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Kr. IOL KG. Iahrg > Montag, ven 5. Mai -D"W"- abends «eschäftsftele »nd RedakU»«: Dresden-«. IS, tz»U»etnft*atz« 4« Fernsprecher L18SS Postscheckkonto Leipzig «». L47»- "WL'P«t»SAL LLr ^e, s-m« «.»o e. «n«ei - «ummn I« g. «n «aam«, «o1w,rwm» «UetM an -llrn Vochenlagen nacbmata»«- Mksmlung Anzc«g«u> Annahme vo» NclchälUkanzeiaen bt» jLAH», vvn Fl-intciki.anzi-lgkn bls II Uhr»«A. Preis U-rdie Pellt Lp>>Itzeile4« meleil l .»», Kamille»-Anzeigen gch g, Kllr laidenilich gelchriebene, sowie durch Fo»- »rccher auwegedeae Anzeigen t»m>« IN» di» DctaniworMchleilsürlieNichligreNdedAch»»» nicht übernehmen, eprrchPunbe der Redaltioni II- I» Uhr »ormilta,». ' Einzige Katholisch« Tageszeitung in GniUevl. Organ der ZentrumsyurE ^ >n..s>->-^. Wüer««I»>mgsdeU»se «m» reu» W-che-oer.««» An««-»« » mcr «» »er Wocheickril«»^ All»llll MH! In den „Nachrichten für Grimma und Umgegend" Nr. 97 voni Dienstag den 29. April 1919 lesen wir fol gendes: „Heute ist die katholische Schule zu Grimma aufge löst und mit Lehrer und Kindern der allgemeinen Bür- gerscchlle einverleibt worden. Die katholische Schule wurde am 4. Mai 1842 vom Bischof Mauermann ins Leben ge rufen. Der erste Lehrer (Richter) eröffnet«: in einem auf der Kirchgasse (jetzige Paul-Gerhardt-Straße) vom Apo stolischen Vikariat angekauften Hause mit 27 Kindern den Untericht. Bis in die 70 er Jahre blieb die Zahl der Schulkinder 20 bis 25. Dann steigerte sie sich auf 60 (rim 1900). Jetzt bei der Auflösung besuchten noch 40 .Kinder die Schule. Im gavzen genossen 631 Kinder den Unterricht in der katholischen Schule. Während von 1833 bis 1857 der katholische Gottesdienst in der Begräbnis kirche mit abgehalten wurde, erstand im Jahre 1857 anS milden Stiftungen der katholischen Gemeinde eine eigene Kirche und Schule auf der Nikolaigasse. Dort ist der Unterricht vom 27. Juni 1857 bis jetzt abgehalten worden." Diesem, wohl durch die notwendige Schnelligkeit der Berichterstattung etwas allzumager und trocken ausge fallenen Bericht über eines der wichtigsten und zugleich traurigsten Ereignisse im Leben der katholischen Gemeinde Grimma sei noch folgendes hinzugefügt: Ob wohl! s i ch alle katholischen Eltern der die katholische Schule zu Grimma besuchenden 40 Kinder ohne Ausnahme durch Unter schrift unter eine Protesterklärung an das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts für Fortbestand der katholischen Schule zu Grimma er klärt hatten, und obwohl auch die sonstigen Katholiken Grimmas sich namentlich infolge eines von Herrn Schul direktor Pfalz aus Leipzig-Gohlis gehaltenen Vortrages für die konfessionelle Volksschule erklärt hatten, hat der derzeitige katholische Schulvorstand zu Grikima sich, — nachdem er schon in einer ersten ge meinschaftlichen Sitzung mit Bezirksschulinspektion und städtischem Schnlansschutz sich wohl als allzu nachgiebig ellmosen und dann auch die Genehmigung dazu erbeilt hatte, dass die für das neue Schuljahr anzu- mcldeuden Neulinge nicht, wie der Pfarrer gewollt und «in Vorschlag gebracht, in der katholischen Schule angemeldet, sondern zur Anmeldung in die städtische Schule bezw. in die Sckmlen der Umgegend, geführt werden sollten, bereits in einer zweiten derartigen gemeinsamen Sitzung vom ! 24. April 1919 bestimmen lasten, seine inzwischen an die I Brzirksschnlinspektion abgegebene Erklärung, die Schule nicht 1919 prciszugeben, wenn sie nach Worten des Mi- > nisters bis 1920 bestehen könne, zurückzunchmcn und in die Anslösung der katholischen Schulgemeinde mit Beginn des neuen Schuljahres einzuwilligcn. Erwägungen wie die. daß die zweitklassige Volksschule mit der -achtklassigen im Wettbewerb nicht bestehen könne, daß ferner nach Wegfall des Schulgeldes wohl manche katholischen Eltern Bedenken tragen würden, ihre Kinder auch ferner in die dann ja nicht billigere katbolische Schule zu schicken und vielleicht auch che durch den Direktor Dr. Schneider der städtischen Schiller lin sener obengenannten Versammlung gemachten Zusick.e- nma-en, Aß die katholischen Schüler nicht zum Besuche dcs Religionsunterrichtes der Einheitsschule gezwungen »ein. würden, scmdcnn auch ferner ihren katholischen Religions unterricht für sich laben sollten, und andere, hier nichi Wester zu erörternde Umstände mögen den katholisch,n Schulvorstand zu seinem Zurückweichen veranl gt haben. Wie dem auch sei ganz gewiß bleibt es tief zu bc Idaiieeu.daß ein so verhältnismäßig altes katholisches Schul system, wie das zu Grimma, lediglich durch die Für- Isorge der katholischen Kirche und ihres eifrigen IDienert dt? Superiors zu Leipzig, Bernhard Hank«', ins- I Dasein gerufen, nunmehr ohne vorherige Füh lungnahme mit den katholisch-geistlichen Behörden der Revolution «geopfert werden mußte. Durch eine unter den: Il1/14. Mürz erfolgte Anfrage des städtischen Sckmlans- I'chusses zu Grimma beim katholisch-geistlichen Konsistorium lin Sachsen über die Verwendung der durch diese Behörde Il'erwalteten Stiftungskapitalien der katholischen Schule ist «diese BehöD'de nur vor die vollendete Tat- jsache der ' Beseitigung der katholischen iSchule gestellt worden. Wie daraus hervorgeht, Ilxch daL^KvNsistoriilin unter dem 21. Avril 1919 — >Nr 417 (1c?--- n. a. antwortet: „Die Zinsen sind also einzig nnö ausschließlich für die Einrichtung und Erhaltung der katholischen Schule zu verwenden. Da diese durch Ausfüh rung der Verordnung des KultiisministerininS voni 12. De zember 1918 aufgehoben worden ist, wird das katho lisch-geistliche Konsistorium, dem präsumtiven Willen des Stifters entsprechend, die Stiftungsziuscir zur Bezahlung der Kosten für die Erteilung katholischen Religiousnnter-- nchts an die katholischen Schulkinder zu Grimma verwen den." — Zinn weiteren Verlaufe der Aufhebung der katho lischen Schule zu Grimma »sei noch bemerkt: Die „Nach richten für Grimma und Umgegend" in ihrer Nr. 96 vorn Sonntag den 27. April 1919 brachten im amtlichen Teile folgende Ankündigung: Auflösnngsfeier der kath. Schule zu Grimma am 28. April 1919. 9 Uhr vorm. Gottesdienst. 10 Uhr Schulfeier. Es haben sich um 9 Uhr alle Schulkinder der Ober- und Unterklasse einznfinden. Die Eltern und Freunde der Schule sind berzlichst ein- geladen. Grimma, 26. -1. 19. Der kath. Schulvorstand. Zu der hier angetündigteu Feier hatte der Herr Schcil- vorstandsvorsitzende auch die Bezirksschnlinspeition auf 10 Uhr eingeladen. (Laut Postkarte an Pfarrer Riedel vorn 26. April 1919.) Um 8 Uhr war bereits der katholische Lehrer Ernst Schulze durch Direktor Dr. Schneider in Gegenwart des städtischen Schnlansschusses, in den übri gens auch der bisherige Vorsitzende des katholischen Schul vorstandes, Plättanstattsbesitzer Eduard M ichel. durch Be schluß der städtischen Kollegien ausgenommen worden ist, in das Lehrerkollegium der städtischen Schulen eilügewiesen worden. — Zu dein 9 Uhr-Gottesdienste, der in Siugmesse und Ansprache des Pfarrers Franz A. Riedel-Wurzen bestand, hatten sich außer allen katholischen Schulkindern sehr viele Mitglieder der katholischen Dreifalkigkeitsge.nceinde eingefunden, so daß die Kircke einen Anblick bot, wie wohl noch nie an einem Wochentage. Die Ansprache des Pfarrers führte etwa folgendes aus: Man habe sich hier zu einer Begräbnisfeier versaiu melt, zur Bestattung einer alten lieben Mutter und Er zieherin. Aber nicht um einen gewöhnlichen Sterbesall. einen natürlichen Tod, handele es sich. Nicht in schwarzen Paramenten sei der Priester an den Altar getreten, sondern in den roten des Martyriums, der Blntzeu-genschast siir Jesus Christus, den Sohn Gottes, vom Glauben, an welchen die verlesenen heiligen Abschnitte des weißen Sonn tags so ergreifend sprachen. Heute handele cs sich um einen gewaltsamen Tod in demselben Kampf, in dem einst die Märtyrer der ersten christlichen Jahrknindeiste auf dem Felde der Ehre gefallen seien: es sei dG alte Kampf, nur in neuer Form, der in diesen Tagen gegeü Christ»:- „ud seine Kirche enrbrannt sei. Man soll? doch ia nicht glauben daß die Neuerer etwa beabsichtigt hätten, dem sonst so ver achteten katholischen Volksteilc in zarter Besorgnis ui» sein wahres Wohl und sein besseres Fortkommen in der Welt eine bessere Schule zu geben, als er sich selbst leisten könne. Vielmehr handele es sich nur darum, wie ans den religions unterrichtsfeindlichen Verordnungen sa zur Genüge her vorgehe, den Glauben an den Gottessohn und Erlöser Jesus Christus aus den Herzen der Heranwachsenden Jnaend ber- ansznreißen. In diesem Kampfe stirbt unser kleine? katho lisches Schulwesen den Märtyrerkod. Aber wir boffen, daß ihm einst, wie allen, die für Christi'? gelitten haben und gestorben sind, eine desto herrlichere Auferstehung zuteil werde — walt's Gott, schon in einer nicht allznfernen Zu kunft dieser Zeitlichkeit! Tief ergriffen waren Hörer und Redner, d?r all? Er schienenen noch anfsorderte, auch in des Klassenzimmer hin auf,zngehen, um Ohrenzengen einer Erklärung zu sein, die ev do?t ob-aiaeben habe. — Nachdem sich als Vertrete'' drr Bezirksschulinspektion Bürgermeister Lobeck pünktlich in der Schule einaefunden batte, eröffncte Lehrer Schulze mit Gebet die Ab'chiedsfeier und bat an der Hand altehr würdiger Aktenstücke jene oben kurz wiedergegebene Ge schichte der kotbostschen Kirck»- und Sckwlacnneinde Grimma dar, insbesondere auch plle Lehrer mit Namen nennend, dm w'nols an der Schule aewirkt. Anch er sprach sein Bedauern üb er dosEnde der Schule au«, bearnnbete ober diese Einstellung des katlmlisch-komessi-- uellen Schulbetriebes als nicht langer hinansschiebbnr dnr , Hinweis ouk dgs Gebot drr Stunde. dost nst? als Mstulir, der eines Volkes nnterschicdsloS mit vereinten Kräften nnr dem einen Ziele zustreben müßten, dem Vaterland« a«s d«r gegenwärtigen Not heranszuhelfen. Diesen Satz glaubt« Pfarrer Riedel — nachdem auch noch Bürgermeister Lobeck kurze Woite an die Kinder gerichtet hatte, u. a. auch gesagt, er wünsche, daß üe ihrcm «»stauben erhallen oticben — nicht unwidersprochen lassen zu dürfen unter Hinweis daraus, daß Gottes- und Vaterlandsliebe untrennbar '-us.ittnnengehörtm und letztere lauter und rein nur aus der -csiercn geschöpft werden könne, wie auch Christus seine bekannte Forderung der opfervoltcu Hingabe an den L a n d c S v a t e. r und den h i m m tischen Vater in einem Atemzuge und in ciw-m Satze znm Ausdruck gebracht habe. Auch sei der große Aufschwung des deutschen Volles nach den furchtbaren Nie derlagen am Anfang des vorigen Jahrhunderts nur durch religiös-gesinnte und -gestimmte Männer h--rbe:oe:!ll»rt -vordem. Einer E n t ch r i st l i chu u g, der Volks schule habe c s hierzu durchaus ni ch. k b e b u > fl. Sodann brockte Pfarrer Riedel folgenden llzg-.m P > o te st zur Verlesung: „Zu diescr Feier auf Einladung des Herr» Vorsitzende» des katholischen Schulvorstandes erschiene:! und an Or teilnehmend als Neligionslehrer eines großrii Teiles der katholischen Kinder sowie als Vertreter des hochW>irdiach>u Herrn Bischofs habe ich zunächst kraft einer von ihm dEÄ Telegramm von -gestrigen Abend erhaltenen Bs-llMaM gegen die v h n r Z u st i m m u n g des Her- n A postot. Vikar s in Sachsen lediglich du r ch Ber - e i n b a r n n g des kathoIi» ch e n S ch nlvsr st c» des, der Vezirksschnlinspettio,, und des städtischen Sch»d nttSschiisscs erfolgende Auflösung dieser iar 'tz l i s ch e n K i r -h s ch n l c Ei u » p c u ch zu erheK> e u. Diesem hierdurch zum Ausdruck gebrachten amtlich«n sprnche des .Herrn Noostvl. Vikars habe ich noch.persönlich hlnzuznsngen, daß ich als derzeitiger örtlicher Verriete» der j katholisch-kirchlichen Interessen, alle erlaubten Mitrel wendet habe, n.m die Auslösung dieses seit 1842 bestehende::, durch die katholisch-kirchlichen Organe begründeten: »u«d allzeit tatkräftig «»terstützten katholischen TchulsvsteAic- M verhindern nnd dost die qanzsunb volle Ver antwortung hierfür zu tragen traben tue gegenwärtigen Mitglieder des katholischen Schulvorstandes im allgemeinen «nd dee j e <> i g e ständige L e l, r c r i m besonder e n." - Alle Anwesenden, besoucerS die zalilceiill ecchw w!w:> Mütter und älteren Geich-miner der Kinder, die zu::. ."vsw:r Teil einst selber in dieser Schulklasse geseisen. standen sicht lich iiirler denn Eindruck dieser Wort-. Es herrschte wüklich die Stimmung wie bei Kindern, die am Muttergral-e stehen. Nur wenige Augen blieben tränenleer, als ein kleines Mäd chen mit vor Weinen erstickter Stimme einen AdsthiedSgrnK svrack» und die Kinder ihrem Lehrer und Pfarrer die Haill» znm Abschied reichten, nachdem znm letzten Male gemeinsam das Schnlgcbct gesprochen, mit dem Lehrer und Schiller s-i oft ans dreien Räumen fertgegangeu- ..Die Schill? ist -n Ende. Drum falten wir die Hände lind bitten den Vater im Himmel dort. Daß bei uns bleibe kein göttliche? Wo-:. Damit wir besser stets ans Erden Und rechte Kinder Gottes, werden." -«K Wir werden auf die»? Angelegenkie.it noch 'U'-ückkoinmen und verweisen unsere Leser beute wiedenun ans unseren Artikel „Kulturkampf" in Nr. 93 vom 24. Aw-'il, sowie auf den Auszug an? dem Allerheiligen - Hirtenschrolben -der deutschen Bischöfe in ebenderselben Nummer. (Die Red) Auf der Fahrt u«ich> Paris. Von unserem S o n d e r b e r i cht e r st a kt? II. In Belgien. Die Nachtstunden schleichen nnr dahin. Wer sollte, auch Ruhe finden, da angesichts all der koimiiendon Dinge Grec fühle nnd Empfindungen vielfältigster Art ans ihn euri stürmen? Früh morgens 1 Uhr passierten wir die Mluer Hohenzollernbrücke. Diese wie der Hauptbalmhof in Köln waren mit starken englischen Kräften gesichert. Nach 6 llhr p-assierten wir Aachen, in dessen Bahnhofshalle englische, französische nnd amerikanische Soldaten nnter Fiihrimz; ihrer Offiziere etwas Militarismus übten. Wir kamen alsbald nach Belgien. Die Eiscnb<ch»-i strecken sind unzwinein stark von belgischer Infanterie' M blauen und belgischen Kolonialtruppen in erd-gelben Uni» formen gesichert. Man hat anscheinend ausgesuchtes More« rwl heraiisgestellt, angetan mit tadelloser scheinbar vökliz neuer Montur und Ausrüstung. Vielfach tragen die S-w