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srr rOL LI. Jahrgang. DienSrag de« 2. September LV1* . ^»«nl «»glich »«ch«, «tt «utnaftme der Eomi. rmd Festtage L mit .Die gett in Wort und «US- dierieljahrltch tl.Itt I» Dresden durch Bolen »40 In gang Deutschland frei Hau» »,S» in Oesterreich 4,4S L olksrntum L»»de«d» > ohne illustrierte Betlaae dierteljasrlt . - ^ »,8V 4». In Dresden durch Boten »IO .ck. In ganz Deutschland frei -aus »<»» Ft; !n Oesterreich 4,07 L — »«nzel-Nr. Ich » Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht nnd Freiheit Insernt» »verden die «aespaltene Betitzetle oder deren Raum «V »u 4, Reklamen mlt 00 4 die geil- berechnet, dct Wiederholung«» entsprechenden Rabatt, Buchdrnckerei, Redaktion und Geschäftsstelle, Dre-den, Ptllattzer Strafte I». — Fernsprecher IlSGch Ati» Rückgabe unverlangt. Schriftstücke keineiverbindlichittl RedaktionS>Svreäil»i»de: >> biS >2 Ubr, M unrere geeftrtrn Leser; Die außerordentliche Generalversammlung des Kathol. Preßvereivs im April d. I. hat bekanntlich die Vergröße rung der Saxonia-Buchdruckerei beschlossen. Der Umzug nach den neuen Geschäftsräumen Hslbeiirftratze Hb beginnt am 3. September, und bitten wir unsere verehrten Leser um Nachsicht, wenn in den nächsten 14 Tagen Un- regelmäßigkeiten in der Zustellung der „Sächs. Voltszeitung" Vorkommen oder andere Aufträge nicht wie gewohnt prompt ausgesührt werden können. Redaktionsbeiträge und Inserate bitten wir tags zuvor an unS gelangen zu lassen. Redaktion und Geschäftsstelle der Sächs. Volksztg. Der Vorschlag des Grafen Berchtold und die Lage in der Türkei. Die „Konversation" über den Vorschlag des Grafen Berchtold hat bereits begonnen. Sie soll in der Form vor sich gehen, daß die in Wien akkreditierten Botschafter sich mit deni Grafen Berchtold in Verbindung setzen, während die österreichischen Botschafter ini Auslande mit den Ne gierungen, bei denen sie tätig sind, Fühlung nehmen. Die Botschafter haben voni Grafeil Berchtold ausführliche In struktionen erhalten, und die geplante Aussprache kann da her nunmehr auf der ganzen Linie erfolgen. Wir haben scholl mehrmals darauf hingewiesen, daß der Vorschlag Berchtolds bei den Kabinetten von London, Paris und Petersburg auf Schwierigkeiten stößt und daß man sich überhaupt von der ganzen „Besprechung" nicht zu viel ver sprechen darf. Immerhin aber kann man auf den weiteren Verlauf der nunmehr eingeleitetcn Konversation ge spannt sein. " Um sich über diese Besprechungen und über die Ver hältnisse in der Türkei, deren „Entwirrung" ja beabsichtigt ist, ein klares Bild zu machen, muß man sich vor Augen halten, wie die jetzige Lage entstanden ist und wie ein Aus gang auS deil Wirren gefunden werden könnte. Von be sonderer Seite wird uns dazu aus Berlin geschrieben: „Der Knäuel der türkischen Politik wird in Deutschland zu wellig beachtet oder gar zu entwirren versucht; was dort unten sich vielfach als Berichterstatter der Presse herum treibt, „kann schreiben links uild kann schreiben rechts", wie es eben trifft; heute für die Albanier, morgen gegen sie,,, je nach dem politischen Himmel. So vollzieht sich eine große Täuschung des Auslandes, der man nicht scharf genug entgegentrcten kann. Um die heutigen Verhältnisse zu verstehen, muß man sich die Ziele der Jungtürken vor Augen halten. Sie re gierteil durch ein geheimes Komitee; die Nebenregierung war stärker als das Kabinett; so haben sie auch den sehr tüchtigen Schcwket Pascha ruiniert. Dieser machte den gro ßen Fehler, daß er nicht als Feldherr der Hüter der Ver fassung blieb, sondern daß er Minister wurde und von den Jungtürken sich ganz umgarnen ließ. So ging er unter. Die Jungtürken sind zu 90 Prozent Dünne, daS heißt Juden, die nach außen hin Mohammedaner geworden sind, aber Juden blieben. Sie stehen in Verbindung mit der „Alliance israelite" in Paris und dem Großorient in Lon don; dort sind die Revolutionen beschlossen worden, von dort kanl das Geld für sie. Die Dünne kamen so zur Macht, ihr Hauptsitz ist Saloniki. Ihr schwerster Fehler nun wurde, daß sie scharf zentralisierten, daß sie ein ottomani- sches Bürgertum schaffen wollten; einen ottomauischen Staat mit Nivellierung und Gleichmacherei ailstrebten. Einen ottomanischen Staat aber gab es nie und wird es nie geben,,sondern ein Gemisch von Völkerschaften mit eigenen Sitten, Rechten und Pflichten. All dies sollte nun fallen und nur ein Staatsbürgertum nach einem Schnitt geschaf fen werden. Das ganze juugtürkische Regime ging in dieser Richtung. Das tvar aber gleichzeitig sein Todesstoß, denn die türkischen Völker ertragen einfach eine solche Schablonisie- run-g nicht. Sitte und Religion wehrten sich hiergegen; als die Jungtürken gar mit Gewalt vorgaheu wollten und einige Stämme abzumorden begannen, da stieg die anti semitische Welle hoch und höher. Man hatte den Radikalis mus satt lind die Reaktion hatte gewonnenes Spiel. Der Aufruhr züngelte an allen Ecken und Enden empor. Zur Tat gingen die Albanesen über; man hatte sic am meisten ge quält und wollte ihnen ihre Schrift nehmen; das türkische Alphabet sollte eingesührt werden. Das schlug dem Faß len Boden aus. Der Albanesenaufstand begann und vor ihm brach das ganze Jungtürkentum zusammen. Tie Alba nesen stellen die meisten Soldaten im Heere, namentlich sehr viele Offiziere; ihr Einfluß ist ein gewaltiger. Sie beug' ten das Kabinett und erzielten einen gewaltigen Fortschritt nach dein anderen. Mit den Albanesen verbanden sich die Syrer und Armenier, die von den Jungtürken auch alles zu fürchten hatten; die gläubigen Mohammedaner gingen mit den christlichen Stämmen Hand in Hand und so schufen sie sich eine feste Mehrheit, welche die Zügel der Regierung scharf in der Hand hat. An fähigen Männern fehlte es nicht, cS sind sogar politische und aiplomatische Talente unter ihnen. Die Katholiken nehmen eine hervorragende Stel lung ein; ein katholischer Armenier ist Minister des Aeuße- ren; auch im Senate sitzen schon Katholiken. An die Stelle des jungtürkischen Rufes „Einheit" ist heute die Parole „Dezentralisation" getreten. Von einer Autonomie im eigentlichen Sinne des Wortes ist allerdings keine Rede, auch Albanien wünscht diese nicht; es will nur seine alten Freiheiten und Rechte wieder haben und diese gibt ihm die Negierung. Die Türkei kann auf diesem Wege er starken und als geschlossener Staat erhalten bleiben. Die anderen Balkanstaaten werden den Frieden nicht brechen; der König von Montenegro will oder braucht wieder Geld, darum rumort er. Wenn er solches von Rußland erhält, ist er ruhig und seine Schafdicbe sind es auch; die Türkei lohnt es ab, dem unwillig sich gebärdenden König eine Art von Tribut zu zahlen. Aber auch Bulgarien wird den Frieden halten, denn Rußland kann keinen Krieg ans dem Balkan gebrauchen: es wird aus den Frieden hin arbeiten. » Was das Verhältnis der heutigen Regierung znm Reiche betrifft, so ist es ein sehr gutes; die neuen Männer sind deutschfreundlich und lassen sich nicht von England cin- spinncn, selbst wenn der alte Kiamel Großwesir werden sollte, was nicht ausgeschlossen ist. Er würde freilich nur kurze Zeit am Ruder sein. Der kommende Mann ist der Albanese Frerid, der heute Senatspräsident ist." Teure Zetten! Seit Jahr und Tag beschäftigen sich Politiker und Volkswirte in Pailamenten, Volksversammlungen und Zeitungen mit der Preissteigerung der Lebensmittel. Gerade jetzt aber sind besonders die Fleischpreise zu einer solchen Höhe emporgeschnellt, daß von allen Seiten Protestkund gebungen gemeldet werden und daß die Stadtverwaltungen nicht gleichgültig bleiben können. In einer großen Anzahl von deutschen Städten beschäftigt man sich cifrigst mit der Lösung des Problems, indem man allerlei Maßnahmen der Gesetzgebung und Verwaltung ins Auge faßt, die eine Ver billigung des Fleisches herbeisühren könnten. Vor allem muß festgestellt werden, daß die Preis steigerung allgemein ist. Von 1900 bis 1912 beträgt sie für Ochsen in Wien. . . Budapest. Paris . . 42 Prozent 56 33 Kopenhagen 27 für Schweine in Wien.... 48 Prozent Budapest. .61 „ Paris ... 40 „ Rotterdam. 53 „ Wenn wir nur die größeren Städte Deutschlands be- rückstchtigen, so ergibt sich nach der „StatistischenKorrespondenz" folgende Tabelle als Gcsamtdurchschnittspreis für das Kilo- Rindfleisch Kalbfleisch Hammels!. Schweines!. Januar . 168,8 186,6 170,5 145,8 Februar . 1694 186,9 173,5 146,9 März . . 170,8 187,9 175,4 149,0 April . . 175,1 193,0 182,8 159,7 Mai . . 176,8 196,8 185,1 159,9 Juni . . 179,3 197,8 191,2 162,8 Juli . . 183,9 196,4 190,0 164,8 Die Teuerung ist also unbestreitbar, und sie macht sich überall geltend. Falsch ist aber die Behauptung, daß die Fleischteuerung eine Folge von Viehmangel sei, hervor gerufen durch das Unvermögen unserer Landwirtschaft, in der Viehzucht mit der Bevölkerungszunahme Schritt zu halten und verschärft durch die angeblich fast völlige Ab- sperrung unserer Grenzen gegen die Einfuhr von Vieh und Fleisch. Die wahre Ursache der Teuerung ist die, daß die Preise durch den Zwischenhandel ungeheuer in die Höhe geschraubt werden. So äußert sich G-af von Prcystng Lichtenegg im „Landwirtsch. Wochenblatt": „Der Landwirt müsse 60 bis 52 Mark pro Zentner Lebendgewicht erreichen, unterhalb dieser Grenze produziere er mit Verlust. Bei diesem Preise könne der Metzger mit genügendem Nutzen das Fleisch zu 78 und 80 Pfg. das Pfund abgeben. Von einer Teuerung ließe sich dann nicht mehr reden. Nötig wäre dabei allerdings die tunlichste Ausschaltung des ZwischengroßhandelS und die Näherbriugung von Produzenten und Konsumenten." Nach dieser Richtung sind den» auch in verschiedenen Städten mit Erfolg Versuche gemacht worden, wie zum Beispiel in Mm, Jesipredigt bei der Benediktton der katholischen Kirche in Schmölln. Dehrll.'n von Herrn Psarrcr 7 an ge in Ncichenbach. (storlsctzung.) 11. Werkstätte Gottes. Des Pilgers erster Blick fällt auf den Altar. Wie die Sonne unter den Sternen hervorlenchtet, so übertrifft der Altar alle anderen Gegen stände der Kirche. Auf dem Altar ist beständig Bethlehem und Weihnachten, wo der Sohn Gottes täglich auf die Erde herabstcigt, um uns seine Gnaden zu vermitteln. Dort ist beständig Kalvaria und Karfreitag, wo Christus als unser Hoherpriester seinem himmlischen Vater die schuldige Huldi gung unü Sühne für unsere Sünden darbringt. „O Sün der, verzage nicht!" so ruft der Altar dir zu. „siehe, dein Heiland opfert sich täglich für dich auf und fleht das Erbar men Gottes auf "dich herab, du brauchst dich ihm nur ver trauensvoll in der heiligen Messe zu nahen." Als Jesus die erste, blutige heilige Messe auf Kalvarias Höhen feierte, lvandtc sich ein armer Sünder an ihn. Nur ein Wort hat er gesprochen: „Herr, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst." Auf dieses Wort wurde ihm die Verheißung zuteil: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein. ' Dasselbe Opfer vollzieht sich auf dem Altar in unblutiger Weise, dieselben Gnaden stehen uns hier offen, dasselbe Herz Jesu ist hier dein Sünder in Erbarmung geöffnet. Darum eile zu den Stufen des guadenfließenden Opfer- altars, wer Sündenlast auf seiner Seele lasten fühlt, dort wird er Erleichterung. Trost und Frieden finden! Freilich wird Jesus erst die Bedingung stellen, die er schon dem Aussätzigen sagte: „Gehe hin und zeige dich dem Priester." Aber auch da brauchst du nicht die Werkstätte des göttlichen Heilandes zu verlassen; denn in der Kirche steht der Beicht stuhl, wo unser Erlöser dem verlorenen Sohne die Arme entgegenstrcckt und ihn als Kind anuimmt durch seine sicht baren Stellvertreter auf Erden, denen er die Gelvalt gab. „Denen ihr die Sünden nachlasset, denen sind sie nachge lassen." Dort ist der stille, traute Ort, wo so manch bittere Reucträne geflossen ist, aber auch so manche Freudenträne ob der erlangten Sündenvergebung. Wer kennt nicht die furchtbaren Gewissensbisse einer sündhaften Seele, die Angst und die Oual eines mit Sünden beladenen Herzens? Wie ein Kain eilt er mit dem Zeichen eines TodsünderS ruhelos auf Erden umher. Hier neigt sich der barmherzige Sania- ritan zu dem Ueberfallcnen, Geplünderten, zu Tode Ge troffenen, gießt Oel in seine Wunden, lobt ihn und sucht ihn in Sicherheit zu bringen. Da löst der gute Hirt das wie- dcrgefuudene Schäslei» aus den Dornen, nimmt es auf seine Schultern und trägt es zurück in die schützende Hürde. Eher würde daS Hrlz des Beichtstuhles grün werden und Blätter treiben, ehg einem reumütigen Sünder die Barmherzigkeit Gottes versagt würde! Hier soll jeder in der Freude seines Herzens jubeln können: „Preisen will ich ewiglich die Er- barmu.rgen deS Heren." Gebrauchet daher oft und würdig lieseS wunderl'a.', Guadcmuittel, dann werdet ihr dessen segensvolle Wirkungen in eure-: Seele, m eurer Familie immer besser erfahren! Trittst du aus dem Beichtstühle, so fällt dein Blick auf den Taufstein, wo du das Kleid der heiligmachenden Gnade erhalten hast. Hier ist es, wo die Engel euch zujubelten, wo euer Name in das Buch des ewigen Lebens eingetragen wurde. Ein kostbares Kleid, das Kleid der Unschuld ward euch hier geschenkt. „Emv- fange das Kleid der Unschuld, trage es unbefleckt bis vor den Nichterstuhl Jesu, damit du das ewige Leben erlangst," so sprach der Priester bei der heiligen Taufe. Das Kleid der Unschuld sollst du nicht mehr oblegen, bis es mit dem hellglänzenden Himmelsgewande vertauscht wird. Bringe es „unversehrt". Das ist ein großes Wort. Die Kirche kann es nicht ohne Besorgnis sprechen, denn sie kennt unsere Schwächen, sie kennt den Sieg der Sünde über die hoff- »ungsreichsten Herzen. Muß heute nicht in dir die Erinne rung wach werden an den feierlichen Treueid, den du am Taufstein abgelegt hast? „Widersagst du dem Teufel, aller seiner Pracht und allen seinen Werken?" Und auf deine feierliche Antwort: „Ich widersagc," da hörte man gewisser maßen die Stimme des allmächtigen Vaters: „Dieser Täuf ling ist jetzt mein geliebtes Kind, an dem ich inein Wohl gefallen habe." Dort wirst du erinnert an jenen feierlichen Augenblick, wo der heilige Schutzengel über sein Pflege kind mild seine Flügel ansbreitete und flehend seine Hände zum Himmel erhob: „Laß dieses Kind im Strudel des Lebens nicht verloren gehen." Viele Jahre sind seitdem vorübergezogen. Eine ganze Welt des Guten und des Böten lag vor dir. Die Kirche hat dir seit deiner frühesten Kindheit die Fallstricke des Bösen und die Krone des ewigen Lebens gezeigt und dir zugerufen: „Sei getreu bis in den Tod!" Heute ruft dir dieser Ort ganz besonders zu: „Wie hast du den Eid gehalten?" Blickt der Herr des Himmels und der Erde heilte auch noch mit unendlichem Wohlgefallen auf dich herab? Oder ist dein Herz gefesselt von den schau- rich drückenden Fesseln der Sünde? Heute erneuere das Gelöbnis: „Katholisch bin ich nnd bleibe ich, katholisch leb' und sterbe ich." — Ja, der Taufstein weist dich beute mit mächtiger Stimme hin auf jenen Ort, auf dem ich jetzt stehe, auf die Kanzel, und ruft dir zu: „Hast du den Glauben an Gott und seine heilige Kirche, welcher dir auf der Ka» zel ansgelegt wurde, immer treu bewahrt? Hast du di: verkündigte Lehre praktisch in die Tat umgesetzt?" Ja.