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Sonnlag im Schnee Das war ein Sonntag! Weiher Schnee und rote lacken, mitunter auch rote Nasen und etwas kalte Füße. Aber Wintersrcuden bei alt und jung. Auf Schritt und Tritt die herrliche Musik des knirschenden Schnees. Und wo die Erde die bescheidenste abschüssige Bahn zeigt, da tollt froh die Jugend. Die Eisflächen waren allerorten wu Tausenden froher Menschen belebt. Die Mutigeren schleppten ihre langen „Hölzer" nach den Bahnhöfen oder suchten pustend die Höhen rings um Dresden zu bezwingen. Ueberau regstes Leben, und mit Gier schlürfte alles de» Winterzaubcr ein. Der Große Garten wunderte sich ob dieses Massenbesuches, der im Sommer nicht stärker sein kann. Auf allen Wege» kroch die schwarze Menschenschlange über das weihe Land. Auf dem letzten ungefrorenen Nest der Wasserfläche hockten trübselig die Schwäne, die sonst so majestätisch den Palaisteich und den Carolasee be völkern. Dem blendenden Weih des Neuschnees konnte ihr sonst so prahlerisches Federkleid nicht ganz die Stange halten. Darob einige Trauer und einiges Mitgefühl an diesem sonst so hell und rein verlaufenen Sonntag. Auch Jungftr Elbe hat ihr Wintervergnügen. Statt der Boote und Kähne trägt sie jetzt Tausende silberner Eis stücke zu Tal. Und wenn diese übermütig mit'entgegen- stehcnden Brückenpfeilern spielen, dann freut sich der Zu schauer, wie immer, wo z"'ei sich reiben. Zieht die immer noch recht lange Nacht herauf, dann setzt sich der Zauber fort. Funkelnd blinkt die Mondsichel und der Trotz der Sterne. Die Luft ist schneidend klar und trägt gespentisch jeden Laut ins Unendliche. Tiefer sinkt die Temperatur, um am Kleide des Winters weiterzuweben. Nun die Augen und Herzen aufi Denn: „Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht". Dresden Die Dresdner Philharmonie in Gefahr Wie wir erfahren, befindet sich das Dresdner Philharmo nische Orchester in einer schweren finanzielle» Krise, die dazu sühren kann, daß sich das Orchester auslösen mutz und der Mu siker-Verband über Dresden eine Sperre verhängt, die aus Fahre hinaus eine Wiederbelebung und Neugriindung unmöglich macht. Der Rat zu Dresden hat bereits zwei Gesuche um Gewährung einer Beihilfe von 56 006 und dann von 36 006 Mark abschlägig beschicden. Noch wurde ein letzter Versuch mit einer Eingabe an die Stadtverordneten unternommen. In Anbe tracht der Lage, die als sehr ernst angesehen werden muh, haben die Dresdner Chorverrinigungen ein Gesuch a» Nat und Stadtverordnete abgehen lassen, in dein es unter anderem heißt: „Die Dresdner Chorvereinigungen bedürfen zu ihren Auf führungen, die allen Kreisen der Bevölkerung die Bekanntschaft mit den großen Chorwerken -er Tonmeister vermitteln und we sentlich zum Ruhme Dresdens als einer hervorragenden Kunststadt beitragen, der Mitwirkung eines künstlerisch hochstehenden Or chesters. Als solches hat sich die Dresdner Philharmonie seit Jah ren bewährt. — Ohne die Philharmonie, deren weiteres Bestehen von der Gewährung einer städtischen Beihilfe abhängt, köny-n auch die C h o r v e r e i n i g u n g e n Ihrer Ausgabe nicht mehr gerecht werden. Sie wären gezwungen, die Ausführung von Pas sionen, Messen, Oratorien und anderen grotzen Chorwerken ein zustellen. und damit würde Tausenden eine Quelle edler Er holung und Erbauung verloren gehen. — Gewltz zwingt die Not der Zeit zur Sparsamkeit und zur Vermeidung aller überflüssi gen Ausgaben. Aber wenn lm Rahmen der unvermeidlichen all gemeinen Notstandsunterstützung mit verhältnismäßig geringen Mitteln ein unersetzliches Kulturgut Uber die nächste schlimmste Zelt hlnausgercttrt werden kann, so liegt das wohl sicher auch !m sozialen Interesse. Die Chorvereine beehren sich daher nochmals, di« geehrten städtischen Körperschaften um Bewilligung der nachgesuchteu Bei hilfe zu bitten." Wirtschaftslage and Straßenbahn Dresden. 18. Januar Zur Anpassung der Betriebsleistung an den durch die Jahres zeit und dir Wirtschaftslage beeinslutzten Verkehr wird von Donnerstag, den 21. Januar ad der Fahrplan aller Straßenbahnlinien insofern etwas eingeschränkt, als voe etwa 9 Uhr morgens ab bis gegen 3 Uhr nachmittags die Wagensolgr auf allen Linien etwas gestreckt wird. Die Linie 13 erhält den lö-Miiiuten-Verkchr an Stelle des bisherigen 7)L°Mimiten- Verkehrs. Auf der Linie 18 fährt nur noch ein Wagen um den anderen über den Postplatz hinaus bis zur Cottaer Straße, so daß zwischen Postplatz und Cottaer Straße lö-Minutcn-Vcrkehr besteht. Auf den städtischen Kraftomnibuslinikn wird in der verkehrsschivachen Zeit zwischen 9 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags der Zeitabstand in der Wagrnsolge ebensalls etwas vergrößert. Dagegen wird aus der Linie Neustädter Bahnhof- Obergorbitz in der Zeit von 4—7 Uhr nachmittags die 7)t--Ml- nnten-Wagenfolge auf 6 Minuten verkürzt. Der jetzt am Kronprinzenplatz endende Zweig dieser Kraftomnibuslinie wird von Donnerstag ab durch die Bramschsiraße, Weidenkal- straße verlängert. Dir Endhaltestelle liegt an der Ecke Blmncn- thalstraße-Hörigstraße. Das Nähere Ist aus de» an den Haltestellen aushäugeuden Fahrplänen und aus dem neu erscheinenden Fahrplanheft zu er- mal ausnahmsweise nur 10 Pfennig. So bedauerlich jede Berschlechterung unseres Straßenbahn- verkehrs auch ist, sie wird in diesem Falle erklärlich aus einer Feststellung des Rates in der letzten Stadtoerordnetensitzung, wonach di? Straßenbahn in den letzten Monaten mit Untcrbilanz arbeitet. Es wäre aber immerhin für die Osssentlichkeit inter essant zu erfahren, ob und inwieweit die Erneuerungen des An lagekapitals in dieser Unterbilanz berücksichtigt sind. Das resraurlerke Güntzba- Dresdcn, 18. Januar Durch die infolge des Krieges und der Nachkriegszeit aus Mangel au Mitteln unterbliebene Vorrichtung der Echwinrm- halle» des Städtischen Güntzbades erwuchs die Notwendigkeit einer durchgreifende» gründlichen Vorrichtungen der Hallen, Der Verivalter des Güntzbades, Stadtrat Enger, hat deshalb ini Ein vernehmen mit dem Hochbau- und Betriebsamt ausreichende Mittel hierfür angefordert und dank dem Entgegenkommen der städtischen Körperschaften auch bewilligt erhalten. Unter Lei tung des Stadtbaurates Wols sind die Hatten nach einheitliche» ästhetischen Gesichtspunkten unter Berücksichtigung der durch Stadtbaudirektor Sauße vorgeuommenen technischen Verbesse rungen einer gründlichen Vorrichtung und Instandsetzung unter zogen worden. Die farbige Ausgestaltung beider Hatte» er folgte nach den Angaben des Gchcimratcs Professor Eußmann. Während die Herrrnl-alle in weiß und grün gehalten ist, wurde die Damenhalle auf gelb und weiß gestimmt. Die Lichtanlage ist dergestalt umgeändert worden, daß in den Oberlichtern Schein werfer angebracht sind, die die Wasseroberfläche gut beleuchten. Zur leichteren Feststellung von Badruiifällen ist unter er heblichem Kostenaufmand in beiden Bassins ?>ne Unterwas ser s ch c i n w e r s e r b e ke u ch t u n g einpedout worden. Brause- und Wa sch g e l e g e n h e i t e n wurden vermehrt und die Bvrrcinigungsräume der Uebersicht halber offener gestaltet. Ebenso sind für die Vorreinigunpsräume Ent- »ebelunpsaniagcn eingebaut worden, so daß dir Hatten frei von Wasserdämpfcn gehalten werden. Die früher vorhanden gewe senen Marmorwände sind durch blaue bzw. braune Fliesen ersetzt worden. Der Sprungturm und die Sprungbretter sind den An forderungen der Säuoimmvrreine entsprechend technisch verbes sert worden. Das Becken der Herrenhaile erhielt für Etrecken- tauchübungen einen dunkel gehaltenen FliefenstreUen. Mit dem heutigen Tage wurden beide Schwimmhallen dem öffentlichen Badeverkrhr wieder übergeben. Die außerordentlich große Zabl der ständigen Besucher des Güntzbades smonatlich durchschnittlich 60 000) werden Veranlasiung haben, sich zu freuen über die beiden neu erscheinenden llchtstrahlenLen und schönen Schwimmhallen des Güntzbades. Die gründliche Vorrichtung und Erneuerung der briden Schwimmhotten in Verbindung mit den geschaffenen technischen Verbesserungen rechtfertigen durchaus die Annahme, daß Dres den mit dem Güntzbado zwei Schwimmhallen besitzt, die inner- l>akb Deutschlands in bezrm aus Schönheit und technische Vollkom menheit an erster Stelle stehen. Sämtliche Abteilungen des Güntzbades sind tdie Schwimm hallen beide wieder getrennt für Frauen und Männer) wie folgt geöffnet: Montags bis Freitags von vormittags 16 bis Z,9 Uhr abends Sonnabends von früh 8 bis !48 Uhr abends und Sniintogs von früh 8 bis 1 Uhr mittags. Kasienschluß jeweils 1 Stunde sfiir Schwitzbäder 2 Stunden) früher. Die irisch-römisch-russischen Schwißbadeabteilungen sind Montaas und Mittwochs den Dame» Vorbehalten. Familien bäder in beiden Schwimmhallen Donnerstag nachmittags von 2 Ubr an und Sonntags vormittags. — Auf die In Betrieb be findliche tä u n d e bad ad t e i l u ng wird besonders aufmerk sam gemacht. Der Besuch der Technischen Hochschule Dresden im Win tersemester 1926 M betrug in der Gesamtzahl 3695 Studie» rende und Zubörrr gegen 2764 im Sommerscinester 1925. Hier von entfielen auf Hochbau 176 Studierende und 23 Zuhörer, Bau ingenieure 237 Studierende und 26 Zuhörer. Mechanische Wis senschaften 1131 Studierende und 63 Zuhörer. Chemische Wis senschaft 3.96 Studierende und 19 Zuhörer. Mathematisch? Na- turwisiensclwften 114 Studierende und 18 Zuhörer. Kulturwissen schaft 395 Studierende und 184 Zuhörer. Hospitanten bisher 325. : Technische Hochschule. Der Privatdozent Dr. Breit. Rechtsanwalt und Notar in Dresden, ist zum Honorar- proftsior in der Kultnrwisienschaftlichen Abteilung der Tech nischen Hochschule zu Dresden ernannt worden. : L7 6U9 Arbeitssuchende in Dresden. Nach einem Bericht des öffentlichen Arbeitsnachweises Dresden und Uma. zeigte der Arbeitsmarkt in der Woche vom 9. bis einschl. 15. Januar 1926 durch zahlreiche Zuaünge aus allen Verufegnippen eine weitere Verschlechterung. D-e Zahl der Arbeitsuchenden erhöhte sich am 1406 auf 27006 (25600). Ans Mitteln der Erwcrbslost-nsür- sorge wurden insgesamt 16 808 (15 660) Arbeitsueliende unter stützt; Faniil'ienznschläge wunden für 9244 (8708) Personen ge zahlt. Außerdem sind beim Arbeitsnachweis 4845 (4725) Aus setzer gemeldet, denen aus Mitteln der Erwerbslosensürsarge Aussetzer-Unterstützung gezahlt wird. : Die weitere» Straftaten des Arbeiters Lippert. Die Kri minalpolizei meldet: Der van der Dresdner Kriminalpolizei fcstgeiioinmene Arbeiter Lippert aus Chemnitz ist im Bei lause der weiteren Untersuchung völlig zusammengebrochcn und l>at ein umfassendes anscheinend lückenloses Geständnis abgelegt. Danach hat er nn Jahre 1924 in Chemnitz ein? ganze Reihe Ein brüche verübt. Am 5. Mai 1923 ist er bei dem Versuche, mit einem Mittäter in das Kontor einer Großhandlung einzubrechen, van dem Polizeibeamten Ludwig überrascht worden. Aus der Flucht hat Lippert den verfolgenden Polizeibeamten. als ihm dieser dicht auf den Fersen war, mit mehreren Schütten »iedcrgeslreckt. Ter Beamte ist an den Verletzungen am vierten Tage gestorben. Lippert ist am 15. Januar an die Staatsanivalischaü zu Chemnitz abgcliefert worden. : Die Polizei aus Rollschuhen. Eine bcmerkensw, rle Neuerung wird soeben vom Polizeipräsidium Dresden eingesührt, Die Polizeibeamten des öffentlichen Sicherheitsdienstes aus den Straßen, und zwar zunächst diejenigen iinisormierken PoÜzel- beamten der inneren Stadtbezirks, erhalten von heute ab Unter richt und praktische Ausbildung im Nottschuhinufc,!. Die llebun- gen finden in der Polizeikasern? (ehemalige Pianierkasernei an der Königsbrücker Straße statt. Ter Zweck dieser Maßnahme ist. die Polizeipatrouilien i» der inneren Stad! beweglicher zu machen. Bewährt sich die Einrichtung, so sotten die Roll schuhe mit einer Druckvorrichtung versehen werden, die es er möglicht daß der Rollschuh soiort vom Fuße gelöst werden kann und der Beamte in jeder Hinsicht frei beweglich wird. Jedenfalls hat der Rollschuh hiermit eine Zweckbestimmung erlang!, die ihn als modernes Verkehrsyüttrl außerordentlich schützbar macht. : Der Bund der Kinderreichen (Ortsgruppe Dresden) hält diese Woche folgende Sitzungen ab: Mittwoch, den 20. Jan., Be.z. Trachenberge-Trachau, Monatsoersammlung Hubxrtushvf, 7,30 Ubr; Freitag, 22. Jan., Presss-Ausschuß-Sitzung. Geschäfts stelle. 7 Uhr. : Ausnahmepröfungen für die städtisch-?,, höhere» Schulen. Die Ausnahmeprüsunoe» für Schüler, die in neu zu bildende Klassen der höheren Schulen eintrete». finden Dienstag, den 9. Februar und Mittwoch, den 10 Februar 1926, vormittag» 8 Uhr. statt. Solche Klassen sind a) die Sexten an allen städ tischen Höheren Knaben- und Mädchenschulen, b> die der Ober realschule i. E. Neustadt «»gegliederten Klasten iür künftige Berwülkinpsbeamte, c) an der sechsstusiaen Studienanstalt mit höherer Mädchenschule (Nesormrcal) Gymnasium außer brr Sexta auch die Untertertia. — Die Aufnahmeprüfungen der für bereits lausende Klassen der städtischen höheren Schulen «,n- gemeldeten Schüler und Schülerinnen senden am ersten Schul- iazz« des neuen Schuljahres — Montag, den 12. April 1926 — statt, ebenso di« Prüfungen Ser Schüler, die mit be sonderer Begründung etwa noch nach dem 8. Februar 1926 für Sexta «»gemeldet werden, soweit noch Plätze verfügbar sein sollten. Die Prüflinge haben sich zu der angegebenen Z-.ik in den Schulen, für d-ir sie angemeldet sind, ein,zufinden und einige halbe Bogen linierten Papiers. Federhalter und Feder m>t- zubringen. — Wie wir ersahren, findet dis Aufnahmeprüfung am St. Bcnnogymnaslum Anfang März statt. : Staatliche AlterSrrrrterrbarrk. Re: der staarUchen Altersrentenbank in Dresdcn-N., Astersiraße 3. baden viele Hunderte von Rentnern ihre Renten ?ür das Jahr 1925 noch nicht abgehoben. Den Beteiligten wird emp sohlen, sich wegen der Auszahlung ihrer Bezüge für das vergangene Jahr nunmehr baldigst zwischen 8 und 1 Uhr in der KcUse der Altersrentenbank zu melden. Als Ausweis sind die Versicherungspapiere sowie ein Paß, Einwotn'-rr- schein oder dergleichen mitzubringen. Leipzig > Ein Augustinusvortrag an der Universität. Mw einem dichtgedrängten Auditorium entwickelte in einem Hörsaai der Universität Leipzig Professor Dr. Eibk von der Wiener Universität die Grundgedanken der Bewußtseins- und Erkennt- nislehr« des heiligen Augustinus und ihre dauerndo Bedeutung für alle folgenden Zeiten. Er zeigte, wie ein« ans der christ lichen Intuition von -er zentralen Stellung der Seel« geflossene Anschauung dem Denker von Utika es ermöglichte, prophetische Gedanken zu verkündigen, welche als Rebenschwinguna die mit telalterliche Philosophie begleiten und als Dominante in der neueren Philosophie, allerdings mit Einsichtigkelt und UeLer. treib»ug, hcrvorgedrochsn find. Diese Gedanken sind die Teil nahme der Seele sowohl am schöpferischen Schauen wic am schöpft rischen Witten Gottes Auf diese Forme! führte der Red ner die Intuitionen sowohl Augustins wie Kants zurück. Er schloß mit dem Ausblick auf ein« Metaphysik- welche in, An schluß an den von Thomas von Aguin gezeichneten Aufriß des Seienden es ermöglicht, sowohl di« Grundgedanken der mröcr- nen Wissenschaft und Philosophie als insbesondere, die Intui tionen des heiligen Augustinus und Kants von der Stellung des Menschei! der Philosoph:« perennis «inzufügen. 1 Wiedereröffnung der Erwerdslosenschnle. Die steig-mde Arbeitslosigkeit läßt eine Wiedereröffnung der Erwerbslosen schule als dringend noiwendig erscheinen. Für die Einrichtung und Unterhaltung der Erwerbslosen schule im Umsange von e:wa 80 Kursen benötigt das Bolksbildungsamt vorläufig für das lausende Vierteljahr die Summe von 3000 Mark. Da die Kurse bereits ani 18. Januar eröffnet wenden sotten, hat -er Rat de- Ans den Dresdner Konzerlsälen Dritter Kammermusik«-?,,» der Striegler-Bcrcinigung. Er vermittelte zunächst die Bekanntschaft mit dem Strcich- guartett von G-Dur von Hermann Suter. Der Komponist des Oratoriums „Le Laudi", was wir iin Vorjahre unter Penibanr hörten, nennt sein Weck „Amselruft"". Der Früh ling erwacht, alles grünt und blüht. Der Frühlingsreigen kommt wieder zu seinem Rechte, und dann stürmt das Leben der vollen Naturentsaltung entgegen. Dieses Pro gramm hat Suter mit lebensvollen Tönen durchgesi'lhrt und ein klangschönes, naturfreies Werk, das an keiner Stelle durch -erkünstelte und erklügelte Musik leidet, in prächtigen Farben geschaffen. Interessante Streiflichter auf sie Zeit des Mannheimer Stiles warf das Boccherinlsche Streichquartett Nr. 6. Es malt das Nachtleben in den Straßen von Madrid. Originell ist die Entschuldigung Boccherinis !m Vorworte, daß er manchmal die Komposi- tionsregeln etwas frei gehandhabt habe nm einer wahrheits getreuen Darstellung willen. Unsere atonalen Tonsetzer müßten da ihren Erzeugnissen ganze Lexikonbände als Vorwort voranschicken. Heute muten uns natürlich die ein fachen Tonmalereien Boccherinis verblaßt an. Den Schluß bildete das kraftvolle Quintett in Es-Dur von Schumann. Die Herren Joh. Striegier, Erich Düsedau, Georg Seifert, Arthur Zenker, Rudolf Striegle« (der sich als Svhn von Joh. Stricgler erfolgreich in dem Bocche- rinischen Streichquartett als Cellist einkührte) und Kurt Striegler (der seine Meisterschaft als Pianist dem Schn- mannschen Quintett zur Verfügung stellte) waren allen Werken künstlerisch vollwertige Spruchfprecher. —n. Tonkiinstlervercin. Im Mittelpunkt des Interesses stand ein neues Werk von I. G. Mraczek. Ein Streichquartett kn drei Sätzen. Es ist ein feinfühlig, klangvoll gearbeitetes Werk, das ganz in den Bahnen von MraczerS Schaffen wandest. Die Uraufführung wurde sehr freundlich ausge nommen, zumal die Herren Warwas, Wunderlich, Spitz» er und Zenker es mit ganzer Liebe betrauten. Auch Franz Schuberts Quartett in C-Moll (ein nachgelas senes Werk) wurde von ihnen in meisterlicher Ausfüh rung wiedergegeben. Als Solisten war die Altistin Ilse Barth-Hamburg gewonnen worden. Mit sympathischer Stimme, die aber hier und da noch der abschließenden Schulung bedarf, erweckte sie volle Aufmerksamkeit süß ansprechende Lieder von Paul Graencr (zum ersten Male in Dresden) und für Lieder von Franz Liszt. Den Prunken den Abschluß bildete das Es-Dur-Qunrtett von Dvorak, bei dem Theodor Blum er mit bekannter Künstlerschaft den Klavierpart auSsührte. Auch die Sängerin hatte er trefflich begleitet. —lst— Studien und Tänze der Wigman-Schnle führten mich am Sonntagabend in den VereinShauSsaal. Der Saal war leidlich gut besetzt. Der erste Teil brachte eine „Grup pe »stunde" unter Leitung von Marh Wigma». Mit wirkende war die Meisterklane. Das Thema lautete: Der Schritt und seine tänzerische Auswirkung. In 'fünf Ab- kc"lungen wurde man „hinter die Kulissen" der Wigma»- Schule geführt. Gehen, Laufen, .Kreisen, die Federung, der Sprung waren Beispiele aus den aktiven Schritt,kalen, während Schwebcn, Sinken, Schreiten. G eften und Schleich u in die passive Schrittskala «in'ührtc». Anschließend erlebte man den Wechselschritt, improvisierte Einzelrhythmen und improvisierte Gruppenrhhthnien. Alle diese Einzelheiten waren insofern von Interesse, weil man in ihnen den Auf bau der Tanzkunst der Wigman verfolgen konnte und di« Bestandteile kennen lernte, die die Wigman bei ihren eigenen Tänzen dann in Verbindung und Zusammenhang bringt. Der zweite Teil füllten selbständige Schülerar- veiten: Tänze, Klangsindien, Ausdrucksstndicn, Tanz- rhythmen und dergleichen. Cs gab dabei fehr talenrvvlle Arbeiten. Originell waren namentlich die ohne jede Be gleitmusik ausgeführten Maskentänze mit japanischen No- Masken; Gespenst und Dämon. Die Ansdrucksstndie „Der Idiot" ist eine Entgleisung. Seelisches Feingefühl müßte schon an sich verbieten, geistiges Elend und geistiges Ge brechen in Tanz'orm auf das Podium zu bringen. Solche Experimente sind frivol, sind abstoßend. Noch dazu, wenn sie mit Beifallslärm quittiert werden. (Vielleicht fühlt sich wieder ein fanatischer und überreizter „Kunstbefüssener", der da glaubt, sich an übermäßigem Kunstverständnis vo!l- geivgcn zu haben, berufen, zu erklären, daß ich von Kunst nichts verstehe und dies in einer Form von fick zu gebe», die sich nur der zur Ausdrucksweife wählt, der sich in dem Glauben befindet, daß man sich gegen Deutschcmpfindende alles heransnehmen kann.) Es gab aber, wie schon erwähnt, auch allerlei gut Empfundenes zu sehen. Die Schülerinnen zeigten sich durchweg auf stattlicher Höhe, und an den Studien und Tänzen waren auch Lehrkräfte beteiligt. Die musikalische Begleitung führte mit bekannter Güte Will Götze aus. Der Beifall war stark und stieg bisweilen zn siedender Begeisterung. Im großen und ganzen war es ein Abend, der den Bestrebungen Mary WigmanS neue Freunde zuge?ührt haben dürste und auch denen Achtung vor der neuen Tanzkunst abnötigte, die sich ihr nickt mit Haut und Haar verschrieben haben. —lst— Donnerstag abends 7,36 Uhr !m großen Saale des Zoo logischen Gartens öffentlicher Abend des hiesigen Ornitholog. Vereins, an dem die prachtvollen Bogellichtbilder von M. Schlott aus Breslau» die bei der Feier des 75jührigen Bestelfeus der Deutschen Ornilhologischen Gesellsäiaft in Berlin das größte Aufsehen erregten, von dem Bersevtiger selbst vor- geführt werden.