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Freitag oea 19 ^coventb«: 1-1S Gräben sprühten die Feuerblitze der Gewehre und Ma schinengewehre. Ein ohrenbetäubendes Feuer schlug in die fast taghell beleuchteten Massen der Russen mörderisch ein. Ein Schreien und Stöhnen und Stutzen drüben. Dann waren wir draußen! Jauchzend warfen sich die Hinden- burger mit Hurra auf den zusammengeschossenen Feind. 360 Russen ergaben sich sofort, die anderen flüchteten. DaS Bataillon stürmte hinterher. Der Stützpunkt wurde ge nommen, 2 Maschinengewehre erbeutet und 700 Meter Raum gewonnen. Mit umgekehrter Front besetzte das Bataillon den Stützpunkt trotz heftigsten russischen Ar tilleriefeuers und verstärkte die neue Stellung. Viele tapferen Hindenburger hatten ihr Blut hingeben niüssen, aber der Brückenkopf war erweitert. (gez.) Kramme. Hauptmann und Kommandeur des II. Bataillons Infanterie - Regiment Generalfeldmarschall v. Hindenburg (2. Masurisches) Nr. 147. Der Weltkrieg N MW iE AMD (W. T. B. Amtlich.) Große» Hauptquartier, 19. November 1015. Westlicher Kriegsschauplatz Artillerie- und Minenkämpfe in und bei den Argonnen, sowie in den Vogesen. Ein deutsches Flugzeuggeschwader griff englische Tnippenlager westlich von Poperinghe an. Oestlicher Kriegsschauplatz Nichts Neues. Balkan -Kriegsschauplatz Bei den gestrigen erfolgreichen Verfolgungskämpfen wurden rund 5000 Serben gefangengenomnien. Ober st e Heeresleitung. Drr österreichisch-ungarische Tagesbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart den 18. November 1015: Russischer Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. Beim Aufräumen des Schlachtfeldes von Czartorysk ist erst die volle Größe des jüngst errungenen Erfolges zutage getreten. Der Feind batte schwere Verluste. Bisher wurden 2500 Russen begraben und 400 frischeGräber gezählt. Mehrere tausend Gewehre und große Mengen Munition sind die Beute, die noch steigen dürfte. Der Gegner besaß am west lichen Styrufer vier hiutcreinandcrliegende starke Stel lungen mit Drahthindernissen, Stützpunkten und Flae- kierungsanlagen: ausgedehnte Hüttenlager mit Blockhäusern und großen Stallungen bewiesen, daß er sich schon für den Winter eingerichtet hatte. Italienischer Kriegsschauplatz. Auch im Laufe des gestrigen Tages nahnien die Italiener ihre A n g r i f fs t ä t i gke i t nicht wieder auf. Nachts vrsuchten sie schwache Vorstöße gegen Zagora, am Nordhange des Monte San Michele und gegen den Ab schnitt südwestlich San Martina: alle wurden abge- wiesen. Seit heute zeitig früh steht Görz wieder unter heftigein Geschützfeuer. In der ersten Stunde fielen etwa 400 Geschosse in die Stadt. Ter alte Stadtteil von Riva war gestern vom Mtissimo her unter Feuer. Unsere Flie ger warfen Bomben auf die Kasernen von Belluno ab. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Verfolgung macht trotz schwerer Unbilden der Witterung gute Fortschritte. Nördlich von Novo Varos nähern sich unsere Truppen dem Abschnitte des Uvac. Der Ort Iavor ist i n Besitz genommen. Süd lich von Jvanjica schoben wir uns im Raume um die Höhe Jonkow Kannen nahe an die Paßhöhen der Golija Planina heran. Deutsche Truppen sind bis etwa halbwegs Usce- NaSka vorgedrungen, während österreichisch - ungarische Kräfte, von Osten gegen den Jbar vorgehend, die Kopaonik Planina, am Wege nach Karadag, überschritten haben. Die Truppen der Armee v. Gallwitz sind über das von den Serben geplünderte Kursumlija südwärts vorgerückt. Bulgarische Kräfte gewannen kämpfend die Höhen des Nadan und den Raum südöstlich davon. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: i v. Höfer, Feldmarschall-Leutuant. Ereignisse zur See: Heute nachmittag belegte eines unserer Seeflug- geschwadcr die Forts San Nicolo und Alberoni, das Arse nal, die Flngstation. den Gasometer, den Bahnhof und mehrere Kasernen von Venedig erfolgreich mit Bomben. Trotz des heftigen Abwehrfeuers und der Angriffe von drei feindlichen Flugzeugen ist unser Geschwader vollzählig und wohlbehalten eingerückt. Flottcnkommando. Zur Eröffnung der Warschauer Universität Warf ch a u , 15. November. Die Warschauer Presse steht unter dem Zeichen der Eröffnung der Uni versität und der Technischen Hochschule. Alle Tages- und Wochenschriften bringen lange Begrüßungs- artikel und historische Rückblicke auf die russische Zeit: „Dziennik Polski" schreibt: Die dritte polnische Universität entsteht in Warschau. Die beiden voraufge gangenen bestanden nur kurze Zeit. Sie konnten nicht solche Früchte bringen, wie sie in norrnalen Verhältnissen lebende Völker ernten. Weder die erste noch die zweite Universität haben so viele Lehrkräfte zur Verfügung gehabt wie die gegenwärtige. Die russische Regierung wollte den polnischen Wunsch nicht erfüllen und wollte der polnischen Wissenschaft die Möglichkeit einer freien Entwickelung in Warschau nicht gewähren. Diese Möglichkeit trat erst ein, als das deutsche Heer die Russen aus dem Königreich vertrieben hatte. „Tygodnik Jllustrowany": Bald wird nach vielen Jahren zum ersten Male in den Hörsälen der Uni versität und des Polytechnikums die polnische Sprache klingen, und polnische Wissenschaft erhält die Möglichkeit freier Arbeit zum Nutzen junger kommender Geschlechter. Heute, wo rings um uns die Wälder brennen, sind wir glücklich, daß es uns gestattet ist, wenn auch unter dem Dröhnen der Geschütze, unseren höheren Schulen den alten mit unseren Traditionen verwachsenen und von der Hoff nung auf eine bessere Zukunft belebten akademischen Glück wunsch darzubringen. Der türkische Bericht K o n sta n t i n o pe l, 18. November. (W. T. B.) DaS Hauptquartier meldet von der Dardanellenfront unter den: 14. November: Bei Anaforta und Ari-Burun beider seitiges Feuer. Unsere Artillerie zwang ein feindliches Torpedoboot bei Kemikliliman, das Material bei Ari- Burun zu landen versuchte, sich vom Ufer zu entfernen. Bei Seddil-Bahr konnte die feindliche Artillerie uns am 14. No vember, trotzdem sie 8000 Granaten, Minen und Bomben gegen unseren linken Flügel abfeuerte, keinen bedeutenden Schaden anrichten. Am 15. November schoß der Feind 3000 Bomben gegen unseren rechten Flügel ab und beschoß am Nachmittage heftig unsere vorgeschobenen Stellungen im Zentrum mit Land- und Marine-Artillerie. Sie brachten zwei Minen zur Entzündung und nahmen die Beschießung bis 6 Uhr wieder auf. In der Zwischenzeit griff der Feind den linken Flügel eines unserer Regimenter im Zentrum an. Er wurde aber leicht zurückgeworfen. Als der Feind einen Angriff auf die Front eines anderen unserer Regi menter versuchte, kam er bis zu unseren vorgeschobenen Schützengräben. Er wurde aber durch Flankenfeuer aus unseren benachbarten Gräben und durch einen Gegenangriff vollkommen von diesen vorgeschobenen Linien bis zu seinen früheren Stellungen zurückgeworfen. Er erlitt schwere Verluste. An der Front von Irak schossen wir ein zweites feindliches Flugzeug ab und erbeuteten es unversehrt. Auf dem Tigris versenkten wir einen feindlichen Kriegsmonitor mitsamt der Besatzung. Arabische Freiwillige zerstörten durch überraschende und glänzende Angriffe auf das feind liche Lager seine Telegraphenleitungen und machten große Beute. Nach unseren Informationen war das erbeutete Flugzeug ein Farman-Apparat, Modell 1911, mit einem lOOpferdigen Motor und einer Geschwindigkeit von 90 Kilo nieter. Sonst nichts von Bedeutung. . Die dritte ungarische Kriegsanleihe Budapest, 18. November. Nach einer vorläufigen Zusammenstellung wird das Ergebnis der Zeichnung auf die dritte Kriegsanleihe auf mindestens 2 Milliarden Kronen geschätzt. Griechische Schiffe heimberufcn Verschiedene Morgenblätter melden, daß alle in italie nischen Häfen ankernden griechischen Schiffe von der griechischen Regierung plötzlich heimberufen wurden. Tie verzweifelte Lage der Serben Wien, 17. Novembev. Aus Saloniki wird gemeldet: Die Verbindung von Monastir nach dem Norden i st a b g e s ch n i t t e n. Die Gefahr für das serbische Heer vermehrt sich täglich. — Bei den letzten Kämpfen bei Str u- mitza haben die Franzosen ungeheuere Ver lust e erlitten. Nach Schweizer Blättern ist ein Drittel ihrer Mannschaft kampfunfähig geworden. Aus ser bischen Kreisen wird gemeldet, daß die serbische Regierung eine weitere Zurückverlegung ihres Sitzes nach Montenegro vorbereitet. Nach Montenegro würden auch große Men gen von Lebensmitteln und Munition gebracht, die für die serbischen Truppen bestimmt seien, falls sich dies als nötig erweisen sollte. Die serbische Heeresleitung ist bestrebt, einer Entscheidung auszu weichen, bis Gene ral Sarrail in der Lage sei, eine Offensive zu ergreifen. Das langsame Tempo der Landungen in Saloniki ruft die größte Sorge in Serbien hervor, da sich täglich die furcht baren Verluste an Leisten und Material mehren. Churchill-Falstaff Berlin, 19. November. (W. T. B.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt unter der Ueberschrift „Churchill- Falstaff" u. a.: Shakespeare hat die Engländer gebannt. Während Falstaff niit seinen Kriegstaten renommiert, mit dein, was er noch tun werde, mit der Zahl seiner Feinde, die er vernichtet habe, sitzt Prinz Heinz heimlich lachend da bei und sagt: „Wartet nur, wenn Ihr weiter erzählt, wer den cs noch viel mehr werden". So hat das deutsche Volk nach jeder Heldenrede Churchills heimlich lachend auf die nächste gewartet mit gespannter Neugier, was die zer fahrene Phantasie dieses begabten Erzählers und unbe gabten Politikers noch Hervorbringen könnte. Nun hat Herr ^ Churchill im Unterhause seine eigene politische Leichenrede gehalten unter andauerndem Beifall, von dem indessen j zweifelhaft war, ob er der Rede oder dem Abgang galt. Winston Churchill redet wie ein phantasiereicher Falstaff. Er gehört zu den Leuten, von denen Friedrich der Große sagte: „Wenn ich ein Land besonders schwer strafen wollte, ! ließ ich es durch einen Literaten regieren." Jetzt ist er ' Offizier: map hätte ihn zum „Reuter"-Oberstcn machen sollen. i Italien und der Balkankricg Turin, 18. November. (W. T. B.) „Stampa" ent- ' hält einen Bericht über den letzten Ministerrat, der sich vor wiegend mit der Balkanfrage beschäftigt habe. Diese Be ratungen hätten Ergeben, daß eine Truppcnsendung Italiens «r. 3S6 — 2 nach dem, Balkan, besonders nach Albanien, ohne längere Vorbereitung unmöglich sei. Der Ministerpräsident Salandra werde dem Könige zunächst Bericht erstatten. Doch habe man den Kanzleien der Entente die Mitteilung ge- macht, daß Italien auch fernerhin vollkommene diplomatische Einigkett mit den Verbandsmächten wünsche. Görz in Trümmern Der Berichterstatter der Wiener „Reichspost" meldet seinem Blatte aus dem K. u. K. Kriegspressequartier, daß die Italiener ununterbrochen Görz bombardieren. Die Stadt habe unter der Beschießung derart gelitten, daß sie vollständig in Trümmern liegt. Deutsche« Rei^ — Wiedereintritt i« >ie vatiouaAiberale Lau-tngs- fraktion. Als Fraktionsredner für die kommenden Ver handlungen über die Lebensmittelanträge in der Zweiten Kammer ist von der nationalliberalen Fraktion auch der Abgeordnete Langhammer bestimmt worden. Lang- Hammer hat damit seinen Wiedereintritt in die nationalliberale Landlagsfraktion, aus der er vor einigen Jahre ausschied, wieder vollzogen, und mit ihm auch der Abgeordnete Merkel, der in der gleichen Lage war wie Langhammer. Noch im Landtag 1913/14 fand man die Namen der beiden aus der nationalliberalen Fraktion ausgeschiedenen Abgeordneten ziemlich häufig unter frei- sinnigen Anträgen. Sächsischer Landtag Zweite Kammer. Dresden, 18. November. Die Zweite Kammer trat heute mittag nach 12 Uhr bei gut besetzten Tribünen zu ihrer 4. öffentlichen Sitzung: zusammen. Präsident Dr. Vogel teilt vor Eintritt in die Tages ordnung mit, daß die Anträge der Abgg. Castan^ Nitzschke- Leutzsch, Schwager, Günther, Friedrich, Schreiber, Dr. Mangler und Dr. Mehnert und Genossen, die sich sämtlich ncit der Lebensmittelteuerung und ähnlichen Fragen be fassen, auf eine gemeinsame Tagesordnung unter dem Titel Allgemeine Ernährungsfragen gesetzt werden sollen. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung stand lediglich die allgemeine Vorberatung über das Königliche Dekret Nr. 7, betreffend den Bericht über die Verwaltung und Vermehrung der Königlichen Sammlungen in den Jahren 1912 und 1913. Abg. Länge-Leipzig (Soz.) verweist darauf, daß es sich in der Hauptsache um einen Bericht auf die Jahre 1912 und 1913 handle. Die Kammer habe infolgedessen keiner- lci Veranlassung, Kritik an Vergangenem zu üben. Namens seiner Fraktion stelle er mit Genugtuung fest, daß die Museumsfrage gelöst worden sei und daß auch in der schweren Zeit des Krieges die Fürsorge für Kunst und Wissenschaft in Sachsen nicht nachgelassen habe. Abg. Rentsch (köns.) beantragt, den Bericht an die Ncchenschastsdepntation zu verweisen. Abg. Koch (Fortschr.) schließt sich dem Danke des Abg. Renrsch an die Beamten der König!. Sammlungen namens seiner Fraktion an. Der Bericht zeige im allge meinen nur Freundliches. Der Krieg habe den König!. Sammlungen manche Hemmnisse gebracht und man müsse sich auch hier Einschränkungen auferlegen. Er verweise bei dieser Gelegenheit auf den Ausfall der Einnahmen. Er freulich sei es, daß das Historische Museum jetzt im Sommer nachmittags geöffnet sei. Abg. Nitzsche (Soz.) wendet sich gegen die Aus führungen des Abg. Rentsch und bemerkt, daß die Kon servativen seinerzeit gegen die Arbeiten Erlweins, insbe- sondere gegen die Errichtung der Löwcnapotheke agitiert hätten. Das Gebäude der Löwcnapotheke am Eingänge der Wilsdruffer Straße sei als durchaus gelungen zu bezeichnen. Staatsminister DDr. Beck stellt fest, daß nach den Ausführungen, der Herren Vorredner der Vorbereicht über die Königlichen Sammlungen auf die Jahre 1914/15 eine gute Aufnahme in der Kammer gefunden habe. Der Herr Minister geht dann auf die von den Vorrednern geäußerten Wünsche näher ein. Abg. Po fern (natl.) schließt sich den Danksagungen der Herren Vorredner und dem im Berichte enthaltenen Danke an den Dresdner Museumsverein sowie an die Ge schenkgeber an. Abg. Rentsch (kons.) wendet sich gegen die Aus führungen des Abg. Nitzsche und bemerkt, daß er mit Erl- wein sehr gut befreundet gewesen sei. Er achte ihn hoch und habe es sehr bedauert, daß er einem Unglück zum Opfer gefallen sei. Im übrigen sei der Bau der Löwenapotheke unter dem Drucke der Verhältnisse entstanden, sodatz Erl- wein, allein für die Gestaltung des Hauses nicht verant- wörtlich gemacht werden könne. Die Kammer beschloß hierauf einstimmig, das Dekret der Rechenschaftsdeputation zu überweisen. Präsident Dr. Vogel teilt am Schluß der Sitzung noch mit, daß weder am Freitag noch am Montag Sitzungen stattfinden können, da kein Material vorliege. Nächste Sitzung: Dienstag vormittags 10 Uhr. Tages ordnung: Allgemeine Ernährungsfrage. » * , O Die Fraktion der Fortschrittlichen Par tei hat folgende Interpellation an die Zweite Kammer ge- langen lassen: Welche Schritte hat die König!. Staats- regierung unternommen, eventuell was gedenkt sie zu unternehmen, um dem wirtschaftlichen Notstände zu be- gegnen, der durch das Verbot der Ans- und Durchfuhr von Baumwolle durch die BuirdeSratsverordnung vom 17. August 1916 in einem sehr erheblichen Teil der sächsischen Textilindustrie eingetreten ist? — Die Fraktion der Fort-, schriftlichen Partei hat als Fraktionsredner für die bevor stehende Etatsberatung die Abgg. Günther und Brodaus bestimmt.