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Sächsische Volkszeitung : 23.08.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190408235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040823
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040823
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-08
- Tag 1904-08-23
-
Monat
1904-08
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.08.1904
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I 1 l l! «Hfl l'i! l! k jjj wäre es. wenn man sie in kleinen Arbeiterscharen nach dem Süden brächte, wo hoffenlich nächstens die Staubecken in Angriff gcnomnien werden. Dort befänden sie sich ge wissermaßen in fremdem Lande, unter den Hottentotten und Bastards, und würde ihr Herrenstolz gcdemütigt wer den. Erweist sich dieZahl der übrig gebliebenen Herero weiber als zu groß für den jetzigen Stamm, so über weise man den treu gebliebenen Berg bau« a r a eine Anzahl davon. Dem steht nach ein geborener Ansck>anung über Recht und Sitte nichts entgegen. Daß inan die Führer des Aufstandes kurzweg henkt, dürfen «vir mit Bestimmtheit erwarten. Tie nächste Zeit wird uns hoffentlich darüber Klarheit bringen." Dieses liberale Hnnianitätsrezept enthält also nichts Geringeres als.- Bernichtnng eines Bolksstainines. Beraubung der Mit- glieder desselben. Sklavenarbeit derselben, Anslieferung ihrer Kranen an andere. Henken der Anstifter des Auf standes. Das heißt nicht bloß Herabsinken ans die „eilige- borene Anschauung" der wilden Hereros, sondern noch tief unter dieselbe fallen: tief herab in die Barbarei der Wilden! O, diese liberale Hnnianität! — Soiliiabend vormittag ist mit dem Dampfer „Silvia" ein Truppentransport von :!<» Offizieren, Ul:t Mann und 205» Pferden nach Deutsch Südivestafrika abgegangen. Zur Berabschieduug hatte sich iu Vertretung des koiuiuaudiereudiN Generals Generalmajor v d. Groebeir eiuqefuuden. Der Kamps gegen die Braustrucrresvrm dauert fort. Die freisinnige Presse verknallt jetzt schon Tag für Tag eine Masse Pulver gegen eine künftige Vorlage über die Braiistener. die noch unbekannt ist. Allen voran die „frei sinnige Zeitung", die von jeher die unbedingte und „un entwegte" Opposition in allen Zoll und Stenersragen als ihren Hauptberuf betrachtet. Der? „flammende Protest" gipfelt immer nur in dem Ruse, dein Volke dürfe das Bier nicht verteuert werden. Dieser Refrain ist uns ganz shin pathisch. Aber wir vermissen vorlänsig noch den Nachweis, daß das deutsche Voltsgetränt i» Gefahr sei. Nach den Meldungen von anscheinend unterrichteter Seite soll der Zweck des geplante» Gesetzentwurfes nicht die Erhöhung, sondern die Verbesserung der Branstener sei». In der Hauptsache soll es sich nni eine Staffelung derselben Han dein, und zwar entsprechend den Anträgen, die mehrfach von den mittleren und kleineren Brauereien gestellt sind. Auch ans diesem Gebiete haben die .Eieinbetriebe gegen die Uebermachl der kapitalistischen Großbetriebe einen schweren Stand: da die bisherige Bestenernngsart für die Starken vorteilhaft und für die Schwachen ungünstig ist, so ist der Versuch, im Sinne der ansgleichenden Gerechtigkeit und des Schutzes des Mittelstandes die Steuer zu reformieren, gewiß begreiflich. Wenn nun die Branstener für die klei neren Betriebe in schonender Weise abgestnft wird, so wird sich für die Großbetriebe eine stärkere Heranziehung er geben, denn die Regierung wird natürlich den Gesamter trag der Branstener nicht vermindern lassen wollen. So lange aber die durchschnittliche Belastung der Tonne Bier dieselbe bleibt, wie früher, kann man von einer Vertenernng des Bieres wahrlich nicht rede». DaS Zentrum hat wieder holt erklärt und auch stets durch die Tat bekräftigt, daß es keine neuen Stenern will, die den Massenverbrauch ver teuern. Der Reichsschatzsekretär wird nachzuweisen haben, daß die Staffelung, die er vorschlägt, der Gerechtigkeit ent spricht. und daß auch die Höchstsätze von den Großbranereien getragen werde» können, ohne daß eine Vertenernng des Bieres eintritt. Wer so die Interessen der Gesamtheit zu schützen bereit ist. braucht freilich nicht schon vor dem Bc tanntwerden der Vorlage die große Trommel der nnbeding len Verneinung zu schlagen. Die freisinnige Presse, die einen lärmenden feldzng zur Rettung des Nationalgeträii keS unternimmt, ehe dasselbe angegriffen ist, dient hierbei weniger dem Volke, als vielmehr den Großbrane- r e i e n . die für eine Schmälerung ihrer großen Dividenden fürchten. Ans sozialpolitischem Gebiete marschiert Deutsch land an der Spitze aller Knltnrstaalen. Das muß selbst die Sozialdemokratie anerkennen. So schrieb der sozial demokratische Schrifisteller Eampssunper m der „Koin- mnnalen Praxis" lNr. 12>. daß „bist,er die Leibungen Deutschlands auf dem Gebiete der Kranken-, Unfall- und Invaliditätsversichernng unerreicht daständen. Zn keinem Lande der Welt sei die Sorge für den einzelnen erkranklen und Unfallverletzte» Arbeiter in dem Umfange, wie in Deutschland öffentlich-rechtlichen Körperschaften in die Hände gegeben worden. Zn zahlreichen Fällen. wo in anderen Ländern der schiverleidende Arbeiter in die eigene Tasche greifen muß fließ--,, für ihn in Deutschland die beträcht lichen Mittel öffentlicher Organisationen. Aber." fährt Kampffmeher fort, „selbst angesichts der sehr erheblichen Leistlingen unserer ArbeiterveksichernngSinstilnte haben wir in Deutschland nicht das Recht zu einem tiefen Schlafe ans den Lorbeeren dieser Znslitnte; denn in zahlreichen Fällen erreichen sie nicht das naheliegende, erstrebenswerte sozial politische Ziel einer vollständigen Heilung der Erkrankten und der Sicherung ihrer Existenz und der ihrer Familien während ihres erwerbsunfähigen Zustandes. Der weit- schauende Sozialpolitiker hat daher planmäßig ans eine Erweiterung der Arbeiterversichernngsinstitnte losznstenern und muß, da die nächste Zukunft leider noch keine gesetz liche Allsdehiulng dieser Leistungen bringen wird, diese im Rahmen der gegebenen gesetzlichen Verhältnisse zu recken und zu strecken suchen." — Wäre es »ach der sozialdemo kratischen Fraktion im Reichstage gegangen, so hätten die Arbeiter alle diese sozialen Einrichtungen nicht ei langt. Ihre falsche Taktik veranlaßte sie i» jedem Falle gegen die Gesetze zu stimme», da sie entweder ihre vollen Forderungen bewilligt haben oder das Gesetz zu Falle bringen wollten. Wie vernünftig war dagegen daS Vorgehen des Zentrums, welches für die Arbeiterschaft daö herausznschlagen versuchte, was ini Momente erreichbar war. — Der Sozialdemokrat Bebel hat aus seiner Vaterlands- verräterischen Gesinnung noch nie ein Hehl gemacht. Aber so offen und unverblümt hat er sie noch nie zur Schau gestellt, wie auf dem internationalen Sozialistenkongretz zu Amsterdam. Ec wandte sich gegen JauröS und die fran zösischen Sozialisten in folgenden Worten: „Einige Worte mutz ich über Monarchie und Republik sagen, weil meine Worte unerhört entstellt aus der Kommis sion in die Oeffentlichkeit gelangt sind. Selbstverständlich sind wir für die sozialistische Republik. (Lebhafter Beifall.) Das haben wir nie geleugnet, und es ist ja das einer der schwersten Borwürfe, die Bismarck, Blllow und die reaktio näre Welt gegen uns erheben. Aber wir schwärmen nicht für die bürgerliche Republik. So sehr wir die französischen Genossen um ihre bürgerliche Republik beneiden und sie uns selbst wünschen — uw die bürgerliche Republik uns dieKöpfe einschlage n zu lassen, das ist sie uns nicht wert. (Lebhafter Beifall.) Ob Monar chie oder Republik, beides sind Klassenstaaten. So schlecht wie Sie die Monarchie machen, ist sie nicht, und so gut. wie Sie Ihre Republik wachen, ist sie nicht. (Beifall.) Wir haben in unserem junkerlich regierten monarchischen Staate Institutionen, die Sie in Ihrer bürgerlichen Republik nicht habe n. Zn keinem Staate gibt es ein so niederträchtiges, die Arbeiterklasse so brutal aussaugendes Steu er s p st e i» . wie in Ihrer Republik Frankreich. Demgegenüber haben wir in unserem jnnkerlich-polizistisch- »lilitärischen Staat eine progressive Einkommensteuer. (Hört!) Auch Ihre Republik ist stets bereit, die Staats gewalt den Arbeitern entgegenzustellen. Wo können die Arbeiter brutaler, niederträchtiger niederkartätscht werden, als in der großen Republik jenseits des Wassers? Auch in Frankreich wird überall gegen streikende Arbeiter Militär ansgeboten, ebenso in der Schweiz. Ich beneide euch um euer freiheitliches Stiininrecht. Hätten wir dieses, seid ver sichert. wir würde» euch noch ganz waS anderes zeigen. (Stnrinischer Beifall.) Aber wenn es sich uw Gegensätze zwischen Kapital und Arbeit handelt, wird auch in eurer bürgerlichen Republik mit hininielschreiender Ungerechtig keit vovgegangen. Hat nicht auch das Ministerinm Wol beck-Rousseau Millerand die Arbeiter nicderkartätscht? Zst nicht die Polizei in die Pariser Arbeiterbörse einaebrock^»^ Und was innßten wir erleben? Als das Ministerium des wegen interpelliert wurde, stimmte ein Teil der sozial'lti. scheu Mitglieder in der Kaininer für den Uebergang zur Tagesordnung. (Pr'ni! Pfui! Unruhe.) Ein Arbeiter pertreter in Deutschland, der das täte, wäre am nächsten Tage seines Mandates verlustig. (Stürmischer Beifall.) Da sind wir zu gut diszipliniert, »in solchen Verrat zu ver zeihen. «Erneuter Beifall.) Verehrte Parteigenossen! Was habt ibr denn am K». Zuni von uns erwartet? Habt ihr erwartet, daß wir die drei Millionen Wähler mobil machen wollten, vor das Schloß führen und den Kaiser vertreiben? Bei uns in Deutschland reichen drei Millionen nicht. Wir brnnchen sieben, ja acht Millionen. Wenn wir die erst haben, dann wollen wir mal sehen, was passiert. (Heiter- I keit und Beifall.) Wer hat euch denn das Stimmrecht ge geben. babt ihr es euch erobert? Oder hat es euch nicht Napoleon III. geschenkt? Und verdankt ihr eure Republik nicht Bismarck? (Heiterkeit.)" Ein wahres nationales chnndstück leistete sich aber Bebel in folgenden Schluß sätzen: „Die Franzosen sind stolz ans ihre Traditionen. Nun, das Stimmrecht gab euch der Mann des Staats streichs. die Republik die deutsche Reaktion, die euch ein Sedan perschaffte und euren Napoleon in Wilhelmshöhe zur Ruhe setzte. Ich wäre ganz zufrieden, we n n wir ans dieselbe Weise z u r R epnblik t ä m en!" Bebel wünscht also dem Deutschen Reiche ein Sedan durch Frankreich, um rascher zur Republik zu kommen. In famer kann man den Hochverrat nicht proklamieren. — Sozialdemokratische Roheiten, die anläßlich des Brandes der Magdalenenkirche in Straßbnrg verübt wurden, erzählt der dortige „Volksbote" wie folgt: „Als die Kirche zu brennen anfing. klatschten am Waisenplatze einige traurige Subjekte lauten Beifall und stimmten ein Hoch ans die Sozialdemokratie an. Einer rief: Man sollte nun rasch alle Pfaffen in die .Kirche einsperren und sie mitverbrennen lassen. Ein anderer beteuerte, er würde den Wasserlcitnngsjchlauch zerschneiden, »venu er die Gewiß heit hätte, daß er zur Rettung der Kirche würde Ver- Wendung finden. Oben an der Magdalcnengasse taten sich ebenfalls 2 Rowdieö in Hochrufen auf die Sozialdemokratie hervor. Vom Mctzgerplatz her kamen eine Reihe grüner Zungen gezogen, hielten sich Arm in Arm und gröhlten «ant die Arbeitermarseillaise. Von mehreren Geistlichen wird uns versichert, daß sie in grober Weise insultiert worden sind. Traurige Helden, die ihre Zugehörigkeit zur ^onaldemokratie bei einem derartigen Ereignisse in solcher Weise bekunden!" Oesterreich-Ungarn. — Der Troppauer Volkstag hat bei den meisten be teiligten Parteien nichts gutes hinterlasscn. Die Deutsche könne. Der Papst billige vielmehr die seinerzeit von dem damaligen Pfarrer, jetzigen Kardinal Agliardi, in einen, Buche verfochtene' These, nach welcher da- Konkordat ein zweiseitiger, nicht nur den Staat, sondern auch die Kurie bindender Vertrag sei. .Das ist ja auch die fast allgemeine Anschauung der ersten Lehrer des katholischen Kirchenrechts. — Die christliche Demokratie. Der neue Präsident der verkürzten „Opera bei congressi" Graf Medolago wurde vom Papst in Audienz empfangen. Sein Programm der katholischen Volksaktion berührt das politische Gebiet gar nicht und hat nur die praktischen Bedürfnisse des Volkes im Auge. Die Proletarier sollen organisiert werden, damit sie der Organisation der Sozialdemokratie nicht in die Arme fallen. Dies soll angestrebt werden durch Vermehrung der landwirtschaftlichen und Arbeiterklassen, durch Errichtung von Volks- und Arbeitersekretariaten und durch Gründung von Arbeitervereinigungen zur wechselseitigen Hilfeleistung. Je mehr sich die christliche Demokratie gerade in Italien statt der Erörterung unfruchtbarer kirchenpolitischer und politischer Fragen der praktischen sozialen Reform widmet, desto eher wird sie durchdringen und frisches katholisches Leben erwecken. Frankreich. — Der Sozialist Jaurös sprach aus dem internationalen Sozialistenkongreß in Amsterdam Worte, welche von all- gemeiner Bedeutung sind. Die Sozialdemokratie habe durch ihre Unterstützung der Politik Eoinbes dessen Regierung gerettet und durch die Annäherung Frankreichs an England und Italien eine allmähliche Lösung vom zarischen Rußland ermöglicht. Er sprach von den sozialen Reformgesetzen, zu denen seine Partei die Negierung gezwungen habe und noch weiter zwinge. Von Combes habe er das Versprechen erhalten, daß dieser in der nächsten Session die progressive Einkommensteuer, die Trennung der Kirche vom Staat erzwingen und hierbei die Kabinettsfrage stellen werde. Auch Blanguie habe die konfessionslose Schule gefordert, die sie jetzt durchsetzen. Kein abgemachter Pakt binde die Partei mit dem Ministerium: sie unterstützt es. weil nur nach der Liquidierung der demokratischen Forderungen für sozialistische Raum werde. Jules Guesde, der Janrvs schon mehrfach heftig unterbrochen, antwortete erregt: In der deutschen Monarchie sei eine bessere soziale Gesetzgebung erzielt worden als in dem republikanischen Frankreich. Erst nach einer sozialen Revolution hätte der Kampf gegen den Klerikalismus einen Wert. Das dürste wohl auch die Taktik der deutschen Sozialdemokratie sein. Aus Stadt und Land. lMttteiluiiaei, aus unserem Leserkreise mit Namenssertiguna für diese Rubrik sind der Redaktion allezeit willkommen. Der Name des Einsenders bleibt Geheimnis der Redaktion. Anonyme Zuschriften müssen unberücksichtigt bleiben.» Dresden, den 22. August 1904. —* Heute vormittag hörte Se. Majestät die Vor träge Ihrer Exzellenzen der Herren Staatsminister v. Metzsch und General der Infanterie Freiherr v. Hausen. —* Freitag nachmittag besuchten die Prinzen Georg. Friedrich Christian, Ernst Heinrich und Prinzessin Margarete den Zoologischen Garten und wohnten der Vorstellung von Havenranns Naubtierschnle bei. Direktor Schoepf begrüßte und führte die jungen Prinzen, welche ihrer Freude über das Gesehene wiederholt Ausdruck gaben. —* Der „ultramontane Parteitag in Regens- burg" macht den „Dresdner Nachr." wie alljährlich jede Katholikenvcrsamrnlung Kopfschmerzen. Sie wissen sich einfach nicht zu fassen. Die Superlative sind iu ihrer Wucht zu schwach, um die äußerste Phrasenwirkung hervor- znrnfen, und die deutsche Sprache zu arm. um die Potenz der Verdrehung zu erreichen. Es fällt uns nicht ein. auf den Sonntagartikel einzugehen. Zur Belustigung unserer Leser sollen nur einige Kraftproben hervorgehobeu werden. Es wird da von „römischen Menschendrill" gesprochen, durch welchen die „Drahtzieher" die „von ihnen gegängelte Herde" zu einer „brutalen Massenwirkung" und „plumpen Grötzen- verhältnissen" bringen. Wenn der Ev. Bund eine solche Versammlung zu stände brächte, so würde selbstredend von imposanter Massenwirkung und großartigen Größen- Verhältnissen gesprochen. Dann spricht der Artikel weiter noch von „geforderten Opfern des Intellekts, der besseren Einsicht und Ueberzeugung" der versammelten Katholiken, über welche die „regierende Partei" ihre „segnenden Hände" auöbreitet und die durch „schmetternde rauschende Sieges- sanfaren" in einen „rauschähnlichen Zustand" versetzt werden. Der „Sinne umnebelnde kirchliche Weihrauch" vollendet diesen Rausch und drückt auf die „weltliche Macht- und Herrschaftspolitik" „amtliche Siegel der hierarchischen Genehmigung", wodurch «jedes eigene Denken ersetzt und unnötig gemacht wird". — So werden die Katholiken als urteilslose Trotteln hingestellt. Volkspartei ist tief verstimmt über den Empfang, der dem I Zum Schluß wird das von uns gebrachte Protestschreiben Abgeordneten Hofmann an* dem Volkstage geworden ist, der zwei jungen adeligen Herren herbeigezogcn, um daraus und die Alldeutschen, die wiederum von dieser Aufstachelung des nationalen Streites sich große Parteivorteile versprachen, sehen mit Mißvergnügen, daß ihnen dabei die Frei- Alldeutschen znvorgekonnnen sind. Das „Alld. Tagbl." widmet deshalb dem Volkstag und der Anwesenheit des Abgeordneten Wolf auf demselben folgende grimmige Er- örternng: „Herr Dr. Rochowcmski hat auf dem Volkstage zur Einigkeit gemahnt. Unter dieser Einigkeit konnte er zu folgern, daß von «einwandfreier hervorragender katho lischer Seite selbst der von der Zentrumspresse beharrlich geleugnete Unterschied zwischen politischen UltramontanismuS und religiösen Katholizismus ausdrücklich zugegeben" werde. Es ist sehr weit gekommen, wenn das Blatt politisch unreife Jünglinge liberaler Gesinnung zu Kronzeugen anrufen mutz — in Ermangelung anderer Beweise. Die Verdrehungö- kunst ist schamlos, wenn ans zwei Adeligen der „katholische doch nicht die Einigkeit mit ehrlosen Leuten gemeint bayerische Adel" gemacht wird, wie die „Dr. N." schreiben haben? Nur ein Ehrloser trägt seine Schande in die Oeffentlichkeit wie eine Dirne, nur ein Schamloser wagt sich in die Oeffentlichkeit. die von ihm weiß, daß er (Abg. Wolf) gegen die Persönliche Ehre und gegen die eines Volksvertreters gefehlt. Für die Schlesier wäre eS von Vorteil, wenn sie sich in Zukunft von diesem Subjekte ferne hielten. Gibt es denn in Schlesien nicht anständige deutsche Männer, die die Volssache vertreten?" — Von Und läppisch ist die Konsequenz daraus, es sei als ein „günstiges Anzeichen zu betrachten, daß die ultramontanen Bäume nicht in den Himmel wachsen werden". Noch komischer wirkt der darauf folgende Satz: Es müsse (wegen der paar jungen Leute?) einmal doch der Zeitpunkt kommen, wo der UltramontanismuS von einer allgemeinen, kraft vollen evangelisch nationalen Bewegung aus dem Sattel gehoben und aus das ihm zukommende Matz von politischer einer Veranstaltung, die solche Diskussionen zur notwendigen Bedeutung in dem protestantischen deutschen Kaiserreiche Nachwirkung hat. wird man doch nicht behaupten können, beschränkt wird." Ein „protestantisch deutsches Kaiserreich" datz sie die Ernsthaftigkeit und notwendige sittliche Höhe ist ein genau so großer Stiefel, wie der ganze Artikel, der der nationalen Abwehr dem Gegner beweist. Rom. — Pins X. und da- Konkordat. Wie den, „Matin" aus Rom telegraphiert wird, teilt Pius X. nicht die Mei nung. datz das Konkordat ein dem Staate von der Kirche bewilligtes Piivileg sei, welches die Kirche zurückziehen von der HundStagShitze der letzten Tage Zeugnis ablegt. —* Die Festung Königstein wird am 1. Oktober als Garnison aushören zu bestehen, denn das Festungs bataillon der 177er. da» Freitag nach Königsbrück zur Abhaltung von SesechtSschietzen befördert wurde und erst am 24. September nach der allen Elbseste zurückkehrt, wirb
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