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amtlich sich zu betätigen; sie halte« sich jedoch zurück, well sie nicht Gelegenheit fanden zu einer gründlichen, planmäßigen und volkstümlichen Einführung in das Verständnis der ein- schlägigen Kragen de» öffentlick>en Gemeinwesens, sowie in di« volkspäüagogische Kunst der Führervetätigung. Die Gelegen heit dazu will der sechswöchige 23. Volkswirtschaftliche und staatsbürgerlich« Kursus bieten, und zwar in der Heranziehung der Teilnehmer zu einer Bildungsarbeitsgemein schaft. deren Träger die Teilnehmer sind unter Führung von Männern, di« in Verwertung säst vierzigjähriger Erfahrung der Volksvereinszentrale Meister in der Erwachsenenbildung sind. Das reichhaltig« Programm des Kursus sieht vor ein« grundsätzliche lebensnahe Einführung in den Sinn der Volks- Wirtschaft und des Staates, di« bei Erörterung aller wichtigen Lebensfragen an di« Ehre und das Gewissen der Teilnehmer alliiert, sowie eine wissensmähige Schulung in allen bedeut samen praktischen Einzelheiten der Volkswirtschafiskunde und Staatsbürgerkunde. Die Vorträge der Lehrer finden ihr« Er gänzung durch Aussprachen und schriftlich« Uebungen der Hörer. Ein wesentliches Bildungsmittel bietet der Kursus in dem sechs wöchigen Gemeinschaftsleben der Teilnehmer, dos zum gegen seitigen Gedankenaustausch und zum gemeinsamen Ringen mit den behandelten Problemen anregt. Deshalb wohnen und essen die Hörer im Franz-Hitze-Hause, das vor den Tore» der Stadt Paderborn i» einem Parke liegt: gemeinsam verbringen sie ihre Freizeit. Sie .zahlen für Unterkunst und Verpflegung den Tagessatz von 4 Mark. Gebühren werden nicht erhoben. Alle Freunde des Volksvereins werden gebeten, geeignete Männer, besonders Iungmänner zur Teilnahme am Kursus oufzumun- tcrn, nötigenfalls ihnen aus Mitteln der Gemeinschaft einen Zuschuh zur Bestreitung der Kosten des Kursus bereitzustellen. Anmeldungen sind unter Beifügung des Lebenslaufes und einer Empfehlung zu richten an dos Volksverelnshaus (Kursusleitung) in M.-Gladbach. Sandstrahe 5/11. Das Pro gramm des Kursus wird auf Wunsch zugesandt. Aus der Jentrumspartei 8 Windthorstbund Zittau. In der letzten Monatsversamm- lung am 19- d. M. hatte wiederum Herr Kaufmann Moisel das Referat übernommen. Zunächst behandelte er in Fortsetzung seines vorigen Vortrages den Prozeh Erzberger-Helfferich, dabei auszugsweise die Rechtfertigungsrcde Erzbergers wiedergebend. Sodann ging der Redner des näheren aus den vor 19 Jahren erfolgten Abschluß des Friedensvertroges ein, lieh jene schick salsschweren Stunden, in denen sich unser Volk und Vaterland befand, in der Erinnerung wachrufen und führte uns die un geheuer schweren Entsä>e!dungen. denen die verantwortlichen Staatsmänner seinerzeit gegenüberstonden, vor Augen. Im weiteren Verlauf des Vortrages kam der Redner auf verschie dene gegenwärtige Etatfrogen zu sprechen, um zum Schluß noch einiges über jenen Riesenskandal, den Zusammenbruch der Raiffeisenbank, zu sagen. An diese hochinteressanten, mit leb haftem Beifall aufgenommenen Ausführungen schloß sich noch eine Aussprache. vss keilen beginnt und auch Sie wollen die Ihnen licbgewordene Ieitungs- lektüre nicht missen. Bekommen Sie Ihre Zeitung durch die Post, so empfehlen wir Ihnen rechtzeitig, möglichst 8 Tage vorher bei Ihrem zuständigen Postamt einen Nachsen-ungsanlrag zu stellen. Erhalten Sie dagegen die Zeitung durch einen unserer Austräger zugestellt, so genügt genau« Mitteilung in der Geschäftsstelle über bisherige Zu stellung, Name, Wohnung, Beginn und Ende des Ierienaufenthalts und möglichst genaue Potta-resse. Zur Berechnung gelangen außer Bezugspreis nur die reinen Postgebühren der täglichen Streisbandsendungen. Die Derlriebsablettung. Leipziger Sender Mittwoch, d«, Ni. 19.59—1199 Uhr: Dienst der Hausfrau. Charlotte Köhler: Echt» beerernte. 12.99 Uhr: Schallplattenkonzert. Nach dem Nauener Zeitzeichen: Schallplattenkonzert 13.45 Uhr: Glllckwunschrut 14.99 Uyr: Funkioerbenochrichten. 14.15—14.45 Uhr: Ernst Smigelski. Romolo Trilla, Leipzig: Italienischer Unterricht. 15.99 Uhr: Für dl« Jugend. > 16.39 Uhr: Konzert. 17.45 Uhr: Funkwerbenachrichien. ! 18.95 Uhr: Aibeitsmarktbericht de» Landesorbeitsmnie» Sachsen '' 18.29 Uhr: Wettervoraussage und Zeitangabe. 18.39—13 55 Uhr: Gertrud van Eyseren, C. M. Alfieri: Spanisch für Anfänger. (Deutsche Well«. Berlin.) 18.55 Uhr: Arbeitsnachweis. 19.19—19.55 Uhr: „Ist das Gesetz gegen Schmutz und Schund ein wirksamer Schutz der Jugend?'^ 29.99 Uhr: Chorkonzert. 21.99 Uhr: Aus der zeitgenössischen Literatur des Auslandes. 22.99 Uhr: Zeitangabe, Wettervoraussage, Pressebericht und Sportfunk. Anschließend: Tanzmusik. Lport FutzbaU Dresdner Sport-Club gegen Arsenal-Intern. Calro Komb. Am Mitwoch, den 26. Juni, 6.45 Uhr nachmittags, werden sich auf dem Sportplätze im Ostragehege in Dresden der miiiel- deutsche Meister, Dresdner Sport-Club und die ägpptische National-Elf gegenübertreten. Die beiden Mannsäfaften be streiten den Fußballkampf in folgender Ausstellung: DSC.: Richter: Gtoxyn, Herzog: Stössel, Bcrthold, Schuster: Hallmann, Schlösser, Gedlich, Hofmann, Gräf. Aegypten: Mahran. Ali Riad, Andarawa. Mansur. Kulussy: Hassan, Moussa, Rassan: Sayed, Shemis: Askar Mok- tar. Die ägyptische Mannschaft ist am 6. Juni in Kairo ab gefahren. Das erste Spiel in Deutschland fand bereits am 19. Juni in Hamburg gegen den deutschen Meister. Hamburger Sportverein, statt und endete nach hochinteressantem Kamps unentschieden 2 :2. Am 23. Juni kam dann in Kiel die Be gegnung der Aegypter mit Holstein-Kiel, die bei widrigen W!t- terungsverhältnissen allerdings mit einer großen Niederlage von 0:7 für die Mannschaft aus dem Land der Pyramiden endete. Man darf nun gespannt sein, wie der DSC. gegen diese Mannsä>aft abschneidet. Der Chemnitzer Ballsptelklub auf Reisen. Der Themnitzer BE. begab sich ain Freitag, wie wir bereits berichteten, auf eine längere Reise, die ihn zum Schluß nach Dänemark führt. Am Sonixpiend schlug er in Halle Borussia-Halle überlegen mit 4:9. Am Sonntag stand die Mannschaft in Magdeburg der Elf von Cricket-Viktoria, Magdeburg, gegenüber. Die Chemnitzer konnten hier ein Unentschieden von 5:5 erzielen. Leichtathletische Gauveretnsmeisterschasten des Gaues Ost sachsen. Der Gau Ostsachsen im V. M. B. V. führte am Sonntag« vormittag aus dem DSC.-Sportplatze im Ostragehege in Dres den seme leichtathletischen Gauvcreinsmeisterscl»aften 1929 unter reger Beteiligung durch. Besonders bemerkenswerte Leistungen konnten dabei nicht erzielt werden, doch verdienen hervor« gehoben zu werden, der Sieg im 199-Meter-Lauf von Tschucke, Guts Muts, in 11,2 Sek. und der Sieg im Speer werfen von Horlich, Dresdner Sportklub, von 59,56 Meter» Bei den Jugendlichen erreichten im 196-Meter-Lauf Förster, Guts Muts und Bauer, Dresdens!«, mit je 11,8 Sek. eine recht gute Zeit. Bei den Damen siegte im 199-Meter-Lauf Frl. Stryk, Dresdner Sportklub, in 13,6 Sek. Den 299-Meter-Lauf geivann Frl. Hohlseld, Dresdens!«, in 27,4 Sekunden. FauslbaU Bet weniger günstigem Wetter fanden sich am Sonntag, vormittag die Mannschaften von DIK.-West und N.-W. zum Austragen von einigen Gesellschaftsspielen auf dem Spielplatz an der Wurzener Straße (Volksbad Pieschen) ein. U. a. wurden folgende Ergebnisse erzielt. DIK.-West gegen DIK.-N. West 1. 41:64 (Halbzeit 25:27). — DIK.-West gegen DIK.-N.-W. 2. 47 :49 (Halbzeit) 24 :23). — DIK.-N.-W. 1. gegen DIK.-N.-W. 3. 32 : 32 (Halbzeit 15 :12). ilus 6er l.suLitr s. In Ober-urig fand vom 22. bi» 24. Juni der 55 VerbairdS- t»g de» Bezirksfeuerwehr-Verbander der Amtshauplinanuschast Bautzen statt. Die Veranstaltung begann mit einer Abgeordneten, tagung, in deren Verlauf der Jahresbericht vorgelegt und die Neu wahlen vorgenommen wurden. Der Sonnabendabend blieb einer Begrüßungsfeier Vorbehalten, während der Sonntag verschiedene Uebungen brachte. Den Höhepunkt der SonntagS-Veranslattung bil dete ein imposanter Festzug. l. Stsrchenfehde. In Krinitz bei Ne sch Witz erfreut schon seit langer Zeit das jedes Jahr besetzte Storchnest auf dem Dach des Gehöftes von Thräne das Auge aller Freunde unserer heimischen Vogclwelt. Auch diesmal besetzten Störche das festgefügte Nest und boganncn alsbald mit dem Brutgeschüst. Viel später erschien ein zweiter Paar, das sich als di« Ellern der Brütenden erwies. I» einem fürchterlichen Kamps«, der eine ganze Nacht dauerte, warfen die Ellern ihre Kinder samt den Eiern heraus. In den zerbroche nen Etern fanden sich schon vollkommen ansgebildete Jungstörche. Den Vertriebenen bereitete nian aus der Scheune des Rittergutes Uebigau ein neuer Heim, in dem st« sich freilich trotz mehrfacher Be suche nicht seßhaft gemacht haben. l. Von der Transmission ersaßt. Im Betrieb« der LInke-Hoff- mann-Busch-Wcrke in Bautzen verunglückte ein dort tätig ge wesener Arbeiter dadurch, daß er aus bisher unbekannter Ursache aus die unterirdisch liegende Well« der Transmission trat und von dieser ergriffen und herumgcschleudert wurde. Ein Bein wurd« ihm bis zum Unterschenkel abgerissen, ein Arm mehrfach gebrochen. Der Verunglückt« starb kurz nach seiner Einlieferung in bas Kranken haus. ». Matte Lage im Baugewerbe. Trotzdem der Höhepunkt de» Baujahrs jetzt erreicht ist, ist di« Arbeitslosigkeit im sächsischen Baugewerbe immer noch erschreckend «roß. Sie beträgt nach einer Erhebung vom 17. Juni noch 8,2 Prozent gegen 8,5 Prozent in der Vorwoche, hat sich also kaum gebessert. Ueber 5790 Bauarbeiter sind «och erwerbslos. Lrmrlnti«- un6 VrrrinrvrLrn 8 Bezirk Dresden der katholischen Jungfraurnvereine und Kongregationen. „Ich reise übers grüne Landl" Dos wollen wir zusammen wieder einmal wahr machen, und zivar am näch sten Sonntag, den 30. Juni. Die Wanderlustigen treffen sich be reits mittags 12 Uhr in Wölfnitz (Endstation der Linie 7). Von da aus gehi's mit Sang und Klang (Instrumente mitbringen!) nach Frcital. Wer sich diesen Marsch nicht zutraut, fährt mit der Linie 22 nach Freiial und begibt sich ins Psarrgrundstück. Gegen 2 39 Uhr finden wir uns alle dorl ein. Im Laufe des Nachmittags werden allerlei Unterhaltungen geboten (Theater. Volkstänze usw.). Ein« feierliche Abendandacht (7 Uhr) soll den weihevollen Ausklang unse res Beisammenseins bilden. Hattet euch diesen Nachmittag frei! Es wird wieder nett und gemütlich werden. Wir brauchen nur ein wenig Frohsinn und rechten Gemeinschaftsgeist mitbring«n. Also „Auf Wiedersehn" am 39. Juni zum Sommer-VezirkStag! 8 Chemnitz. Katholischer Gesellenverein. Sonntag, den 39. Juni, nachmittags ^3 Uhr im Preußischen Hof, Brauhaus- straße 13, Bezirksvcrtretersitzung von Wcstsachse», abends pünkt. lich 7 Uhr im Thalia-Haus, Sonnenstraße 42, 64. Stiftungsfest mit silbernem Fahnenjubiläum. Festredner, Gesellenpräses Pfarrer Kirsch, Reichenboch i. V. Anschließend Tanz. Freunde und Gäste willkommen. Staatsbürgerlicher Kursus -es Dolksveretns Dom 7. Juli bis 17. August findet im Franz-Hitze-Haus zu Paderborn der 23. Volkswirtschaftliche und Staatsbürgerliä)« Kursus des Bolksvereins statt. In dem soeben herausgegebenen Einladungsschreiben iveist die Zentralstelle des Volksvereins auf die Pflicht der deutsch» Katholiken hin, berufene und geschulte Männer bereitzustellen zum Dienste am Wähle des deutschen Gesomlvolkes, vor allem in der Selbstoerivaltung der Gemeinde, der freien und öffentlichen Volkswohlfahrtspflege, der berufs- ständisei-en Vertretungen in der Wirtschaft, der staatsbürger lichen, sozialen und kulturellen Vereinigungen jeder Art. Es fehlt nicht, an kaiholischen Männern, vor allem an Iungmän- nern, welche den ernsten Beruf in sich fühlen, in einer solchen von ihren Mitbürgern übertragenen Vertrauensstellung ehren Mensch unter Menschen Roman von Victor Hugo. l47. Fortsetzung.» „Herr Thenardier, im Januar schuldete Ihnen die Mutter einhiinderlundzivanziq Franken: Sie schickten ihr im Februar eine Rechnung über fünfhundert Franken. Sie haben Ende Februar drcibuiHcrt und Anfang März wieder dreihundert Franken erhalten. Seitdem sind neu» Monate verflossen, was. den Monat zu fünfzehn Franken gerechnet, einkundertundfünfunddreißiq Franken ausmacht. Da Sie hundert Franken zuviel bekamen, haben Sie noch Anspruch auf fünsunddreißig Franken." Herrn Thenardier war zumute wie einem Wolf, wenn «ine Falle ihn packt. Das ist ja ein Teufelskerl! dachte er. Dann mochte er es wie der gefangene Wolf, er rüttelte an der Falle. Hatte er doch schon mit Frechheit einmal Erfolg gehabt. „Herr Unbekannter", sagt« er entschlossen und den höflichen Ton ausgehend, „ich nehme Cosetie wieder mit, oder Sie geben mir dreitausend Franken!" „Komm, Cosetie!" sagt« ruhig der Fremde, ergriff ihre Hand mit seiner linke» und langt« mit der rechten seinen Stock von der Erde aus. Thenardier beimrkte nur zu gut, wie stark der Knüttel, wie öde die Gegend >var, und schaute den beiden unbeweglich und verdutzt nach. Er betrachtete die breiten Schultern, die geivaltigen Fäuste seines Gegners, und verglich damit seine dünnen Arme und fleisch losen Hände. — „Ich muß doch wohl ein Dummkopf sein. Gehe auf di« Jagd uird nehme kein Gewehr mit!" Gleichwohl siel es ihm »och nicht ein, seine Beut« fahren zu lassen: er folgte den beiden in größerer Entfernung. Der Unbekannte marschierte mit Cos«lte auf Livrt» und Vondh zu. Er hielt den Kops auf die Brust gesenkt, sah nachdenklich und schwermütig aus und ging sehr langsam. Dazu kam, daß es Win ter und daS Laüb von den Bäumen abqefallen war. so daß Thenar dier sie nicht aus dem Gesicht verlor, und doch ziemlich weit hinter ihnen bleiben konnte. Aber der Unbekannte wandt« sich hin und wieder um und bemerkte endlich Thenardier. Sofort schlug ex sich wit Cosett« in ein Dickicht, wo st« leicht verschwinden konnten. Er kam ihnen auch näher, und al» st« sich in dem dichtesten Teile des Dickichts befanden, drehte sich der Fremde um, und The nardier gelang es nicht, sich so zu verstecken, daß er nicht bemerkt werden konnte. Der Fremde sah ihn mit einem sorgenvollen Blick an, schüttelte den Kopf und wandcrte weiter. Der Gastwirt wie der hinter ihm her. So gingen sie zwei- bis dreihundert Schritte »veit. Da wandte sich der Fremde wieder und bemerkte seinen Verfolger, sah ihn aber diesmal in einer so unl^imlichen Weise an, daß Thenardier einsah, es sei „unnütz", ihm weiter nachzulausen, und umkehrte. Icon Valjcan war nicht ningckommen. Als er in das Meer fiel oder vielmehr sich fallen ließ, war er, wie schon angegeben, von seiner Kette befreit. Er konnte also leicht unter Wasser bis zu einem Schiff, da? vor Anker lag, schwimmen, kletterte in rin Boot, das an das Schiff angebunden »vor und ver. Sorg sich darin bis zum Abend. Dann sckivamm er weiter und stieg in einiger Entfernung vom Cap Brun ans Land. Hier konnte er sich, da er an Geld keinen Mangel litt, andere Kleider verschaffen. Diesen Umtausch bewerkstelligte er in einer Schänke bei Balaguier, deren Wirt nebenbei dies einträgliche Geschäft z»m Nutzen und Frommen der entsprungenen Galeerensklave» betrieb. Dann »min derte Jean Valjcan, wie alle die unglücklichen Flüchtlinge, auf Nebenivegen und in einer gewundenen Linie, in das Land hinein. Endlich kam er nach Paris, wo er sich zuallererst angelegen sein ließ, sich mit einem Traueranzug für ein sieden- bis achtjähriges Mädchen zu versehen und sich eine Wohnung zu mieten. Hierauf hatte er sich nach Montsermeil begeben. Zum Glück hielt man ihn für tot. und dies verdichtete daS Dunkel, das ihn umgab. In Paris siel ihm auch eine Zeitung in di« Hand, in der er die Notiz las, daß er ertrunken sei. DaS be schwichtigte sein« Besorgnisse und ließ wieder etwas Ruhe in sein Gemüt einzichen, beinahe »vor eS so. als wenn er wirklich gestorben wäre. Noch an dem Abend des Tages, wo er Cosetie den Klauen der Thenardierz entrissen, kam er mit ihr in Paris an. Hier stieg er in ein Kabriolett, das ihn nach d«r Esplanade dez Observato riums bracht«. Von dort aus wandcrten beide durch eine Meirge öder Straßen nach dem Boulevard de l'Hopital. Es war ein merkwürdiger und ereignisreicher Tag für Cosetie gewesen. Sie hatten, hinter Hecken versteckt, Brot und Käse, das sie in abgelegenen Gastwirtschaften gekauft, essen müssen, waren bald in diese, bald in jene Diligence gestiegen, hatten manche Strecken zu Fuß zurückgelegt. Cosetie klagt, nicht, ober sie war müde. Er mußt« sie endlich tragen, und den Kopf an sein« Schulter gelehnt, schlief sie, Hne Kathrinen loszulassen. fest ein. Das Gorbeausche Hans. Ilm 1823 gelangte der Spaziergänger, der sich in die abge legene Umgegend der Salpctriere wagte und den Boulevard bis zur Barriere d'Jtalie hinausging, in «in Gebiet, wo ihm Paris, sozu sagen, allmählich entschwand. Es »var aerade keine Einöde, den» e» kamen Fußgänger hier vorbei; man sah Häuser und Straßen; die Straßen hatten tiefe Geleis« wie Feldwege und waren mit Gras b«. wachsen; es »var kein Dorf, denn dazu erhoben sich die Häuser »u hoch. Jedenfalls aber »var es in diesem Teil von Paris dez Nacht» unheimlicher als in einem Walde, und am Tage fühlte mo» sich wt« auf einem Kirchhof«. Die Gegend hieß das Quartier des Marchc-aux-Chevaux. In dem ödesten Teile dieses Stadtviertels, in der Nähe der Rue de- Vigncs-Ärint-Marcel stand zwischen zwei Gartennxruern ein Haus, das auf den ersten Blick klein wie eine Hütte aussah uird in Wirk lichkeit so groß wie eine Kathedrale war. Dies lag daran, daß e» mit der schmalen Seite a» die Straße stieß und man zuerst nur ei»« Tür und ein Fenster sah. Zudem hatte «s nur ein Stockwerk. Diese Tür bestand aus wurmstichigen Brettern, die durch schlecht behauene plumpe Querleiste» zu sa mm engehallen »rxiren. Sie stieß fast unmittelbar an ein« sehr steile Treppe mit hohen S!uo fen. Ueber der Türöffnung sah man ein Schindelbrett mit einem dreieckigen Guckfenster, das mit überaus staubigen Lappen drapiert war. Die Treppe führte zu einem langen Flur empor, zu dessen bei den Seiten leidlich bewohnbare Zimmer von verschiedener GrößV lagen. Von den Fenstern dieser Räume hatte man eine trübselig- Aussicht auf die wenig bebaute, unschöne Umgegend. Bei den Leu ten der Nachbarschaft hieß es das Gorbeausche Hau-, noch seinem ehemaligen Eigentümer Meister Gorbeau. Vor diesem Haus« hielt Icon Valjcan an Er griff i» sein« Westentasche, langte einen Hausschlüssel her vor, schloß die Tür auf nnd ging die Treppe hinauf. Oben gingen sie in ein Zimmer, das ziemlich geräumig »var; es enthielt ein« Matratze, die auf der bloßen Code lag, einen Tisch, ein paar Stühle und in einer Ecke einen eiserne» Oien, in dem ein lustiges Feuer brannte. Im Hintergründe sah man ein Gurtbett. Auf diese legte Jean Valjean di« Kleine, ohne daß sie munter wurde. Dann zündete er ein Licht an, das schon auf dem Tische bereit, stand, und betrachtete Cosetie mit Blicken, aus denen überschweng liche Güte und Rührung sprachen. Die Kleine ihrerseits schlief ruhig. (Fortsetzung folgt.)