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- Die nächsten Sitzungen des Abgeordnetenhauses finden «m 26. Oktober statt. Man hofft in drei Sitzungen die erste Lesung beendigen zu können: dann soll eine dreiwöchentliche Pause für das Plenum eintreten. Das Zentrum hält in diesen Dagen lange Fraktionssitzungen über die Beamten verlage ab. — In Berlin Naben sich augenblicklich Vertreter einer grobe» Reihe von Staaten versamm lt. „ n den seineiz-il in Bern geschlossenen Vertrag, b,tr. den Schatz geistigen Eigentums aus verschi.d.-nen Gebieten. Weiler unLzub uen. 'Dank der steten Entwich lang des Wc-Uvei kehrs v.>) der Technik gewinnen diese früher wenig beachteten Fragen von Jahr za Jahr an Bedeutung. Es stehen di.-ömal besonders die E'wetternng deö Sch. tzo iür niciük lische Werke. Erzeugnisse der Acchckektnr Ui ü Bühn.enlnnst, >ür Photographien. Z-sttungsartikel tind Werke d r angeiv u-dten .Kunst auf der Dapesoidnung. Lürlfucu bstDtst die Hoff nung. daß die Konferenz auch Ant>>ß znin Alschluß der Literalkonventioneii zwischen Nußlnr,) und d.u anderen Staaten, sowie zur Berorsserung der nnt de. B^.ei'. igten Staaten bestehenden mangelhaften Ve-.t-ii-re bnt n wird. — Vrrstaatlickinng des Drpositenwrseno. Eine geivis; 'r> toeitesteir Kreisen großes und berechtigtes Aufsehen er regende Nachricht findet sich schämig versteckt in der „Köln. Zeug." lNr. lOOO. Allsgabe vom Sonntag den ist. Oktober 1008-: „Wie wir hören, sollen die Verhandlungen der zu Erhebungen über das Bankwesen einbernfenen Kominission treute zu Ende geführt werden. Der Punkt 6, betreffend dm Depositenbanken, wurde von der Erörterung abgesetzt, nachdem aus Erklärungen der Berliner Großbankeil sich er geben hat, daß diese in Bezug ans regelmäßige Veröffent lichungen über den Stand, insbesondere auch über den Be stand an Depositengeldern, zu einem „gewissen Entgegen kommen" bereit sind." beider darf man wohl nicht daran i Sloeifel», daß die vorstehende Nachricht offiziösen Ursprungs , rst, deüo entschiedener muß gegen das nngekiindigte Ver- s fahren Protest erhoben werde». Der ganze Verlauf der Vankenenauete hat nach der „Deutschen Tageszeitg." denen i Nicht gegeben, die behaupteten, daß sie mehr oder minder . eine starre werden würde, daß sie nicht, wie mit vielem Pomp angesündigl. Klarheit über ungemein wichtige bank- s politische und Wii tschastssragen schaffen, sondern lediglich i <me Bernhignngspille für diejenigen sein solle, die aus ! konservativen und Zentrninskreisen heraus immer eindring- ^ lrcher ihre warnenden Stimmen gegen die verderbliche ! Macht des mobilen Kapitals und insbesondere gegen die -rnker geiaintes Wirtschaftsleben beherrschende Ueberwacht des Großkapitals, wie es in den wenigen Großbanken ver- iliit ist, erhoben. Wie man nun an den Kern des gesam ten Depositenweseus kommt, versagt man einfach die ge- kamte Tepositensrage. Aber wir können inilleilen, daß manche Zeutrnmsabgeordiiele bereits gute Vorschläge für «eine Regelung dieser Materie in .Händen haben. Auch von anderer Seite regt man sich. Die Finanzzeitschrift „Die Bank" nntersncht in zwei Artikeln iw Juli und August ieft das deutsche Bankwesen und vertrat dabei speziell d»s Teposilengeichäst Ter Versager Alfred Landsbonrgh macht dazu folgende Berechnungen: Tie Höhe der fremden Gelder stell» sich bei den Großbanken ans das Zweifache, bei den Bankeii mit I bis ll> Millionen Mark Kapital ans das zweieinbalbfache, bei den Banken mit 100 000 Mark bis Million Mark ans das vierfache, und bei den allerkleinste» Banken inil weniger als 100 000 ans das nennsache des 'Eigentapilals an. Schon ans diesen Angaben ist zu entneh men, das: das Teposilengeschäsl für die Banken außer ordentlich lukrativ ist, die Gelder werden mit 1 > s. bis 2 Prozent verzinst, bringen den Banken aber i»> Turchschnitte doch ivvhl I Prvzent. sv daß selbst bei hoher Lignidations- note ans einen Reinverdienst von I bis N/. Prozent gerech net werden kann. Was das für Summen ansmacht illustrieren folgende Angaben: Nach den Bilanzen, die alle «'nslierenden I!2 deutschen Aktienbanken in der Zeit vom l. Juli >007 bis znin 00. Juni 1008 veröffentlicht haben, verwalieten sie ani Depositen und Kontokorrentkonto ins- acßnnl 81210 Millionen Mart fremde Gelder. Diesen Geldern standen an Eigenkapital 1000 Millionen Mark gegenüber, davon 0000 Millionen Mark Aktienkapital und rund 1000 Millionen Mark Reserve». Mit Hinweis ans diese Zahlen fordern nun konservative Organe die Verstaat lichung des Depositengeschästes. »in dadurch dem Reiche neue Einnahmeaiielle» zu verschaffen. Rein mechanisch ge rechnet. würde der Staat, wenn er sich mit einem Durch- schniitsiietlogewinne von l Prozent begnügt, bei der obigen Höbe der Depositen im Jahresdurchschnitte eine» Ueber schuß von 812 Millionen Mark erzielen. Man sieht also, wie leicht sich das mobile .Kapital erfassen läßt: wenn man nur ernstlich will: inan braucht nicht einmal sofort zur Ver- Oaatlichiing der Depositengeschäfte überzngehen. Dem ncitienallibnalrn Abncorde.ctcn Busscrmenu soll, wie nach der „Franks Ztin »ativnanioe.ah» Anisen a'.ü gut verbürgt erzählt wird, für den Fast ein.r befriedigenden Losung der Reichsfinanzrcsoun ein Staats- kelcetarivt im N iche zu^ed cht sein. Anßerd-m beißt es. di-.ß der n itional-iberale Abg. Hng'-manü v -rtragc i ).r Rat i:n Reichskolontalamt rverd,„ soll. Das g amm le Blatt mail t darauf aiis-nr, kjain. daß das bc'.r.ff »We iOerüRt diesmal bestiwn ter anfuiit , l- früher. Eme bindende Bestinimling über d >s Hern, Basse inain' znznwcndende Rcssort sei jeder falls I,och nickst getrvff.'-. F'ücvr lvar vom ReichvjnOIza'i'l die Rede. Du'enml nn d beh v.-ptet. G würde daran gedockt, Basse,miann bei d-r beabsichOg-en T-'limg des R'ichöamts des J:.».,» in zwei ßllihändige Stavtläaiter z» berückstckstig n. — Auch gegen die Bermögenssiclicr rvachscii immer m-chr die die zu - st nur avde>ltetcn. Jetzt v m i'l auch die agiorllche..Dei'tghe D.igeszeillmg" SteÜllv^ zu den bekannte,. Bei iirögcvv stein cvo.zchlngen der besreillideten und veibUnde'en „Kieuzzeilnng" Sie Prot stiert g.gen die Annahme als ob die touse> vative Partei igren. grundsätzlichen Widerspruch geg«n den Gedanken > iner Reiche Vermögens steuer cnfgi'qeben hebe. Anw Heir Ortet hält zwar, rnit d » Erbschaftssteuer verglichen. d>e VermögeirLstener siir das „kleinere Uebet". Nur sei es taktisch nicht richtig und zweck- mäßig gewesen, daß die Frage der Vermögenssteuer von konservativtr Zette wieder der öffenllsthen Erörterung unter- bccilet worden sei. Inzwischen sickern wieder ein paar Tropfen aus den BundeScatSverhandlungen durch. Wie ' der LfsrziosuS der .Frankfurter Zeitung" erfahren haben will, haben die Ausschüsse des BundeSrats am Sonnabend die erste Lesung der Reichsfinanzreform erledigt und sich über die Steuergesetze mit Ausnahme der ElekrrizitätSsteuer geeinizl; die Entscheidung über die Letztere wird warscheinlich erst rm Bundcsrat durch ein Mehcheitsvotum erfolgen. An der geplanter» Jnserotensteuer oder vielmehr an ihrer Erhebung solch» nach derselben Quelle die Z.irungsverleger mitw rlen lind für die Mitwirkung vom Reiche entschädigt werde». Was das heißen und wie dis gemacht werden soll, verrät die „F anksurter Zeitung" nicht. Aber die ganze Sache der neuen Steuern wird immer unverständlicher. Bc-me: lenswert in die Opposition gegen die ElektrizttätS- steucr. Die Kaiserliche Tisziplinarkammer für die Schutz gebiete sprach am 20. Oktober gegen den Vorstand z. D. des Kaiserlichen Gouvernements zu Togo, Emanuel Wistuba, wegen Disziplinarvergehens das Urteil: dasselbe lautet ans Dienstentlassung und Belassnng bon zwei Dritteln der Pen sion auf fünf Jahre. Ans Grund einer Bekanntmachnng des Reichskanz lers sind die aus Häfen bon Archangelsk und Riga nach deut schen Häfen kommende Schiffe und ihre Insassen bis auf weiteres vor Zulassung znin freien Verkehr zu untersuchen. — Kirchliche Autonomie für Bosnien? Aus Sarajevo wird der P. V. K. grschncben: Nach den kanonisch, n Be stimmungen der griechisch orientalischen Kirche gibt es autonome, oder wie es offiziell heißt, uutokephale Kirchen nur in selbständigen Staaten. Die vlthod.xen Serben Bosnie s müssen daher solange rwrer der geistigen Juris diktion und unter der Oberverwaltung des ökumenischen * Patriarchats bleiben, bis Bosnien entweder ein selbständiger S aat g .vorden oder einem anderen s-lbständtgen Staats- ivoseir so,mell einverleibt ist Die bosnischen Serben können d.shatb heule keineswegs den serbischen Patriarchen zu Karle witz rw.ternelll werden, und ebensowenig können sie seibu rine autonome Kirchengcmviiischast bilden. Würde eines von luiden geschehen, so wüßte die heutige Synode zu Komtnritinopel die bosnischen Serben als „schism rtisch" e> klären, wie sie das bei'pielsweise 1870 gegenüber der autonomen bulgnrischen Ex.irchateloche getan Hai. Also ganz so leuht kann sich auch Bcnon Bnriau über eine der artige. t-ef eingreifende kirchliche Frage nicht hinwegietzen. — Noch biel wenige- können die bo-sinschen Mohammedaner erne autonome Kirchengemeinschaft bilden. Für sie mir) immer der Sultan in Konslantinopcl das geistliche Ober haupt ble'.ben ui>) an die Sp tze der bosnischen Bck.nver des J:lams kann nur ein solcher Geistlicher trete», der hierzu nusdrncltin vom Sultan ermächtigt ist. Weder die bosnische Vcrwatiung, noch Kaiser Franz Joseph können eine solche Ermächtigung erteilen. Der Islam ist eine Antoritätsrel'.gion. die entweder in einem mohammedanischen Herrscher oder in einem besonders hierzu geweihten Priester ihr Oberhaupt e>hatten muß. Wenn in dieser Frage keiire ganz feste NechtSc-iduring getroffen wird, so entsteht dabei iine sehr c,mährt.che Verwirrung. Die Regierung wies den Statthalter in Prag an, die zur Verhinderung von Ausschreitungen getroffenen Ver fügungen mit größerem Nachdrucke dnrchznführen. Das scharfe Konininnigiu; der Regierung im „Frem- deiivlatt" gegen die serbensrenndlichrn Exzesse in Prag er regte großes Aufsehen. In Karlsbad fanden am Dienstag abend Ansamm lungen in der Nähe der Beseda statt. Tie städtische Wache und die Gendarmen, die nmsassendc Absperrungen vorge- nominen hatten, wurden mit Steinen beworfen. Ein Wachtmann und ein Gendarm wurden leicht verletzt. Die Wache zog blank, »vorauf die Menge in die Panoraniastraße zu der tschechischen Herberge Slavia zog. In der Villa des Geschäftsführers der Beseda und bei den Häusern einiger tschechischer Kanslenle tvurden die Fensterscheiben eingeschla gen und mehrere Firmenschilder herabgcrissen, so auch der böhmischen ESkomptebank. Nachdem die Menge längere Zeit in der Stadt nmhergezogen war, trat um 111/. Uhr nachts Ruhe ein. ES ist ein Gendarmeriepatrouillendienst eingerichtet worden. Ter Bezirkshanptmann und der Bür germeister intervenierten auf der Straße. Balkan. — Obwohl die Lage auf der Balkanhalbinsel noch imm.r eine höchst verm.ckelte ist. gibt m m sich doch heute in poälvch.-n Kreisen ullgemem )er Hoffnung auf eine fried- liche Lösung cvc Schwierigkeiten hin. Wedcr Rußland noch Englana denken ja ernstlich daran, für die Türkei zu de., Wusse» zu greifen. Trotz aller ihrer F«emidschafts- bmrnermigen in Konsiantinopel hat es vielmehr den Air- l'chcin, daß sie die Lage zur Förderung der eigenen I ter- ssen ausnützcn wollen. Rnjzland dürfte die lang- eistcMte Ocffimng der Dardanellen für seine Kriegsschiffe a'.Otrrbcn und England wird dafür wahrscheinlich sich weitere Vorrechte in Aegypten und Eypern zu sichern wissen. O st erreich und Bulgarien haben keinen Anlaß zu einem Kriege, da sie auf friedlichem Wege bereits ihre Absichten verwirklicht hoben. Daß die Türkei, nachdem sie die Weg nahme der Orien,bahnen gednldct hat. gegen sie jetzt nach zu den Waffen greifen sollte, erscheint bei der ganzen Sachlage nicht wahrscheinlich. Das Kriegsgeschrei der Serben n:d Montenegriner dürste nur darauf berechnet sein, auch für diese Staaten einige Vorteile yerauü- znschlage». linier dielen Umständen ist eS nicht ver- wnndeilich, daß die Aussicht auf das anfangs sehr zweifel hafte Zustandekommen einer neuen internationalen Orient- ko-iferenz in letzter Zeit bedeutend gewachsen ist. Doch wird diese Veraiistalumg eilwn wesentlich anderen Charakter tragen, als man lürkischerseitS wohl gehofft hatte. Die letzten Gebietöverlnste der Türkei dürften nicht rückgängig gemacht, sondcrn von den Mächten anerkannt, und die Hohe Pforte durch entsprechende Geldentschädigungen und vmanssichuich auch Garantien ihres bleibenden Besitzes abnefundcn werden. DaS durch Indiskretion in die O> ffentlichkeit gelangte englisch-russisch-französische Programm für die in Aussicht genommene Balkankonferenz. das in Konsiantinopel begreiflicherweise arg verstimmte, hat die Tüiket zu dem Entschluß gebracht, den Versuch zu machen, ohne die Inanspruchnahme der Mächte den Streit durch direkte Verhandlungen mit Bulgarien und wohl auch mir Oesterreich-Ungarn zu beseitigen und so die Balkcmkonfere- z gegenstandSlosloS zu machen. In Sofia ist sie dabet auf bereitwilliges Entgegenkommen gestoßen. Die außer ordentlich schwierige Stellung, die das von den Ereignissen wicder einmal völlig überraschte Deutschland zwischen seinem österreichischen Verbündeten und seinem türkischen Frcund einninimt, hat sich inzwischen nicht verbessert. Die Verstimmung in der Türkei scheint zwar, dank den de- ruhtgenden E,kläcungen und feierlichen Versicherungen der Reichereg'erung, etwas gehoben, dafür sind abe.' jetzt die österreichischen Nachbarn verschnupft durch die recht überflüssige Kritik, die die deutschen Offiziösen an Herrn v. Aehrenthals Gemaltst,eich geübt. Der Konferenz und dem Konferenzprogramm gegenüber verhält sich Deutschland, nachdem es gewisse gcund äyliche Bedingungen hat formu lieren lasse», abwaitend. Ader wir fordern, daß es stark und entschlossen zu seinem Verbündeten Oesterreich halte. — Zwischen den Delegierten des jnngtürkischen Zen tralkomitees und des hiesigen Bnndeskomitees ist eine voll kommene Verständigung über die schwebenden Streitfragen erzielt worden. Das gemeinsam auSgearbeitete Protokoll fordert unter Betonung der Grundlosigkeit eines türkisch- bulgarischen Krieges die Regierungen beider Länder aus, Delegierte zu entsenden zur Ausarbeitung eines Vorschlages zur Beilegung der Differenzen. Das Protokoll wurde gestern der bulgarischen Negierung überreicht und wird heute in Sofia, Konstantinopel und Saloniki veröffentlicht. Einer Blättermeldnng zufolge erklärten jnngtiirkische Ab gesandte in den Komiteeberatungen, die Pforte werde ihre hier eingegangenen Verpflichtungen anerkennen und durclp führen. Die Sobranje wurde ans den 28. Oktober zur ordentlichen Session einbernfen. - Ter russische Minister des Acußern Jswolski ist heute abend nach Berlin abgereist und wird von dort nach Petersburg zurückkehren. Maßgebende Kreise versichern, Jswolski habe in Bezug auf die Aufgaben der zukünftigen Konferenz in London und Paris die vollständige Ueberetn- stiinmnng der Ansichten Rußlands, Englands und Frank reichs festgestellt. Italien. — Aus Nom wird oer P. V. K. gemeldet: Nickst nur die Belgrader Spaniolen - Kolonie hat Serbien Geld zum Kriege gegen Oesterreich angeboten, sondern auch die dortige Freimaurerloge. Dieselbe hat ein vertrauliches Rund schreiben an die Logenbünde in Italien, Frankreich und England erlasse,,, rvorin sie zu „Geldsammlnngen" für die serbisckie Kriegskasse auffordert. In dem Schreiben heißt eS. daß in Oesterreich die ..Hauptmacht des Klerikalismus" getroffen werden solle, weshalb das gesamte Freimarrrerlnm den heldenmütigen Kampf der Serben unterstützen müsse. In Rom baben daraufhin die Logen in wenigen Tagen 200 000 Lire für Serbien gcsammklt und werden die übriger» Logen Italiens das gleiche tun. Man hofft, dem in einigen Wachen in Rom crw.nteten serbrsckren Minffipr des Aeußern Dr. Mtlanomitsch eine Million Lire für den serbischen „Kriegsschatz" überreichen zu können. Die Besprechung des Präsidenten FalliL-res mit dein Ministerpräsidenten Elstmencean über die Wahl eines neuen Mariireministers hat noch kein Ergebnis zutage gefördert. — In der Dcpnticrtcnkammcr kam es am 20. Oktober zu einem Zwischenfall, als der Deputierte Bietry die Re- gicrung bei der Beratung des Justizbudgets im Zusammen hang mit der Dreyfusasfäre interpellierte und dem Justiz- minister vorwarf, er gebe sich zum Anwälte des Verräters Treyfns her. Die ganze Linke wandte sich erregt gegen Bietry und die Kammer verhängte die Zensur über ihn. Als dieser weitersprach und die Mitglieder des Kassations hofes als Fälscher bezeichnete, beschloß die Kammer auf An suchen des Präsidenten die zeitweilige Ausschließung des Deputierten Bietry. Da dieser sich auch jetzt noch weigerte, die Rednertribüne zu verlassen, hob der Präsident unter lebhafter Bewegung die Sitzung vorübergehend auf. lAroftbritannie»». — Bildung eines eigenen südafrikanische» Staates. In Durban finden gegenwärtig die Vorberatungen zwecks Bildung einer einh>'itlickic-n Regierung über die englischen Kolonien in Sndafiika strtt. Es soll ein Staatenblwd, gleichwie in Australien, ges.hafsen werden, an dessen Spitze 30 Delegierte stehen sollen, je 6 aus jeder Kolonie. Nustknnr». — Ter Kaiser und die Kaiserin sind am 20. Oktober in Peterhof eingetroffen. Die Studenten der Universität Moskau haben in einer Versammlung mit großer Mehrheit beschlossen, den Streik ein;nstellen. Persien. — Tie gegen Täbris entsandte Kosakcnabteilung soll, wie Gerüchte in Teheran besagen, zurnckberufen werden: der zu ihrem Führer ansersehene russische Hauptmann Ucha- koff werde von Teheran überhaupt nicht abreiscn. Diese Maßnahme ist auf den Wunsch der europäischen Konsuln in Täbris znrückznführen. Von der Ankunft persischer Ko- saken unter einem russischen Offizier wird eine ungünstige Wirkung ans die Haltung der Kaukasier befürchtet. Japan — Der Ehef der amerikanischen Schlachtflotte Admiral Sperrt; wurde heute vom Kaiser in Audienz empfangen. Ter Admiral übermittelte dabei eine Botschaft des Präsi denten Roosevelt, in der der Präsident die Freundschafts gefühle des amerikanischen Volkes für Japan zum Ausdrücke bringt. Der Kaiser erwiderte in herzlichen Ausdrücken. Nordamerika. — Tic amerikanische Flotte wird China vom 29. Okto ber bis znin 4. November in Amoy besuchen. Der Kaiser entsendet einen Prinzen der Herrscherfamilie und ein glän zendes Gefolge zu seiner Vertretung. — Die Tätigkeit eines Präsidentschaftskandidaten. Ein amerikanischer Statistiker hat berechnet, daß Mr. Taft, der demokratische Präsidentschaftskandidat, in der jetzigen Wahl- kampagne 5 000 000 Worte gesprochen, während seiner Reden 1700 Mahlzeiten eingenommen, in 1789 Eisenbahn»