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L 1 ! L, >ti 'jp t ' !§ U Äh: EU Hierauf bittet der Vorsitzende den Vorredner, dem ungarischen Brudernerein die (^rnße des deutschen Volks vereins zu überdringeu. Tann betrat Abgeordneter Tr. Gröber das Redner pult, mit stürmischem Händeklatschen begrüßt. Er führte etwa aus: Wir leben in ernster und schwerer Zeit. Es ist wahr, wir haben einen großeil Kampf zu kämpfen, aber ciil großer Kampf ist eine hohe Aufgabe, eine Aufgabe, die Gott uns gestellt, Lösen wir sie zur Ehre Gottes. Wenn Gott uns Deutschen wieder die Einigkeit gegeben hat, so bedeutet das die Aufgabe großer kultureller Arbeit. Sie zu leisten, »volle der Volksverein behilflich sein. Organi sation sei das wichtige Mittel dazu. Sie haben »vir uns in unseren Genernlversammlungen und im Volksverein ge schaffen. 1800 haben »vir in Tüsseldorf die soziale Sektion eingesetzt, die die Aufgabe hatte, eine ständige soziale .Kom mission zu schaffen, die die Ziele für das soziale Wirken stecken und sie zu verwirklichen suche»» sollte, bringe Jahre hat diese .Kommission segensreich gewirkt. Heute haben »vir in» Volksverein eine ständige soziale Volkshochschule. 1800 war der Liberalismus noch allein Herr in unsere»» Vaterlande: seine Herrschaft begann Ende der 70er Jahre abznbrockeln: heute dürfen »vir sagen, der Liberalismus ist im Prinzip überwunden. Wir verdanke»» das nicht zuletzt dem sozialen Wirken der Katholiken. Ter wirtschaftliche Liberalismus ist damals sogar für Wucherfreiheit einge treten: dem katholischen Abgeordneten Pet. Reichensperger ist es zu verdanken, daß »vir ein Gesetz gegen den Wucher erhalten haben. Heute gilt nicht mehr das Prinzip der wirtschaftlichen Freihei), sondern das Prinzip deS Schutzes des Kleinen, Armen und Schwachen. Und hierin liegt der Urgrund der Organisation in Innungen, Arbeitervereinen und Gewerkschasten, Organisationen, die unter dem Libe ralismus ausgeschlossen gewesen. Ebenso treten »vir für die Landwirtschaft und ihre Organisation eil». Auch in der Industrie sind »vir zu Entwickelungen gekommen, die man »och vor wenigen Jahren fiir unmöglich gehalten hat. Ich erinnere an die Kartelle, die im Prinzip gesund sind, aber noch weiter auSgebant und verbessert werden müssen, um ihnen alle Answüclise zu nehmen. Tie Hauptsache im wirt schaftlichen Leben ist »ichi die Schaffung von einigen Tutzend Millionären, sondern die Schaffung eines ge sunden Mittelstandes (Beifall), und dieser kann nur ge schaffen »verden auf der Grundlage eines gerechten Lohnes für Arbeiter, Meister. Kaufleute und Beamte. Tie Orga nisationen nutzen aber nichts, wenn sie nicht vom christlichen Geiste durchdrungen sind. Deshalb hat der Volksverein sich zur Ausgabe gestellt, nicht nur die Organisationen zu för dern und zu heben, sonder»» auch dafür zu sorgen, daß sic mit christlichen» Geiste der Nächstenliebe durchdrungen »ver den. Hier ist die organisierte Mitarbeit des ganze»» christ lichen, besonders katholischen Volkes nötig. Nur so kann das Programm deS Papstes dnrchgeführt »verden: Omni» jIM»UI»>':>»'«- i» <'l>,'mto. Nur so kann ans sozialen» und wirtschaftlichem Gebiete Ersprießliches erreicht »verden. Das »st eine Weltanfgabe, die »vir nicht für unser Vater land, sondern für die ganze Welt haben. (Bravo!) Tentsch- land ist die Lehrerin der Völker, vorwärts, ihr deutsche» Katholiken, wohl organisiert und belehrt im Volksverein, katholi'che Männer, vor die Front, katholische Frauen. ans zur Mitarbeit! Hierauf überbringt Benedetto Galbiati ans Floren; die Grüße deS italienischen katholischen Volks- Vereins. Wir koniine» den deutschen Katholiken langsam nach, langsam, aber sicher. Redner entwirft ein kurzes Bild der erfolgreichen Arbeiten deS italienischen PolksvereinS. Er verteile Jlngschriste», halte Versammlungen und werde demnächst auch die llnterrichtsknrse einrichten. Ter Volks verein in Italien zähle erst KO 000 Mitglieder: er werde aber wachse». TaS Beispiel habe bisher Tentschland ge geben, diesem sich stets erneuerndem Beispiel »verden die italienischen Katholiken auch weiter folgen »nd viel zu ver danken haben. Ehre de»» deutschen Pionier kulturell- sozialer Arbeit! Herr Rechtsanwalt Tr. I e i g e n w i n t e r entbietet der Versammln»»» de»» Willkomm des schweizerischen Volks vereins. Tie Tätigkeit des deutsche» VolksvereinS auf den einzelnen Gebieten mit den Blumen der Alpenwelt ver gleichend Herr K eile n a e r S ans Meerloo bei Venlo, Ver treter des holländi'clien Volssvereins, der Erstgeborener des deutschen VolksvereinS ist, bringt Grüße anS Holland. Ter holländische Polksverein zählt 00 70 000 Mitglieder, was ein großer Erfolg bei 2 Millionen Katholiken sei. Das christliche Holland bringe dem großen voran- inarsclnerenden Tentschland seine» Gruß, hoffend, daß beide Länder an der Erhaltung deS Ehristeutums arbeiten. Ter deutsche Polksverein, so wünsche er, möge nicht nur in Tentschland die soziale und apologetische Erzieherin sein, sondern die der ganzen Welt. (Lebhafter Beifall.) Jnstizrat Tri »»vorn gibt in kurzen klaren Aus führungen ein Resümee des Verlaufes der Versammlung, »im ihre Resnltate festznlegen. Er verstand eS meisterhaft, der Zeichnung dieses Bildes mit seinem urwüchsigen kölni schen Humor packendes Leben einznbaiichen. Es müsse kon statiert werden, daß der Volks-Verein positive Arbeit zur Hebung des Volkes leiste. Er mache das katholische Volk durch Erziehung zu selbständigem sozialen und wirtschaft lichem Te»keii und Wirke» leistungsfähiger. An dieser positiven Arbeit lasse» wir nnS bewege» »nd leiten durch de» Wille», das Ehristentni» und seine Ideen in Tentsch- land zu stützen. waS »im so mehr notwendig ist. als man das Ehristenlnm hentzntage überall ansznschallen bemüht sei. DeS weiteren festigen und fördern »vir durch den Volksverein die Stellung der katholischen Kirche in Deutsch land. Wen» sich das Wort des Präsidenten Graf Praschma erfülle, daß der letzte Kutholik dem VolkSverein angehöre, gebe es in der Tat keine Inferiorität. (Bravo!) Was die leider tatsächlich bestehende Imparität angehe, so gebe eS auch hier kein besseres Mittel, Abhilfe zu schaffen, als der Eintritt in den Polksverein. Endlich bewege nnS die Vaterlandsliebe zur Arbeit im VolkSverein. Ter sei der beste Patriot, der praklisch an der Hebung aller VolkS- klassen mitarbeile. In diesem Sinne sind »vir glühende Patrioten. (Lebhafter Beifall.) Es komme noch der seit einigen Jahren hervortretende internationale Einschlag, »vie »vir ihn heute durch die Grüße aus dem Auslande kennen gelernt Redner fordert engerisch zur Mitarbeit auf. (Lebhafter Beifall.) Die zweite geschloffene Generalversammlung wurde um 12 Uhr abgehalten und beriet die eingelaufcnen Anträge. Abgeordneter Wellstein referierte über die Ver handlung deS Ausschusses für kirchliche Fragen. Erster Punkt war die Erschließung neuer Einnahmeguellen für den Bonifatiusverein. Es wird beschlossen, in den Haupt orten der Diözesen Benifatius-Vereinsfeste einzucichten, um die Agitation für die Tiasporafürsorge mehr in das Volk zu tragen. Benediktinerpater Graf Galen berichtet über die Los-von-Nom-Bewegung, die im Abflauen begriffen sei. Sodann wurde ein Antrag des Abgeordneten C a - h e n s l »i und des Grafen Max D r o st e - V i s ch e r i n g angenommen, welcher die Unterstützung des Raphael- vereinS empfiehlt und den deutschen katholischen Aus wanderern rät, nur unter dem Schutze des RaphaelvereinS die Reise zu nnternchmen. Ter nächste Beschluß ist eine Empfehlung der kirchlichen Handbücher (Redaktion I'. Krose). Abgeordneter Erzberger betont, daß dieses Werk auf der Osnabrücker Katholikenversammlung ange regt »vorbei» sei. Weitere Anträge betrafen die Bedeutung der katholischen Lehrer für die Erhaltung der konfessionellen Schulen, die Fürsorge für die schulentlassene Jugend, die Gesellschaft für christliche Kunst, die Görres-Gesellschaft, den katholischen Stndicnverein, den Verein katholischer Frauen für Paramente und den Verein vom Heiligen Lande. — Eine Reihe von Anträgen, die gemeinsam verhandelt werden, betreffen die Missionsfrage. Prälat F o r s ch n e r - Mainz sprach für die Unter stützung der St. Petrns-Elaver-Sodalität. Abgeordneter v. S a v i g n y - Büren empfahl die An nahme eines Antrages, der den deutschen Katholiken allge mein die Unterstützung dieses Missionswesens ans Herz legt. Unter starkem Andrang begann um 5 Uhr in der Festhelle die zweite öffentliche Generalversammlung. Nachdem Präsident Graf Praschma von den ein gegangenen Depeschen die vom brasilianischen Katholikentag in Rio de Janeiro und ein Danktelegramm vom Frater Rahmundus. ehemals Fürst Löwenstein, verlesen hatte, sprach Fabrikbesitzer Wiese-Werven a. d. Ruhr über August Reichrusperger. Mit jugendlicher Frische entwirft der greise Redner, der zu den Freunden NeichenSpergers zählte, ein klares und lebenswahres Bild von dem Heimgegangenen großen Führer des katholischen Volkes. Der erste Abschnitt der Ausfüh rungen gibt eine Uebersicht über die Hauptdaten aus dem Lebe»» Reichenspergers, welche belebt ist durch manche Zitate des Reiche,.spergerschen Biographen Pastor, sowie durch Aufzeichnungen von August Reichenöperger selbst. Besonders interessant und ansprechend ist die Schilderung, »vie der seiner Religion entfremdete junge Mann plötzlich durch die Gefangennahme des Kölner Erzbischofs, in der er ein schwere- Unrecht gegen die katholische Kirche er blickte. seiner .Kirche wieder zugeführt wurde. Rediter be- gleitet nun August Reichensperger auf dein Wege der Rüstung gegen den Knlturkampf, durch die einzelnen Etappen deS Kulturkampfes bis zum JZitrm all pacwna. Redner nimmt Anlaß gegenüber den gegnerischen Behaup tungen, als ob mit diesem provisorischen Frieden die be rechtigten Forderungen der katholischen Kirche voll be friedigt worden seien, zu erklären, daß hiervon, wie Windt- horst noch im Jahre 1887 ausdrücklich betont habe, nicht die Rede sein könne. Interessant ist auch die Schilderung des Herrn Wiese über die Entstehung der Zentrumsfraktion. Er verfolgt die Fraktion von ihrem ersten Werden bis in die Tage der Gegenwart und weist schließlich nach, daß das heutige Zentrum kein konfessionelles Gebilde sei. Hohe Töne der Bewunderung findet Redner da. wo er in August Rnchcusperger den Kunstverständigen und Kunstliebhaber zeichnet und seine Verdienste um die Vollendung des Kölner Domes Hervorhebt. Die Rede gewann dadurch an Inhalt und Bedeutung, daß sie bei der Schilderung des Verdienstes von August Reichensperger immer wieder auf die Gegenwart Bezug nahm und so die Gegenwart aus der Vergangenheit erklärte. Der Beifall, der dem Redner zuteil wurde, »vor ein wohlverdientrr. Präsident Graf Praschma deine,kt. der Redne habe ein lebenswahres Bild des unvergeßlichen August ReichenS- pergcr geboten und so die Erinnerung an den großen Sohn deS Rheinlandes erneut »vachgerufen. Hierfür gebühre ihn», der selbst ein bewährter und verdienter Veteran der Katholikentage sei, herzlicher Dank. Der Moabiter Kloster- sturm iiu Jahre t869. von dem er gesprochen, sei zeitlich zusamnieugefallen mit der ersten Katholiken-Versammlung in Düsseldorf. Von den Ordensbrüdern, die Augenzeugen des Klostersturmes gewesen seien, lebe nur noch Pater Augustinus Keller, der heute in Düsseldorf als Prior deS Dominikanerklosters wirkte und in der Versammlung an wesend sei. Unter dem lebhafteste», Beifall der Versammlung richtet der Präsident an den Pater Prior Worte herzlicher Begrüßung. Aiüdann behandelt als zweiter Redner Direktor Dr. Brauns-M.-Gladbach das Thema: „Die Selbsthilfe der Katholiken im wirtschaftlichen »nd sozialen Leben." Zunächst gedenkt Redner deS Aufschwunges, welchen Großindustrie. Kleingewerbe, Landwirtschaft und Arbeiter schaft in Rheinland-Westfalen zu verzeichnen haben. Als Deutsche blicken wir mit berechtigtem Stolz auf diese Ent- Wickelung, und es drängt sich u »S die Frage auf: haben wir Katholiken auch entsprechend unserer Kraft mitgearbeitet an diesen wirtschaftlichen und sozialen Fortschritten? Diese Frage muß bejaht »verden. Wir können unS allerdings nicht rühmen, die zahlreichen Träger des grotzindustriellcn Aufschwungs gestellt zu haben, aber doch sind die Namen vieler katholischer Familien mit dem ersten industriellen » Aufschwung in den 60er Jahren verknüpft. Desgleichen ^ hat der katholische Volksteil am Wiederaufleben der j deutschen Landwirtschaft, an ihrer Befreiung von wucherischer Aufsaugung und an ihrer technischen Fortentwicklung einen bedeutenden, wenn nicht den bedeuiendsten Anteil, und im Klein- und im mittleren Gewerbe ist eS nicht anders. (Lebhafter Beifall.) Aber die Volkswirtschaft verlangt eine planmäßige Wirtschaft, sie verlangt Ordnung, ste verlangt eine möglichstgünstigeGüterverteilunguuddaherOrgauisation. und man kann sagen, daß die Ideen des katholischen Christentums eS waren, die das Manchestertum bekämpften und es im Verein mit dem Zwang des Wirtschaftslebens schließlich auch überwunden haben. Eine große Organisation-, arbeit liegt hinter uns. Wir haben in der Landwirtschaft 20000 Genossenschaften mit rund 2 Millionen Mitgliedern, im Mittel- und Kleingewerbe ein Genossenschaftswesen, da- sich freilich noch in bescheidenen Grenzen hält. Die christlichen Gewerkschaften zählen 2^ Millionen Mitglieder. Dazu treten 400 Kartelle unserer Industriellen. Diese Organisationen sind die großen Bausteine, aus denen in wenigen Jahrzehnten der organisatorische Neubau deS modernen Wirtschaftslebens aufgerichtet worden ist. An diesem großen Kulturwe.k haben die Katholiken rüstig mitgearbeitet. (Erneuter leb hafter Beifall.) Noch mehr springt die Bedeutung des Katholizismus in die Augen, wenn wir den Zweck der Volkswirtschaft betrachten, die Verteilung der Güter. Wir Katholiken sind keine grundsätzlichen Gegner des Kapitalis mus, wir erkennen ihn aber nur dann an. wenn er eine Kulturmission erfüllt. Diesen Geist der richtigen Einschätzung modernen Wirtschaftslebens verbreitet zu haben, ist hervor ragendes Verdienst des katholischen Volksteiles. Redner kommt sodann auf die Tätigkeit des VolksvereinS zu sprechen und legt gegenüber den Vorwürfen gegnerischerseils dar. daß die Katholiken soziale Organisationen auf kon fessioneller Grundlage nur in beschränktem Maße bildeten, und zwar da. wo eS sich um Erziehung und Schulung handele. Ueberall d«rt aber, wo wirtschaftliche und staats bürgerliche Exekutive zu leisten seien, gingen die deutschen Katholiken mit anderen Staatsbürgern einheitlich vor und Proklamierten auch die Einheit der Organisation. Aber diese Praxis könne nicht hindern, wie erwähnt, zu Zwecken sozialer, sozialpolitischer und allgemein staatsbürgerlicher Schulung auch konfessionelle Organisationen ins Leben zu rufen. Auf diese zu verzichten, würde ein Verzicht sein auf unsere Ideale. Diesen geistigen Selbstmord kann uns niemand zumuten. (Lebhafter Beifall.) Oder glaubt man vielleicht, der Sozialismus ließe sich lediglich aus nationalen Gesichtspunkten bekämpfen. Wenn wir auch Großes geleistet haben, so gibt es für unS doch keine Ruhe, sondern höchstens eine vorübergehende Rast. Unbegrenzt und unermeßlich liegt das Gebiet wirtschaftlicher Arbeit vor unS. Noch Millionen Arbeiter harren der Fürsorge. Weite Kreise des alten Mittelstandes stehen zweifelnd und zaudernd und der modernen Entwicklung mißtrauend zur Seite. Unterdessen bildet sich in Industrie, in Handel und Verkehr, in den großen Verwaltungskörperschaften der Kommunen und deS Staates ein neuer Mittelstand, der zahlreiche Beamten» stand, der Aufbesserung seiner Existenz verlangt. Der sozialen Arbeit stehen viele Schwierigkeiten entgegen, aber die sozialen Stürme der Zeit werden das Schifflein Petri nicht unter den Wellen begrabcn, und die, welche seiner Führung folgen und rnit dem hl. Vater gemeinsam cnbeiten, werden landen am Gestade des Sees trotz Sturm und Wogendrang. Das Kreuz ist Ziel und Leitstern unserer Arbeit. In diesem Zeichen haben »vir unsere soziale Arbeit begonnen, in diesem Zeichen werden wir sie vollenden, in diesem Zeichen, katholisches Volk, wirst du siegen. (Stürmischer Beifall.) AIS dritter Redner sprach Prof. Dr. Meyers-Luxem burg — stürmisch begrüßt — über: Die Stellung der Katholiken zur modernen Kunst und Literatur. Das Leitmotiv seiner Ausführungen ist: Soll der christliche Gedanke rnit seinen unbegrenzten Aussichten, mit seinen ver borgenen GolteSkräften, mit seinem alle Talente zur Mit arbeiterschaft auffordernden Programm nicht noch einmal der Träger einer großen Kunstepoche werden können? Redner kommt zur Besprechung der Frage und führt aus, daß der erste Wegweiser hierfür ins Land des Fortschritte» weise, der weisen Anpassung an die neuen Zeiten. Kunst und Literatur müssen die Ideen ihrer Zeit erfassen und hierbei komme ihr eine durch zwei Jahrtausende bewährte Helferin entgegen, die christliche Weltanschauung in der katholischen Kirche. Die Kirche ist eine hohe Schirmfrau und Beschützerin des Geistesleben-. (Beifall.) Wir Kathoüken Hallen nicht zäh an den Formen der Vergangenheit fest, aber wir verlangen, daß die Kunst eine echte ist. daß ste dem christlichen Streben entspricht. Ein neuer Pulsschlag geht durch katholische Kunst und Literatur. Die Schar unserer Schriftsteller und Künstler steht viel zu verschüchtert da. da manch ein junges Talent kühn ins Land schauen dürfte. Unsere Zeitschriftenliteratur ist in jüngster Zeit zu hoher Blüte und geziemendem Ansehen gelangt. Ehre unseren kath. Verlegern, die für gute KlassikerauSgaben gesorgt haben und freudige Anerkennung den Bestrebungen auf dem Spezialgebiete der kirchlichen Kunst, namentlich der Gesellschaft für christliche Kunst. Wir wollen Söhne des Fortschritts und der neuen Zeit sein und die Kunst zum Gemeingut des Volkes machen. Aber dabei wollen wir Achtung pflegen vor der Vergangenheit und das erworbene Kapital heilig halten. In herrlichen Worten gedenkt Redner hierauf der deutschen Kunst der Vergangenheit und namentlich der katholischen Künstler und Schriftsteller und ruft mit Begeisterung in die Versammlung: Vergiß, mein Volk, die treuen Toten nicht! (Stürmischer Beifall.) Reichtum des Inhaltes. Größe und Hoheit der Ideen haben sie erfüllt. Hier klafft die Wunde bei den Modernen. Der Natura- liSmuS hat keine Befriedigung gegeben, daher die ver sunkenen Glocken, die wieder anfingen zu läuten, daher im sogenannten NeuidealtSmuS der Kampf um die Seele des Kunstwertes. Diese Seele deS Kunstwertes verleiht die katholische Weltanschauung, die alle Größe und Tragik des Menschenherzen» umschließt. Dem Sonnenlted de« christ lichen Ideals steht die moderne Richtung gegenüber, ohn mächtig zur Erf.rssung großer Probleme. Und den größten