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zweites Blatt Sächsische Bolkszettung vom 20. August 1008 Nr. 189 ing g Uhr. K Uhr. '/.« Uhr. -r» 4 Uhr. Ze)'/.^U. ! (Matzte) er) 8 Ubr. tz (tzeir- Freitag: Wa'zec- e l h a u s. Pfarrer khea'.er). - Vri« - on« >0,2» (A. 60 Ä ,25 G. .00 L. .60 <A. .10 G. .00 B. 75 G .75 B 4 50 G. 9 6a >8- 4,00 -r.75 Ä. 150 «ii. 1.00 G. 150 G. 1,51 G. ;,78 V. 00 B. 50 B .05 G. ksdeu. st 1908 hr >lg> rhlreich ivli ikvl! tS.PAft. ok ri»»en- in«! i ateur !»d für )fferten post- 55. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands. lAlichSruck verdien-, Düisetdocf, d.n .7 August i»08. Zweiter Tag Am Montag tagten mehrere Nelienversannnlungen. So an, Vormittag im Rittersaale der „Tonhalle" der Albertus Mnguus-Vcrciil; Cardinal Fischer wohnte der Tagung bei. Ter Vorsitzende, Weingntsbesitzer H a r t r a t h - Trier, begrüßte die Teilnehmer und verbreitete sich über die hohen Aufgaben, die der Albertus-Magnus-Verein sich gestellt bat. Ter Umstand, daß der Verein seinen Platz voll und ganz ausfiille, habe den Neid der Gegner erregt. Vielfach werde der Verein nur als Unterstntzungsvercin angesehen-, indes schon die Gründer hätten ein höheres Ziel im Auge gehabt: der Verein verfolge auch ideale Zwecke: er habe auch die Alisgabe, die immer noch herrschende Imparität zu be kämpfen. „Vir werden nicht ruhen und rasten." so schloß Redner, „bis wir ans allen (Gebieten deS öffentlichen Lebens ^ (Gleichberechtigung erlangt haben." Cardinal Fischer nannte den Albertus-Magnus- I Verein eineil der wichtigsten Vereine im katholischen Vereinsleben und wünschte ihm Gottes reichlichsten Segen. Sodann führte Neichstagsabgeordneter de Witt (Köln) ans, der Albertus - Magnus - Verein habe wegen seiner idealen Bestrebungen nicht nur auf das platouische Wohl wollen, sondern auch auf tatkräftige materielle Unter stützung Anspruch. Tie Tatsache, daß die Zahl der Katho liken in gelehrten Berufen im Verhältnis zu ihrer Zahl in der Bevölkerung eine zu geringe sei, habe keine pessi mistische Nesignationsstimmung aufkommen lasseil, sondern zu dem Versuch angeregt, den Schaden zu heileil. Im Jahre 1.898 sei der AlbertuS-Magnus-Verein entstanden. Seinen Zweck: talentvollen Studierenden katholischer Konfession materielle Unterstützung behufs Vollendung ihrer Studien zu gewähren, könne der Verein erfüllen, wenn das katho lische,Volk hinter ihm stehe. Nach dem Vortrage fand zwanglose Tiskuision statt. Tie zahlreich besuchte Fcstvcrsammlung für Lehrer und Schulfreunde, die am Montag abend im Rittersaale der „Tonhalle" tagte, wurde vom Vorsitzenden des Provinzial- vcrbandes der katholischen Lehrer Rheinlands, Herrn Lehrer a. T. O u a d f l i e g - Aachen, eröffnet. Taranf hielt Lehrer Krug-Düren die Festrede über . die Beziehungen der katholischen Lehrer zur katholischen Kirche". Was ha: der katholische Lehrer voll der katho lischen Kirche? fragte er und antwortete: das kirchliche Lehramt gibt in den Lehren über das Wesen und die Lebensäußernngen der Seele und über die Erbsünde die einzig feststehende Grundlage für die Erziehung. Turch das Priesteranit vermittelt die Kirche wirksame Gnaden- bilfe, »nd in ihrem Hirteiiainte lehrt sie durch ihr Beispiel die rechte Erziehungsweise. Und nun die Gegenfrage: Was solleil die katholischen Lehrer der Kirche bieten? Ter Redner beantwortete die Frage dahin: Ter katholische Lehrer soll die Lehren der christlichen Pädagogik sich zu eigeil machen und in der Oeffentlichkeit vertreten, sich die Gnademiiittel zunutze machen und das Hirtenamt unter stützen durch Eintreten für die konfessionelle Schule und die Wahrung des kirchlichen Einflusses auf die Schule bei Aufrechtcrhaltnng der Forderung nach fachkundiger Aus sicht. Zum Schluß forderte Redner auf, zu geloben: treu zur katholischen .Kirche zu stehen, den Glauben stets offen zu bekennen und die Jugend nach den Grundsätzen der ka tholischen Kirche zu erziehen. Ter Redner betonte mit warmen Worten auch die Pflicht, die .Kinder zu treuer Vaterlandsliebe heranzubilden. Ter Festrede folgte eine poetische Huldigung an den Iubilarpriester in Rom. Tie katholischen Lehrer legten dem heiligen Vater als Ange binde zu seinem Jubiläum das Versprecheil zu Füßen: „ge treulich nach der Kirche Lehren die Jugend zu den Himmelspforten zu leiten." Begeisterte Hochrufe auf Papst Pius X. durchbrausten die Versammlung. Taranf nahm Weihbischof Tr. Müller- Köln das Wort. Es sei ihm ein Herzeilsbedürfnis gewesen, zu den Die katholische Kirche und ihre Führung der Nationen durch natürliche und über natürliche Mittel. Von O. A Zimmer mann, 8. .1. Tic Kirche ist die in die Mitte des Meeres dieses Welt bineingestcllte Arche, welche von den Stürmen und Wind stößen hin und her getrieben, von den turmhohen Wogen bald gehoben, bald versenkt wird und dennoch ihren Lauf innchält. Sie hat in dem Laufe der fast zwei Iahrtauseude ihres Bestehens die Aenderungen und Wechsel, welche sich unter den Nationeil vollzogen habeil, mehr oder minder mitgemacht und ist nur in dieser einzigen Hinsicht sich voll kommen gleich geblieben, daß sie gleich ihrem Gründer den .Kampf gegen die Sünde beständig geführt, für die Glänbi- gen der Weg, die Wahrheit und das Leben gewesen ist, und sie angeleitet hat, den Weg der Vollkommenheit zu wan deln. Da sie jedoch, uni ihren Zweck zu erreichen, außer den übernatürlichen Gnadcnmitteln sich auch der rein natür lichen bedient, und in bestimmten Perioden und Oertlich- keiten den barbarischen Stämmen die Segnungen der Zi vilisation vermittelt hat, so wird es ihr znm Vorwurfe ge macht, daß sie ihre Tätigkeit auf politischem, sozialem, Wirt- schaftlichein Gebiete zeitweilig eingestellt oder wenigstens beschränkt hat. „Die Kirche," so sagen die einen, „hat sich selbst ein Armutszeugnis ausgestellt, weil sie es nicht mehr wagt, niit der weltlichen Macht in Verbreitung von Kultur und Wissenschaft zu konkurrieren; sie hat ihre Ohnmacht ihrer Engherzigkeit, ihrem Dogmenzwange, ihrem Mangel an Anziehungskraft zuzuschreiben": die anderen bedauern es, daß sie dem Weltgeist nicht zu widerstehen vermocht hat. Beide sind im Jrrtume. Tie Gründe, welche die Kirche bestimmen, sind ganz anderer Art. Das Emporkommen der Lehrern zu kommen. Ter katholische Lehrerverband, der sich zum Ziele gesetzt habe, die Förderung und Erhaltung der christlichen Schule und eines pflichttreuen berufs freudigen Lehrerstandes, habe eine Bedeutung, welche die Bischöfe sehr zu schätzen wüßten und wofür sie dankbar I seien. Nur im Lichte des Glaubens wird man die wahre Bedeutung des Lehrerstandes zu würdigen imstande sein. i In die Hand der Lehrer sind gegeben die unsterblichen Seelen der Kinder, möge ihnen deshalb außer dem Licht des Glaubens die Liebe zu den Kindern stets eigen sein. Ter Lehrerberuf ist schwer und stellt an Ziörper und Geist hohe Anforderungen. Mit hoher Freude habe er aus der Festrede vernommeu, daß die katholischen Lehrer die Kraft: die Bürde des Berufes zu tragen, schöpften ans den Gnaden- mitteln der Kirche. Ter Wcihbischos schloß mit einem Glück wunsch an den Verband zu seinen Erfolgen und der Mah nung: Verzagen Sie nicht, »venu auch noch nicht alle katho lische Lehrer Ihrem Verbände angehören, bleiben Sie treu der Pädagogik des Kreuzes. — Sodann hielt Weihbischof Graf G a l e n - Münster eine Ansprache. Er versicherte die Lehrer der großen Hochachtung, die er vor ihrem mühe vollen Berufe habe. Speziell im Kohlenrevier habe er es kennen gelernt, wie schwer die Aufgabe der Lehrer sei, minder ans den verschiedensten Sprachgebieten und Be- völkernngsschichten zum Verständnis des Unterrichtsstoffes zu briugen. Auch tagte am Montag nachmittags 1 Uhr das katho lische Krcuzbündnis unter dem Vorsitz des Pfarrers Neu- m an n-Mündt. Tie Versammlung war von Tennen und Herren des Vereins zahlreich besucht. Es lagen mehrere Anträge vor, die znm Teil innere Vereinsangelegenheiten betrafen. Ein Antrag fordert die Verschmelzung des Krenzbündisses mit dem Verein abstinenter Katholiken, zu mal das .Kreuzbündnis die erste und stärkste Organisation sei. Ferner wurde betont, daß eine Abstinenzbewegnng unter den Katholiken ohne Mitwirkung der Geistlichkeit unmöglich sei, und daß der Verein sich deshalb auch deu Bischöfen unterstellen müsse. Tic Versammlung ermäch tigte den Vorstand, durch einige Mitglieder verstärkt, mit dem Verein abstinenter Katholiken Unterhandlungen anzu knüpfen. Es folgte eine kurze Aussprache über den Anna- bnnd, eine Organisation von Frauen mit gleichen Zielen wie das .Kreuzbündnis. Ein kurzes Referat behandelte die Frage, wie die Kreuzbündler taktisch für ihre Vereinssache wirken sollen. Ter Vorsitzende empfahl maßvolles Vor gehen. Abends 8 Uhr fand eine Festversammlnng des .Kreuzbündnisses statt. (Fortsetzung im HaupMIute.) IV. Jitternationaler Esperanto-Kongreß. (:) Dresden, den 18. August 1958. Ter Koi greß b-gann heute vormittag im großen Saale deS Vereinshauses seine geschäftlichen Verhand- lungen. Zunächst gelangten eine Reihe von Glück wunschtelegrammen zum Vortrag, darunter ein solches des Dresdener Polizeipräsidenten Koettig, der sich gegenwärtig in Paris auf Urlaub befindet. Dann folgten Mitteilungen dir einzelnen Delegierten über die Esperantobewegung ihrer Länder. Für Italien sprach die bekannte Vorkämpferin für die Efperantosprache, Frau Jung, woraus der japanische Delegierte, Professor Kroita, den Kongreß für nächstes Jahr nach Tokio einlud. Der russische Delegierte über brachte die Glückwünsche des Grafen Tolstoi. Von zwei Seiten wurde der Kongreß ferner noch nach Amerika und zwar nach der Universitätsstadt Ehatangua eingcladeu. Am Schlüsse der Sitzung erklärte der Rektor der französischen Universität Dijon, Professor Boirac, daß die lün^vrr Xo- mitato, sowie die ^oaciomig. Uspsrantiutki. unentwegt au deu Fundamenten von Dr. Zamenhofs Sprache festhalten werden, doch soll hierdurch die Entwicklung der Sprache nicht gehindert werden. Die Ergebnisse der Arbeiten dieser beiden Korporationen sollen am Schlüsse eines jeden Jahres veröffentlicht werden. Weiter hielten noch heute Sitzungen ab: die Internationale Stenographenvereinigung. die Inter nationale Pazifistenvereinigung und die Internationale Vereinigung des Roten Kreuzes. ^/,2 Uhr fand ein Aus- flug per Sonderdampfer nach Meißen statt. weltlichen Macht, die sich einen eigenen Beamten und Lehr stand geschaffen, die Errichtung von rein weltlichen Uni versitäten und Lehranstalten mußten manche wißbegierige und strebsame Leute anziehen, die früher Kleriker wurden. Ta die Zahl der Kleriker abnahm, konnte sie nicht länger die Diplomaten, Lehrer und Juristen für den Staat liefern wie früher. Ta die Kleriker, welche als Juristen oder Staatsmänner fungierten, es vielfach am religiösen Eifer fehlen ließen, so sahen die eifrigen Kirchenfürsten das Ver drängen der Kleriker durch Laien nicht ungern. Je mehr der Klerus, namentlich der Weltklerus, an Zahl abnahm, desto leichter ließ sich Zucht und Sitte handhaben. Aehn- liche Erscheinungen finden sich auch auf anderen Gebieten. Ter große, weitverzweigte Benediktinerorden hat um die Verbreitung des Ehristentums, um die Förderung des Ackerbaues und des Gewerbes, um Gründung von Städten, den Wege- und Strombau sich die größten Verdienste er worben und anderen die Wege gebahnt; später aber durch sein starres Festhalten am Althergebrachten sich manche Feinde gemacht. Nachdem der Orden seine Aufgabe erfüllt hatte, traten andere an seine Stelle: er selbst kehrte zu seinen ursprünglichen Satzungen zurück. Gleich ihren Orden, in denen das Leben der Kirche den vollkommensten Ausdruck findet, und gemäß den Be dürfnissen der Zeit widmet sich die Kirche bald der wissen schaftlichen Ausbildung, bald der Pflege der schönen Künste, dann der Erziehung oder den charitativen Werken. Seit mehr als einem Jahrhundert ist sie durch den Kampf um die Schulen und durch charitative Bestrebungen in Anspruch genommen. Es ist klar, daß dieser Konflikt gleich dem Jnvestiturstreit der Kirche auf§enötigt wurde, daß sie ihn nicht vermeiden konnte. Die Schwachen und Kleinen, in unseren! Falle die Kinder und Kranken, sind von jeher der Gegenstand der besonderen Sorgfalt der Kirche gewesen. P»trti>a»e Nrmdscha«. (Forcketzung aus dem tzauptblatt.) — Die Frage der Vudgetvcrweigerung durch die Sozialdemokraten hat schon vor 14 Jahren auf dem Frank furter Parteitag eine große Rolle gespielt, da damals die Bayern auch für den Etat gestimmt hatten. Da ist es interessant, wie Herr v. Vollmar die Stellung seiner baye- rischen Angehörigen verteidigt hat. Er führt auS: „Wenn wir freilich so lange warten wollen, bis im Etat gar nichts mehr enthalten ist. was unseren Wünschen nicht entspricht, dann könnten wir freilich noch lange warten." Genosse Abgeordneter Kuvert meint: „Die Ablehnung deS Gesamt- budgetS ist die stärkste parlamentarische Waffe. Gewiß, besonders wenn man in der Mehrheit ist. Aber weil es die schärfste Waffe ist. wendet man sie nicht tagtäglich an. Es ist wie mit einer großen Trommel: rührt man diese immerfort, so geht jede Nua> ce. jede Melodie perloren; machen wir einmal von der Budgetverweigeruiig Gebrauch, dann machen mir Eindruck, aber je öfter wir es tun. desto mehr verwischt sich der Eindruck. Im Falle eines Ver fassungsbruches — also nicht eines Nichtentgegeukommens aus eine Resolution —, da ist der Augenblick gekommen, die schärfste Waffe in Anwendung zu bringen, aber man darf sie nicht vorher stumpf machen." Noch interessanter ist, was der frühere Abgeordnete Grilleuberger ausgeführt hat; er führte zur Verteidigung des Standpunktes der bayerischen Sozialdemokratie folgendes ins Fr-Id: „Was sollen die Leute von uns denken, wenn wir zur Wahrung eines starren Prinzips bei der endgültigen Abstimmung, nachdem wir in deu Eiuzeletats Verbesserungen durch gedrückt haben, dann gegen diese Verbesserungen stimmen würden? Das wäre doch offenbar Verrücktheit." Freilich haben später auch die bayerischen Sozialdemokraten diese Verrücktheit mitgemacht, da sie nun wieder normal werden, fährt sii der „Vorwärts" scharf an. — Allerlei von der prinzlichen Doktorpromotion kann man jetzt in den Blättern lesen; so erzählt in der „Kleinen Presse" ein Finanzminister: „Der Hofmai schall des Prinzen erschien kurz vor Semesterbeginn beim Rektor Professor Dr. Knapp und trug ihm vor: „Seine König!. Hoheit pflegt um 8 Uhr aufzustehen, bis Uhr zu frühstücken, bis 10 Uhr einen Spazierritt zu unternehmen, bis zum Mittag essen Lawuteunis zu spielen und nach Tisch eine Automobil fahrt zu machen. Von 1 Uhr nachmittags an hat er vor gesehen, die Kollegs zu besuchen." Darauf der Rektor: „Ihre Auslassungen interessieren mich sehr, aus der Tages einteilung der Universität kann ich Ihnen nur mitteilen, daß die für deu Prinzen wichtigsten Vorlesungen vormittags von lO—1 Uhr statlfiudeu." Der Prinz fuhr Pünktlich jeden Morgen um 10 Uhr am Portal vor. — In den Vorlesungen ist es Sille, einen Platz im Hörsaal durch Hinlegen eines HefteS oder Buches zu belegen. Ter Prinz und seine Begleiter pflegten regelmäßig in der ersten Reihe Platz zu nehmen und ohne den üblichen Belegmodus wurden ! die Plätze von den Studenten respektiert. Dies mißfiel i zwei demokratisch denkenden „alten Häusern" und sie setzten ! sich in aller Gemütsruhe auf die sakrosankte Bank und ^ beharrten trotz der Aufforderungen des Pedells, die Plätze ' zu räumen, auf ihrem Rechte und der Prinz mußte einmal j mit einem anderen Platze vorlieb nehmen. Von da an ^ erschien regelmäßig ein Diener vor der Vorlesung und - legte zwei Hefte auf die Plätze. — Ein Professor der StaatSwtssenschaft erging sich in seinem Kolleg im Beisein des Prinzen in Lobeshymnen auf den deutschen Kaiser, dessen Sohn er vor sich hatte. „Ich möchte hiuzufügen," bemerkte er wie entschuldigend zu seinem Auditorium, „daß ich diese Stelle schon in der nämlichen Fassung vortrug, als ich das Kolleg vor zwei Jahren las." — In der „Zukunft" werden eine ganze Anzahl verfänglicher Fragen gestellt: „Der junge Doktor überreichte acht Professoren, dem Bizekurator, zwei Universitätssekretären und dem Ober- Pedell Orden, die der Kaiser ihnen verliehen hatte und verkündete Herrn Professor Lanand die Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rat (mit dem Prädikat Exzellenz). „Aus Anlaß des glücklichen Abschlusses deS akademischen Studiums seines Sohnes" habe der Kaiser diese Auszeich nungen verfügt. Da entstanden denn allerlei peinliche Keinem gläubigen Katholiken tvird daher in den Sinn kommen, die Kirche und ihre Organe zu tadeln, weil sie weit mehr Geld und Mühen auf die Schulen und den geist lichen Unterricht verwendet hat, als in früheren Jahrhun derten. Leider lassen sich manche Katholiken durch das Bei spiel ihrer protestantischen Nachbarn berücken und senden ihre Kinder in Staatsschnlen und Universitäten, an denen sie ihren Glauben verlieren; ja sie machen es deu Geist lichen zum Vorwurfe, weil sie statt der ungläubigen An stalten katholische empfehlen, denen die ausgezeichneten Professoren, der wissenschaftliche Appargt, die Laborato rien, die Gelegenheiten, die Schüler wissenschaftlich zu för dern, fehlen. Wenn der Kirche wie so vielen Sekten kein anderes Ziel vorschweble als das, den Vornehmen, den Ge bildeten, den Hochbegabten den Weg zur Sammlung großer Reichtümer, zur Erlangung hoher Ehrenstetten zu zeigen, so könnte sie den Abfall vom Glauben ruhig ansehen und gleich protestantischen Sekten sich mit einem äußeren Be kenntnisse zufrieden geben. Sie würde dadurch in der Ge- lchrtenrepublik an Achtung und Ansehen gewinnen, aber das von Ehristns ihr übertragene Hirtenamt vernachlässi gen. Würden die Eltern ihre Pflicht tun, würden die Stu denten die zur Ucberwindung der seitens der Professoren drohenden Verslichnngen geeigneten Mittel anwenden, dann könnte sic gerade so viel für die Beförderung der Wissen schaft und Künste tun wie in früheren Perioden. Die Kirchc, ist auch heute noch eine geistige Macht, ein lebenskräftiger Bannt, wenngleich manche Aeste abgehanen oder verküm mert sind. Für die Kirche wäre cs vorteilhaft, wenn sie sich ans das rein geistliche Gebiet beschränken könnte, aber dre zahlreichen von den Regierungen gemachten Fehler werden ihr Eingreifen in den Unterricht immer wieder nötig machen. Die Gegner, welche der Kirche Beständigkeit u::d