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— Das österreichische Abgeordnetenhaus zeigt voll und ganz das Aussehen einer Körperschaft, in der der Ausbruch einer Krise bevorsteht. Den Verhandlungen über die italie nische Fakultät, die im Sitzungssaale vor sich gehen und die zu anderen Zeiten wahrscheinlich gewaltige Ausbrüche der nationalen Leidenschaften hervorgerufen hätte», wird nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die beiden General redner Dr. Dcgasperi auf der italienischen Seite und Wastian, der Südinarkhäuptling, auf dentschfreismniger Seite, versammeln nur ein mäßiges Auditorium um sich. Die Vorlage wird schließlich ohne Abstimmung dem Bud- getausschusse zugewiesen. Ob sie aus demselben wieder in das Plenum zuriickkehrcn wird, oder ob ihr nicht dasselbe Schicksal zuteil werden wird wie ihren Vorgängerinnen, lässt sich dermalen noch nicht sagen. Wenngleich die Mög lichkeit einer Auflösung des Abgeordnetenhauses allerorten verneint wird, so weih man schließlich bei unseren unge klärten und schwankenden politischen Verhältnissen nicht, was die nächste Zeit bringen wird. Gegenwärtig heisst es frei lich, die Krisenluft, die das Haus durchwehe, könne nur dem Ministerium verderblich werden. Es wird des Langen und Breiten in den verschiedenen Klubs besprochen, daß das Haus endlich die Geschäftsordnungsreform durchführen, daß es Abhilfe gegen die Teuerung scliaffen müsse usw Der Ministerpräsident allein sei an den zerrütteten Verhältnissen schuld. Wir haben wiederholt betont, daß wir Gautsch durchaus nicht für einen Kleber ansehen, daß vielmehr die übergroße Mehrheit unserer Volksboten dieses Prädikat verdient. Gautsch wird gerne die Mühen des Amtes einem anderen überlassen. Ob aber durch seinen Sturz und durch nachfolgende unnatürliche Koalitionen das zweite Volks haus auf die Dauer lebensfähig gemacht werden kann, ist sehr zu bezweifeln. Die Christlichsozialen haben den besseren Teil erwählt. Sie sind zu jeder fruchtbringenden parlamentarischen Arbeit bereit, schauen im übrigen dem Wettrennen zu den Ministerbänken mit verschränkten Armen zu, wie es eben einer zurückgedrängten Partei zukommt. Ihrer Volkstümlichkeit kann diese .Haltung nur nützen. — Der TeueruvgSauöschuß des österreichischen Abge- ordnetenhauses nahm mit 28 gegen 22 Stimmen einen Antrag Jerzabek an, in dem die Regierung anfgesordert wird, die Einfuhr gekühlten argentinischen Fleisches sofort zu bewilligen, da Ungarn kein vertragsmäßiges Recht auf Einspruch geltend machen könne. <Hroßbritarinie». — Im Oberhanse ersuchte Lord Courtney die Negierung, bald eine Gelegenheit zur Erörterung der deutsch.französischen Marokkoverhandlungen und namentlich der Stellungnahme Englands dazu herbeizuführen. Jedermann begrüße es, daß ein Uebereinkommen erzielt worden sei. Der Lord- Präsident des Geheimen Rats. Viscount Merley, erklärte: Es wird allgemein mit Genugtuung aufgenommen, daß die Besprechungen in Berlin, auf welche die Augen der ganzen Welt gerichtet waren, schließlich zu einem Abschluß ge kommen sind. der. wie man an maßgebenden Stellen in Berlin und Paris hofft, für die Bevölkerung beider Länder annehmbar ist, daß über unser» Anteil an jenen Verhand- lungen bald eine Debatte stattfinden möge. Ich bin nicht davon überzeugt, daß eine solche Erörterung oder Prüfung billigerweise bald erfolgen kann. Denn ich glaube bestimmt, daß er und das ganze Haus einsehen werden, daß eö kaum sehr höflich von uns wäre, über jene wichtigen Verhand lungen zu debattieren — von welchen unsere Interessen, wenn sie auch groß und gewichtig sind, verhältnismäßig nur mittelbar berührt werden — bevor nicht im Reichstage sowohl wie in der französischen Kammer darüber gesprochen worden ist. Lpari ku. — Der Finarrzmiuiftcr erließ eine königliche Verfügung, wonach die Güter der religiösen Korporationen mit der Steuer belegt werden, die in dem Gesetz vom Dezember 1910 vorgesehen ist. Das Gesuch des Primas von Spanien, der für die religiösen Korporationen aus Grund des Kon kordats Befreiung verlangte. wurde abgelehnt. China. — Die Revolution. Während der neue Tartaren- general morgens in Kanton in der Tschangtschingslraßc am Sldmiralitätsgebüude vvrüberging, wurden Bomben geworfen, durch die der General und 2l Personen getötet und 18 verwundet wurden. Sieben Häuser wurden beschädigt. Der Täter selbst, ein Eingeborener, wurde tödlich ver- wunder. — Zn der Nähe von Hankau kam es am 25. Okt. zu einem Gefechte. Die Aufständischen zogen sich schließlich etwas zurück, lieber 5000 Manu der kaiserlichen Truppen sind von Peking nach Sinjangtschau abgegangen. Die ge- " plante Abreise britischer Jafantene von Tientsin nach Indien ist wieder angegeben worden. Die Wachen der Gesandtschaften sind bedeutend verstärkt worden. — In der Nationalveisammlung zu Peking kam es am 26. Okt. zu stürmischen Auftritten, als daS HauS die Entlassung des Vizepräsidenten des VerkehrsministcrmmS Shanghsuonhuasi und die Erhebung der Anklage gegen ihn forderte, und zwar wegen seiner Haltung ln der Frage der Hnkuang- Eisenbahn, die von einem internationalen Syndikat gebaut werden soll. Wenn die Regierung nicht bis zum 26. Okt. die Forderung erfüllt, will dle Nationalversammlung sich auflösen. > Auierik«. — Der Krieg zwischen Chile und Peru wird in Buenos Aires >>">': unvermeidlich gehalten. 24000 Mann Truppen der bereit Republiken stehen sich gegenüber. Die chilenischen Truppen ^ab-' > daS Uebergewicht. Die Hygiene-Ausstellung. Die fremden Völker in der Internationalen Hvgiene- Arisstrllunn. Die Zahl dieser interessanten erotischen Gäste hat sich seit gestern etwas gelichtet, da die indische Truppe, die den Besuchern der Abteilung „Ostasien" ihre Tänze und Gauklerkunststückc vorführte, Dresden verließ, um sich heute lFreitag) von Triest aus nach Madras einzuschiffen Die japaniscl)en Kunsthandtverker und die reichhaltige Aus stellung von Erzengnissen japaniscl>er Kunstindustrie ver bleiben bis znm Schluß der Ausstellung in der ostasiatischen Abteilung, die nunmehr den Ausstcllungsbesuchern voll ständig frei zugänglich ist. Die Geishas bleiben der Aus stellung ebenfalls noch erhalten-, der kühlen Witterung halber veranstalten sie ihre Vorführungen täglich während der Abendstunden im „Marokko-Theater", abwechselnd mit den Tänzen der arabischen Almehs. Der Betrieb im , Abessinischen Dorfe" wird bis zum Schlußtag der Aus stellung vollständig aufrecht erhalten. ÄW LLüdL n.md LüiulL. DtivdtN, den 26. Oktober Ivll. —* LaudrSrcisr drS Königs. Se. Majestät der König traf in der Heilstätte Hohwald gestern mittag ein. Der Monarch wurde von Geheimrat Dr. Weger-Dresden, dem Vorsitzenden der LandeSversicherunganstalt, . empfangen. Oberarzt Dr. Schulze hielt einen kurzen Vortrag über die Einrichtung der Anstalt und berichtete über die erzielten Heilerfolge. Darnach begann die Führung durch die Anstalt. Nach dem Rundgang nahm Se. Majestät an einem Diner teil, worauf er unter den Hochrufen der Anwesenden die Anstalt verließ und sich nach LangbnrkerSdorf zurückoegab. Die Gemeinde LangburkerSdorf hat zur Erinnerung au den Besuch des Königs für woyltätige Zwecke den Betrag von 3000 Mk. zur Versüqunz gestellt. Der Monarch setzte die Fahrt nach Sebnitz fort, wo die Ankunft gegen 3*/„ Uhr erfolgte. Auf dem Marktplätze fand eine Begrüßung durch die städtischen, staatlichen und NeichSbehördeu statt. Die Stadt Wiek prächtigen Fahnen- und Gillandenschmuck aus. Der Bürgermeister Dr. Steuduer hieß den König in herz lichen Worten willkommen und erwähnte, daß die städtischen Behörden zur Erinnerung an dea heutigen Tag eine Stiftung von 10000 Mk. zu wohltätigen Zwecken be schlossen hätten. Der König erwiderte mit DaukeSworten, sprach seine besondere Freude über die großartige Aus schmückung der Stadt aus und erteilte di« erbetene Ge- nehmigung für die Friedrich-Augnst-Stistung. Hierauf wurde ein Rundgang bezw. eine Fahrt durch die Stadt ange- treten. Zunächst wurde der Blumcnsachschule der Gemeinde- Verbandes Sebnitz, Neustadt und Laugburkersdor? rin Besuch abgestattet. Nach einer Besichtigung der evangelischen Kirche und Schule wurde noch der katholischen Kirche ein Besuch abgestatlet und hierauf die Fahrt nach dem Bahnhof Sebnitz angetreten, von wo um 5 Uhr mittels Sonderzugcs die Rückfahrt über Schadau nach Pillnitz erfolgte. —* Der Laiidcskultnrrnt trat heute mittag 1'^. Uhr im Saale des „Palmengartens" zu seiner 51. Gesamtsitzung zusammen. Anwesend waren 28 ordentliche und 8 außer ordentliche Mitglieder. Ferner waren Vertreter der Ne gierung erschienen. Znm Vorsitzenden wurde der Geheime Oekonomierat Tr. Hähnel gewählt, der in seiner Eröff nungsansprache einen kurzen Ueberblick über die gegen wärtige Lage der sächsischen Landwirtschaft gab. Zum Generalsekretär wurde anstelle des verstorbenen Professors Dr. Nanbold Dr. Phil. Bruno Schöne gewählt. Hierauf wurde in die geschäftlichen Verhandlungen cingetreten. —* Der LaiidcSvrrcin des Evangelischen Bundes wählte in einer außerordentlichen Hauptversammlung zu Dresden zum ersten Vorsitzenden anstelle des verstorbenen Geh. Kirchenrates 11. Meyer Herrn Superintendenten K r ö b e r - Pirna. Vorgeschlagen waren noch die Herren Pfarrer I). Blanckmeister und Konsistorialrat Tr. Költzsch. Beide hatten jedoch eine Wahl infolge von Arbeitsüber- hänfiittg abgelehnt. —" Werrerrraguose der Kvntgt. kränr Wette, werte zu Dresden für de» 37. Oktober: Siikwcsttvlnd, wolkig, mild, zeitweise Regen. — Lnftbi wegang: Erdboden Süd südwest 3, kvli Me er Südwest II, t!X0 Meter Wcstjüdwest tü, lSOO Meier West 13 Sekundenmeter. Bericht vom Pöhlberge: Gläu.crOer Sonnen. llr tergang, HimmcISfälbnrig orenge. BecickN von, Fichtelberge: N.ichtk schwacher Nebel, giäozcnder ?oonen-11ntergang, Nbcndiw. —* Der Verein zur Speisung bedürftiger Schulkinder (E. G.), welcher seit 1896 tätig ist und damals mlt 300 Kindern täglich seine Speisungen anfnähm, hat im letzten Winter täglich 1500 Kinder aus sämtlichen Dresdner-Beztrksschul'.n mittags beköstigt. Er gab hierbei >48126 Portionen ans, was eine» Aufwand von über 3 l 000 Mark verursachte. Im bevorstehenden Winter wer den zunächst 1550 Kinder gespeist werden. Die Durchführung der Speisungen erforderte bedeutende Mittel, welche dwch freiwillige Gaben unserer Mitbürger und durch eine» von den städtischen Kollegien in dankenSweiür Wei'e gewäh'tcii größeren Beitrag ausgebracht werden. Es ist aber dringend erwünscht, daß noch weitere Kreise unserer Stadt ihr In- teresse unserem Verein zuwenden und ihn durch Gaben, vor allem durch regelmäßige Mitgliedübeiträgc unterstütz-» (Mindestbeitrag jährlich 5 Mt). Die 15. Generalversamm lung findet Freitag den 27. Oktober abends 6 Uhr im Bankyause Gebr. Arnhold, Waisenhausstr. 20 Part. statt. —* Die Wasserstände der Moldau und Elbe betrugen beute in BudweiS — 26. Pardubitz — 83. Vrandei» — 49. Melnik -s- 18, Leitmerstz — 80, Aussig — 60. Dresden — 206 Zentimeter. Bautzen. 25. Okr. Der frühere Stadlverordncten- vorsteher R chlkanwalt Brache hat die Stadt Bautzen zur Uaiversrlerbiu seines zirka 60000 Mark betragenden Ver mögens eingesetzt. Bautzen, 26. Oktober. Ter in der hiesigen Amtsbaupi- maiinschaft bestehende Ausschuß für gemeinnützige Arbeit hat in einer in Purschwitz unter Vorsitz des Geh. Oekonomie- rates Steiger-Kleinbautzen abgchaltenen Versammlung be schlossen , zur Förderung der Volkswohlfahrt und zur Hebung des Familienlebens Kochkurse abzuhalten, die sich auf die einfachsten Gerichte erstrecken sollen. UnterrichtS- lokalc für diese Kurse stellen sowohl der Vorsitzende, als auch Frau Fürstin von Hanau auf Drehsa zur Verfügung. Chemnitz. 5 Pfennig Vertrauens . . . Geld. In der Maschinenfabrik Schubert u. Salzer überreichte der organi sierte Arbeiterausschnß eine Forderung über Lohn und Ar beit -eit. Ta tauchte ein Genosse auf, der in Abteilung Sch. für einen Heldenkollegen eine Stärkung in Gestalt von 5 Pfennig pro Mann zu sammeln verlangte. Wer aber diesen Beitrag zu zahlen sich.weigerte, wurde von den Ge nossen schikaniert. Nun sind in der Fabrik 16 organisierte Ausschußpertraucnsleute. Wo blieben denn die anderen 15? Oiehören sie dem Arbeiterausschuß nicht an. oder sind etwa sie nicht rot organisiert? Wo bleibt hier die Gleichheit — Brüderlichkeit? Einer wird unterstützt und die anderen hintenunter geworfen. Darum wachet auf, ihr katholischen Arbeiter und Arbeiterinnen, und tretet ein in den katholi- scheu Arbeiterverein (Verband, Sitz Berlin) und laßt euch nicht von den Noten ausbeuten. K. F. Chemnitz, 26. Okt. Gestern nachmittag wurde ans einer zum Vertrauensschachte beiLugau gehörigen Schlamm- Halte der zwölfjährige Sohn des Bergarbeiters Süß von einer ins Rutschen gekommenen Schlammwand verschüttet und gelistet. Coldttz, 25. Okl. Belm Langholzfahren verunglückte der Pfleger Becker im Colditzer Staatsforstrevier so schwer, daß er nach kurzer Zeit verstarb. Geithaiu, 25. Okt. In den Brandresten einer dnich Feuer zerstörten Strohscheune fand man einen verkohlten menschlichen Körper, in dem man den 58jährigen Maurer Weinert aus Niedergräfenhaiu ermittelt hat. Grimma, 25. Oktober. Die kleine Waldschäuke, die zur städtischen Hospitalrestauration gehört, ist in der letzten Nacht niedergebrannt. Als Brandstister kommt der Pächter Dressel in Frage, der hierdurch die Versicherungssumme von 5000 Mark zu erlangen hoffte. Loschwitz, 25. Oktober. Die Drahtseilbahn Loichwiy- Weißer Hirsch soll von der Sladtgcmeinde Dresden ange- kaust werden und zwar gegen Zahlung eines Barbetrages von 975000 M.. was einem Kurse von 130 Prozent des Aktienkapitals der Gesellschaft entsprechen würde. Voraus, sichtlich wird auch die Bergschwebebahn und das Berg restaurant Loschwitzhöhe durch die Stadt angekauft. Mnlda, 25. Okt. Eine Diphtherie-Epidemie ist hier auSgebrochen. Es sind ihr bereits neun kleine Kinder zum Opfer gefallen. Pirna, 26. Oktober. Im Wasserstande der Elbe will noch immer keine Besserung eintreten. Der Mangel an jeglichem Niederschlage läßt die Neben- und Quellflüsse des Stromes versiegen. Mit banger Sorge schauen die Schiff- sahrttreibendcn in die Zukunft, die ihre ganze Hoffnung auf den Herbst setzten. Der Wasserstand ist wieder auf einem kritischen Punkte angelangt, bei dem man jeden Tag mit eincuter Einstellung der gesamten Schiffahrt rechnen muß. Nabrnstrin, 25 Okt. Erschossen hat sich der Postgehilfe Hclbig in seiner Wohnung. Er hatte amtliche Gelder veruntreut. Riesa, 25 Oktober. In der öffentliche» Versammlung der Faitichriitsparlei >m Hotel Wettiner Hof, die von ungefähr 100 Personen besucht war, sprach Pastor Kruspe-Meißen über die Politische Lage. — Der Kartoffelverkauf findet täglich waggonweise ab Station Riesa stall; die Preise sind von 4 b!S auf 3,25 Mart gefallen. Futter- und Fabrik- kartoffeln 2,70 bis 2.90 Mark. Zwickau, 25. O't. Der Bergarbeiter Schubert aus Nicderhaßlau wurde im Schachte der Altgemeiude Bockwa von hereinbrechcnder Kohle verschüttet und tödlich verletzt. Er binterlüßt eine Frau und sieben kleine Kinder. Gemeinde- und Vereinsnachrichten. Z Dresden. (Kalhol.-kaufm. Verein „ColumbuS".) Montag, den 30. Oktober, findet im Bereinslokal zum Amttzhof. Sachsenplatz 2. das Stiftungsfest in Form eines Heirenessens statt. Nach den zahlreichen Anmeldungen zu schließen, wird ans guten Besuch gerechnet. 8 Dresden. Zn einem äußerst genußreichen Abend gestaltete sich der Ball des Vereins katholischer erwerbs tätiger Frauen und Mädchen. Der große Keglerheim saal war dicht gefüllt, als Herr Schriftsteller Zimmrrmcmn nach kurzen herzlichen Begrüßungsworten des Präses oas Rednerpu't bestieg, um In seiner bekannten liebenswürdigen Weise Proben seiner sächsischen Dialektdichtung vorzutragen. Der gemütsvolle kunstreiche Vortrag löste sofort gehobene Stimmung ans. und eö war staunenswert zu betrachten, wie der geschätzte Vertragende es meisterhaft verstand, Scherz und Ernst im Dialekt Ausdruck zu verleiben. Reichster Beifall lohnte den Redner, welcher in hochherziger Weise stets dem Ve:em sich zur Verfügung stellt, um auch den Volk-kreisen sich nützlich ?» ei zeigen. Ein tendcuzvolles Luststiicl: „Was Bildung lul", äußerst gut iu Szene gesetzt, schloß sich an. Di« Spielerinnen, dem Verein angehörig, leisteten Großes und errangen einen du-chschlagcnden Erfolg, Und nun begann der Tanz, welchem bei den Klängen einer vorzüglich spielenden Musikkapelle bis in vorgerückter Stunde gehuldigt wurde. VOM Trrge. Breslau. 25. Okl. Gcmäß dir Schlesischcn Volks- zeitung wird Breslau neben Königsberg und Thor» bestimmt den dritten Lustschiffhafen an der Ostgrenzc crholtcn. Der MilitärftSknS hat dafür ein 200 Morgen großes Terrain nahe den Festungswerken bestimmt. Auch eine Wasserstoff- fabrik, Reparaturwerkstätten und Flugzeugschuppeu werden dort errichtet werden Düsseldorf, 25. Oktober. Nach erhaltener Löhnung wurde der Arbeiter Picard von dem polnischen Arbeiter Josef Muschinski ermordet und beraubt. De: Täter wurde verhaftet. Danzig, 25. Oktober. Ein auS Stettin zugereistes Liebespaar stürzte sich zusainmengeblinden und mit Steinen beschwert in die Ostsee. Der Mann kam aber schließlich wieder frei und rettete sich. Dle Frau ertrank. Der Mann wurde in Haft genommen. Prag, 25. Oktober. Der Rektor der deutschen Universität, Rauchberg, erklärte einer Abordnung der jüdisch nationalen Sludcnieiischoft. welche gegen den Beschluß der dentsch-nationolen StvdcMeiischost, die Vorlesungen des ehemaligen zionistischen Abgeordneten. Dozenten Mahler, lm Interesse der Wahrung dcö deutschen Charakters der Universität, nicht zuzulassen, protestierte», daß der Rektor die Beeinflussung des Lcktianrkatnlogs durch die Hörerschaft nicht zugeben werde. Dozent Mahler Hot seine Vorlesungen für das Wintersemester abgesagt. Turin. 25. Oktober. Der Bürgermeister von Rom. Nathan, besichtigte am Dienstag in Turin ein städtisches Elektrizitätswerk. Alb er die Hand ans eine der Maschinen, legte, erhielt Nathan eiucn elektrischen Schlag, so daß er bewußtlos zu Boden geschleudert wurde. Alle Anwesenden glaubten zunächst, daß der Tod bereits eingetrelen sei. Man schaffte den Bürgermeister nach einem Hotel, wo er sich einigermaßen wieder erholte. Bisb r konnten die Aerzte nur einige Brandwunden an der linken Hand feststellen.