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-K. 8Ä I-ch. Iahry Mittwoch, ven 9. April «tt»en0s «»,», «Preis, >»««adr X m» Mufti Beilage vlertk^öhrtu» it.K» >. In Dresden und ganz Deutlch m Oesterrrtip -O^a land ft.'i Hau»'t»H 2 « 4« X A»«aab» B vierieliahr»« 4.88 4». In Dresden und ganz Deutschland lrel Haus 4» ln OeUerrelch 8.8<» >i. rtnz«I-»Iinnmer IB 4. »X« «üchftlche «ouszeuuno erlchelut an allen Woidentagen nachmittags. Sächstsche Geschäftsstelle u»d Redaktion: Dresden-A. L«, Holbeinstratze 4« Fernsprecher 212LS Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 Anzeige», ülnnalimc von Gelchlillsaiizetgen bis SOUP: va» Familie^auzeigen bis It Uhr varm. Preis iürdiePeilt «paltzcile tN Z. im Rckla- meteit , .zamilien-Llnzelgcn :t<- Für undeutlich gelchricbenc, sowie durch Feni wrecher aufgegebeue Anzeigen können wir dle Veranlwortlichleit sür die Kichligleit des Textes »ich» übernehme». Cvrechsiimde der Redaktion: ll —14 Uhr vorniittagS. -7-c: , ^ Eckzige KalhoUchk AageszettM« W A--W«« Drgm, der Ze«tr«msp»r»e^ Ausgabe ^ mtt illustrierter MrrertzaMmgsbeUage «M reug Wocvenvem»«^ Ausgad« k mrr «it der WacheubeUage Dev neue Japoleon. ^ Er ist noch nicht da. Aber er soll kommen. Das spricht kein Alldeutscher, kein Eroberungsfanatiker aus, sondern ein — S o z i a l d e in o k r a t. Aber nicht etwa ein beliebiger, sondern der Vorsitzende der Fraktion der sozial demokratischen Partei der Nationalversammlung, Herr Lobe in Breslau. Mehr und mehr entgleiten den Sozialisten ihre Massen. Auch in Breslau. Am letzten Sonntag wurde dort der inehrheitssozialistische Führer Lobe von der Menge tätlich angegriffen. Er sprach von dem „Undank der Massen, mit denen er lind für die er 20 Jahre lang gekämpft hat". Herr Lobe urteilt falsch. Tie Massen handeln vom sozialdemo kratischen Standpunkte aus nur konsequent. Georg Bern hard sagt in der „Russischen Zeitung" (Nr. 178) dazu fol gendes: „Jetzt zeigte sich, wie demagogisch und gegen den wirklichen Geist detz Marrismns sündigend die sozialdemo kratische Agitation betrieben, in welcher Weise die historische Erziehung des Proletariats vernachlässigt worden war. Tie Massen Präsentieren ihre von den Agitatoren ausgestellten Wechsel, die ihnen auch beim besten Willen von ihren Füh rern nicht honoriert werden konnten." Genosse Lobe erntet die Früchte seiner Politik. Er gab sich immer den Anschein eines Salon-Sozialdemokra ten und ließ sich gern auch von den Herren im Frack die .Hand schütteln. Hinter dieser Maske aber verbarg sich wüste Demagogie, die er dann in den Spalten seiner Zei tung sich anstoben ließ. Nun verlangen di« Massen, die er, das muß gesagt nierden, mit außerordentlich viel Geschick bis ins innerste aufwühlte, Brot statt Steine. Aber auch Herr Löbe kann ihnen keines geben und er, der sich am 9. November 1918 sür die Sicherheit der Stadt Breslau verbürgt hat, muß es nun erleben, daß seine engeren Freunde ihn vor Mißhandlungen schützen müssen. Da ent ringt sich seinem Munde eine Prophezeiung. Nach der „Schles. Volkszeitg." (Nr. 178) erklärte er, „die revolutio näre Welle wird aber auch vor den Unabhängigen nicht Halt machen, sie wird auch Spartakisten und Kommunisten schließlich in ihren Strudel reißen, bis am Ende aus dem allgemeinen Chaos ein Napoleon emporsteigen wird, der mit starker Hand die Dinge meistert". Das Bekenntnis einer schönen Seele! Es geht nichts über die Angst vor der eigenen Eonrage' Herrn Löbe — er wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich das sage — war es schon vor der Revolution nicht ganz geheuer zu Mute. Man muß ihm lassen, daß er immer eine feine Witterung für die poli tischen Dinge hatte. Ich fuhr am 29. September 1918 mit ihm von Oberschlesien nach Breslau. Die Ereignisse i» Berlin überstürzten sich damals, Herr Scheidcmann und seine Freunde traten ins Kabinett des Prinzen Max von Baden. Herrn Löbe kamen damals die Dinge zu schnell und er hatte große Bedenken. Seine Bedenken haben sich gerechtfertigt, aber er und seine Freunde haben, wie schon erwähnt, durch die jahrelange Auspeitschung der Leiden- schifter- die Entwicklung selbst mit herbeigeführt. Nun prophezeit Herr Löbe, dem inzwischen der Vorsitz der sozialdemokratischen Fraktion in Weimar überSragen wurde, daß ein Napoleon emporsteigen werde, der mit star ker Hand die Dinge meistere. Eine bessere Kritik der bis- lwrigen Revolutionsführer kann Vs allerdings nicht geben. Wenn er damit sagen will, daß Scheidemann und Ebert ab 'olut nichts napoleonisches an sich haben, so hat er vollstän dig recht. Der Einzige, der so etwas wie eine starke Hand gezeigt hat, ist Herr Noske. Aber er ist Anfeindungen ge nug selbst aus dem eigenen Lager ausgesetzt und dem „Vor wärts" hat man jetzt sogar verboten, Anzeigen zur Wer- bung von Freiwilligen aufzunehmvn. Und ein Napoleon ist auch Herr Noske nicht. Wir wünschen keinen Napoleon, der mit Feuer und Schwert wie der erste das Land verwüstet. Wohl aber ist der Ruf nach e^nem starken Mann sehr berechtigt. Er hat uns in der Kriegszeit gefehlt und er fehlt uns heute noch weit mehr. Sollte er aber kommen, dann würde dies das Grabgeläute für die Löbe-Partei sein und das würde schließ lich niemand zu beweinen haben. Denn die Sozialdemo kratie hat in den letzten Monaten bewiese«, daß sie die Dinge nicht mit starker Hand meistern kann. Wäre das Zentrum nicht so durchdrungen von der Pflichterfüllung, für das Wohl des Vaterlandes die größten Opfer zu brin- gen, so wäre schon heilte die Regierungsfähigkeit und Re- gierungsmöglichkeit der sozialdemokratischen Partei ein schöner Traum. Wer aber hätte jemals gewagt, vorherzu- sagen, daß ein Führer dieser Partei den Ruf nach einem neuen Napoleon ertönen ließe. Wenn unser Volk sich dazu aufraffen soll, zu geord-- neten Zuständen zurückzukehren, dann muß es aus ganz anderer Ouelle schöpfen, als sie die Sozialdemokratie zu geben vermag. Und wenn'die Sozialdemokratie noch wei ter dem Volke die Religion und damit das Beste und das Heiligste zu nehmen versucht, dann verfällt sie schließlich ihrem wohlverdienten Schicksale. Der Nus nach dem neuen Napoleon wird wohl verhallen > das einzige, was uns noch retten kann, ist die Erhaltung der Religion und die Verankerung des christlichen Gedankens im Volke. Davon wird aber Herr Löbe auch heute noch nichts wissen wollen . . . bsl. Ein verräterisches Dokument. Man schreibt uns: Mit welchen Mitteln eines verbrecherischen Wahnsinne der Leninsche Bolschewismus die Herrschaft über die Welt zu erringen sucht, davon legt Zeugnis ab ein Dokument, das dem Ehef der ukrainischen Truppen jüngst von seinem Spionagedienst in die Hände gespielt worden ist. Zar Lenin ist in Wahrheit der Nachfolger des alten russischen Imperialismus, nur übersetzt in das Soziale des brutalen Klassenkampfcs. Bekanntlich hat die Leninsche Negierung im Z 2 des Brester Vertrages versprochen, sich aller Propa ganda in Deutschland zn enthüllen. Das Dokument legt von neuem Zeugnis ab, wie leicht derartige Verträge von den Bolschewisten gebrochen werden. Mit dem heutigen Rußland Paktieren^ heisch sich selber zugrunde richten, nicht aber den Bolschewismus beschwören und unabhängig blei- ben. Das fragliche Dokument, das asiatischen Despotismus atmet, ist in einer Sitzung Anfang November 1918 in Mos- kau in Beratung mit Trotzki, Radek alias Sobelsohn, Ju- kowski und Tschitscherin entstanden. Tie Anweisungen sind noch fünf Gesichtspunkten aufgestellt. Unter dem Stich wort: „Die revolutionäre Betätigung Ver komm » n i st i s che n Partei" werden zunächst die internationalen Beziehungen erörtert. Es ist der in Para- graphe festgesetzte Terror. Für die internationalen Be ziehungen wird folgendes — man beachte: program matisch! gefordert: Alle chauvinistischen Bewegungen und nationalen Kon flikte sollen unterstützt und alle Bewegungen, die internationale Kon/f litte Hervorrufen köwnen. geschürt werden. Attentate auf die Vertreter fremder Mächte sind fortgesetzt zu verüben. Dadurch hofft nran lvachsend innere Unruhen zu erzeugen und hier durch Staatsstreiche, im Sinne der Politik der Internationalen. Für die Innenpolitik sei die Propaganda nach zwei Hauptpunkten zu gestalten: Die einflußreichen Leiste sind zu kompromittieren, Attentate sind zu verewigen, Gegenbewegnngen gegen die Negierung sind fortgesetzt in Fluß zu halten. Hauptsächlich sind Teil- und Generalstreiks zn inszenieren, Maschinen müssen zerstört, Propaganda- üteratnr muß verbreitet werden. Hierdurch wird man Staatsstreiche befördern und sich der Gewalt bemächtigen können. Schließlich muß man Dekretepolitik treiben. An wirtschaftlichen Maßnahmen wird empfoh len: Erregung und Förderung von Eisenbahner streiks, Sprengung von Brücken und Zer. störung von Schienen zwecks Desorganisation des Verkehrswesens, ferner Verhinderung des Versands von Getreide in die Städte, Erregung von Finanzschwierigkei ten, Ueberschwemmung des Marktes mit falschen Bank noten, Schaffung von Sonderkonntces. Als Folge wird allgemeiner ökonomischer Umsturz erwartet. Für militärische! Maßnahmen! lMt man nach diesem „Agitationsprogramm" geeignet: Starke Propa ganda unter den Truppen, Konflikte zwischen Offizieren und Soldaten, Attentate gegen die höheren Offiziere. Sprengung von Arsenalen und Brücken, Schienen und Pul vermagazinen. Rohstoffe für Fabriken müssen abgefangen werden. Dadurch würde die vollständige Zersetzung der Armee erreicht. Die Soldaten würden dann das sozial demokratische Arbeiterprogramm annehmen. Spionage müsse wie in Kricg-szeiten betrieben werden. Vor allem wird befürwortet: die Spionage strate gischer Art in der Armee, in Festungen und Fabriken. Schätzung der feindlichen Kräfte und des Geisteszustand?-' bdr ihnen. Des weiteren habe taktische Spionage hiw-r der Front platzzugreifen und Spionage in der Marine, dH vor allem die Kenntnis des Zustandes der Flotte und Sc basen bezweckt. Tie Weltpropaganda des Bolschewismus lehrt, daß cr streng nach diesem Rezepte verfährt. Wenn die Unabhängi- gen schreien, es wird nicht genug gestreikt, so )st das Geist vom Geiste der Bolschewisten. Wenn durch aiidauernde Bergarbeiterstreiks mit aller Gewalt die Kohlenverlorgnng gestört wird, um wahnwitzige politische Forderungen öv.rc: zudrücken, so ist das Leninsche Taktik. Wenn in Peter- bürg ein gewisser Filter, angeblich ein Berliner .JonrmKis.. deutsche Gefangene zum Bolschewismus preßt und die G Hirne verseucht, so ist das im schreienden Gegensatz zu u Brester Vertrag. Der Bolschewismus ist tot, wenn DenNr! lands moralische und militärische Kraft nicht gebräche -, wird, wenn es im Osten in die Lage versetzt wird. e!ü!i H seine Jnterssen schützen zu dürfen. Die Eröffnung des zweiten deutschen Rätekongreffes in Berlin. Berlin, 8. April. Am Montag fand ein Begrüßimgr- abeno der Teilnehmer statt. Der Vorsitzende des Zeulr.i,- raiL Co Heu-Neuß nahm das Wort zur Begrüßung. Es ist unsere Ausgabe, führte er aus, dazu beizntrage,^ daß die Werktätigkeit die alte wird und diese noch an Piv- dnklion liberragt, damit wir zum Sozialismus kommen können. Es ist kein Geheimnis, daß die Räte in> Reich« nicht b e li e b l lind. Man macht sie verantwortlich ,ür alle Schwierigkeiten, in denen wir stecken. Daß es in dieser bewegten Zeit nicht ohne Uebergrifse and — geben wie es zu - auch nicht ohne Betrügereien abging, wird niemand bestreiten. Die Arbeit des Kongresses beginnt in einer sehr- kritischen Zeit. Seine Arbeitsfähigkeit wird entscheidend' sein für das Wohl und Wehe deS Reiches. W-e ans der Fraktionsbildung bekannt wird, verfügen die M eh r l, e i t s s o z i a l i st e n über eine gelicherie starke Mehrheit im Kongreß, der sich zusammen setzt ans 130 Mehrheitssozialisten, 55 Unabhängigen, zn Lenen die 9 Oesterreicher kommen, 21 Soldaten, 12 Deniokrale.r. 3 Baneriibniid und je 1 Deutsche Volkspartei, Dentschnalio- nale Volkspartei. Christliche Volkspartei, Kommunisten und Parteilose. Der Kongreß begann in einer musterhaften Ruhe, die über die außerordentlichen Spannungen hinweg- täuschen konnte, die hier noch zmn Anstrag kommen müssen. Das lag zum größten Teil offensichtlich an der parlanirw tarischen Uneifahrenheit der meisten Teilnehmer. Aus den Regieriingsbäntcn hatten der Zentralrat und Vertreter der preußischen Regierung Platz genommen, als Lei n e r t in einer kurzen Ansprache sich gegen die Unter drück n n g s g e I ii st e des Verbandes wendete und ihm auch vom Rätekongreß znrief, daß das deutsche Volk zwar kein Herrendasein führen wolle, aber auch sich einem Sklavenlos nicht zn beugen gedenke. Aber auch schwere innere Kämpfe toben in unserem Lande. An die Stelle der geistigen Waffen ist das Maschinengewehr getreten. Ueb-erall sind Streiks und Gewalt an der Tagesordnung. Die Mehr- heit wird von einek gewalttätigen Minderheit unterdrückt. (Widerspruch.! Eine nervöse Atmosphäre ist dadurch ge- schiffen. Es besteht keine Achtung mehr vor der Ueber- zeugung anderer. Hoffentlich bringt der Kongreß die Grundsätze der Menschlichkeit zur Geltung. Deutschland stürzt in den Abgrund, wenn die Vernunft nicht siegt. lVeif.) H o ff in a n n - Wien übermittelte die Grüße der öster reichischen Räte und feiert den Nätesieg in Ungarn. Kultusminister Hönisch begrüßt den Kongreß im Aufträge der preußischen Regierung. Die Räte haben in der Uebergangszeit wertvolle Arbeit geleistet, trotz zahlreicher Uebergiffe und Fehler. Aber auch weiterhin sind die Rate noch nützlich. Die Parole: Alle Macht den Arbeiter- midi Soldatenräten ist ein Schlagwort. Wohl aber ist die preu ßische Negierung in Uebervinstimmung mit der Rrichsregie- rung fest entschlossen, den Räten auf den ihnen Ankommenden Gebieten alle nur mögliche Arbeit znzuwrisen. Ehe man an die Feststellung der Tagesordnung Heran gehen konnte, unternahm der Unabhängige Braß den ersten Vorstoß, indem er ein Begrüßungstelegramm an bayrische Räterepublik und an die ungarische Räterepublik vorschlng. In der Drahtung nach Bayern sollte die Hoff nung ansgeiprochen werden, daß dcr Münchner Umschwung bald im ganzen Reiche Nachahmung finden werde. Darauf konnte» sich natürlich die Mehrheitssozialdewokraten nicl-t einlasten, ebensowenig die Demokraten. Auch die Sold.iten- fraktion widersprach. Scho» gab cs die erste Anssprache die den Gegensatz zwischen Mehrheit und Minderheit schc-'f hervortreicn ließ bis nach dem Willen der Mehrheit de-: Beschluß über das bayriicl'-e Telegramm vorläufig ausgesel-ö und nur das ungarische angenommen wurde. Diese erste Niedtvlage schreckte die Unabhängigen jedoch nicht ab. sofort einen reuen Antrag einznbringen, die Mitglieder deS Koi -