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Der Diener nahm die Waffe, betrachtete sie einen Augenblick und er klärte dann fest: „Jawohl, das ist Herrn Mainwarings Revolver. Ich habe ihn oft gereinigt und kenne jede Schramme daran." „Schon. Was taten Sie, nachdem Sie Herrn Whitney benachrichtigt hatten?" „Herr Whitney schickte mich zu Hern: Ralph Mainwaring, unterwegs traf ich aber wieder Wilson, der mir sagte, er käme eben von seinen: Herrn und Herrn Thornton und sollte auch zum jungen Herrn Mainwaring. So lief ich also nach unten und begegnete in der Halle dem Portier. Dieser wollte den Herrn gern sehen und bat mich, mit ihm zu gehen. Das tat ich und blieb dann im Turmzimmer, bis Herr Whitney kam." „Wann sahen Sie gestern Herrn Mainwaring zum letzten Male?" „Kurz nach dem Essen; es wird zwischen sieben und acht Uhr gewesen sein " — „Wo war das?" „In der großen Halle. Er ließ mich rufen, um mir zu sagen, daß er nichts mehr für mich zu tun habe und ich mir einen freien Abend machen tönne, wenn ich die Türen für die Nacht verschlossen hätte." „Gehörte das Verschließen der Türen für die Nachtzeit zu Ihren tag- sichen Obliegenheiten?" „Ja! ich hatte die Zimmer des Herrn und die HauStür auf -der Südseite zu verschließen." „War Ihnen dafür eine bestimmte Zeit festgesetzt?" „Neun Uhr." „Und Sie verschlossen gestern abend alles wie gewöhnlich?" „Jawohl, aber etwas später wie sonst." „Wie kam das?" „Kurze Zeit, nachdem ich beim Herrn gewesen war, bat mich die Haus- HÄkterin, den Südeingang bis zehn Uhr offen zu lassen, weil sie noch Besuch erwarte." „Wann schlossen Sie nun ab?" „Gleich nach zehn Uhr. Punkt zehn Uhr ging ich vor -aS HauS, um zu sehen, ob im Wohnzimmer der Frau La Grange noch Licht brenne, und als ich sah, daß alles dunkel war, verschloß ich die Haustür und stieg die Diidtreppe hinauf, um nunmehr auch die Stuben zu verschließen." — 25 — „Weiß Gott, da haben Sie reckst," bemerkte Thornton. „Ich wundere mich, MaiMvaring, daß du daran nicht schon selbst gedacht lzast." Inzwischen hatte Skott das Pult geöffnet. Gleich der erste Blick ließ ihn erkennen, daß das Dokument nicht mehr auf der Stelle lag, ans der er es zuletzt gesehen hatte. Er begann zu suchen und durchstöberte alle vor handenen Fächer. Endlich die Vergeblichkeit ferneren Suchens einsehend, drehte er den schon ungeduldig werdenden Herren das Gesicht zu und sagte verstört: „Ich finde das Testament nicht; es ist verschwunden!" Diesen Worben folgte eine beinahe unheimliche Stille, nur der Anwalt sprach, indem es in seinen Augen wie von einer erhaltenen Genugtuung leuchtete: „Das habe ich mir gedacht!" Die Untersuchung. Die Volksmenge, die sich am Morgen vor dem Hause angesammelt hatte, wuchs im Laufe des Tages immer mehr an. Jeder Vorgang im Hause fand sofort seinen Weg nach außen. Das Verschwinden der alten Familien juwelen. über deren ungeheuren Wert schon immer fabelhafte Gerüchte im Umlauf gewesen waren — die Aussetzung und Unterzeichnung des Testaments am Tage vorher — dessen Abhandenkommen gleichzeitig mit dem plötzlichen geheimnisvollen Tode des Testators — all dies zusammen schien das Interest« an dem undurchdringlichen Geheimnis, das seit Jahixm das Hans des Millio närs umgab, aufs höchste gespannt zu haben. Als die zur Vernehmung der Hausbewohnerschaft angesetzte Stunde näher rückte, schivoll die Menschenmenge zu einen: wahren Strom an. Es 'vogte förmlich in dem Vorgarten und den Parkanlagen. Kurz nach Ankunft des 2,45.Zuges fuhr eine Equipage des Hauses, der in einiger Entfernung noch zwei andere Wagen folgten, rasch die Allee her auf. Als die erstere vor dem Portal hielt, entstiegen ihr Herr Whitney mit einem ältlichen Herrn von stattlichem Aeußeren und zwei Polizeibeamte, die sogleich das Volk zurückzudrängen begannen, ivährend der AnUxstt und sein Begleiter eilig in das Haus traten und von einem Diener nach der Bibliothek geleitet wurden. Hier trafen sie den Detektiv, der dort auf seinen Wunsch allein zurückge blieben war. Nach einem kurzen Gespräch' mit ihm bat der Auwalt seinen Begleiter, ihn einen Augenblick zu entschuldigen und schritt, Herrn Merrück winkend, nach dem Turmzimmer. „Nun, Erfolg gehabt? Eine Fährte gesunden?" fragte der Anwakt gespannt. — Der Detektiv lächelte verschmitzt. „Das schaue Wild ging nickst rnS Garn, aber ich habe ein paar kleine Entdeckungen gemach, die sich später vielleicht als wertvoll erweisen Kunden. - Was halten Sie hiervon?" Er zog ein kleines Notizbuch hervor und entnahm ihm mehrere Stücke angebranntes Papier, die trotz der starken Bräunung noch einige teils zu sammenhängende Worte, teils Bruchtücke davon sehen ließen. Whitney breitete die einzelnen Fetzen auf das Pult, überflog sie mit gierigen Blicken und rief dabei plötzlich auS: „Himmel! Mann! Das sind ja Stücke von dem Testament! Hier — das Datum, den: siebenten Tage des Juli im Jahre unserer" und La — dieses — „nvr Houghton La Gra" heißt natürlich Eleauor .DaS Testament deS Bankiers.* * V' 1 «