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Sächsische Volkszeitung : 04.09.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190409041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040904
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-09
- Tag 1904-09-04
-
Monat
1904-09
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.09.1904
- Autor
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gangenen Mitteilungen ist zu ersehen, daß die Erfolge der Gegner Mirbach» nur teilweise sind. Er hat zwar das Amt als Kabinettsekretär und Schatullenverwalter der Kaiserin nisderlegen müssen, ist aber Oberhosmeister ge blieben. Daß er die Borstandschaft der von ihm geleiteten kirchlichen und gemeinnützigen Vereine niedergelegt hat. bedeutet für diese einen schweren Verlust; auf dem Gebiete der LiebeStätigkett hat Freiherr v. Mirbach sehr viel ge leistet. Die „ttreuzztg." stimmt in ihrer heutigen Nummer unserer gestern ausgesprochenen Behauptung zu. bah die Spitze der Bewegung gegen ihn sich in Wirklichkeit gegen eine höhere Stelle und zugleich gegen die Sache richtete, deren Förderung Freiherr v. Mirbach sich angelegen sein lieh. Das Blatt schreibt dann: „Der Fanatismus, mit dem Freiherr v. Mirbach verfolgt worden ist. entstammte vielfach der Feindschaft gegen die Kirche und damit zugleich gegen alle Bestrebungen, die auf Förderung deü religiösen Gebens gerichtet sind. Freiherr v. Mirbach wird von jetzt ab an diesen Bestrebungen nicht inehr in seiner bisherigen ausschlaggebenden Stellung teilnehmen. Wir hoffen aber, daß sie trotzdem ihren gedeihlichen Fortgang nehmen und dah die Erwartungen derer, die sie durch die Beseitigung eines ihrer arbeitsfrendigsten Förderer vereiteln wollten, nicht in Erfüllung gehen werden. — Der Exjesuit Graf Hseusbroech wird vom Unglück verfolgt. Er wollte die „Lntherstadt" WormS mit einem Bortrage beglücken, den er im Lheatersaale des FesthauseS zu halten gedachte. Allein der Theaterausschuh hat die Eingabe abgelehnt, jedenfalls ging er von der Ansicht ans, dah der konfessionelle Friede der Stadt in Gefahr ist. wenn Hoensbroech seine Hetzphrasen losläht. Die sozialdemokratischen Parteigehälter spielen derzeit in der Presse eine grohe Nolle. Wir benützen die gute Bezahlung der sozialdemokratischen Parteibeamten nicht zum Angriff auf diese Partei, jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert und ein sozialdemokratischer Redakteur und Partei beamter doppelt. Wer jahraus jahrein so wie diese Leute unter Allsgabe des eigenen jchs in der Parteischablone arbeiten »mH. der soll wenigstens anständig bezahlt werden. Wir möchten eher diese Angelegenheit benützen, um dies den bürgerlichen Parteien zur Nachahmung zu empfehlen; bei uns sind oft die Redakteure recht schlecht bezahlt für ihre Arbeit. Allerdings verkennen wir nicht, dah auf sozialdemokratischer Seite ein gewisser Widerspruch besteht, wenn man einige Leute vom Parteiorgane gut bezahlt; das erkennen die Sozialdemokraten selbst an. Deshalb haben die Genossen von Dresden-Neustadt auch den Antrag für Bremen gestellt: »Redakteuren an Zeitungen, die im Parteiverlag erscheine», ist die Mitarbeit gegen Honorar an anderen Leitungen, politischen und wissenschaftlichen Revuen, Genossenschaftsblättern und so weiter, sowie die Herausgabe eigener Broschüren fernerhin nicht mehr zu gestatten. Die Verleger von Zeitschriften sind gehalten, Arbeiten von angestellten Redakteuren abzulehnen." Damit sollen die „Akademiker" scharf getroffen werden; die Annahme des Antrages würde dies Ziel erreichen. Es ist ja bekannt, dah jeder sozialdemokratische Redakteur an einer anderen Zeitung mitnrbeitet und hieraus einen recht willkommenen Nebenverdienst bezieht, der natürlich den Genossen der Höhe nach nicht bekannt ist. da er unter der Marke „Honorar" läuft. Aber viele Sozialdemokraten gönnen das ihren Führern nicht. Der „Vorwärts" spricht sich nun sehr entschieden gegen diesen Antrag aus und führt hiergegen den Mangel an „freien Schriftstellern" ins Feld ; er nennt die Annahme des Antrages eine Engherzigkeit und Kurzsichtigkeit und meint: „Man kann auch keine Rechtfertigung dafür finden, den Redak teuren generell vorzuschreiben. wie sie ihre freie Zeir verwenden sollen. Darüber hak jeder freie Mensch selbst zu bestimmen. Man kann nur verlangen, dah der Redakteur seinem Blatte gegenüber seine Pflicht tut. Ob er das tut oder nicht, ist von Fall zu Fall zu prüfen leistet ein Redakteur für das ihn beschäftigende Blatt nicht das. was man billigerweise von ihm verlangen kann, dann hat cS ja der Verlag in der Hand, ihn zn entlassen, jn dem Dresdner Anträge wird auch davon geredet, dah die Mitarbeit nicht gegen Honorar erwlgen dürfe: es scheint sonach, dah die Antragsteller die Mitarbeit ohne Honorar gestatten wollen. Darüber zn reden, erübrigt sich, es genügt die Bemerkung, dah die Zeitungen an der Honorierung ihrer Mitarbeiter ein größeres Interesse haben als die Mitarbeiter." Die Debatte darüber kann immerhin interessant werden. — Bei der am l. d. M. erfolgten Reichstagsersatzwahl in Schaumburg-Lippc wurden abgegeben: fiir den Kandi daten aller Liberalen, Genossenschaftsanwalt Dr. Hans Ernger-Eliarlotteubnrg (Freisinnige Volkspartei) 1452. für den Kandidaten der Antisemiten, Konservativen nnd Agra rier, AintSgerichtSrat Dr. Brnnsterinann-Stadthagen 3580 und für den sozialdemokratischen Kandidaten Klingenhagen- Herford 2191 Stimmen. Somit findet Stichwahl zwi schen Brnnstermann (Antis.) nnd Klingenhagen (Soc.) statt. Der Wahlkreis wurde durch den Tod des nationalliberalcn Reichstagsabgeordneten Deppe erledigt. — Prinz Friedrich Leopold von Preußen wird nicht ans den russischen Kriegsschauplatz gehen, wie wir meldeten. Als von Berlin aus der Plan, den Prinzen zur Armee Knropat- kins zn entsenden, in Petersburg mitgeteilt war, dankte Kai ser Nikolaus in herzlicher Weise nnd gab seiner Genugtuung über die beabsichtigte Mission des Prinzen Ausdruck. In zwischen ist General Knropatkin von der bevorstehenden An kunft des Prinzen unterrichtet worden. Der General glaubte aber seine Bedenken über dessen Teilnahme an den Opera tionen der Armee nicht zurückhalten zu dürfen. Knropatkin legte dar, daß die augenblickliche schwierige Situation der Mandschurei Armee, nnd mit ihr auch die der russischen Heeresleitung, cs ihm ansicrordentlich schwer machen würde, einem preußischen Prinzen von so hohem militärischen Range immer die ihm zustehenden Rücksichten zn erweisen; auch sei er außerstande. Garantien über die persönliche Sicherheit des Prinzen zu geben. Der Zar hat sich nun trotz seines Einverständnisses mit der Entsendung des Prinzen, den Bedenken des Generals Knropatkin nicht ver schließen können und die Bitte nach Berlin gelangen lassen, die Reise aufzuschiebcn. — Der Kolonialskandal Kossak, der sich in Südwest- afrika abspielte, beschäftigt wieder mehr die Presse. Der Ansiedler Groeneveld, der die von uns schon geschilderte, grausame, tödlich verlaufene Marterung eines Eingeborenen durch den Sanitätsunteroffizier Kossak zur Kenntnis wci- tercr Kreise gebracht batte, war dafür nicht nur vom Keet- manskoper Gericht in der skandalösesten Weise schikaniert worden, indem man über ihn wegen geringfügiger oder gar keiner Vergehungen schwere und entehrende Strafen wider rechtlich verhängte: nein, es wurde außerdem auch vom Di striktschef von Bethanien, Baron von Stempel, über Groe- newclds geschäftliche Tätigkeit der Boykott verhängt. Eine Beschwerde Groenevelds beziehungsweise seines Ham burger Geschäftsfreundes an das Kolonialamt gab diesem zu der telegraphischen Weisung an das Gouvernement in Windhuk Veranlassung, es solle augenblicks den p. Stempel anweisen, den von ihm über Groeneveld verhängten Boy kott anfzuheben. Aus dem Schriftwechsel des Boykottierten beziehungsweise seines Haniburger Geschäftsfreundes mit dem Kolonialamt ergibt sich, daß diese wiederholten telegra- phischen Weisungen des Kolonialamts an das ihm unter stellte Gouvernement längere Zeit einfach unbeachtet blie ben! Ja. noch mehr, die „Kolon. Zeitschrift" weiß mitzu teilen: „Trotzdem am 23. Januar 1902 der Kolonialdircktor den über Groeneveld von Leutnant v. Stempel verhängten Boykott aufgehoben hat. bestätigten dessen direkter Borge- setztcr, Major von Estorff, nnd das kaiserliche Gouvernement durch Erlaß vom 6. März 1902, J.-Nr. 1490, die Maß regel. (!) Leutnant von Stengel hat der schließlich an ihn ergangenen Weisung dadurch znwidergehandclt. daß er for mell den Boykott anfhob, seinen Mannschaften aber befahl, sich bei ihm zu melden, wenn sie bei Groeneveld Einkäufe zu wachen beabsichtigten!" Gleichzeitig werden über die Ge- wngnisverwaltniig in Bethanien schlimme Dinge bekannt; die Behandlung der Gefangenen sei eine sehr grausame ge wesen; 00 Prozent aller Gefangenen sei in dem Gefängnis gestorben. An der Spitze der Gefängnisverwaltnng stand genannter Leutnant von Stempel, der nach Bekanntwerden dieser Dinge vom Oberstleutnant znm persönlichen Adju tanten ernannt worden ist. Man hört jetzt wieder, daß Gou verneur Lentwein abbernfen nnd ein Zivilgonvernenr sein Nachfolger werde. — Ein Gedenktag für die deutsche Zuckerindustrie. Am 1. September war es ein Jahr, daß die Brüsseler Zncker- toiwention in Kraft getreten ist und die Ausfuhrprämien in Fortsall gekommen sind; gleichzeitig ist auch der Zucker im Jnlande billiger geworden und seither geblieben. Die Annahme der Brüsseler Zuckerkonvcntion durch das Zen- t r n m hat sich als ein Fortschritt bewährt. Die Folgen der Brüsseler Konvention bestanden in einer Steigerung der Weltmarktpreise nnd in einer Ermäßigung der Preise für den einheimischen Konsum. Vor dem Inkrafttreten der Brüsseler Konvention würden nämlich die Weltmarktpreise auf künstliche Weise durch die Ausfuhrprämien nnd durch Zuschüsse, die das Kartell ans zu exportierenden Zucker lei stete. unter Druck gehalten, während die Jnlandpreise eben falls ans künstliche Weise durch das Zuckerkartell auf eine unberechtigte Höhe geschraubt wurden. So erklärt es sich, daß der deutsche Konsument, der den Zucker teuer bezahlen mußte, dazu beitrug, daß die Engländer den dnrch das Kar tell nnd die Ausfuhrprämien verbilligten Zucker unter dem Herstellungspreise beziehen konnten. Diesen Zuständen machte die Brüsseler Konvention ein Ende. Ein Vergleich der Weltmarktpreise ergibt folgendes Bild: 1002 1003 1004 September .... 12.00 Mk. 10.00 Mk. 21.75 Ml. Oktober 12.70 „ 18.15 „ 22.30 .. März 13,40 „ 13,30 .. 22.35 .. Mai 13.05 „ 18.50 .. 22,50 „ Diese Steigerung des Weltmarktpreises ist in erster Linie ans die Brüsseler Konvention znrückzufiihren und wir Deutsche haben noch den Vorteil, daß der Zuckerpreis im Jnlande um 14 Mk. per Doppelzentner gefallen ist nnd das trotz der Rübenindnstrie. Gegen die Hibkrniagcsellschaft ist die Klage ans Nichtigkeitserklärung sämtlicher Beschlüsse der Generalver- sammlnng vom letzten Sonnabend eingereicht worden. Sie stützt sich darauf, daß bei der Beschlußfassung über die Ne- gierungsoffcrte mindestens ein Drittel des Aktienkapitals hätte vertreten sein müssen, was aber nicht der Fall ge wesen ist. Betreffs der konfessionellen Volksschulen faßte die Katholilcnversammlnng in Negensbnrg folgende Resolu tion: „In der Erwägung, daß das Ziel der Volksschule, die Kinder zn guten Menschen, zu treuen und zuverlässigen Glie dern der Kirche nnd der menschlichen Gesellschaft und zu Erben des Himmels zu erziehen, nur in der konfessio nellen Volksschule voll und ganz erreicht werden kann, da mir hier der Unterricht und die erziehlichen Maßnahmen den genannten hohen Zielen in möglichst vollkommener Weise angepnßt werden können nnd nur hier der Lehrer seine ganze Persönlichkeit ohne Einschränkung und ohne Rückhalt in den Dienst der Erziehung stellen darf, in der ferneren Erwägung, daß das ganze katholische Volk Deutsch lands die Sininltanschule verurteilt nnd nur der konfessio nellen Volksschule nnd deren Lehrern sein volles Ver trauen entgegcnbringt nnd sie in ihrem Wirken zn unter stützen bereit ist, fordert die 51. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands alle katholischen, deutschen Männer ans, gegenüber den in letzter Zeit erneut hervortretenden Bestrebungen zur Förderung der S i m u l t a n s ch u l c überall nnd mit aller Entschiedenheit für die Erhaltung bezw. Einführung der konfessionellen Volksschule und Leh rerbildung einzntreten." Oesterreich-Ungarn. — Der heilige Vater kommt in einem Schreiben, be treffend den BonifaziuS-Verein, auf die Los von Rom- Bewegung in Oesterreich zu sprechen und sagt darüber: Bei Euerer Bereitwilligkeit, den Verhältnissen entsprechend, mit größerem Eifer da zu Hilfe zu eilen, wo die Not am größten erscheint, denkt ihr mit vollem Recht daran. Euere Tätigkeit in erhöhtem Maße auf Oesterreich, an erster Stelle auf Böhmen miS- udehnen. wo die jrrlehre zurzeit die größten Anstrengungen macht, urch alle erdenklichen Künste so viele als möglich von der Ver bindung mit der römischen Mutterkirche völlig loSzureißen. Und da den Verführern allerdings reichliche Mittel zu Gebote stehen, so haben sie in der Tat nur zu großen Erfolg. Dem Umsichgreifen eine» so großen UebelS (da», fall» ihm nicht rechtzeitig Einhalt getan wird, leicht zu einem höchst gefährlichen Brande auSarten könnte, der dann möglicherweise nicht mehr zu löschen wäre) Wider stand zu leisten, muß nicht bloß Euer, sondern da» Bestreben aller Gutgesinnten sein, welche die unserer Mutter, der heiligen Kirche dort zugefügten Unbilden und Verluste beklagen und von dem Lose ihrer Brüder, die auf bedauernswerte Weise in» verderben stürzen, schmerzlich ergriffen sind. Wir können deshalb nicht daran zweifeln, dah an erster Stelle die vischöf« im Bewußtsein ihres tzirtenamtes Euch bei Euren Mühen und Unternehmungen, um diese der Religio" und den Seele» drohende schwere Gefahr abzuwenden, mehr und mehr durch ihr« Autorität und ihr Wohlwollen unterstütze« und insbesondere dahin wirken werden. Euer« Verein in den einzelnen Pfarreien ihrer Diözesen eiuzuführen oder, wo er bereits besteht, von neuem zu beleben. Außerdem aber hegen Wir zu allen Katho liken. ganz vorzüglich zu den österreichischen. daS volle Vertrauen, daß sie ein jeder nach besten Kräften Euch unterstützen werden. — Der BischofSkouflitt tritt nach der reuigen Umkehr und Romreise der beiden Bischöfe von Laval und Dijon in ein neues Stadium. Der „Temps" veröffentlicht eine wohl vom auswärtigen Amte stammende Notiz, wonach die Bi- schofsitze von Laval und Dijon durch die Abreise ihrer In- Haber nicht eher als vakant angesehen werden können, als bis die» die Regierung erklärt, welche auch die Neubesetzung vornimnit. Einstweilen würden beide Bischöfe nur als auf Reisen befindlich geführt werden. Ein neuer Konflikt mit dem Vatikan stehe dieserhalb nicht bevor, es sei denn, der Papst äußere Prätension, die Sitze vor der Vakantcrklärung dnrch die französische Regierung selbst dnrch apostolische Ad ministratoren verwalten zu lassen. Dann erst würde die Situation sich ändern. Bislang ist offiziell nichts über das Eintreffen der Demissionserklärung des Bischofs Geay be kannt." Darnach hätte es die Negierung einfach in der Hand, die Wiederbesetzung beider Bischofsstühle nach Be lieben hinauszuschieben. — Daß dies Rom nicht zugeben kann, ist einleuchtend. G««land. Gegenüber den an der Pariser Börse verbreiteten Gerüchten über ungünstigen Gesundheitszustand des Königs Eduard besagt ein am 1. d. M. dem Renterschen Bureau ans Marlenbad zugegangenes Telegramm des Leibarztes des Königs Dr. Ott: Die diesjährige Badekur des Königs hat ausgezeichneten Erfolg gehabt. Der König verläßt Ma rienbad bei in jeder Hinsicht vollkommenster Gesundheit und erklärt, er habe sich in seinem ganzen Leben nie wohler ge fühlt. Italien. — Kronprinz oder Prinz von Rom? Angesichts des im italienischen Königshause bevorstehenden freudigen Er eignisses und der so sehr erhofften Geburt eines direkten Thronfolgers, dürfte zunächst ein Blick ans die gegenwärti gen Personalverhältnisse des königlichen Hauses, nicht un angebracht sein. Die savoyische Familie zählt heute im gan zen 11 männliche Mitglieder. Dieselben sind: 1) der König; 2) Prinz Emanuel Philibert, Herzog von Aosta; 3) Prinz Viktor Emanuel, Graf von Turin; 4) Prinz Louis Ama deus, Herzog der Abruzzen; 5) Prinz Humbert, Graf Aon Salemi; 6) Prinz Thomas, Herzog von Genua; 7) Prinz Amadeus Humbert; 8) Prinz Aimone (beide Söhne des Herzogs von Aosta); 9) Prinz Ferdinand; 10) Prinz Phili bert und 11) Prinz Adalbert (alle drei Söhne des Herz»gs von Genna). Alle diese zehn Prinzen sind erbberechtigt am Königreich Italien, trotzdem führen sie keinen Titel, tvelcher darauf hindeutet, das heißt sie sind nicht „Prinzen von Ita lien". Auch der älteste Sohn des Königs führt in Italien weder den Titel eines Thronfolgers noch denjenigen eines Kronprinzen. König Humbert als Thronfolger führte über haupt keinen diesbezüglichen oder besonderen Titel, sondern war einfach Prinz Humbert von Savoyen. Der jetzige König erhielt von seinem Großvater den Titel eines Prinzen von Neapel. Jetzt aber beschäftigt sich ganz Italien mit der Frage, welcher Titel einem etwa zn erwartenden direkten Nachkommen des Königs zukomme. Die Feinde des Vati kans möchten ihm bekanntlich den Tcndcnztitel eines Prin zen von Rom verleihen. Die meisten dagegen stimmen für die Schaffung eines wirklichen Kronprinzen- oder Thronfol- gcrtitels. Denn der Titel einer Stadt, wie beispielsweise derjenige eines Prinzen von Neapel oder Herzogs von Flo renz oder Grafen von Palermo würde eine Masse von Eifer süchteleien unter den Italienern selbst Hervorrufen. Des halb wird es wohl beim „Principe Reale" oder „Principe ereditario" verbleiben müssen. Die Flucht der Prinzessin Luise von Koburg. Die Verfolgung der Prinzessin Luise ist derzeit im Gange nnd es ist fraglich, ob sie von einem positiven Ne- sulat begleitet sein wird. Eine gerichtliche Verfolgung der Flüchtigen ist noch nicht cingeleitet worden, da Prinz Phi lipp von Coburg, der Gemahl der Prinzessin Luise,, die Strafanzeige noch nicht erstattet hat. Hingegen kommt aus Ebental, wo der Prinz weilt, die Nachricht, daß dieser wil lens sein soll, die Prinzessin in eine Heilanstalt zurückbrin gen zn lassen und gegen den Entführer Mattasich die Straf anzeige zn erstatten und so lange kein Geld für die Prin zessin anweisen zu lassen, als sie sich in der Gesellschaft des Mattasich befindet. Falls die Flucht des Paares gelungen ist, — nnd nach einer Version sollen Luise und Mattasich be reits in Paris eingetroffen sein — wird sich die Frage der Zukunft der Prinzessin leicht lösen. Frankreich wird nach seinen Gesetzen weder die Prinzessin noch Mattasich auslie fern; für ihren Unterhalt werden die Juwelen der Prin- zessin und wohl auch — die Zeitung „Le Journal" sorgen, falls nicht eine friedliche Lösung der Affäre eintritt. Ueber den Zweck der Entführung der Prinzessin und ihre Pläne erfährt man aus Aeußerungen des Rechtsan waltes des Gcza Mattasich, die Entführung sei einzig zu dem Zwecke erfolgt, daniit die Prinzessin „ihr geeignet er scheinende Schritte" einlciten könne. Interessant ist dabei die Frage, ob eine strafrechtliche Verfolgung der Fliehenden überhaupt stattfinden kann. Es spielt dabei eine Rolle, in welchem Staatsgebiete die Ver folgung durchzuführen wäre. In Frankreich ist sie über- Haupt ausgeschlossen. In Deutschland ist inzwischen die Frage, ob die Frau Prinzessin gerichtlich zu verfolgen sei. in lebhaftester Diskussion. Nach den in Betracht kommenden Gesetzesstcllcn des deutschen Strafrechtes Paragraph 835 und 236 könne bei der Entführung einer verheirateten Frau nur im Falle der Anwendung von List, Bedrohung oder Gewalt ein Verbrechen konstruiert werden. England werde dem Ausliefcrungsbegehren Folge geben, wahrschein- lich auch die Schweiz, auf keiney Fall jedoch, wie gesagt. Frankreich, wohin sich denn auch die Flüchtigen gewendet haben dürften. Würde Mattasich — was allerdings wahrscheinlich ist — noch auf deutschem Boden aufgegriffen werden, so könnte
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