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Rr. L44 L8. Iahrg Freitag, de» 27. Juni ISIS abends N»»»a»» 8 mit wuftr. »etlaa« vierteliLhrHi- In Dresden uni aan, DcuUch- ft-l Lau» 8.80 -» k, Oelterret« »««aa»» » vlerteMrUch ».88-». In Lrr«»en und -an, Deutschland frei Hau« -» tn Oesterreich 8.80 X. Mn,»I-Kummer 1« 4. Die »SchsNch« «oll»,,«tun- erscheint an allen Sochrntazen nachmittag». MrsistäflsstrÄe «,,d O»e»Ser,kA. IS, - i-v ff»»nsp»«che» 21. ffopjchsckkonto Leipzig N». Auua »tngeigeui . h«« donGeschiiilSaii^iaendi» I den gnmitienauzcige» INS II Uhr tu-, P»1S wrdi«P8»t kda»,etI«4e»^ im^Sa- meteil I Lau-Iieii-iilnzetgen tir H. Für undeiultch oeschrievenc, sowie durch Iprecher ausaeaedeue Sluzelgen chnuen wir «eruntwortlichkeit kür die Ätchliglett de»! nicht dderuehmen. kvrechtzunde der SiedaNton i II—«» Rhr doralttag». Winzitztz LacholW« >Tl»g88zM«W j HM 7 Wrsga-e ^ «iS Mvstriertex UMMWLÄMNshMs^» WochMHMW- ^ ^ WschmhEsg^ Zentrum und Friedensschluß ^ In den schwersten Stunden des Tentschen Reiches traten am Montag die Führer sämtlicher Fraktionen der deutschen Nationalversammlung in! Weimarer Schlosse zu sammen und hoben die Hand zum Schwure. Sie ver sprachen, daß keinem der Abgeordneten, die unter den, Druck der Verhältnisse für die bedingungslose Annahme diw, Friedens stimmten, der Vorwurf der Nnehrenhastigkeit ge macht werden dürfe. Sie gekokten vielmehr, dafür einzn- treten, anzuerkennen, daß auch diese Abgeordneten nur das Wohl des Vaterlandes im Auge haben. Es war ein Burg frieden geschlossen worden. Ein Burgfrieden in d<w Stunde der höchsten Not, ein Burgfrieden, der, wenn er ge halten worden wäre, unsere innere Lage zweifellos beträcht lich erleichtert und entspannt hätte. Schon kurze Zeit dar- auf wurde dieser Burgfrieden in Weimar selbst durchbrochen. Die Deutschnationalen ließen ihren Führer im Stich: ihnen war es Vorbehalten, schon dort — allerdings anscheinend in parlamentarischen Grenzen — den anderen Parteien die Fehde anzusagen. Hatte es sich hier überhaupt um eine Parteifrage gehandelt? Nein! Mutzte es nicht vielmehr Mein Abgeordneten überlassen bleiben, in dieser entsetzliche:» Stunde und in dem Augenblick, in dem dem deutschen Volke im wahrsten Sinne des Wortes die Pistole ans die Brust gesetzt war, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln? Diese Frage muß mit Ja beantwortet werden. Eine na mentlich)« Abstimmung Hat nicht stattgefnnden. Es steht aber heute fest, daß unter dem Drucke der Verhältnisse Ab- geordnete aller Parteien für die Unterzeichnung gestimmt hoben. Nachdem der oben erwähnte Burgfrieden schon in der Nationalversammlung durchlöchert wurde, war von vorn- ! herein nicht anznnehmen, daß er im Lande draußen gehalten i würde. Eine maßlose Hetze hat eingesetzt. Vor allem ist § das .Zentrum die Zielscheibe der wildesten Angriffe. ; Glaubt jemand von unseren Gegnern im Laube, daß cs auch s nur einen einzigen Zentrumsmann gibt, der nicht nieder- ! geschmettert wäre von den Ereignissen der letzten Tage, j einen einzigen Zentrnmsanhängcr, dem nicht das Herz sich j zusamnienkrampft bei dem Gedanken an das, was unter schrieben worden ist und unterschrieben werden mußte. Auch einige Zsntrnmsabaeordncte haben gegen die Unterzeich nung gestimmt. Sie Haben keine Veranlassung, deshalb aus der Partei auszutreten; denn wir wissen, daß sie ebenfalls aus den tiefsten vaterländischen Motiven ihre Stellung ein genommen haben. Der Austritt des ZentrumsabgeorS- neten Dr. H eim - Negensburg wird vereinzelt bleiben und er darf nicht tragisch genommen werben. Wir schätzen Herrn Dr. Herrn als Menschen wie als Politiker außerordentlich hoch. Er ist aber bekannt aits eine überaus impulsive Natur, die schon manchen übereilten Schritt getan, hat und sich in den letzten zwei Jahrzehnten bereits mehr als einmal dazu verleiden ließ, Soliderpolitik zu treiben. Die Umwand- lung des bayrischen Zentrums in die bayrische Volts Partei war sein Werk und nicht das glücklichste. Wir glauben be stimmt, daß auch er den Weg zum Zentrum wieder znrück- finden wird, sobald eine Beruhigung der Gemüter einge treten ist. Wir betonen nochmals, daß es sich hier um keine reine Parteifrage Händeln kann. Wir achten und ehren jede andere Anschauung in dieser Frage, aber wir verlangen auch mit demselbenNecht, daß man nicht die Männer, die aus guten Gründen geglaubt haben, für die Unterzeichnung stimmen zu müssen, böschimpft und be sudelt. Es ist gar nicht möglich, in diesen Spalten ans olle Angriffe einzngehen, denn sie hageln so dicht hernieder wie ein Maschinengewchrfeuer. Wir haben schon in unserer Nummer (Nr. 141) vom Dienstag den 24. Juni aus un serer Kenntnis der Dinge heraus, die Beweggründe klar- gclegt, die die Mehrheit der Fraktion des Zentrums der Nationalversammlung zu ihrer Haltung bestimmt haben. Das Zentrum hat gewußt, daß unter Um stände n s e i n c Existenz auf dem Spiele steht. Wenn es nun trotzdem so gehandelt hat, so ergibt sich daraus sclron allein die Selbstlosigkeit seiner Motive. Manches wird sicherlich auch noch irr der nächsten Zeii geklärt werden. Einen Beitrag dazu hat nun bereit!:' der greise Zentrumsführer Herold geliefert. Am Mittwoch wurde in der preußischen Landesversammliing eine Interpellation der Unabhängigen verhandelt, weil die Vertreter der preußischen Republik im Ttaatenanmchnß gegen die Unterzeichnung des Friedens Stellung genomwen haben. Ter Ministerpräsident wies demgegenüber daran, hin, daß eine Preußische Regierung unmöglich de'r VMww r:nng rein deutscher Gebiete preußischen Landes habe Um- men können. Er betonte weiter, daß die Enjsch.-id,,,,,-, heim Reiche lag, und daß die Nationalversammlung w.tt,:-h-ff'.ig l rächt leichthin die Unterzeichnung beschlossen haH->. ww in I vielmehr schwersten Herzens unter dem Drucke der rück j sichtslosesien Gewalt. Von einer Kabinettstrisis in Peenzr, ! kann infolgedessen nicht gesprochen werden, und der »nab- ^ hängigen Interpellation stand ein Antrag Dr. P § r s ch ! (Zentrum), Tr. Friedüerg (Demokrat) und ' Graes (Sozialdemokrat) über die Abgabe ein-."- Per - ! t r a ii e n s e r kl ä r » n g für die Regierung ^'gen- ^ über der inzwischen auch angenommen wurde. ! Bei dieser Gelegenheit legte der Zenti nw'.'sh'n cr i Herold, der auch Mitglied der deutschen Nationalver, ! sammlnng ist, die Stellung des Zentrums zn„, Fried.-,iS- schlnß klar. Wir veröffentlichen diese Rede : nachstehend nach der Wiedergabe in der „Germania" i und empfehlen sie unseren Freunden angelegentlichst zur Durchsicht. Es läßt sich nicht leugnen, das; speziell hier in Sachsen unter dem Druck der unglaublichen Angriffe fast i der gesamten übrigen bürgerlichen Presse auch in Zentrums- ^ kreisen Erregung Platz gegriffen bat. Wir verlangen von niemanden unter unseren Parttisrennden, daß er sich auf den Boden der Unterzeichnung stellt, wenn das seinen Ansichten widerspricht. Es liegt uns bereits heute eine un geheure Menge von Zuschrifte n ans dem ganzem Lande vor. Diese Zuschriften billigen allerdings z u m -g r ö ß t e n Te i l e d i e Haltung der Zen- t r ii m s f r a k t i o n in der Na t i o n a l v e r s a m m - lung in vollem Umfange und bringen znm Aus druck, daß die Einsender die Beweggründe vollauf wür digen. Wir sind nicht in der Loge, bei der immer noch herr schenden großen Papierknappheit diesen Zuschriften Raum zu geben, wir möchten aber nicht verfehlen, allen Ver- fassern an dieser Stelle unseren herzlichsten Tank dafür ans- znsprechen. Es sind aber auch natürlich Zuschriften dar- unter, die Bedenken gegen die Haltung der Mehrheit der Fraktion aussprechen, die aber auch zugleich znm Aus druck bringen, daß ihre Verfasser keinerlei Verein- lassnng hätten, der Partei deshalb untreu z » werden. Durch diele große Reihe von Zuschriften haben wir uns mit immer mehr steigendem Interesse hindnrcygear- beitet und können sie wohl als ein Stimmungsbild aus de m g anzen Lande bezeichnen. Wir freuen uns vor allem, eines daraus scststellen zu können, nämlich, daß das Interesse in den sächsischen Zentrumskreiseii ein so außer ordentlich reges ist, wie man es vor wenigen Monaten noch nicht vermuten konnte. Wir freuen uns weiter, daß gm 99 Prozent der Einsender unter allen Umständen, nnd selbst, wenn manche von ihnen anderer Ansicht sind, ihre Treue zur Partei bekunden und betaue», daß sie diese Treue i i- ! > d--.- J-n v, n Den sieben, unsere Freunde lagumg-.-vroben 'n wir nicht, rvolch große Aii'g. n das in der :-ichsten Zeit noch zu !d-'e:i Ick. Gerade in diesem Moment den b ö cd st e u -4) e fahr müssen alle Parteianhänger den Bck- d e r g r ö ß t e » T r e n e ablegen. Denken nur an r'., dnS W indtho r st im Jahre 1887 im Gürzenich- adln, gesprochen bat: „V o n den Feind e n nie , t. v o n den F r e n n d c n v erla s s e n." Sollte mru.m die neue Belastungsprobe nicht er:ragen, dann diese Worte WindthorstS ans seinem Gral s'.-'i'.r Wir aber sind davon überzeugt, daß trotz >.! em 'n ganz Tenischliand und auch bei un-.- in. Sachsen dafür Sorge trage» werden, daß nie die SG de. tommen wird, wo wir kein einiges und geschlostenes Zea trnin mehr haben werden. In diesen Tagen müssen wir wie noch nie ruhiges Blut behacken und dürsen leinen Augenblick vergessen, daß cS, um mit Hindenbnm zu spre chen, auch für das Handeln unserer Freunde in Weimar nur eine Richtschnur gab, das Wohl des Vaterlandes. Dar um. rnsen wir allen Antängern der ZentriimSpailei zu: Haltet aus! Hattet aus im Stnrmgebrans! >»'!. - Oie Rcde des Ädij. Hersid (Zenlr.) kr dc? preußischen Meine Damen nnd Herren! Traurige, niederdrinlend , z tiefschmerzlich-e Tage habe ich, haben meine poliuschea ! Freunde, habin ;ämt!iche Mitglieder der Nationalversaimu- j lung in Weimar erlebt. Der Sonntag und Montag dieser s Woche waren die traurigsten Tage, die die deutsche Geschichte ! erlebt hat. Schwer wird es mir, heute über den Frieden i hier zu sprechen, nachdem vorläufig wenigstens parlainen- ! torisch die Sache in Weimar entschieden worden ist. Aber ! der Auftrag meiner politischen Freunde zwing! mich dazu ! Am schwersten war es, daß wir auf den Vorbe i halt, den wir dnrchznsetzcn glaubten, nämlich den betreff-' der Artikel über die Auslieferung des Kaisers und der Genciäle nnd Politiker, verzichten sollten, und ferner, daß wir auch das Schuldbekenntnis nicht mehr vermeide-, konn ten. Aber wir mußten auch hier der nbennäch igcn Gewalt weichen und wenn man in solcher Weise einem so unerhörten G'- waltfrieden zustimmt, weil man wehrlcG nnd machtlos ge- , worden ist, so kann d a d n rch di e E h r e d e s d en!- ! scheu Volkes nicht an gegriffen werden. ^ (Sehr richtig! i. Zentr. n. b. d. Soz.) In der Antwort note seitens der Reichdreaiernng heißt eS mit Recht: Dnrll) einen Gewaltakt wird die Ehre des deutschen Voltes nicbr berührt. «Sehr richtig!) Redner liest dann noch die ff - lllärnng des Generals von Deimling im „Badener Dp .- hlatt" ab, die über die nationale Ehre handelt. Dem Beschluß vom 12. April bezüglich der Ablehnung dieses Gewaltsriedens haben auch wir zngestimmt, weil w,r hofften, daß gegenüber dem sich anfbänmenden Volksgefübi, auch für die Zukunft bewahren wollen. Dieses Treue- . , , gelöbnis hat uns in diesen bitterernsten Tagen hoch erfreut, ! weitergehemc ..liloernng enengl unuoe, . ; taffachlich erreicht worden ist. Wir haben alle Mittel an- weil wir daraus ersehen', wie tief der Zentrnmsgedanke auch in Sachsen Fuß gefaßt hat. Wir haben nichts zu verber gen. Und deshalb haben wir auch in aller -Offenheit von diesem Bild der Stimmung im Lande, wie sie sich in den Zuschriften widcrspiegelt, Kenntnis gegeben, Ter Abgeordnete Herold hat bereits in der preußi schen Landesversammkiing einen A u f k l ä r u n g S f e l d - z ug angetündigt. Wir hoffen und wünschen, daß diese Aufklärung von den zuständigen Partciinstanzen in Berlin raschestens erfolgt nnd wir richten an alle unsere Partei freunde im Lande die herzliche Bitte, in unseren Partei- kreisen, soweit das ans (Arnnd des vorliegenden Matena.s möglich ist, auch jetzt schon aufklärcnd zn wirken H indcn - bürg hat in seinem ergreifenden Abschied an die Truppen dieBitte für dieZuknnft ausgesprochen: „Wie der einzelne bei sich über die Ereignisse der letzten Tage denkt, ist leine Sache. F ü r s e i n H a n d e l n d a r f es aber nur eine Richtschnur geben, das Wohl des Vater landes." Mögen diese herrlichen Worte überall berück sichtigt werden, besonders aber bei denen, die jetzt im B - griffe sind, einen Hcißfeldzug gcgcn das Zentrum in Szc e zu setzen. Wir verkennen nicht, daß es eine schwere Be lastungsprobe ist. der das Zentrum wtzt ausgesctzt iff. Zentrum .-1.. ibcr n: ZU'N gewandt, um eine Abmilderung herbeiziisühren. Wenn der Ministerpräsident ausgesprochen hat, daß die preußische R> giernng ans der Stellungnahme, die das Neichskabincti und die Nationalverjammlnng genommen haben, nicht die F> gernng ziehen würden, deswegen Las Entlassnngsgcsuch ei.i» znrcichen, so hat das Stnatsniinislerinni recht getan i» dieser schwere.» Zeit nicht von seinem Posten znrnckznwcichcn, und wir können ihm dafür unser Vertrauen auSsprehe.. (Zehr richtig!) Nun hat Herr v. Kardorsf hier eine Rede gehalten, die ich allerdings von dem Vertreter k r Dentschuationaleu Partei nickst erwartet hätte, und die v- u nationalem Geist, gesprochen i» diesem Augenblick, wahr! > nichts enthält. (Sehr richtig!) Für seine Rede in diesen Augenblick trifft ihn der s ch m e st e V o r w n r f. We i Herr v. Kardorsf sagt, kein Franzose und kein Engländ r würde die Auslieferung bewilligt baden, so mag das - treffen, weil sie durch keine noch so siegreiche deutsche Negie rung zu solchen ehrlosen Bedingungen gezwungen worden wären. Wenn Herr v. Kardorsf sich ans Bismarck als der» größten Staatsmann beruft, dann wird er auch hoffentlich seine Acnßerungen Hochhalten, die dieser damals schon aus die konservative Partei angewandt hat und die heute noch volle Anwendung findet, indem sich zeigt, daß die alte k o ::' e v v a t: v c T a : l c i durch ?i'eu' .ru-.g .es Ja«