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Sächsische Volkszeitung : 31.03.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192103319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210331
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210331
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-03
- Tag 1921-03-31
-
Monat
1921-03
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 31.03.1921
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SkSHIisHt »»lls-ek«««, Nr. 78. Seile 8 Donnerstag den 3t. März 1921 >.K V." 264). Ans all diesen herzlicken Glückwünschen klang danlimre Anerkennung für das 46jährige segensreiche Lebens« wer^ des Jubilars, aufrichtige Verehrung und freundschaftliche Gesinnung für den edlen, selbstlosen Mann, der so viel Liebe in der Arbeit für das Volk, vor allem für die Schwachen und Cr.porringenden, gesät hat. Professor Dr. Hitze dankte aufs tiefste gerührt und ergriffen, mit herzerfrischender Liebenswür digkeit, in Ernst und Scherz, in altgewohnter geistiger Frische. Seine herzlichen Dankesworte an die einzelnen Glückwunsch bringer und an die von ihnen vertretenen Vereine und Körper silk asten weckten liebe Erinnerungen auf aus den vergangenen <alrzeh,iteu. besonders aus den Anfängen seiner gemeinsamen Arbeit mit Franz Brandts im J'sepbshause. Die Stadt M.« Gladbach sei ihm damals die zweite Vaterstadt geworden, vie e k'ebc Menschen, die zumeist bereits rn die Ewigkeit voraufgingen, feien ibm damals Freunde. Mitstrebende und Mitarbeiter^ ge worden. Hier habe er die Arbeiter, ihre Lage und ihr Aufwärts» ft.lbcn kennen gelernt, und von da an sei der Hebung ihrer Lage und dem Emporsteigen ihres Stander sein Leben geweiht gewesen. Im Volksverein sehe er im großen gereift, was er eiist bescheiden begonnen habe. Aus der katholischen Wett Der Gmpsani des Kardinal» Schult» in KSl» war, dem Ernste der Zeit angemessen, schlicht, einfach, aber herzlich. Selbst die m bescheidenen Grenzen vorgesehene offi zielle Begrüßung unterblieb wegen des unvermuteten Heim ganges des Weibbischofs Dr. Müller. Am Dom wurde der Kar- vina' vom Domkapitular. Prälat Dr. Blank, im Namen des Metrovolitankaoitels durch eine Ansprache begrüßt, worauf Kar- bcko' Scknlle herzlich dankte und u. a. sagte: „Freilich ist d e Freude unseres Wiedersehens dadurch bedeutend beeinträchtigt, baß die Lage unseres Vaterlandes wiederum in der Zwischenzeit train ger geworden ist und nickt zuletzt dadurch, daß der ehr würdige Dekan des Kapitels, mein geliebter bischöflicher Mit« bn der, Weihb schof Dr. Jos. Müller, während meiner Romreift. Pkstrrben ist. . . . Ter majestätische Wunderbau unseres 3 omes ist der rechtmäßige Repräsentant des gesamten Kölner E.-zdiS- li ins. ist wie ein in Stein gemeißeltes ehrenvolles Zeugnis des treukatbolischen Glaubens der Erzdiözesanen und ihrer unver« biüchlichen Anhänglichkeit an den Statthalter Christi in Rom. .M't der römischen Kirche muß trogen ihrer höheren Auto ität eine jede Kirche, das ist dir Gesamtheit der Gläubigen aller Leie, übereinstimmen," ss schrieb schon in den ersten Zeiten des jun gen ChristLnttinis der hl. Irenaus, der die Urberlieferung des Morgenlandes mit der des Abendlandes in seiner markanten Persönlichkeit verband. Genau so glaubte und fühlte und ban- d»lte von avostolischen Zeiten ongefangen und im Ab'»nt aller christlichen Jahrhunderte unser katholisches Köln. So glauben und fühlen und bandeln noch heute alle treuen Gläub'g-n der Kölner Kirche. Darum hätte kein Gelöbnis in dieser Ltunoe mn willkommener sein können, als jenes, das mir soek.'n zur Begrüßung entboten worden ist, daß nämlich alle ve: n r. Erz bischof. Geistlichkeit und Volk die glorreiche katholische Tradition der Kölner K rche als heiligstes Vermächtnis schützen und hüten und unverkürzt der Nachwelt überliefern wollen. Ja. Genebte im Herrn, gerade in den gegenwärtigen, ernsten, dui'leu und gcä hrvolleu Zeiten wollen wir alle, Erzbischof »in Gläubige, w e ein Mann zusammenstehe», um dem katholischen Schilde der Kol, er Kirche seinen alten, fleckenlosen Glanz und Rc dm zu er- ha''cn. jenen Glanz und Ruhm, der sich am schönst.' ansjoricht m dem alten Ebrentitel: Köln, die allzeit getr-ueste Tnchler der hl römischen .Kirche. Laßt mich mit dieser Lepnnung -um e s en Male als Kardinal in Euere Mitte treten u n Gotl den Herrn bitten, daß er nufer Gelöbnis segnen möge." Obwohl alle offiziellen Empfänge abgesagt worden wiren, lwß es sich doch eine Reihe prominenter Persönlich! ,itcn nicht nehmen, Sr. Eminenz dem Herrn Kardinal persönlich ihre Glück wünsche darzubringen. Wie wir der „Kölnischen V lks-eitung" entnehmen, waren am Vormittage des ersten OstemrgeS zur Gratulation u. a. erschienen: der Oberpräsident der Rhenipro- v i.z Freiherr von Groote, Gebeim-at Niermann >,o»> preußi schen Kultusministerium, der Kölner RegierungSprisixenr Gc- h.'imer Rat Dr. Brugger, Obcrrcgierungsrat IDr. von Ga (K-ck'cnz), namens der Stadt Köln Oberbürgerm is'ec Tr Adenauer mit den Stadtverordneten Mönnig, Rings und Bau, vom Pfarrkapitel der Stadt Köln Stadtdechant Brei'r mit den Dcsiiiitoreii, die Professoren der theologischen Fakultät der Uni- Vkistmt Bonn, der Vorstand des Pricsterseminars, die Direktoren n.ck Assistenten der beiden Erzbischöflichen Konvikte in Bonn, di.- Beamten des Erzbischöflichen GeneralvikariatS, der ans der Dircbreile in Köln »peilende Generalvikar Neiupe ans Cbieago, v,»' Kölner Katholikenkomitee die Herren Oberlandesgcr-ch.s- ra- Gilles. Kaufmann Iobanncs Dech, DomstindiknS Reeists.!»- »ab Karl Cusiodis. Banldirektor Elkan, Konsul Heinrich MauS und Kaufmann Jak. Schmitz-Valckenbcrg, vom Zentraldombiu- verein Gchcinirat Hennnnn. Dombniimcntcr Geheimer Rat Hertel und viele andere Herren a»S Köln und dem RheinlonÄs. Am Abend de» Ostersonntags der na» n-elte sich der beb-inte Kölner Männergesangvcrei» Kölner L'ederkran^, i*c ntner Stärke von WO Sängern, im gr,ß- „ Empkangssaa e des. Erzbischöflichen Palais, um dem Herrn Kardinal durch »sne Glückvunschserenade eine Aufmerksamkeit zn erweisen. Ter Verein sang unter Leitung seines Dirigenten Musikdirektors P. Haas die Chöre: Offertorium: Cantemus Tei cauticum novum laudamus cum cum saurtis suis! von L. Cbcrubini und Sonntag auf dem Meere von G. A. Heinze. De» hl. Vater m» die kalhottschen Edelsraurn Deutschland» Auf die von der Gräfin von Galen au» Münster i. W. al» Vorsitzende des Vereins katholischer Edelfrauen Deutschlands an den Hl. Stuhl gerichtete Ergebenheits adresse. worin sie auch dankte für die LiebeStätigkeit de» Papste» während des Kriege», und worin sie zugleich das Versprechen des Vereins übermittelt, an der christlichen Erneuerung der Ge sellschaft nach Kräften mitzuarbeiten, erhielt die Gräfin folgen des Schreiben vom Kardinalstaatssekretär Gasparri: .Hochgeborene Frau! Höchst angenehm ist Sr. Heiligkeit d.» Huldigung der G-sinnung gewesen, die Sie an Seinem Thrcne im Namen bei. Vereins der katholischen Edelfrauen von Deutschland niederMegt haben. Und zwar nicht nur aus dem Grunde, weil die erwähnte Gesinnung eine kindliche Anerken nung bedeutet für ' ^ großmütige Sorge, mit der der Hl. Vater, wie er es für c,^s seine betrübten und leidenden Kinder tut, s. auch sich bemüht hat. das traurige LoS Ihrer Nation zu er leichtern, sondern auch deshalb, weil sie den festen Vorsatz wie- deisp'.egelt, mit Hilfe der beständigen Hebung der christlichen Tugenden in der modernen Gesellschaft jene Grundsätze des Lebens und der Tätß«keit zu erneuern, zu deren Hüter und Ver künder der Stellvertreter Christi von Gott bestellt ist, und die allein der verwirrten und unruhigen Welt Frieden und Brüder lichkeit zurückbringen können. Sr. Heiligkeit hat eS gefallen, hervorzuheben, daß unter dem mächtigen Schuhe der Hl. Jung frau und der hl. Eli^beth, Jda und Hedwig, eine so stattliche Zahl von Edelfrane-z dem bereits blühenden Verein beigetreten ist mit der Absicht, st Zen Adel der Gesinnung und der Sitten zu bewahren und zu fördern, dessen wahrer Träger die Frau und die Mutter in den Familien und den Nationen, in den sozialen Beziehungen und in allen Aeußerungen einer echten Kult», ist. Gestatten Sie, daß ich in Seinem Namen Sie be- glückwünscke zu dem schönen und heiligen Kreuzzuge. Se. Hei ligkeit aber erteilt von Herzen gern und in erster Linie Ew. Hochwoblgeboren «it den bellen Wünschen für auserwählte himmlische Gnade« gum Wähle Ihres reicken Apostolates und zum Unterpfand «ines höchsten Wohlwollens den erbetenen Apostolischen Seg^-tz? Die Unterdrück«»« katholischen Kirche in Jugoslawien Die von der serbischen Regierung geförderte Ausbreitung des orthodoxen Glaubens im nördlichen Jugoslawien, die in der Gründung einer lerbisch-orthodnren Gemeinde, die in der ge waltsamen Slawisierung der unterworfenen Deutschen in der Stad! Marburg und in der Registrierung der im Bau begriffe ne» Jesnitenkirche zu Laibach für Mogazinzwecke beredten Aus druck findet, veranlaßt die slowenisch-katholische Partei, die zur Siche-img geaen serbische Uebergriffe und zur Durchsetzung einer föderalistischen Verfassung auch für die Einbeziebung Bulgariens in den jugoslawischen Staat eintritt. die Schaf fung einer katholischen Einheitsfront in Jngosla- Wien anzustreben. Die alte slowenisch-katholisch« Partei mußte be- den Novemberwahlen in Slowenien ihre Mandate an die Kommunisten abgeben, erhielt aber ihre unverminderte parla mentarische Stärke durch Zuzug aus Dalmatien und Bosnien aufrecht. Sie will nun offenbar als jugoslawisch-katholische Partei den kaihokikenfeindlicken Kurs der Belgrader Regierung dazu benutzen, eine politische Organisation aller Katholiken Jugoslawiens zu werden, um nach der kürzlichen Aenßeruna ihres Führers, des Abgeordneten Dr. Koro sec, den Kamps gegen die serbische Hegemonie aufznnehmen, wobei sie anscheinend auf die Unterstützung der unterdrückten fremden Naftrnen in Jugoslawien rechnet, da sie der Gleichberechtigung der Minderheiten da? Wort redet. Die drei katholischen Bischöfe Jugoslawiens. Dr. Bauer in Agram, Dr. Aksamovic in Dsado- var und Dr. Jeglttsch in Laibach reisten vor mehreren Tagen nach Belgrad, nm gegen die Unterdrückung der katholischen Kirche in Jugoslawien zu protestieren und allenfalls bei dem Regenten vorznsprechen. Kardinal IaineS Gibbons, dessen Tod bereits kurz gemel det wurde, wurde am 23. Juli 1334 zu Baltimore geboren. Er entstammte einer irischen Familie und weilte von seinem 10. bis zu seinem 19. Lebensjahre in Irland. Nach den Vereinigten Staaten znrückgclehrt, wurde er 1361 znm Priester geweiht, und bald darauf vom Erzbischof Martin John Svalding znm Privat- selrelär und zum Kanzler der Diözese Baltimore ernannt. Pavll Pink IX. übertrug ihm 1867 das neu errichtete Apostolische Vikariat Nordkarolina. 1868. erst 84 Jahre alt, empfing er die Bischofsweihe. Auf dem Vatikanischen Konzil in» Rom im Jahre 1876 war er der jüngste Bischof. Im Juli 1872 wurde er Bi- schos von Nichmond und im Mai 1877 Koadjutor, im Oktober Erzbischof seiner Vaterstadt Baltimore. Nahezu 44 Jahre hat er dieses Amt, seit 188« Kardinal, bekleidet. Allgemein geachtet wegen seine» apostolischen Eifer», seiner rastlosen Tätigkeit, um- fassenden Gelehrsamkeit und tatkräftigen Einwirkung auf die öffentlichen Verhältnisse, war er auch bei Andersgläubigen hoch augesehen, namentlich wegen seiner volkstümlichen apologetischen Verträge für Christen aller Bekenntnisse. Al» die Bereinigten Staaten in den Weltkrieg sich hineinziehen ließen, war e» Kar» d nal Gibbons, der sehr entschieden sich dagegen aussprach. In einem im August 1916 in ver gefamten amerikanischen Presse w edergegebenen Interview erklärte er sein Bedauern darüber, das« Amerikaner auf gefährdeten englischen Schiffen über den Ozean reisten. Die Ehre und der Friede der Nation müßten höher stehen als die Sympathien einzelner Personen. Die deut- scheu Katholiken gedenken dankbaren Herzens der Verdienste, die sich der Verstorbene um das Hilf»werk der amerikanischen Ka tholiken für ihre notleidenden deutschen Brüder erworben hat. Literatur Eine billige Zeitschrift für di, kathelifchen Mitglieder der Elternbeiräte ' ist schon feit langem ein dringendes Bedürfnis. Dem ist abgc- holfen worden durch da» Erscheinen der Halbmonatsschrift „Wehr und Waffe". Diese Zeitschrift will Wehrer fein gegen die Anstürme, die die konfessionelle Schule bedrohen, si, will Führer sein im Kampfe für unser« katholische Schule. Sie will den katholischen Mitgliedern der Slternbeiräte ein Be- roter sein. Von einem Vater geleitet, der seit Jahren sich mit Schulfragen beschäftigt, in volkstümlichem Stile geschrieben, sich freihaltend von wissenschaftlichem Ballast erschöpfend, aber kurz orientierend und deshalb keine großen Beschaffungskosten verur- lachend, glaubt sie die Wünsche weiter Kreise der katholischen Mitglieder der Elternbeiräte erfüllen zu können. Wenn die Zeitschrift weiter hält, wa« sie in ibrer Probenummer verspricht, dann wird sie tatsächlich das Blatt der katholischen Mitglieder der Elternbeiräte sein können und müssen. Ihr Preis ist sehr gering. Vierteljährlich (S Nummern) kostet sie 8 M. durch die Post bezogen. Größere Partien liefert der Verlag Vereinigt« VerlogSanstalten W. Osterkamp und Volksverlag A.-G, Ober hausen (RHId.). Hermann v. Mallinckrsdt. Bon Dr. Franz Schmidt. (Füh rer des Volke» Bd. 19) S" (V4) M.-Gladbach 1921, Volks. Vereins-Verlag GmbH. 6 Mark. Die charaktervolle Persönlichkeit des katholischen Führer» aus den ersten Kulturkampfsjahren ist nach der über ihn vorhan- denen Literatur klar und scharf gezeichnet. Die zweite Auslage der Schrift besorgte Prof. Herm. Sardaun». Herrn, v. Mallinck rodt wurde am 6 Februar 1821 geboren und starb schon am 26. Mat 1874. Sein Name und feine Persönlichkeit blieben leben. di<p und die Hentrumsjubiläen in unseren Lagen haben immer wieder auf fern Vorbild hrngewiesen. Dr. Andres» Schill, KonviNSdirettsr und UniversitätSprofesssk. Ein Lebensbild. Von Dr. Joseph Schofer. Mit einem Titelbild. 8« (VIII u. 106 S.) Freiburg t. Br. 1921, Herder. Geb. 12 M. und Zuschläge. Am 9. Mai d. I. sind 26 Jahre verflossen, seit Universi« tätsprofessor und Konviktdirektor Dr Andrea» Schill so rasch an der Mitte seiner Scküler durch den Tod hinwepgenmnmrn wurde. Diese Tatsache weckte in der Erzdiözese Freiburg den Wunsch nach einem Lebensbild de» ausgezeichneten Lehrer» und Er- zieher». Der Verfasser war zur Losung dieser Aufgabe beson der« berufen; denn er gehörte nicht nur zu den Schülern dr» seltenen ManneS; er arbeitete die letzten zwei Jahre an dec Seite de» KonvikiSdirektor» und war so in weitem Umfange sein Vertrauter. In seinem Besitz« befinden sich die wertvollen Tage, bücher und andere wichtige Quellen für da» Leben des Theologen Schill; sie geben eine willkommene Ergänzung dessen, was der Verfasser an» dem Munde Schill» selbst erfuhr oder an seiner Seite miterlebte. Die Bedeutung Schills für die Erzdiözese Freiburg, noch mehr die für die gesamte Theologie und Er ziehung des Klerus rechtfertigt die Biographie vollauf. Sie wirs in erster Linie in den Pfarrhäusern des badischen Landes und in denen von Hohcnzollern willkommen sein. Neben dem Seel- sorger wird der sunge Theologe gern zu diesem Büchlein greifen. Aber auch das Volk wird das Werden, das Schassen und Sorgen des Priesters, der ans seiner Mitte entsprossen und der für sein Heil gearbeitet, gerne verfolgen. Mit Schills Leben zieht ein Stück badischer Kirchengeschichte aus dem Kulturkampf und seinem AuSgang an dem Leser vorüber. In dieser Schule kau» auch das Heute viel, sehr viel lernen. Darum wird das Büchlein viele Liebhaber finden. Kunst und Wissenschaft Dresdner Muslkwockr Ostern 192t Großes Orchesterkonzrrt. Den vorangegangenen Veran staltungen sich auch der Beeil,oven-Brahms-Abend im Ge werk chaus würdig an. Es stand ans dem Programm die dritte Sinfonie von Brahmö in F-Dur und danach das pompöse ES-3 »r-Konzert Beethovens, lieber daö erstere Werk ist sä on so viel geschrieben und gesagt worden, daß es sich erübrigt, näher daraus einzugehen. Lindner. der >m Anfang nicht so recht in Fluh zn kommen schien, dirigierte den zweiten und dritten Satz desto herrlicher. Das Klavierkonzert, von Emil Sauer gespielt, ward ein Ereignis, wenn auch bisweilen die Begleitung sich etwas spröde verhielt. Sauer hat sein altes Feuer und sein hinreißendes Temperament nicht e ngebüßt und schlug alles in seine» Bann. Er wurde nach alter Unsitte, nachdem die Stim mung genügend niedergeklallchl und niedergetrommelt war, zu Zugabe» genötigt. Den Beschluß löldete die dritte Leonoren- ouvertüre. Leider war der GcwervchauSsaal nicht zu voll. me. ---- Opernhaus. In der Musikwoche gibt auch, wie schon neulich erwähnt, die StaatSopcr besonders festliche Ausführun gen, die sie insoweit in den Rahmen des Ganzen stellt, als sie ihren Spielplan mit de» übrigen Veranstaltungen in Einklang bringt. Die erste war Parsisal. Wir sind es, seit Schuch 1.114 die Dresdner Auiführnng gestaltete, gewöhnt, stets zu Fest- z, iten diesem erhabenste» Oper,,werk auf dem Spielpkan zu be- gegiien. Das ist beste Dresdner Tradition, an der hoffentlich nie gerüttelt wird. Die Einstudierung steht noch musikalisch auf der gleichen Höhe von einigen unklaren Tempen Kutzsch- backs abgesehen. Neu ist >a ietzt unser Kur' Taucher als Parsisal. Er bringt Jugendfrische und Stimmglanz mit und erfüllt viele Ideale, die man von dieser Gestalt gern fordern möchte. PIascbke 8 AmfortaS eralänzt noch in gleicher Pracht wie 1614. Als Festgast sann der Wiener Kammersänger R i ch. Mavr den Gurnenmnz. Gesanglich mindestens unseren hei- miscken Bassisten cbenvürtia, darstellerisck sie ganz wesentlich Lbertrefscnd. Die bedeutende Gesangsknnft der Osten als Kundry ist hier schon öfters gewürdigt worden. Tie '>>" 'iw >'wm itellnug" war am Montag Richard StranßenS Mcisteroper „Der N o se n k a v a I i e r Die Ausführung erhielt ihre Weihe durch Richard MayrS Lerchenau. Wir besitzen in Ermold zwar einen guten, stimm» »nd spielgcwandten Vertreter dieser Partie, die Mischung von Urwienertum, Landjunkertum und Plumpheit der Sitten kann jedoch Mayr wesentlich deutlicher zum Ausdruck bringen. Und über dem allen schwebt der Geist eines feinen, vornehmen Witz boldes. Köstlich war die Duellszene im zweiten und die Fopp- szenc im dritten Akte. Aber auch die einheimischen Kräfte zeig te» Festlaune. Besonders reizvoll war wieder Eva Plaschke- v. d. Osten in der Titelpartte. Sie unterscheidet sich darin von der Herbheit der Stünzner durch ihre duftige, minnig-zarte Auf fassung des Octabian, die das vikante Histörchen ans dem ersten Akt zu einer lcbcnswarmen. voettschen Jugendschwärmerei wacht. Nicht zn vergessen anch di« Viereck-Kimpel, dies« mustergültige, hübsche und stimmgoldige Marschallin. Im letz ten Akt wirkt sie geradezu blendend: ein echtes Rokokobild, da» -um Leben erwacht ist Die Nethbcrg als Sofia ist rühm- ltchst bekannt. Auffallend war im Terzett des dritten Akte» die Klai'gähnlichkeit ihrer Stimme mit der von Fra» Viereck-Kimpel. Kuhschbach sorgte für sinnlich-berückende Wiedergabe dieser Pi achtvollen Orche stcrsprache. Zck. --- Schauspielhaus. (Erstaufführung: „Rausch" von August Strindberg.) „O crux ave, spcS unica!" Die Aufschrift auf einem Riescnkreuz in der KirchhofSszenc wünscht der Dichte« als Motto seines Stückes. ES ist sonderbar. Wir kommen ihm stets näher. In der guten Zeit des Voraugust wurde Strind- bcrg nur vom Literaten gewürdigt und auch der lächelte über seinen Schlachtruf: In feminaml Heute haben wir Theater- besucker gekernt, tiefgründiger zu sein und nicht daS uns per sönlich Unangenehme, weil Unbekannte, auSzupfeifen. Niemand bat zwar in Strindberg einen Antimoralisten gesehen, aber einen Zyniker »nd Nadlkalisten doch zumindest. Der Gcbalt an ZvniS- innS in seinen von geradezu glänzender Universalität zeugenden Werken ist iedoch seinem Unglück nn LiebeSleben zuzusckreiben und darf nicht falsch abgewägt werden, genau so wie die Wider sprüche in versckiedenen seiner Bücher, über die wir uns letzthin verbreiteten. „Rausch" ist gewiß nicht daS stärkste Werk Strind- bergs Dennoch redet es infolge seiner allem Abstrakten ab holden Handlung und seiner ans dem täolichen Leben gegriffenen Ereignisse eine unmittelbare, eindringliche Sprache und bringt so manchen verheißungsvollen Lichtstrahl. Ein Sünder wird durch Leid von schwerer Schuld befreit. Die Entsubnung ist ein Ostcrckema, s in>- dramatiscke Darstellung zu Ostern ein Gewinn. Meisterlich steioert der Dichter eine eingebildete Sünde, einen Gcdankenmord, bis an die Grenzen des Wahnsinns, sich dabei die ft »'»rische Freiheit nehmend, den Leser und Zuschauer drei Alte hftcknrch auf eine falsche Fäbrte zn lenken. Das könnte an sich unl..„.»stlerisff wirken, aber Strindberg braucht diesen Weg zur Rechtfertigung seiner, allerdings grausigen „Komödie". Der Held hat eine natürliche Tochter. Sie stirbt plötzlich, als gerade die neue Geliebte ihr Alibi nicht Nachweisen kann. - Und man kennt Gifte, die sich nicht ermitteln lassen. . . Diese« Faktum ergibt Szenen von größter psychologischer Delikatejsc, zugleich aber auch Seelenqnalen für den Zuschauer von uner hörter Härte. Die Obduktion endlich erweist die Grundlosigkeit der Anklagen. Diese Schilderung der entsetzlichsten Seelen qualen bildet den Angelpunkt de« Stückes. In ihrer haarscharfen Feinheit findet sie kaum Vergleichspunkte in der Weltlitera tur. Die Aufführung fügt der lorbeerenreichen, jüngere» Geschichte unseres Schauspielhauses, die ungefähr mit Karl Zeih beginnt, ein neues Ruhmesblatt an. Wir brauchen nicht Lokal patrioten zu sein, um uns zu sagen: Da» macht uns kein anderes Theater nach!! Der Held: JItz. Ein Sünder und Büßer von allergrößter Eindringlichkeit, von überzeugend natürlicher Einfachheit dabei. Die Sünderin: die Verden. Eine Mischung von Kokotte und Teufelin. Personifizierter Egoismus und rasende Leidenschaftlichkeit. In der Dclektiv- szene rührendste Menschlichkeit. DaS war ein Erlebnis! Anch Ponto gab den unglücklichen Liebhaber frei von Throtralik mit feinsten, menschlichen Zügen. Dazu Müller als ernltcr. gütiger Abbö, die Dagny als verlassene Geliebte. Paulsen und die gutmütige Wirtin von Luise Flrle waren unbedingt erstklassig. Viertel ist ein Regiegenie von Rang. Ihm ge bührt der Dank aller Literaturfreunoe für seine Verdeutlichung des Dichterwortes. Nicht minder aber Linnebach. Ohne ilm wären diese- in kürzester Zeit vor sich gehenden Vcrwcmdlniwcn bei offener Szene undenkbar gewesen. Dresden ist uni solch« Aufführungen zu beneiden. Zck. Uaßßvv Oroürö8terei ZUki'eü Klemm, Vleckv. MeiM. kLe WIl. pernsprecker 22624 empkieklt keinste sVU8ckungen biieäerlexea «kuret» Plakats kemillieli. 418
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