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gebung nach und nach entstanden ist. Die grobe Zahl der Vtrmdilnugtn und Nachweisungen, die heute in den meisten Betrieben zum Aushang gebracht werden müssen. erschweren jedem Beteiligten die Uebersicht ganz erheblich. Bet den Revisionen durch die Gewerbeaufstchtsbeamten werden viel fach Aushänge vorgefunden, die auf den Betrieb durchaus keinen Bezug haben. Wird der Unternehmer in solchen Fällen nach dem Grunde befragt, so erklärt ec. er hänge lieber überflüssige Verordnungen aus, als daß er wegen des Fehlens derselben gerichtlich bestraft werde; auch wird Wohl behauptet, daß er aus der großen Zahl der Aushänge das Richtige, was für seinen Betrieb zutreffe, nicht mehr herauszufinden vermöchte. Die Arbeiter beklagten sich, daß der Druck auf diesen Aushängen so klein und der Ausdruck der einzelnen Bestimmungeil oft so wenig ihrem Verständnis angepaßt sei. daß sie den Inhalt der Aushänge nicht be griffen." Dieser Klage kann man eine gewisse Berechtigung nicht absprcchen. Mail muß sich aber auf der anderen Sette darüber klar sein, daß eine derartige „Vereinfachung des komplizierten Gesetzgebungsapparates" eine Aufgabe darstellen würde, die an Schwierigkeiten der Reform der Arbeiterversichernng in der Richtung ihrer Vereinfachung nicht nachstehen dürfte. Gleichwohl ist es gut, daß auf die Mängel, die der geiverblichen Gesetzgebung erklärlicherweise anhaften, von kompetenter Seite in so eindringlicher Weise aufmerksam gemacht wirdl — Das Gerücht über die angeblich nahe bevorstehende Beendigung des Zollkrieges zwischen Deutschland und Kanada erweist sich als verfrüht, namentlich hat sich die Meleuug nicht bestätigt, daß Kanada bereit sei, Deutsch land den für den Verkehr mit England gültigen Vorzugs tarif zu gewähren. — Der Fränkische Kurier veröffentlicht eiir Schreiben des Erzbischofs von Bamberg an den Pfarrer Grandiuger, in dem er mit Bezug auf dessen liberale LandtagSkandi- datur erklärt, er halte eS für unmöglich, daß ein katho lischer Priester sich als Abgeordneter der liberalen Partei anschtietze, ohne in weitesten Kreisen des katholischen Volkes Anstoß zu erregen. — Welche Wohltat die soziale Versicherungsgesetzgebung im Deutschen Reiche für die Arbeiterwelt darstellt, erhellt aus dem dem deutschen Reichstag zuge^.angenen Ausweis über die sozialen Versicherungen im Reich im Fahre 1005: „Für die Unvallversicherui'g bestanden 00 gewerbliche Berufs- LSnossenschafte», welche 007,011 Betriebe mit 8,195,702 Versicherten umfassen, ferner 48 laud- und sorstwissenschaft- liche BernfSgcnossenschaften. Die Gesamt-rnsgabe betrug 162,008.802 Mark, die Gesamteinnahmen beliefen sich ans 164,502,280 Mark, die Vcrmögensbestände ans rund 250 Millionen Mark. Die Zahl der Unfälle ist von 187.678 auf 141,121 gewachsen, damit die Entschädigungsbeträge, welche 1005 über 185 Millionen betrugen. Die Anzahl sämtlicher zur Anzeige gebrachten Unfälle betrug 009,100. An JnvalitätsversicherungSrenten wurden fast 187 Millionen Mark ausbezahlt. Durch die sozialen Versicherungen des Deutschen Reiches sind also dem arbeitenden Volk in einem Jahre über 270 Millionen Mark ausbezahlt worden." Im ganzen werden täglich mehr denn eine Million nusgegeben, wenn man die drei VersichernngtzgrnPPen, Invalidität, Krankheit und Unfall in Betracht zieht. — „Ein deutscher Fürst als Zentrumsmaun 8NN8 so überschreibt die „Lägt. Rundschau" einen Artikel, in dem sie mittcilt, daß das Mitglied eines deutschen Fürstenhauses in der Münchner klerikalen Wochenschrift „Allg. Rundschau" ausführt, das Zentrum werde nicht ver gessen, was ihm am 13. Dezember getan worden sei. Wenn Frhr. v. HerUirig den Lenker der äußeren Poüok von dem der inneren zu trennen suche, so schreie dieser deutsche Fürst: Fort mit dem ganzen Fürsten Bülowl Einige Blätter haben den Prinzen Max von Sachsen als Verfasser de« Artikels genannt, aber dieser hat schon dementiert, auch teilte die „Allg. Rundschau" mit. daß der Verfasser gar kein Katholik sei. Wir würden den Artikel der „Tägl. Rundschau nicht zu erwähnen für notwendig halten, wenn nicht die „Nordd. Allg. Zt." im Anschluß an die Frage der „Tägl. Rundschau", wie der Fürst heißen mag. schriebe: „Da fragen wir auch. U. A. w. g. Herr Armin Kausen! Hier gibt es kein Versteckenspiel mit dem Redaktionsgeheimnis!" Herr Kausen, der Herausgeber der „Allg. Rundschau kann sich eine solche Anspielung verl-iticn, er ist ein alter, ehrsamer und gewissenhafter Journalist und wird dem offiziösen Blatte, das in der Wahlbewegnng so viele Unrichtigkeiten brachte und Berichtigungen nicht aus- uahm, eine entsprechende Antwort geben. — Fra» von Grrmar klagt. Wie ein Berliner Blatt wissen will, hat Frau von Ger mar geborene Ecke den öffent lichen Ankläger im Disziplinarverfahren gegen den Gou verneur von Pnttkamer, Kmnmergerichtsrat Kleine, vxgen „verleumderischer Beleidigung" verklagt. Damit kommt die Sache zur Entscheidung. Ten maßgebenden Behörden ist -der offene Brief sehr unangenehm. Wenn sein Inhalt »vahr ist, dann trat in diesem Prozesse des Ansehen der Behörde einen Stoß erlitten, wie er schirfer nicht gedacht Norden kann. Daß dies unter dem „neuen Herrn" gar Vorkommen mußte, kaun nicht die Hebung des Vertrauens lzervorrnfcn. Aber wir halten mit unserem Urteil zurück, bis die Sache -«entschieden ist. In den weitesten Boltskreisen hört man sehr abfällige Urteile über die ganze Art der Prozeß- führung. Belgien. — Der ersten Sitzung der Session der Tcputicrten- kammcr wohnten die neuen Minister bei. Die Sitzung war sehr errc'gt und nahin einen stiirmisckzen Charakter an bei der Besprechung der Interpellation Fninemont, in der Auf klärung verlangt wird, »rxirniir Präsident und Bureau der Kammer den. Berggesctzeutwnrf während einer ganzen Sitzung liaben diskutieren lassen, »wirrend er doch schon tags zuvor zurückgezogen worden sei. Der Präsident erklärte ifferauf, daß alles ordnungsmäßig zngegangeu sei. Ta eine iveitere Diskussion durch lvüsteu Lärm unmöglich wurde, sah sich der Präsident genötigt, die Sitzung anfznheben. «»«Mia«». — Unterhaus. Bei dichtbesetztem Hause erhebt sich der Chefsekretär für Irland, um die Vorlage zur Errichtung vineS administrativen Rates für Irland einzrrbririgeir. Im Anfänge seiner Rede führte er aus, daß die Vorlage keine Spur eines Vorschlages auf Begründung einer neuen ge- setzgeberischen Gewalt enthalte und nicht zur Erhebung auch nur einer einzigen Steuer oder Abgabe ermächtigen tverde, ivährend die irischen Mitglieder nach wie vor ihre Sitze im Unterlzause einnehmen würden. Obgleich sonach die Vor lage in ihrer Tragnx-ite begrenzt sei, so sei es doch das Ziel, die öffentliche Meinung des irischen Volkes als ganzes in engere Beziehungen zu der Verwaltung der Gesetze und Verordnungen zu bringen, welche die rein irischen Ange legenheiten betreffen. Die Vorlage bestimme, daß acht Vor- waltnngsdeparteinents, darunter die der Lokalverwaltung, der Landwirtschaft, der öffentlichen Arbeiten, des Unter richts. aber nicht das der Gendarmerieverwaltung unter die Kontrolle eines repräsentativen Adininistrativrates gestellt werden sollen, der aus 82 geNxihlten und 24 ernannten Mit gliedern bestehen würde. Ter Rat solle die Kontrolle der Veruxiltniig der allst bezeichneten Departements durch Reso lutionen ansnben. Die Oberhoheit des Neichsparlaments solle dadurch gewahrt bleiben, daß dein Mzekönig die Be fugnis erteilt wird, für jede von dem Rate gefaßte Resolu tion den Vorbehalt der Genehmigung durch die Regierung zu maclze». Nachdem Birrell noch die Errichtung eines be sonderen irischen Fonds unter der Kontrolle eines Admi nistrativrates für die Ausgaben der acht Departements an- gekündigt, bekämpft Valfonr die Vorlage als völlig verkehrt und auch für Irland unbefriedigend. Frankreich. -- Die Blätter widmen, der znsammentretcnden Kam- wer meist höchst mißvergnügte Betrachtungen. „Figaro" schreibt: Tie gegeimstirtige Lage kann nicht dauern, die Führer der republikanischen Mehrheit müssen wissen, daß sie, wenn sie nochmals das Ministerium Clemenceau halten, nicht mehr seine Stützen, sondern seine Mitschuldigen sind, nxnn sie der täglich drohender aufzieheuden Anarchie nicht Einhalt Inn, werden sie von ihr verschlungen werden. Clemenceau kann tragen der Zusammensetzung seines Kabi netts nicht erfolgreich gegen sie kämpfen. Wir werden rasch zu Unruhen auf der Straße lind zum Aufstand gelangen, dann wird dieses Ministerium, das die Mehrheit nicht zu stürzen wagt, wie Spreu tveggefegt werden und wir wer den Zeugen von Krisen sein, die erft mit der Freiheit selbst verschwinden werden. Schweiz. — Das VnndeSgericht hat die Auslieferung des in Zürich verhafteten 10jährigen Russen Kiczalski, der am 12. Februar 1906 an der Ermordung des Weickselbahn- direktors Iwanow in Warschau teilgenommen hat, an Rußland bewilligt. Das Gericht gürg dabei von der Auf fassung aus, es handle sich nicht um ein politisches, son dern um ein gemeines Verbrechen. Die russische Regie rung hat dem Bnndesrat die Zusicherung erteilt, daß Kiczalski vor ein ordentliches Gericht gestellt werde. Ostindien. — Cingeborellenanfstand in Indien. England hat jetzt seine liebe Not in Indien, denn die Hindus, die unter jochten Eingeborenen dieses reichen und doch wieder so armen Landes — Pest und Hnngersnot stellen sich gar zu häufig ein — sind aufsässig geworden. Schon vor einigen Wochen, als die ersten Nachrichten über die Gärung in Indien Vor lagen, sagten wir, die englische Negierung verschweige viel, denn die Situation sei ztveifellos bereits sehr schlimm. Jetzt geht das Verheimlichen nicht mehr an und das Reriter- Bnrean meldet bereits: Im Zusammenhang mit den vor kurzem gemeldeten Vorgängen tritt in einzelnen Teilen Nordindiens eine unzweifelhaft steigende Verbitterung zu Tage. Nanientlich die gebildeten Klassen sind den. Euro päern feindlich gesinnt, und jede dem- Volksempfinden un angenehme Handlung bildet den Vorllxmd zu Angriffen auf friedliche und unbewaffnete Europäer. Die Bewegung bat ihren Ursprung in Bengalen genommen und sich über das Pendschab ansgebreitet. In Lahore und Nanxilpirrdi haben an sich unbedeutende Vorkommnisse Ausbrüche ge zeitigt. doch wird die Lage sorgfältig beobachtet und jede Anregung zu Genwlttätigkeiten nnnachsichtlich unterdrückt. Ein zweiter Bericht ans Kalkutta schildert die Lage noch etnws düsterer. Danach drucken dort alle Lokalblätter einen ausführlichen Bericht ab über ernste Unruhen in verschie denen Ortschaften Ostbengalens, besonders im Maimansing- Distrikte. Tie Zeitungen crllärvir die Situation für be denklich und sagen, die Vorkommnisse könnten das Vorspiel für Schlimmeres sein und seien, der großen Gegnerschaft zwischen Hindus und Mohammedanern znzuschrciben. Die ersteren behaupten, daß die letzteren ihren Tempel cnttveiht hätten, die Mohammedaner sagen, daß der von den Hindus betriebene Boykott britischer Waren ein Steigen der Preise verursacht habe. Tie Gegnersck>ast zwischen Hindus und Mohammedanern ist, auch wenn die Engländer es glauben machen wollen, keineswegs die tiefere Ursache zu der Gärung. Sie geht vielmehr bis ans den russisch-japanischen .Krieg zurück. Der Sieg Japans hat alle Eingeborenen- stamme Asiens ansgernttelt und selbstbe>vnßter gemacht. Hindus und Japaner lraben ohnehin einen Berührungs punkt durch die gemeinsame buddhistische Religion. In der letzten Zeit wird viel von einer hindu-japanischen Verbrüde rung gesprochen. Aus Stadt und Land. sMittelliincii-n n»S unser«-»! Leserkreise mit N»mc»SfertI»»nn für diese Rubrik sind der Reduktion nliezcil willkommen. Der Rome des Einsenders bleibt vieftelmnis der Reduktion, rlnonvmc Hnschrisie» müssen »»berücksi-biini bleiben « Dresden, den 8. Mat 1907. ? aaeSkalender für den 9. Mai. 19 2. Ausbruch des SousrierL auf St. BttceiN. — 1S02. k Julius Gcoße. Schriftsteller und Dichter. — 181t. * Arlon v. Werner zu Frankfurt a. O, Herd. Hnior enmaler. — 1806. s Friedrich v Schiller. — 1761. * Friedrich Siruve in Neustadt in Sachsen, Begründer der lünstl. Mneralwasfersabrikatinn. 10. Mai. 1900 Eröffnung der russischen NeichSduma — 1905. -j- Jstepb Strobach, «rster Dizcbürgermeisier Wien?. — 1886. s Feld. Hiller zu Köln. her», deutscher Tondichter. — 1871. Entgültige Festsetzung des Friedensvertrage« mit Frankreich ,n Frankfurt a. M. — 1860. Wiedererstehen de« deutschen Bundes- tage». — 1714 * Sophie Charlotte Sckermarn, berülmie Schau spielerin und Theater direktere. — 163t. E-srüimung MagdibrrgS durch Tilly. —* Wetterprognose des König!. Sächs meteorc» logischen Instituts zu Dresden für den 9. Mat: Wind »nd Bewölkung: schwache östliche Winde: vielfach heiter. Rieder, schlag uad Temperatur: trock.n, nachts kühler, tags wärmer als am «orta'e. X Das Königliche Hoflager ist »nieder nach Wachwitz verlegt worden, wo Se. Majestät bereits seit 17 Jahren jeden Frühling und Sommer weilt. Wie ein schlichter Privatmann lebt der Monarch ans diesem schönen Stückchen Erde. Schon früh erhebt er sich, um Regierrrngs-- aiigelegenheiten zu erledigen. Etwa dreiinal wöchentlich fährt oder reitet er zrnn Residenzschloß nach Dresden, nur die Vorträge der Minister und militärische Meldungen ent gegenzunehmen. Sonst verlebt er den Frühling und Som mer, abgesehen von notwendigen dienstlichen Reisen, kleine ren Jagdausflngeir und militärischen Besichtigungen in stiller Zurückgezogenheit, nur von ferner immer mehr Heran wachsenden Prinzen und PrirH-essinnen umgebech. Bor allem durchstreift er oft mit ihnen Wald und Feld, und wer ihn ans seinen Spaziergängen mit seinen Kindern gesehen lrat, der mnß ihn lieb gewinnen, er mag »vollen oder »richt. Neuerdings pflegt der König einmal am Tage, je nachdem es die Regierungsgeschäfte gestatten, vor- oder nachmittags einen längeren Spaziergang ohne jeglickze Begleitung zn unternehmen. Er geht in der Regel von Wachrvitz nach Weißer Hirsch und kehrt über die Klattleitlze über Loschkortz nach der Königsvilla zurück. Der König ist weder von einem seiner Adjutanten noch von einem Diener begleitet, sondern seine Begleiter sind zwei prächtig gezeichnete schottische Schäferhunde und ein schrarzer Tackel. Auf diesen» ein samen Spaziergänge pflegt der König des öfteren ihn» ent gegenkommende Personen anzusprechen und sich nach diesen» oder jenem, namentlich nach landwirtschaftlichen Angelegen heiten zu erkundigen. Dieses zwanglose Weilen des Königs llirter seinem Volke hat ihn so populär gernacht. Da ist kein Wirt, sei es im Tale oder auf der Höhe, sicher vor einem unerwarteten Besnckre der Königlichen Familie. Das tägliche Leben der Prirrzensöhne ist auch in der Sonmrer- frische ein streng geregeltes. Präzise ^7 Uhr morgens hält das Königliche Automobil vor der Königsvilla, mir die Kö- nigskinder zum Schulunterricht nach Dresden zu bringen. Die Königsvilla liegt in halber Höhe des sanft ansteigenden Berges, umgeben von großem Blumengarten rind ausge zeichnetem Park. An einer der sckzöirsten Stellen, einer Lichtung zwischen Birken und Eichen, siebt ernst ein großes Kruzifix, es trägt die Inschrift: „22. August 1898." An jenem Tage ward dem damaligen Prinzen Friedrich August das erste Töchterchen geboren, das jedoch kurz nach der Ge burt wieder verstorben ist, Hieran erinnert das Kreuz an einsamer, »veltverlorener Stelle. —* K a t h. Hofkirche. Donnerstag den 0 Mai (Christi Himmelfahrt): Messe in silkr-dur von Franz Schubert. Graduate: ^eonckit Dorm von Neißigcr. Offertorium Intonuit 6o eoolo von Schuster. —* Eine Besichtigung deS Pillnrtzer Schloßgarlens fand am Dienstag durch den in Dresden tagenden Verein deutscher Gartenkünstler statt. Der prächtige Pa>k mit seinen vielen kostbaren Koniferen und seltenen Pflanzen steht jetzt im schönsten Frühlings schmuck«', den die letzten warmen Tage haben hier geradezu Wunder bewirkt. Die berühmte Kamelie befindet sich „och in iürem Wintsrhause und hat sich anscheinend vollständig wieder von dem Brand schaden erholt. Allerdings zeigt der Baum in diesem Jahre nicht so viele Blüten als sonst und nur hier und da hat sich eine rote Blume entfaltet. Vor dem Brande zeigte der Baum oft viele Hunderte von Blüten. Die deutschen Gartenkünstler verließen hochbefriedigt den schönen Park, um dann noch einen Spaziergang durch den roman- tischen Friedrichsgrnnd zu unternehmen, wo in der Me'ir- mühle Station gemacht wurde. —* Der Rat schreibt jetzt die Stelle eines zweiten Assistenten des Stadtbezirksarztes mit einem Gehalte von 4000—5500 Mk. aus, nachdem sich auch die erste Aus schreibung, in der das Gehalt auf 8000—3600 Mk, fest gesetzt war. kein Bewerber gefunden hatte. —* Beim Umbau der Auguflnöbrücke wurde gestern abermals eine Sprengung vorgenommen, und zwar handelte eS sich um die gewaltsame Beseitigung des ersten PfeilerfundamcntS, nachdem zwei Brückenbogen auf dieselbe Art bereits entfernt worden sind. —* Im Nesiderrztheater wurde am Sonnabend eiir Schauspieler verhaftet, welcher in Hamburg, mit der Führung der Kasse betraut, der Direktion Haller durch betrügerische Manipulationen 2000 Mk. unterschlagen haben soll. Nach dem ersten Akte des Stückes ,,Die Herren von Moxim", wo er anftrat, wurde er zu seinem Schrecken in. die Untersuchungshaft abgeführt. —* Bei den Dressurvorstellnngen im Zs'-ko- gischen Varterr stürzte der Domvienr und wurde von einem der Bären überfallen und nicht unerheblich am Beirre zerfleischt. Der kühne Mann setzte seine Vorführungen bis zum Schluß fort und wurde alsdann von dem zufällig anwesenden hilfsbereiten Hofopernsäirger Dr. med. v. Vary verbunden, worauf er sich zu weiterer Behandlung in eine hiesige Klinik begeben mußte. —* Bei dem Versuch, auf einen in voller Fahrt be» findlichen Straßenbahnwagen zu springe», verunglückte am Montag früh ein Ulanen - Oberleutnant auf der Striesener Straße ziemlich schwer. Der Offizier wollte auf den Motorwagen arrfspringen, da ihrn das aber nicht gelang, sprang er auf den Vorderperron des Anhängers» kam zum Fallen und wurde so ein Stück geschleift. Blutend und mit zerrissener Uniform wurde der Offizier nach einer in der Nähe befindlichen ärztlichen Klinik gebracht, wo sich herauSstellte, daß außer anderen leichteren Verletzungen eine starke Quetschung des einen BeincS erfolgt war, deren Heilung einige Wochen dauern dürfte. —* Aus Bautzen schreibt man unS: ES kann nicht gering hervorgehoben werden, daß die deutsche Reform partei am 4. Mai gegen die Unterstützung der katho lischen Missionsschule in Engelport an der Mosel gestimmt hat. Die Rcichspartei, die Konservativen, wie auch da» Zentrum stimmten dafür. Mit anerkennenswerter Sach lichkeit lralen die Redner der Reichspartei und der Konser vativen der konfessionellen Engherzigkeit des Freisinns ent- gegen. Bassermann und mehrere andere Nationalliberake beugten sich nicht den Wünschen dkS Direktors des Evangc-