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Sächsische Volkszeitung : 29.06.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192006299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200629
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-06
- Tag 1920-06-29
-
Monat
1920-06
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.06.1920
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«ienStag den SV. Juni 1S20 «r. IIS, .«eite, Dienstag den 2V. Im Krieg nicht fort im Innern, kort, nachdem er an de« Grenzen des Retche» ausgetobt hall (Zuruf der Unabhängige« Da» sagen Sie nur der Rechten.) Dem Appell an die Gewalt wird und muß die Regierung unparteiisch nach allen Seiten tatkräftig entgegen» treten und jede« Versuch einer gewaltsame« Umwälzung, woher er auch kommt, Niederkämpfen. Auf den Grundmauern der Verfassung von Weimar soll der Ausbau des inneren Staatswesens weitergeführt werden. Die Regierung wird sich dabei von dem Gesichtspunkte leiten lassen, daß den Ländern im Rahmen des Reichsrechtes die Freiheit der Entwicklung gewährt und geschaffen werden soll. (Beifall.) Einer Ueber» spannung der Zentralisierung werden wir uns widersetzen. Tie NeichSregierung und da« deutsche Voll hegen die feste und unerschütterliche Zuversicht, daß bei der bevorstehenden Abstimmung über das zulünsrige Schicksal von Teilen Ost- und Westpreus, ens und von Oberschle.'ins die durch Jahr hunderte bewährte deutsche Gesinnung der Bevölkerung den Sieg unserer gerechten Sache verbürgt. (Lebh. allgem. Beifall.) In ähnlichem Sinne gedenken wir der Bevölkerung von Eupen und Malmedy. Die Durchführung der Neuorganisation der Reichswehr wird dazu führen, die bedauerlicherweise entstandene Kluft zwischen Volk und Heer zu Überdrücken. (Zustimmung rechts Zwischenrufe links: Fort mit der Reichswehrl) Handel und Ver» kehr, jedes Gewerbe und jede Arbeit sind durch unausgesetzte Steigerung der Maße des Papierverkehrs und die sich daraus er gebenden Lohnkämpfe auf das ernsteste gefährdet. Dieser Gefahr muß begegnet werden mit allen Mitteln, damit wir unser Volk vor dem Elend eines Zusammenbruches der Volkswirtschaft und der Staats wirtschaft bewahren. Und darum muß die Sanierung der Reichsfinanze» mit allem Nachdruck gefördert werden. Wenn die neueröffneten EiU- nahmeguellen sich entsprechend der Schätzung entwickelnd, so werden an Steuern 24 Milliarden einkommen, darunter allerdings drei Mil liarden einmalige Steuern. Aber trotz dieser Steuermosie wird die Schuld wachsen in einem sehr bedeutenden Maße, denn Milliar- denbeträge sind auf . die Schuld zu nehmen infolge des Friedensver trages, des Wiederaufbaues und der Fehlbeträge der Verkehrsverwal tung. Wir sind also noch nicht zu Ende mit unserer Reformarbeit aus diesem Gebiete. Die Post rechnet mit einem Defizit von nahezu vier Milliarden, die Eisenbahn mit mehr als elf Milliar den. Hier muß unbedingt Abhilfe geschaffen werden. Weiterhin muß unsere Volkswirtschaft durch die Wiederherstellung unserer Güterer- zeugung gefördert werden. Unsere einzige Rettung liegt in der Steigerung der Gütererzeugung, die ständig wachsen und die unab lässig mit allen Kräften gefördert werden muß. Unsere Ernährungslage ist nach wie vor besorgniserregend. Für die Aufrechterhaltung un serer Ernährung werden wir auf sehr große weitere Zufuhren von Lebensmitteln aus dem Auslande angewiesen sein. Sollen wir wirt schaftlich wieder gesunden, so genügt es nicht, das Volk aus die bis herigen dürftigen Rationen weiter zu beschränken. Unser Bestreben muß daher in der nächsten Zukunft auf größtmögliche Steige rung d e r L«b en smitteleinfuhr gerichtet sein. Bei dieser Gelegenheit muß ich mit tiefem Ernst der großherzigen Hilfe aus» wärtiger Mächte gedenken, die Hunderttausende schwacher deutscher Kinder speist. Eine besondere Besserung unserer Versorgung darf besonders von der begonnenen Lockerung der Zwangswirtschaft ^ erwartet werden. Es kann aber nur ein planmäßiger Abbau in Frage kommen, der dem jeweiligen Stand der Produktion und der Versorgung Rechnung trägt. Aber immer bleibt das Rückgrat unserer Ernährung unsere einheimische Landwirtschaft. Di« Wiederherstellung der landwirtschaftlichen Produktlvkraft ist eine der ersten Voraussetzungen unseres Wiederaufbaues. Die Regierung wird alle sozialen und wirtschaftlichen Maßnahmen ergreifen, um die größtmögliche Förderung von Kohle und Kali zu sichern. Die im Interesse der Volksgemeinschaft erlassenen Gesetze über Sozialisierung, insbesondere über Sozialisierung der Elektrizitäts- Wirtschaft, werden loyal durchgeführt. Die Arbeiten der Sozialisie rungskommission sollen fortgesetzt und von der Reichsregierung ge fördert werden. Zweck und Erfolg dieser Sozialisierung muß die Steigerung der Produktion sein. Die Regierung begrüßt es lebhaft, daß gleichzeitig mit dem neuen Reichstage der Reichs wirtschaftsrat seine Arbeiten beginnt. An der Fortführung der Sozialreform hält die Regierung fest. Eine Anpassung der Reichsversicherung an die veränderten Verhältnisse wird er folgen müssen. Die Regierung denkt dabei vor allem an die Auf nahme neuer Lohnklassen und an eine neue Festsetzung der Beträge entsprechend den höheren Leistungen der Invalidenversicherung. Eine Vorlage über die Versicherung gegen die Arbeits« losigkeit liegt dem Reichsrate bereits vor. Im engsten Zusam menhänge mit diesen Fragen steht die Frage der Forderung des ländlichen Siedelungswesens und der Durchfüh rung des HeimstSttengesetzes. In Anlehnung an das große Neichsversicherungsgesetz für die Kriegsbeschä digte« soll arch di« Versorgung derjenige« Personen geregelt «erde«, die nicht ktrch Ihre» Berns, wohl aber Utk tch kriegShandlüngen einen Zu« Schutze von Leben und fich verschiedene Gesetze in vorbe- mtt dem Ausbau der gesetzlichen Vertretung der Arbeiter eine neue wichtige Etappe zurückzulegen auf deM Weg« WM wirtschafüichen und sozialen Frieden. Nur durch «in einträchtiges Zusammenwirken aller BebölkerungSkreise kann der Wie deraufbau des Reiches ermöglicht werden. Di« Regierung hofft, daß sich lein Stand dieser Pflicht entziehen wird. Gestalten Eie mir zur Erklärung noch einige Schlußwort«/ Wir find eine sogenannte bürgerliche Regierung, aber nicht durch unsere« Willen. (Sehr richtial) Wir haben di« Sozialdemokraten wiederholt und dringend um ihre Mitarbeit ersucht! Ich hüte mich, ihren ab» lehnenden Bescheid einer kritischen Verachtung zu unterziehen. Der freiwillige Bericht legt der sozialdemokratischen Partei die Verpflich tung auf, nicht gegen die Regierung aufzutreten, die — wie bisher — nicht gegen die Arbeiter fand-in mit den Arbeitern gehen will, mit den körperlich und geistig Ringenden >n Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe, in Fabrik und Bergbau. W'r wollen sein eine Regierung der Versöhnung und des Ausgleichs der Gegensätze, eine Regierung deS Aufrufe» an die gesamte deutsche Nation zur tat kräftigen Mitarbeit an der Wiederanfrichtung des Vaterlandes. Nöti ger als die starke Faust erscheint uns di« dargebotene Rechte, in die Wohlmeinende einzuschlagen. Es ist die Hand, die die Schwielen der Arbeit ausweist und sich nur mit der FnedenSpalme schmücken will. Wir wollen keine Gefahr für irgendein Volk bedeuten, aber wir wolle« die Hoffnung hegen daß alle, die mit uns seit Jahrhunderten ver bunden sind, zusammenbleiben. UnS hat nur das Bewußtsein der Pflicht gegenüber Voll und Vaterland an diese Stelle geführt. Wo irgendwo der Mann mit gewichtigem Namen und mit gewichtiger Ver» dessen Taten gangenheit sich sinken sollte, dessen Fähigkeiten und eine L>Le gegen Herrn Scheidemann verliert er sich in» Breite, theo-retisiert über SozialisierungSfragenI Herr Hergt, der für die Deutschnationalen spricht, setzt sich in längerer akademischer Rede mit dem parlamentarischen System auseinander, da» er aus historischen Gründen für Deutschland ablehnt. Da» Haus vertagt sich auf Mittwoch. An diesem Tage wird für daS Zentrum der Abgeordnete Trimborn sprechen. M MNIM tzkk KMOWiMteil bezweckt Sie Unterstützung öerkns ^bst stimnmnuszz-birtsottu'rn^en-' brdürsüyrn wohler. <Aieb dcrrrrrn. für die.Grvnztzrenör LerKneishaupt- incunrjchafl Dresden "äurcti VeineLautz Spar-?crsse,)e!tuny ober -irett ans H)ost -» , scheckkonto Leipzig 11 SOZI. , — ich preise die Stunde, wo sch daS Amt in seine Hände legen kann. (Zuruf links: Ludendorsfl Zuruf rechts: Heikel) sicher« Leitung der deutschen Politike verbürgen sch ' " Gott ist mein Zeuge! Ich stehe hier nur ak» ein Opfer mesner Auf fassung vaterländischer Pflicht! An das deutsche Voll und seine Vertreter appellieren wir, daß sie sich von den gleichen Gesichtspunkten leiten lassen. Gemeinsam wollen wir schaffen, auf daß Deutschland lebt. (Stürmischer Beifall im Saale und aus den Tribünen.) Nach der Rede FchrenbachS tritt eine Verhandlungspause ein. Nachmittags um 3 Uhr sollen die Parteiführer zu Worte kommen, um ihre Stellungnahme zum Rcgierungsprogramm kundzutun. Scheidemann ist der erste Debatteredner. Seine Worte sind maßvoll. Er betont, daß das Programm FchrenbachS Vieles ent halte, dem er und seine Freunde beistimmen könnten, wenn er auch manches darin vermisse, was er gern festgekegt sähe. Nun bliebe ab- züwavicn ob das Angekündigte Wahrheit werden würde und ob die züwavicn ob das Angekündigte Wahrhei Taten der Regierung ihren Worten in Zukunft entsprächen. Was die Person FchrenbachS betresse, so stehe für ihn die Güte seiner Absichten und die Reinheit seines Wollens fest und fände sein Vertrauen, sein Vertrauen auch dafür, daß er der Verfassung seinen Schuh ange deihen lassen werde. Im Rest seiner Ausführungen wendet sich Schcidemann gegen di« Unabhängigen, denen er die Schuld dafür mißt, daß die Arbeiterschaft ihr« Machtdisposttioncn eingebüßt habe. Damit geht seine Rede in das Fahrwasser einer rein häuslichen Aus einandersetzung zwischen den feindlichen Brüdern aus. Ledebour, der nach anderthalbjähriger parlamentarischer Schonzeit strahlend in seinem Glanze unter den Unabhängigen thront, redet, ohne ein Ende zu finden. Das Haus ist interesselos, selbst seine Freunde lassen nur schwache Zeichen der Zustimmung hören; neben einer scharfen Polemik Berit», 28. Juni. (Amtlich.) Die dem Vorsitzenden der deutschen Friedensdclegation in Pari» übermittelten drei Rote'n über die Entwaffnung haben in der Uebersetzung folgenden Wortlaut: Die erste Not» 3m Namen der alliierten Mächte beehre ich mich. Sie zu bitte», der deutschen Regierung folgende Not« zu übermittelnr Die alliierten Negierungen haben mit dem größten Bedauern die Langsamkeit und den Magel an gutem Willen festgcstellt, mit dem die deutsche Regierung an die Ausführung der Bestimmungen der FriedenSvertrageS über Landheer, Lustfahrt und Marine herange- gangen ist. — Am 21. Juni nach Ablauf von beinahe sech» Monaten seit dem Inkrafttreten de» Friedensvertrage» sind die wichtigsten dieser Bestimmungen noch unausgeführt oder unvollständig auSge. führt. So kommt es, daß da» stehende Heer soeben erst ans 200000 Mann zürückgesührt worden ist, eine Zahl, auf die es am 10. April Hütte gebracht sein müssen, und daß seine Gliederung mit der im FricdenSvertrage vorgesehenen nicht im Einklang steht, daß keinerlei Gesetz erlassen worden ist, um in Deutschland ein dem FrirdenSvrrtrag entsprechendes Heerwesen einzurlchtc», daß durch den FriedenSmrtrag verbotene militärische Formationen, wie die Sicherheitspolizei und die Einwohnerwehren trotz wieder. Holter Aufforoerungrn noch fortbestehen, daß die Zerstörung bei Kriegsmaterials, die am 10. März hätte beendet sein sollen, noch nicht zur Hälfte durchgeführt ist, und daß die Ausfuhr von Waffen nach dem Ausland andauert. Die alliierten Regierungen haben nach ernster Prüfung» dieser Sachlage einstimmig beschlossen, die in dem-von Deutschland Unterzeichneten Friedensvertrag ent haltenen Bestimmungen über die Entwaffnung, sowohl was die Heeresstärke, als auch wa» da» Kriegsmaterial betrifft, in vollem Umfange aufrechtzuerhalten und deren schon allzu lange verzögeite und vollständige Durchführung und Erfüllung zu betreiben. In gleicher Weise erwarten die alliierten Regierungen, daß die deutsche Regierung nun keinen Antrag auf Abänderung der militärischen Bestimmungen des Vertrages mehr vorlegen wird, da solche Anträge nur abschlägig beschieden werden könnten und daher nutzlose Verzögerungen mit sich bringen würden. Die alliierten Regierungen richten heute an den Herrn Vorsitzenden der deutschen Friedensdelegation in Paris ihre Antwort auf den Antrag der deutschen Regierung wegen Beibehaltung eines Heeres von 200000 Mann. Diese Antwort geht dahiu, daß die militärischen Kräfte Deutschlands auf der durch den Friedensvertrag bestimmten Stärke von 100000 Mann und der durch diesen Vertrag vorgesehenen Gliederung zu belassen find, dich die Sicherheitspolizei innerhalb von drei Monaten voll ständig aufzulösen ist und daß andererseits die Stärke der Polizei kräfte auf 160000 Mann erhöht, somit um 70000 Mann im Vergleich zu der Stärke von 1013 vermehrt ist. De» weiteren fordern die alliierten Regierungen die deutsche Regierung auf, unverzüglich die deutsche Gesetzgebung entsprechend der Bestimmung des Art. 211 mit den militärischen Bestimmungen des Vertrags in Einklang zu bringen, gesetzliche Maßregeln zu treffen, um entsprechend dem Art. 70 die Ausfuhr von Kriegs material nach dem Auslande zu verbieten, die Formationen der Einwohnerwehr, die im Wiederspruch mit der Entschließung vom 8. April noch fortbestehen, tatsächlich aufzulösen und die Aus lieferung der Waffen dieser Formationen durchzuführen. Die alliierten Regierungen erwarten, daß bei Zerstörung deS Kriegsmaterials keine neue Verzögerung eintritt, und datz die Ausführung aller Bestimmungen über die Entwaffung sowohl hinsichtlich der Truppenstärke als auch hinsichtlich des Kriegügeräts ohne weiteren Aufschub erfolgt. Andernfalls würden sich die all!- ierten Regierungen gezwungen sehen, die geeigneten Mittel zu prüfen, um die vollständige Ansführung der Bestimmungen deS Vertrages sicherzustellen. Die zweite Note Die zweite Note weist darauf hin, daß sich die deutsche Negie rung am 4 Juni an die Konferenz gewandt hatte, um eine vor läufige Verlängerung der ihr gestellten, am 10. Juli ablauseu- den Frist herbeizufuhren, binnen der die Heeresstärke in Deutschland auf lOOOSO Mann herabgesetzt werden sollte mit der Begründung, daß nach dem, was die alliierten Regierungen ihr auf der Kon ferenz von San Remo mitgeteilt hätten, sie erwarten mußte, daß erst die Konferenz von Spa endgültig Über dieses Ersuche» be stimmen würde. Die alliierten Mächte rönnen, so sagt die Note, diese Auslegung der von San Remo an die deutsche Regierung Die sechs Matties Roman von Jgna Maria (17. Fortsetzung.) In der kleinen Sakristei hörte Theres viel herzlich gemeinte Glückwünsche. Tante Lily sagte kein Wort, sie nahm die junge Braut in die Arme und küßte sie. „So nimm denn meine Hände und führe mich." sang die Frauenstimme, die Glocken läuteten. Theres Hardegg schritt an der Seite ihres Mannes aus der Kapelle . . . Kurt Hardegg war nicht wenig stolz auf feine Frau. el " Uebernll erregte sie Aussehen, sogar in Berlin fiel ihre eigenartige Schönheit allgemein aus. Theres staunte, als sie mit Kurt auf Bahnhof Fried richstraße misst!eg. Der schmucklose Bahnhof störte sie einigermaßen, sie hatte für Berlin einen Prachtbau erwartet. Von dem Verkehr fühlt« sie sich angezogen. „Weißt du, Kurt es gibt doch nur ein Berlin!" sagte sie, als sie bei Kempinsky Abendbrot aßen. „Schön ist es hier., so das Leben, der ganze Zuschnitt, die langen Straßenzüge und Unter den Linden!" An dem sonnigen Herbstnachmittag waren die Stühle und Bänke der Promenade sämtlich besetzt. „Nein, diese vielen Menschen," verwunderte sie sich, wo sie nur alle herkommenl" „Du schaust immer bloß nach anderen Leuten," beklagte sich Kurt, „nach mir sollst d» sehen, nur mich anschenl" „So eine Hochzeitsreise ist doch herrlich! Das Jn-der-Well- kknssersahrrn, wenn man so voll Liebe ist —" sagte Theres. „Ja!" sagte Kurt glücklich. „Wer die Menschen sind doch ent schlich störend! Dafür mußt du unbedingt einen Kuß haben!" „O. ich notiere ihn und fordere ihn unbarmherzig ein. aufge- schobcn ist nicht aufgehoben, mein Lieber!" Ms sie zum Brandenburger Tor bummelten, erregte das gelbe Plakat einer Litfaßsäule ihre Aufmerksamkeit. Tschai-San. di« verzauberte Prinzessin!' Große Ballett-Pantomime! In 8er Hauptrolle die reizende pikante Tänzerin Sibyll Matties! Zirkus Schumann. käs Plakat, davon einst Marita Venerjella geschrie- Dck war sk käs Plakat, davon einst Marita ben, nur stand' patt Theres Sibyll als Tänzerin. „Kurt, laß unS in den Zirkus gehen, ich möchte 8er Panto mime schrecklich gern znschauen, unsere Sibylla tanzt di« Hauptrolle, fleh nur, hier." Kurt war nicht gerade sehr/ntzückt, aber er Hinz bereitwMg auf de« Plan ein, sie fuh Logenplätze. nhren zum Zirkus und erhielte« noch gerade zu In einer herrlichen chinesischen Landschaft mit bizarren Marken häusern und Pagoden lustwandelten chinesische Ehrendamen. Plötz lich lam Bewegung in die fächerklappernden Tomen. Der Hof zog auf. Und dann tanzte auf eine seltsame Musil die holde Prinzessin Tschai-San auf die Szene. Selbst Kurt war hingerissen von dieser Prinzessin mit den schwarzen Feueraugcn seiner Ther«S und dem goldblonden Lockengeringel. „Ist sie im Leben auch so hübsch," fragt; er leise seine Frau, „oder tut das die Schminke?" „Nein," flüsterte Theres zurück, .im Leben ist sie genau so hübsch. Wie sie tanzt! Das ist LalentI Die Grazie, mit der st« die schwierigsten Stellen aussührt. die Technik!" Kurt ließ das Opernglas nicht von den Augen. Das Mädel tanzt einem ja um den Verstand! Die hat Nasse! „Wie alt ist sie denn?" „Warte mal." Theres zählte ab. „Fünfzehn Jahre ist unsere Sibyll! Bier Jahre war sic in der Balletschnle, und nun ist sie schon Ballerina mit fünfzehn Jahren! Da — steh nur!" Tschai-San tanzte an den lebenden Sträuchern vorbei, an ihrem Dust sich ergötzend, und sah nicht den bösen Zauberer, der e>iwr Dampswolke entstieg. Mit begehrlichen, leidenschaftlichen Augen ver folgte ex ihr Tun, verstellte ihr den Weg und bettelte um ihre Liebe. Sie, entsetzt, verwirrt über seinen häßlichen Anblick, stößt ihn zurück und flieht. Er eilt ihr nach, wirst mit einer Schlinge reißt sie Hu Boden, schleppt sie ab . . . Im nächsten Bild saß die arme Tschai-San verzaubert alS Nachtigall in einem goldenen Käsig. Mit ängstlichem Flattern suchte sie dem Gefängnis zu entrinnen und stieß doch immer wieder nur gegen godene Stäbe. Die Ausdauer, mit der Sybill das ermattete Flattern der zu Tode geängstigten Nachtigall nachahmte, war ver blüffend. „Wir wolle« ihr einen Zettel in die Garderobe schicken, viel leicht können wir nachher etwas zusammen sein. Ich habe Sybill seit fünf Jahren nicht mehr gesehen, und sie freut sich gewiß, wenn sie hört, daß wir hier sind." Diesmal war Kurt sofort einverstanden. Er rief einen Logen schließer herbei und übergab ihm das Billett für Sibyll Matties. Im letzten Bilde, im Entzauberungstanz, übertraf Sibyll sich selbst. „Sie wird berühmt, verlaß dich darauf," flüstert« ThereS be geistert ihrem Manne zu, „sie ist es heute schon! Heut schon ist sie eine (stoße Tänzerin!" Kurt klatscht« mit einer Ausdauer Und «ine« EnthustaSmn», der allgemein auffiel, so daß ThereS ihn dankbar anlächelte. „Latz uns gehen," bat sie, „wir wollen uns den Genuß durch nichts trübe» lassen!" Kurt sprang bereitwillig aus. Unten am Eingänge spazierten sie wartend auf und ab. Um die Ecke bog eine Dame in einem rot seidenen Kostüm und einem gelblichen Florentinerhut mit gelblichen Roten. „Sibylla!" Theres eilte aus sie zu. -„Sibylla!" Kurt blieb zartfühlend zurück, um das erste Wiedersehen nicht zu stören. „Sibylla, wie hast du getanzt!" Theres drückte ihr die Hand. „Wenn Vaterken das erlebt hätte. Wie stolz w.re er wohl auf seine Sibylla gewesenl Doch lomm — da ist Kurtl" Kurt klappte die Hacken zusammen: „Mein Kompliment, gnä diges Fräulein! So habe ich noch niemand tanzen sehen! Aus El,re — keine Schmeichelei!" „Du hast doch Zeit, Sibyll, wir wollen zu Kranzler gehen, da isi's so gemütlich. Ihr müßt dort Brüderschaft trinken, der Kurt ist jetzt schon verliebt in dich!" Sie stiegen in das Auto, in rascher Fahrt ging es nach Kranzler Unter den Linden. Sie ist eigentlich im Leben noch aparter, als auf der Bühne, stellte Kurt Hardegg fest, das Gegenstück zu meiner Theres. Tie beiden müßte man stets zusammensehen, da fiel die Wahl schwer - nrkr Siby schien lebhafter, in den schwarzbraunen Mandelaugen gloinni verborgenes Feuer. Sibyll Matties mußte schon bekannt sein in Berlin. Als sie suchend Kranzler durchschritten, fing Kurt die halblauten Bemerkungen der Gäste auf, ein Raunen flog von Tisch zu Tisch: „Tie Matties! -» Die entzückende Tschai-San!" Wie merkwürdig, dachte Kurt, eben noch hat sie getanzt bot allen Leuten dabei hat sie das Benehmen einer Dame Und ist doch noch ein halbes Kind um ihren 16 Jahren . . » „Jetzt müßt Ihr Brüderschaft trinken," sagte ThereS, als Sclt gebracht wurde. „Halt, daS erste GlaS ans SibyllS Kunst! — Tag du eine große berühmte Tänzerin werdest, Sibull!" Man trank die Gläser leer. „Das zweite aus treue Freund schaft." „Hast du morgen vormittag Probe, Sibyll?" fragte Kurt, „daß du dich nicht überanstrengst." „Ich bin morgen Freifraul Da« heißt, bi- auf meine tägliche» Hebungen." ^ „Dann könnten wir fein zusammen etwa» unternehmen," MS Theres vor. „vielleicht fahren wir in den Grunewald, oder in irgend eine andere nette Gegend. Kurt, belobe mein« großartige Idee!' ».Kleine Fra« — mein kompltmentl" Kurt hob das Via». girichteten Rote «ich baden keine Bercmla stimmen. Sie bestätic kläningen: Die milit, sailleö werden sowohl derung und Bewasfnu müssen auf daS genau entschlossen sind, die 8 gen gemäß durchzufüh keil, der deutschen Ne Ordnung im Inn belassen. Sie erkenne/ dem Stande von 191» alliierten Regierungen lizei kräfte zu ge wand znlassen, daß du heitspolizei, einer Po und Organisation statt vom Dezember 1919 i SicherheitSpoli ten von der Absendun sind mit der Verstärk»! lizeikuppe, einverstand Die Mächte geben ihre vermehrt wird. Sie k Orbtttingspolizei ihren wahren muß, und niit Zwecke entspricht und festgesetzt werden wird, in dem Bestand« von Mann inbegriffen sind, schuß für Polizeizwecke Die Vermehrung übrigens weder aus denen die hohe Rhein ken festzusetzen befugt denn, daß die interallii ä'udsrücklich verlangen. Polizei wird nach dem Sicherheitspolizei fortsck punkte die Stärke der zusammen 160 OM Mr Mächte beschlossen, den Mann auf 17 OM Ma rend der Zeit von der ! endgültigen Auflösung Soldaten der Reichswe! den. Die derzeitige S zahl dar, die forlschreit 3. Die dritte Not, Versailles untersagt für treten des Friedensver sohrtmaterial jci land. Anderseits bcstin ten und assoziierten Ha: Inkrafttreten des Vertr, res und der Marine a Abgabe des Luftfahrt» nähme der Fabrikation die Lustfahrt betreffende, povt oder die Unbra sichern. Da Deutschlan! setzten Frist nicht abgeli nicht in der Lage sein, vorgesehenen sechsmonat: stcllnng von Luft gestattet, so würde cS Ausführung des Artikels her entschieden, daß die ri'al, wie sie in Artikel ist, innerhalb von drei ? dem Deutschland das ge riite abgeliefert hat, und kommission offiziell amei land untersagt bleibt. Dis Mehrheit Am Freitag fand i her sozialdemokratischen !f LOOO ,Funktionäre und V Mit dem Ausfall der W sozialdemokratischen Frak jigte. In dieser Sitzung Mach, wurde eine bemer wird bedauert, daß nahl den Wahlen zur Natioi Listen gefallen seien. Hi arbeitenden Volke, keines Zu einer Politik der Di beerenden Wirkungen für Deutschlands und den St Folge haben würde. N Müllers in seinem Verse bctsiligung zu gewinnen, abweisende Antwort der gel an Verständnis für t Frage der Teilnahme an Veckammlung ist mit der «ozialdcmokratie, der Po Friedenspolitik unter kein Kelk-vartei einer Koaliti, demokratic einer Koalitir trauenSbotum ausstellen i demokratische Fraktion im kanischen Negierung der Haltung einnimmt, zumal Mehrheit haben, mit de, die Regierung gebildet, und einer Reihe bedeutsa nmg der wlrtschgs'lich soz bracht hat." „Jetzt stoße» wir aber auf da» junge Paar an," ries S!bK „Prost, Kurt, Profi. Theres! Auf datz ste ewig grünen Riede.. - (Fortsetzung folgt.) Zur Bekiimp Kt der Mg. Dr. Faß> LandeSversammlu, A. Mai d. I. ist das Li aus technischen Gründen i Neichsprüfungsstellen mit Tätigkeit trete,, konnten, s das völlige Außerachtlasse lichen Vorschriften des Ge setzt werden müssen, um ! Geltung zu verschaffen, t mungcn in 8 17 und um Was gedenkt die Staats« den, insbesondere von Be> des Gesetzes in vollem Um stände im Lichtspielwesen i Irasttrcten de» Gesetzes. E bis 20) vielfach unzensiert Schau gestellt, oie in hohe
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