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Donnerstag den 22. Juni 1022 Nr. 141. Seit- 2 Eine brennende Frage Die Berliner Parleileitunq der SPD znr Getreideumlage Berlin, 21. Jnm. Vorwärts In einer am DieuSlag statt» »elundeuen Gencialversanimlnnq. die sich eingehend mit der Getreide» nmlage befaßte, beschloß der Haupivorstend der SPD von Groß» Berlin einstimmig: Der Bezirksvorstand der SPD von Groß-Berlin erwaitet von der NeichstaaSfrakt on, daß sie in der Frage der Ge» treidcnmlagc unerschütterlich auf ihren« bisher eingenommenen Stand punkt behairt und Konzessionen und Kompromisse zunickweist. Wird den Austrebungcn der Vrotwuchcrer auch nur im geringsten nach gegeben, so gehen wir Ereignissen entgegen, die für Reich und Volk verhärgni-voll werden müßten- Falls di« Mehrheit deS Reichstages unsere Forderungen nicht anniinmt, erwarte» wir den sofortigen Aus tritt unserer Genossen an» der Regierung und unveqüglich« Volks befragung durch Neuwahlen. Der Kampf «m Hermes Amf 20. Juni fand im Reichstag sgebäudc wieder einmal eine Eitzung des IliitcrsuchiuigsaiisschusseS statt, der sich mit den Wein- lieferuiigcn beschäftigte, die dem Minister Dr. Hermes zugekom men waren. Als Zeuge ist dabei der Ncgierungsrat Dr. Diel ver nommen worden. Es kam dann, angeregt durch den anwesenden Minister, die Sprache auf die Stellung, die der Bruder des Zeu gen, der preußische Landtagsabg. Diel, dem Minister gegenüber eingenommen hat. Wir werden zu gegebener Zeit auf diese An gelegenheit zurückkoiumen. Sie ist heute erst in einem Vor- stadium. Wichtig ist allerdings, daß dem Minister Dr. Hermes in weiten Kreise» der Zentruinspartci vorgeworfen wird, er be. Vorzüge dauernd Angehörige der Rechtsparteien «und übergehe ab sichtlich gut aualisizierte Zentrumsleute. Gegen diesen Vorwurf hat sich der Minister vor Jahresfrist verteidigt. Es ist aber wieder neues Material ans Tageslicht gekommen, das nach Ansicht weiter Parteikrcise klar beweist, das; es dem Minister nicht ernst gewesen ist, als er dem verstorbenen Fraktionschef Trimborn gegenüber bestimmte Zusagen machte. Es liegt in all diesen Fällen ein Bei spiel für den Kampf vor, den manche Abgeordnete der Zentrums- partei für die Parität durchkämpfen. Ein deutschnationalsr Antrag Berlin, 21. Juni. Ter dcutschnatioiiale Abg. Dr. Reichert beabsichtigt am heutigen Mittwoch im Steuerausschuß des Reichs tages einen Antrag einzubriugen, wonach die Papierzwaugsan», leihe durch eine srciivillige Goloanleihe erseht werden soll. Da durch soll eine Milliarde Gold aufgebracht werden. Das Steuer kompromiß würde also bestehen bleiben und nur die Form ge ändert werde». Gezeichnet wird in Gold, eingezahlt in Papier und getilgt ebenfalls in Papiergeld, weil wir ja keine Goldbestands zurr Verfügung haben. Die Verrcchmingsform unserer Mark wird je nach dem Zeitpunkt der Zeichnung beginnen. Wenn also z. B. die Zeichnung am 1. Oktober erfolgt, dann soll der Wert der Mark im Verhältnis zur Goldmark nach dem Durchschnitt des Septembers berechnet werden. Die Antragsteller erwarten von dieser Form der Anleihe ein sehr gutes Ergebnis, da in der Zeichnung in Gold und der Tilgung in Gold eine große Sicher heit für den Zeichner liege. Gleichzeitig wird dabei auch der Gedanke eines Opfers des Besitzes zum Ausdruck kommen können. Die Verrohung der Polemik Unmittelbar nach der Ermordung ErzbergerS hat die Zen trumspresse im ganze» Reich sesigestellt, daß gerade im Lager der äußersten Rechte gegen den Abg. Erzberger eine Hetze getrieben worden war, die es wahrscheinlich werden läßt, daß ein jugend licher Heißsporn durch falsche Voraussetzungen verkeilet, zum Re volver gegriffen hat. Man suchte die geistigen Urheber im Kreise der äußersten Rechten. Hierob erbost — die Germania hatte das auch hervoogehoben! — ergriff Herr Hcrgt, der Vorsitzende der Deutschnationalen Volks-Partei, das Schwert der Privaiklage. Aller dings- hat das zuständige Amtsgericht die Privatklage auf Kosten des Kläger? jetzt zurückgewiesen, weil eine Partei oder eine Frak tion nicht zu den nichiphpsischen Personen gehört, welche im «Anne des Strafgesetzbuches beleidigungsfähig sind. Jetzt schimpft die dcutsckmatwnale Presse über die „Verrohung der Polemik". Wir hassen aut Besserung! Aus dem Ausland Beginn der französisch-belgischen Wirtschafts- Verhandlungen Paris, 20. Juni. Gestern abend haben im Auswärtigen Amt in Brüssel die französisch-belgischen Wirtschaftsverhandlungen be gonnen. Ter französische Gesandte in Brüssel hat der Sitzung beigewohnt, die allerdings nur eine Stellungnahme darstelltej. Es werden weitere Beratungen in Paris und Brüssel folgen. Besonders die Regelung der Zollfragcn wird nach Ansicht des französischen Gesandten sehr lange Zeit in Anspruch nehmen. Die ungarische Nationalversammlung Budapest, 20. Juni. Die Nationalversammlung wurde heute von« Reichs-Verweser Horthq feierlich eröffnet. Der Reichsverweser gab einen kurzen Rückblick ans die Tätigkeit der alten National versammlung. die das Hinaligleite» des Vaterlandes amf der Dahn des Unterganges zum Stillstand gebracht habe. Da sie jedoch infolge des Erlöschens ihres Mandats ihre Aufgabe nicht habe beenden können, harre der gegenwärtigen Nationalversammlung Das heilige Deandl Ei ' O ' : spiel Geschichte von Franz Wichmann (Nachdruck verboten.) (11. Fortsetzung.) v / ...en die Hornstößc und die ländlichen Kritiker eilte" aus ihr' Piave zurück. Das letzte Abendmahl, die furchtbare Szene der Todesangst Christi in Gethsemane, die Gefangennahme des Herrn und die darauffolgende Verzweiflung des Verräters Judas wollte niemand versäumen, das waren zu packende Mo mente. Wasil lebte sich immer mehr in die tiefe Tragik seiner Rolle hinein. Das Publikum selbst erleichterte ihm diese Aufgabe, denn während des Abendmahles kam es ihm schmerzlich z;un Bewußt sein, wie unbeachtet viele der erhabenen, göttlichen Worte an den teilnahmslosen Hörern vorübergingen. Welche Mühe hatte er sich zur Freude des Pfarrers mit dem Auswendiglernen der selben gegeben, wie tief fühlte er selbst ihre tröstende Wahrheit. Aber viele Zuschauer, in, Banne niederer Instinkte, hatten jetzt nur Auge und Ohr siw den J-udas, der seine Rolle ins HanS- lrnrstartige karikierte. Wie ein Trnnkcnbold leerte er Becher auf Becher, blieb trotzig sitzen, wenn sich die anderen Jünger erhoben, und strich in einer jedesmal lautes Lachen erregenden Weise seinen struppigen Bart. Durch allerlei Mätzchen die Aufmerksamkeit auf sich ziehend, erreicküe er seinen gehässigen Zweck, das Spiel Wastls zu verdunkeln, nur z» gut. Doch dieser, harmlos, wie er im Grunde seiner Seele war, ahnte die böse A> acht nicht. Bon leiser Schwermut durchtränkt, ganz in seiner Rolle ausgehend, hob sich sein Spiel von Minute zn Minute. W,ährend er nicderkniete, »m aus de,,, darqereichten Becken der Reihe nach die Füße der Jünger zu wasche», glitt sein Bttck in die Scitenkulisse. Da sah er die Frauen, und unter «hneu die Vreni. >>n Etewaude der Gottesmutter stehen. Mit großen, von ftemmcr Rührung glänzenden Augen, fast so wie sie. vor wenigen Tagen in d-r kleinen Waldkapelle zum Bilde Mariens auszczehen, lauschte sie seinen Worten. War sie mit ihm zufrieden? War aub chre Brust von den heiligen Schauern erfüllt, die sc»'« Seele dnrrbtebten? Der Gedanke, von einer wenigstens verst-mden und gcv üid gl zu werden, war ihm ei» be,rügender Trost und wie ti» Traum vollendete er sein frommes Werk. Erst der Gesang des Thors: - Schäflein, deiner Untreu Schulden Zahl am Kreuz der gute Hirt," ^er die bittere Leidensszene von Gethsemane einlcitete, brachte H» wieder zur Wirklichkeit zurück. bewegt die Gemüter, e» wäre wirklich allerhöchste Zeit, daß sie gelöst würde. Wir beklagen eine Ueberprodukiion an Vereinen. Das de» Deutschen eigentümliche Sonder- und Auseinanderstreben lockert das feste Gefüge, in dem auch der katholische Volksteil zu innigerem Zusammenhalt verbunden sein sollte. Di« Not der Zeit hat auf diesem Gebiete seltsamerweise noch keinen Wandel geschaffen, vor allem aber muß neuer Blüte» bildung am weitverästelten Vereinsbanm vorgebeugt werden, die wildwuchernden Schößlinge entfernt. Neubildungen möglichst veranlaßt werden, sich den schon bestehenden Gebilden einzuglie- dern. In dem Worte Stegerwalds auf dem Essener Kongreß: „Das Ideal der christlichen Familie muß wieder lebendig werden und von diesem Ideal aus muß die Gesundung der ganzen Ge sellschaft kommen", liegt eine dringende Aufforderung, der aber nicht entsprochen werden kann, wenn die Familienmitglieder, vor allem das Familienoberhaupt, durch zu starke Inanspruchnahme seitens der Vereine von der Familie ferngehalten werden. Diese Fernhaltung geschieht eben durch die Zersplitterung des Vereins wesens selbst. Ist jemand Mitglied des einen Vereins, muß er auch Mitglied eines arideren werden, im Weigerungsfälle wird ihm Lauheit und Gleichgültigkeit gegenüber seinen Aufgaben als Christ und Staatsbürger vorgeworfen werden. Gar oft ist schon der Nus laut oder schüchtern vernehmlich geworden: So kann das nicht weiter gehen! Einen beachtenswerten Vorschlag macht der das katholische Vereinsleben aufmerksam beobachtende Dr. Eilgen Weiß, er veröffentlichte jüngst einen Aufsatz mit dem allerdings leicht mißverständlichen Titel: Abbau des Vereinswesens, er meint in Wirklichkeit eine Zentralisation. Und diese ist es, der unbe dingt näher getreten werden müßte. Dr. Weiß macht einen Vor schlag und sagt: „Wenn ich zu diktieren hätte, würbe ich alle Vereine in einen großen Zeniralverein zusammensaffen, und zwar in den Katholischen Volksvcrein, richtiger den Volksverein für das katholische Deutschland. Hierin würde eS Abteilungen gebe» für Männer, Jungmänner, Frauen, Jungfrauen, Abteilun gen für Kaufleute, Handlungsgehilfen, Handwerker, Studenten, Studentinnen usw. und alle würden eine selbständige Note er halten." «Soweit Weiß. Der hier ausgesprochene Gedanke verdient vollste Beachtung, natürlich läßt sich der Plan nicht von heute auf morgen mit einem Federstrich verwirklichen. Um gleich die Ausnahmen — ohne diese gibt es keine Regel — festzustellen, sind von vornherein u. E. die politischen Vereine, weil -selbstver ständlich, ausgeschloffen, dann auch wegen der stark auSgebautcn Organisation und seines ausgeprägten Sonderzweckes wegen der Bomfaiiusvereine Alle anderen Bestrebungen vom AlbertuS- Magnus-Verein über alle kirchlichen und geselligen Vereine bis hin zu den aufstrebenden Sportvereinigungen des D. J.-K. hin können sich eingliedern in die große Zentrale Volksverein f. d.s k. D. Um einen Vergleich zu gebrauchen: Der anfängliche Wider stand so vieler Vorortsgemeinden deS Wasserkopfes Berlin gegen die Eingemeindung in Groß-Berlin war erklärlich, bis sie sahen, daß immerhin diese Eingemeindung ihre Vorteile habe, speziell die Aufgabe, die Nation dem weiteren Fortschritte zur Erreichung der Kontinuität der tausendjährigen Geschichte entgegenzuführen und für die Sanierung der schwierigen Wirtschaftslage zu sorgen. Es bestehe die Hoffnung, daß Ungarn bei den Großmächten Ver-' ständnis und sachliches Wohlwollen bezüglich der Regelung aller a»is dem Friedensvcrtrag folgenden Fragen finden werde. Es werde Aufgabe der Regierung sein, den dauernden Frieden zu sichern. Sperrung der serbischen Grenze gegen Ungarn Belgrad, 2t. Juni. Die Regierung ordnete die Sperrung der Grenze gegen Ungarn an. Anlaß dazu gab der Umstand, daß in letzter Zeit und zwar wie endgültig festgcstellt wur!>e, mit Wissen der ungarischen Regierung öfters verschiedene verdächtige Persönlichkeiten zu Agitationszwecken die jugoslawische G enze überschritten haben. Der Aufstieg zum Gaurisankar London, 21. Juni. Ei» weiterer Versuch, die Spitze deS Mount Everest zu erklimmen, wurde am 3. Juni unternommen. Die Wilterungsve-Hältiiiffe sollen sehr streng gewesen sein. Aus Kalkutta wird berichtet, daß Bruce eine Stelle, die nur wenige hundert Fuß unleihalb des Gipfels sich befindet, erreicht habe. Der Berichterstatter der Times in Tibet sagt, daß die Aussichten zur Erreichung deS Gipfels günstig seien, aber viel vom Wetter abhänge- Als Judas davongestürmt war, um den Herrn zu verraten, ward es im Zuschauerraum abermals leerer. Größere Gruppen fanden sich draußen zusammen. Man sprach schon nicht mehr über das Spiel. Nachdem es bereits vier Stunden gedauert, begann es etwas Altes zu werden. Andere alltägliche Fragen traten wie der in ihr Recht, die Leute empfanden das Bedürfnis, wieder in Wirklichkeit zu leben. Das Heu war noch nicht ganz hereinge bracht. Würde man damit fertig werde««, ehe eine Aenderung des Wetters eintrat? Die Bauern blickten besorgt zum Himmel. „Lang Halts nimmer." „Zu schwül iss, a Weiter muß's heut no gebn." „Wann nur ka Landregen kimmt." „I glaubs net, guat bleibts." . „Hast nacha du dem heiligen Petrus in dö Kart» gschaut?" „«Söll net. Aba am vergangana Sunntag hat da Herr Pfarrer dö roie Meß gelesen, da kanns dö ganze Woch net schlecht wecdn." „Scll is wahr, dös trifft ein." „Die roie M-sz, entschuldigen Sie, was ist das?" fragte neu gierig ein an die Bauern herangetreiener Fremder. „Nun, dö rot Meß halt. Wann da Pfarrer a rotö Gwand an hat, oder a blaus, nacha bleibts auf acht Tag schö." „Und wenn er ein gelbes an hat?" fragte der skeptische Fremde. „«Scll woaß «na net. Aba wann der hochwürdige Herr dö Meß in an grüna (Ävand liest, nacha gibtS a ganze Woch Regen." Der Frager, der jetzt seine Neugier befriedigt sah, zog sich lächelnd zur Biersckienke zurück; ein Mick zum Himmel sagte ihm ja zur Genüge, daß ein Gewitter im Anzuge war. Cii« weißlich-grauer, das Atmen erschwerender Dunst ver schleierte alle Berge, der Horizont zeigte ein fahles, blasses Blau, und eine Totenstille herrschte in der Luft, lieber den Kaminen des nahen Dorfes drückte es den Rauch zu Boden, die Fliegen und Bremsen schwirrten und stachen wie närrisch, hier und da kroch träge eine plumpe Kröte über das Gras, und über den Spitzen stein her sckzob sich gleich den fiDergrauen Schuppe» eines Fisches Wolke an Wolke, um sich zu einer starren, bleifarbigen Mauer zu verdichte«;. Mit niederem Fluge streiften die «schwalben den Wiescngrund, als drücke die dicke, schwere Gewitterluft sie an die Erde herab. Als die vielen Zuschauer sich wieder auf ihre Sitze begaben, nahmen sich viele einen ftisch gefüllten Bicrkrug mit. In den noch folgenden Pausen blieb man sitzen, denn die setzt nahenden «Schlußszenen des furchtbaren Dramas von Golgatha waren zu fesselnd und rrschütleritt«, als daß es einer gewagt hätte, etwas davon zu versäumen. Die Schwäche der sündigen Menschennaiur, auch auf finanziellem Gebiete. Und andererseits erleichleric diese Eingemeindung durch die Zentralisation in; Kassenwesen die staats- und gemeindesteuerliche Veranlagung usw. Durch d;e „Eingemeiiwung" niuu so vieler Vereine in den Volksverein würde beispielsweise ein finanzielle leistungsschwacher Jugend verein eher in den Besitz von Sportgeräten kommen und nicht auf jahrelanges Sparen, was an sich eine löbliche Tugend ist, ange wiesen sein, wenn er einen finanzkräftig gemachten Volksverein hinter sich stehen hat, in dem er eine Abteilung bildet. Alle Beiträge würden von seiten der Vereine nur an die Zentralkasse, und zwar, weil die »Doppelbesteuerung" von vornherein vermieden wird, in erhöhtem Betrage. Die sofortige vermögensrcchtliche Aus- einandersetzung zwischen der sich eingliedernden Abteilurig (früher Verein) und dem Volksverein bleibe den Maßnahmen der Finanz sachverständigen überlassen. Der Zusammenschluß der Vereine bedeutet auf sehr vielen Gebieten eine bedeutende Ersparnis, man denke an die Veranstaltungen von Vorträgen. Hier ergibt sich auch der Vorteil, daß die Abteilungen einander bei dieser Gelegen heit mit ihren Zielen bekannt machen können, die den anderen sonst zeitlebens unbekannt bleiben, sie würden gegenseitiges Ver ständnis und tatkräftige Mitarbeit wecken. Für gesellige Zwecke bedeutet der Zusammenschluß eine Eindämmung der Vereinsver gnügungen. ferner eine nicht zu unterschätzende Verbilligung, in dem aus allen Teilen, beispielsweise zu theatralischen Veranstal tungen die besten Kräfte gestellt werden. Das Propagandawesen, die Dvucksachenbelieferung könnte durch den Zusammenschluß der Verein« verbilligt und das Nachrichtenwesen an die Presse Verein- facht, die nicht unerheblichen Jnsertionskosten, die von kleinen Vereinen kaum aufgebracht oder «umgangen werden, brauchen zum Nachteil der katholischen Presse nicht fortfallen. Bei aller Vereinfachung würde, was wiederum kein Nachteil ist, sondern volkswirtschaftlich organisatorisch befähigten Personen Gelegenheit geboten, in einer berufsmäßigen hauptamtlichen Stel lung als Volksvereinssekretär die Sache des Volksvereins wie jeder einzelnen Abteilung schon von amiswegen zu fördern. Sollte für «Sachsen etwa mit dem Sitze in Dresden sich dieses Amt nicht schaffen lassen? Sollten die oben gegebenen Anregungen nicht hie und da zu weiteren Schritten Veranlassung bieten? W-'ich gewaltige Zusammenfassung der heute so vielfach zersplitterten Kräfte müßte doch erfolgen. Eine gewisse Vorbedeutung scheint >ua;s der bevorstehende Jugendsonntag zu haben. Die Jugend fühlt vielleicht, daß sie von ihrem Mittelpunkt, dem gemeinsamen katholisch-christlich-deutschen Ideal im Laufe der Zeit strahlenförmig ausmarschiert ist. sie will statt loser Fühlung wieder engere nehmen und deshalb marschiere sie geschlossen auf einen «Sammelplatz, um Heerschau zu halten. Es liegt hierin 'un verkennbar der Drang nach größerer Einheitlichkeit, und was die Jugend, die dem neuen Deutschland neue Wege weisen will, hrer anerstrebt, sollte den Vereinen insgesamt ein Fingerzeig sein, n ie durch engeren Zusammenschluß der Vereine für diese selbst und für den einzelnen zeitgemäße Vorteile gewonnen werden können. Die Maßnahme« zur Sanierung der öffentlichen Finanzen Wien. 21. Juni. Ueber den neuen Finanzplan der Regierung erfährt der Wiener Vertreter der T.-U. von führender parlamen tarischer Seite folgende authentische Informationen: Der Plan zerfällt 1. in bas Problem der Ersparungen und der Sanierungenj der Staatsbetriebe, 2. die Sicherung der Monopolerträgnisse, 3. Einführung neuer und Erhöhung bestehender Steuern. Die innere Anleihe. Der Finanzplan verlangt die Abstoßung der Bundesbahnwerkstätten und derer; Ueberführung in Privatbetrieb,, sowie die Abstoßung der staatlichen Jndustriewerke. Bezüglich des Personalabgabegesetzes verlangt der Finanzplan, daß die Regierung das Recht zuerkaimt erhält, die überzähligen Beamten gegen Abfindung zu entlassen oder zu pensionieren, Tarifer höhungen bei der Bahn sowie bei der Post, dem Telegraphen- und Telefonbetriebe, Erhöhungen der Abgaben für Tabak, Salze usw. werden in Zukunft der Finanz- und der Verkchrsminister direkt! verfügen. Die neuen Steuern werden erst in Kraft treten dürfen, wenn die neue Notenbank gegründet ist und die Ersparungsmaß- nahme«; ihre Wirksamkeit erwiesen haben. Außer der Erhöhung der Grundsteuer, der Alkoholsteuer, der Holzproduktionsabgabe und» Effektenumsatzsteuer werden noch eine Reihe anderer einschneidender Steuermaßnahmen in Aussicht genommen. die gern bei den Leiden anderer weint, wenn sie nur selbst nicht davon berührt wird, und ihrer sichere;; Bequemlichkeit frönen kann« zeigte sich auch bei diesen schlichten Bauern. Schwül und stumpf wie das nahende Gewitter, lastete auf Waftl die eigene Stimmung. Eine seltsame dunkle Ahnung, die mit Todesschauern sein Herz durchzog, erfüllte ihn. Schon au; Morgen hatte sie ihn g«ängstigt. Es war ihm, als ob er selbst wie sein göttliches Vorbild, honte seinen letzten Gaig; antreten müsse. Als er auf dem Wege zum Theater am Hause des Kramersepp vorüberlam, hatte er unwillkürlich emporgeblickt. Am Fenster war Vro,;i sichtbar geworden — aber sein Blick hatte nicht ihr ge golten; höher emporschweifend, hatten seine Augen den im Giebel feld angebrachten riesengroßen Ehr« stophoruS gesucht. Wer den gesihcn. der war ja nach dem Glauben des Volkes tür dcn Tag vor einem jähen und unvorhergesehenen Tode sicher. Aber trotz dieser Beruhigung wollte ihn die trübe Ahnung eines Unheils nicht verlassen, ja es war ihm, als ob auch Vroni dieselbe teilte. Zufällig hatte er gehört, wie sie der Darstellerin der Veronika erzählte, daß sie des Nachts von einem großen Wasser geträumt habe. Das bedeutete Unglück und Tränen. Be zog es sich auf ihn, auf sie, oder auf den Ausgang deS Spieles überhaupt? War es nicht, als ob Vroni für ihn barste, denn vor dem Gang nach Golgath «hatte sie als Gottesmutter länger als man es auf dcn Proben geübt, in^ seinen Armen gelegen, wie wenn sie von dunkler Furcht gequält, ihn gar nicht lassen Wollte. Doch Waftl hatte jetzt keine Zeit mehr, darüber nachzuden- kcn; er mußte alle Kraft zu sa in men nehmen, um seine Nolle gut und würdig zu spielen. Für den Christusdarsteller kam ja jetzt der schwerste und anstrengendste Teil seiner Aufgabe, die eigent liche Passion, der Weg nach Golgatha, das Tragen deS schweren Kreuzes in gebrochener Haltung und dann die furchtbare Viertel stunde am Marterholz, mit dcn ansgespannten Armen und den kaum sichtbaren Halt für die Füße. Die drückende Hitze mutzte die Mühen und Leiden dieser Leistung noch vermehren, und der starke Mann bedrrrfte aller Energie, die erhobene Würde des Er lösers zu bewahren. Es war das erschütterndste Bild des ganzen «Spieles, das sicki jetzt den Zuschauern bot. Im Vordergründe der «Szene, auf beiden Seiten verteil^ stand der Chor und sang die feierliche Weise: „Betet an und habet Dankt Der dcn Kelch der Leiden trank Geht nun in den Kreuzestod Und versöhnt die Weltz mit Gott." (Fortsetzung folgt.)