Volltext Seite (XML)
r 2l. N»v. >91» V p r«h er 21 S«« «t» Ll-tpztq «r. 1«7»V Rr.»«8 18. Ja!»,. V«sch8st«fte>e und Nedakttou, D»«»den«A. IS, Hotdetnstrahr 46 , «tertrijührlich in der BeschüstSstelle oder von der Post obgeholt «udgnbe ^ 4 VS «»»gab« » ».V» In Dresden und ganz Deutschland frei Hau» Ausgabe L 4.V8 Ulk. Auegabe « 4«S Ulk. - Die Sächsisch« «oMzeUuiig «r< che tut «» Men Wochentagen »ach.-nitlagS. — Sprechstunde der Redaktion: >1 btS 1!» Uhr d«rtnittagS. Aazetge», Umtahme von <Setchaft»»»Mgen bt» t» Uhr. von ffn»>«>>-i«-u,»»,,'«> »'S 11 Uh« dann. — <»««>» Mr dt» Pettl-SpaUzetie »04. im Rellametetl lUb«^lk. Kamtlten-«n,e»«en b»;s :r « l-euNtch geschriebene, sowie durch ff«»», sprecher ausgegebene «nzetgen Wunen wir dt« »erantwortllchkett in, v .«>»«,uletl d«S Lexies nicht l>dern«h»M. Film Di Wir sind in tiefster Seele zerknirscht. Denn wir haben mit unserem offenen Brief an Herrn Minister Uhlin Las Mißfallen der Rheinischen Lichtbild-A.-G. Köln erregt. Diese tiefe Zerknirschung, die wir darüber empfinden, kann uns nicht hindern, unserer Verwunderung über die Keckheit Ausdruck zu geben, mit der diese Licht bild-A.-G. aufzutreten beliebt. Nachdem zuerst schon die Vertriebsstelle Dresden ihrer unmaßgeblichen« Meinung dahin Ausdruck gegeben hat, daß sie von einseitiger Auf fassung sprach, belästigt uns jetzt nun noch die Berliner Vresseabteilung dieser Gesellschaft mit einem Schreiben unter Ueberreichung einer „Streit- lind Kampfschrift" über „Das Gelübde der Keuschheit", woraus vor allein zu er sehen ist, mit welchem Auftvand von Mitteln diese Herr schaften arbeiten. Die Rheinische Lichtbild-A.-G. appelliert an unsere Objektivität, an unser journalistisches Gewissen und an die „elementarste Grundregel des Anstandsgefühls, die auch den Gegner dann zu Worte kommen läßt, wenn man nicht mit ihm derselben Meinung ist". Tie Rheinisch' Lichtbild-A.-G. sieht unserer gefällige» Rückäiißernng ent gegen, die wir ihr hierdurch znkommen lassen. Ta müssen wir zuerst erklären, daß wir es ablehnen müssen, uns mir Herrn Rosenthal, dem Leiter der Presseabteilung dieser Ge sellschaft, über Objektivität, journalistisches Gewissen und die elementarsten Grundregeln des Anstandsgefühls auS- einanderzusetzcn oder gar eine Belehrung darüber entgegen- znnchmen. Man sieht aber aus diesen Aeußerungen, daß wir es schon herrlich weit gebracht haben müssen, wenn die Rheinisä-e Lichtbild-A-G. und Herr A. Rosenthal so auf- treten dürfen. Herr Roseisthal erwartet von uns, daß wir „die Jdeengäng? darlegen, die den Textdichter, den Re gisseur und die Darsteller beseelten, als sie den Film er dachten, inszenierten und stellten". Wir sind dazu insoweil gern bereit, als wir mit Freuden dem Wunsch' auf Be sprechung der Streit- und Kampfschrift Nachkommen. Gleich der Anfang ist vielverheißend. Da ist ans Seite 2 zu lesen: „Wenn wir dies Büchlein eine Streit- und Kampfschrift nennen, so geschieht das deshalb, iveil wir Fehde ansagen wollen jenen Zeloten und Muckern, die be fürchten, daß man das Volk aufklären könne und daß die Behandlung gewisser Probleme den Glauben gefährde." Rach dieser Leistung bedarf es eigentlich keines weiteren Wortes mehr, aber es sei der Heiterkeit wegen festgestellt, daß in einem nachfolgenden Artikel Herr Generaldirektor Peter Heuser die Ausführung dieses Schand- und Schund filmes damit rechtfertigt, das; er als Hcmptaktionär und Lei ter der Fabrik bis jetzt immer ein sehr guter Katholik ge wesen sei. Deigelbe Herr war über eine Kritik sehr über rascht, die in einer sozialdemokratischen Zeitung Düsseldorfs erschien und in der nur Recht darauf hingewiesen wurde, daß der Film „Das Gelübde der Keuschheit" ein Tendenz- film sei. Die Presseabteilung der Rheinischen Lichtbild- A.-G. beruft sich auf die „Auffassung führender Fach -und Tageszeitungen". Als führende Zeitungen sind in dieser Schrift zu finden: „Lichtbildbühne", „Das lebende Bild", „Ter Film", „Der Filinhandcl", die „Deutsche Lichtspiel- zeitung", Über „Hamburgische Korrespondent", die „Neue Hamburger Zeitung", die „Münchner Neuesten Nachrich ten", die „Nationalzeitung", das „Leipziger Tageblatt" und die „Vossische Zeitung". Das sind also entweder In te, estewtenblätter oder Organe init ausgesprochen antikatho lischem Charakter. Aber selbst die „Berliner Zeitung am Mittag" muß zugeben, daß gläubige Kreise „durch die Auf führung in ihren religiösen Gefühlen unangenehm berührt werden können" und sie empfiehlt zum mindesten eine Einschränkung. Im übrigen aber bieten gerade die Aus lassungen der Filmfachgeitungen eine wirklich glänzende Rechtfertigung für unseren Protest im Offenen Brief. „LickchbildbiHrie" und „Lebendes Bild" benutzen ihre Be sprechungen zu Ausfällen gegen das Zölibat. Die Zeitschrift „Der Filmhandel" spricht von dem „Nöbeldunst der Stim mungen, die zwischen Weihrauchduff und Dirnenparfüm schwanken". Dieses Blatt hat die Unverfrorenheit, zu be haupten, „daß Pfaffentum, Bigotterie und Sittenverderb nis in holder Harmonie zusammenleben" würden. Und so etwas schickt uns Herr Rosenthal von der Viktoriastraße in Berlin zu, um die Aufführung dieses Films zu rechtferti gen. Aber selbst diese eben genannte Zeitschrift sprictst da von, daß sie bei der Handlung»manche Unwahrscheinlichkeit hätte mit in Kauf nehmen müssen". Diese Proben genügen wohl zum Beweise dafür, auf welch schwachen Füßen die Erwiderung dieser Leute steht. Aber die Sache hat doch eine weit tiefere Bedeutung. Tie Filmgesellschaften vom Schlage der Rheinischen Lichtbild- A.-G. sind m a m m o n i st i s ch e B r ut stä t t e n. die das ganze öffentliche Löben in ihren Bannkreis zu ziehen ver- suchen. Wenn weite Kreise sich dann dagegen aufzulehnen suchen, wie das in Düsseldorf der Fall war. so wird erklärt, daß das typisch sei ,ffür den Anfang einer neuen reaktio nären Entwicklung, die alle Kreise, die mit Literatur und Kunst etwas z» tun haben, auf das schärfste bekämpfen müssen". Nein, es handelt sich hier nicht um den An fang einer neue» reaktionären Entwicklung: es handelt sich vielmehr uni eine Sache, die, wie nur sckwn neulich ausführleu, mit Knust nickst das geringste zu tun hat. Das Bedauerliche bei der ganzen An gelegenheit ist, daß - es muß das einmal offen ausgespro chen werden — ein Teil der deutschen Presse hier vollständig versagt. Nämlich der, de'- in seinem redaktionellen Teile ablxingig vom Inseratenteile ist. Unter dem U>. November hat Herr Minister Uhlig mitgeteilt, daß er sich Vorbe halte, in geeigneter Weise auf den Offenen Brios zurückz»- kominen. Bis heute haben wir nichts mehr davon gehört. Inzwischen wird dieser Film ruhig weiter aufgeführt. Ter Herr Minister UHIig gibt sich einer Täuschung bin, wenn er glaubt, daß das christliche Volk, daß vor allem das hier in Betracht kommende katholische Volk sich auf die Dauer der artige Beschimpfungen seines Klerus und der Einrichtun- gen seiner Kirche gefallen lassen wird. Wir machen uns znm Dolmetsch der Gefühle der Katholiten, wenn wir noch mals hierdurch an den Minister die Anfrage richten, ob die katholische Kirche in Sachsen, ob ihre Priester und Einrich tungen bei uns vogelfrci sind. Das stcucrnzahlcnde katho lische Volk kann, auch wenn es in der Minderheit ist, von der Staatsgewalt verlangen, daß in den Kinos seine religiösen Gefühle nicht in den Staub gezerrt werden. Oder will Herr Minister Uhlig sich vor das Unternehmertum der Kinos stellen und seine Hand schützend darüber halten? U. A. w. g. lm>. Zum Lode des Mg. Gröber Berlin, 21. November. Die Leiche des verstorbenen Zentrumsführers Tr. Gröber ist vom Reichstagsgebäude, wo Gröber bekanntlich einem Schlagansall erlag, in das Krankenhaus der Grauen Schwestern in der Niederwall straße gebracht worden. Tort fand eine Trauerfcier statt, in der der Abgeordnete Tr. Pfeiffer dem Verstorbenen herzliche Worte des Gedächtnisses widmete. Am Sonnabend wird die Leiche wieder in das Reichstagsgebäude übevgeführt werden, wo am Sonntag mittag die offizielle Trauerfcier stattfindet. » >» Presscstimmcn Aus der „ V o s s i s ch e n Zeit u n g " (N>. 591): „Mit dem Abgeordneten Gröber verliert das Zentrum, ins besondere die Zentrumsfraktion der Nationalversammlung, einen ihrer bedeutendsten Führer. Aber nicht nur das Zen trum, auch die übrigen Fraktionen der Nationalversamm lung verlieren in dem Verstorbenen einen ihrer ältesten Kollegen, der sich seit mehreren Jahrzehnten trotz bestimm tester Betonung seines persönlichen politischen Stand punktes die Sympathien aller Mitglieder des Parlaments zu sichern verstand. Gröber, der seit einem Unfall, den er vor einigen Wcchen erlitt, dauernd kränkelte, begab sich gestern vor mittag rn den Reichstag, um mit dem Bureiudirektor. Gc»- heimrat Jungheini, aeichäftliche Angelegenheiten der Na tionalversammlung zu besprechen. In der Unterhaltung er- klärt. Gc heimrat Jungwim dem Abgeordneten Gröber. daß er als Parlamenwri w stets seine Pflicht erfüllt habe, und daß er wohl auch in Erfüllung seiner l-vhett Auslastung von der Pflicht des Abgeordneten auch am Bußtage in den Reichste^ gekommen sei. um sich zu orientieren. Gröber antwortete, er glaübe, arme Anerkennung verdienr zu haben. Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als er sich ick 'wn Sessel, in dem er saß, zurücklehnte und seine Augen ftir immer schloß. Ein Herzichlag batte seinem Leben ein Ende gesetzt. Im alten Reichstage und auch in der Nationalveri,mm- lung ist Gröber rn den vielen Jahren seiner Abgeordneten- tctigkeit oft hervorgetrelen. Er war der Sprechen oes Zen trums in allen wichtigen Fragen, und er ist besonders aut deni Plan erschienen, wenn es sich um die Freiheit der katholischen Kirche, um Toleranz und Parität für die Katholiken l-andelte. An den wichtigsten gesetzgeberischen Arbeiten des Parlaments hat er hervorragenden Anteil .w- nommen und auch in den Kommissionen, namentlich in -er Budget-Kommission und in den juristischen Kommissionen, vieles geleistet. Wie kaum ein anderer hat er das Amt des Abgeordneten bewertet, und er war unzweifelhaft einer der fleißigsten Abgeordneten des Parlaments. Tagtäglich konnte man ihn in seinein Arbeitszimmer im Reichstage zwischen Akten und Büchern finden. Gröber war Jungge selle. Sein ureigenstes Weien war die Bescheidenheit, wie er auch sein Leben lang ein fast klösterlich strenges Dasein sichrte." Aus dem „Vorwärts" (Nr. k>93): „Mit Gröber scheidet nicht nur einer der bedeutendsten Führer der Zen- trumsfraktion, sondern eine der markantesten Persönlich keiten unserer parlamentarischen Bühne überhaupt aus dem Leben. Schon die äußere Erscheinung dieses stämmigen Schwaben mit dem wallenden Patriarchenbart mußte jedem Besucher des Reichstages und später der Nationalversamm lung in die Angen fallen: obendrein gehörte er zu denen, die auch bei gähnender Leere des Hauses, während der längsten und langweiligsten Debatten fast immer uner schütterlich ausharrend im Saale anzutreffen waren. Der parlamentarische Fleiß Gröbers war kaum zu übertreffen. Menschlich kann dem Verstorbenen manche gute Eigenschaft« nachgesagt werden, sein Charakter sickerte ihm stets die volle persönliche Hochachtung auch seiner rolitischen Gegner; als ein sympathischer Zug des Verstorbenen mag namentlich seine scharfe Bekämpfung des Tuellunwesens schon unter dem alten System erwähnt werden." Nationalversammlung Berlin, 20. November Am Ministertisch: Noskc, Dr. Bell. Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung 3 Ubr 20 Minuten Aas dem Platze des verstorbenen Ab«g;oloneten Grober <Fenti.) liegt ein Loroeeriranz. Präsident Fehrenbach (die Abgeordneten und Sie Minister erbeben sich von ihren Plätzen): Tic National versammlung hat zwei 'cbweie Verluste zu beklauen. Ter Abgeordnete Haase hat durch seine Stellung iu einer Partei, durch seine Arbeitskraft und sein kollegiales Vc-- halten iowie durch die Nmigeiinützigeit bei per Vert-etuug seiner Ideale sich ein dauerndes Andenten gesichert. Te> Abgeordnete Gröber wca eines der arbcitsfr.'ildigften Mitglieder des Varia» ri.kr weitaus der beste Kenne"- ecr Geschästöcrdiiline und hatte eine führeade Stelle 11 seiner Partei. S.e haben sich -n ebrendcm Andenten der beiden Heimgegangenen Kalt ege» von Ihren Plätzen erbob.'n. Ich stelle dies sc st und danke Ihnen. Nach dev! Belichte -des Ausschusses für die Petitionen betreffend Bewilligung des Arinenrechtes werden dieie nach kurzer Pl-precl'img erledigt. Der mündliche Bericht des A'.ichchnsse: für den Rcichshanshalt über Petitionen >nm Haushalt für 1919 wird ebenfalls erledig!. Schluß -Ts > llbr. Aus dem Rcichsrat Berlin, 20. November. In der ösfeutliciien Sitzung des Reichsrates, die beute nachmittag unter dem Vorsitze des Ministers Koch stattsand, wurde u. a. die neue Ge schäftsordnung des Reicksrates angenommen. AuS den Bestimmungen dieser Geschäftsordnung ist von Interesse, daß die Reihenfolge der Länder unter Fortfall der früheren dynastischen Rücksichten nunmehr nach der Einivohnerzahl geregelt wird. Der Vertreter für Zachsen-Weinrar gab zu Protokoll, daß nach der Gründung von Großthüringen. dem sich von den thüingffchen Staaten voraussichtlich nur Ko- bürg nicht anschließen würde, das künftige Großthüringen hinsichtlich der Vertretung im Reicksrate eine Glrichst-ellimg it Hessen beanspruchen würde.