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Mittwoch, 31. Dez. 1« v ff«»»sP»«cher LI X» V»ftsch«ck»I.»»t» L,tp»«s «' >47»1» «r»«0 L8.J«hr, GefchSft«ft«>e ««» ««da»«»», »«—de«»«. 1«, H»ld«t»ftr«s,e 4« B«»»aShret«i «tertcltNhrltlh in der «eichitst«Urlle ober von der Pos! ub«edoll »ln-auv« » mtl illuslr. X.-Uagk « »»^e, M»»aab« »«.48^. I» Dresden und «an, Deutschiand frei Hau« Aadgabe 1 »lnSgab, « «.»<» — Die küchstiche «olkSzeitung erscheint an allen «ochcnlagen nachm. — EprechOunde de, »lednNton, I I bi« 12 Uhr vorm Anzeigen > Annahme von «eichllstSanzetgen bi» I« Uhr, von Famtlienaiizeige» bi« II Uhr vorm. - Pr«>» '>,> r><- Pelii-Shalljkile «1«^, im ReNametcii I.s« Famtlien-Nnzetgcn bo^. — Für undeutlich getchriebene. lowie dina ^.. . ivrecher anigegebeue Anzeigen kbnnen Mir die Aerantwortlichlett illr die Richiigletl de» Leite« o>chi kiber :evn »e> Das Jahr der Gewalt fE Es geht heute zir Ende. Die Gewalt hat im abge- laufenen Jahre die höchsten Triumphe gefeiert. Mau hat die einzig neutrale Macht im Weltkriege, den Papst, den Vertreter der katholischen Christenheit, vom Friedenstische ferngehalten, und dieser Frieden ist auch danach geworden, ein Frieden der Gewalt, ein Zerrbild dessen, was wir unter Völkerbund verstehen und auf dessen Erfüllung wir trotz allem hinarbeiten müssen. Wir verlangen die Revision dieses sogenannten Frie- densvertiages. Die deutsche Regierung fordert diese Revi sion und muß sie fordern. Und wenn diese Revision auch nicht von heute auf morgen kommt und kommen wird, auf- zrvhalten wird sie nicht sein, denn wir sind der Ueberzeu- gnng, daß alle Gewalt von Nebel ist, daß Las Gute sich -stets Bahn brechen wird, daß Geivalt nicht von Dauer sein kann und nicht von Dauer sein wird, wenn alle ehrlich Gesinnten sich dagegen ausbäumen, wenn vor allem christ liche Grundsätze wieder Gemeingut in der Welt werden. Soll die Gelvalt, die uns von außen auferlegt ist, vom Recht und vvn der Gerechtigkeit abgelöst werden, muß sie zuerst im Innern beseitigt und aus dem Wege geräumt sein. Am 31. Dezember des vorigen Jahres schrieben wir an die ser Stelle in unserer Neujahrsbetrachtung, die große Lehre des zir Ende gehenden Jahres sei, daß, wenn wir von un seren Feinden eine auf dem Mackstbewußtsein fußende Be handlung verlangen, wir selbst erst wieder in vollem Um- 'fangc den Zustand dieses Rechtsbewußtseins bei uns durch führen müßten. Es wird niemand zu behaupten wagen, daß das Rechtsbewußtsein in vollem Umfange inzwischen sich wieder Bahn gebrochen hätte. ?lber ans der anderen Seite muß doch sestgestellt werden, daß es wenigstens im Reicke wieder gelungen ist, 'in abgelaufcnen Jahre einen verfassungsmäßigen, einen Rechtszustand herbeizusühren. Daß dies gelungen ist, dafür darf die Deutsche Zentrums partei in erster Linie Tank in Anspruch nehmen. Und wir erfüllen nur eine Ehrenpflicht, wenn wir an der Jahres- wende an dieser Stelle eines Mannes gedenken, der der Sächsischen Zentrumspartei und dem katholischen Volke Sachsens besonders nahe steht und der an dem Zustande kommen des Verfassungswerkes, an der Festlegung des 'Charakters der Ehe in der Verfassung in christlichem Sinne, an der Gewährleistung der Glaubens- und Gewissensfrei heit für alle Bewohner des Reiches, an der Lösung der Schulfrage von Reichs wegen usw. sein gerütteltes Maß . don Anteil besitzt, nämlich des Abgeordneten Reichsgerichts rates Burlage in Leipzig. Wir haben gerade in Sachsen alle Veranlassung, ihm dankbar zu sein und wir haben uns gefreut, daß wir erst her einigen Tagen uns überzeugen durften, wie er, der Mann im Silberhnare, sich auch in die ser schweren Zeit seinen gesunden Optimismus bewahrt hat. Ja, der Kampf für das Rechtsbewußtsein, der Kampf gegen die Gewalt hat ihn wieder jung und frisch gemacht und er bietet ein Beispiel, das der Nachahmung wert ist und zum Aushalten anfeuert, wenn inan sieht, wie er, allen Beschwer- lichkeiten zum Trotz, auch in seinem Wahlkreise unermüd lich tätig ist. Sicherlich befriedigt uns auch die Reichs-Verfassung nickst in vollem Umfange. Sie ist eben wie alles Kompromiß, Stückwerk, aber man denke an die Zustände, wie sie der 9. November 1918 geschaffen, und man wird dann ermessen können, was das Zentrum geleistet hat. Die Reichsver- fasfung bietet uns auch die Unterlage für den Kampf, den wir nun um das Recht, für die Fteiheit gegen die Gewalt in Sachsen zu führen haben. Von einem Jahre der Gewalt können wir auch in Sachsen lind müssen wir leider sprechen, denn hier ist der Hauptkampfplatz, wo man die christlicke Kultur Vergetvaltigen will im wahrsten Sinne des Wortes. Mitten in den Kampf fällt die Jahreswende. Was wir da wünschen? Daß das christliche, daß vor allem das katholische Volk unermüdlich in dem uns aufgezwungenen Kampfe aus- charren möge. Wir haben keinerlei Grund, mutlos zu sein. In einem anderen Artikel dieser Nummer werden die Auf gaben dargelegt, die uns an der Schwelle des neuen Jahres erwarten und die wir zu erfüllen haben. Darauf aber möchten wir noch besonders Hinweisen, daß uns die Zeit eines lehrt, nämlich daß Welrmschauung und Politik sich nicht mehr trennen lassen, daß der Kulturkampf von heute genau so wie der von früher die Pflicht auferlegt, auch im politischen Leben mit ganzer Kraft für die christ lichen Ideen sinzutreten und für die Freiheit der Kirche und die Erhaltung der konfessionellen Schulen. Das Jahr der Gewalt muß abgelöst werden vom Jahr der Freiheit. Und dazu muß jeder mithelfen, dessen Herz für Volk und Vaterland und sein Bestes schlägt. bsl. Neujahrsgedanken über die „Moral schule" für katholische Eltern! Tretet Ihr nicht geschlossener für di? Erhaltung Eurer katholischen Schulen ein, so würden die Folgen stir Euer Gewissen entsetzlich sein! Im günstmsten Falle könnten Euere Kinder vom Moralnnt?":cht. den das Uebergangs- schulgeseh für die allgemeine Volksschule vorgesehen hat, vielleicht befreit werden, und sie hätten außerhalb des planmäßigen Unter.'ich»' s an einem Nachmittag in der Woche nur zwei stunden katholischen Religions unterricht! In der konsesi : onellen Schule ab,r lwben Euere Kinder vier Standen p l a n m aßig in der Woche Religionsunterricht, und nuß'rd.vn i st aller üb- riger Unterricht vom -h» i st k a t h o l i s ch e n Geiste dur chd rungen. Ihr sicht alw. daß selbst im günstigsten Falle — bei einem Nicksteintreten Euererseits für die konfessionelle Schule Euere Kinder weit über 50 Prozent Einbuße an Ausbildung in der christ- katholischen Weltanschauung erführen! — Kinder, die Hörer des Moralunterrichtes im nicht- chriftlichen Sinne sein würden, wären später nicht für die Erfüllung der katholischen Christenpflichten zu bewegen. Diesem Uebel müßt Ihr — als Eltern — Vorbeugen, in dem Ihr die Kinder daheim für die christliche Wahrheit envärmt. Die modernen Heiden rufen: „Heraus aus der Kirche!" Tie standfesten Christen unserer Tage, die durch den un glückliche Ausgang des Krieges und die sich angeschlossene Revolution unbeirrt Gott die Treue bewahrt haben, rufen: „Hinein in die Kirchen!" — , Wir können den Moralunterricht, der einen Er s a tz für die Lehre Iesu darstellen soll, a l s gläubige Christen nie und nimmer gut heißen: denn der M o r a I u n t e r r i cht — M i- schenwerk — stellt sich st o l z ü b e r G o t t e s w e r k! — All dem Stückwerk des nichtchristlichen Moral- unterrickstes müssen katholische Eltern ihre Kinder nach besten Kräften fernhalten. Die Moralschule ist nur der llebergang zur völligen religionslosen Schule! Mögen die „modernen" Mensche» tun, was sie wollen. — Wir gläu bigen Christen — Katholiken wie Protestanten — lassen nns und unseren Kindern den Glauben an den einen, wahren Gott — auch nickst durch Gewalt — rauben! Wer seinen Willen mit Gewalt durchsetzt, zeigt schon, daß seine Sacke nickt auf wildem Grunde aufgebaut ist. Gläubige Katho liken und Protestanten, die D e m treu bleiben, der da von sick sagt: „Ich bin die Wahrheit und das Leben", — Himmel und Erde werden vergeben, . . ." „Mir ist alle Gewalt gegeben!", wissen, daß sie die Wahrheit vertreten. UNd damit ist für gläubige Christen die Stellung zur Moralschule gegeben. Gläubige Christen-. Arbeitet unermüd lich g eg e n d i e E n tch r i st l i ch u. n g des deutschen Volkes! Benxihret Eure Kinder durch mannhafte Tat vor der ungeheuerlichsten Seelenver- ö d u n g, die ihnen droht! Treues Zusammenarbeiten aller Christlichdenkenden kann Und wird der schwerbedrohtcn christlichen Lehre auch diesmal zum Siege verhelfen! Greift zur katholischen Presse und schließt in katholischen Vereinen die Reihen! Dadurch werdet Ihr Mut, Kraft und Schutz gegen den Ueberdruck in Wort und Schrift, der Euch von andersdenkender Seite zu erdrücken sucht, finden. Christlichen Moralunterricht, wie er sich aus dem ch bis mit 10. Gebote Gottes ergibt, haben wirin unseren katholischen Schulen immer gehabt und wollen wir behalten. Dieser ch r i st k a t h o l i s ch e Moral- unterrickit, der von Gott stammt und somit Euerer Kinder Seelenheil sicherstellt, ist und bleibt uns nur in Verbindung mit den drei ersten Geboten Gottes wert und heilig I — ^ Deutsche Protestnote betr. Eupeu u d Malmedy Berlin, 30. Dezember. Auf die durch W. T. B. am 4. Dezember mitgeteiltr Note des Herrn Clemenceau betr. Eupen und Malmedy ist jetzt von der. deutschen Friedensdele gation folgende Antwortnote in Paris überreicht worden:: Ich habe die Ehre, Ihnen den Empfang Ihrer Note vom 10. November zu bestätigen. Mit Bedauern stellt die deutsche Regierung, fest, daß die eingehenden Ausführungen in ihrer Note vom 3. Oktober bei den alliierten und asso ziierten Regierungen nicht die erwartete Beachtung gefun den haben. Die deutsche Regierung hat die grundlegenden Unterschiede zwischen dem Abstimmnngsveriahren für Eupen und Malmedy und für andere Gebiete nie verkannt. Wenn sie sich in ihrer Note vom 3. Oktober mit Artikel 81 des Friedensvertrages eingehend besaßt hat, so hat sie es getan, weil die außerordentlich kurzen Bestimmungen dieies Artikels unzweifelhaft Lücken und Unklarheiten enthalten, deren Beseitgung unerläßlich ist. Die Note der alliierten und assoziierten Regierungen vom 10. November betont besonders, daß das Abstimmunzsverf ihren für Euven und Malmedy nicht mit der für Oberschlmen oder Schleswig vorgesehenen Volksbefragung verglichen werden dürfe. Demgegenüber muß die deutsche Regierung wiederholt dm- auf-Hinweisen, daß die alliierren und assoziierten Reche rungen in ihrer Note vom !6. Jum die Abstimmung in Eupenund MgImedg in ,: der Abstimmune in Schleswig apf dieselbe Stute gestellt und mit den gleichen Worten behandelt haben, und das bei allen Volksabstimmungen — einee'.ei, unter welchen äuße ren Formen sie stattfinden — gewiß'- gemeinsame Grundsätze obwalten müssen. Die Antwortnote vom 10. November erklärt ferner, B >>' g i e n werde unter seiner eigenen Verantwortung die Abstimmung durchführen und für eine freie Stimmabgabe Vorsorge tr-fsen. Kann man an sich schon von den Behörden eines Staates, der an dem Ergebnis der Abstimmung interessiert ist, 'ckwerlich eine unparteiische Haltung erw.i.sin. so liefert das in der deut schen Note vom 3. Oktov." eingehend gsickilderte Vorgehnr der belgi schen Behöobm im Kreisi Euven-Mrlmedy nach Ansicht der deutschen Negierung den Beweis dafür, daß bei einer unter be . ii' ck , > Leit n ng st a l t i i n o ' n - den Volksbefragung von einer freien Stimmabgabe nicht die .Rede i e i n kann. Die deutsche Negierung kann nicht umhin, ihrem Befremden darüber Ausdruck zu versichert, daß ihie aussührlicken Be schwerden über dieses Verhalten, dessentwegen auch jetzt noch fortwährend Klagen der veran pichten Bewohner oin- laufen, in der Antwort der alliierten und assoziierten Re gierungen mit keinem Worte berührt werden. Nach An sicht der deutschen Regierung kann von einer wirklich freien Abstimmung so lange nick! gesprochen ivc'dcn. als den bel gischen Behörden freie Hand aelassen wird. In ihrer Note vom 3. Dtsi.>öee batte die deutsche Re gierung daher vorgeschlag.'a, eine vom Völkerbund ernannte Kommission zur Ueberwackung der Ab stimmung einznsetzen. Dieser storsch'ar, der übrigens dem Artikel 31 des FriedenSverirageS keineswegs n iderivrickt, war von de»' deutschen Regsimna nickt willkürlich gemacht, sondern war veranlaßt durch die Zusicherung in der Ant wort der alliierten und siwsii.'rni. Regüinvgen vom 16. Juni (Teil II, Abschnitt 1). daß die Abstimmung „un- ter der Leitung des Völkerbundes" si.ittsinden werde. In !ker Antwortnote vom 10. November wird erkläit. dieser Zusicherung werde Genüge gewüstet, wenn Belgien das- Er gebnis der Abstimmung dem Völkerbund unterbreite und seine Entscheidung abwart-. Dw deutschen Regierung er scheint diese Auslegung als eine Einschränkung der früheren Zusicherung. Sie vermag ferner nicht zu ersehen, wie der Völkerbund, der in den Kreisen Eupen und Malmedy über keinerlei Organ? verfügt und anscheinend auch nicht verfügen soll, in der Lage sinn könnte, nachträg lich festznstellen, vb und in welcher Weis? eine unzulässige Beeinflussung der Bevölkerung iritrgeninden hat. Im In teresse der Bevölkerung der Preise Enpen und Malmedy. die von ihrer heimatlichen Neg'erima Sckmtz und Hilfe erwar ten und in ihrer übergroßen Mehrheit d e m A n s chInß an Belgien abge neig: isi, kann sich die dentsihe Regierung mit der Antwort der alliierten und asso ziierten Regierung n i cht kn- befriedigt erkläre n. Sie hält es vielmehr für ihre Pflicht, auf ihre in der Note vom 13. Oktober gestellten Anträge znrückuikommen und zu bitten, daß die alliierten und assozisirren Regierungen