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'tk,- . ' -st^ lk. -'stj .z r ^ - !c?>. -: >- :.-. ^ :-:- '-7.- ?,, .< 'k Liedeslragödie Leipzig, 19. Juli. In der Nacht vom Mittwoch zum Donners tag wurden der am 18. August 1901 in Bitten doch geboren« Schmied Walter Turm und das am 10. Dezember 1902 in Heldra geborene Diensmädchen Helena Fricke i» der Luisenstmße in Leipzig-Gohlis mit zerschnittenen Kehlen in ihrem Mute von Passanten aufgcsun- den Das Mädchen war tot. während Turm noch lebte. Er wurde nach dem Krankenhause St. Jakob gebracht. Neben dem Paare lag ein Taschenmesser, mit dem di« Tat begangen worden ist. Wie die kriniinalpolizeilichen Ermittlungen ergeben l>«b«n, war das Paar seit Ostern verlobt. In der letzten Zeit kam es verschiedentlich zu Zusammenstößen, da Turm mit anderen Frauen gesehen wurde. Die Auseinandersetzungen führte» schließlich zu einem endgültigen Zer würfnisse. Bei dem letzten Streit am Mittwoch brachte sich Turm aus Gram über den Abschied mit seinem Taschenmesser zunächst ver schieden« Stich« bei. Als ihn seine Braut daran hindern wollte, wei ter Hand an sich zu legen, geriet er so in Wut, daß er blindlings, auf die Fricke einstach und ihr mit dem Taschenmesser den Hals bis auf den Wirbel durchschuitt. Als er sah. was er angerichtet hatte, versetzte er sich noch einen Stich in den Hals. Passanten fanden gegen 1 Uhr die beiden. Bei der Vernehmung durch die Krinrinal- polizei gab Tun» an, daß er sehr stark aufgeregt ivar und sich auf nichts mehr besinnen könne. Er habe nicht di« Absicht gehabt, die Fricke zu töten. Exerzitien in Koheneichen 9. bis 9. August für Lehrer und akademisch gebildete Herren. Im Josefincnstift, Dresden-A.. Gr- Plaucnsche Straße 16: 22. bis 26. Juli für Frauen. Orems I-soctor Vier wichtige Verwendungsmöglichkeiten: Ls! Lorwvlldrüvä ist Creme Leodor ein wundervoll kühlendes MItlel gegen schmerzhaftes Brennen der Haut. Lv! lüSv^tvUSllvdvll verhindert Crem« Leodor, dick ausgestrichen, schmerzhaftes Anschwellen und Juckreiz. 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Aber er ging zu den Soireen nur, wenn es Stein und Bein stör, denn er konnte keine Droschke bezahlen zmd wollte, daß seine Stiefel spiegelblank bleiben sollte». Bei alledem beschäftigte er sich viel mit Znknnftspläncn und Lustschlössern. Wer ihm ans den Grund der Seele hätte schauen können, wäre erstaunt gctvcsen über die Lauterkeit all der Träume reien, denen er nachhing. Noch seinen wachen Träumen kann man aber einen Menschen sicherer bcnrteiicn als nach seinen Gedanken. Die spontanen Erzeugnisse unserer Phantasie werden, eine so gigantische und idealisierte Gestalt sie auch angenommen habe», durch die Eigenart unseres Geistes bestimmt, und folglich kann man ans ibrer Art und Beschaffenheit sicherere Schlüsse auf den tvahren Eharakicr eines Mensche» ziehen, als wen» man von seinen mit Bedacht geordnete» und »ach einem bewußten Plan zusammen- gesügten Gedanken ansgeht. Gegen de Mitte des Jahres 1821 erzählte Marius' alte Vize wirtin ihm, seine Nachbarn, die arme Familie Jondrctte, solle ex mittiert werden. Morins, der fast alle Tage außer ocm Hause zu brachte, wußte kaum, daß er Nachbarn hatte. „Warum sollen sie auf die Straße geworfen wenden?" fragte er. „Tie sinn ihre Mieie schon zweimal schuldig geblieben." „Wieviel ist das?" „Zwanzig Franken." Marius, der gerade dreißig Franken in einer Schublade liegen hatte, überreichte ihr füusundzwaiizig mit den Worten: „Hiermit bezahlen Sie die Miete der armen Leute; die übri gen fünf Franken geben Sie ihnen und sage» Sie nicht, von tvem das Geld kommt." Das Danziger Kochschul-Iubilüum ) Folgen der Sttaßenreinigung. Am Donnerstagabend gegen 20 Uhr stürzten an der Ecke Karl-Heine- und Saalfelder Straße beim Nehmen einer Kurve fünf Motorradfahrer. Die Motorräder wurden zum Teil schiver beschädigt. Die Gestürzten erlitten ausnahmslos beträchtlichen Schaden an ihrer Kleidung. Ein Kraftrad fing Feuer. Die fünf Motorräder kamen dadurch zu Fall, daß die Fahrbahn an der Unglücksstelle von der Stra ßenreinigung mit Oel gesprengt ivar. Zur Vermeidung weiterer Stürze wurde der Aufseher des städtischen Gerätehofes angewie sen, Sand zu streuen. Das Vorkommnis wird voraussichtlich eine Reihe Zivilklagen gegen den Rat der Stadt Leipzig zur Folge haben. ) Schwacher Rundfunksender. Nach Umstellung des Rmid- senders Leipzig auf die neue Welle 259 wurden die Darbietun gen dieses Senders in vielen Teilen des mitteldeutschen Sende- bereichs mit geringerer Lautstärke als früher empfangen. Zur Beseittgnng dieses Uebelstandcs ist bereits das Telegraphentech- nisäze Reichsamt damit beschäftigt, geeignete Maßnahmen am Sender zu treffen. Wann diese durä>gesührt sein werden, läßt sich mit Bestimmtheit nicht Voraussagen. Jedenfalls geschieht aber alles, um möglichst bald überall eine genügende Lautstärke zu gewährleisten. ) 16 7.22 Kraftfahrzeuge i„ Leipzig. Am 1. Juli 1929 »varcn im Stadtgebiete Leipzig insgesamt 16 732 Kraftfahrzeug« aller Art zum Verkehr auf öffentlichen Wege» zugelasscn. Darunter befinden sich 2212 Kleinkrafträder bis 200 Kubikzentimeter, 4-296 Großkraft räder, 729.2 Personenkraftwagen, 2568 Lastkraftwagen, 21 Feucr- wchrsiihrzcu-ge für Fcuerlösckzwccke. 52 Straßenreiittgungsmaschincn lind 190 Zugmaschinen. Aeskakk lm Sladlkhealer Danzig. IS. Juli. Den Mittelpunkt der Feierlichkeiten aus Anlaß de» LS jährigen Jubiläums der Technischen Hoch« schule in Danzig bildete der akademische Festakt, der am heutigen Freitag mittag im Stadttheater statt- sand. Der Rektor der Danziger Technischen Hochschule, Professor Dr. Buchwald, begrüßte die Eäste, u. a. besonders die Rek toren der deutschen Hochschulen und Universitäten. Der Redner gab hierauf einen lleberblick über die Geschichte der Dan ziger Hochschule, die am S. Oktober 1904 eröffnet wurde. Nach der Abtrennung Danzigs vom Reich galt es, die Hochschule zum zweiten Male zu erkämpfen. Ihre Bestimmung erweitert« sich mit Danzigs Lostrennung vom Reich sogar noch zu einer gesamtdeutschen Angelegenheit, und heute hat die Danziger Hochschule 7b Lehrende und gegen 1600 Lernende, unter letzteren 12S0 Mitglieder der deutschen Studentenschaft. Hierauf ergriff der Prorektor der Danziger Technischen Hochschule, Professor D r. Stremme. das Wort zu einer aka demischen Festrede über das Thema „Technik und Kultur im deutsche« Volke«. Der Redner erläuterte an Beispielen aus der deutschen Ver gangenheit, wie sie in Zukunft wieder zu einer Einheit werden können. Eine kurze Ansprache hielt hierauf der Präsident des Dan- ziger Senats, Dr. Ing. e. h. Dr. h. c. Sahm, der etwa fol- gendes ausführte. Der heutige Tag sei ein Ehren- und Freuden tag nicht nur für die Danziger Hochschule, sondern für die ge- samte Freie Stadt Danzig. Diese Feier sei ein Beweis des un- gebrochenen starken Lebenswillens des Danziger Freistantes. ein Beweis, daß die Freie Stadt ein d eu t. scher Kultur st aat sein wolle. Der Danziger K u l t u s s e n a t o r Dr. Strunk gab so. dann bekannt, daß der Senat der Freien Stadt Danzig be- ^Gssen habe, beim Volkstaa eine balbe Million Danziger 5Iu§ cker l-suritr Ein grausiger Fund Drek noch guterhaltene menschliche Skelette im Wasser entdeckt. Jaucr bei Panschwitz, 20. Juli. Vor einigen Tagen fand ein Besitzer im seichten Wasser der Jawora — ihre Quelle liegt auf dem Lipzberge und fließt durch Miltitz, Nebelschütz in den Gro ßen Deu-tschbaslitzer Teich — an deren Ufer er mit Heuernten be schäftigt ivar, einen schwarzen Gegenstand, den er ausänglich für einen Stein hielt. Sein Staunen war nicht gering, als er einen noch ver hältnismäßig gut erhaltenen Schädel eines erwachsenen Menschen in den Häudkn hielt. Er meldete seinen Fund der Ortspolizei in Panschwitz. Diese untersuchte die Stelle weiter und förderte noch zwei ganze Skelette zutage mit fast sämtlichen Knochenleile». Die Gebisse sind noch sehr gut erhalten uud weisen noch alle Zähne auf. Eigentümlicherweise ist man bei der Neuregulicrung des Flußbettes im Jahre 1914 nicht auf die Knochenreste gestoßen, die irach ärzt lichem Gutachten von 30jährigen Personen männlichen Eleschlechts herrührc». Anscheinend Hot man gerade diesen Teil belassen, der am 300 Nieter von der Bautzen—Kamenzer Staatsstraße liegt. Wie lang« diese Skelette im seichten Schlamme des Wässerlein- mit tauigem Untergrund« liegen, ob ihre Besitzer einein Verbrechen oder der vor Jahrhunderten in der Gegend wütenden Pest zum Opfer gefallen sind, wer weiß es? Jedenfalls steht man hier vor einem Rätsel, das schwer zu lösen ist. Dazu lagen noch» die Skelette guer über das hier an einen Meter breite Bächlein. Aus den Knochenrcsten, über haupt au den starken Gliedmaße», zu urteilen, handelt es sich um ungewöhnlich große Staturen. Falls irgend jemand etwas zur Klä rung dieses Fundes beitragen kann, wolle er dies umgehend der Orts- gendarmerie in Panschwih melden. ml. Dir Zusammenkunft zweier Sterne. Marius war damals ein hübscher, junger Mann, von mittel großer Statur, mit starkem, schwarzem Haarwuchs, hoher und intel ligenter Stirn, weiten, ans einen leidensclxiftlichen Sinn deutenden Nasenflügeln, osfcnhcrziger und ruhevoller Miene und einem stol zen, nachdenklichen Elesichtsausdruck. Er hatte kleine Augen, und doch lag etwas Hehres in seinem Blick. Zur Zeit seines tiefsten Elends beobachtete er, daß die jungen Mädcken sich umwansten, wenn er vorbeiging, und lief davon oder versteckte sich voller Wut und Scham. Er glaubte, sie sähe» ihn wegen seiner schäbigen Kleidung so an und wollten ihn auslachcn. Statt dessen sahen sie ihm nach, weil er ihnen gefiel und Eindruck auf sie machte. Dieses stumme Mißverständnis zwischen ihm und den jungen Mädchen hatte ihn scheu gemacht. Seit einem Jahre fielen nämlich Marius in einer einsamen Allee des Jardin du Luxembourg, nahe der Baumschule, ein Mann und ein ganz junges Mädchen auf. di« an dem ödesten Ende der Allee, nach der Nue de l'Ouest hin, nebeneinander auf derselben Bank saßen, und zwar jedesmal, wenn der Zufall unseren Träu mer hierher führte. Der Mann mochte sechzig Jahre alt sein; er sah traurig und ernst aus; seiner kräftigen, aber abgespannten Körper- bcschasfcnhcit nach zu urteile», war er ein Militär, der -den Dienst quittiert hatte. Obgleich aus seinem Gesicht ein Ausdruck großer Güte lag, ivar er doch nicht entgegenkommend und ließ nie seinen Blick lange aus irgend jemand ruhen. Er trug blaue Beinkleider, einen blauen Ucbcrzieher und einen breitkrempigen Hut, die sämt lich immer neu aussahen; eine schivarze Krawatte und ein blendend weißes, aber grobes Hemde. Sein Haar war schneeweiß. Das junge Mädchen mochte dreizehn oder vierzehn Jahre alt sein. Es war mager bis zur Häßlichkeit, linkisch, unbedeutend; nur die Auge» versprachen, einmal schön zu sein. Vorläufig hatten sie aber einen Ausdruck von Dreistigkeit, der unangenehm tvar. Sie trug ein ungeschickt zugcschnittcncs Kleid aus grober, schwarzer Merinowolle, eine zugleich alle und kindliche Tracht, wie sie bei Klosterschülerinnen die Regel ist. Es schienen Vater und Tochter zu sein. Marius musterte zwei- oder dreimal den Men, der noch kein Greis war. und den Backfisch, beachtete sie dann aber nicht mehr. Die Heiden ihrerseits schienen ihn nicht einmal zu sehen. Sie unterhielten sich ruhig, wie cs schien, von gleichgültigen Din- gen. Das junge Mädchen plapverte unaufhörlich. Der Alte sprach wenig und richtete von Zeit zu Zeit Blicke voll väterlicher Liebe auf sie. Gulden für «lne» Erweiterung «La» der Hochschule bibltothet zu beantragen. Al« Vertreter der deut- schen Reichsregierung sprach sodann Gesandte, Feeytag. „Wir lm Reiche," so führte der Redner aus, „find dem Kampf, den di« Technische Hochschule selbst und di« Freie Stadt Danzig für sie geführt hat, mit Bewunderung gefolgt. Als Leiter de« kulturpolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes wies der Redner sodann auf die großen Zukunftsaufgaben hi«, die der Technischen Hochschule Danzigs jetzt erwachsen, wo sie kürzlich durch Errichtung einer Fakultät für allgemeine Wissen schaften eine Pflanzstätte geschaffen habe, die über den Rahmen fachlicher Ausbildung hinaus für die deutsch« Kultur wirke. Im wetteren Verlauf des Festaktes sprachen noch als Ber« treter Preußens Ministerialdirektor Dr. Richter, als Ver treter der Hansastädte der erste Bürgermeister Peters««« Hamburg, als Vertreter der deutschen Städte Oberbürgermeister Lohmeyer- Königsberg und als Vertreter der deutschen Uni versitäten Professor Dr. Eisfel dt-Halle. Als Vertreter de« deutschen Hochschule und der Bergakademien des Deutschen Reiches sprach der Rektor der Technischen Hochschule Stuttgart Professor Dr. Grammel. Er gab davon Kenntnis, daß di« deutsche Hochschule ihrer Danziger Schwester für den Senats- faal ein Gemälde gestiftet habe, da» eine deutsche Landschaft darstell« als ein Symbol der unmittelbare» Verbundenheit Danzigs mit seinem Mutterland«. Zugleich gab der Redner bekannt, daß der Senat der Technischen Hochschule Stuttgart einem von ihr besonders geschätzten Manne, dem Hochschulpro fessor Gerhard Schulze Ptllot von der Technischen Hoch schule Danzig, die Würde eines Dr. Ing. e. h. verliehen Hab«. Den Reigen der Reden der Eäste beschloß dann der Vor sitzende der Gesellschaft der Freunde der Technischen Hochschule Danzig, Generaldirektor Dr. Ing. e. h. Neuhaus-Berlin und als Vertreter für sämtliche wissenschaftlichen Vereinigun gen Deutschlands der Vorsitzende des Vereins DeuHchrr Inge nieure. Dr. Ing. Matschob. ^ Moorbran- Großsärchen, 19. Juli. Seit Dienstag mittag wütet in dem ab gelagerten Torsinoor des Särchener Teiches ein Brand, der bisher noch nicht erstickt wcvdcn konnte, da es infolge der andauernden Hitze an Wasser mangelte. Di« Wehren von Hoyerswerda, von Wittichenark und von Wermingshoff sind am Brandherd ununterbrochen tätig. In de» ansgetrockneten Teick>en findet das Feuer immer weiter« Nahrung. l. Brand eines Motorrades. In G r o ß p o st w i tz, an de< Tankstelle B. V. am „Gambrinus", geriet am Donnerstag gegen 22 Uhr ein Motorad in Brand, wodurch sich auch die Kleidung des Fahrers entzündet«. Nur durch das entschlossene Eingreüs fen eines hinzukommenden Krastrvagensiihrers der Kraftverkehr! Freistaat Sachsen A.-G., der das Feuer mit einem Minimax- Feuerlöscher bekämpfte, ivar es möglich, die Gefahr einer Ex plosion abzuwenden und die Flammen zu liisäze». Der Motor-, radfaürer mußte wegen der erlittenen Brandverletzungen ärzt liche Hilfe in Anspruch nehme. ld. Der Tanzbär auf der Straße. Bei der außerordentlichen Stei gerung des Verkehrs, die sich im -dicht bevölkerten Lande in den Ortschaften wie auf den Landstraßen in gleichem Maße bemerkbar macht, muß im Interesse der Verkehrssicherheit die Vorführung von Tierdressnren durch Bärentrciber und dergleichen auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen möglichst vermieden werden. Auch von! volkserziehcrijchcn Standpunkt können solche oft mit Tierquälereien verbundenen Vorführungen keinesivegs als erwünscht anqesehen werden Das Ministerium des Innern hack daher verfügt, daß des Prüfung von Ersuchen um Ausstellung oder Ausdehnung von Wan- dergewcrhcscheincn für derlei Darbietungen die Bcdürfnisfrage durch dir Kreishaupiinannschafien mit besonderer Strenge zu prüfen ist^ Gegen unbefugte Vorführungen ist u»nachsichtlich einzuschreiteiu Marius hatte sich angewöhnt, in dieser Alle« regelmäßig spa zierenzugehen, und zwar begann er an dem entgegengesetzten End^ durchmaß sie dann in ihrer ganzen Länge, ging an ihrer Bank vor bei und machte dann kehrt, ging bis zum Anfang zurück und kam auf diese Weise wohl fünf- bis sechsmal an ihrer Bank vorüber. Obgleich aber und vielleicht weil dieses Paar es vermeiden wollt«, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, war es doch de« tvenigen Studenten ausgefallen, die in der Nähe der Baumschule nach dem Besuch der Kollegien dann und wann spazicrcngingen. Auch Courseymc hatte sie eine Zeitlaug bcoluichtet, fand aber da» Mädchen häßlich und hütete sich dann sorgfältig, mit ihnen in Be rührung zu treten. Er nannte den Backfisch nach dem schwarzen Kleide Fräulein Lanoire und den Vater nach seinem weißen Haare Herrn Leblanc. Da niemand den wahren Namen der beiden kannte, blieben auch die Spitznamen an ihnen haften, und die Stu denten, auch Marius, nannten sie von da an nie anders. Auch wir wollen der Bequemlichkeit halber den allen Herrn Leblanc nennen. Marius begegnete beiden ein Jahr hindurch fast täglich zu derselben Stunde. Der Manu gefiel ihm, aber das junge Mädchen Ivar nicht nach seinem Geschmack. < Im zweiten Jahr« fügte es sich, daß er von der Gewohnheit, im Jardin du Luxembourg spazierenzugclien, abkam und ungefähr sechs Monate lang keinen Fuß i-n seine Lieblingsallee setzte. Eines Tages indessen kehrte er dahin zurück. Es war an einem heiteren Vormittag im Sommer. Der I»Helgesang der Vögel und die sonnig« Himmelsbläue hatten in seinem Herzen alle Wonnegefühle geweckt. Er begab sich sofort nach „seiner" Allee und bemerkte, als er bis zu dem anderen End« gelangt war, seine beiden alten Bckann- ien ans derselben Rank. Aber nur der Mann war derselbe geblie ben; das junge Mädchen hatte sich sehr zu seinem Vorteil verändert. Sie ivar groß und schön geworden, ihr« Körperformen hatten schon etnms Frauenhaftes und doch noch die naive Anmut des KindcS. Wunderbar schönes, kastanienbraunes Haar mit goldigem Schim mer, eine marmorweiße Stirn, Wangen von der Farbe eines Roscn- blattcs, ein ästhetisch zarter Teint, sein geschwungene Lippen, die dazu geschaffen schienen, lieblich zu lächeln und wohllautend zu sprechen. Und damit der reizenden Gestalt kein« Vollkommenheit mangele, war di« Nase nicht klassisch schön, sondern niedlich; weder gerade noch gebogen, rin« Pariserinuennase; also etwas Intelligen tes, Feines, Unregelmäßiges, dos di« Nialer zur Verzweiflung bringt und di« Dichter entzückt. (Fortsetzung folgt.)