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Nr. LS« LG. Jahrg. Dienstag den 28. August 1917 Sächsische GefchSstsstelle mUr Redaktis.r DreStze««A. 16. Hatbeinstraße 4H Fernsprecher 21366 «ostscheittonto Leipzig Nr. 147S7 ————c, Be««,»Preis, rluSgabe > mit Mufti. Beilage vierteljSbrlich 8.4V .cc. In Dresden imo ganz Deutsch land frei Haus 8.88 u> Oesterreich 8.»8 K. > Ausgabe» VlerteljSkrlt» 8.1«^ In Dresden und ganz Deutschland frei HauS > 8.L8 in Oeslerrcich 4.VS X. ikinzel-istunimer 1v 4- ! Di« Sächsische VoSSzeituna erscheint an allen Wochentagen nachmittags. — Anzeige» - Annahme von GeschästSanzeiacn bi? >v Uhr. von Faintlicnanzeigen bis 11 Uhr vorm. Preis sü, die Pclil-Lpallzeilc!tv ^,im Siekla- incteii v« ,s. Für undcullich geschnebene. sowie dirrch Fern- chrecher ausgegedene Slnzcigen tünnen wir die Bcraiilworlnchkeil für die Richtigkeit des Derlei nicht üdcniehuien. Sprechsiundc der Rcdakston: j t —>8 Uhr vorm.' Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Ientrumspartei. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Zur Kriegslage Tie neuerliche französische Offensive bei Verdun, die nach lltägigein artilleristischen Vorbereitungsseuer cinge- treten ist, übersteigt an Wucht sicherlich diejenige zu Ende deS vergangenen Jahres, die den Franzosen den Wieder- gewinn der Feste Douanmont eingebracht hatte. Gegen wärtig erfolgt der französische Angriff mit überaus starken Mitteln an Artillerie und gewaltige!» Einsätze von In- santerieinassen auf beiden Ufern der Maas. Es scheint, als ob die Franzosen dabei ganz besonders die Absicht verfolgen würden, den Deutschen alle jene Terraingewinne zu ent reißen, die diese in ihrer berühmten Offensive von Mitte Februar 1916 im Festnngsbereichc von Verdun zu erzielen verstanden. Diese Bestrebungen der Franzosen würden so recht dem Gcdankengange der Pariser Machthaber entspre chen, die die Verteidigung von Verdun als das Kennzeichen französischer Widerstandskraft gegen die „deutsche Jnva- sion" dem Pariser Publikum gegenüber geltend machen wollen. Das Wolfsche Bureau nennt in diesem Sinne die französische Offensive bei Verdun eine vorwiegend politische. Ter gleiche deutsche Bericht weist darauf bin. daß ein Durchbruch der Franzosen in den von den Deutschen gehaltenen Gebieten nördlich und östlich von Verdun völlig aussichtslos ist. Wenn wir die Terraingowinne, die die Franzosen in den heißen Kämpfen vom 19. bis 22. August in Anbetracht ziehen, so müssen wir dieser deutschen Auffassung als vor- urteilslose Beobachter völlig beipflichten. Der Franzose konnte in diesen Tagen als taktischen Gewinn die Erstür- uinng der Südostecke des Waldes von Avocourt, der Höhe Toter Mann, sowie der nach Nordosten davon anschließen den Geländestreifen ani Westnfer der Maas buchen, ebenso auch den'Wiedergewinn des sich am Ostufcr dieses Flusses anschließenden Terrains am Talouriicken, im Bosselväldchen und in der Umgebung von Samogneux. Alle diese Teil- erfolge wurden aber nur durch den Einsatz einer riesigen Mnnitions- und Artillcricmenge des Feindes erzielt und was noch weit bedeutsamer ist, durch den Verlust ganzer SturmbansSn weißer und farbiger Franzosen. Das deutsche Heer, das die Verteidigung des Raumes nördlich von Ver dun ans sich genommen hat, kann aber darauf Hinweisen, Laß es einen Vorbruch der Franzosen in strategisch, für die deutsche Machtstellung in Nordfrankrcich gefährliche Rich tungen völlig abgewehrt hat, ja noch mehr, die Höhe 301 konnte am 21. und 22. August trotz mehrfacher und für den Feind verlustreicher Anstürme von den Deutschen völlig ge basten werden, obgleich diese Höher zwischen der Südostecke des Avoconrtwaldes und der Höhe „Toter Mann", die von den Franzosen erobert worden sind, eingekeilt ist. Ein Vor stoß der Franzosen von Regncvillegegen den Forgesgrund wurde am 21. August von den Deutschen abgewiesen. Von dort führt ein Weg nach Westen in den Rücken der deut schen Verdnnstellnng ivestlich von der Maas. Die Franzosen suchen sicherlich nach dieser Richtung Raum zu gewinnen, um sich den Weg nach Malanconrt frei zu machen, der die Ostfront der deutschen Argonnenstellung bedrohen würde. Bis dahin hat es aber recht geraume Wege, die von den Franzosen im jetzigen Kriege kaum betreten werden können. — Die Festigung der französischen Stellung östlich von der Maas durch die oben ertvähnten Teilerfolge der Franzosen daselbst gibt auch der Vermutung Raum, daß eine franzö sische Offensive gegen die Woewre-Ebene vorbereitet wer- den könnte, deren Endziel naturgemäß die Eroberung von Etain und Conflans wäre. Dadurch iväre einerseits die französische Gcrcsleitiing in die Lage versetzt, nach Nord- lvesten hin den Deutschen die Eisenerzgruben von Brieg streitig zu machen, anderseits würde sic aber den Einbruch des denrschen Heeres in Französisch-Lothringen, der mit der Basis ConiHrcs-Priesternxlld und der Spitze St. Mieckncl tief in die dortige französische Front hineinspringt, rück- gängig zu machen in der Lage sein. Diese strategischen Ziele stehen aber zum tatsächlichen Kräfteverhältnis des dortigen französischen Heeres, von dem schon mehrere Di visionen durch die bisherige Offensive völlig abgenützt sind, znm deutschen, das in einer elastischen Defensive nur leicht zurückweicht, dabei aber dem Gegner die größten Per- Inste beibringt, in schreiendstem Mißverhältnis. Eine oben erwähnte strategische Auswirkung der jetzigen französischen Offensive bei Verdun kann also als völlig ausgeschlossen angeseben werden. Pariser und Londoner Zeitungen, sowie solche Nordamerikas mögen einen solchen Humbug dem dortigen Publikum vorinachen, doch ernst denkende feind liche Heerführer denken selbst daran nicht. Tatsächlich hat die neue Offensive der Franzosen im Raume ihrer Festung Verdun einerseits die Eigenart einer Reklameoffcnsive für Kriegspolitik und Dnrchhalten im Weltkriege, anderseits ist sie aber als Entlastungsoffensipc für die Engländer, die 1 '' "-»»»« I Das Neueste vom Tage H Sll MW dklllsU WstM kW. T. B. AmtAch.) Großes Hauptquartier, den 28. August 1917. Westlicher-Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: In Flandern brach frühmorgens an der Straße Upern- Menin ein starker englischer Angriff verlustreich zusammen. Nachmittags setzte schlagartig stärkstes Trommelfeuer gegen die Kampfzone zwischen Langemarck und der Bahn Roulers-I)pern ein. Unter Verwendung zahlreicher Panzer wagen und tieffliegender Flugzeuge trat bald darauf die englische Infanterie auf dieser Front zum Sturm an. In zäher Verteidigung warfen unsere Kampftruppen den Feind, der seinen Angriff durch Borführen starker Reserven dauernd Nachdruck zu geben versuchte, überall zurück. Abends setzte unter nochmaliger gewaltiger Feuersteigerung ein zweiter geschloffener Ansturm gegen dieselben Abschnitte ein. Das Ergebnis der bis in die Nacht hinein dauernden Käippse ist, das bis aus eins unbedeutende Einbuchtung nordöstlich von Frezenberg unsere Stellungen restlos behauptet wurden und die Engländer eine blutige Niederlage erlitten. Der Erfolg des Tages ist der ausgezeichneten Haltung württembergischer Truppen und der vernichtende.» Wirkung unseres znsainmen- gefaßten Artilleriefeuers zu danken. Westlich von Le Catelet scheiterten neue englische Vor stöße vor unseren Linien. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Im westlichen Teile des Chemin deS Dames suchten die Franzosen am Wege Allemant-Saney in Regiments- breite zum Angriff vorzubrechen; sie wurüen durch Feuer abgewiesen. Südlich von Courtecon und südüstlich von Ailles verliefen Stoßtruppunternehmen für uns erfolgreich. Vor Verdun herrschte tagsüber nur geringe Gefechts tätigkeit, nachdem die Frühkämpfc um da» von uns zurück gewonnene Dorf Beaumont abgeschloffen waren. Die dort Angebrachten Gefangenen gehörten drei französischen Divisi onen an. Abends nahm auf dem Ostufer der Maa» der Artilleriekampf wieder große Heftigkeit an; bei erfolglosen Teilangriffen, die westlich der Straße Beaumont - Vacherau- ville vorbrachen, erlitten die Franzosen erhebliche Verluste. In den letzten Tagen errang Leutnant Voß seinen 38. Luftsteg. Oestlicher Kriegsschauplatz Front de» Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Von der Düna bis zum Dnjestr war die Gefechts- tätigtest nur in wenigen Abschnitten lebhaft. Auf dem Nordufer des Pruth nahmen rheinische, bayerische und österreichisch-ungarische Regimenter die stark verschanzten russischen Stellungen auf der Dolzok-Höhe und das Dorf Bojan im Sturm. Hartnäckiger Widerstand der Russen wurde auch auf den Hügeln nordöstlich des Dolzok nach hartem Kampfe am Abend gebrochen. Mehr als 1000 Gefangene, 6 Geschütze und zahlreiche Maschinen gewehre fielen in unsere Hand. Die Verluste des hinter den Rekitna-Abschnitt zurückgeworfenen Feindes sind schwer. Front des Generaloberst Er»h«»ro« J-s«Ph: Nördlich von Soveja im Susita-Tal wurden unsere Sicherungen von kürzlich genommenen Höhen durch über legene feindliche Angriffe verdrängt. Heeresfront des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: In einigen Abschnitten rege Artillerietätigkeit. Mazedonisch^ Front: Zwischen Prespa- und Doiran-See lebte mehrfach das Feuer auf. Westlich des Vardar bei Ljumnica angreifende feindliche Abteilungen wurden von bulgarischen Posten abgewiesen. Der erste Generalquartiermeister: Ludendorff. nordöstlich von Vipern vorbrechen wollen, zu bewerten. Die französische Verdun-Offensive gleicht einem blendcirden Feuerwerk, das zuletzt resnltatlos verpufft. X Zur Friedensfrage Der gut unterrichtete Sonderberichterstatter der „Ziiri- ckier Post" meldet ans London, ohne von der engli schen Zensur behindert zu werden: Die Ant- wortwort der Alliierten ans die päpstliche Note wird nach allem, was man in der englischen Hauptstadt vernimmt, anders lauten, als diejenige, welche jeiner- zeit Deutschland erteilt wurde. Eine di rekte Ab lehnung ist ausgeschlossen. Diejenigen Stellen, welche sofort erklärten, die Note sei in dein Interesse von Deutschland und Oesterreich verfertigt, trachteten dabei, das Volk gegen den päpstlichen Vorschlag mit Vorurteilen zu erfüllen. Dies iväre vor einigen Monaten möglich gewesen, im jetzigen Augenblicke jinden solche Anklagen nicht mehr Glauben. Der Stockholmer Gegensatz hat es mit sich gebracht, daß das britische Volk im allgemeinen i« der Richtung des Friedens orientiert ist. Wen» nicht alles täuscht, wird der Papst eine im Pergleich mit de» früheren Ausführungen der Alliierten gemäßigte Ab fassung des alliierten Standpunktes erhalten. Sollten die Zentralinächte den Inhalt der Note wenigstens ohne große Modifizierung annehnien, dann ist in den alliierten Län dern, nach London zu schließen, das Unerwartetste in ögIi ch. Die katholische» „Neuen Züricher Nachrichten" melde« aus Nom: Das Telegrannn des Ausschusses der katholi schen Volksnnion an den Papst und das Friedenstelegramm des gleichen Anssckwsses an die italienische Regierung wurde von der römischen Zensur unterdrückt. Di« katholischen Blätter sind sehr erbittert darüber, daß die Zensur den Abdruck von Schmähmstikeln gegen den Papst im „Popolo d'Jtalia" gestattet. Der „Osserbatore Romano" mcldrt: Die London«' Negierung verständigte den Heiligen Stuhl, daß die Friedensnote sorgfältigste Prüfung erfahren werde. Laut „Sccolo" wird sie in Hundert tausen den von Exemplaren in Italien verbreitet: in der katbolisckxm Presse wird sic befüNvortet, worüber die Kriegspresse unter den üblichen Verdächtigungen zetzerd. weil dadurch die Kriegsmüdigkeit gefördert werde. Tic katholischen Bischöfe winden von Wilson emp fangen, um dcni Präsidenten die Bitte der Katholiken der Union zn unterbreiten, die FriedenSanregnng des PopsteK nicht abzu lehnen. — Die führenden deutschen und irischen Zeitungen der Union verlangen, daß der Kongrsh gehöick wird, bevor Wilson die Pavstnote beantwortet. Das „Petit Journal" meldet: Die Antwort der Alliig» ten ans die päpstlickx; Note liege in ihren Grnndzügen vor. Sie sei abwartend, aber nicht ganz ablehnend gehalten und werde gegen Ende nächster Woche dem -Heili gen Stuhl überreichst werden. ...... Der Weltkrieg I Der deutsche Abe»dbrricht (W. T. B.) Berlin, 27. August, abends. Amtlich. In Flandern scheiterte morgens ein starker engsi?- scher Angriff östlich von Zjpern. Nachmittags lwftiger Nr- tilleriekanipf nordöstlich der Stadt. Vor Verdun blieb bei den Frühkämpfen Beauinontin » n s c re r Han d. Im Osten brachte ein Angriff uns in Besitz wichtig« Stellungen östlich von Czernowih. Bisher si«td mehr als t 000 Gefangene und sechs Geschütz« M Deute gemeldet. Orsterrrichisch.u»garischrr Kriegsbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart den 27. August: Oestlicher Kriegsschauplatz. Oestlich von Soveja erstürmten deutsche Trupp«, der Heeresfront Erzherzog Josef eine feindliche Stellung, »nd belwupteten sie gegen heftige Gegenangriffe. Italienischer Kriegsschauplatz. Tic elfte Iso nzosch lacht dauert forst. Die An griffe des Feindes richteten sich abermals gegen unsere Linie ans der Hochfläckie von Bainsizza — Heili ge n g e i st und nördlich von Görz. Der Kampf wurde namentlich östlich von Anzza, wo Steirer vom Regiment 17. Dalmatiner der 37er Schützen »nd andere Truppen dem Leinde ei-folgreich sntgegentraten, sowie ans dem heißum*