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Rr. »SÄ. SWsche Mittwech, den 1V Oktsber LV04. S. Jahrgang. Erscheint tiialtch nach», mit Lttlnahme der Sonn und K»u»a.,e. v»r»ßst»rei»> «ierleljüdkl. I Vtl. k« Pf. lohne » siell„eld). Set autzerdeulsche» Posinnslalt.U Zettun«»prei»I Einzelnummer 10 Lt Red rktionS-Svrechstunde: II—IS Uhr. Unabdangiger Lageblstt kür Äsbrbeil. ftecdl u.freidell. olksmtung l ! Inserat» werden die Sgelpaltene Petitzeile oder deren Raum m ivsdrdeil. «ecdt u. fnide». -RLMN-RLMW- 2u Mig «essgs SeOäebinli. Nun hast den schweren Aampf du nusgerungen, Bis in den Tod allzeit getreu befunden, schlug auch das Leben dir die tiefsten U)unden, Aein Alagelaut ist je zu uns gedrungen. Still betend hast die Hände du verschlungen, NX'nu Gott dir sandte bange j?rüfu,igsstunden; Hn Liebe bliebst auch denen du verbunden, Die selbst an dich gewagt die Lästerzungen. Du folgtest nach dem Gott- und Aleiischensobne: Schuldlos wie er, geduldig, kreuzergeben; Umrankt von Dornen war auch deine Urone. Drum soll dein Borbild stets voran uns schweben Als Leitstern zu des Baters lichtein Throne; Denn des Gerechten Geist wird ewig leben. Brutto Tlciizel. Die Uelierfnhrung weil. Sr. Majestät König Georg. Tie Haupt- und Residenzstadt Dresden steht seit dem Tode Sr. Majestät im Zeichen der Trauer. Tausende van Menschen hatten gestern abend hinter dein Militärkardau Aufstellung genommen und er warteten die Ankunft des Schiffes, welches den taten König van Pillnitz brachte. Um H Uhr begann ein Regenschauer, welcher bis zum Schl ns; der Feier- lichkeit anhielt. Im Saale des Wasserpalais. woselbst die hohe Leiche aufgebahrt war, fand in Gegenwart sämtlicher Mitglieder der König!. Familie die kirchliche Ein segnung statt. Inzwischen waren vor dem Schlosse an der Elbe Grenadiere und Schutzen zum Spalier bilden aufgezogen. Die Dienerschaft bildete mit brennen den Fackeln eine Kette van der Schloszterrasse bis hinunter zum Schiff, das an der Brücke verankert lag. In düsterem Tranerschmnck lag der Dampfer da. welcher den taten Sachsenherrscher auf dem heimat lichen Strom der letzten Ruhestätte führens sollte. In der Mitte des Hinterdecks erhob sich der auf vier Säulen ruhende schwarz ansgestattete Baldachin, der hinten mit einem schwarzen Vorhang abgeschlossen war. Die Kuppel zierte eine Krone, die vier Ecken trugen Strautzenfederbnketts. Auch die Brüstungen und Radkästen des Dampfers waren mit schwarzem Tuch drapiert und das Innere des Schiffes voll ständig schwarz ansgeschlagen. Am Steuer wehte Halbmast das Königliche Banner der Nantenkrane, während am Steven und am Mast schwarze Wim peln und Fahnen flatterten. Um 1/2? Uhr begann die Uebcrsührnnq. Mäch tige Kränze wurden ins Schiff getragen, die auf dem Vorderteile des Dampfers Platz fanden. Sodann betrat Ihre Majestät die Königin.Witwe Carola mit Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Max die Schloß- terrasse. Ihnen folgten der Oberhafmarschall Graf Vitztnw ;und der Chef des Geheimen Zivilkabinets, Geh. Rat von Banmann, welche das Herz und die edleren Teile des Königs, die von Hofkämmerern getragen wurden, begleiteten. Sodann kam der mit einem schwarzen Tuche bedeckte Sarg, den könig- liche Diener zum Schiffe hinabtrngen. Zn beiden Seiten schritten Pagen in roten Gewändern mit Fackeln in den Händen. Se. Majestät der König, sowie Ihre Königlichen Hoheiten Prinz Johann Georg und Prinzessin Mathilde, iowie Ihre Kaiserliche Hoheit Erzherzogin Maria Josefa wohnten auf der Veranda des Schlosses der Uebersührnng bei. Die Schul- kinder von Pillnitz hatten am Ufer Aufstellung ge- nominen, und tief ergreifend war es. als ihr Trauer- gesang in die tiefe Stille der Nacht hinaustönte. Langsam setzte sich der Dampfer in Bewegung, auf dessen Deck die GaSslambeanr und Fackeln einen düsteren Eindruck hervorriefcn. Daß Trailerschiff wurde persönlich von Herrn Direktor Fischer geleitet. Die Elbufcr-Ortschaften hatten Trauer angelegt und Kriegcrvcreine, Schulen und Zuschauer an den Ufern Aufstellung gefunden. Fackeln und lohende Holzstöße sandten dem Verewigten die letzen Grütze seiner Untertanen. Die Feuerwehr von Loschnntz und Blasewitz bildeten am Ufer mit Fackeln Spalier: der Loschwitzer Männergesangverein trug während der Vorbeifahrl des Königsschiffes ein Trauerlied vor. Als das Schiff beim Waldichlötzchen anlangte, tönte ihm v«u Minute zu Minute der dröhnende Grntz der Kanonen entgegen, und von allen Türmen der Stadt grützten die Glocken mit ehernen Zungen ihren toten König. Einige Minuten nach 8 Uhr legte das Trauer schiff unterhalb der König!. Kimstakademie an einer besonders hergestellten Landnngsbrücke an. von der ein drei Meter breiter Gang zum Ufer führte. Hier waren zwei schwarznmkleidete Pvlone» erriäitet. deren Fenerbrände mächtig emporlohten. Von der Landungs stelle führte bis zur Hofkirche eine Trauerstratze mit Fahnenmasten, Drapierungen und Gasflambeaur; zioei Pylonen erhoben sich am Hanpttor der Hof kirche. Truppen bildeten Spalier. Um ^48 Uhr hatten sich Se. Majestät der König mit den Königlichen Prinzen unter Voririlt und Be gleitung des großen Dienstes, gefolgt von der Hofgeist lichkeit und dem Zelebranten Sr. bischöflichen Gnaden Dr. Georg Wnschanski zum Landungsplatz begeben. Die Königin-Witive. Prinzessin Mathilde und Erz herzogin Maria Josefa begaben sich kurz vor 6 Uhr in die Oratorien bez. Tribünen. Nach der Ankunft des Trailerschiffes trugen zwölf Unierosfiziere den Sarg an das Land und hoben ihn auf den niit sechs Rappen bespannten Leichenwagen. Den Zug eröffnet eine Abteilung Garderc-iter. Es folgten die Beamten und die Dienerschaft. Sodann kamen die Ministerialräte. Kammersimker. Kammer- Herren, der Zeremonienmeisrer. die Fiügeladjntanten, die Oberbof- und Hofchargen Sr. Majestät, ferner General a la «nito v. Altrock, die Generaladjntanten v. Treitschke und v. Minckwitz die boctwürdige Hof geistlichkeit mit dem yochwürdigen Bischof, Lber- hofmarschall Graf Vitztlmm v. Eckslätt. Diesem folgten drei Kammerherren, auf Kissen die weitzseidene Kapsel mit den edlen Teilen des entschlafenen Königs tragend, sodann der Leichenwagen. Hinter diesem wurde das König!. Leibpserd gerührt. So. Majestät der König, zur Linken Se. Königl. Hoheit Prinz Max, zur Rechten Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg folgten der Leiche. Ihnen schlossen sich an: Stadt kommandant Generalmajor v. Schweinitz mit den Kommandeuren des Gardereiter- und des Leib- Grenadier-Regiments. Hinter ihnen ging Se. K. n. K. Hoheit Erzherzog Karl von -Oesterreich mit seinem Ehrendienst. Dann schlossen sich in endlosem Zug an die Abgesandten fremder Fürsten, die Königl. Staats- minisler, Exzellenzen, Karl Georg Levin von Metzsch, Knrt Damm Paul v. Seydewip, Dr. Konrad Wilhelm Rüger. Tr. Viktor Alexander Otto und Freiherr von Hausen, die kommandierenden Generale beider Königl. Sächs. Armeekorps, die aktive Generalität, die Direktorien nebst Deputationen beider. Ständischen Kammern, die Herren der I. und I I. Klasse der Hof rangordnung. die Herren des früheren Dienstes Sr. Majestät des Hochseligen Königs, die Deputation der evangelischen Geistlichkeit im Ornat, die einheimischen und fremdländischen Militäroepntationen und eine Deputation des Stadtrais und der Stadtverordneten der Residenz. Zn beiden Seiten des Zuges gingen Diener mit Fackeln. Trnppenabteilungen bildeten den Schluß des Zuges. Eine Musikkapelle, die an der Landungsstelle ansgestellt war. spielte während desselben Tranerweisen. Unter dem fortdauernden Geläute aller Glocken bewegte sich der Zug nach dem Hauptpmtal der Hoikirche, wo die Pfarrgeistlichkeit die Leiche er wartete. Dortselbst angekommen, wurde der Sarg von den Ehrenträgern unter Assistenz der 12 Unteroffiziere vom Leichenwagen gehoben, ans eine bereitslebende Bahre niedergesetzt und im feierlichen sjnge durch das Hanptportal in die Kirche getragen. Das Innere der Hofkirche trägt Traner schmnck. Der Hochaltar, die Pfeiler und Brüstungen der Galerien sind schwarz ansgeschlagcn. Vor dem Hochaltar ist ein schwarzer Katafalk errichtet welcher von zrhIreichenGirandolen umgeben ist,in denenWachs- kerzcn brennen. Gardereiter bildeten im Mittelschiffe Spalier. Ter Zug bewegte sich bis an den por dem Hochaltar errichteten Katafalk. Dort angelangt, wurde die Leiche vor demselben niedergesetzt. Die Ehren träger und die Unteroffiziere nahmen sodann ihre Aufstellung zu beiden Seiten des Sarges, während die im Kondukt hinter dem Sarge folgenden Herren in den Bänken des Mittelschiffes Platz nahmen. Der hvchwürdigste Herr Bischof nahm sodann unter Assistenz die feierliche Einsegnung vor und sprach die vorgeschriebcncn kirchlichen Gebete. Nach Beendigung der kirchlichen Feier begaben sich die Fürstlichkeiten, sowie die Teilnehmer am Kondukt über den Kirchgang nach dem Königlichen schlosse zurück. Vor dem Sarge des entschlafenen Königs trat die Totenwache an, bestehend aus einem Flügel- adjutanten, einem Königl. Kammerherrn, einem Königl. Leibarzt, einem Geistlichen, einem Kammer- diener, zwei Pagen und zwei Lakaien. Heute und morgen ist dem Publikum der Zu tritt zu der Leiche gestattet. Zn Tausenden harrt der einzelne stundenlang, bis die Reihe an ihn kommt, um noch einmal das Antlitz des verewigten Monarchen sehen zu können. Im rot ansgeschlagenen Sarge ruht er: er ist mit der großen Galauniform bekleidet. Friede ist über sein Antlitz gebreitet. Selbst der Tod vermochte den guten, edlen Charakter des Verewigten nicht ans seinen Zügen zu vertilgen. Wahrhaftigkeit. Güte und Milde sind darin aus geprägt. Die Hände hält der Tote ans der Brust gefaltet, gleichsam damit andentend, daß der Glaube sein Schatz war, den er bewahrte in seinem Leben, die Stütze, die ihn hielt ans dem dornenvollen Pfad, und Standhaftigkeit verlieh in Kreuz und Leid. Hier liegt ein König, im Tode ist er uns allen gleich, ob Reich oder Arm. Ihm folgen keine Schätze und Kronen in die Ewigkeit nach, nur seine Laten, die er verrichtet hat im Namen des Königs der Könige, des gekreuzigten Erlösers. Ans den untersten Stufen des Katafalk lagen ans Kissen in der Mitte die Königskrone, dahinter die Kapsel mit dem Herzen, rechts davon Szepter und Reichsapfel, links der Marschallstab und Hut. Hinter diesem die zahlreichen Orden des Verewigten. Zwischen den hohen Palmen und Blattpflanzen stehen unbeweglich die zur Ebrenwache bestimmten Herren, sowie weiter unten Kammerlakeien. Zur Rechten knieen zwei graue Schwestern, links der Geistliche, lieber dem Sarge schwebt ein schwarzsamtnerBaldachin. Zum Knptt„mp»iiitritt örs Königs Friedrich August. Es ist ein ernster Moment, wenn ein Monarch in den heutigen sozialen Zeitläuften den Thron besteigt. Hoffnungen und Enttäuschungen erwecken seine Worte, in die er seinen ersten königlichen Erlaß kleidet. Jede Silbe muß die Kritik bestehen und wird in ihre innersten Fasern zerlegt. Gerade diese erste Knud- gebung ist oft das Signal znm Krieg oder Frieden, der Aiilnüpfniigspiinkt für Verehrung und Liebe. Wenn die ersten Worte eines Königs irgendwo bedeutungsvoll sind, so sind sie es im Königreich Sachsen. Es mag gelegentlich einem späteren Artikel Vorbehalten sein, nachznweisen, wie gerade hier aller hand Kräne am Websinhl der iächsischen Geschichte arbeiten, um sie endlich in ihre Geleise zu lenken. König Friedrich Anglist hat weise Erfahrung mit gebracht in seine Regierung. In den letzten zwei Ia'aren hatte er an der Seite seines königlichen Vaters reicniicb und gründlich Gelegenheit, Beobachtungen zu machen und sic!) seinen Weg für die Regierung znrechtzulcgc». Das Produkt dieser Erfahrungen ist sei» Manifest an sein Volk. Schlicht und einfach klingen diese Warle, sie sind frei van allen scböncn Redensaitcn und z-nchnen kurz und bündig die Auf gabe, deren sich der Monarch widmen will. Sie liegen in de:: Worten, das; sein stetes Bestreben sein soll, des Landes und des Volkes Wohl zu fördern und „jeden auch den letzten meiner Untertanen glücklich und zufrieden z» machen'! Aber dieser seiner Versicherung geben energisch klingende Worte voraus. Ans fester Ueberzengnng kommt die Versicherung, daß des Vaters rastlose Tätig keit bis znm letzten Augenblicke dein Wohle des Landes gegolten hat. Und doch, letzt der König bei. bat der Fürst während seiner Regierung viel Schweres durch- lebt. Die Leitern ler würden dies? Andeutung in dem Leid erklärt finden, weiches König Georg in so außer- erdentlicber Weise im -Nreise seiner Familie durchlebt hat. Das; diese Interpretation nicht richtig ist. be weist der sofort felgende Satz: „Vielleicht wäre ein weniger hackiberziger Monarch verzweifelt!" Wenn der König die Hochherzigkeit 'eines Vaters in den: Momente hervorh bt, wo er van dessen schweren Kummer und Leid in einer zweijährigen Regiernngs- zeit spricht, so tritt klar zutage, daß hier Ereignisse gemeint sind, die das Verhältnis zwischen Fürst und Volk betreffen. Und wir setzen noch einen dritten Faktor hinzu: zwischen Fürst, Volk und Regierung.