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Sächsische Volkszeitung : 19.05.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192005192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200519
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-05
- Tag 1920-05-19
-
Monat
1920-05
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.05.1920
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Beilage zur Sächsischen Bolkszeitung Nr. LI» I Mittwoch, den 19. Mai 1920 > I». Jahrg. Zentrum und Landwirtschaft In Schlesien verbreiten die D euts ch n a ti o n a l e n 7-- Kon servativen ein Flugblatt, das sich gegen das Zentrum richtet. Dazu nimmt nun die „Schlesische Bolkszeiwng" (Nr. 238) Stellung und zer- Pflückt es folgendermaßen: „Die Menge der Vorwürfe entsprich» natürlich nicht im gering sten ihrer Bedeutung. Alle Granaten sind Blindgänger. WaS die Konservativen früher an der parlamentarischen Arbeit der Sozialisten mit Recht tadelten, haben sie jetzt ihnen als gelehrige Schüler abge lernt. Ja, sie Halen ihre Lehrer noch abertroffen. Bei den Gesetz entwürfen zugunsten des Arbeiterstandes Pflegten die Sozialisten zu weit gehende Anträge zu stellen, daß sie tatsächlich undurchführbar waren. Wenn diese radikalen Forderungen nicht erfüllt werden konn ten, klagten sie dann die bürgerlichen Parteien an, daß sie zu wenig für die Arbeiter geleistet hätten Sie seien die allein aufrichtige Ar beiterpartei In derselben Art gehen jetzt die Deulschnationalcn bei der Vertretung landwirtschaftlicher Interessen vor Sie stellen Anträge, als ob kein verlorener Weltkrieg hinter uns läge, als ob wir kein armes Volk geworden wären, als ob wir keine Ernährungskrise durchzukämp fen hätten Sie stellen Anträge, wie sie nur die Opposition stellen kann, die keine Verantwortung trägt. Als Kapp seine Herrschaft der fünf Tage antrat, umgab er sich mit den Gesinnungsgenossen und den Par teifreunden der Deutschnationalen. Statt aber jetzt, wo die Macht da- zu in den Händen der deutschnationalen Kapp-Regierung zu liegen schien, die Zwangswirtschaft mit einem Federstrich zu beseitigen, wurde ausdrücklich zugegeben, daß dies „natürlich jetzt unmöglich sei Man könne nur an einen organischen Abbau der Zwangs wirtschaft denken. Das ist ein schlagendes Beispiel dafür, wie verschieden dieselben Leute eine Sache ansehen und anpackeu, je nach, dem sie in Opposition sind oder als Regierung Verantwortung tragen. Doch leuchten wir einmal den 17 Veschwardepuukten ganz nahe ius Gesichtl Nr. 1 lautet: „Der große beutschnationale Antrag vom 13. Fe bruar 1919, der alle Wünsche der Landwirtschaft zusammenfaßte, wurde am 21. Februar von den MehrhcitSpartesen von der Tagesordnung abgeseht und durch offene Vergewaltigung mundtot gemacht." Der „große" beutschnationale Antrag war ein sehr durchsichtiges Ägita tionsmanövcr. da? der Landwirtschaft auch nicht den geringsten praktischen Nutzen brachte Damit wollten die Deutschnatio- ualcn lediglich auf billige Art auf Kosten der anderen Parteien sich als die wahren Freunde der Landwirtschaft ausspielen und zum Fenster hinausreden Das Zentrum hatte dafür schon in dem gemeinsamen Arbeitsprogramm der Mehrheitsparteieid bewiesen, wie ernst seine Liebe zur Landwirtschaft war. Hören wir Nr 2 des deutschnationalen Flugblattes: „Der deutsch- nationale Antrag zum Sozialisiernngsgesetz. die Landwirtschaft von ihm dnszunehmen, wurde am 13. März 1919 vom Zentrum abgelehnt." Das Zentrum hat nie einen Zweifel darüber gelassen, daß die Sozialisierung für Landwirtschaft und Gewerbe nicht in Betracht kommt. Nur wo die Sicherstellung der VollSernährnng das nötig machte, sollten einige große unrentable Güter anfgeteilt werden. Sozialisierung war in diesem Falle Siedlung. Zu Nr. 3: „Im Hauptausschuß wurde bei der Frage des Ve- stellungSzwanges der deutschnntiouale Antrag, daß der Bauer nur an zugeben habe, ob, nicht, wie er bas Feld bestellte, am 2. März 1919 vom Zentrum abgelehnt." Auch bei diesem Antrag kommt er auf den Wortlaut an. Da« Zentrum hat den deutschnationalen Antrag, nach dem auch gegen eine ganz nachlässig? Bestellung des Feldes nicht ein geschritten werden könnte, allerdings nicht annehmen können. ES hat aber den Antrag gestellt, daß über die ordnungsmäßige Bestellung des Feldes eine landwirtschaftliche Kommission entschei den sollte. Zu Nr. 4: „Im selben Ausschuß wurde der deutschnational» An- trag, den Landwirten 20 Pfund Gerste oder Hafer als Ersatz für Kar toffeln zur Ernährung ihres Versonass zuzuweisen, am 27. März 1919 vom Zentrum abgelehnt" Darauf ist z» erwidern, daß auch die landwirtschaftlichen Vertreter des Zentrums für diesen Antrag gestimmt haben. Die dem Arbeit-r- siand anaehörigen Abgeordneten glaubten aber im Hinblick a»s die außerordentlich große Knappheit an Körizersrüch'en, die damals herrschte, eine solche Abstimmung vor den Verbrauchern nicht verant worten zu können. Zu Nr. 5: ..Der deutschnationale Antrag zur Feldbeftellnng-?- ordnung, daß ein Gut nicht aus fünf, soudern nur ans drei Jahre dem Besitzer entzogen werden könnte, wurde am 23. März 1919 vom Zentrum abgelehnt." Dieser Antrag wurde allerdings abgelehnt. ober im Inter esse der gewissenhasten L a n d w i r t s ch a st. Zunächst iverlangt das Interesse der Landwirtschaft nicht, daß sich die Gel-tz- gelang für de,, nachlässigen Besteller des Feldes ins Zeug legt. In, Gegenteil. Wenn ein Pächter einen aro vernachlässigten Acker über nimmt. trenn er in den erste,, zwei bis drei Jahren mit diesem Acker nur Arbeit »nd Koste» hat (Nutzen zieht er erst im vierten und fünften Jas,re daraus), so wäre es ungerecht gegen den neuen Pächter und eine Prämie ans k'e Nachlässigkeit des ersten Besitzers, wenn man dem neuen Pächter de» Acker in dem Augenblicke wegnäbme. wo er onfängt. daran? für seine Mühe einen kleinen Nutzen zu ziehen. Zu Nr. 6: „Die erhöhten Kalivreise wnrden weg"» ihre? Zu standekommens ohne jede Fühlungsnahme mit der Landwirtschaft von den Deutschnationale» am 12. April 1919 angcgriff-n, vom Zentrum gebilligt." Fachleute der Kaliindustrie haben überzeugend nach, gewiesen, daß die Kalierzeugung bei den bisherigen Preisen nicht be- stehen könnte. Maschinen, die früher 106 000 M. kosteten, mußten jetzt mit 800060 M. bezahlt werden. Wenn die Kalipreise nicht den da- maligen Löhnen und Rohstosspreisen angepaßt wurden, brach die Kali- erzeugung rettungslos zusammen. Der Landwirtschaft llieb atso nur die Wahl, entweder für Kali höhere Preise zu zahlen oder daraus ganz zu verzichten. Das letztere glaubte das Zentrmn gegenüber der Land wirtschaft nicht verantworten zu können. Zu Nr. 7: „Die deutschnationalen Anträge zum -m-dlungSzesetz, daß Staatsdomänen auch vor Ablauf de? Pachtvertrages der bäuer lichen Siedlung erschlossen werden sollen, wurde in der 2. Lesung vom Zentrum angenommen, nachträglich aber in der Kommission zu Fall gebracht." Es ist bekannt, daß m eh r a l S g e n u g L a n d v 0 m L a 1, d - lieferungsverband zur Verfügung gestellt wurde. Man konnte, da zur Siedlung auch landwirtschaftliche Gebäude und Geräte gehören, in der jetzigen Zeit der Baunot nur solche Siedlungen gebrauchen, wo die erforderlichen, landwircjck,as«licheu Gebäude schon vorhanden waren. Außerdem brauchte man für die Siedlungen tüch tige Landwitt-, die schon für das zur Verfügung stehende Siedlung«, land nicht ausreichten. Wozu sollte man Pächter von Staatsdomänen ohne zwingende Not von der Scholle verjagen? Nekriqens ist es auf fallend, daß bei dieser Gelegenheit die Deutschnationalen so begeistert für Sozialismus sind! Die Nr. 8, 9, 11, 12 und 16 bebandeln deutschnationale Anträge zu den Steuergesetzen. Dazu ist zunächst grundsätzlich zu be merken: ES ist ein Nicienbedarf non Stenern. 30 Milliarden fürs Jahr, anfzubringen. Wenn die weitgehenden Vergünstigungen bezw. Stener- erleichlemngen der Deittsch»ationifl-n angenommen worden wären, wäre dadurch ein gewaltiger Ausfall au Steuern entstanden, für den die deutschuationalen Antragsteller leine Deckung vorzuschlage» wußten. Es Hütten daun andere Steuern vorgeschlagen werden müssen, welche die Landwirtschaft wahrscheinlich härter trafen. Außerdem bildet ja das Zentrum mit den Deutsch» itionaleu zusammen noch lange leine Mehrheit. Es sind rund 130 gegen 270 Stimmen in der Nationalver sammlung. Nu» z» den Anträgen im einzelnen. In Nr. 8 heißt eS: „Der deutschnationale Antrag 'in der 2. Lesung des Grnnderwerbstcnergc- setzes die Steuer von 4 Prozent auf 3 Prozent hmabzusetzen. wurde am 11. August 1919 vom Zentrum abgelehnt." Die Grunderwerb- steuer ist eine der wenigen Steuern, welche den Gemeinden überlassen bleibt. Man konnte aber die Steueranellen der Ge meinden nicht zu sehr schwächen: schließlich kommen doch solche Grund- orwerbungen nicht alle Tage vor. Dis Gru » d erw erbsteuer richtet sich am schärfsten gegen die G üte r s ch l ä ch I e r. die doch wahrhaftig nicht die Freunde der Landwirtschaft sind. Warum nehmen sich die Dentschnationalcn so warm der „notleidenden" Güler- Mälbter an? Zu Nr. 9: „Der Antrag der Dentschnationalcn Volkspartei zum gleichen Gesetz, daß Erwerber von Grinidslücken bis zu 5000 M. Ein kommensteuer Ermäßigung genießen sollten, wurde am >1. August 1919 vom Zentrum abgelehnt. Hier hat das Zentrum selbst nach träglich den Fehler eingesehen und den Antrag in der drit ten Lesung am 18 August 1919 gestellt." Da das Zentrum den fragliche» Antrag in der entscheidenden Lesnng selbst gestellt hat. erübrigt sich ja jeder Vorwnrs. Zu Nr. 11: „Der deutschnationale Antrag zur Umsatzsteuer, daß Landwirte bis zu 3000 M. aus dem eigenen Betriebe frei entnehmen dürsten, wurde am 10. Oktober 1919 im Ausschuß vom Zentrum ab gelehnt." Nach diesem Antrag wäre die größte Zahl bänerlickier Belnele, z. B. fast ganz Bauern von der Umsatzsteuer frei geblieben. Einen solchen Ausfall konnte der Steuerplan nicht ertragen. Zu Nr. 12: „Der deutschnationale Antrag znm gleichen Gesetz, daß ein Verbrauch aus der eigenen Wirtschaft bis zu 3000 M. über haupt frei sein sollte, wurde am gleichen Tags vom Zentrum abge lehnt." Diesem Antrag ist der Antrag 16 gegenüberzustellen, der dg lautet: „Ein deutschuationaler Antrag zu der 2. Lesung de? Umsak- steneraeletzeS, die Entnabme aus eigener Wirtschaft bis zn 8000 M. steuerfrei zu lassen!, wurde am 18. Dezember 1919 vom Zentrum äbgelebnt." Wie erklärt l!ch diele? Selbftnv - rlieIen der deutsch- nationalen A n t r a q st e l'l'e r? Auch da-S Zentrum bat sich aus den Standpunkt gestellt, daß man den Erzeuger der Lebensmittel nicht gut im selb'» Umfang zur Steuer beranzieben könne, wie den Verbraucher derselben. ES hat darum einen eigenen Antrag durch- gesetzt, und -war bat cS bei der 2. Lesung d-s Umiatzstenergesetzes b»- fentraat. daß die Entnabme ans eigener Wirtschaft bis zu 5000 M. steuerfrei bleib-'n soll. ES ließ also 2000 M. Steuern mebr frc! als d-r erste Antrag der Deutschnationale». Daraus suchten die Dentichnatianalen d-n ZeutrnmSantrag wieder zn überbiete», indem sie Steuersreibest des Verlroncher? ans eigener Wirtschaft bi? 8000 M. snrdetten. Steu-rsreibeit bis 8000 M. wäre aber eine nickst zn rechtfertigende V--'aü»ftlg»va gegenüb"r der armen Krieqerwitwe gew»sen die iedeS Stücklest, Brot und jeden Kops Kraut perften-rn muß. ES batte die Besitzlosen außerordentlich verbittern müssen, wenn dem Landwirt ein so großer Verbrauch sreiaegeben warden wäre. Eine solche Vergünstigung und Bevorzugung gegenüber den ärmeren VolkSklgften löst- der gerecht und b'llig denkende Landwirt auch gar nicht b-ansv,licht. Dem Zentrum !ft es z» verdanken, daß der sogenannte Veraünft-annaSvaraaravb (Rückvergütung ans Grund des Kinderprivilegs) wenigsten? bis zur Hälfte auch aus die Land wirtschaft ausgedehnt wurde. Zu Nr. 10: „Der deutschnationale Antrag zum Betriebs- rätegefetz, daß in landwirtschaftlichen Betriclen nur ausschließ lich landwirtschaftliche Arbeiter gewählt werden dürsten, wurde am 21. September 1919 vom Zentrum abgelehnt." Dieser Anklage der Dentschnationalcn stellen wir folgende Tat sache gegenüber: Ter Antrag des Zentrums, die bäuerlichen Betriebe bis zu 10 ständig beschäftigten Arbeitern aus dem Bettiebsrätegeietz überhaupt herauszulassen, wurde in der ersten Lesung deS Ausschusses abgelehnt, obwohl sämtliche ZentrumSleute dafür stimmten, weil die d eut s ch n a t i 0 n a l e n Vertreter im Ans schuß n i ch't geschlossen dafür ei nt raten. Zu Nr. 13: „Der deutschnationale Antrag auf Alban der Zuckerzwangswirtschaft wurde im Volkswittschaslsansschuß am 14. Oltober 1919 vom Zentrum abgelehnt." Diesen Antrag lehnte das Zentrum ab, weil es eine orga nische Neuordnung unseres Wirtschaftslebens gestrebte. Die Erfah rungen. die man mit der freien Bewirtschaftung des Leders und des Hafers gemacht hatte, zeigten jedem, der es sehen wollte, daß ein solches Herausnehmen einzelner Artikel aus der Zwangwittlchast vom Uebel war. Man durste nicht ein einzelnes Glied a»S der Kette lösen, sondern mußte die ganze Wirtschaftsweise neu aus,ziehen. Zn Nr. 14: „Der deutschnationale Antrag, den Landwirten den Pollen Mehrertrag für Häute und Felle zvzubilligen, wnrde am 28. Oktober 1919 vom Zentrum äbgelebnt." Da dieser Antrag damals nicht mit einem Male dnrchzubttn- gen war. beantragte der ZentrnmSalgeordnete Blum, den Land wirt"» 60 Prozent statt bisher 40 Prozent deS heutiaen Preises zn- zubilligen. Dieser Antrag wurde ancb bei den MehrbeitSparteien dnrchaedriift. Inzwischen bat auch das Zentrum den Antrag ein gebracht den Verkäufern den vollen Mehrertrag für Häute und Felle z» überlassen. Zu Nr. 15: „Der deutsck'nationale Antrag, einen Untere staatSsekretär oder Ministerialdirektor mit spezieller landwirtschaftlicher Vorbildung im Retlhsw'ttschgftsministennm zu bewilligen, wnrde bei der Emtberatung am 28, --Naher 1919 vom Zentrvm äbgelebnt." DaS Zentrum bat damals für eine» selbstän digen Antrag gellst»»,!, d-r sich im Wor'lant vom deutschnationale» Antrag unwesentlich unterschied und dasselbe bezweckte. ES bat im Reick, sü- die Lindwittscbaft Mi"lstn!-sdirelw- Herme-? durchgesetzt und !n Vreußeu. da? in landwirtschaftlichen Fragen tonanaebend ist, Nnv'rstaatSsekrMr Busch. DaS Ze'ntrum Kak neuerdings für da? Nei ck> auch ein eigene-? landwirtschaftliches Ministerium erreicht und d-es.-S Ministerium mit der ctttklas- sigeu .Kraft de? früheren M>nifteriakdirektars Herme? würdig besetzt. Zn Nr. 17: „Ein deutsKnotionaler Antrag in der AuSsKußbe- ratnna der Einkommensteuer, die Vuchfübruua der Landwirtschaft als Grundlage der Sten-rn auznerleunen. wurde am 31 Januar 1920 von, Z-ntrnm abgel"bnt." ES ist s-br zn berw-ikeln. ob d-r Lcmdwittsckiaft an diesem Antrag soviel lieat. Di- Bachstibruno kann kür niierlibrene Land wirte leicht auch eine Glfltsw werde-' Die Landwirte sind bm den bis- ber aeülw'n Schatzungen sicher nickst schlecht gefahren Die B»ch- sübrung soll als Anhalt dienen, kraucht aber nickst die Grundlaae der Steuer zu bilden. Ganz vergessen haben die deutschnationale» Anklä ger. daß das Zentrum bei sämtlichen Steueraeietzen statt deS ge meinen Werte-", den Ertrags wert (den 20sgchen bezw Machen säbrlicben Reinertrag) al« Grundlage dnrchgeßstst bat, WaS daS bei der Erbschaftssteuer »nd beim NeichSnotopser bedeutet, weiß jeder Landwirt genügend, WaS verdankt also der deutsche Landwirt den teilweise sehr welt gebenden AgitotionSanträgen der Deiitschnalionalen? Praktisch kabe» sie nicht? erwickst, DaS Zentrum ist a»ck> in der .Koali tionsregierung seiner landwittSirenndlichen Neberlieleriing treu ge« bl-'eb-n und hat mit seinen ana"llichen Sünden an der Landwirt schaft dieser li » n d e r t in a l mebr 0 enützt als die Deutsch- nationalen mit ihrem vlnmven, nur die anderen Stände bera-aSsordernden Wohlwollen. Schließlich kommt eS ab-w doch daraus an. was für die Landwirt- schast trotz der 11"amist der Z"it. und trotz der sebr nnannftlaen Par- t"!verbältn!sse positiv emestlst ist. Es sei nur binaewteseil daß die Einftibnmg de? Ettraa?"'-'«-?, bes land- und forstwirtschaftlich ge nutzten Grundstücken st> die Steuergesetzgebung hanvtlächlich ein Ver dienst de? Zentrums ist," Die Not der qeisllqen Arbeit An? akademischen Kreisen wird uns geschrieben: Unser Volk ist draus und dran über den Sorgen de? Alltages die geistige Not seiner LandeSltnder -,» vergessen, lind diese geistige Not. die nicht so sebr an die Oberfläche drängt, da die ganze Eigenart, die der geistigen Arbeit anba'tct, der Ansdringlichkeit widerswackst, diese geistige Not wüblt »m so brennender in, Innern »niere? Volkslebens und iljre Wirkungen nebmen allgemach eine verheerende Fan» an. In den sgzialen Veihältniften bat estie völlige Ilml-br Platz ge griffen. Die lleberwcilnng de? Materiellen in allen Dingen und Beziehungen unsere? Leben? und Wirken? hat z» einer Unterschätzung, ja zu einer Mißachtung der geistigen Arbeit »nd der geistigen Arbeiter in einem Maße gesübrt. daß, wenn !bm nicht ungesäumte Einhalt ge boten wird, unser .Kulturlelan aut eilte» Tiefstand berabznsinken ge eignet ist. wie ibm da? deutsche Volk noch nicht erleb» bat. Alle«, was „Das erste Ehejahr" Roman von Ruth Goetz. (50. Fortsetzung.) Wo lag das Unbegreifliche? DaS Unnorhergeseh,:».-. wo lag es? Nach seiner Berechnung mußten aus den Blöcken die Schienen ent stehen. Wie kam es, daß die Arbeit ihm höhn-nd ihr Antlitz abkchrte? Die Walzenstraße lag still, als hätte der Tod seinen Einzug ge halten. Otto schreckte lei jedem Anruf zusammen, lauschte auf jede? Klingelzeichen, das ihm wie ein Laut des Untergänge? erklang. Er schrieb die Zahlen an, er zerknüllte das'Blatt in der Hand. Alles war richtig, alle Zahlen stimmten . . . und ließe» sich nicht in die Wirklichkeit ühettragcn. Hier meinte er eine» Fehler gesunden zu haben, dort erschien ihm ein neuer . . . ihm war, als ob der Wahnsinn seine Geiersänge gierig in sein Hirn cinziigraben begann. Noch nie hatte ihn die Verzweiflung so übennannt wie heute. Dieser Tag war wieder ein vettoren-r. Er hatte gelämvst wie ein Mensch, über dem die Flammennwgen zusammenichlagen. Jetzt konnte er nicht mehr weiter. Der sck»n»tzige Kittel, die horten, grob gewordenen Hönde trugen die Spuren der -rschövscnden Tätigkeit, als er sich in dem Arbeitszimmer Lnlas Halmer und Weinhold gegenüber den StM warf. „Ich gebe e? aus!" sagte Otto gepreßt. „Ich kann nicht weiter!" „Dann mußt d» gleich z» Lobe gehe» und ihm diese? Resultat MittetlenI" meinte Lnlas Halmer eifrig. .Der Professor wird mir min vielleicht bald etwas mehr Glanlen schenken als zuerst. Mein Gott, man hat seine Erfahrung gemacht und würdest du mich um Rat gefragt haben, dann hättest dn dir da? alle? sparen können." Er zeigte »>it einer Gebärde deS Abscheus ans Ottos Kleidung. Der hatte nicht mebr die Kraft, zu antworten. Stumm saß er da. in schweres Brüten versunken. In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet. Lohe» Diener stürzte herein. Atemlos ries er: „Ist Herr Siorm da?" Lnka» sah mit einem Auslenchken de» Triumphs, wie Otts sich schwerfällig erhob und eine Bewegung nach der Richtung machte, in der die Waschräume lagen. Aber es war zu spät. Professor von Lohe stand vor den Herren, elegant, vornehm, ein Lächeln in dem Gesicht. Otto wollte ein Wort der Entschuldigung sagen. Der Direktor schnitt es ihm mit einer Handbewegung ab. Eine atemlose Stille von wenige» Sekunden, die den drei In genieuren wie Jahre erschienen, folgte. Lnlas bebte, krampfhaft hielten sich seine Finger an der Tischplatte fest, und er sah aus, als fürchtete er in dieser Minute mehr als der unglückliche Erfinder, als der Pro fessor begann: „Ich war soeben aus dem Mett, Herr Storni!" Nur ein Rütteln ging durch de» Körper, ei» ball' tonloser Ruf loste sich von seinen Lippe». „Die Stiche saften nicht," sagte Lobe ruliig, als wäre das eine Kleinigkeit. „Ich sehe, daß Sie eifrig bemüht sind, den Fehler zu entdecke» " Nach einigen lrampshastcn Atemzügen kan, die Antwort: „Ich habe gesucht nnd geforscht." „Mit welchen, Resisttnt?" Ein Heben der Schulter» ein stumme? Zucken der Mundsilten, die tief enigegraben in dem überarbeiteten Gesicht standen „Nicht? Herr Proseftor " ' Der Direktor Professor von Lohe schritt durch den Raum. In seinen Brillengläsern spiegelte sich da? Licht der elektrischen Lampe». Halmer hielt die Augen gesenkt, wie von diesem wand-rnden Licknsch.-in gebannt Lobe drehte die Ende» de? kw zge'chornie» Scknmrrl'arteS nnab- lässig und blieb wieder sieben. „Ich bin an, Ende der Woche gezwungen, einige Tage zn ver- reisen, Herr Sto-nn. Bi? dabin wollen wir pausieren. Wenn wir zusammen de» Feister finde», b-ben wir immer noch Zeit. Ick, Ist, rech« müßig gewesen, ich werde e? weiter nicht sein. Aber Sie d'ärfln den Kops nicht verliere»! Ihre Eisindnna ist gut. Hat '-ich -in Fehler eingeschlichen, de» wir noch nicht ergründen können, dann werden wir ihn doch eines Tages finde». Der Zufall is, tückisch, aber wir Menschen sind ftärkerl" Er ging. Er reichte Otto wieder die Hand, und eS hätte nicht viel gefehlt, so hätte er die Finger mit seinen Küssen bedeckt. Wie ein Alb fiel es von ihm, er konnte wieder atmen. Mcinhold saß starr da, wie erschlagen. DaS hatte er nicht erwartet. LnlaS zerrte die Lippen zu einer Grimasse. ..Du hast za einen mächtigen Stein im Brett bei dem Gewaltigen!" sagte er. „Nun will also er anch anfangs», initzuarbcüen. Viel Glück! Dann wird eS wobl gehen. Viel Glück. Otto!" sagte er. ES Nang min aufrichtig nnd herzlich und sollte da? grimassenhafte Lächeln verbergen. Auch Weinhold gab ibm die Hand. Fast batte er sich damit ab- gesunden. sich „tot" zn arbeiten, da winkle ans einmal wieder Etlöfting in der Person de? Direktor?, Diese Ansicht machte ihn io stob, daß er eine Stunde früher den Heimweg einschlug. Halmer schloß sich ihm an. Da? Not de? Abend? war verblaßt, die Däinmernna floß hin unter in da? Tal nnd bullte e? in ibren grauen Schein, Dickne wal lende Nebel sttege» am, aber sie zerrinen ralch. hoben sich wie flbwan- lende. sonderliche Gestalten von der Erde nnd ließen einen llars» Him mel sehen. E? war kalt wie im Winter und nur die Blätter ans dem weichen Waldboden die bei jedem Schritt" rau'cknen erinnerten daß man noch im Herbst sich lesand. Da-? Wal-p'rk war von weißen Bogenlamven erleuchtet aick der neuen Straße aber lag alle? still und tot. Al-? endlick' glich Dto sich am den Heimweg machte, crloicben hier die Lichter, und diese Val:enstraße von der man sich eine so »nae- b.'nre Arl'-itsteiftuna vcrlv'-ach war zur nnaewollten Rnb- verdammt Die Worte de-? Direftvr? batten alle Leb'-n?aeifter in Otto von neuem entflicht Er stürm;? nackt Hanse um Renate sein Glück mftz»- t"l"». Eine Zeitlana ftind er an der Haltestelle der elektrischen Balm Aber al? er sie in weiter Ferne noch nicht erblickte, verließ ibn die Geduld. Er trat in den Bark ein. um in einem kurzen We-Oüber die Lichtung bin »ach Hanse zn eilen. Nicht neben sich vernabm er ein girrende-? Lachen. E-? zanberte ihm ein Mädchen mit kw-eile» Wangenknochen einer harten Stimme vor, Nnd da stand auch Malw» Weinhold neben ibm, reichte ibm die Neins, breite Hand »nd sah ibn a-H Hren schräqstehenden Augen an.
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