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Sächsische Volkszeitung : 19.01.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192601196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-01
- Tag 1926-01-19
-
Monat
1926-01
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.01.1926
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Lienslag, den IS. Januar 1926 Nr. 14, Seil« 2 Die Reichsgriin-ungsfeiern . Eine Rede des ReichsautzenMimslers Jur Erinnerung an den 18. Januar 1871. de» Tag der Gründung des Deutschen Reiches, wurden im ganze» Reiche Feiern abgehalten. In Berlin veranstaltete der Verein deutscher Studenten in der Aula derBerliner Universität einen Festakt, dem unter anderen der Ches der Marineleiiung Vize admiral Becker und der jetzt als Landwirtschastsnuuistcr vor gesehene Abgeordnete Hepp beiwohnten Unter anderen sprach Professor Dr. Hübler aus Graz über Deutschösterreich und die Reichsgründung. Er wies daraus hin. daß wir nickt Epigonen des Reiches von 1870. sondern Verkünder und Darb.Winter des neuen, des grotzdeutschen Reiches sein müßten. Reichsaußcnminister Dr. Strcsemann sprach auf einer Neichsaründungsfeier der Deutschen Nolkspartei in M ünche n. Er erklärte, die Aufgabr der Gegenwart sei. in Deutschland das Instrument von Staat und Volk in der Einheit ru erlsalten. um eg für die Erreichung einer besseren deutschen Zukunft einsetzen zu können. Wer die nationale Einheit wolle, dürfe nicht zwei Deutschlands formen, von denen dos eine dem anderen dos Na- sionolewpsiiiden abspreche. Stresemann verteidigte weiter den Dawesvlan und den Locarno-Vertrag und beendete seine B»s- sührungen mit einem Rückblick ans die Entwicklung der letzten Iabre in T-eutschland, dis fortschreitend gewesen sei. Das Reckt, dl-se Entwicktung zu kritisieren hake nur. wer andere Wege zu weisen vermöge. In Wien veranstalteten die Hörer aller Wiener Hoch schulen aus der Rampe der Universität eine Reichsgründunos- seier. Vorder wurde i» der Aula der Universität im Beisein aller Professoren eine G-denbfcicr sür die im Wellkriege gefal lenen S'udenten abgehalten. Die RkeMsmWekaMMst London, 18. Januar. Der deutsche Botschafter überreichte am Sonnabend im Auswärtigen Amt de» Protest der deutsüsen Nrgierung wegen der Höhe der Besatzung in der zweiten und dritten Rheinlandzone. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Teb'graph" be richtet da'», daß der deutsche Botschafter dahingebend unterrich tet wurde, daß die Entscheidung der Alliierten in der Vesatzungs- frage richtig wiederpegeben worden sei. In dem deutschen Protest wird, wi? der divlomatische Korrespondent bemerkt, ouf den Artikel 429 des Friedensvertrages, der verletzt worden sei, hingewiesen. Der Korrespondent gibt zu. daß die Sacke als wiche in England mit großer Teilnahme betrachtet würde. Die Bemühungen der envsische» Diplomatie, eine Verminderung der Besatzung bei den Alliierten zu erreichen, seien leider ergelmis- kos gewesen. Nom Standpunkte der Wirtschaftlichkeit und der Re parationen sei eine Verminderung der Besatzung, die alljährlich' 840 Millionen Goldmark koste, nur zu begrüßen. Die deutschen Botschafter in Paris und Brüssel halren wegen der Stärke der Besatzungstruppen heute ähnliche Schritte wie der deutsche Botschafter in London unternommen. Ein neues deutsches Priesterseminar Das Rittergut Schmochtitz bei Bautzen als künftiges Priestersemlriar für -ie Diözese Meißen Aus Bautzen kommt die Nachricht, das; daö'Mittelgut Schmochtitz (etwa eins Wegestunde nordwestlich vo» Bautzen in der Nähe von Aleinwelka gelegen) durch Kauf in das Eigentum des Bistums Meißen übergegangen ist. Wie wir an zuständiger Stelle erfahren, bestätigt sich diese sowie auch die wcitergehende Nachricht, wonach in den Wohnräurueu des Rittergutes das Prlesterseminar der Meißner Diözese eingerichtet werden soll. Obwohl dieser Plan der Errichtung eines eigenen Priesterseminars sür die Diözese Meißen schon seit längerer Zeit der Oeffentlichkeit bekannt geworden war, darf zur Vermeidung irgendwelcher legendären Kombinationen auf folgendes hingcwiesen werden. Es ist in diesem Jahre gerade 200 Jahre her, seitdem in Prag das Lausitzer Seminar (das sogenannte „Wendische Seminar") ein gerichtet wurde. Fast 200 Jahre hindurch haben seither die meisten Söhne der sächsischen Katholiken, die den Priester beruf ergreifen wollten, in diesem Lausitzer Seminar auf der Prager Kleinseite Wohnung, Kost und Aussicht gesunden. SW besuchten das deutsche Staatsobergymnasium auf der Kleinseite, um nach dessen Absolvierung meist an der Karl-FerdinandS-Nniversität zu Prag ihrem Srudium zu obliegen. Andere gingen aber auch nach reichSdeutschcn Universitäten, wie Breslau. Münster, Straßburg. Mainz u.a. D.e Staatsumwälznng von 1018 störte indes diese bis herigen Verhältnisse. Insbesondere der Zerfall des alten österreichi'chcn Staatswesens brachte dem Lausitzer Semi nar und den reichsveutschen Studenten größte Schwierigkeiten. Diese lagen einmal auf poli tischem Gebiet. Das staatliche deutsche Gymnasium auf der Kleinseite, aus dem mancher tüchtige Führer hcr- vorgegangen war. wurde sehr bald von der tschechischen Regie rung aufgehoben, so daß sich zunächst sür die Schüler de? Lausitzer Seminars die Notwendigkeit ergab, lange Schulwege nach einer weit entkernten Anstalt zu machen. Später wurden die deutschen Gymnasien getreu der all gemein üblichen und bekannten tschechisch-chauvinistische» Schulpolitik immer mehr zusammsngelegt, so daß bereits heute ganz Prag kein einziges deutsches, humanistisches Gymnasium mehr auftveisen soll. Außerdem machte die tschechische Regierung die Anwesenheit von einer be sonderen Studienerlanbnis abhängig, die nur von Jahr zu Fahr gegeben bzw. erneuert wurde. Dazu kamen die ganz beträchtlichen finanziellen Schwierigkeiten. Während der Inflation wurde die Tschechenkrvne immer unerschwinglicher. Weder tonnte den Schülern die hohen Ausgaben länger zugemutet werden, noch war eine Unter haltung des Hauses länger möglich. Unter diesen Umständen erkannte man, daß das Prager Seminar nicht z» halten se:, ganz abgesehen davon, daß das religiöse Leben im neuen Prag ganz und gar nicht mehr ein wlches war, daß es den jungen, heranreifenden Priesterkandidaren för derlich sein konnte. Alles das hat dazu beigetrage», den schon lange gehegten Wunzch, die P r i e st e rka n d i d a t e n im eige nen Lande heranzubilden, der Verwirklichung näher zu bringen. Es waren schon verschiedene Baupläne in Bautzen in Aussicht genommen. Durch einen glückichen Zufall bot sich nunmehr die Gelegenheit, das genannte Rittergut Schmochtitz für die Zwecke eines Prieslersemin.'.rs zu erwerben, das hinsichtlich seiner Lage zwar nicht alle Wünsche erfüllt, in seiner Anlage inmitten eines präch tigen Parkes jedoch sich als sehr zweckdienlich erweisen dürfte. Die Meldung einiger B-ätter, wonach Las Dvm- stift St. Petri der Erwerber sei. beruht auf einem Irrtum. Wann das Priesterseminar seiner Bestimmung über geben werden soll, ist augenblicklich noch nicht voraus- zusehe». Soviel wir vermuten, werden dort vorläu ig nur die letzten Jahrgänge der Priesterkandidaten ihre prai- tüch-thevlogischc Ausbildung erhalten, während die miss u- schaitlich-theoretische Ausbildung weiterhin an den dafür in Frage kommenden Universitäten und Akademien er folgen wird. Es ist von jedem Standpunkt aus zu begrüßen, daß die schwierige Frage der Ausbildung des Prlcstsrnach- wuchseS in einer einheimischen Anstalt einer Lö-nng näher gebracht ist. Bekanntlich ist jeder Bischof nach dem kirch lichen Recht dazu verpflichtet, in seiner Diözese ein Priesterseminar einzurichten. Die Bodenständigkeit und Zu sammenarbeit des Klerus kann auf bisse Weise stark ge fördert »nd durch Erleichterungen wirtschaftlicher Art man cher Beruf geweckt werden. Die baldige Verwirklichung dieses Planes i>st aber weiterhin auch aus staatlichen Interessen zu begrüßen. Die katholische Praxis, den Prie sternachwuchs jeweils im eigenen Lande (bzw. der eigenen Diözest) ansznbilden, ist ein anerkannt st a a t s f ü r d e r n- dcr Faktor. Die Ausbildung der Pricsterkandidaten kann auf diese Wels« auf die besonderen Berhältmsse des Lan des gebührend Rücksicht nehmen. Nus diesen Gründen hat sich auch die Reichsrogierung sowie die sächsische Regie rung zu einer (wenn auch bescheidenen) Förderung des Werkes bereitgcfunden. Im Interesse des Landes sowohl wie des Bistums im besonderen, darf man also auf eine baldige Vollendung der Umstellung hoffen. Nochmals die Fürstenabfindung Dresden, 18. Januar. Die Nachrichtenstelle der Staatskanzlei schreibt: Die Erörterung über die Frage der Ahsindung der oormaligen Fürstenhäuser wird in der Presse zwar mit zroßer Lebhaftigkeit fortgesetzt, aber nicht immer mit der Sachkunde und Gründlichkeit, die unentbehrliche VorauS- 'etzungen einer wirklich fruchtbringenden Diskussion sind. Linen Berkuch, sich ernsthast und sachlich mit dem von der sächsischen Regierung zu dieser Frage eingenommenen Stand punkt anseinanderzusehen. finden wir in der Volkszeitung sttr das Vogtland vom 15. d. M., die unumwunden aner kennt, daß das, was durch den demokratischen Antrag er reicht werden solle, in Sachsen bereits verwirklicht sei. Aber auch dieses Blatt irrt, wenn es behauptet, die säch- k'sche Regierung wolle sich einer reichsgesetzlichen Rege lung der Abfindung der anderen Fürstenhäuser widersetzen. Davon kan» gar keine Rede sein. Pielmehr ist in der letzten von der Nachrichtenstelle der Staatskanzlei verbrei teten Auslassung der Regierung wörtlich gesagt: „Wenn durch ein Reichsgesetz in den anderen deutschen Ländern eine Regelung herbeige-ührt werden soll, die den Weg zu dein in Sachsen bereits erreichten Ziele ebnet, so kann dem die sächsische Regierung durchaus zu- si i in m e n." Für Sachsen ist die Auseinandersetzung mit dem vor maligen Königshanke erledigt durch den Vertrag vom 25. Juni 1l)24, der vom Landtage gegen 7 koininunisiische Stimmen genehmigt worden ist. Damit hat der Vertrag Rechtskraft erlangt, und die sächsische Regierung ist an diesen Vertrag ebenso gebunden, wie das vormalige Königs haus. Weder ein Volksentscheid noch ein ReichStägsbeschlutz kann an einem nach den Vorschriften des geltenden bürger- k'chen Rechts von der sächsischen Regierung abgeschlossenen Vertrage etwas ändern. » Berlin, den 18. Januar. Der sozialdemokratische Partei vorstand bot beschlossen, dem ani Dienstag zusammentrctenden tjlarleiaussckuß vorzuschsagen, die organisatorische Vorbereitung sür einen Volksentscheid über -ie Fürstenabfindung zu trcsien. Der „Vorwärts", der diesen Beschluß meldet, bemerkt in bezug auf die Bestrebungen von anderer Seite, dis wie gemeldet, schon zur Einreichung eines Gesetzentwurfes an dos Reichsminl- steriiim des Innern geführt haben .die letzte Entscheidung dieser Frage werde erst fallen, soliald sich klar hcrausgcstellt haben wird, was der Reichstag kann und wist. Bei einem möglichen Volksentscheid dürfe nur ei» Entwurf eingebracht »verdrn. um Stimmenzersvlitteriing zu vcrbiirdern. Dieser Entwurf müsse so beschaffen sein, daß er den Rückweg zur ordentlichen Gesetz gebung versperre und die stärkste Anziehungskraft auf die brei testen Volksmasscn ansübe. Das Reichswahlrechl Ein neuer Reserentenen I w » rj BerNm 18. Januar. Im Ncichsministerium des Innern ist in diesen Tagen der neue Referentenrntwurf zur Abänderung des Reichsivahlrechtes fertiggestellt worden. Der alte Entwurf In>1 eine kräftige Umarbeitung erfahren, der Gesichtspunkt der Pcrsönlichkeit-'kandidatiiren Ist stark in den Vordergrund getre ten. Die endgültige Gestaltung der Vorlage wird allerdings dem neuen Reichsinnenminister Vorbehalten bleiben. Im übrigen sollen, wie bekannt, die Wahlkrei-wcrbände verkleinert werden und die Wahlkreisbemcrber vor denen der Reichslistc den Vor zug l)aben. Die Einnahmen -er Reichsbahn sinken verlii», 18. Januar. Wie die „B. Z." erstrhrcu Huben will, nehmen die Einnahmen der Reichsbahn in außer ordentlich starkem Uiisiaiige fast von Tag zu Tag ab. So se! am vergangenen Donnerstag mst einer Tageseinnahme von 10.1 Millionen Mark die niedrigste Ziffer seit Bestehen der Rcichsbahngesell'chaft zu verzeichnen. 1^ Schokola-«« Lonfitür«« 7t Therese ZMller Drr-dcn.st. lUcltmcrtzr KlSnrng im Perlacher Mvrd- prozetz Pölzing und Prüsert «vidieren ihre Aussagen München, 18. Januar Durch die Sonnabend-Verhandlung im Pcrlacher Mvrdpro- zeß wurde der Tatbestand wesentlich geklärt. Der damalige Adjutant des Majors Schulz beim Freikorps Lützow, der jetzige Generalvertreter Seidler. erklärte, daß man am 5. Mai beim Kopsstabc von der Erschießung nichts gewußt l;abe. Erst später habe Schulz Polzing zur Rede gestellt. Als nächster Zeuge gab Major Schulz eine Schilderung des Vormarsches gegen München. Der Widerstand schien vor München besser organisiert zu sein, als vor Berlin.- Alle Be wohner -er Vororte Münchens schienen Spartakisten zu sein. Es wurden Leute mit Massen in der Hand aufacgrissen und Er schießungen oorgenommen. Am 4. Mai sei eine Strcifexpedition nach Perlach unter dem Leutnant Polzing zusammengestcllt wor den. Pölzing habe aber an diesem Tage nicht mehr Bericht er stattet. Am 5. Mai kam dann der Direktor des Hosbräuhauses und sagte, daß Erschießungen vorgenommen würden. Leutnant Pölzing war nicht aufzufiiiden. bis die Truppen nach Schwabing abzogcn. Später sagte Pölzing aus Befragen, die Leute hätten ihn angegriffen, deshalb habe er sic erschießen lassen. Schulzß äußerte zum Schlüsse die Ansicht, Pölzing habe die Meldung wahrscheinlich aus Nachlässigkeit unterlassen, da er infolge sthr vieler Sonderaktionen, bei denen er verwendet wurde, körper lich übermüdet und nervös überreizt war. Aus Befragen des Vorsitzenden nahm dann der Angeklagte Prüsert seine früheren Belwuptungen zurück, nach denen Major Schulz dem Leutna») Pölzing den Befehl zur Erschießung gegeben baben sollte. Ebenso nahm Pölzing seine Behaup tung zurück», daß Major Schulz ihn, als sein Bericht über die Erschießung angelordert wurde, beeinflußt habe. Rach den bis herigen Vernehmungen scheint die Sache so vor sich gegangen zu sein, daß die Initiative zur Erschießung der 12 Arbeiter von Prüsert ausgcgangen ist, während Pölstng übermüdet »nd in different den Wachtmeister gewähren ließ. Zukammenft-tze in -er ilalienischenKammer Rom, 18. Januar. In der italienischen Kammer kam es nach dem Schluß der Traucrkundgcbnng für die Königin-Mutter Margherila zu einem Z »vischen fall zwischen faschistischen Abgeordneten und zur Aventingruppe gehörenden Abgeordneten der Popolaripartei. die an der Feier tcilnahmen. Es kan» zu ^usammnstötzcn, bei denen einige Abgeordnete Faustschläge cr- In der gestrigen Sitzung der Kammer erklärte Musso lini, er bedauere, daß die Avantiopposition gestern die Trauer- seier zu benutzen versucht hätte, um in der Kammer zu erschei nen. Die Opposition müsse, bevor sie in der Kammer erscheine, ihr Bedauern aussprechcn über die gegen den Faschismus ge führte Skandalkampagne, jede Gemeinschaft init den Emigran ten abbrcchcn und die faschistische Revolution öjfentlich aner» kennen Hauptversammlung des Sächsischen Landbxndes. An» Frei tag, den 29. Januar, vormittags 11 Uhr. findet im Zirkus Sarrasanr die Hauptversammlung des Sächsischm Landbundes statt, aus der nach einer Begrüßungsansprache des Landesvor sitzenden Rittergutsbesitzers A. Pagenstecher, M. d. L.. der Vor sitzende des Thüringer Lando-undes Gutsbesitzer Höser in St. Bernhard bei Themar über den Existenzkampf der deutschen Landwirtschaft und Pfarrer Valentin aus Ei-lenbnrg über den Glauben an Deutschlands Zukunft sprechen werden. Dres-ner Schlachkviehmarkl Dresden, 18. Januar. Austrieb: 161 Ochsen. 908 Bullen. 275 Kalben und Kühe, 622 Kälber, 783 Schafe, 2348 Schweine. Geschäfts gang: Rinder und Schweine schlecht, Kälber und Scknfe lang sam. lieber stand: 50 Rinder, davon 10 Ochsen, 16 Bullen. 2-1 Kühe. 10 Schafe, 102 Schweine. — Preise: Ochsen: 1. 48 bis 50 (89). 2. 42—16 (85). 8 81—38 (77). 4. 28 -32 (75). Bick- len: 1. 50-53 (87). 2. 46-50 (86). 3. 46—14 (82). 4. 35-38 (81). Kallren und Kühe: 1. 48—51 (80). 2. 42—16 (85). 3. 34—38 E 4. 28—32 (75). 5. 22—26 (71). Kälber: 1 . 2. 74-77 (122). 3. 66-70 (113). 4. 52-60 (103). Schafe: 1. 54-58 (112). 2. 45 ins 50 (106), 3. 35—40 (99), 4. Holsteiner Weidemastschase: 40 bis 50 (100). Schweine: 1. 77—70 s100). 2. 81-83 (102), 3. 72 bis 74 (97). 4. 68-70 (97). 5. 60 -70 (87). WeNerderNtrl der Dresdner Mellerwari» Witterungsaussichten: Bedeckt bis wolkig, vereinzelt leich ter Schnee sali, schwacher Tagcssrost. Im Flachland tagsüber Temperatur u>m den Gefrierpunkt, veränderliche Winde mäßiger Stärke. Allgemeiner Mtternngscharakter der nächsten Tage: Temperatur »m Flachland um den Gefrierpunkt schwankend. Der fröhliche Weinberg Erstaufführung >>n Slibcrttheater. Die wirtschaftlichen Nöte, die allmählich zur Kata strophe zu führen scheinen, sind nicht ohne Einflittz aus das Theater. Mit ernster Kunst ist der Gogenctat nicht mehr au'zubrinaen. Seit der heurigen Spielzeit dominieren Lust spiel und Schwank wie noch nie. In Berlin und Wien hält d'e französische Sudeltüche, die »vir zehn Jahre nicht ge nießen brauchten, ihre billige paprizierte Kost wieder seil und hat enormen Zulauf, lind nun kommen auch Deutsche mit solchen Dingen. Auch Herminc Körner braucht das Lustspiel anscheinend nötig. Sie hat rasch nach der Urauf- 'iihrnng des „Fröhliche,» Weinberg" zugegrissen und die Dresdner Prcin.erc kommt schon »vcnige Tage darauf. Ganz kurz: Der Weingutsbesitzer Gunderloch hat keine qlückliche Ehe gehabt, »veil sie nicht gesegnet war. Seine Adoptivtochter Klärchen darf deshalb nur einen heiraten, der eine Familie garantiert. Der Knuzius, ihr Verlobter, behauptet das von sich. Doch kommt eö anders. Klärchen l ebt ihn nicht, ihr Herz hängt an dem rauhen, aller Kultur abholden Schiffer Most, »nd durch eine hier nicht wieder- zugebcnde, „lustige" Verschwörung kriegen sich die beiden auch. Knuzius tröstet sich mit den dummen, auf die „feinen" Herren fliegenden Wirtschaftstochter Babcttchen, und Vater Gunderloch, der sei», Gut verschachern wollte, fühlt plötz- sich den Johannistrieb und heiratet seine Wirtschafterin Annemarie nach einem eindeutigen Intermezzo. Worauf es hinausgeht, das ist nicht schwer zu finden: »js wieder einmal verherrlicht werde»! Sieg des Triebs auf der ganzen Linie! ES ist beileibe keine „dionysische" Komödie, wie der Autor Mit Spicgel- kcchtcrgcsten glaubhaft machen will. Sondern der völligen Hemmungslosigkeit und rein animalischen Ungebiindenheit toll ein Tempel gebaut werden. Unfrei sind die Motive dieses Stückes, «»»frei und obszön. Es nützt wahrlich nichts, sich hinter Volkstum und Weinlese zu verschanzen. Wir er leben es heute alle Tage, daß die Welt auf dem Kopse steht, aber ans diesem Bankerottaetriebc heraus gerade das, was unserem Vorwärtskommen so im Wege steht, als Vor bild hinzustcllen, ist für den Schriftsteller eines Kultur volkes denn doch zu -stark! Die Entgleisung ist nm so be dauerlicher. als der Autor Zuckmayer einige Talente anf- weist: so die Kunst, mit wenigen Strichen scharfe Figuren zu zeichnen und geschickt unter Verwendung von Massen szenen eine Handlung aufzubauen und zn steigern. Daö Publikurn verhielt sich zwei Akte lang ruhig. Denn die bedenklichsten „Schlager" sind erst für den dritten anf- gespart. Hier erfolgten nun allerdings laute Zurufe der Empörung. Manch einer verließ protestierend vaS Hans, vereinzelte Pfiffe ertönten. Di« Jugend klatschte diese Leute nieder. Wollte sie sich identifizieren init den Scham losigkeiten auf der Bühne? Unter Stoeckel spielte man aut. Ohne Uebertrei- bung und Unterstreichung. Und wir würden gern die Damen Harten, Holm und Wiirtz, die Herren Wüsten« Hagen, Nürnberger, Horrmann (die nur z. T. einen ui,möglichen Dialekt sprachen!) mit Einzelkvmpli- mentrn bedenken, wenn nicht schon genug des Raumes ver schwendet wäre sür diese bedauerlich« Entgleisung. Franz ftickler.
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