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>«««er 139 Söchfifche Dolkszeitung 19. Juni 1939 na» mak^ echt) ver« »««I nte^ tlon für bli, t eq tschn den' mm mo« Ion« ehr« ieht all- ven, ffen der vie- inö- llen ung > chuns gnis<l schon! ozial- ndele lose «ibk t an» > zunr IN geil n di« idtj nalen ) mik nach leiere e das se> : ydS rlich ;s er- ,u er« Flotte euzer. ft be«. äuseN, > an1> de» schuß« rn l)ai -enden >sta»d« »ehren ch d«> in di« üt den Georg ! kam, hinter» eb rächt r Teil« Zolizel» n sran- ispiels« e Zahl stüdten nläusig (Kreis dächern ibüuden > nackte Büdne- Anzahl sarl« chivache X X X Wendung in Dekancvn? Anwürfe gegen die deutsche Auhenpolittk Kineinziehung Deutschlands Lr. Besannen, 17. Juni. Di« Verhandlungen des Appellationshoses in Besan;on nehmen ein« Wendung» die zu diplomatischen Folgerungen führen dürste. Der Präsident nimmt Zeugenaussagen des In halts entgegen, daß die deutsche Außenpolitik unrichtig sei und das Ziel einer Wiedergewinnung Elsaß-Lothringen» verfolge. Der Name Stresemann wird in unmittelbare Beziehung zu dieser Tendenz gebracht. Dl« Reichsregierung dürft« sich gezwungen sehen, gegen diese Auwürfe energisch Verwahrung einzuleg««. Kr. Besanron, 15. Juni. Die Suche nach der „auswärtigen Macht", die nach Auf fassung der französischen Justizverwaltung ein feines Garn über Elsaß zu spinnen sucht, hat heute zu einem entzückenden Zwi schenspiel geführt, das die Disproportinalität der Ereignisse in klassischer Komik festhält. Der Angeklagte spricht über seine Korrespondenz: Weshalb er für manche Namen Abkürzungen ge wählt hat, wer unter diesen Namen verborgen ist. Es ist der Schutz gegen ein Besvitzelunassystem, zu dem fast alle Wort führer des elsässischen Volkes sich heute gezwungen sehen. Dieses System des verdeckten Vriesinhaltes ist nicht einmal sehr raffi niert. „Erwins Schwiegervater" ist zum Beispiel der Gründer der Verlagsanstalt „Erwinia", Faßhauer. Roos kann leicht Nach weisen, daß diese Korrespondenz sich auf Banalitäten bezieht. Da greift der Lrooirour gdndral noch einmal mit Adlerblick in seine Akten und hält einen Brief hoch: „Und wer ist 8gk. Der Angeklagte stutzt: 8zk...? Die Verteidiger stutzen: 8gk...? Mit einem 8ZK. soll — in Angelegenheiten Staats komplott — von Roos auch noch korrespondiert sein? Durch den Saal rieselt bereits die Sensation. Hat man ihn endlich ver wischt, den groben Unbekannten, der von der anderen Seite des Rheins die elsässischen Drähte zieht? Die Verteidiger ver gleichen die Akten des Eeneralstaatsanmaltes mit dem Original des Briefes, der Roos — unter anderem Belastungsmaterial ähnlichen Wertes — eine fünfzehnjährige Freiheitsstrafe ein- tragen soll. Der Erfolg ihrer Nachprüfung ist eine große Heiter keit. Roos hat einem seiner Briefe die abgekürzte Anrede S.(ehr) gfteehrter) Hfterrs vorangesetzt. Der Gcneralstaatsanwalt, der des Deutschen völlig unkundig ist, hat diese drei Buchstaben in die französische Uebersetzung des Briefes übernommen, wo sie nun als ein mysteriöses 8gk. fungieren, hinter dem eine An klage auf Landesverrat natürlich die fürchterlichsten Dinge ver muten mutz. Bedenkt die Justizverwaltung, was ein Vorgang dieser Art für ihr Ansehen bedeutet? Wie der „sehr geehrte Herr" des Procureur gönSral jetzt durch alle elsässischen Dörfer gehen wird als amüsanter Vefähigungsnachroeis der Behörden? Um uns keinem Mißverständnis auszusehen, wir glauben nicht an eine bewußte Voreingenommenheit des Appellationshofes von Vcsanyon. Seine Mitglieder geben durchaus den Eindruck ernster Bemühung, und dem Vertreter der Anklage scheint es eine persönliche Verlegenheit zu sein, wenn seine Argumente sich als unberechtigt erweisen. Die Jury ist ruhig und aufmerksam. Von da bis zur objektiven Rechtsfindung ist es unter den gegenwärtigen Umständen aber noch recht weit. Der schwere Fehler und die schwere Verantwortung der zentralen Regie rungsstellen liegt darin, daß sie an die Stelle eigener Leistungen das Misstrauen gegen die Bevölkerung gesetzt haben. Es ist unvorstellbar, was von der Polizei als Belastungsmaterial gegen Roos herangeschleppt wird. Reden des Grafen Westarp, angebliche deutsche Spionage aus dem Jahre 1919, Aeußcrungen deutscher Zeitschriften über das Selbstbestim- mungsrecht der Völker, alles verwandelt sich hier in „Vorbe reitung zum Komplott". Aber außer diesen Interpretations fehlern, für die in der allgemeinen Sicherheitspsychose Frank reichs ein hinreichender Grund gefunden werden kann, gibt es diesem Prozeß sehr sehr merkwürdige Dinge. Was soll man sagen, wenn bas Wort „Selbstverwaltung" ,n der Uebersetzung eines elsässischen Manifestes in das Wort „plskiscite" verfälscht wird und die Polizei dem Statut der Lanoespartei unter dem 8 17 im französischen Text einen Absatz hinzufügt? Diese beiden „Irrtümcr" der polizeilichen Uebersetzung konnten von dem Vertreter der Anklage nickt bestritten werden. Und dann die Hauptbelastungszeugenl Der Kommissar Bauer hat, was der französischen Justizverwaltung vielleicht noch nicht genügend bekannt ist, der deutschen Polizei in Mül hausen dieselben Dienste geleistet, die er jetzt — mit der Ehren- legion im Knopsloch — der französischen Polizei leistet. Der ehrenwerte Herr Dumser hat sich während des Krieges in der Schweiz erholt, und nachdem er dann zeitweise an einem autono- mistischen Blatte tätig war, bezichtigt er — um auch andere bezichtigen zu können— sich ietzt selbst, von deutscher Seite Geld empfangen zu habe». In elsässischen Blättern sind die Erpresser- briefe veröffentlicht worden, bie „Monsieur Dumser" vor Ver öffentlichung seiner Denunzierungsbroschllre an die Verlags anstalt „Erwinia" gerichtet hatte. Hütte man ihm damals 200 OVO Franken hingeworsen, so wäre seine Sorge um die Sicherheit des französischen Staates behoben gewesen. Jetzt aber hebt er die Schwurhand — und es findet sich ein Gericht, das ikm dielen Lid abnmnnt. Die Verantwortlichkeit für Vorgänge solcher Art kann nicht auf Organe untergeordneter Art beschränkt werden, sie geht bis zu sehr hohen Regierungsstellen. Wer die Tradition de» „moucksrü" kennt, und die Durchbildung, die dieses polizei liche Spitzelsystem in Frankreich gefunden hat, wird gewiß in Rechnung stellen, das; die Pariser Zentralbehörden in eine Dunstwolke falscher Berichte über das Elsas; eingehllllt ind. Aber die Negierung bleibt auch für die Ausroahl der Per- onen verantwortlich, durch die sie sich unterrichten lägt. Es soll auch nicht bestritten werden, daß an einzelnen Stellen sich eine bessere Erkenntnis durchsetzen beginnt. Wenn der Präsi dent des Appellationsgerichtshoses gestern die Fehler Frank reichs als „sxcusablez" bezeichnete, so klang das schon stark nach einem Plädoyer auf mildernde Umstände — für die Regierung. Aber weshalb wird dann dieser Prozeß weitergeführt? Und wo bleibt die Amnestie für Colmar? Poincarö hat Frankreich viel genützt und viel geschadet, aber seine eigenwillige Prestigepolitik ini Elsaß wird zu seinen größten Fehlern gerechnet werden müssen. Es ist die einheit lich« Ueberzeugung aller elsässischen, an diesem Pro^ß beteilig ten Kreise, daß Poincar« trotz besserer Erkenntnis an der von ihm einaeschlagenen Richtung nur deshalb sesthält, weil er sich das Eingeständnis seines Fehlers nicht «bringen kann. Und das ist für einen Staatsmann ein sehr schwerer Vorwurf. Probleme -es Verkehrswesens Sächsischer Verkehrslag in Bad Elfter Bad Elfter, 18. Juni. Am Sonntag fand im Hotel Wettiner Hos zu Bad Elster der 2. Sächsisch« Verkehrstag statt. Dr. Jäger begrüßte die aus allen Teilen Sachsens zahlreich erschienenen Teilnehmer, ». a. Kreis hauptmann Buck nmo die Mg. Prof. Dr. Kästner und Schmidt. Obcrregicrungsrat Dr. Ziimucr-Zivickau sprach im Anfirage des Ministerpräsidenten, des Ministeriums des Innern und des Wirt- schastsministeriums und erwähnte, der Geschäftsbericht lasse das un eigennützige Arbeitsprogramm des Sächsischen Verkehrsverbandes erkennen. Nach ihm ergriff Bürger,neistner Heltner-Oelsnitz i. V. das Wort. Der Landesverband für Fremdenverkehr in Böhmen ließ durch ei» Vorstandsmitglied ans Bad Elster seine Glückwünsche zum 2- Sächsischen Verkehrsiag übermitteln. Namens des Erzgedirgs- vcreins überbrachte Obersludienrat Direktor Dr. Grundmann aus Eibenstock die besten Wünsche für die Tagung. Prof. Dr.-Jng. Blum von der Technischen Hochschule in Hannover behandelte dann in einem inständigen Vortrag „Grundlegende Problem« d«S Verkehrswesens". Der volkswirtschaftlich)« Nutzen des Verkehrs für die Allgemeinheit ist von ausschlaggebender Bedeutung. Der Verkehr befördert Men schen, Sachen, Nachrichten durch Land-, Wasser-, LuftverkehrSmittel und durch elektrische Ucibermitftung. Hochwertige Transporte, Per sonen, Nachrichten, Edelgnter brauchen Sicherheit. Pünktlichkeit, Schnelligkeit, Schonung, häufige Verbindung, müssen dabei aber auch auf Billigkeit bis zu einem gewissen Grab verzichten. Massengüter dagegen legen Wert g-er<ede ans Billigkeit. Ministerialrat Dr.-Jng. Speck, der Referent für das säch sische Straßcnhauwescn, belmndeste anschließend den Ausbau der Straßen in Sachsen. Nach einer geschichtliche» Ein leitung schildert« der Redner den Umschwung des Verkehrs durch die Entwicklung des Kraftwagens und die Notwendigkeit der sofortige» Instandsetzung der Straßen aus wirtschaftlichen Grün de». An Beispielen erläuterte Dr. Speck das sächsische Straßenbau- Programm, das seit 1!>26 läuft und jährlich rund 21 Millionen Reichsmark beansprucht, und führte die größeren sächsischen Straße, nnd Bnickcnbanten in Wort und Bild vor. EtngekeiD besprach er die Fern- und Durchgangsstraßc» und befürwortete die Linie Ulte,»- bnrg—Zwickau für die Feriistraße Berlin—München. Zahlreiche Lichtbilder und Pläne, darunter ein« Karte des jetzigen Befestigungsznstandes der sächsischen Straßen erlänterlen den Dortrag. Alle Forderungen durch e i n Verkehrsmittel zu befriedigen, ist nicht möglich. Es müßte dazu auch »och räumlich und zeitlich un beschränkt sein. Das umversalste Verkehrsmittel wäre theoretisch das Flugzeug. Es befindet sich aber noch im Stadium der Ent wicklung. Innerhalb der Elemente Land und Wasser sind stark uni versell Eisenbahn und Seeschiff, ausgezeichnet durch Billigkeit, Pünkt lichkeit, Schnelligkeit, Zuverlässigkeit, Sicherheit. Im Uedcrseever» kehr hat das Seeschiff daher das Monopol und findet allseitig« un bedingte Förderung. Die Eisenbahn arbeitet am wirtschaftlichsten und am bil ligsten, besonders wenn man bedenkt, daß sie ibre Wege, Stationen und alle andere» Anlagen selbst unterhält und dazu »och einen Teil der Reparationen trägt, iväbrend z B. die Berkehrswege anderer Verkehrsmittel (Straßen, Kanäle. Strömet, die Häsen „sw. vonk Staat oder von Gemeinden, überhaupt von der Mgenieinheit unter halten werden. Im Interesse der Wirtschift muß der böcksie Nutzen für die Allgemeinheit mit de» kleinsten Mittel» erreicht werden. Staat und stllgeiiieinbeit müsse» von den Verkehrsmitteln unbedingt« Befövdcpnngspflicht, Belriebs- und Haftpflicht verlangen, aber nur die Eisenbahn kann diesen Forderungen wirklich voll nachkominc». Die Verkehrsmittel solle» auch soziale Ausgabe» fördern Helsen, z. B. entlegene und wirtschaftlich schnmche Gegenden bedienen, auch den wenig finanzkräftigen Siedler und Arbeiiec billig befördern. Todesurkeil gegen August Nogens Das Ende des IakubowfkU-Prozesses Neustrelitz, 17. Juni. Im Jakubowski-Nogens-Prozeß wurde nach fast dreiwöchiger Verhaut iungsdauer am Montagnachmittag durch Landgerichts, direktor Peters-Rostock als Vorsitzendem des Schwurgericht» folgendes Urteil verkündet: Es werden verurteilt: Der Angeklagte August Rogens wegen Mordes zur Todesstrafe und wegen Meineides unter Berücksichtigung des Paragraphen 157 Absatz 1 Str.G.B. zu einer Zuchthausstrase von 1 Jahr 8 Monaten. Die bürgerlichen Ehrenrechte werden ihm siir dauernd aberkannt. Der Angeklagte Fritz Rogens wegen Beihilfe zum Mord und Meineid unter Berücksichtigung des Paragraphen 157 Abs. 1 Str.G.B. und des Jugendgerichtsgesctzes zu einer Gesamt- Das Solowetzkyklosler Der Wesermünder Fischerdampfer „Scharnhorst" ist im ver- gangenen Jahre im Weißen Meere gestrandet und die Be- satzung blieb verschollen. Nach langen Monaten sind jetzt Nach, richten nach Deutschland gekommen, daß die Sowjetbehörden der Solowetzker Inselgruppe sie, wie einst die Strandräuber ver gangener Jahrhunderte, gefangen genommen und in den schauerlichen Kerker von Solowetzk eingeschlosien halten. Der deutsche Generalkonsul in Petersburg hat die notwendigen Schritte unternommen und sich für ihre Befreiung eingesetzt. Auf den Solowetzky-Jnseln, fern im Weißen Meere, liegt das Solowetzky-Kloster, das in der Geschichte Rußlands eine große Rolle spielte. Heute stehen zwar nur noch die Kirchen mauern und die Wirtschaftsgebäude. Unter den vergoldeten Kuppeln läuten keine Glocken mehr, keine Pilger besuchen die geweihten Stätten, und die Mönche sind verschwunden. Die Vvischewlken haben Grauen über das einst blühende und reiche Kloster im Eismeere gebracht. Sie haben es in einen Ver- dannnngsort für Andersdenkende und für ihre Widersacher verwandelt. Es ist eine Hölle geworden, in der Skorbut und Verzweiflung herrschen, und aus der sich nur wenige ins Leben znrückretten. Da das Klima auf den Inseln dank einer warmen Strömung milder als auf dem Festlande ist, konnten die Mönche dort manche wirtschaftliche Betriebe einrichten. Es gab Sägewerke, Transiedereien, Fischereien usw., aus denen Novizen arbeiteten. Auch viele vom Leben enttäuschte Pilger weilten im Frieden des Klosters. Es gab in Rußland, im Lande der Gottsucher und Mystiker, Leute, die barhäuptig und barfuß, mit Ketten beladen, nach Solowetzk wandelten, um hier zu arbeiten und zu beten, und um sich von den Eremiten in der Waldeinsamkeit segnen zu lassen. Die Einsiedler und Asketen sind di« einzigen, denen dte Bolschewiken nichts nehme« konnten, weil sie nichts besaßen. Sie konnte« auch nicht wie die Klostermönche vertriebe» werden, weil ihre Be hausung nur in einer Steinhütte in der Wildnis bestand, und weil ihre Nahrung in einem Stück harten Brotes bestand, das ihnen fromme Besucher spendeten. Aber in ihrer großen Armut waren sie reich an Güte und Liebe. Manche Pilger, die schuld beladen zu ihnen hinausgingen, kehrten mit Gott versöhnt und getröstet zurück. Das Solowetzkykloster wurde im 15. Jahrhundert gegrün det. Von dort sollte unter den Lappen und Samojeden das Christentum verbreitet werden. In der Tat gelang es die aus dem Festlande nomadisierenden Stämme zum Teil seßhaft zu machen. Das Christentum allerdings schlug keine allzutiefen Wurzeln, es vermengte sich mit allerlei Zauberspuk und Aber glauben, und noch heute werden den Windgöttern Tiere ge opfert. Dte Häute werden dann auf Stangen ausgespannt, damit die Götter, wenn sie in der wilden Jagd des Schnee sturms heranbrausen, die ihnen geweihten Tiere bemerken und günstig gestimmt werden. Auch der Waldgeist, der Leschui, geht um. In den Seen und Bächen wohnen Nixen, die die jungen Leute anlocken. Gefürchtet und gleichzeitig begehrt sind die Hexen, die Tränke brauen, den Frauen helfen, das Vieh besprechen und die im Notfälle auch vor einem Giftmorde nicht zur Zeit der Verfolgung der .Altgläubigen" lStarowerzy), die den Reformen Nikons nicht zustimmten, mußten Tausende und aber Tausende nach Sibirien und in den hohen Norden flüchten. Widerspenstige Bischöfe und Priester wurden in den Mauern des Solowetzkyklosters eingeschlossen und wurden zu Märtyrern des altrussischen Glaubens gestempelt. Unvergessen bleibt der Erzpricster Awakum. Wie viele andere Sektierer, denen die Masten Gefolgschaft leisten, beanstandete er im besonderen eine Aeußerlichkeit bei den Anhängern der neuen Staatskirche. Er behauptete, daß der dritte Finger, mit dem sie das Kreuz schlugen, dem Teufel geweiht sei. Er und sein nach vielen Tausenden zählender Anhang ließen sich knuten und in die Kerker werfen, sie wurden verbannt und bis t» hi« Tundren gejagt und starben als Märtyrer ihres seltsame» Wahnes. Be sonders Peter der Große, dessen Reformwerk sie ablchnten, und den sie als Antichrist betrachteten, ließ sie ausrotten und in die Wälder am Eismeer bringen, wo sich bis heute Anjiedlunge» der Altgläubigen erhalten haben. — Die Hauptstadt des Nordens, Archangelsk, von wo der Verkehr nach den Solowetzky-Jnseln vermittelt wird, bildete einst einen Mittelpunkt des russischen Holzhandels. Sie war reich und blühend, und in ihr pulsierte das breite, großzügige, sorglose, russische Leben. Heute stirbt Archangelsk einen lang samen Tod. Die Wohnungen der reichen Kaufleute sind aus« geplündert, der Handel ist geknebelt und Armut und Elend schleichend durch die öden Straßen. Im Sommer verkehren Dampfer auf der nördlichen Düna, die Landschaft verliert dann ihr eingefrorenes Gesicht. Auf den Wiesen blühen ganze Felder von Vergißmeinnicht. Unter weißen Birken düsten Nachtschatten, und Elche brechen mit plumpen Schritten aus den Weidengebüschen. Aber der Sommer ist in jenen Breiten kurz, und schon im Oktober sind Flüsse und Seen mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Die Landschaft präsentiert sich dann wie ein Totenfeld. Schmutzigfarbene, grubige Schlittenpfade führen dann als dunkele Streifen durch die Schncelandschast. Jin Sommer und im Winter langen in Archangelsk Eisen- bahnzüge an, die neue Verbannte bringen. Schlecht verpflegt und schlecht gekleidet werden sie in Eesängnissen, die von Un geziefer verseucht sind, untergebracht und harren der Schrecken, die sie nach ihrem Weitertransport nach Solowetzk erwarten. Die Zahl der Verbannten auf den „Inseln der Schrecken" wird auf über 10 000 geschätzt. Dort werden sie teils zu Zwangs arbeiten in den Holzfüllereien verwandt, teils werden sie tu den Klostcrhöfen eingeschlosien gehalten. Die Behandlung ist roh und grausam, und den meisten ist der Tod eine Erlösung. In diese Hölle nun sind die deutschen Seeleute eingeschlossen, und es bleibt abzuwarten, ob es den deutschen Behörden ge lingen wird, sie aus ihre unverdienten Pein zu erlösen.