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Sächsische Volkszeitung : 05.07.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192907059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290705
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-07
- Tag 1929-07-05
-
Monat
1929-07
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.07.1929
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ehulen „leben dem sittlichen Gott, dich er Eurem scheu Elternschaft ist leinsaine Wollen und i Dienste christlicher hrleisten. Sachsen ssen. Dresden. 4. Juli. de am Mittwoch da» Die Abstimmungen iickgestellt. id Wöhlfahrtsministe- che über Fragen der i u n g s b a u w e s e n. igenheimbcwegung im sse der diesjährigen september dem Land- uktive Erwerbslosen- n Reiche vor einem .ittcl ans der produk- inngsban bereitzustel« lr den Wohnungsbau ninisterinm de» Lan- asguellen für Bauten «lmhanweisungen auf» laufenden Jahre nicht e, die in erster Linie Loge der Sparkassen l'tig. Trotzdem sei zu i diesem Jahre rund wden Können. — In Bolkspartci beschloß wird ermächtigt, die 929 eingestellten Be in Ausführung begriff chiedung des Gesetzes echnungsjahr 1929 zu «on Fertigwaren, die jede prozentuale auch e Einschränkung ihrer «igkeit auf dem Welt» ich im gegenwärtigen Absichten einer neuen den Neichsstellen der geforderten Tarif» :t an die 9ioichst«ahn> ung, die für die Lohn- rein Wege flüssig zu ung endgültig scheu FUrsorgennrtes. am Rtittivoch den nnhold Köcher aus echs Fällen zu einer in verschiedenen Ein» «den. Formen schwerer n persönlichen Erschei» allenöer Weise belei» Arbeitsgericht. Das »vernehmen mit dem mpelsteuerfreiheit von en vor dem Arbcits- llmacht nicht über den it dieser Verordnung zes Landtags. aarlnapp zu meinen cht ausgeführten Ope« siflege, die mir dieser h allein meine Ee- IZoeknvl. er lattenkonzert. lkwerbung und Schall» che Musik. lInvaliden-, Kranken-^ lerung). i und Funkwerbenach. inn: Englisch für Fort. „Wie können wir uns Leipzig: „Krebserkran- iddeutschen Runöfunk- ge, Pressebericht und Schwache Entlastung aus dem Arbeitsmarkt in Sachsen. In der Zahl der Hauptunterstützungsempsüngcr der Ar beitslosenversicherung ist in der Zeit vom 20. bis 27. Juni 1929 sowohl bei den männlichen, als auch bei den weiblichen Per sonen ein Rückgang um 3,4 v. H. von 97 499 aus 94 178 ein- getrelen. Doch blieb die Arbeitsmarkilage weiterhin recht ge drückt, und der Anstieg des Bescl)ästigiingsgrads „ach der Kran kenkassenmitgliederstatistik, der vom März zum April 1929 noch 6,8 v. H. betrug, vollzog sich vom April zum Mai mit 2 v. H. in weit langsamerem Tempo. Die ungünstigen Einflüsse ans dem Arbeitsmarkt — Kapitalmangel im Baugeweibe, kurz fristige Aufträge in der Industrie — hemmen noch immer die Auswärisentwicklung, und nur in wenigen rtetriebszweigen des Spinnsiossgewerbes, vor allem in der Handschuh-Industrie hat sich die Nachfrage durch Eingang von Auslandsaufträge» belebt. Stellenweise macht sich sogar ein beachtlicher Fach arbeitermangel in der Textilindustrie bemerkbar. Günstig blieb die Entwicklung der Tuchindustrie, Seidenwebereien und ver schiedentlich der Kammgarnspinnereien und Wollwaren- strickereien, während der Beschäftigungsgrad der Slrumps- industrie weiter zurückging. In der Metallindustrie erfolgten erneut Ent lassungen und Betriebseinschränkungen. Die Abnahme von arbeitsuchenden Metallarbeitern ist vorwiegend auf die Ab wanderung in berufsfremde Arbeit, insbesondere ins Bau- gcivc.be zurückzuführen. Unter den Außenberusen ist der Berg bau aufnahmesähig geblieben, während der Bedarf der In dustrie der Steine und Erden und stellenweise auch die Nach frage der Landwirts<j>aft infolge der vorgeschrittenen Heuernte etwas nachließ. Junge Burschen und weibliches Personal für Ciall- und Feldarbeit bleiben jedoch iveiterhin sehr gesucht. Im Nahrungs- und Genußmittelgewerbe begann stellen- iveise die Saison der Konservenindustrie, dagegen entläßt die Süßwarenindustrie weiterhin Arbeitskräfte. Im Bekleidungs gewerbe hat sich der saisonmäßige Beschäftigungsrückgang sort- gesi'tzt. Die lüalick-en Fanrilienkragö-ien Ei» trauriges Zeichen der Zeit. Dresden, 4 Juli. Im Stadtteil Dresden-Trachau hat sich am Mittwoch eine entsetzliche Tragödie zugctragen. Dort wohnt i»i Gruudstück Jubiläumsstraßc 5 im Erdgeschoß der Schuhmachcrgelnlfe Kurt Tz sch och, der gegenwärtig im Straßenbahnhof Mickten als Wageiirciiiiger beschäftigt ist- Am Mittwoch ging er morgens in der siebenten Stunde wie alltäglich nach seiner Arbeitsstelle. Als er mittags heiinkchrte. um sein Essen cinzunchmen, fand er die Tür zur Wohnung verschlossen. Der Schlüssel steckte von der Innenseite ans. Nichts Gutes ahnend, holte Tzscboch einen Schlosser herbei, der den Schlüssel aus seiner Lage entfernte und dann die Tür öffnete. Den ei: tretende» Personen bot sich ein schrecklicher Anblick dar. I» der Küche lag auf ausgcbreilcten Betten zwischen ihren beiden be reits tote» Töchtern von fünf und drei Jabrcn die im 2t. Lebensjahre stehende Frau gleichfalls tot auf dem Fuß boden. Ein drittes Kind dieser Ehe, ein einjähriger Knabe, be fand sich i» seinem Wagen. Er war eben falls den einge at meten Gasen erlegen. Man sehte daraufhin sofort die Wohl- sahrts- und Schutzpolizei und die Mordkommission des Kriminal amtes in Kenntnis. Da die Lcichcnstarre bei allen vier Personen eingetreten war, konnten Wiederbelebungsversuche keinerlei Erfolg inehr Ixibcu. Wie die behördlichen Erörterungen ergeben haben, dürfte die junge Fra» alsbald nach Weggang des Mannes die Beiten auf de», Fußboden ausgebreitet, die Hjäslettung geöffnet und sich neben die kleinen ahnungslose» Mädchen gelegt haben, um mit ihnen gemein sam aus dem Leben zu scheiden, lieber die Ursache zu dieser Tra gödie war Näheres noch nicht in Erfahrung zu bringen. 1^61 ^^1611919, !80!l198 sowie bei Nerven und Kopfschmerzen, Erkättlingskran'ihciicn und Grippe hoben sich Togol- Tablcttcn hervorragend bewährt. Über 5060 notnriell beglaubigte ärch- liche Gillachte»! Davon mehrere hundert Berichte, in denen neben prompter töirkung besonders die Unschädlichkeit des Togal hcrvor- gehodcn wird. Togal scheidet die Harnsäure aus! 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In seiner Begrüßungsansprache gedachte er des 50jährigen Priester- jtibilüums des gegenwärtigen regierenden Papstes Pius XI. und seiner ersprießlichen Wirksamkeit, würdigte die zehnjährige Wiederkehr des Versailler Friedens mit seinen ungeheuren Lasten für unser Vaterland, um schließlich auf die näheren Ziele des Vereins einzugehen. Daran schlossen sich die Jahresberichte für 1928. Kaplan Nowak, der derzeitige Schriftleiter des Vereinsorgans „Katolski Posol" ^Katholischer Bote), der einzigen, in wendischer Sprache geschriebenen kalholisäzen Wochenschrift, berichtete über seine Tätigkeit und die seiner Mitarbeiter, denen er für die tatkräftige und uneigennützige Unterstützung dankte, lieber den Stand der Finanzen berichtete der Kassenwart, Kantor Scholze, eingehend und muhte feststellen, daß sich die Folgen der schweren Inflationszeit noch weiterhin auswirken. Er gab einen kurzen Ueberblick über die Verbreitung des Dereins- organs und des Kalenders Kraja», über den Buchoerlag, den Stand der Druckerei und des Eigenheims. Der Verein gibt unter großen Dp fern und sckwierigsten Verhältnissen religiöse und profane Bücher und Schriften in wendischer Sprache heraus und leistet damit unter den katholischen und zum Teil auch unter den evangelischen Wenden eine Kulturarbeit ersten Ranges, die allseitiger Unterstützung wert ist. Nach Prüfung der Rechnungslegung wurde der Kassenwart entlastet. Alsdann nahm der ncugewählte Landtagsobgeordnete, Gutsbesitzer S p i t ta ng-Siebitz, Gelegenheit, dem Vereins- orgon, dem politischen Ausschuß und den Wählern seinen Donk für die rege Tätigkeit bei der letzten Wahl zum Ausdruck zu bringen. Hierbei bedauerte er die Gegnerschaft selbst ans bäuerlichen Kreisen, obwohl seine Partei — die Gruppe „Sächsisches Landvolk", die die Interessen der jetzt schwer be drohten Landwirtschaft in erster Linie vertritt. Darauf trug ein kleiner Männerchor, gebildes'aus den anwesenden Lehrern, ein vierstimmiges Lied von Katzer vor. Die anschließenden Wahlen ließen den gegenwärtigen Vorstand einstimmig in seiner bis herigen Zusammensetzung, nur wurde Landesgerichtsrat Dr. Simmank als rechtskundiger Beirat Hinzugewählt. Hierauf hielt Schriftleiter Nowak einen längeren Vor trag über die „Katholische Aktion", der sehr beifällig aus genommen wurde. Alsdann begrüßte der Ortspfarrer die An wesenden namens der Parochie und brachte zugleich einige An träge zur Besprechung. Der erste befaßte sich mit der Anerken nung des gegenwärtigen Politiscl,en Ausschusses, dem infolg« eingetretener Veränderungen einige neue Mitglieder hinzu» gewählt worden sind. Weiterhin soll der Gau „Michael Hornik" auf Wunsch der Domowina, des Bundes der wendischen'Volks- vereine, drei Vertreter in den Wendischen Volksrat vorschlagen und die llnterstühnngskasse weiter ausbauen nach den bereits aufgestellten Satzungen. Nach 31-:stii»diger Dauer schloß der Vorsitzende die Versammlung gegen ^18 Uhr mit Dank für die rege Milarbeit und Ausdauer und die 'Anwesenden sangen d!« wendische Hymne stehend. Den Tagungsort der nächsten Haupt, Versammlung bestimmt der Vorstand. —z— Die amerikanischen Gäske im Pädagogischen Institut der T. K. Dresden, 4 Juli. Di« auf Veranlassung der Eol um bla-Universität in Neuyork in Deutschland weilend«, aus 36 Teilnehmern bestehend« Siudiengcsellschaft amerikanischer Pädagogen siaitcic am 1 und 2. Juli dem Pädagogischen Institut einen Besuch ab, um einen Eln-i blick in die akademische Volksschullehrerbildung zu gewinnen. Ge» iübrt wurde di« Gesellschaft von dem Oberregierungsrat aus dem preußisch»«» Kultusministerium Hplla und dem Ministerialrat aus dem Bolksbilduiigsmimsterium Dr. M e n ck c - G l ü ck e r t Einem Besuche der Klassen der JnstitutSschule folgte der Borirag des Direk tors des Instituts, Pros. Dr. Seysert, über die Idee der Volks» schullehrerbildung, wie sie an der Technisch)«» Hochschule Dresden (tzestolt gewonnen bat- Belebt wurde» diese Ausführungen durch einen Film über mimisches uud paulomimisches Verhalten von Schulkindern und eine reichhaltige Ausstellung, in der einige Er gebnisse der erpcrimciilcll-didaktischcn Hebungen, der Arbeit in den Schulklasse», der Testprüsungeu. der zeichnerischen Entwicklung des Kindes, einige aus dem Gcfamibildungsgange der Studierenden berausgewachscuci, Berichte und Arbeite» und die Ausäuge eines Archivs für wissenschaftliche Bildungslchre gezeigt wurde». I» mehreren Abteilungen besuchte» da»», die Teilnehmer der Stildiengesellschafl das Studentenheim. die Wcrkuulcrrichisräum« und das Seminar für wisseuichaslliche Heimaikuude. in dem vom Dozenten der Einbau der Heimatkunde in de» Studicugang des Bolksschullehrers dargelegt wurde. Eine Musikdarbietung iSlu» dcutcnchor und -orchesters im Festsaalc beschloß die Besichtigung. Zum Schluß stattete» Ministerialrat Dr. Mcucke-Glückcrt, Dresden, und Prof. Dr. Tbomas Alcrandcr von der Eolumbia-Uuiver» silät Ncunork dem Direktor des Instituts uud seinen Mitarbeitern Dank für das Gcbörie uud Gesehene ab. l,eipr'>g uncl Umgebung Eine Aufwerkungsklage gegen die Stadt Leipzig vom Reichsgericht abgewiesen. Leipzig, 4. Juli. Das Reichsgericht beschäftigte sich als Ncvisionsinstanz mit einer Auswertimgsklage der Leipziger Lebensoersicherlliigsgescllsciiaft A.-G. gegen die Stadtgemcinde wegen Auswertung zweier Darlehen «ns dem Jahre 1920 und 1922 in Höhe von je 5 Millionen NM. Für beide Darlehen ist kein eigentlicher Schuldschein ausgestellt worden. Trotzdem hielten das Landgericht Leipzig und das Oberlnndcsgericht Dresden bei dem einen Darlehen aus dem Jahre 1922 den Cha rakter des Schnldschcindarlehcns für vorliegend, das nicht aus- zuwerten sei. Das andere Darlehen sollte nach Ansicht des Ober- landesgerichls unter das Aufwerliingsgcsetz fallen und als Ber- mögensanlage mit 25 Prozent ansgewertet werden. Der 4. Zivilsenat des Reichsgerichts hob dos Urteil des Oberlandes- gcrichls auf und wies die Auswcrtungsklage vollständig ab. Das Reichsgericht erblickte auch in dem Darlehen vom Jahre 1920 i ein Schuldscheindarlehen im Sinne des Anleiheabiösungsgesetzes. ) Noch keine Einigung in der Leipziger Metallindustrie« lieber die Arbeitszeitregeluiig im Tarngcbiet der Leipzig«« Metallindustrie haben am Dienstag erneut Verhandlungen statt- gesunden, die aber wiederum zu keinem Ergebnis führten »nh abgebrochen wurde». Die MetallindustrieHen wollen die Ar beitszeit aus 51 bis 53 Stunden erhöhen, während die Metall arbeiter die Erhöhung der bisherigen Arbeitszeit von 43 Sinn- dcn wöchentlich ablehne». I» den nächsten Tagen sollen dis Verhandlungen wieder ausgenommen werden. ) Hundert Jahre alt. Der Kantor a. D. Julius Karl Ocrlek in OuaSiiih begeht am 4. Juli geistig und körperlich frisch seinen bunderiste» Geburisiag. Der alte Herr hört etwas schleckt, aber sonst lebt er »och ganz mit der Zeit. Die Rose» in seinem kleinen Gärt chen zicbt und pflegt er selbst; sic sind sei» Stolz. Er liest täglich die Zciiuug und widme! dabei eine besondere Ausmerl'samkeit dem Sportteil. Er raucht und trinkt Wci» — beides natürlich mäßig — und rasiert sich jeden Morgen selbst mit einer Sicherheit. um die ib» mancher Junge beneiden dürfte. Herr Hertel wurde 1329 im Lindeiithalcr Schulhauke geboren: die OcrtclS sind ei» alles Lehrer-, gescblecht. Zwei der sechs Kinder des Jubilars sind heute schon zue Ruhe gesetzte Lehrer. Mensch unter Menschen Roman von Victor Hugo. <55. Fortsetzung.» Am nächsten Tag hörte die Pizewirtin den Klang des Geld stückes, dos Jean Valjean hatte fallen lassen, uud stattete darüber Iavcrt Bericht ab, in dem Glauben, daß ihr Mieter ziehen wolle. Javcrt lauerte also mit zivci Plan» Jca» Naljcan am Abend hin ter den Bäume» des Boulevard auf. Er halte aber auf der Präfektur nicht den Namen des Indi viduums angegeben, das er arretieren wollte. Dieser Verschwie genheit lagen dreierlei Ursachen zugrunde. Jean Valjcan hätte erstens erfahren können, was ihm bevorstand: ferner war die Fest nahme eines ehemalige», toigeglaublen Galeerensklaven «in Er folg, den dl« alten Pariser Polizisten einem Neuling, wie Javcrt, nicht gönnen würden. Rechnet man hierzu Javcris persönlich« Zweifel betreffs der Identität Jean Baljcans, so wind «s begreiflich wenden, warm» er seinen Mann nicht sofort in Hast nahm. Und dann: wenn der Verfolgte nicht Valjcan, sondern ein gefährlicher Verbrecher wäre, der zu einer Baude gehörte? Dan» durste man nicht zu früh zugreiscn. Javcrts Verlegenheit hielt also an, bis er in die Nuc de Poiiioije kuiii, wo sich Jean Valjcan nach ihm »niweudcic. Hier fiel der Helle Lichtschein aus einer Schänke so auf Jca» Valjcans Ge sicht, daß Javcris Zweifel für immer schwanden. Da si« aber nur ihrer drei ivarcn, holte er sich Verstärkung aus dem Polizeibureau der Rue de Ponioise. Diese Verzögerung und der Ausenihalt auf dem Platze Rol li», wo er mit seinen Leute» Rat pflog, hätten beinahe di« Folge gehabt, daß er di« richtige Fährte verlor. Aber er erriet schnell, daß Jean Valscan de» Fluß zwischen sich und seine Verfolger brin gen würde. Daun wollte cS auch »och ei» glücklicher Zufall, daß er einer Patrouille Soldaten begegnete. Nun er solche Trümpfe in Bereitschaft hatte, nahm er zu sei ner Belohnung eine Pries« Tabak und gciichuiigte sich die teuflische Freude, mil sciiicm Opfer zu spielen. Nun stelle man sich die Wut vor, die ihn besieh, als er an die Falle kam uud nichls darin fand! Er verlor allerdings nicht de» Kops, als er sich gelSuscht fand. Jean Balseo.n konnte nicht weit sein. Er stichle die ganze Umgegend al> uns kegle Hiittcri^ll« a„ geeigneten Orten. Einen wichtigen Anhaltspunkt gab ihm der abgcschiiitteiic Lalcrucnstrick. Indessen führte ihn dies Anzeichen insofern irre, als es seine Aufmerksamkeit auf die Sackgasse ablciikte. Hier waren ziemlich niedrige Plauer», binler denen große Gürten und weiterhin Brachfelder lagen. Dort bin Hille sich also wabrschcinlich Jcair Valjcan gcwcndcl. Aller dings wäre er auch verloren gewesen, wenn er aus diese» Gedanken verfallen wäre. Denn Javcrt durchforschte diese Klärte» uud Fel der mit einer Sorgfalt, als suche.er eine Stecknadel. Bei Tagesanbruch postierte er zwei tüchtige Leute zur Beob achtung und kcbric, beschämt, daß ihn ein Spitzbube genarrt, nach der Präfektur zurück. Die Kirchhöfe nehmen, was man ihnen gibt. Nachdem Cosctt« zu Bett gebracht worden war und Jean Valjcan und Fauchelevant zu Abend gegessen hittcu, strecken sich beide, da weiter kein Bett Vorhände» war. aus ein Bund Siroh hin. Bevor er aber die Augen schloß, sagte J«g» Valjean »och einmal: „Ich muß durchaus bierbleibcn!" Diese Worte ginge» dem »»ackeren Fauchelevant die ganze Nacht im Kopfe herum, und auch Jean Valjcan tat bis zum Morgen kein Auge zu. Er begriff, daß Javcrt ihm auf die Spur gekommen war, daß er und Eosctte verloren waren, wenn sie in die Stadt zurückgingen. Das Kloster war zwar ein überaus gefährlicher, aber auch der sicherste Ort; gefährlich, denn kein Mann durfte das Kloftcrgcbiet betreten, und crtapplc man ihn, so »«änderte er stracks ins Gefäng nis; die denkbar größte Sicherheit bot aber dem Flüchtling dieses Kloster, insofern cs niemand in den Sinn komme» konnte, ih» hier zu suchen. Ebenso schlug sich Faucbelev«»! auf seinem Lager »ist de» maningfaltigsten Gedanken herum. Zuallererst wurde er sich klar dar über, daß die ganze Sache sehr unklar war. Lilie kam Herr Madc- lainc über die hohe Mauer in den (Karten? Hinübcrstcigen oder hinaufflcttcrn war nicht möglich, am allerwenigsten mit einem Kind auf dem Rücken oder in den Armeil. Was uxir das übrigens für ein Kind? Wo kamen sic alle beide lier? Seitdem Fauchelevant im Kloster war, hatte er keine Nachrichten mehr aus Mo»treuil-sur°Mer gehabt. Vater Modcleine sah auch nicht danach aus, als habe er Lust, viel Fragen zu beantworten, u»d einen Heiligen auszuforschcn, wäre doch auch gar zu unschicklich gcivescn. Der Gäriner schloß aber aus einigen Aeußerungen Icon LiaijeanS, Herr Madelcinc babe in folge des allgemeinen Stillstands von Handel »ud Wandel falliert und weide von seinen Gläubigern verfolgt, oder er hätte sich bei einer politischen Verschwörung bcieiligt und müsse sich verborgen halten. Jedenfalls batte sich also Herr Madcleiue das K oster zum Versteck ausgesucht, und da war cs scibstvcrüäudlich. daß er blei ben wollte, llubeareiilich war es ailerdinos. daß er ein kleines Mädchen niitgcbrcicht ixitic. Liber was baif cs. daß er sich über diese und andere Tatsache» den Kops zerbrach. Klar blttb docb nur der eine Punkt, daß Herr Madelcinc ibm das Leben gecenei hatte. Diese Tatsache gab de» Ausschlag. Fancheleveut sagte sich: „Jetzt bin ich au der Reihe. Ilcbrigeus bat sich Herr Madeleiue nicht so lange bedacht, als er unter den Wagen gekrochen ist und mich ge rettet Hit." Wenn er aber gestohlen hätte, müßte ich ilm daun auch »och retten? Ja, trotz allodem. Oder gesetzt, er bätt« eine toigeschlagc»? Trotzdem. Di er aber ein Heiliger ist, erst recht. Aber wie das Ungeheure möglich machen? Ter Gedanke, daß er dem Flüchtling hier >m Kloster eine dauernde Zufluchtsstätte be reiten sollte, grenzte an baren Unsinn, und dennoch uitteinabm es der arme alte Mann, nur gestützt auf seine» gute» Wille» und seine Vaiicrnschlauhcit, mit der Ktostcrregcl fertig zu werden. Vater Fauchclcvaiit war im Egoismus crgraui, aber jetzt gcjul er sich i» der Pflicht, Dankbarkeit zu bezeigen. Vei Tagesanbruch crnmchic Fauchelevant aus seinen Grübe, leien, tot die Augen aus und sab Madelcinc, der von seinem Stroh sack aus Eofette betrachtete. Fancheleveut setzt« sieb a-ufrechl und sagte: „Nu» Sic hier drin sind, ist die Frage, wie Sie bicr auch driiibleibeu?" Die Frage »«r richtig gestellt und gab Jean Palscan zu denke». „Vor ollen Dinge»", sagte Fauchclevent, „dürfen Sie keinen Fuß aus dem Zimmer sehen, weder Sie, noch) das kleine Mädchen. — Tu» Sie einen Schritt in den Elartcn, so sind mir fulschikalo." „Ja freilich!" „Herr Madcleiue, Sic babe» cs gerade gut getroffen, hi? heißt schlecht: eine von den Damen ist nämlich schwer krank. Ju- solgcdefscn wird jetzt nicmciiid seine Nase hier in unsere Bude stecken. Es heißt, sie wird sterben, »ud sie ballen schon das vier- zigsiündigc Gebet. Im Kloster gebt alle? drunter und drüber Sie lxiben jetzt was zu tun. Die jetzt ibre Anstatte» zu der großen Reise trifft, ist eine Heilige. Freilich sind wir alle hier Heilige. Der einzige Unterschied zwischen de» Damen lind mir ist bloß, daß sie „unsere Zelle" sagen uud daß ich ,pucinc Bude" sage. Es wird das Gebet für die Sterbenden und daun das iür die Gestorbenen ge halten. Heute werde» wir liier unbcbclligt bleiben; aber was mor gen geschehe» wird, dafür siche ich nicht. (Fortsetzung solgt.)
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