Volltext Seite (XML)
KWscheNolksMllg -»»>»»4- Jnl HauS »,ki» I ve,os»-rriS, itgabe X mit Beilage dlertelj Dresden und ganz Deutschland in Oesterreich 4.4» X. i«u»«ab»S diertenachrl«ch l,80^. In Dresden rmd amu Derischland frei Hau» ».«, 4»; in Oesterreich 4,07 X. — Linzel-Nunnner 1« IW -chentagS ersckeint di« Zeitung regeimStzig in den ersten I I tlcchmittagSIValdens . ' Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht nnb Freiheit mit Nnterhaltrriig»deilage Vie illustrierte Zeit , Au,risen, I Annahme von SeschlistSanjeigen bi» 1« ll-r, von Familien. ! anzcigen bi» 14 Uhr. l Preis für dl- Petit-Spallzeile »« im ReNamrte« «0 4. I Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aus- »gegebene Anzeigen kdmicn wir die Berantwortitchteit sur ' die Richtigkeit de» Derte« nicht übernehmen. RedaMonS-Sprechstunde: I« bis "Mr vormittag, . kür Rückgabe eingesandter Echriftst. macht sich dieRedaktion I nicht verbindlich. Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bet- I gefügt ist. Brieslichen Anfragen istiliüwott-porto beizusügcn. «r. 2V7 Geschäftsstelle und Mevaktto« Dresden» U. IS» Holbeinstrahe L« Donnerstag den 9. September 1915 j Fernsprecher 2130« 14. Jahrg Gbevbefehlshcrbev Zar Nikolaus Der Zar als Oberbefehlshaber Gestern konnten wir die kurze Mitteilung veröffent- I lichc», daß zwischen dem Zaren und dem Präsidenten Poin- mW Telegramme ausgetauscht wurden anläßlich der Ille b e r n a h m e des -Oberbefehls durch den . ^eren. Heute liegt der Wortlaut dieser Drahtnach- I richten vor. Ter Zar hat folgendes Telegramm an den Präsidenten Poincarä gerichtet: „Indem ich mich heute an die Lvitze ni einer tapferen Armee st eile, liegt es ! mir besonders am Herzen, Ihnen die aufrichtigsten Wünsche I ausziidrücken, welche ich für die Größe Frankreichs und den steg seiner ruhmreichen Armeen hege." Das Antwort- > lei e g r a m m des Präsidenten Poincarä lautet: „Ich weiß, dar, Eure Majestät, indem SieselbstdasKommando über Ihre heroischen Armeen übernehmen, den den ver- j bündeten Nationen aufgezwungenen Krieg energisch bis zum endlichen Siege fortzusetzen gedenkt. Ist sende Euer j Majestät im Namen Frankreichs die wärmsten Wünsche." Ein Armeebefehl aus dem russischen ! Hauptquartier, unter dem 5. September datiert und vom Zaren gezeichnet, besagt folgendes: „Heute habe ich den Oberbefehl über alle Streitkräfte zu Lande und zu Wasser auf den Kriegsschauplätzen übernommen. Mit festem Vertrauen auf die Gnade Gottes und die un erschütterliche Sicherheit des endlichen Sieges werden wir ^ unsere heilige Pflicht, das Vaterland bis zum äußersten ;» verteidigen, erfüllen und Rußland keine Unehre machen." An den Großfürsten Nikolai hat der Zar ein Tele gramm gerichtet, worin er diesen „wunschgemäß" von ! scinem Posten als Generalissimus enthebt und ihm den kaiserlichen Dank ausspricht. Darauf hat der Groß fürst Generalissimus an die Truppen folgenden lTagesbcfehl gerichtet: „Tapferes Heer und tapfere Platte! Heute hat sich Euer erhabener oberster Kriegs- Herr, Se. Majestät der Kaiser, selbst an Eure Spitze gestellt. Zch neige mich vor Eurem Heldenmut, den Ihr seit mehr als i'inem Jahr bewiesen habt. Ich drücke Euch meine herzliche, warme und aufrichtige Dankbarkeit aus. Ich bin fest davon überzeugt, daß Ihr von dem Zeitpunkte an, wo der Zar, dem Ihr den Fahneneid geschworen habt, Euch führt, neue Ibcispicllose Taten vollführen werdet. Ich glaube, daß Gott vom heutigen Tage ab seinem Erwählten seine zum Siege führende Hilfe angcdcihen lassen wird, gez.: s Generaladjutant Nikolaus." Nikolai Nikolajewitsch wurde zum Vizekönig des ! Kaukasus und zum Oberbefehlshaber der Kaukasus- Armee ernannt. Das ist kurz der Inhalt der am 4. und ö. September in Rußland geschehenen Ereignisse. Noch kürzer und deutlicher könnte man sagen: Der bisherige Generalissimus hat sich als unfähig erwiesen, den Ober befehl zu führen und daher wurde er abgesetzt und in den Kaukasus verschickt. Die Strafe wurde versüßt durch die Verleihung der Würde eines Vizekönigs. Der Zar selbst I Mm — oder mußte nehmen — den Oberbefehl und nun soll ein Wendepunkt im Feldzuge an der Ostfront ein- l treten. Nach welcher Richtung hin der Wendepunkt ein- tritt, wird von den Russen leider nicht gesagt. Jedenfalls j wird man gut tun, die Sache einfach in Ruhe abzuwarten. Es steht lediglich fest, daß Zar Nikolaus kein Napoleon I. > »nd kein Friedrich der Große ist. Ein besonderes Feldherrn- talcnt hat sich bisher bei ihm noch nicht gezeigt. Wenn ihm bas Talent nicht plötzlich über Nacht gekommen ist, dann kann er nur etwas erreichen durch seine Persönlichkeit und durch seine Generäle, aber beide müssen Zusammenwirken, denn die Begeisterung über die Anwesenheit des Zaren allein kann die heutigen Schlachten nicht mehr gewinnen. Wir halten es für verfrüht, über den Kommandowechsel ein Abschließendes Urteil zu fällen, aber es darf heute doch schon gesagt werden, die vielen Mißerfolge deS bis herigen Oberbefehlshabers, der nach unserer Auffassung er zwungene Rückzug des ganzen russischen Heeres sind nicht lediglich in die Schuhe der Leitung zu schieben. Es haben da fraglos auch noch andere Ursachen mitgewirkt, die wir wiederholt angedeutet haben. Der Mangel am Kriegs material, der Mangel an Nahrung, die fehlende Begeiste rung, das alles hat mitgewirkt an den Niederlagen, ganz abgesehen davon, daß den deutschen Truppen so leicht kein qeind widerstehen kann. An Tapferkeit und Todesmut hat rs den Russen bisher nicht gefehlt. Immer wieder rafften sie sich auf, immer wieder versuchten sie den Angriff auf- zunehmen und die neuesten Tagesberichte beweisen, daß dieser hartnäckige Widerstand noch nicht gebrochen ist. Man weiß in Rußland sehr wohl, warum es sich bei diesen Kämpfen handelt, es geht um die Entscheidung, und daher WMk U« Mklll (W. T. B). Berlin, N. September. Amtlich. Unsere Marineluftschiffe haben in der Nacht vom 8. zum 0. September den Wcstteil der City of London, ferner große Fabrikanlagen bei Norwich sowie die Hafenanlagen und Eisenwerke von Middelsborough mit guten Erfolg angegriffen. Starke Explosionen und zahlreiche Brände wurden beobachtet. Die Luft schiffe wurden von den feindlichen Batterien heftig be schossen. Sie sind sämtlich wohlbehalten znrnrkgekehrt. Der Chef des Admiralstabs der Marine. M MK « M Zum Zarcncrlaß an den Großfürsten Nikolai sagt das „B e r l i n er T a g e b l at t", der Großfürst werde entfernt, weil er trotz unleugbarer Begabung in der Nück- zugsstrategie die Verantwortung für die rus sische Katastrophe trage, weil sein Einfluß ge brochen sei. In der „Vossi scheu Zeitung" heißt es: Eine gemeinsame militärische Verständigung bei den Alliierten scheiterte im Gegensatz zu den verbündeten Zentralmächten immer an den auseinanderlaufenden Interessen. Hieran werde auch die Neuordnung im Oberbefehl nichts ändern. Der „Berliner L o ka l a n z e i g e r" meint, neben der militärischen Bedeutung des Kommandowechsels dürfe die politische nicht übersehen werden. Die russische Regie rungspartei verliere ihre stärkste Stütze, ob es die letzte sei, müsse allerdings noch bezweifelt werden. Ueber den Einfluß in Frankreich heißt es im „Lokalanzeiger", von Clemenceau stamme ein rasch verbreitetes Wort: Nichts i st geändert; es gibt nur einen Oberbefehlshaber mehr bei unseren Freunden. Der „Matin" spreche vom Beginn einer Art heiligen Krieges in Rußland, ohne den inneren Zerwürfnissen Beachtung zu schenken. Laut „Täglicher Rundschau" beurteilt die italienisch ePrefse die Uebernahme des Oberbefehls durch den Zaren, als nehme nun der größteFeldherr aller Zeiten am Weltkriege teil. Nur der „Cyrriere della Sera" warnt vor kriegerischen Hoffnungen. Ausgcwiesener Berichterstatter Athen, 8. September. (W. T. B.) Die Blätter melden, daß der Sonderberichterstatter des „Corriere della Sera" Bitetti von den Behörden aufgefordert worden ist, Griechenland zu verlassen. Gesperrter Grenzverkehr Basel, 8. September. (W. T. B.) Die „Baseler Nachrichten" melden aus St. Gallen, Oesterreich habe nun mehr den gesamten Grenzverkehr mit der Schweiz gesperrt. Waldbrand in Frankreich Lyon, 8. September. (W. T. B.) Der „Nouvelliste" erfährt aus Avignon: Die Wälder auf dem rechten Ufer der Rhone stehen in Flammen. Der Brandherd ist äugen- scheinlich 4 Kilometer lang. Zu der Telegrammspionage in Athen wird dem „Berl. Tagebl." berichtet, die Untersuchung habe ergeben, daß die Spionage in weit größerem Umfange be trieben worden ist, als zuerst angenommen wurde. Im Juni sind insgesamt 236 Telegramme gestohlen worden, darunter 200 der deutschen Gesandtschaft. Abgestürztcr Flieger Münster, 8. September. (W. T. B.) Der Flieger Knubel ist heute nachmittag mit seinem selbftgebauten Flug zeuge aus großer Höhe abgestürzt. Er war sofort töt. dieser Kampf der Verzweiflung. Zar Nikolaus und seine Anhänger scheinen die Hauptschuld an dem russischen Unglück auf Nikolajewitsch zu wälzen und der Ansicht zu huldigen, daß der jetzt vorgenommene Wechsel auch eine Acnderung in den Erfolgen bringen müßte. Der Zar hat kürzlich auch eine sehr kriegerische Rede gehalten, außerdem ließ er sich in der letzten Zeit über die Kriegslage täglich eingehend Be- richt erstatten und militärische Vorträge halten, sodaß er sich nun für sachkundig genug hält. Bringt er den von seinem erhofften Sieg nicht, dann wird er auch die Folgen tragen müssen. Der Zar spielt um mehr als den Ober befehlshaberposten und Vizckönig kann er später nicht gut werden. Hier geht es ums Ganze. Die Kriegslage ist zur zeit für die Russen nicht günstig. Die meisten russischen Festungen sind entweder gefallen oder kampflos geräumt. Die Folge davon war ein neuer russischer Kriegsplan, der in Einzelheiten aus den Ereignissen und Meldungen der letzten Tage ersichtlich ist. Danach scheinen es die Russen vor allem auf die D e r t e i d i g u n g der kurländischen Front zwischen Riga und Wilna abgesehen zu haben. Dort haben sie die Hauptkraft ihres Heeres unter dem in der Vier verbandspresse als sehr tüchtig gerühmten General R u ß k i versammelt mit dem ausgesprochenen Zweck, die russische Hauptstadt gegen angebliche Pläne Hindcnburgs zu schützen. Die Russen haben aber in dem angezogenen Raume nicht nur defensive Pläne, sondern sie fühlen sich auch wieder stark genug, offensiv vorzngehen. Ihre Offensipstöße führten sie in den letzten Tagen zwischen der Wilija und deren Nebenfluß Swenta aus. Ihre eigentliche Absicht, die Verbindung zwischen den Armeen Below und Eichhorn zu zerreißen, erreichten sie nicht. Ihre Offensive wurde zum Stehen gebracht. Auch im Zentrum der großen Ostfront, wo auf russi scher Seite neuerdings General Evert das Ober kommando hat, nehmen die Kämpfe an Hartnäckigkeit zu. Die Russen, die den Armeen Gallwitz und Prinz Leopold gegcnüberstehen, haben auf einer Linie Stellung genommen, die von westlich Skidel — an der von Grodno ausgehenden Verbindungsstrecke zwischen den beiden Parallel-Linien Warschau—St. Petersburg — bis südlich Wolkowysk ver läuft. Der nächste Zweck ihres Widerstandes scheint der Schutz des letztgenannten Eisenbahnknotenpunktes zu sein. Der deutsche Angriff ist indes allenthalben im Fortschreiten. Nördlich des Njemen wurde der THra- und Kotra-Abschnitt überwunden, südlich des Flusses an einzelnen Stellen der Uebergang über die Rossa erzwungen. Auch die Heeresgruppe Prinz Leopold ist neuem Widerstand erfolgreich entgegengetreten. Ihr Angriff geht auf Slo- nim zu. Die an der Bahn nach Pinsk vordringende Armee Mackensen hat den Widerstand der Russen bei Drogitschin und dem 20 Kilometer nördlich gelegenen Chomsk gebrochen. Also nirgendwo eine für die Russen erfreuliche Nach richt. Und nun warten wir die Taten des Zaren ab. X Der Weltkrieg Der amtliche deutsche Tagesbericht (W. T. B. Amtlich.) Großes Havpkyaoirkler. 8. September 1915. Westlicher Kriegsschauplatz. Eine Anzahl feindlicher Schiffe erschien gestern früh vor Middclkerke, beschoß vormittags Westende und nachmittags Ostende. Vor dem Feuer unserer Küstenbatterien zogen sich die Schiffe wieder zurück. Militärischer Schaden ist nicht angerichtct worden. In Ostende wurden zwei belgische Ein- wohner getötet, einer verletzt. An der Front verlief der Tag im übrigen ohne beson dere Ereignisse. Ein bewaffnetes französisches Flugzeuge wurde nörd- sich von Le Mesnil (in der Champagne) von einem deutschen Kampfflieger abgeschossen. Es stürzte brennend ab; die Insassen sind tot. Ein feindlicher Fliegerangriff auf Freiburg i. Br. ver lief ergebnislos. Oestlichcr Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: In der Gegend von Dandsewas sind unsere Mtcilungen im weiteren Vorgehen.