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IjichMeKolksMullg »,1V 4». ^,1 > 4 «ü s Beilagen diertelj ! Dresden »nd ganz Deutschland fr8 tzau', » Oesterreich 4.4» L I «»«gab» « nur mit Feierabend vierteljährlich 4.8« An Dresden «nd ganz Deutschland frei Han» iS.iti» 4s- i« Oesterreich 4.07 L - Mzel-Nummer 1« L Wochentag» erscheint die «achmittagSjiunden " dt« Zeitung regeimütztg in den erste« I ; dt« SonriLbendnummer erscheint später. I Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht »nd Freiheit mit NirteohaltungLbeilaKe Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feiera-en- I rumahme tu» »esch2ftsÄg-"H d». « »r di. L»".^«-°-mete« «0 4- ^vü^^.Aaea lännenwk «e «eraatwort-tchd vortr'--"E I nicht - gesägt Nr. 8« Geschäftsstelle und Redaktion Dresden»A. 16, Holbeinstrahe 46 Donnerstag den 1V. April 1914 Fernsprecher 21366 14. Kunstverglssungen unri Llasmslereien kür Uircken un6 Villen. Lnl«Urks u. /insvklägs Icoslenlos. — Nepsi-stueen billigst. Horst Uo>mann, vrosäen-MIInitr. Dsl. 21705 u. 20095. Die Lntrewue in Abbazia (Noch Mitteilungen uns Wiener diplomatischen Kreisen) Zehn Jahre sind cs her. daß Graf Golnchowski in Abbazia mit Tittoni das für die weitere Entwicklung des Verhältnisses zwischen Oesterreich. Ungarn und Italien wichtige Zichrtzprotokoll zum Dreibnndsvertrage unter zeichnet hat. Jene Richtlinien der italienischen Politik, welche schon unter Visconti Venosta auf eine parallele Ent wicklungsaktion des italienischen politischen Besitzes in der Adria wie auch im Mittelmeere Hinweisen, wurden später durch San Ginliano jener Schnittlinie Angeführt, in der sich die Interessen Oesterreich-Ungarns und Italiens ge- troffen haben. Mit der Errichtung eines selbständigen Albanien wurde ein zu Meinungsverschiedenheiten viel- leicht geeignetes Objekt ansgeschaltet. Und cs wurden neue Möglichkeiten der Befestigung des innigen Verhältnisses zwischen den Kabinetten von Nom und Wien geschaffen. Wenn man heute Graf Berchtold seinen italienischen Kol- legen Marchesi di San Ginliano in Abbazia in die Erörte- rungen der schwebenden politischen Fragen der Adria wie des Mittclmeeres ein führt, so mag man versichert sein, daß diese ein Fortban und Ausbau der bisher bereits von den Anhängern des Dreibundgedankens in Italien selbst so wohlbehüteten Vermächtnisses jener großen italienischen Staatsmänner ist, welche in der Anlehnung Italiens an Oesterreich-Ungarn und Dentschland, an diese beiden so großen Kontinentalmächte die einzige reale Basis in der vorteilhaften Entwicklung des italienischen politischen Ein flusses im Mittclmeere erkannt haben. Es wird vielfach die Anschauung vertreten, daß die ein geleiteten Besprechungen der beiden Staatsmänner in Abbazia zu einem besonderen Abschluß führen sollen. Man weist darauf hin, daß jene Vorbesprechungen, die bereits im Vorjahre als die Ergebnisse des zweiten Balkankrieges eine neue Situation schufen, zwischen Nom, Berlin und Wien unternommen wurden, weiter betrieben worden sind und daß bei den jüngsten Besuchen des deutschen Kaisers bei seinen Verbündeten ein Zusatzabkommen zu einem Dreibnndpackt beschlossen worden wäre, das die Rollen der Dreiinächte im Mittel-, Adriatischen und Aegäischen Meere bestimmt. Wenn Italien kraft dieses Abkommens damit betraut würde, das westliche Mittelmeer zu halten, während die deutsche und die österreichisch-ungarische Flotte das i Adriatische Meer auf sich nehmen würden, könnte das Zu sammenwirken der Flotten Italiens und Oesterreich- Ungarns eine weitere Stärkung der Drcibnndintercssen mit sich bringen. Daß es sich bei der Begegnung zwischen Grafe Berchtold und Marchese di San Ginliano um be deutsame politische Akte handelt, beweisen schon gewisse Aeußerlichkeiten. An der Begegnung nehmen die beider seitigen Botschafter in Nom und Wien teil, und es ist sicher, daß diese vier Tage des Aufenthaltes des Marcheio di San Ginliano in dem Kurorte am Ostabhange des Monte Maggiore den Schlußstein zu jenem Gleichgewicht zu legen haben wird, welches den neuen Verhältnissen in dem süd lichen Meere Europas entsprechen soll. Daß gegenwärtig ans Korfu der griechische Ministerpräsident Venizelos und der griechische Minister des Aenßern Dr. Streit beim deutschen Kaiser weilen, sowie die Fahrt des deutschen Reichskanzlers v. Bethmann Hollwcg nach dem Achillcion ist sicherlich nicht als ein zufälliges Zusammentreffen zu be trachten. Die Situation im Mittelmcere wie in der Aegäis ist derart herangereift, daß es unbedingt nottvcndig er scheint, gewisse Jnteressengrundsätze der einzelnen Drei- bnndmitglieder auch festzulegen. Es sind eine Reihe von aktuellen Fragen zu lösen: die Epirusfrage, die Jnselfrage, die des Dodekanesos, ferner die Frage der Verteilung der Interessengebiete in wirtschaftlich politischer Hinsicht in Kleinasien, sowie überhaupt in der Levante. Es scheint, daß es richtig ist, wenn gemeldet wird, die italienische Ne gierung sei durchaus entschlossen, die zwölf Inseln nicht zu räumen, ohne die bekannten Konzessionen in Kleinasien erhalten zu haben, und daß die otomanische Regierung sehr wohl weiß, daß sie ohne Erfüllung dieser Vorbe dingungen die Inseln nicht bekommt. Die erst vorgestern . erteilten Konzessionen an Frankreich und Armenien und im Becken des Schwarzen Meeres haben deutlich gezeigt, in welcher Richtung sich der französisch-russische Drang gegen- wärtig bewegt. Es gilt die wirtschaftliche Durchdringung -cs ganzen Nordens von Kleinasien und von dort den bereits in Syrien und im Hinterlande festgesetzten fran- zösisch-englischen Konzessionären die Hand zu reichen. Ein Netz von Bahnen soll über Kleinasien geworfen werden, um dieses nach und nach in die wirtschaftliche und damit auch politische Abhängigkeit vom französischen Kapitalsmarkt zu bringen. Welche Interessen für den Dreibund da ans dem Spiele stehen, wird man wohl begreifen, und man wird die Ansicht jener teilen, daß es sich bei der Zusammenkunft in Abbazia weniger um die Erörterung schwebender Fragen des Balkans handelt, als um die Vorbereitung jener großen diplomatischen Aktionen, welche aus den neuen Verhält nissen des ottomanischen Reiches heraus vielleicht schon in näherer Zukunft, als man glaubt, aktuell werden könnten. Von Bedeutung für die Besprechungen in Abbazia sind sicherlich die russisch-deutschen und russisch-österreichischen Beziehungen. Die verschiedenen Unfreundlichkeiten von russischer Seite haben eine neue Anssprache der leitenden Staatsmänner des Dreibundes für notwendig erwiesen. Wenn es auch nicht als wahrscheinlich gilt, daß Rußland tatsächlich unmittelbar aggressive Absichten hegt, so zeigen dennoch die Vorkehrungen, welches cs in militärischer Hin sicht trifft, da das französische Kapital im Mittelmcerbecken und in der Levante sich festsetzt, daß man sich von dieser Seite sichern muß. Einstweilen sind diese politischen Ver stimmungen wohl nur auf wirtschaftliches und diplomatisches Gebiet übertragen. Doch beinhaltet die eingetretene Ab kühlung in den Beziehungen zwischen den beiden mächtigen Zentralstaaten Europas mit ibrem nördlichen Nachbar recht ernste Sorgen. Auch die Verhältnisse ans dem Balkan er fordern nach wie vor die eifrigste Wachsamkeit Oesterreich- Ungarns und Italiens, und es tritt mehr denn je klar zu tage, daß die beiden Verbündeten Staaten den Grundsätzen treu bleiben müssen, welchen ihre bisherige gemeinsame Arbeit entsprossen ist. Unter diesem Gesichtspunkte ist die Begegnung von Abbazia ein politisches Ereignis von großer Tragweite. Die Schatten des Mißverständnisses, des Mißtrauens, welche seinerzeit zwischen Nom und Wien zeitweise aus- tanchten, sind völlig geschwunden und die Verhandlungen von Zlbbazia bekunden in erhöhtem Maße die volle Einig keit und Intimität der beiden Staaten. Der »nmittelba'e Gedankenaustausch zwischen dem Grafen Berchtold und dem Marchese di San Ginliano wird für die hohen Ziele des Bündnisses von größtem Nutzen sein und ans dieser Entrevne wird das herzliche Verbältnis zwischen Italien und Oesterreich-Ungarn noch gefestigter als vorder bervor- gehen. Es werden aber auch alle jene gefährlichen Hoff nungen zerstört, welche noch immer an gewisse innere Un stimmigkeiten zwischen den Endzielen der österreichischen und italienischen Adriapolitik glauben. Die Begegnung von Abbazia erfolgt im Zeichen des Frieden?. Die Be kundung der Unerschütterlickikeit des Bündnisses wird auch für den Frieden von Nutzen sein. Konfirmandenfeiern In Wurzen wollte ein sozialdemokratischer Turn verein eine Konfirmandcnseier abhalten. Die Veranstal tung wurde verboten, weil „die Veranstaltung eines solchen Vereins den großen Teil der Einwohnerschaft . . . in ihrem christlichen und religiösen Empfinden ans das tiefste verletze''. Wir Katholiken müssen auch in unserem religiösen Empfinden auf das tiefste verletzt werden, wenn wir sehen, wie Konfirmandenfeicrn von den Protestanten veran- staltet werden. In einem Orte des Erzgebirges wurde zu einer solchen Feier in diesem Jahre ein Theaterstück anfgeführt: „Der Obervogt von Urach", welches „die Unterdrückung der Evangelischen durch die dortigen Katholiken zeigt". Das Stück ist so ein elendes Machwerk, daß man beim Lesen desselben im Innern knirscht, aber auch wieder auf richtig bedauert, daß solche Kost den jungen Menschen- kindcrn ansgerechnet gerade zur Konfirmandenfeicr ge- boten wird. „Gott erfülle euch mit Haß gegen das Papst- tum", das Wort Luthers wird gleichsam noch mit ans den Lebensweg gegeben. In dem Theaterstück ist natürlich Helles Licht bet den Evangelischen und dunkelster Schatten bei den Katholiken. Katholische Lehren und Einrichtungen werden in gemeiner Weise hernntergemacht, die Diener der Kirche im häßlichsten Lichte gezeigt. Dainit auch nicht das Gruselige fehlt, müssen auch „Danmenschranben" und „Vierteilen" herhalten. Die Katholiken besitzen in dem Stück eine Meister schaft im Schimpfen, die Protestanten Weeden von ihnen genannt: vermaledeite Ketzer, Lnmpenhnnde nsw. Aus dem Munde der Protestanten dagegen fließen nur so die Bibelstcllen und fromme Sprüche. Welcher Haß gegen die Katholiken muß bei den Kon firmanden entstehen. Ob der Bczirksschnlinspektor des Bezirkes weiß, daß solche Konfirmandenfeicrn abgehalten werden, die die katholische Religion so verhöhnen? Im Landtag wurde erst neuerdings so viel gereoet vom konfessionellen Frieden. Wer ist es denn, der die eine Konfession gegen die andere hetzt? Deutsches Reich Dresden, den 16 Avril 1014 — Ter österreichische Thronfolger in München. Diens- tag nachmittag fuhr König Ludwig mit dem Erzherzog- Thronfolger Franz Ferdinand und dem Gefolge nach Nym- phenbnrg zur Besichtigung des Schlosses . Darauf besuchten die Fürstlichkeiten den Botanischen Garten. Am Abenc wohnte der Erzherzog im Königlichen Hofthcater der Vor- stellnng von Hoifmanns Erzählungen bei und nahm dann bei dein Prinzen »nd der Prinzessin Leopold das Souper. Gestern vormittag!> Uhr holte König Ludwig den Erzherzog von der Residenz ab und begab sich mit ihm in Begleitung des beiderseitigen Gefolges in die alte Pinakotbek. Hierauf besuchten der ttönig und sein Gast das Bayrische National- musenm. Nachmittags um 1 Ubr gab der österreichisch-unga- rische Gesandte Dr. v. Velics nebst Gemahlin zu Ehren des Erzherzogs ein Frühstück. — Ans das vom König Ludwig gn den Kaiser Franz Joseph gesandte Begrüßnngstelegramm traf in München folgende Antwort ein: „Ans das innigste danke ich Dir und Marie Therese für den Franz Ferdinand bereiteten gnädigen Einpfang. Ich bin aufrichtig gerührt von der liebevollen Erinnerung, die ibr eurem vorjährigen Besuche bei mir bewahrt. Auch ich gedenke der leider nur zu schnell verflossenen Stunden unseres Beisammenseins mit Freude und Dankbarkeit, und erwidere die lieben Wünsche in alter Treue für Dein, Marie Thereses und Deines ganzen Hauses Glück und Wohlergehen." — Abends 7 Uhr fand im großen Ballsaale der Residenz zu Ehren des Erzherzogs Franz Ferdinand eine Galatafel zu 136 Ge- decken statt. Während des Mahles erhob sich der Kömg und brachte auf den hohe» Gast einen Trinkspruch aus. Kurz darauf erhob sich der Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand und antwortete mit folgenden Worten: Hochbe- glückt durch den mir zuteil gewordenen allerhöchsten Auf trag, den vorjährigen Besuch Eurer Majestäten zu erwie- der», der meinem allerhöchsten Oheim in freudigster Erinne rung geblieben ist, bitte ich Eure Majestäten, meinen tief empfundenen Dank entgegeiinehmen zu wollen für die gütige Aufnahme, sowie die soeben an mich gerichteten gnä digen Worte, welche die Innigkeit der von alters her zwi schen den Häuser» Wittelsbach und Hgbsbnrg bestehenden verwandtschgftlichen und freundschaftlichen Beziehungen in herzlicher Weise zum Ausdruck bringeil. Der überaus freundliche Empfang, den ich bier gefunden habe, ist ein neues Zeugnis für die Beständigkeit der frenndnachbarlichen Gefühle, welche das bayrische Volk der österreichisch-nnga- rischcn Monarchie, der treuen Verbündeten des Deutschen Reiches, entgcgcnbringt, und diese von weiland dem ver- ehrungswürdigen und unvergeßlichen Prinzregenten Luit pold gepflegten, unter Eurer Majestät glorreicher Negie rung iinwande-lbar fortdauernden Gefühle finden in dem Herzen meines allerhöchsten Herrn und bei der Bevölkerung der Monarchie den lebhaftesten und dankbarsten Widerhall. Getragen von diesen herzlichsten Empfindungen, gebe ich den aufrichtigsten Segenswünschen Sr. Majestät des Kaisers für Glück und Wohlergehen des Königlichen HanseS, sowie des Landes Bayern Ausdruck, indem ich mein Glas mit dein Rufe erhebe: Ihre Majestäten der König und die Königin von Bayern leben hoch, hoch, hoch! Nach der Rede des Kö nigs intonierte die Musik die österreichische Nationalhymne, nach der Rede des Erzherzogs die bayrische Königsbymnc. — Reichskanzler v. Bethmann Hollwcg ist am Mitt- woch um 3 Uhr in Brindisi allgekommen und an Bord des kleinen Kreuzers „Breslau" nach Korfu weitergesahreu, wo er abend? eintraf. Er begab sich nach dem Acliilleion. — Fürst Haüfcldt dementiert. Entgegen einer Blätter. Meldung, wonach mit dem früheren Oberpräsidenten van Schlesien, Fürsten v. Hatzfeldt, wegen Uebernahmc der Straßburger Statthalterschaft verhandelt werden sollte, er klärt dieser in der „Scbles. Volkszeitg.", daß die Nachricht iinzntreffend sei. oer n»lpimmg oer Vage ,n Tampico ist znm Schiitzc Reichsangehörigen von Veraeiiiz ans der deutsche Krc „Dresden" nach Tampico beordert worden. — Marquis di San Ginlinnv „nd Graf Berchtold c fingen in Abbazia Vertreter der Presse von Italien Oesterreich-Ungarn. Marguis di San Ginliano nntcrl sich in liebenswürdigster Weise mit den österreichisch-»»! scheu Jonrnalisten in deutscher Sprache. Er bedauerte k Mitteilung machen zu können. Wie bekannt gewälw niemand Interviews, weil er niemand verletzen w Marquis dr San Ginlimw betonte gegenüber den itali scheu und österreichisch-ungarischen Journalisten die gl