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Sächsische Volkszeitung : 03.08.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192008032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200803
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200803
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-08
- Tag 1920-08-03
-
Monat
1920-08
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 03.08.1920
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«vn«aa. »»" T E m. 175, Seit» r Die mnngel-ajte polnische «usriistnng «eelt», 2. August. Der .Rat.-Ztg.' wird gemeldet: Die «affen di, bei Profile« den Pole» abgenomme« wurden, zeigen in ihrer Mannigfaltigkeit deutlich, au» Wieviel Elementen di« Aus rüstung der polnischen «rmee besteht, «eben österreichischen nnd französischen Gewehren sah man italienische Handgranaten, russische Seitengewehre, deutsch« Karabiner, Bajonette, Pistolen und Munition. Kein einziger Soldat besaß «inen Spaten. In der Linie Grajewo— vssowice, wo die Polen nach ihrem Generalstabsbericht Stellung nehmen wollten, War nicht eine einzige Roll« Stacheldraht zn entdecken. Mobilisierung der Flotte Basel. 2. August. Me Moskauer .Prawda" meldet: Die -olschrwtstische Nordarmee erhielt von Moskau besonderen Befehl, die ostpreußtsche Grenze nicht zu überschreite». Die im Kreis« Lyck an der Ostgrenze angekommenen bolschewistischen Formationen sind sofort nach dem Süden dirigiert worden, um an dem Haupt» angriff gegen Warschau tetlzunehmen. Der Große Rat der Sowjets bat die Mobilisierung der Flotte angeordnet. Die Bucht von Reval und Petersburg wurden als KriegSgebiet erklärt. Englische und französische Seestrritkräste sind nach einer Meldung des Großen Rates der Sowjet-Negierung unterwegs nach den russischen Ge wässern, um dort den Angriff durchzuführen. Di« Berbaudavertret«« fordern da« Verlast«« Warschau» Pari«, 2. August. Wie die .Time»' au» Warschau meldet, haben die englische, amerikanische und französische Gesandtschaft in Warschau ihre Staatsangehörigen aufgefordert, Warschau, auf dem schnellsten Weg, zu verlassen. Diese Aufforderung hat in Warschauer Kreisen einen sehr peinlichen iktndruck'gemacht. Amsterdam, 2. August. Die »Time» meldet ans Warschau: Die Wege find durch die in den letzten Lagen niedergegangenen RegeniSlle grundlos geworden. Man hofft, daß die» den Vormarsch der Bolschewisten gegen Warschau sehr behindern werde. Marschall Pilsudsli hat sich an die Front begebe», um bei der Verteidigung von Lemberg persönlich zugegen zu sein. Dr. Simons über den Bolschewismus Berlin, 2. August. Unter der UebersLrlft .Kreuzzüge und KoslittonSkriege' schreibt der ReichSmiuister de» AuStoärtigen Dr. Simon» i» der ,D. All«. Ztg.' «. a.: Der Bolschewismus hat al« GlaubenSfonnel diel Aehnlichkeit mit dem Islam. Wie der Isla« allmählich an die Grenze anstteß, die seiner Ausdehnung durch bi« geistige Struktur der abrndländtscheu Völker und seine eigene religiöse Einseitigkeit gesetzt war, so wird auch der Bolschewismus seine natürlichen ethnographischen Schranken finde». Die deutsche Natur ist nicht bolschewistisch. Der Krank heitszustand, in den Krieg und Blockade unsere Bevölkerung versetzt hatten, öffnet« den kommunistischen Idee» einen sehr breiten Eingang in den BolkSorganiSmuS. Der Deutsche ist aber äußerst empfindlich gegen die Verfälschung de» geistigen Kampfe» durch materielle Macht mittel. Jeder Versuch, un» mit Feuer und Schwert von der Richtig keit der bolschewistischen Ideen zu überzeugen, würde eine geschloffene Gegnerschaft finden. Man lernt Geschichte, aber man lernt nicht au» der Geschichte. Sonst würde Frankreich nicht die Seele dr» neue» Koalitiou»kriege» gegen da» revolutionäre Rußland sein. Sonst würbe Rußland sich hüten, seine revolutionären Ideen mit Waffen gewalt in» Gebiet fremden Volkstum» hineinzutragen. Wie dem auch sei, die deutsche Politik wird weder an einen, noch den anderen Fehler mitmachen. Sie wird ehrlich neutral bleiben. Und wer sie daran hindert, der wird da» deutsche Bolk zu geschloffener Abwehr bereit finden. Wenn auch die Machtmittel Deutschland» durch den Vertrag von Versailles zerschlagen sind, so ist e» doch selbst für die heutigen Gewalthaber gefährlich, den einheitlichen Wille» eine» große» Volke» nicht zu beachten. Die französischen Truppen in Oberschlesien Breslau, 2. «ug. Im FalledeS Scheitern» de» russisch, polnischen Waffenstillstandes und de» weiteren Vorrücken» der Russen wird mit der Ueberflutung Oberschlesien» mit zurückweichenden Polnische« Truppen gerechnet. Di« Franzose» werden, «I, man in deutschen Kreisen befürchtet, vielleicht sogar Oberschlesien al» Platz für die Reugruppierung der polnischen Truppe« benutze». Unter den französischen Truppen i» Oberschlesien macht sich »in« starke Bewegung bemerkbar. An der Grenze stehen mehrere Divisionen Alpenjäger mit einer Artillerie-Brigade. Mehrere Brigaden französischer rnritorialtrnvve» find i« Anrolle». Di« oberschleflschen Bahnböfe stad stark militärisch besetzt. I» den polnischen Grenzstädte» treffe« Lazarettzüge »it verwundete» und kranke« Soldaten ei«. Die Kranke» find völlig erschöpft, verwahrlost und ausgehungert. DI« von der Ostfront kommende» Soldat«» berichte», daß der Gesund» deitlzustand der polnischen Armee von Tag zu Tag schlechte» werde. Nach Aussagen verwundeter Soldaten wurden hei Sowuo zwei Tr««»porte französlscher schwarzer Truppe» durch die Russe» vollständig anfgerieben. Li« Gnmmung unter de« pol nische» Truppe» lä»g» der deutschen Grenze ist sehr schlecht. I» Ostrowo habe» die Soldaten gemeutert. Ein an der »berschlefische» Grenz« stehende» polutsche» Jufanterie-Neglmeut weigert« sich a« die Kampffront,« gehe». veendignng da» Tschechautranaport« Bereite«, 2. A»g»st. Dl« Transport« der tschecho»slowakischen Truppe« van Cuxhaven »ach vodrnbach sind nunmehr beendet. Di« weitere» Transporte werde» über Triest geleitet nnd werde» daher Drntschland nicht «ehr berühren. Di» Abstimmung 1« Oberschlesien Land»», 2. August. Auf rin« Anfrage ine Unterhaus» er klärte Lloyd George» er hoffe, daß die durch de« Versailler Frieden vorgesehen« Abstimmung in Oberschlrfien «« Weih- »acht,« beendet sei. Li* Entente nnd bf, oberschkefische Kohle Htnbenbmrs, 2. August. Di« interalliierte Kommission in Oppeln hat vor knrze« verfügt, daß auf den Gruden Oberschlesien» nzelmißlg größere Kohlenmeng«« auf die Halben zn -ärze» seien. Da gegenwärtig di« Wasengestelln«, seiten» der Elsenbabnvrrvaltnng den Ansprstchen der Zechen entspricht und sogar »och gesteigert werbe» könnte» bleibt für diese Berfügnng keine andere Erklärung übrig, al» daß bi« interalliierte Kommission hier Vor räte sür Polen ansammeln will, Indessen die Belieferung mit «berschleflscher Kohle schon heute über seinen Bedarf hinan»!- gebt, so daß e» davon an Schwede», natürlich zum Weltmarkt preis, größer« Lieferungen abgibt. Die Belegschaft der fiskalischen .KSnigin-Luiien-Grube' hat sich glatt geweigert, Kohle» ans die Halden zn stürzen, nnd ihr Verhalten dem Vertreter der interalliierte» Kommission damit begründet, daß 1. die gegenwärtige Zeit der Waaengestellnng recht günstig sei und damit auch die Versorgung der Bevölkerung «it HanSbranbkohle, 2. daß «It Eintritt der Ernte die Wagengrstellnng erheblich zuriickiehen und b>« Verwaltung dann sowieso gezwungen sein werde, einen größeren Prozentsatz der Koble zu stürzen, und 8. daß da» lanae Lagern der Kohle auf der Halde besonder» zur Sommerszeit die Gefahr einer Selbstentzitudung in sich berge. Deutsche Note über Ostpreußen Pari«, 2. Augnsi. Hava» meldet: Der Vorsitzende der deutschen Friei>kn»deleaati«n. Min.»Dir. Göppert, hat der Friedenskonferenz eine »eu« Not« »«sehen kaffen, t« der er «itteilt, die deutsche Regierung habe dem Reich» kommiffar de» Bezirk» Alkenstein die Erlaubnis erteilt, wen» dringende Umstände e» nötig »achten, Truppen der Reichswehr an di« Grenze zu sende», unter Bor. behalt der Entscheid»»-, dir dt» Alliierten später in dieser Krage treffen könnte». Der .Temps* nennt die Entsend«», der deutsche« Truppen, di« »ielletcht in Kontakt mit de» russische» Bolschewisten komme» könnten, «in Ereignis, dessen Ernst in die Angen springe. Werbung»« sür Rußland «llenftrt», 2. Angust. In Ostpreußen besinnen die Wer bungen für di« Rote Armee sich allmählich fühlbar zu machen. Al» Bedingung sür die Aufnahme tu die Rote Armee gilt di« Zu gehörigkeit ,« einer der beiden sozialistisch«, Parteien bei der Atvolntion. Indischer Boykott gegen England Bens, 2. August. Mohammed »li, der indische Delegiert« auf de« Genfer Kongreß, erklärter Im Verlaus« de» August» beginne der indische Boykott gegen England durch Berztcht der Hindu» ans offizielle Ehrenämter, durch den Streik der Truppen und der Polizei, durch di« Verweigerung der Steuer,ahlnu, «l» Protest gegen die Anfteilung der Türkei. Mohammed Alt beim Papst Pani», 2. August. Ueber den Empfang de» Führer» der indischen Kalifats-Delegation Mohammed Ali und de» Sekretär» Hayat bei« Papst wird von der Delegation mitgeteilt, daß der Papst bereitwillig anerkannt hätte, daß die Türkei und ihre Regie rung religiös« Toleranz geübt hätten. Der Papst ermächtigt Moham med Alt, »er indischen Regierung »nb der islamitische» Welt di» Ber- sichern», seiner herzliche» Sympathie «it der Friedensmission zu über mitteln, und wünschte der Delegation überall ebensoviel Erfolg, wie sie i« Vatikan gehabt hätte. Ungarns Wiederaufbau Budapest, 2. August. In der Nationalversammlung erklärte der Ministerpräsident Teleki, Ungarn verlange die Hilfe Europas nicht als Almosen, sondern im gemeinsamen Interesse Europas Zur Durch führung des Friedensvertrages fordere Ungarn Sicherung seines wirtschaftlichen Fortkommens. Wirtschafts- Verhandlungen würden sowohl mit den ehemals feindlichen wie auch den neutralen und Verbündeten Staaten geführt. Die Unabhängigkeit und die Macht Ungarns würden stets die beste Gewähr für die Blüte seiner Nationalität bilden. Unzuverlässige Elemente würden in der Arme« zur Arbeit ohne Waffen angehalten. Die Unzuverlässigkeit werde von den zuständigen Behörden auf sachlicher Grundlage fest gestellt. Gegen die Arbeiterschaft sei die Regierung niemals aggressiv gewesen. Sie erwarte ihre Mitwirkung in der sozialen Arbeit und verwahre sich besonders gegen die staatsgefährlichen internationalen Tendenzen. Die Erllärung des Ministerpräsidenten wurde mit leb haftem Beifall ausgenommen. Ei« «e»e» dentsche» Kabel Stolpmünd«, 2. August. Der Leiter der RelchStelearaphi« Dr. Bredow begab sich in Begleitung der Geheimrät« Feyer- abend und Crämer an Bord eine» Torpedoboote», um ander Legung de» Telegraphen- und Fernsorechkak rl» zwischen Leba in Pommern und Trnkttten in Ostpreußen teilzunehmen. Nach glücklicher Verlegung de» Kabel» beabsichtigt der Poffmtnister, sich zur Eröffnung dieses poltttsch und wirtschaftlich für die abge- trennten Reichsgebiete hochbedeutsamen SerdindungSmittrl» nach Königsberg zu begeben. Ei« französischer Truppentransport ««gehalten Berlin, 2. An-ust. Wie die Bosfische Zeitung meidet, wurde am Sonnabend in Erfurt ein au» Köln kommender Transport- zug mit einer Kompagnie französischer Soldaten nnd einem plombierten Wagen mit zwei englischen Militär- Personen al» Bedeckung vom UeberwachungSauSschuß ber Erfurter Eisenbahner angehalten und den Franzose« mitgeteilt, daß keine militärischen Transporte nach Polen befördert würden. Der französisch« Kompagniesührer versuchte danach, die Weiterfahrt ge waltsam zu erzwingen, ließ den Zugführer u«d Heizer festuebme« und die Kompagnie unter Gewehr antrete», wobei die Waffen schußfertig gemacht wurden. Einig« unerschrockene Eisenbahner erklärten dem französischen Oifizier energisch, er möge die Waffen schleunigst in den Wagen zurückbringen lassen, sonst werde kein Manu de» Transporte» Deutschland lebend verlassen. Darauf stellten di« Franzose« die Waffen zusammen. Der französische Oifizier zeigte di« für seinen Transport ausgestellten Eisenbahnfabrschetnr, wonach es sich um eine Abteilung von ISO französischen Urlaubern handelte, die sich angeblich auf der Rückfahrt zu ihre« Truppenteile in Ober schlesien befänden. Schließlich wurde dem Transport,uge die Weiterfahrt gestattet. Di« von englichen und französtschrn Behörde» Unterzeichnete» TranSportauSweis« trugen weder den Stempel der den scheu Grenzstation noch der Zollstation. Deshalb wollen die Eisenbahnergewerkschaften jetzt beim RetchSverkehrSminister vorstellig werden, um eine Regelung der Ueberwachung von Trans porten herbeizussthre». Z«m Fall Borte« Wlelbaden, 2. August. Rach «in» Melbnng der »Wies badener Neueste» Nachrichten' wurden di« wegen der Verhaftung Dorten» durch die interalliert« RheinlandSkommissto» verfüste» Amtsenthebungen rückgängig gemacht, weil dt« Wiesbadener Amtrstelle» vom Borgehen gegen Dorten keine Kenntnis gehabt hatte«. Frankreich» Absichten ans da« Rnhrgebiet Pari», 1. Augnsi. Der Verlaus der vorgestrigen Kammer sitzung hat in politischen Kreisen nicht überrascht. Man wußte daß der nationale Block, al» dessen Schöpfer ja Millerand gelten darf, ihm seine Unterstützung nicht versagen werde, und daß damit das Fmanz- gesetz über das Kohlenabkommen gerettet ««de. Bei der Abstim mung über die grundlegenden ersten Paragraphen de» Gesetze» habfti 393 Abgeordnete dafür und 83 dagegen gestimmt. Etwa IbO Abg«. ordnete hatten sich der Abstimmung enthalten. Btt der Gesamtabstim mung wurde da» Gesetz im ganzen mit 856 gegen 169 Stimmen an genommen. Au» der Rede deS bekannten nationalistischen Deputierten Maurire BarröS, der einen beständigen Kampf für da» weiter« Vordringen Frankreichs in Deutschland führt, muß hervorgrhoben werden, daß er auseinandersetzte, welch« Botteile Frankreich au» einem klugen »nd methodischen Vorgehen in den Rhein- landen ziehen könne. Die Summen, di« man Deutschland vor» schieße, bildeten Gelegenheit, um nützlich für französische Interessen zu arbeiten, aber auch zugunsten der rheinischen Bevölkerung. Die Ueberwachung über die Verwendung des Geldes sei ein Element, durch das man eine französische Ruhrpolitik beginnen und die Rhein landspolitik befestigen könne. In Essen habe man sich schon mit den Gewerkschaften und mit einzelnen Personen in Verbindung gesetzt, «nd man habe begonnen, über Ernährung und Wohnungsverhältnisse zn machen. DaS müsse vervollkommnet werden. Ministerpräsident Millerand rief dazwischen: Sehr richtigl) BarröS fuhr sott, man dürfe nicht Ereignisse abwatten, die Frankreich zwingen würden, die Ruhr zu besetzen. Schon setzt könne man sich al» Verteidiger dieser Bevölke rung aufwersen, mit der man durch das Kohlenprotokoll enge Beziehun- g» geschaffen habe. Klusliefernng anch ber deutschen Passngierluftschiffe? Berlin, 2. llugust. Wie au« beteiligten Kreisen gemeldet wird, wurde in der außerordentlichen Generalversammlung der Deutschen Luftschiffahtt«-N.-G. von seiten de« Vorstande» mitgeteilt, daß auch die beiden fettigen Paffagierlustschiffe „Vvdensee" und „Nordstern' zur Ablieferung an die Entente kommen müßten, da diese Er satz sür die nach der Revolution zerstörten Luftschiffe verlange. Der Luftschiffbau sei e,st wieder gestaltet, wenn ein Vierteljahr nach der Ablieferung de« letzten Luftfabrgeräte« verstrichen sei. Für den Fall der Wiederaufnahme de» Luftschiffbaues müsse jede« dritte Luftschiff bi« zur Trrrtchuna der verlangten Gesamtzahl an Ersatzschiffcn an di« Entente zur Abgabe kommen. Dk« Fahl de» Erwerbslose« Berit«, 2. Angust. Au» dem RetchSarbeitSministenum wird mitgeteilt, daß die Zahl der unterstützten Erwerbslosen im Reiche weiterhin gewachsen ist. Nach den amtlichen Feststellungen betrug die Zahl der männlichen Erwerbslosen am 1k. Juli 262 989, dt« der weiblichen 94154, also insgesamt 8K7143 gegen 821126 am 1. Juli und 297185 am 15. Juni. Zu den eigentlichen Erwerbs losen kommen noch 828 987 Familienangehörige, die als Zuschlags» empfänger unterstützt «erden. Die Gesamtzahl der unterstützten Erwerbslosen entspricht etwa dem Stande vom 15. März 1920. Nachrichten aus Sachsen , /. Ueber die Vorgänge in Zittau Unverantwortliche Kreise haben aus Anlaß von Vorkommnissen nach einer Versammlung der USP einen Teil der Bevölkerung zu Gesetzlosigkeiten und Gewalttaten veranlaßt, Mitglieder der USP und Kommunssten haben sich, nachdem die Sichorheitsorgane der Stadt in durchaus ruhiger und ordnungsmäßiger Weise versucht hatten, Leben und Sicherheit der Bewohner zu schützen, unbefugtermaßen die Gewalt über die Behörden angemaßt und damit weitere schwere Ausschrei tungen begangen. Ueber den Kops der zuständigen Arbeiterorganisa tionen hinweg und gegen den Willen der Mehrheit der Arbeiter und sonstigen Bürger der Stadt hat sich der eigenmächtig gebildete Aktions ausschuß als Inhaber der höchsten Gewalt ausgerusen und damit den offenen Kampf gegen die verfassungsmäßigen Organe ausgenommen. Landsremde, mit d»m Willen der einheimischen Bevölkerung gar nicht vertraute Elemente versuchen eine spartakistischen Putsch. Ihr Führer ist der steckbrieflich verfolgte .Müller'-Jordan auS dem Ruhrrevier, der dort, wie auch im Lugau-Oelnitzer Revier namen loses Unglück -der die Arbeiter gebracht hat. Unter dem Einfluß solcher Leute ist eine terroristische Minderheit dazu übergegangen, trotz vorher ringegangenen .Waffenstillstandes" Gewalttätigkeiten dadurch zu begehen, daß man Amtspersonen abgesetzt und die Licht, und Kraftwerke stillgel«gt hat. Man hat ferner angedroht, daS Kraftwerk Hirschfelde stillzulegen, wodurch Zehntausende von Arbeitern der Ober- lausitz erwerbloS aus die Straße getrieben werden. Damit ist daS gesamte Wirtschaftsleben gefährdet und das Fehlen von Licht in den Wohnhäusern und Krankenanstalten macht eine Katastrophe unabwend bar. Aus diesen Gründen und weil die willkürlich, ohne stde Ueber- legung ausgestellten spartakistischen Forderungen der Terroristen selbst nach Meinung der Mehrheit der Arbeiter unerfüllbar und undislu« tierbar sind, war die Regierung nicht in der Lage, über diese Forde rungen in Verhandlungen einzutreten. Man begnügte sich auf Gesten der Teroristen trotz des weitgehendsten Entgegenkommens der städti schen Behörden nicht damit, die sofortige Abberufung der Landes sicherheitspolizei zu fordern (deren taktvolles Vorgehen sogar in der Volkskammer von dftc USP anerkannt werden mußte und deren Ein greifen in Zittau selbst zum Schutze der Führer der USP nötig warl), sondern man forderte darüber hinaus, daß sie ihre Waffen den unab- hängig-spattakistischen Elementen ausliefere. Man forderte von der Regierung Bezahlung von Streiktagen, die erst komme» sollten und' Straffreiheit für etwa noch zu erübende Verbrechen! Das gesamte sächsische Volk hätte sich gegen die Regierung erhobest, wenn sie diesem selbst den Schein des Rechts entbehrenden Terror nachgegeben hätte. Deshalb hat am Sonntag das Gesamtmtnisterium, nachdem es sich in mehreren Sitzungen durch die zuständigen Organe genauen Bericht über die Vorgänge hatte erstatten lassen, beschlossen, alles zu tun, was nötig ist, die staatlichen Werke zu schützen und in Gang zu halten. Leben und Eigentum der Bewohner vor Angriffen zu bewahren und die gesetzmäßigen Behörden wieder einzusetzen. Zu diesem Zwecke sind der Leiter der Landessicherheitspolize: und der Militärbefehlshaber ersucht worden, das Nötige zu veranlassen, die Re gierung wird die vorhandenen staatlichen Machtmittel restlos dafür ttnsetzen, daß unserem Wirtschaftsleben nicht noch schlimmere Wundest geschlagen werden. Wenn bis zur Erreichung dieser Aufgabe vorüber gehend der Belagerungszustand über die unmittelbar bedrohten Gebiete Zittau und Löbau verhängt werden mußte, so hofft die Regierung, daß die tatkräftige Mithilfe der einsichtigen Bevölkerung bei der Wie derherstellung der Ruh? und Sicherheit ihn schon nach ganz kurzer Zeit überflüssig machen wird. Aus alledem geht hervor, daß die LandeS- sicherheitspolizei und die Reichswehr nicht als Feinde der Bevölkerung, sondern als ihre Beschützer und Freunde in da« von Terroristen be drohte Gebiet kommen, um dem Willen der Allgemeinheit zu dienen. An den Zittauer Fünfzehnerausschuß, zn H. deS Unabhängigen Clemens Frenz«!, ist in der Nacht zum Montag folgendes Telegramm abeggangen: Haben mit Regierung verhandelst sie ist fest entschlossen, Leben und Eigenttnn der Bevölkerung zu schützen und ermattet, dag sich die Bevölkerung nicht zu unbesonnenen Handlungen hinreiben läßt. Die Negierung wird die Wiederherstellung gesetzmäßiger Zustände herbeiführen. Oberbürgermeister Dr. Külz, Kommissar Busch von der I- E. P. Dresden, 2. August. Am Montag sind' mittels Flugzeugs über Zittau und der Oberlausitz Flugblätter der Regierung ab- geworfen worden. Sie sind für das Gesamtministerium von den Mb nistern Kühn als stellvertretendem Ministerpräsidenten, Dr. Har nisch, Held, Schwarz, Dr. Reinhold und Dr. Seyfert unterzeichnet, enthalten die verörstralichten Mitteilungen dri Staats» kanzlet und betonen, daß sowohl die LandeSsicherbettSpoliztt wie die Reichswehr zum Schuhe der Bevölkerung in das bedrohte Gebiet kom men, teilen mit, daß sich die vollziehende Gewalt nicht in den Hände» de« Militär befindet, sondern von der Rraierung einem Zivillom- missar übertragen worden ist, «nd schließen: Büirgerl Arbeiter! Bundesgenossen! Bedenkt, daß jede Er schütterung unseres Wirtschaftslebens eure weitere Existenzmöglichleit erschwert. Bewahrt kaltes Blut, laßt euch nicht von der gewohnten Arbeit abhalten. Laßt euch nicht provozieren! Sachsen» EisenbahnhanptbetriebSrätr gegen die Truppentransporte Die Hauptbetriebsräte der Eisenbahner Sachsens und der Be zirk Sachsen des Deutschen EisenbahnerverbandeL veröffentlichen eine» Aufruf an die Gesamtarbeiterschast, worin sie Mitteilen, daß die unter Beachtung der deutschen Neutralitätserklärung Stellung zu den be kannten angeblich tschechischen Truppentransporten genommen hät ten. Nach eingehenden Erörterungen, die auch zentral geführt wor den sind und sich über das ganze Reick erstreckten, sind die Betriebs räte einmütig Hu der Ueberzeugung gekommen, daß die Truppentrans porte, die angeblich Gefangenentransporte darstellen sollten, zur Un- tvsstützung einer kriegführenden Macht Verwendung finden solle». Eine solch« Maßnahme kann, so heißt e< in der Erklärung, nie und nimmer im Interesse de« deutschen, des internationalen Proletariat» liegen, dessen Interessen unter allen Umständen höh« zu bewerten ist als irgend welche andere Interessen. Nach eingebender Beratung, an der die sämtlichen HauptbettiebSräte der Eisenbahner Sachsens und die Vertreter der Sozialistischen Parteien Dresdens teilgenommen haben, wurde folgender Antrag einstimmig angenommen: „Alle Trup pentransporte sowie Beförderung von Munition und sonstigen Heeres sachen werde» von den Eisenbahnen: unter allen Umständen abgelehnt. Der HaWtbetriebSrat bat an alle Betriebsräte der Eisenbahn i« Sachsen unverzüglich Amveisung ergehen zu laßen, daß Neber- wachiingSkommissionen gebildet werden, welche alle« rollende Wagen- moterial zu kontrollieren haben, um anch sogenannte Deckadressen zu vrhindern." Sämtliche sozialistische Parteien schließen sich diesem Aus ruf an, fordern die Arbeiterschaft aus, sich jeden Eingriff« ins Eisen- bahnverkebrSwesen zu entkalten und alle verdächtigen Wahrnebmungeu ihrer politischen Pattei zu melden, dir die Verpflichtung habe, diese Meldungen an den HauptbetriebSrat der Eisenbahner wetterzuleiten. — Eine Konferenz der Vertreter der sich fischen SrnilhrungSauS- schüffe. die vom Stadtverordneten R ö s ch-Dresden einbenssrn worden war, trat kürzlich im hiesigen VolkShanse zu einer längeren Sitzung zusammen, in der zunächst der Einberuser über die gegenwärtige Lage der Lebensmittelversorgung berichtete. Er wie- besonder« auf die be deutende Erhöhung der LebenSmtttelpreise im letzten Jahre hin und hob hervor, daß daS Hauptziel setzt die dauernde Senkung der Presse sür Lebensmittel und Bedarfsgegenstände sein müsse. Ebenso sprach sich der Redner sür die Errichtung von Verbrauchettammern auS Nach einer längeren Aussprache »nd eine Mittagspause wurde ein
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