Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 19.05.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192005192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200519
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-05
- Tag 1920-05-19
-
Monat
1920-05
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.05.1920
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mittwoch den IS. Mai 1930 «Lchltsq» «»USt.il«», Sir. 112. Seit« 6 in mühseliger, anstrengender Geistesarbeit seit Jahrzehnten im deutschen Landen geschaffen worden ist, steht in Gefahr, der Verkümmerung an» heimzusallen, und der geistige Fortschritt als solcher auf Grund einer gediegenen wesscitchastlichen Vorbildung und denicntspvechenden wissenschaftlichen Betätigung wird auf diese Weise unmöglich gemacht. Was soll man dazu sagen, wenn es heute nicht mehr zu den Selten heiten gehört, daß an den wisscnschastlichen Instituten unserer Uni versitäten die Putzfrauen mehr Einkommen beziehen, als die ersten wissenschaftlichen Assistenten? Solche schier unglaublichen Beispiele könnte man zu Hunderten ansührcn. Während heute mancher jugend liche Arbeiter, zinnal in der Großstadt, ein wöchentliches Einkommen zwischen 300 und 400 Mark, also ein Monatseinkommen von 1200 bis 1600 Mark, oder ein Jahreseinkommen von 15000 bis 18 OM Mark bericht, steht nach einer Schätzung fest, daß noch nicht einmal 5 Prozent der deutschen Prosessorenschaft an den deutschen Uni versitäten und Akademien über ein Jahresein kommen von über 10000 Mark verfügen. Und man braucht nur einen Blick in die Verhältnisse des Juristen- und Philo logenstandes, auch eines sehr großen Teiles der Mediziner zu werfen, um der ganzen, wahrhalt erschütternden geistigen deutschen Not inne zu werden. Dabei handelt es sich durchweg um Persönlichkeiten, die viele Jahre lang hohe Beträge für ihre Ausbildung auf dem Gymna sium und später auf der Universität oder einer sonstigen Hochschule auswenden mußten, die dann noch weiter eine ganze Reihe von Jahren nur mit erheblichem Zuschuß ihre Eristenz aufrecht zu erhalten ver mochten, die aber doch kraft ihrer Stellung zu ganz anderen Aufwen dungen gezwungen waren, als das bei anderen Ständen der Fall ist. Die Proletarisierung der geistigen Arbeit und der geistigen Ar beiter nimmt bei den wirtschaftlichen Verhältnisse, wie sie heute bei uns herrschen, rapide Ihren Fortgang. Kein Wunder, wenn gerade der akademischen Stände sich eine große Unruhe bemächtigt hat und insbesondere in der Studentenschaft gefährliche Gärungen auskommen, die zu stärkster Radikalisierung zu führen geeignet sind. Es ist kein Zweifel, daß gewisse Agitatoren gerade in der Studentenschaft Boden für ihre Ideen zu gewinnen suchen. Die starken, vaterländischen Kräfte, die in der Studentenschaft, wie überhaupt in akademischen Kreisen Gott sei Dank auch heute noch lebendig sind, lilden jetzt noch das Gegen gewicht gegen die Bolschewisicrunqs-Tendenzen, die immer drohender sich auch hier Eingang zu verschaffen bestrebt sind. Bricht aber erst einmal dieser Wall, dann wird die Verwirrung eine vollkommene und der Zusammenbruch ein totaler sein. Dazu darf es aber nicht kommen. Die geistige Arbeit muß wie der ihre Anerkennung, Wertung und Wertschätzung finden und den gleichen Anspruch haben auch die geistigen Arbeiter. Denn sie sind es, welche dem Materialismus unserer Zeit durch die Förderung des Kulturlebens und die Erfüllung der materiellen Notwendigkeiten ent gegenwirken und damit das Volk vor der völligen Verflachung und Vcisumpfung behüten. Die geistigen Arbeiter aber selber sollen au-Z den neue» Verhältnissen auch ihrerseits lernen Sie 'oben dem Ge danken des korporativen Zusammenschlusses in früheren Zeiten nie großen Wert beigelegt, ja, diesen Gedanken und seine Propagierung ge radezu verabscheut. Heute wird und muß in dieser Ausfassung eine Aenderung eintreten. In einer Zeit, da alles nach Zusammenschluß drängt, um wirkliche oder vermeintliche Rechte und Ansprüche durchzu- setzen, können auch die geistigen Arbeiter nicht zur Seite stehen. Und dann noch eines! Wir sind ein armes Volk geworden, unsere Armut gestattet uns nicht mehr, die gleichen Aufwendungen für Kulturzwecke die wir früher zu machen imstande waren. Die materiellen Tagesnot wendigkeiten werden wohl oder übel für lange Zeit hinaus nur eine unmittelbar produktive Arbeit benötigen. Daraus ergibt sich, daß das Zuführen neuer studierender Kräfte an die Universitäten und Akade mien nur mit größter Vorsicht und Zurückhaltung zu tätigen ist. Es kann nicht ernst und eindringlich genug vor der Ergreifung akademischer Berufe gewarnt werden, wenn nicht alle Voraussetzungen, insbesondere die erste und vornehmste, die der unbedingten Tüchtigkeit, erfüllt sind. Mehr als in jedem anderem Berufe wird künftig im akademischen Stande nur derjenige vorwärts kommen, der wirklich Allerbestes leistet. Unsere geistige Notlage ist so. daß selbst unter den Tüchtigen eine Aus lese getroffen werden muß! Die Not der geistigen Arbeit aber ist eine Angelegenheit nicht nur der geistigen Arbeiter und ihrer Angehörigen selber, sondern eine un mittelbare Angelegenheit des ganzen deutschen Volkes und aller seiner regierenden Faktoren. Regierung, Parlament und vor allem Presse werden an diesen Fragen nicht vorüber gehen können, denn von ihrer Gestaltung und schließlichen Entscheidung hängt das geistige Wohl und die sittliche Kraft unseres Volkes ab. Elemente, die wahrlich auch in der heutigen Zeit, da alles nach Acußerlichkeiten und Materiellem drängt, nicht gering geschätzt werden dürfen, da von ihnen nicht zuletzt die innere Gesundung und Wiedergeburt des Volkes abhängt. Der 6. Juni Von Fritz Günther-Neu-Leutersdorf (O.-L.) Mit Entrüstung und heiligem Zorn hat uns Katholiken der Notschrei der Plauener erfüllt, denen man trotz der trüben Gegenwart die katholische Konfessionsschule nehmen will, wo doch dom staalserhaltenden Standpunkte aus viel wichtigere Aufgaben zu lösen wären als einem Volksteil die Gesinnung zu ertöten. Es ist das so recht ein Zeichen der Zeit, die Ueberzeugung seines Mitmen schen gewaltsamerweise in andere Bahnen zu lenken. Man fragt sich unwillkürlich will denn die sächsische Regierung einen Volksteil, der ^nicht revolutioniert, nicht streikt, keine Pntschgelüste hat, sondern sein /gutes Recht fordert, will sie den nicht schützen oder kann sie es nicht. Nach dem Minislerialerlaß vom 3. März d. I. ist das Fortbestehen der katholischen Schulen garantiert, und da erfordert das Autoritäts- Interesse, daß die oberste Behörde überall auf die Durchführung ihres Willens sieht. Recht geht noch immer vor Gewalt. Der neue Mi- „So eilig? Sie schauen ja wie der fliegende Holländer selbst aus!" ries sie. „Ich hake viel zu tun. gnädiges Fräulein!" Otto wollte sich jetzt nicht in ein Gespräch verwickeln lassen, da ihn alles hin zu Renate drängte. Sie senkt« wie ein gescholtenes Kind die Augen und schob den Mund mit den roten Lippen vor. Das hatte ihn damals zuerst in den Rausch der Verliebtheit versetzt. Heute sah er eS kaum. „So kurz, so schloss?" fragte Malwe. Da er ihr nicht weh tun wollte, sagt« er zu seiner Entschul digung: „Ich habe eine schreckliche Zeit hinter mir, gnädiges Fräulein! Ich war schon verzweifelt und hätte auch wohl heute bereits die Flinte in das Kom geworfen, wenn mir nicht ein Lichtstrahl in die Seel« gefallen wäre. Der Direktor hat mich ermutigt, nicht den Kopf sinken zu lassen. Sie werden sich wohl vorstellen können, was das in meiner Lage bedeute*." Nur mit halbem Ohr hörte sie ihm zu. Sie wußte das schon von Ihrem Onkel Sic ärgerte sich über ihn, daß er sic im Rausche deS Erfolges, im Schmerze der Niederlage vergessen hatte. Sie schritt neben ihm ihre Gestalt war nahe an der seinen. Er trug die Schuld daran, daß sie mit Unlust und leerem Kopfe geübt hatte. Ihr fehlte jede Anregung zum künstlerischen Schassen, seitdem er sie wieder verlassen Mit Burgmüller verband sie ein harm loser Flirt. Den mußte sie im Zaume halten, den wollte sie heirate» Hier dieser Mann hatte ihr mit seinen wilden Küßen die Hände ge- sth^t. Sie kannte sich genur, sie wußte, daß sie noch nie so eifrig und vollendet gespielt hatte, wie in de» Tagen seiner Leidenschaft. Und Renate wollte sie nicht weichen. DaS Lächeln, das die Frau bei ihrem Eigzritt in die Deinholdsche Wohnung auf den Lippen ge habt hatte, fand Malwe noch nicht genügend gerächt. Auch er sollte leichten Kaufes nicht sortkommen, zu ihren Füßen wollte sie ihn sehen, verbrannt von ihrer Glut, und ihn dann fortwerfen, so wie er eS mir Ihr getan. Ihr Lachen, Ihre Stimme wurden zärtlich: nisterpräfident sagte doch, daß er die Ueberzeugung seiner Gegner achten wolle. Soll der Plauener Gewaltakt die Bekräftigung des Aus spruches sein? Di« sächsische Regierung hat sich hinter die Reichs- Verfassung gestellt. Ist das in Blauen die Anwendung der Aß 146,2 und 174? Es ist Pflicht des Ministeriums, daß es nachdrücklich seine Verwaltungsorgane anweist, seine Befehle auSzusührrn und die Herr schaft machtlüsterner Kreise alweist. Weltanschauungsfragen — dazu gehört die katholische Bekenntnisschule — dürfen nicht mit äußeren Machtmitteln bekämpft werden. Der Wille der gläubigen Eltern ist nach der Reichsverfassung eine Macht, die respektiert werden muß — auch in Plauen. Es geht doch nicht an, daß in Sachsen ver schiedene Entscheidungen getroffen werden, sondem wir Katho liken verlangen überall dieselbe Regelung, dieselbe Rechtsanslegung. Die schulpolitischen Vorgänge in Sachsen beweisen, daß wir auf uns selbst angewiesen sind. Bedarf cs noch eines Beweises, daß uns einzig und allein eine starke Zentrumspartei schützen kann? Mit offenem Herzen und bereitwilliger Hand wollen wir die in Plauen verabreichte Parole uns zu eigen machen und wollen sie ins Land hinausklingen lassen. Im Aufruf des Reichsparleivorstandes der Zentrumspartei heißt es: „Wir bekennen uns zum christlichen Volksstaat. Gleiche Rechte, gleiche Pflichten sür jeden Wir verur teilen jeden Versuch, die Weimarer Verfassung gewaltsam zu stürzen." Und weiter: „Wir werden uns mit allen Kräften dafür einsctzen, daß die verfassungsmäßigen Rechte aus eine christliche Schule den Eltern nicht geschmälert wird. Wir werden uns jeder, die christliche Er ziehung benachteiligenden Auslegung des Schulkompromisses mit allen Mitteln entgegenstellen." Hier ist allen Gläubigen, — katho lischen und protestantischen — Hilfe angeloten 'Keine andere Partei hat sich so klar zu diesem Gegenstände ausgcdrückt. Wenn das Zentrum im neuen Reichstag« ein achtungsgebietender Körper sein soll, dann muß cs so stark sei», damit es weiter der konfessionellen Schule Antlitz und inneren Organismus wahren kann. Der neue Reichstag hat über das noch zu schassende RcichSschulgesetz zu be schließen. Wenn da das Zentrum nicht stark einzicht, können wir schon die Begräbnisreden für die Konfessionsschule auSarbeitcn. Wer nicht will, daß die Schule entchristlicht wird, der darf keiner Partei seine Stimme geben, die nicht volle Gewähr bietet sür Ausrcchterhaltung des religiös>-sittlichen Erziehungsgrundsatzes. Vor allem muß jeder Zentrumsanhänger von seinem Wahlrecht Gebrauch machen. Nachlässigkeit stärkt die Gegner. Kein Mann darf fehlen. Das Zentrum muß stärker im neuen Reichstag vertreten sein als bisher, wenn es als Minderheitspartei dem Umsturz Wider stand leisten soll. Insofern ist der 6. Juni ein bedeutungsvoller Tag. der nicht nur sür die Zeit von vier Jahren maßgebend ist. Ditz Machenschaften der Gegner müssen ausgeniwt und ins Volk getragen werden, damit am Wahltage der letzte Wähler, die letzte Wählerin an der Urne ihren Willen lundtut. Nur wenn jeder Zentrumsanhänger seine Pflicht erfüllt, dann wissen wir, daß unsere Abgeordneten ge nügend stark vertreten sind. Wie einst de: heilige Norbert durch seine Predigt dis Zuhörer ans seine Seite zog, io soll der 6. Juni all un seren Gegnern beweisen, daß wir auch in Zulunit nach unserer Ueber- zengung leben wollen. Insofern ist dieser Tag ein entscheidungsvoller Tag; er soll uns Katholiken auf dem Plane kindcn. So vorwärts denn, s'ist ein heiliger Dienst, S'ist Gottesdienst. Gemeinde- und Vereinsnachrichte« * Dresden. In Heft 4/K der „Monatsblätter der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria" finden wir einen Nekrolog, den I' Bernhard Langer seinem verstorbenen Mitbruder ?. Heinrich Schmitz, dem „ersten und besten" derer, die dem Superior Langer zur Schulung sür den Beruf eines Volksmissionars überwiesen wurden. Am 21. Felruar 1920 war I*. Schmiss an der Seite von acht Mit brüdern zur Mission nach Osterfeld m Westfalen ausgezogen; am Freitag dieier Missionswoche, den 27. Februar, gab der edle und fromme Priester unter den Sterbegebeten, die I>. Langer vorbetete, nach Empfang der hl. Sterbesakramente seinen Geist in die Hände seines Schöpfers zurück. In Dresden-Eotta, wo er die hl. Mission im Vorjahr geleitet, eifrig und gelassen wie immer, wird man des frommen Paters sich gewiß gern erinnern und ihm das Andenken des Gebets nicht versagen. R. i. p. A Dresden. Kath. Frauenbund. In den ernsten Tagen der Vorbereitungen sür die Wahlen hatte der Frauenbund seine Mit glieder und Gäste zu einigen Stunden frohen Genusses vereinigt. Die Schülerinnen des BurkerSrodaer FräuleinstifteS führten ein Legendenspiel („Genoveva") auf, das mit seinen reizenden Liedern und Reigen und seinem ticfreligiösen und poetischen Inhalt die zahl reich Erschienenen ungemein fesselte. Die Hingabe der jugendlichen Schülerinnen an ihre Rolle, die tadellose Einstudierung boten ein vollendetes Ganzes, so daß dieser Abend zu den freundlichsten Erinne rungen in der Reihe der Veranstaltungen dieses Winters gehören wird. Reicher Beifall lohnte die Mitspielcnden, und auch an dieser Stelle sei nochmals allen Dank gesagt, die sich um das Gelingen des Abends verdient gemacht Halen A Dresden. Außerordentlich zahlreich waren die Mitglieder, Freunde und Gönner des BolksvereinS sür das latho- lische Deutschland, Ortsgruppe Dr-sden.Altstadt der von ihrem Geschäftsführer, Herrn Kaplan Dr. Jarvbasch. ausgegebe nen Parole: „Am Sonntag nachmittag den !6. Mai aus zum Früh lingsfeste in die „Konstantia in Vorstadt Cotta', gefolgt. Bald nach 3 Uhr füllte sich der geräumige, schattige, im schönsten Maiengrün prangende Garten des Etablissements mit einer freudigen Kinderschar in Begleitung ihrer Eltern, Geschwister und Verwandten, Ein: acht Mann starke Musikkapelle ließ ihre Märsche und Konzertstücke ertönen und brachte Leben in alt und jung. Der Himmel war dem Volks verein gnädig und die Sonne senkte Ihre Strah'm durch das dichte „Bin ich vergessen?" Sie hob die roten Lippen ihm entgegen. Otto machte eine Handbewegung, die seine Müdigkeit und seine Ge- , siming ausdrücken sollte. Malwe sing die Hand auf und hielt sie fest. „Hat man mich denn gar nicht mehr ein bißchen lieb?" „Gnädiges Fräulein," mahnte Otto und schaute sich suchend um, „wenn uns hier jemand sieht?" Sie standen in einer Lichtung, die Bäume traten auseinander. Dunkel war der Himmel und gleich feinen Nadelspitzen zeigten sich die Sterne. Die Scheibe deS Mondes hing voll am Firmamente. Malwe hob Ihr Antlitz zu dem Manne. Sie hielt seine Finger noch immer in den ihren und legte sie auf Ihren Hals. Sie zog den Arm nach und klammerte sich an Ottos Brust fest. „So vorsichtig? Und früher? Da durfte man alles wagen? Hat man mich nicht mehr lieb?" fragte sie wie ein Kind. Ihr Gesicht war wie von einem Gluthauch übergossen. „Einen Kuß!" sagte sie bebend. Ihre Anne schlangen sich um seinen Nacken, sie zog den Kop, zu sich herab. Otto versuchte sich aus der Umschlingung zu befreien. Er löste die Hände, die sich in seinen! Nacken zusammengekrampft halten, er stieß einen leisen Ruf des Schreckens aus. . . . Umflossen von dem weißen Licht des Mondes, gespenstisch bleich, mit weitgeösfnetcn Angen stand vor ihm seine Frau. ... « » Dieser Tag war der dunkelste in Renates Leben. Lange noch stand ihr jede Einzelheit klar vor Augen, deutlich, wie mit eherner Flammcnschrift in das Gedächtnis gegraben. Zeitig am Morgen war Otto fortgegangen, um auf dem Werk wieder hart und schwer zu arbeiten Renate sah. aus dem gequälten Gesicht, daß er alle Hoffnungen in Scherben stürzen gesehen, wußte auch aus halben Andeutungen, wie Lohe sich bereits von der neuen Erfindung abge- kehrt, weil er sich kaum noch etwas versprach. Aber sie hatte ihrem Mann gelobt, zu Helsen, und so ging sie zur gewohnten Stunde hinaus in den Stadtpark, stand unschlüssig vor Laub der Bäume. Junge Mädchen führten Sinter Leitung von Frl. Saft Reigen und sonstige Spiele mit den Kindern auf. Eine Pfefserkuchensrau suchte die immer leeren Mägen der Kinder etwa» zu befriedigen, soweit die Eltern und Verwandten das nötige Klein geld lieferten. Den ärmsten und kleinsten der Kleinen spendete Herr Kaplan Dr. Jacubasch Pfefferkuchen gratis, was besondere Freude erregte Um 7 Uhr sammelten sich Kinder und Erwachsene und zogen geschlossen nach der von der Leutewitzer Höhe über das Häusermeer der Großstadt schauenden Marienkirche zur Maiandacht Herr Pfarrer Seidler der katholischen Cottaer Gemeinde führte den Erstlommuni- kanten nochmals vor dem im elektrischen Lichlerglanze strahlenden Marienaltar zu Herzen, daß dies der schönste Tag ihres Lebens sei, den sie nie vergessen und immer treu bleiben sollen. Somit fand das Frühlingsfest in der bis auf den letzten Platz gefüllten Marienkirche einen recht würdigen Abschluß. Die Werbung von 22 neuen Mitglie dern war noch der Erfolg des Tages. — Aber noch harrt der Mit glieder des Vollsvereins neue Arbeit. Ist doch der Volksverein der Pionier der Zentrumsorganisation. Er soll ihr den Weg zu dem ge steckten Ziele ebnen. Am 6. Juni soll es sich entscheiden, wieviel auf christlichem Boden stehende Männer und Frauen das deutsche Volk als seine Vertreter in den Reichstag senden wird. Das von dem neuen Reichstag zu verabschiedende Reichsschulgesetz, Trennung von Kirche und Staat erfordern aber eine auf christlichem Boden stehende Mehrheit der Volksvertreter. Die Mitglieder des VolkSvereins, vor allem di« Vertrauensdamen und -Herren, müssen bis zum 6. Juni die intensivste Kleinarbeit leisten, damit die Vertreter der christlichen Volkspartei — Zentrum— stärker in den Reichstag einziehen, als sie bisher in der Nationalversammlung vertreten waren. Auf zur neuen Arbeit. Leipzig. Kath Preßverri »Ortsgruppe Leipzig. Am 4. Mai fand im Gescllenhaus eine Vorstandssitzung statt; es wurde zwar mit Freude seftgeftellt, daß sich die Zahl der Mitglieder (Bei trag 12 M.) und der Förderer (3 M.) seit ernem Jahre vervielfacht hat, daß aber unablässig weiter gearbeitet werden muß, uns immer neue Leser und Bezieher der „Sächsischen Bolkszeitung" sowie Mit glieder und Förderer de» Katholischen Preßvereins zu gewinnen. Wir bitten alle Freunde unserer Sache, unmittelbar von Person zu Person zu werben; Werbedrucksachen sind bei unserem Kassierer, Herrn Emil Sprotte, Leipzig, Wiesenstraße 23, 1 (Gesellenhaust, Postscheck konto Leipzig Nr. 59535, zu haben. Es sei aber auch hier wieder betont, daß der Prrßverein nur den — allerdings sehr idealen — Zweck hat, unsere Presse zu fördern; irgendwelche greifbare persönliche Vorteile sind dabei nicht zu erwarten. Wir vertrauen eben aus den Opfersinn unserer Glaubensgenossen, die den Wen geistiger Güter erkennenl Wir haben einen Teil des Restbestandes des diesjährigen Benno. Kalenders gelaust und geben dieses wertvolle Nachschlagcbuch sür 1 M. das Stück ab. Man wolle sich dieserhalb, wie an-h betreffs Anmeldung oder Zahlung sür den Preßverein an Herrn Sprotte wenden. Besonders bitten wir die verehrlichen katholischen Vereine um tatkräftige Unterstützung unserer Bestrebungen; der beste Weg ist wohl der, in den Vereinsversammlungen ein herzhaftes Wort für unsere Sache zu wagen, und dann sofort schriftliche Beitrittserklärungen zu sammeln. Nur nicht schüchtern. Ter erwähnte Opfrrsinn ist Gott sei Dan! noch nicht erstorben. Die Ortsgruppe wird vorläufig keine Mitgliederversammlung einbernfen, um bei den teuern Preisen auf der Elektrischen und den hohen Briesportosätzen ihren Mitgliedern und der Ortsgruppe selber Kosten zu ersparen; selbstverständlich sind Mitglieder und Förderer — wie es auch bei der Sitzung vom 4. Ma! der Fall war — stets will kommen; desgleichen sind wir dankbar für alle Anregungen! Man wolle die Mitteilungen an dieser Stelle sreundlichst beachten. Und nun — ans Werk! S Leipzig. Der Volksvereins, d. kath. Deutsch- land, Bez. Süd, hielt am 6. 5. eine gutbesuchte Versammlung ab. in welcher Herr Berlagsbuchhändler Gutberlet über die sich vorbereitenden Kämpfe gegen die Auswüchse des Kapitalismus aus führlich verbreitete. Die Ausführungen fußten in der Hauptsache aus: Kraal, Vorsitzender der kath. Presse-Union, „Die Versöhnung de» Christentums mit dem Sozialismus". >Zu beziehen durch jede Buch- Handlung.) Es wurden sodann acht Vertrauensleute gewählt, 12 neue Mitglieder meldeten sich, so daß dir Mitgliederzahl ,etzt 160 be trägt für Leipzig-Süd. Herr Kaplan Beyer sprach sodann über die Persönlichkeit Jesu. Dieser Bortrag ist wert, in großer allge meiner Versammlung gehalten zu werden. Darauf ntwickeltr sich eine Aussprache über die längst eingetretene Notwendigkeit katholi» schen Gottesdienstes im südlichen Teile Leipzig». Nach lebhafter, zustimmender Aussprache wurse beschlossen, eine Bitt schrift in diesem Sinne an unseren hochw. Herrn Bischof abzusenden, welche von den anwesenden Mitgliedern gleich unterzeichnet wmde. Der Grundgedanke war, daß, wenn erst das h. Altars-Sakrament eine Keine bescheidene Stätte im Süden von Leipzig gesunden hätte, dann die vielen von der katholischen Kirche sehr weit entfernt wohnende» Kaholiken des Südens der Kirche leichter erhalten "leiben würden, die sonst im Strudel der Großstadt leicht verloren gehen oder selten zru Kirche kommen. * Oelsuitz I. B. In der monatlichen Gemeindeversammlung am 16. d. M. sprach in Vertretuna de» am Kommen verhinderten Herrn Pfarrer Bange über die erste hl- Kommunion (28. ». '/,9 Uhr früh in der Au>a 1er 2 Bürgerschule) Herr Pfr. Scheuring. Ins- besondere begrüßte cy die au» der Schweiz wohlbehalten znriickge. kommenen Kinder, deren frische» NuSfchen den Wunsch laut werden ließ, recht bald einen 2. Transport zu veranlassen. Große Freude bereitete die Mitteilung über die baldige Inangriffnahme de» Kirch. baue«. Die Sammlung ergab über 100 Mk. ES wurden sodann sämtliche wahlberechtigt« Skeichrdcutsche fcstgcstellt, die ihrerlcit» wieder tüchtig für da» Zentrum werben sollen. Sonntag, den 20. Juni, nachm. VrS Uhr AuSflng nach Dreihof. Treffpunkt Katharinenkiiche. dem Hause des Direktors, zweifeln, ob sie bei ihm eintreten solle, ihm die Not ihres Herzens zu klagen. Er hatte für ihren Kummer ein offenes Ohr. Sie konnte mit ihm sprechen, als sei er ein treuer, langjähriger Freund. Nur die Scheu, sich ihm bittend in seinem Heim zu nahen, hielt sie zurück. Sie fühlte auch, daß sie davon ihrem Manne hätte Mitteilung machen müssen, sie wollte ihm nicht neuen Kummer bereiten, nicht auch in seine Seele den vergifteten Tropfen der Eifer sucht gießen. So stand sie geduldig wartend eine geraume Zeit, und als Lohe nicht lam, wollte sie nach Hause gehen, trostlos niederge schlagen. Wie sie sich langsam zum Gehen anschickte, vernahm sie den wohl- bekannten Schritt hinter sich. Lohe war gekommen, den Ausdruck der strahlendsten Freude aus dem Gesicht. Renate reichte ihm befangener als sonst die Hand. „Frau Renate," ries er glücklich, „ich. habe lange, lange hier aus Sie govartel. Sie sind gekommen, um mich zu sehen?" Er küßte die Finger, die noch in den seinen lagen. Sie aber war auf ihn zu getreten. „Herr Professorl" Er unterlrach sie lachend: „So feierlich?" Renate senkte den Kops, »in die aufsteigende Röte, die ihn mit Entzücken erfüllte, zu verbergen: „Ich bin gekommen, weil ich Sie sprechen muß." „Ist etwas geschehen?" Schon stand eine unbeherrschte Freude in seinen Augen. War sie, eine Verzweifelte, zu ihm geflüchtet? Vielleicht hatte der Mißerfolg des Gatten ihr Herz zum Wanket gebracht, und er durfte nun hassen, den Pfad der Freundschaft zu ver lassen und ihr die Liebe zu gestehen. „Sprechen Sie, Frau Renate. Was es sein möge, Sie haben keinen treueren Freund als mich." „Darf ich hoffen, darf ich etwas sagen, was nicht in das Gebiet der Frau fällt? Es ist unrecht von mir, Sie, Herr Professor, dürfen mir diese Einmischung nicht übel nehmen, aber e« betrifft meine» Mann; ich kann nicht anders." (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite