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Kummer 144 — 28. Jahrgang Erschein! «mal wSchrntI.mil den Illnstr. »rattddeUagrn ,D»e Veit' und Für untere Netnen Leute', sowl» den Xeildellaaen ,<t. Bemio-BlaN'. .llnlerhaltung und Wlflen', .Die Welt der Drau', Nerzlllcher Ratgeber'. .Da» gut« Buch'. .Fllmrund. schau'. Monalllcher v«,n,»pr«t» S Mt. etntchl. vesteltgeld. kiiliclnummer IO s Sonnabend- u. Sonntagnummee ltO Hauptschrlstleller! Lr. <0. De-ejhk. Dresden. SachjWe Dienstag» -en 25. Juni 192- lverlagSorti Dresden ««»elgenvrrtle. Die igetvallene Vetttzetle »0 4. gamtllen- a,„eigen ».Stellengesuche «OZ. Die Petttreliamezeli«. Mmm breit, l Ikr Anzeige,, autzerbalb d»S Verbreituiigrgebiete» 4« 4 dieP-ittreNam-,eil» 1.80^. «rietgeb.ttO ls. Im Halle bdherer Gewalt erlitchi ,ede «ewllichtung aus Lieferung «owie Erfüllung v. Anzeigen-«uttrtigen ». Leittung v. Schadenersatz. Geschäftlicher Dell! Artur Len^ Dresden. volksseuung S>«schäft»ft«lle, Drnckn.Verla«, Germania. A^G, für »erlag und Druckerei, Filiale Dresden, Dr»»d«n-«.>t, Poiierstratze l7. Fernruf SIMS. Bostschecklonto Dresden I?oz. Bankkonto! Gtadtdank Dr«»»«» Rr. «I?li» Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen tvolkSzettuna DreSden-Altsladl 1. Polierstraße >7. Fernruf MM und rioiL. Rhein und Sani L Kurz nacheinander haben die Kabinette in Paris Berlin ihre grundsätzlich, Zustimmung . - H ^ der vorgeschlagenen Regelung der Reparationsfrage zu be fassen und ihre Wünsche und Vorbehalt» anzu melden. Diese werden sich in Paris und in London zweifel los in der Richtung auf eine Verbindung mit den Schuldenzahlungen bewegen, und Poincar» wird einige Mühe haben, die Kammer von unvorsichtigen Ent schließungen fernzuhalten. In Berlin wird man all gemein die selbstverständliche Erwartung zum Ausdruck bringen, daß mit der Endregelung der Re« varat ionsfrage die Liquidation der west lichen Erenzlandprobleme zeitlich zu sammenfällt, wenn sie nicht direkt von ihr abhängig gemacht wird, so wie es tn dem Kabinettsbeschluß vom Freitag bereits als Ziel ausgesprochen ist. Das deutsche Volk würde es nicht verstehen, wenn eine deutsch« Regie rung und Volksvertretung einen drückenden Zahlungsplan feierlich und endgültig annimmt, ohne der Einlösung einer längst fälligen juristischen und moralischen Schuld gewiß zu sein. Die Rheinlandräumung, welche die deutsche Regierung in aller Form vor neun Monaten in Genf gefordert hat, wird ebenso erfolgen müssen, wie wir endlich eine Liquidierung des Saarexpe rimentes verlangen, das mit dem Rheinprodlem auf das engste verknüpft ist. Die Rheinlandbesetzung stellt nach französischer Auffassung ein militärisches und finanzielles Pfand dar, dessen Geltung vor dem Jahre 1935 nur dann er löschen kann, wenn finanz. und sie ausreichende Regelung eine finanzielle Losung ztehung der deutschen Entwaffnung und die Annahme des Jnvestigationsprotokolls vom 11. Dezember 1928 nach deutscher Auffassung eine zureichende militärische Sicherung ist. Beides macht die Rheinlandbesetzung hin fällig. Einfacher liegen im Grunde die Dinge im Saar gebiet; denn wenn man von so unernsten Aeußerungen ab sieht, wie sie der Vorsitzende der französischen Kriegerver eine, Rossignol. dieser Tage auf einer Pariser Saar kundgebung getan hat, kann von einem sicherheits polltischen Pfandwert des Saargebietes zu mindesten nach dem Wortlaut der Verträge, keine Rede sein. Gemäß Art. 43 des Versailler Vertrages tritt Deutsch land das Eigentumsrecht an den Saargruben „als Ersatz für die Zerstörung der Kohlengruben in Nordfrankreich und als Anzahlung auf den Betrag der von Deutschland geschuldeten Wiedergutmachung der Kriegsschäden" an Frankreich ab, und die fünfzehnjährige Uebereignung des Saargebiets selbst an Frankreich bzw. an den Völkerbund geschieht gemäß Art. 46, „um die Rechte und die Wohl fahrt der Saarbevölkerung zu sichern und um Frankreich volle Freiheit für die Ausnutzung der Kohlenbergwerke zu geben". Nun empfiehlt aber — wenn wir von dem ersten Argument zunächst absehen — der Poung-Plan, alle noch bestehenden Kontrollen, besonderen Sicherheiten, Pfänder oder Belastungen freizugeben und anznerkennen, daß durch die Annahme der von der deutschen Regierung feierlich übernommenen denen ersetzt der Saargruben ist aber durchaus als ein f i na n z i e ll e s Pfand im Sinne des Young-Planes zu betrachten und da her im Zusammenhang« mit der Annahme dieses Planes zu liquidieren. t Gewiß ist auch ohne Annahme de» Young-Planes die weitere Ausbeutung des Saarbergbaues durch Frankreich nicht mehr zu rechtfertigen. Der Förderungs- «rusfall im nordfranzösischen Industriegebiet ist bereits Ü923 durch den Ertrag der neuerworbenen lothringischen Gruben fast völlig ausgeglichen worden. Darüber hinaus haben die jahrelangen Lieferungen erheblicher Mengen deutscher Reparationskohle kür sich allein einen Ausfall mehr als wettgemacht. Endlich betragen die bisher bereits an Frankreich gezahlten deutschen Wiederaufbausummen mehr, als für den Wiederaufbau der nordfranzösischen Gru ben aufgewandt worden ist. Es ist daher nicht verständlich, wenn heute Frankreich gegenüber der deutschen Saar räumungsforderung von einer Schädigung seiner Wirt schaft spricht und als Mindestmaß einen besonderen Aus. gleich für die Verluste seines Handels und seiner Industrie verlangt, deren Gewinne durch die Zollverbindung des Saargebietes mit Frankreich neben den sonstigen Einkünf ten unabhängig nebenhergehen. Es ist schließlich schwer vorstellbar, daß Deutschland für den Rückkauf dieser Gruben, deren Gegenwert an Frankreich im Laufe der letzten 10 Jahre mehr als zurückerstattet wurde, noch erheb, kiche Summen zahlen soll. Da es sich jedoch um keine recht« jtche, sondern um ein« volttilck« Kraae bandelt, ls Slresemann hüll Abrechnung Der Köhepunkl der auhenpvlttischen Debatte — Scharfe Auseinandersetzung mit den Deulfchnalionalen Boung-Plan und Räumung ^ / Berlin, 24. Juni. (D rah t b e r i cht.) Der Reichstag hat heute die Beratung d«S Etats des Aus wärtigen Amtes in Anwesenheit des RcictMiißenmtnisters fortge setzt. (Einen Auszug aus den am Sonnabend gehaltenen Roden Dr. Hilfevdings und Dr. Wirl'ks. über die wir bereits kurz berichtet haben, finden unsere Leser auf der letzten Seite dieses Mattes.) Reichsaußemmnister Dr. Stresemann. der am Sonnabend durch Krankheit verhindert ivar, an den Beratungen teilzunehinen, war diesmal pünktlich erschienen Die Kommunisten l^rben ein Mißtrauensvotum gegen den Außenminister eingebracht. Die Debatte «röffncte Graf Westarp (Dnat,), der u. a. ausMrte: Die Entscheidung, vor der wir jetzt sieben, überragt alle bisher in ähnlicher Lage gefaßten Beschlüsse, weil zum ersten Mal« eine Regelung zur Erörterung steht, die auf freier Zustimmung deutscher Sachverständigen und der deutschen Ne gierung beruhen soll. Freiwillig soll sich Deutschland bis 70 Fahre nach dem Kriegsende belasten. Kein Wort findet sich über die Zah lungen, di« Deutschland bereits geleistet hat, kein Wort auch dar über, daß der Versailler Vertrag den 1. Mai 1951 als Endtermin der Kontribution zusagt. Deutschland soll wiederum eine Verpflichtung übernehmen, von der es weiß, daß sie sich in absehbarer Zeit als undurchführbar Herausstellen wird. — Wir Hallen es für selbstver ständlich, so erklärt schließlich der Redner, daß diejenigen, die den Pariser Plan an sich für möglich halten, ihn unter gar keinen Um ständen annehmen können, wenn nicht gleichzeitig di« Räumung von Rhein und Saar binnen kürzester Frist und bedingungslos bindend zugesichert ist. Der Redner begründet einen Antrag, der die Regie rung anffoidert, den Widerruf des deutschen Schuldbekenntnisses an die Spitze der Tributverhandluiigeii zu steilen. (Misoll rechts.) Am Regierungstisch haben inzwischen neben dem Außen minister noch die Minister Dr. Eurtius, Dr. Wirth, Dr. Hiifer- ding, Severing und Dietrich Platz genommen. — Als der Präsi dent dann dem Reichsaußenminister Dr. Stresemann das Wort erteilt, rufen die Nationalsozialisten: „Pfui! Abzug! Fort mit Stresemann!" Der Aüg. Stöhr (Nat.-Soz.) wird zur Ordnung gerufen. ReichSaußenmInifter Dr. Stresemann: Bei der Erörterung der stiariser Verhandlungen ist der Kampf zwischen Regierung und Opposition nicht mit gleiäzen Waffen auszukämpfen. Die Opposition befindet sich dabei in viel günstigerer Lage. Wir stehen noch vor den entscheidenden poli tischen Verhandlungen. Niemals wird sich aber ein günstiges Arrangement treffen lassen, »venn der eine der beiden Teile ge zwungen wird, vorher die Gesichtspunkte, von denen er sich leiten läßt, auf offenem Markt bckanntzugeben. Wir denken gar nicht an Hpe Ausschaltung des Parlaments. Bor der end- gültigen Entscheidung wird der Reichstag dazu Stellung nehmen müssen. Die D e u t sch n a t i o n a le n haben seinerzeit durch ihre 48 Ja-Stimmen die Annahme der Dawesgesetze ermöglicht. Der deutschnationale Führer Hugenberg hat dann 1926 in einer lange» Serie von Artikeln über „Die Auszehrung Deutschlands" die schleunige Revision des Daoesplanes gefordert. Nun ist uns di« Revision von der Gelzenseite «»geboten worden und nun verlangt Herr Hugenberg, wir hätten solche Rcvisioiisoerhond- lungen ablehnen müssen. Hätten wir solche Verhandlungen ab gelehnt, dann hätte die Gegenseite uns nochsagcn können, wir wollten nur durch finanzielle Manöver die Unbaltbarkeit des Dawesplanes .zeigen. Hugenberg und die von ihm geführten Deutschnationalen sagen nicht, was bei Ablehnung des Poung- planes bleibt, sie sagen nichts über die furchtbaren Wirkungen der Krise, mit der sie dem deutschen Volke angeblich den Weg zur Freiheit zeigen ivollen. Diese Krise würde führen zum Untergang des gesamten industriellen Mittelstandes. Die großen Konzerne würden die Krise überstehen, aber der gesunde persönliche Mittelstand der Wirtschaft würde den Mangel jeden Kredits nicht anshalten. Der Erfolg dieser von Hugenberg in Marburg empfohlenen Krise als Weg zur Freiheit wäre der, daß den übermächtigen industriellen Konzernen nur noch ab hängige Existenzen gegenüberständen iAbg. Dr. Quaal; (Dn.) widerspricht). Wenn der Uoungplan aligelehnt wird, so bleibt doch immer noch der ungemiiderte Dawespian bestehen (Leb hafte Zustimmung. — Abg. Dr. Quaaß (Tn.) ruft: „Das ist nicht wahr! Er bleibt nicht!" Dr. Quaal; verläßt dann mit den Worten: „Es lohnt nicht" unter dem Gelächter der Mehrheit den Saal). Es gibt natürlich kein Regicrungsmitglied, das in dem Poungplan etwas Ideales sähe und die Karaniie für sein« Dnrchsührbarlieit übernehmen wollte. Es läßt sich doch aber nicht bestreiten, daß er dem Dawespian gegenüber Erleichterun gen bringt. Für die Annahme könnte naiürlich die Frage nicht entscheidend sein, ob damit die gegenwärtigen Kassenschwierig- lieiten des Reiches beseitigt weiden. Wenn von dentschnalio- naier Seite gesagt wird, Rücksichten auf die Aufiechierhaiiung der Koalition wären für uns bestimmend, so kann ich nur daran erinnern, daß es einmal eine Zeit gab. in der außenooliiischs Entscheidungen bestimmt wurden von der Rücksicht zwar nicht auf eine bestehende Koalition, wohl aber auf die Erleichterung einer kommenden Koalition (große Heiterkeit). Was die R ä u m u n g s f rag e betrifft, so bin ich nicht in der Lage, kier über die i» Madrid gepflogenen Besprechungen etwas zu erklären. Es wäre das Ende solcher Besprechungen, wenn sic zmn Gegen stand von Erklärungen in den Parlamenien gemacht würden. Mit oller Bcstimmllieit kan» ich ol>er erklären, daß für die deiitsche llke» gierttiig die Annahme irgendeiner VersöhnungS- »der Ausgleichs» kommissi»» nach erfolgter Räumung außerhalb jeder Diskussion steht. (Beifall,) Wir würden die ganze Verhandlung scheitern lauen, wenn man uns zuinutct, irgendeine ständige Kommission noch im Rhein land wirken zu lassen. (Lebhafter Beifall.) Von deutschnationaler Seite wird gesagt, Deutschland nx'rße durch den Poung-PIun eine englische oder französische Kolonie. Tatsächlich schwebt ganz Europ« in Olefahr, eine Kolonie derjenige» zu weiden, di« nicht in gleicher Lvcise unter dem Kriege gelitten haben. Die deutschnationalen Anträge gegen die Kriegsschuld« füge rennen offene Türen ein. Es gib! keinen, der die Lüge von der Alleinschnld Deutschlands am Kriege im englischen oder franzö sischen Parlament ausstellen könnte, obne den iebtiaslen Widerspruch seiner eigenen Landsleute zu finde» Von dieser Stelle aus ist im mer wieder durch Redner aller Parteien gegen die Kriegsschntdlüg« Protestiert.worden. Der erste Praiesi kam zufälligerweise von einem Sozialdemokraten. Warm» wollen Sie luach rechts) in einer Frag«, in der wir alle einig sind, fortwährend die Parteien auseinander reißen? BSiruin ivollen Sie als die Folge eines einzigen Verirags- Rimgraphen das hinstellen, was die Folge eines verlorenen großen Krieges ist? Lassen Sie »nS doch den Kampf um d>c Befreiung unseres Volkes mit mvralischc» Mitteln führe»! (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.) Abg. Dr. Brcitscheid (Soz.): Wir erkennen -ankbar an, daß Graf Westarp immerhin nur von parteipolitischen Absichten sttc unsere Zustimmung zu Piris gesprochen Hai nnd nicht, wie sein Parteichef Hugenberg. von unserem Wunsche, inarristiiche Erix'N» mente zu machen. Wer denkt an parteipolitische Gescixtsle, imnu es sich darum handelt, die Lasten des deutschen Volkes zu ermäßigen! (Scbr wahr bei den Sozialdemokraten.) — Bei Schluß der Redak. tion dauert die Sitzung an. «nrv Deutschland möglicherweise ebenso wie beim Poung» Plan nicht ganz ohne finanzielle Opfer davonkommen und nach den erheblichen Leistungen, die Deutschland im letzten Dezennium schon zugunsten des Saargebiets aufgebracht hat, sich auch zu gewissen Kompensationen in mäßigen Gren zen bereitfinden müssen. Aber bei diesen Ausgleichsver handlungen sollte es Frankreich zum Bewußtsein gebracht werden, daß Deutschland schon im S)oung-Plan im Inter- esse eines Ausgleichs weit über den Wortlaut der Verträge hinausgegangen ist. und eine Gegenleistung für die Rückgabe der Saargruben ein außerordentliches Entgegen kommen. aber keinen Rechtstitel, nicht einmal nach dem Wortlaut des Versailler Vertrages, darstellt, der eine frühere Freigabe der Saar unter den heute geschaffe nen Vorbedingungen ausdrücklich vorsieht.. (Art. 45/30. § 38Z Daß Frankreich heute noch im Saargebiet bleiben müsse, „um die Rechte und die Wohlfahrt der Bevölke- rung zu sichern" glaubt heute selbst in Frankreich kein ernsthafter Politiker mehr. Wenn man von dem kleinen Kreis von Renegaten um den mit Variier Geldmitteln finanzierten „Saaroeretn" absteht, -gibt « kerne« »ch«n an der Saar, der nicht lieber heute als morgen za ^mtfchland »urückkehren möchte, und der Ausfall der für 1933 vorgesehenen Volksabstimmung unterliegt daher nicht dem leisesten Zweifel. Daran trägt die Tatsache wesent lich Mitschuld, daß es der Saarbevölterung unter ihrem neuen diktatorischen Völkerbundsregime alles andere als gut gegangen ist und wirkliche Hilfe und Unterstützung in allen diesen Jahren nur von Deutschland gekom- men ist. Obgleich zugunsten des Saargebietes die deutschen Zoll- und Tarisbestimmungen modifiziert wurden, obgleich die deutsche Regierung zahlreiche Anleihen vermittelt und soziale Verpflichtungen auf sich genommen hat, trieb die Wirtschaftslage im Saargebiet immer erneut einer Kata strophe entgegen, und die Verschuldung des Landes beträgt heute einschließlich der jüngsten Anleihen mehr als eine Milliarde französischer Franken, bei einer Einwohnerzahl von wenig mehr als 730 000 Seelen, Das Land seufzt unter drückenden Steuern, von denen fast 30 Prozent von dem riesigen Verwaltungs- und Beamtenapparat ver- schlunaeu werden. Die Kulturausaaben der Saarreaie-