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Sächsische Volkszeitung : 09.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190503097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19050309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19050309
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-09
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.03.1905
- Autor
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wir in die Vermehrung mehr hinein. Wir haben 48 Divi sionen, von denen jede zwei Kavallerieregimenter mit 10 Eskadrons k)aben müssen, das macht 480 Eskadrons. Dis Gardekavallerie soll mit vier Regimentern — 20 Eskadrons bestehen bleiben, damit wir ein größeres Kavalleriedetache ment besitzen, an dem auch die Führer sich üben können. So müssen »vir 500 Eskadrons haben und diese will ich be willigen, es sind somit 10 Eskadrons abzustreichen. Kriegs minister v. Einem: Aber diese Rechnung stimmt nur für den Frieden, nicht fiir den Krieg. Wir brauchen eigentlich 15 Regimenter niehr, haben aber nur neun gefordert wegen des Offizierersatzes. der Nemontenbeschaffung usw. Graf Or» ola: (nat.-lib.) ist für unbedingte Annahme der Vor lage. Erzberger (Zentr.) hält dafür, daß 500 Es kadrons genügen. Stütze man sich auf die früher mitgeteilten Zahlen des Kriegsministers, so seien für jede Eskadron 135 Pferde nötig, bei 180 im Felde also 55 080 Pferde. Nun lmben »vir 54 000 Pferde: ein Manko von 1026 ist vorhan den. Tiefes wollen »vir ausgleichen und da reichen 18 Es kadron völlig ans. Tas ergebe sich selbst aus den Zahlen des Kriegsministers. Schließlich reichte es wohl auch aus, wenn man im Kriegsfälle mehr Ersatz-Kavallerie verwen den »volle. Kriegsminister v. Eine m betonte, daß letzteres nicht gehe, er bleibe bei seiner Forderung von 510 Es kadrons. ly r ö b e r (Zentr.) betonte, daß auf grund der Berechnungen des Kriegsministers die Kavallerie ausreiche. Tie Abstimmung verlief cliarakteristisch: mit 16 gegen 12 Stimmen siel die Regierungsvorlage, für welche Konserva tive, ReichSvartei, Nationalliberale und Wirtschaftliche Ver einigung eintraten. Für den Antrag des Zentrums stimm ten hierauf nur die nckst Zentrumsmitglieder, so daß auch dieser Antrag durchfiel. Es steht somit im (besetze gar keine Kavallerie, was sehr große Heiterkeit hervorrief. Selbst verständlich erfolgt im Plenum ein anderer Beschluß, falls die Rechte und Konservativen nicht »nieder gegen den Zen- trumSantrag stimmen. Tann folgte die Feldartillerie, die keine Vermehrung erfordert. Für die Fußartillerie werden zwei K'oupaguien mehr gefordert, so daß diese -10 Bataillone zählt. Die Kommis sion genehmigte diese ohne Tebatte. - Am Mittwoch findet die Fortsetzung statt. Deutscher Reichstag. s. Berlin. 167 Lüiinig om 7. März l!>05. Das Haus erledigt in ,-rtter und zweiter Lesung den Zusnt;- »enr«g zu den H a n d e ls o e r l r ä g e n. wonach dieselbe» am 1 März »mm in Kraft rieten, otzne T ö.-.u-'. - Todann wird die sozialpolitische Debatte znrn Eia! des Reich-aml? des Innern fortgesetzt. — Abg. Zu beit ( Dozd.-: Das .Kindrrschutzgesetz mns; au«i aut die rsandwinichafl ausgedednt werden: unter >1 Fahren sollten leine Kinder zur Arbeit zugelassen werden. Redner desür- wsrlck eine Resolution, welche die schwarzen Büe» uuler Tirafe stellt und ebenso die Acht und Berriis-.'rrlläriing »nd den Versuch hierzu. Dabei oolenriliert er sehr lauge gegen den Adg. PanU-- Botsdoin und drmgl riuige Fälle über ^etzrliiigszüchterei im Hand werk »or. Wir sind gegen jede Einschränkung des.Hailsierchandels: er ist für das plane »tand ein Bedürfnis. Was die Anklagen des Abg. Dr. Mngda» betrifft, so ist zu bemerken, daß alle Parteien die Mehrheit ansnntzen, wo sie solche haben. Tr Mngdan, Sie sind in der Arbenerweli für immer gerichtet! (Oho! und Heiter keit). — Abg. Fischer! (Zenlr.) begründet die Anträge des Zen trums zur Ssmitagsriihe, die dahin gehen, die oerbündeieii Regie rungen zu iinlersuchcn. tunlichst bald einen «tzesetzentivurf vorzu- legcn. durch welchen bestimmt wird, das; I die den Arbeitern zu gewahrende Ruhe 6 der G. O.) iniiideüens für jede» Zoim- uud Festlag.'tO. für 2 aureinnudersolgeiidc Soun- und Festtage 6>» Stunde» beträgt, 2. die Arbeitszeit der Handlungsgehilfen, Lehrlinge und 'Arbeiter, soweit iie nicht in offenen Verkaufsstelle» beschäftigt werden ls? OB« der S. O.i, am höchstens .. Stunden a» Sou» und Festtagen beschränkt wird: ü. ein? ortsstatnarische Regelung der Son»!«gsruhe 106!, der G O.) auch dahin er möglicht würde, das; die Zulassung der Beschäftigung an bestimmte Bedingungen geinnpsi wird: -1 den in O-ist- und Dchaukii'irt- schaften beschönigten Verso,!?» iiiiilichn an jedem Sonn und Feiertag, niiudeslens aber an jedem zweiien Sonntag, der "Bestich des Gottesdienstes jh:er Konfession enimgiichi nmd. iss 106! der O.) Sozialdeinokraiische Redner suchen de» Wählern drangen dlanen Dunst uorzinnacheii. Wir fordern grundsätzlich die Sonn- tagsrnhe, nur Ausnahmen solle» in beschränktem Umfange zu gewssen iverden. Uninogliches fordern wir nicht: nach und nach soll erreicht werde», w rs im Fmercsse des Arbeilerchmdes gelegen ist. (Sehr gm!) Die Forderima einer R.stündige» Soiintagtznlhe haben wir schon erhoben: aber wir konnten äe nicht durch setzen. So niiitzle» wir im Fnteresse des -tanzen d»e''e Fordernug fallen la-s.'u Iö«>, hat der lomervative Abg Beauchirlch im Nanien s.iuer Partei einen Antrag aus Sonnlagsruhe gestellt »nd diesen a.ilerüü zicn auch Abgeordnete, die später dein Zentrum an gehörte» F H bezweifle die Dnrchfüfrdarkeil einer völligen gesetz lich-"» Sonntagsruhe: die Verwalinngsdehörde» müssen hier noch einen Spielraum habe»: aber äe >'ollt >n ni.pr so sehr entgegenkommend sein. Wir hassen, da» in den Kontoren mit »ich» otsenen "Aertavsö- stelleu d e Arb-iiszeii n»i Sonntage nolli unter zivei Stunden gehen werde: Be elrbeii-geber verhalle» sjch allerdings ziemlich ablehnend hiergegen Die «'enie«»/"?,, iolllen von ihrer Ein- schräiikiiugsbetuquis inebr (tzebrauch machen: wir wünschen, dag de» lhemeinden in der Richtung ermöglicht werde, für weitere Sonntagsruhe zu sorge», indriu sie für die Beschäftigung alleinigen Sonutogeu bestnuniie -r'edniguuge» vorschieiben. Die bicleii Aus nahmen »ehe» in Widerspruch mit dem Geiste des Gesetzes. Die B-deukeu der GastbosSbeschei gegen eine SonntigSnihe der Kellner tttiv sind nicht st-chliikrlg: wir tordern gerade hier so »völlig Fm Berkehrsgewe be h.chen mei'ie Freunde erhöbt? Sonntagsruhe iür Post und Reichseiseubabuen gefordert: die Strafenbahnen sollen der ch nverl'eordnnng unterstellt werden, für dnS gewerbsmäßige Fuhrwesen schwebe» die Verhandlungen. (O'ebbasteS Brovo!) — Abg. Dr. M ü l l e r - Meiningen (Fcris. Volks!'.) hält fiir die Frage der Bestechung der Angestellten zuerst eine Engucle notwendig — Staoissekrelär Gras PosadowSkh: Die Kautinanusgerichle sind Ende Fa,mar überall errichtet gewesen. Ivo es das Gesetz vor-- schreibt. Den H indel-mgenten ivolleii wir die tzegitiwationSkarte gel'en: >vir prüfen d cse Frage sicher. Die V«ge der technischen Be-,,nte». der B-ireanbeaniten usw lverde ich prüfen lallen. Die ArbeilSverbätt-iisie n> den Gmshinteii habe i-ch testslellen lassen durch den technischen N„> im M«n»sterium. Die Geiahr der an steckende» Ki-antbril ist nicht io gros;: cS läßt sich nicht ansfüoren. daß beim Glasblasen jeder »rbeiter sein eigenes Mundstück erhält. Der Ablösung d-r Apotheferkpuzession stehen »iiüberloindsiche Hindernisse im Wear: die Apotheke»krage scheint man jetzt landeS- gesetzlich regeln zu wolle», lvrnn auch eine reichsgesetzliche Regelung erwünschter sein würde. (Sehr richtig!) Das BcstechnngStvesen ist erst ne» ans die Tagesordnung gekommen: desl, <b sollte man erst die HandeOkammern über diese Frage boren. (Sehr richtig! links.» Fch mißb'll'ge den Verruf i» jeder Form: dann muß man nicht die schwarzen Listen allein strafe», sondern auch die Sperre, das Streik ostenstclie» usw. Das Kinderschutzgescy konnte noch nicht überall wirksam sein: dazu besteht eS zu knrze Heit. Die Bestimmungen über die Sonntagsruhe wolle» wir wachruien. Wenn wir die Sonntagsruhe mehr auSbaueu. leisten wir dem sittlich'» und religiösen Wohls unsere« Volkes einen sehr j groß«, Dienkt. stzebh. Beifall.) — Mg. Vrubn (Antis): Da« Zentrum drängt die Arbeiters,lilik immer mehr in den Vorder- ! grund und da» halten wir kür falsch. Die MittelstandSpolitik ge hört mehr i« den Vordergrund Da» Dtrelktzesienftehe« sollte verboten werden. (Hört! link« ) Der Mittelstand ist der zuver lässigste Träger de« nationalen Gedanken». — Abg Pauli« Poesdam (NeechSp.) bedauert die ablehnende Haltung dc» Staats sekretär« in der üsrage de« Befähigungsnachweise«, die Männer kommen und gehen I Vorerst müssen wir un» damit abfinden. Die Sozialdemokraten suchen durch die Krankenkassen sich fette Stellen zu verschaffen, da muß di« Gesetzgebung e,„greifen. — Staats sekretär Graf Posadowsky: An Amerika ist der Befähigungs nachweis strengsten» dvrchgesührt und dort entstehen die meisten Streitigkeiten. — Abg. Dr. Dahlem (Zentr.): DaS Zentrum hat seit 1877 neben der Trbeiterpolitik auch MlNelstandSpolitik ge trieben! Da kann man doch nicht von einer Sozialpolitik auf dem Papier reden! Ich erinnere nur an die Bestrebungen der Abg. Hitze und krimboru! Nachdem der Befähigungsnachweis von den Verbündete» Regierungen abgelehnt worden ist. streben wir mit aller Entschiedenheit dahin, daß die Meisterprüfung obligatorisch eingeführt werde. Unsere gesamte Tätigkeit seit 88 Jahren sagt erwaS anderes, als daß wir die Sozialpölitit nur auf dem Papier getrieben haben. (Sehr richtig!) Redner befürwortet des längeren die Einführung der Sonntagsruhe in der Binnenschiffahrt und schildert hierbei die Verhältnisse der Schiffer auf dein Rhein. — Darauf vertagt sich das HauS auf Mittwoch 1 Uhr. ES wird Schwerinslag abgehalten mit der Tageoordavng: Polnischer und freisinniger Initiativantrag betr. Wahlkreiseinteilniig. Politische Rundschau. Dresden, den 8 März 1906. — Tie «euc deutsche Arzueitgxe tritt bekanntlich am i. April in Kraft. Die „Pharm. Ztg." erfährt hierüber folgendes: Die Lare ist ans Grund der Okrobcrpreisliste der Drogisten fertiggesiellt worden, wobei erhebliche Preis änderungen nachträglich noch Berücksichtigung gefunden haben. Tas Prinzip der Pauschalberechnung der Arbeits- Preise. wie es die hessische Ärzneitare eingeführt hat, ist so viel als möglich zur Anwendung gekommen. Die Arzneitare sieht eine Gebühr für Dienstleistungen in der Nacht vor. Die Ausgabe der Taxe wird nicht vor Mitte dieses Monats erfolgen. — (kine Neichsbiersteuer ist nach der oft sehr gut in formierten „Münch. Allg. Ztg." wahrscheinlich, und zwar soll diese Steuer, abgesehen von dem jetzt schon geplanten, nur die norddeutsche Branstenergemeinschast betreffenden Biersteuergesetz, das eine anderweitige Staffelung vorsieht, in Aussicht genommen werden, falls die Mehrheit des BnndesrateS der Einbringung eines solchen Gesetzes zu stimmt. Die Tabaksteuer dagegen solle vorläufig nicht in Frage kommen. — „Der Kaiser und ich wünschen eine antiultramontane Bewcqunß", soll Prinz Heinrich von Preußen zu Pfarrer Waitz gesagt haben. Wie uns von zuverlässiger Seite ans Berlin auf das bestimmteste erklärt wird, ist dieser Aus spruch nicht gefallen. Pfarrer Waitz muß sich nun recht- fertigen. Das bbse Zentrum. Kultusminister Studt hat bei der Beratung des KnltuSetats seiner Verwunderung ob der Stellung der Synoden in der Ryeinprooinz zur Schnlanfstchtüfcage Ausdruck gegeben. Nun leiten diese eine Gegenbewsgung ein. ganz selbstverständlich. Henc- zntage muß ja gegen alles protestiert werden. Was die rheinischen Synoden treiben, läßt uns kalt, so lange sie ans eigenem Gebiete jagen. Komisch aber ist es. »vie ein Teil der freisinnigen Presse für die Stellungnahme des Kultusministers das Zentrum verantwortlich zu machen sucht, obwohl dieses mit der ganzen Sache nichts zu Lun Hut. Die Konservativen waren es. die gegen diesen Be schluß protestierten, aber in der Oesfentlichkeit setzt man die Worte des Kultusministers dein Zentrum auf die Rechnung, um gegen den „Zentrumskurs" der preußischen Regierung Sturm laufen zu können und doch sprach vom Zentrum kein Redner zu dieser Angelegenheit. — Der politische Mord an sich ist immer verwerflich, »nenn aber ans ihn» Gutes für ein ganzes Volk envächst, gilt für das Urteil dir Geschichte auch hier der Satz, daß die gute Wirkung auch schlechte Mittel erträglich macht. Das heißt mit anderen Worten: „Der Zweck heiligt die Mittel". -Herr Graf Hoensbroech wird es lebhaft be dauern. »nenn wir ihm mitteilen, daß kein Jesuit, sondern das — Berliner Tageblatt diesen Z rtz geschrieben hat! Recht unliebsam sind auch die Lotteriekonvcntionen, die Preußen mit den norddeutschen Bnnbessiaaten schließt. Preußen »vird dadurch unter den norddeutschen Staaten, was der Fürst von Monako unter den Herrschern ist: der Paiikbalter. Und das ist kein ehrenvoller Berns für Fürst und Staat. Durch die Entschädigungen, zu denen Preußen d'n anderen Bundesstaaten gegenüber sich verpflichtet, ver schwindet alle Hoffnung ans Aufhebung der preußischen Lotterie. Der »vachsende Tpieltrieb. der besonders in der modernen Wettsucht sich zeigt, wird zur ernsten Gefahr für die Sittlichkeit der Bslksmassen. die durch Spiel, statt durch Arbeit reich werden wollen. Und der Staat selbst verwirrt die sittlichen Begriffe durch seine Lotterie. Wie »veit diese verbreitet ist. mag man daraus ersehen, daß keine größere Zeitung sich der Wiedergabe der Lotterie ergebnisse entziehen kann. Berliner Dom und protestantisches Gewiffen. Ueber den neuen Dom in Berlin äußert sich Friedrich Naumann in der „Hilfe" also: „Die Spannung, mit der man der Ein weihung entgegcnging, bezog sich wesentlich ans die Innen- ränine. Diese waren vorher nicht einmal im Bild bekannt. Beim ersten Besuch übenvog das Gefühl: so muß der Tcm- pel des Herodes gewcsen sein! Gutes Material, viel Mar mor und Gold, überhaupt reelle Arbeit, aber keine Fröm migkeit und kein Knnsieindrnck für die Gegenwart: eine ge schmackvolle Rekonstruktion italienischer Spätrenaissance. ..Man bat dem lieben Gott ein schönes Schloß gebaut." Das ist kein deutsches Gotteshaus, sondern ein romanisches. Das ist keine p r o t c st a n t i s ch e Kirche, fanden» eine ka tholische. Sollten einmal, was wir nicht hoffen, die Hohenzollern zum Katholizismus übertreten, so würden sie diese Hofkirche nur wenig verändern müssen. Statt der Standbilder ans der Rcformationszeit würde man dann andere Heilige (I) anbringen müssen, und draußen würde man die Lntber-Neliefs durch andere Darstellungen ersetzen, aber der Cbarakter ist von vornberein so, um diese Möglich keit freizuhalten. Die Dresdner Hofkirche ist in» Grunde nicht viel anders. '(Der Herr scheint das einfache Innere der Dresdner Hofkirche nickst zu kennen, sonst würde er den Vergleich nicht genxigt baden. D. Red.) Das paßt in die Zentrumszeit, dient aber nicht dazu, diese „erste Protest»»,- tische Kirche des Kontinents" (Ulmer Dom!) beim nicht ka tholischen Volke beliebt zu machen. Was haben wir eigent lich in diesem hohen Prunk- und Kuppelraum zu suchen? Hier soll das Evangeliuni verlesen werden? Schon die Kai- ser Wilhelm-Gedächtniskirche ist bei aller ihrer historischen Schönheit fern vom Glauben derer, für die sie hergestellt wurde. Dasselbe gilt hier. Es ist die verfeinerte Iesu ite n k i r ch e geworden. Das »nag zeitgeinäß sein, trau rig ist es doch. Es ist der Gründungszeit des Deutschen Reiches nicht gelungen, einen maßgebenden, musterhaft wir kenden protestantischen Kirchenbau zu schaffen. Vielleicht liegt der Grund sehr tief, nämlich darin, daß die Prunkkirche überhaupt u n p r o t e st a n t i s ch sei. In der Festpredigt von Konsistorialrat Kritzinger hieß es: „Das ist der Brun nen, den die Fürsten gegraben haben." Ja, so ist es: eine Fürstenkirche, ein Raun», »vo man Gott in Uniform ehrt. Ter Protestantismus aber ist nicht Staatschristentum, son dern persönliche Religion." Ja, »vcr kann denn dafür, daß es der Protestantismus noch nicht zu einem Musterstil für seine Kirchenbautei» gebracht hat? Ist es nicht ein Armuts zeugnis, wenn er seit 400 Jahren noch immer an den» zehrt, was er ans der katholischen Zeit herübergenommen hat. Herr Naumann spricht von einer protestantischen Kirche. Würde er den Baumeistern nicht einen großen Gefallen tun, wenn er der Oesfentlichkeit seine Pläne übergeben und mit- teilei» wollte, »vie eine solche auszusehen hat? — Zusammenschluß der katholischen Studentenkorpora- tionen Deutschlands. Seit mehreren Semestern haben in Freiburg i. B. die katholischen Sludentenkorporationen in einem Ausschuß enger sich zusammengeschlossen. Man ging von dem gewiß berechtigte»» Grundsätze ans, daß die katho lischen Korporationen mit ihren gleichen Grundsätzen und Interessen eng zusammengehören. und daß Aeußerlichkoiten sie nicht trennen dürfen. Der Freiburger Ausschuß wandet sich nun, nach der „Köln. Volksztg." an alle katholischen Kor porationen und fordert sie ans, in gleicher Weise an den einzelnen Universitäten sich znsainmenzuschließen. Er »veist besonders darauf bin, daß zwar schon von vornherein der Wert eines solchen Ziisammeiischlnsses zur Förderung ge meinsamer Bestrebungen der katholische» Korporationen im allgemeinen einleuchtend iei, daß aber die gegenwärtige Be wegung gegen die katholischen Studentenkorporationei» die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses zur Evidenz bewie se!» habe. Weiterhin schlägt der Freiburger Ausschuß vor, die au den einzelnen Universitäten konstituierten Ausschüsse sollten alsdann in einen Zentralausschuß miteinander in Verbindung treten. Hierzu benierkei» die „Trcsdn. Nachr." i» ihrer Weisheit, daß eine solche Organisation der katholi schen Studentenschaft mit einem Zentralausschuß nur dazu geeignet sei, den leider eingerissenen konsessionellen Zwie spalt unserer gesamten deutschen Studentenschaft zu ver größern, und meint: ..Ohne Zweifel »vird diese festge schlossene Organisation der katholischen Studentenschaft neue Erregung unter den übrigen Koininilitonen Hervorrufen und den Frieden auf alle»» Universitäten untergraben." Daß doch die Katholiken immer die Unfriedenstifter sind! Da fällt man über die katholischen Verbindungen in rüder Weise her. Statt in christlicher Demut hinzugeheu und sie anfzillöseii, schließen sie sich zu einem Verbände zusam men! Tas ist doch ein Beweis, daß man den Krieg will, nicht wabr, edle Donna aus der Marienstraße? — Gin satyrischcs Nachspiel. Der Hochscknilsireit in Hannover ist beendigt, aber jetzt bricht der Streit unter den Professoren ans. Tie liegen sich darüber in den Haaren, wer den Frieden hrrbeiaefüln» babe. Der Rektor der Hochschule Parshaust'n bat nämlich eine Eiklä'nno er lassen. die objektiv ans eine Verkleinern,!" der Verdienste des Geheimrats La'.mhai'dl V,".sitzende, des Ni n »nieder aufgelöste» Friedens«,nssck'iisies der Professoren nn, die Beilegung des nnergnicklichen Kampst's. r inanslie». La,,»,- Hardt veröffentlicht nun eine E> widerrina. in „ elck er sich dieser die Verdienste zur Beilegung dcs Streites zuschreikck. So mußte die Tragikomödie in Hannover endigen. Viel leicht tritt in,,, ein Proieisor-'nstreik ein! — Sozialdemokratische Intoleranz. Der soizaldenio- tratiscbe Wnlilvereiii Schöneberg hielt dieser Tage eine Ver sammlung ab. ans welcher der Reichstagsabgcordnetc Mol- tenbnbr sprach, lieber den weiteren Verlauf der Versamm lung teilt der „Vorwärts" mit: „Ter Vorstand unterbrei tete alsdann der Versamnilnng folgenden Antrag: „Vor- storbencii Genossen »vird nur dann ein Kranz seitens des Wahlvereins gewidmet, »venu am Begräbnis ein Pastor nicht mitwirkt." Wollcrinann führte zur Begründung ans, daß ein Vorkommnis ans jüngster Zeit, welches ja auch schon eine Berliner Versammlung beschäftigt habe, den Vorstand veranlaßt habe, diese ganze Angelegenheit zu diskutieren, und sei derselbe zu vorstehende», Beschlüsse gekommen. Ehe aber derartige Vereinsangelegenheiten in die Versammlun gen anderer Wahlvereine getragen werden, würde es sich doch für die Zukunft cinpschlen, derartige Angelegenheiten erst am Orte zu erledigen. In, der hieran sich anschließen den Diskussion erklärte sich Kaspar, trotzdem er seit 16 Jah re», Dissident sei, mit dem Beschluß des Vorstandes nicht einverstanden und ersuchte un, Ablehnung. Küter »veist die Einwände des Genossen Kaspar gegen den Vorstandsantrag zurück. Auch er wendet sich scharf gegen den Genossen Levenstein, welcher Veranlassung nah»,, die Kranzverweige- rnngsangelegenbeit in eine Berliner Parteiversaminlung zu tragen, ehe dieselbe hier g»i Orte besprochen werde. Der- mstige Verstöße gegen die Disziplin lasse sich ein überzeug ter Parteigenosse nicht zu schulden kommen. Der Antrag des Vorstandes wurde mit erbeblichcr Mebrbeit angenom men." Dieser Beschluß ist böchst charakteristisch, er zeigt insonderbeit auch, wie die sozialdemokratischen Organisatio- neu den Programmsatz: Religion ist Privatsache I anfsassen. Wer sich kirchlich beerdigen läßt, erbält obne »veiteres nicht, was den atbcistischen Sozialdemokraten zufließt! Solche Beschlüsse sind geeignet, den blinden Nachläufern der So zialdemokratie den Star zu stechen. Oesterreich-Ungarn. — Wtihtischof Dr. Marschall ist an St- lle des ver- slorbenen Bischofs Schneider vom Ka'-dinal-Fi'rsierzbsschofe Dr. Gruscha zum Generalvikar der Wiener Erzdiözese er nannt worden.
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