburg, nennt sich Deiitsch-evangeliscl>e Wochenschrift und als Herausgeber in erster Linie für das Deutsche Reich den Geheimen kirchenrat I>. Meyer (Zwickau, Sachsen), bekanntlich einen Hauptrufer im Streite in unserem lieben Reichsdeutschland, und erst dann als Herausgeber für Oesterreich Rechtsanwalt Dr. Eisenkolb in Aussig (Böhmen). Ebenso figuriert als Schriftleiter wieder zuerst der reickstdeutsche Pfarrer Eckardt- Windischleuba (Sachsen-Altenburg) für das Deutsche Reich und darnach ein österreichischer Pfarrer für Oesterreich. Als verantwortliclst'r Redakteur zeichnet am Schlüsse des Blattes allein der dentscl»e Pfarrer Eckardt in Windischleuba (Sach- seni-Altenburg). So steht das Deutsch' Reich also immer voran, die Schriftleitung ist in Deutschland, alle Zusendun gen für die Verwaltung sind an die Verlagshandlung Strauch (Leipzig) zu richten, und in dieser reiclstdeutschen Stadt »vird die Wartburg gedruckt und von da versandt. Mustert man noch zum lleberflusse die Artikel, so steht Reickstdenlschland voran und der Inseratenteil enthält außer einem österreichisck»en 21 Inserate aus dem Deutschen Reiche. Man kann aber sogar noch sehr wohl der Annahme ge wesen sein, daß die Wartburg überhaupt nichts weiter mit Oesterreich zu tun hätte, als daß sie — wie jedes auch nach Oesterreich zu versendende Blatt — zur Wayrung des Preß- gesetzes einen österreichisä)en Verleger und Schreiftleiter nominell aufweisen muß. (Siehe Daheim, Universum, Ueber Land und Meer und alle Zeitschriften, die als deutsche nach Oesterreich vertrieben werden.)" Der Bundesvorstand hat sich also »vieder in einer Weise herauszureden versucht, die er sonst „jesuitisch" zu nennen pflegt: aber diesmal ist er im eigenen Lager an den Falschen gekommen. Der „D.-Ev. Korresp.", die spöttisch von einem „angeblichen" Mitgliede sprach und meinte, ein Mitglied hätte sich doch wohl besser an das Präsidium gewandt, wird bemerkt: „Ziemlich von Anfang an aus den 1880er Jahren bin ich Mitglied und habe mich stets und gern als solches be tätigt. Mit Privatschreibereien war aber solche Unklarheit und nach meinem Gefühl grobe Ungehörigkeit nicht abgetan, ich liebe die Dunkelheit nicht, und sllr die jetzt von „unserem" Evangelischen Bunde in dankenswerter Weise gesck-affene durchsichtige Klarheit bin ich dankbar und freue mich ihrer im Interesse für „meinen" deutschen Evange lischen Bund." Oesterreich U«s«r». — Der Minister de» Aeußeren Graf Arhrruthal wird seine Reise nach Italien zur Abstattung seines Gegenbesuche» bet dem Marquis dt San Giuliano Ende September an- treten. Tr wird am 1. Oktober vom König von Italien in Audienz empfangen werden und ein eigenhändige» Schreiben von Kaiser Franz Joseph überreichen. Am 80. September wird Graf Aehrenthal in Turin eine Be gegnung mit dem Marquis dt San Giuliano haben. — Tie Geßmann Hetze, die in dem von den Gegnern am meisten gefürchteten Führer die christlichsoziale Partei treffen will, hatte sich bekanntlich ganz besonders die Be teiligung Geßmanns an der Beamten- und Bankkreditbank aufs Korn genommen. Heinrich Pöschl ist inzwischen vom Gericht als Erpresser zu acht Monaten schweren Kerkers verurteilt worden, der Mann, dessen Artikel im Hypotheken- markte die Quelle bildeten, aus der Vergani, der Heraus geber des „Deutscl-eu Volksblattes", seine Ausfälle gegen Geßmann geschöpft hatte. Nunmehr hat Geßmann seine Stelle als Oberkurator der Beamten- und Bankkreditbank niedergelegt. Auf den ersten Blick könnte das aussehen, als ob damit seine Gegner doch noch einen Erfolg errungen hätten. Allein die öffentliche Begründung für diesen Schritt mackst eine solck>e Auffassung völlig unmöglich. Geßmann crklärt, er habe die Leitung der Beamtenkreditanstalt nie dergelegt, „mit Rücksicht auf die starke Inanspruchnahme seiner Person auf anderen Tätigkeitsgebieten" und »veil sein Sohn seit kurzem dem Beamtenkörper der Anstalt zugehört: Geßinann hat ferner die Leitung der Baukreditbank nieder gelegt, »veil ebenfalls sein Sohn in die Direktion derselben eintrat. Letzteres war allerdings sck»on seit längerem der Fall, aber Geßmann hätte auch schon damals seine Stellung niedergelegt, »venu nicht eben inzwisckien besagter Pöschl seine Angriffe gegen Geßmann eröffnet hätte. „Ich hielt es (danials) mit meiner Ehre nicht vereinbar, durch meinen Rücktritt den Anschein zu erwecken, als ob diese Angriffe irgendwelche Berechtigung hätten. Nachdem nunmehr in der Sache das gerichtliche Urteil erflossen ist, vollziehe ich meinen schon dainals gefaßten Beschluß." Die christlich- soziale Partei hat auch nicht, »vie die gegnerische Presse nun behauptet, Geßmann zu diesem Schritte gezwungen. Sie hat ja schon vor längerer Zeit entschieden, daß unter ge wissen Voraussetzungen die Anteilnahine ihrer Mitglieder an sogenannten großkapitalistisch!! Unternehnmngen zu lässig ist, vor allem dann, wenn solche Unternehmungen einen ausgesprochen sozialen Wohlfahrtscharakter haben. Das gilt von der Beamtenkreditbank, die zur leichteren Ent schuldung der Beamten, und von der Baukreditbank, die zue Beschaffung billigeren Baukredits und Sicherung der Bau handwerkerforderungen von Geßmann gegründet war, in besonderem Grade. Daher ist speziell Tr. Geßmanns An teilnahme an beiden Instituten vollauf von der Partei ge billigt worden, die eS sich im übrigen Vorbehalten hat, auch künftighin in jedem derartigen Falle die Entscheidung zu treffen. Die Christlichsozialen erkennen aus der fortgesetzt«»» zielbewußten, mit den niederträchtigsten Mitteln geführten Hetze gegen Geßmann lediglich, was Geßmann für sie be deutet. Die christlichsoziale Partei »vird sich nicht von Geh- manns Führung, und Geßmann sich nicht von seiner Partei, die Lueger mit ihm geschaffen und die er mit Lueger von Sieg zu Sieg geführt hat. trennen lassen. Großbritannien. — Als Platz für die neue australische VuudeShaupt- stadt ist nunmehr definitiv shaß in Neu-Südwales bestimmt. Der für die erste Baurate auSgeworfene Kredit beträgt 1 Million Mark. Frankreich. — Der russische Botschafter in Pari» Nelidow ist am 18. d. M. gestorben. Lpanie«. — Zum spanischen Kulturkampf. Von hervorragender spanischer, dem Madrider Hofe nahestehender Seite erhalten »vir folgende Mitteilung: „Mit Staunen vernahm ich, daß in Ihren Kreisen die Meinung verbreitet ist, als ob unsere junge Königin die in direkte Anstifterin oder Begünstigen!» des kulturkämpferi- schen Gebarens unserer jetzigen liberalen Regierung wäre. Dem ist in Wahrheit nickst so. Die Königin ist vielmehr eine überzeugte Konvertitin und tut alles, um auch nicht einen Schein des Verdachtes aufkommen zu lassen, daß ihre Gesinnung für das unverantwortliche Treiben des Minister präsidenten CanalejaS auch nur als die leiseste Aufmunte rung gedeutet werden könnte. Sie hat vielmehr Canalcjas wiederholt die entschiedensten Vorstellungen wegen seines Vorgehens gemackst, leider ohne Erfolg. Was uns fehlt, das ist die tatkräftige Hand des Königs, der sich gegenlvärtig um die Regierungsgeschäfte nahezu gar nicht kümmert, son dern fast ausschließlich den Sportvergnügungen ergeben ist. Auch die Königin-Mutter übt auf die Handlungen des Prä- sidenten keinen wie immer gearteten Einfluß aus. Ja, cs muß gesagt werden — die Stimmung am Madrider Hofe ist über das Vorgehen des Ministerpräsidenten eine äußerst gedrückte. Man erkennt nämlich klar, daß CanalejaS mit seinem kulturkämpferischen Treiben nicht der Kirche, sondern dem Königtum den Boden untergräbt und der Republik lie Wege bereitet. Wäre Don Iaime eine andere energr- scherc Persönlichkeit, so wäre es ihm unter den gegebenen Verhältnissen sehr leicht, einen Staatsstreich auszuführen. Die Persönlichkeiten, die den König in seiner Jugend er zogen haben, sind die ernstesten und bestgesinnten Menschen, die man sich denken kann. Leider sind sie jetzt gänzlich bei seite geschoben und die Umgebung des Königs ist nicht die richtige. Ich wiederhole es aber nochmals, daß die Kö nigin selbst keinen der katholischen Kirche übel gesinnten Einfluß auf den König oder die Negierung ausübt." Port«a«l. — Der König hat durch ein Dekret 16 Patr» er- nannt, die sämtlich Parteigänger de» gegenwärtigen Ministerium» sind. Ferner hat der König eine Amnestie für Preßvergehen erlassen. «att.u. — Der „Matin" bringt eine Mitteilung, daß die Türkei einen geheimen Vertrag mit Rumänien abgeschlossen habe, der den Türken in» Falle eines bulgarischen Angriffes die Unterstützung der rumänischen Armee sichere. Dieser Ver trag solle von den Regierungen angeblich in Berlin und Wien inspiriert worden sein. Die Zeitung sieht ein De menti voraus, hält aber ihre Meldung entgegen jeder Ab meldung aufrecht. Ueber das angebliche rumänsch-türkische Militärabkommen läßt sich der „Temps" aus Konstantinopel melden: Es handelt sich nicht um ein Militärabkommen, sondern um eine mündliche Abmachung und gegenseitige Be sprechung behufs Befestigung der freundschaftlichen Be ziehungen beider Länder. Diese Abmachung beträfe die in: Falle von Balkanverwicklungen von Rumänien zu befolgende Politik, deren allgemeines Merkmal die Neutralität sei, jedoch im gegebenen Falle mehr der Türkei zuneigen würde. Um Rumänien gefällig zu sein, dränge die Türkei die mazedonischen Wallachen dazu, sich von den» griechischen Patriarchen loszusagen und ein eigenes Exarchat zu bilden. Tie ersten Ergebnisse der Abmachungen würden gelegent lich der Verhandlungen des türkisch-rumänischen .Handels Vertrages in den Parlamenten zutage treten. Aller Wahr scheinlichkeit nach sei eine ähnliche mündliche Abmachung auch niit Oesterreich-Ungarn getroffen worden. Der „Temps" fragt dann: Wird die öffentlick>e Meinung Bul gariens diese offenkundige Bedrohung nicht für eine Heraus forderung halten? Wird man in Sofia nickst mit einem ge wissen Rechte von Einkreisung sprechen? Wird man nicht, um ein Gegengewicht herzustellen, der griechisch-bulgari schen Annäherung festere Gestalt verleihen? Wir können deshalb in dem türkisch-rumänischen Abkommen keineswegs eine Friedensbürgschaft erblicken. „Journal des Debats" meint: Die türkisch-rumänische Verständigung habe mit dem Dreibünde Beziehungen. Zum mindesten eine der diesem ungehörigen Mächte habe ehrgeizige Absicksten in der Rich tung auf Saloniki. Die Türkei müsse geradezu Selbstmord gedanken haben, um sich ihren Erbschaftsanwärtern anzu schließen. Aus Stadl und Land. Dresden, den 1v September 1V10. —* So muß cs kommen. In der Umschau der „Leipz. Lehrerzeitg." findet sich in der Nr. 41 von 14. September eine scharfe Abrechnung mit dem Herausgeber des „Neuen Sachs. Kirchenblattes", Pastor K l o tz - Zwickau. Obgleich uns Katholiken der Streit um den evangelischen Religions unterricht nicht direkt berührt, so mögen doch die bitteren Wahrheiten, die Herrn Pastor Klotz hier zu Gemüto geführt werden, an dieser Stelle zur allgemeinen Kenntnis gelan gen. Da heißt es in Bezug auf das konfessionelle Gelöbnis dcr Lehrer v. a.: . Warum verlangt Herr Klotz keine Erklärung (Herr Klotz fordert nämlich, daß der Lehrer nach dem Gelöb nisse bei der Amtsverpfliastung noch die Erklärung ab geben solle, das Gelöbnis auch halten zu »vollen) von den zahlreichen Geistlichen, die den Teufel und die Erbsünde und vieles andere nicht mehr anerkennen, die am Oster morgen sich in allgemeinen „verschwommenen Mischmasch" um die Verkündigung der leiblichen Auferstehung Jesu herumdrücken und dem kundigen Hörer ohne weiteres ver raten: Das Auferstehungsdogma gebe ich auf? Warum läßt sich Herr Klotz von denjenigen seiner Amtsbrüder nichts erklären, die auf Kongressen, in Versammlungen, in Ver öffentlichungen unzweideutig erkennen lassen, daß sie die Dogmen des 2. und 8. Artikels nicht mehr als bindend an erkennen? Warum weiidet er sich nicht gegen den Kirchenrat Meyer, der in Zwickau den Lehrern den Rat gab, es mit den Dogmen nickst gar zu ängstlich zu nehmen, und der er zählte, daß er im Konfirmandenuntcrrichto den 2. Artikel als einen Versuch dcr Menschen bezeichne, das Gött- liche in Jesu mit der V c r n unft zu fassen? Mit der von Herrn Klotz vertretenen strengen Auffassung des kon fessionellen Gelöbnisses, das auf den Wortlaut der ungcän- dertcn Augustana verchflickstet, verträgt sich das nicht, aber — nun, das ist eben ganz was anderes. Für die akademisch gebildeten Theologen die freie Auffassung, für den halbge bildeten Schulmeister die strenge: Pastoren und Kirchenräte können nach Herzenslust „einschmuggeln" und tun es auch, Herr Klotz drückt ein Auge zu oder zwei, aber die Volks- schulehrer sollen versichern, daß sie gewissenhafter sein wollen, sonst verlieren sie das Vertrauen — des Herrn Klotz." Kommentar überflüssig. —* Wetterprognose der König l. Sächi. Landes- Wetterwarte zu Dresden für den 20. September: Lebhafte uordwestltcke winde, flunabni, der lN-wöltung. kübl. spöter Siegen. —* Eine große Protest Versammlung der Dresdner Hausbesitzer gegen die geplante Wer tzuw achssteuer fand am Sonnabendabend in Mcinholds Sälen statt. Hie Versammlung war von zirka »000 Personen besucht. AIS Referenten fungierten Ober- amtsrichtcr Dr. Brandis-Brannschweig, Stadtverordneter Paulig-Frankfurt a. O. und Stadtverordneter RechtSan- »valt Kohlmann-Dresden. Nachstehende Resolution wurde gegen eine Stimme angenommen: „Die am 17. September 1910 in MeinholdS Sälen zahlreich versammelten Dresdner