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Arbett für den Landtag Anträge und Etat Dresden. Die Landtagsmaschine sängt wieder an zu arbeiten: die Parteien warten mit allerlei Wünschen in Form von Anträgen auf. Die Landtagssraktion der Wirtschafts. Partei hat in Form eine« Antrages einen Gesetzentwurf zur Aenderung des Gewerbe st euergesetzes eingebracht. Der Entwurf will das Gewerbesteuergesetz, wie es in der Be. gründung heißt, durch eine Reihe von Sondervorschristen für gewisse Erscheinungen des Wirtschaftslebens ergänzen, die nach Ansicht der Antragsteller bei den betr. Unternehmungen «ine stärkere Heranziehung zur Gewerbesteuer rechtfertigen. Ls handelt sich hierbei teils um bestimmte Formen der Ausübung des Gewerbebetriebes sWarenhäuser, Filialen), teils um Ab. weichungen vom regelmäßigen Geschäftsgebaren sAusverkäufe) Die in Frage kommenden Unternehmungen könnten die ihnen hiersür zugedachte Mehrbelastung durchaus tragen. Die Deutschnationalen beantragen am 28. Juni als am 10. Jahrestage des Versailler Vertrages in allen Schulen eine gründliche Unterweisung über diesen Vertrag, unter Zurück. Weisung der angeblichen Schuld Deutschlands am Weltkriege vorzunehmen. Ferner wird die Regierung um eine Vorlage ersucht zur Neuordnung des Besteuerungsrechtes der Kirche. Die Sozialdemokraten beantragen die Einsetzung eines Ausschusses zur Untersuchung der Verhältnisse in den Gefängnissen und Erziehungsanstalten und eines außerordent lichen Ausschusses für die Behandlung der Besoldungs- und Be- amtensragen. Die Kommunistische Partei fordert u. a. die Be reitstellung von 50 Millionen RM. zum Bau von Arbeiter» Wohnungen, ferner die Anweisung des sächsischen Vertreters im Reichstag, gegen die Gesamtheit der geplanten Verschlechterungen der Arbeitslosenversorgung Stellung zu nehmen, weiter die Dresden. 10. Juni. Die Feuerwehr wurde am Sonntag um 13.55 Uhr zu einem Straßenbahnzusammenstoß nach der Tharandter Straße am N a t s ste i n b r u ch gerufen. Es wurden der Pionierzug, eine Motorspritze und vier Krankenwagen an die Unfallstelle be ordert. Hier war ein Anhängewogen eines Straßenbahnzuges beim Einrangieren in einer Weiche mit einem Triebwagen eines stadtwärts fahrenden Straßenbahnzugcs durch vermutliches Versagen der Bremse zusammengestoßcn, wobei vier Per sonen schwer und acht leicht vorletzt wurden. Mit Hilfe von Ardeitersamaritern wurden die Verletzten verbunden und trans portfähig gemacht. Während die Sch'iververletzten in die Kran kenhäuser befördert wurden, konnten vier Leichtverletzte mit dem Wagen des Branddirektors zum Arzt nach Freital gebracht werden. Unter Zuhilfenahme des SauerstosfschneideopMrales und mehrerer Winden muhten die in sich stark zusammen- geklemmten Wagen mittels Triebwagen auseinandergezogen werden. Bei diesem Zusammenstoß entstand Material schaden an Trieb- und Anhängewogen: letzterer mußte mit einem Rollbock nach dem Straßenbahnhof befördert werden. Zu diesem folgenschiveren Zusammenstoß, wird uns von anderer Seite berichtet: An der Grenze der Stadtteile Dresden— Löbtau-Plauen, auf der äußeren Tharandter Straße, gegen über der Bienertmühle. befindet sich eine Weiche, die bis nahe an den sogenannten Natssteinbruch heranreicht und die besonders dem Umsetzen der Anhängeivogcn dient. Befinden sich aus dem rechten Glcisstück abgesetzte Anhängewagen, dann fahren die aus der Stadt kommenden und noch dem Plauensci)«n Grunde verkehrenden Straßenbahnwagen um diese herum. Als nun ein Straßenbahnzug der Linie 22 mit zwei Anhängeivagen aus dem Plauenschcn Grunde an jener Weiche vorüberfahren wollte, kam ihm ein anderer Wagenzug der gleiä)«n Linie landivärts- fahrend entgegen. Der Führer des ersten Zuges vermochte diesen unbefristete Verlängerung öer Krisenfürsorge, sofortige Aus hebung des Verbots des Roten Frontkämpferbundes sür Sachsen usw. » Der Houshal tausschuß A des Landtages wird bereits in seiner ersten Sitzung am 13. d. M. die Etats» deratung oufnehmen Dabei wird in erster Linie der Antrag der Deutschen Volkspartei zur Beratung stehen, jene Teile des Hausholtplans vorweg zu verabschieden, durch deren Erledigung Bau- und ander« Arbeitsausträge vergeben werden können. Es handelt sich zunächst um die Summe von rund 10 Millionen RM. Hinzu treten dürften dann u. a. noch die Mittel sür Straßen, Wege und Wasserwesen von insgesamt 33 Millionen RM. Ferner sind zu berücksichtigen die Teile des Stoats- haushaltplanes, die dem Haushaltausschuß D zur Beratung ob liegen. Es ist dies vornehmlich der außerordentliche Etat, der ür Talsperrenbauten und dergl. mit etwa 15 Millionen RM. n Frage kommt. Es ist zu hoffen, daß durch diese demnächst in Fluß kommenden Staatsoufträge der Arbeitsmarkt in Sach sen günstig beeinflußt werden wird. Der Skrett in -er Aufwerkurigsparkei Dresden. Seit langem „krachen sich" bekanntlich di« Leipziger und di« Dresdner Aulfwertter. Statt einer Landesliste für die Wah len haben sie getrennt« Listen herausgebracht, und wenig« Tag« nach der Wahl haben die Leipziger den Dresdner Dr. Herrmann und den früheren 2Vbg. Göltling aus der Partei ausgeschlossen. Darauf hat jetzt der Vorstand des ostsächsischen Wahlkreisverbandes beschlossen, dem Justizminister Dr. v. Fmnetti im Einverständnis mit Dr. Herr mann die Leitung und den Vorsitz in Ostsachsen zu übertragen. Die ser Wahlkreisvevlxind tritt aus dem Landesverband Sachsen aus und unterstellt sich unmittelbar der Rcichsparteileitung. Den Ausschluß der genannten Herren erkennt Ostsachsen nicht an, beide gehören weiter der Partei an. nicht mehr rechtzeitig abzubremsen, um den entgegenkommenden Wagenzug vollständig aus der Weiche herauszulassen. Mit größter Heftigkeit wurde vom Triebwagen des ersten Straßen bahnzuges der zweite Anhänger des landwärtssahrenden Wagenzuges angesahren, losgerissen und noch ein Stück mit rückwärts genommen. Beide Straßenbahnzüge waren stark überfüllt. Durch den Zusammenstoß wurden die Stand plätze vollständig demoliert und die auf derselbe i stehenden Fahrgäste zum Teil auf das Straßen Pflaster geschleudert. Zahlreiche Fahrgäste erlitten Schnitt- und Quetschwunden oder ander« Verletzungen. Am schlimmsten er ging es einem in Dresden-Friedrichstadt wohnhaften 25 Fohre alten Gießereiardeiter Rudols Pönisch, der zwischen die zusammengefahrenen Wagen eingeklemmt war und erst durch die Feuerwehr aus seiner Lage befreit werden konnte. Schwerverletzt muhte er mit fünf weiteren Verunglück ten nach dem Krankenhaus gebracht werden. Eine ganze Anzahl Personen kamen mit leichten Verletzungen davon oder hatten nur Schreckwirkungen zu verzeichnen. So war u. a. der Abteilungsleiter Alfred Seifert aus der Borsbergstraße 34 aus die Straße geschleudert worden. Dieser hatte bei dem Sturze offenbar eine Stauchung des Rückgrates und einige Quetschungen erlitten. Auch die Ehefrau Seiferts zog sich mehrfach« Verletzungen zu, während deren Kind mit dem Schrecken davonkam. Beide Eheleute Seifert und der 25 Jahre alte Pönisch wurden nach Anlegung von Notverbänden in Kran kenautos nach dem Friedrichstädter Krankenhaus übergcführt. Zwei Mädchen aus Freital, die Schwestern Veronika und Flse Stephan, hatten blutende Schnitt- und Quetschwunden erlitten. Ein Schauspieler Wildersinn aus der Hoydnstrahe war anscheinend innerlich verletzt. * Der Straßcubahnverkchr war bis gegen 4 Uhr unter brochen. Die Strahenbahnfahrgäste mußten an der Unfallstelle, die vom Ueberfallkommando des Polizeipräsidiums abgesperrt 7S Jahre „Wachl am Rhein" Jeder Deutsch« kennt und licbl das begeisternde Lied von dev „Wacht am Rhein", das während des letzten Krieges dein Schwung der Herzen lebensvollen Ausdruck verlieh und neben Hossmann von Fallerslebens „Deutschlandlied" wohl das meistgesungene jene, Jahre gewesen ist. Am 11. Juni sind seit seiner Uroussührung 75 Jahre verstrichen. Nicht in kampsumloster Zeit entstand cs als Ausdruck deutschen Siegrswilleiis und treuer Vaterlandsliebe: aber es sollte die Ant wort sein auf die Kriegstrcibcrcie» des sranzösischen Ministers Thiers, 1840, der damals schon einen europäischen Krieg gegen unser Vaterland zu entfesseln strebte. Vierzehn Jahre verzingen, bis der in VergessenlM geratene Text S ch n c ck e n b u r g e r s in Karl Wilhelm einen volkstümlichen Vertoner erhielt. Am 11 Juni 1854 veranstaltete die Stadt Krefeld ein« Feier aus An laß der silbernen Hochzeit des Prinzen Wilhelm von Preuße», des nachmaligen Kaisers Wilhelm l. Karl Wilhelm, der zu jener Zeit in Krefeld als Musiklehrer und Dirigent mehrerer t^iang-. »crein« wirkte, komponierte zu diesem Feste Schneckenburgers .Wacht am Rhein" und brachte sein Werk mit starkem Beifall zur llraussüh- rung. Noch im selben Jahre erschien cs in der Chorliedcrsammluntz von Erk und Greef, und 1865 stand es aus dem Programm des ersten Deutschen Sängerbundesfestcs in Dresden. Die Politischei Konstellation aber brachte es mit sich, daß das Lied vorerst nicht zur Volkstümlichkeit gelangte. Erst fünf Jabrc später wurde es zum Marschlicde unserer Truppen und erlebte in dem siegreichen Ringen seine Verwirklichung. Seitdem wurde es bei vaterländischen Festen und in den Schulen gesungen, bis es 1014 z» neuem allgemeinem Lebe» erivachtc. Der Dichter des Liedes wurde 1810 zu Tlrallieim bei Tutt lingen geboren und starb im Alter von 30 Jahren i» Bern. Der Komponist Karl Wilhelm stammle aus Schmalkalden (gcb. 1820), wurde 1860 Kgl. Musikdirektor, lebte seit 1865 in seiner Vaterstadt und starb dort am 26. August 1873, konnte also den Sieg seines Liedes miierleben. 'Schmalkalden ließ seinem berühmt gewordenen Sohne ein Denkmal errichten, und das Vaterland ehrte ihn durch ein« goldene Medaille und eine Jahrcspcnsion von 3000 Mark. Die gleiä)« Summe erhiellen die Hinterbliebenen des Text dichters Sch n e ck e n b u r g e r. R. Hittman». wurde, umsteigen. Während der in den Aiihängewagen hinein- gefahrene Triebwagen später mit eigener Kraft nach Freital zurückkehren konnte, mußte der schwer beschädigte Anhänger von der Feuerwehr emporgewunden und durch Unterschieben eines Fahrgestells transvortsähig gemacht werden. Nach dem vorläufigen Erörtcrungsergebnis dürste di« Schuld an dem Unglück den Führer des von Frcital kommen den Wagenzuges treffen. An der llnglücksstelle, die dauernd von einer dichten Menschenmenge umlagert war, trafen auch einige höhere Beamte der Straßenbahndirektion ein. — Seit dem 20. Oktober 1027 hat Dresden ein so schweres Straßenbahn- Unglück nicht zu verzeichnen gehabt. : Wechsel im Stadtkra»ke„ha»s Fricdrichstadt. Am 1 Junt 1020 ist Herr Stadtobermedizinalrat Sanitätsrat Dr. Mann, lei- tcndcr Arzt der Abteilung sür Hals-, Ohren- und Nasenkrankc im Sladikrankenbause Drcsden-Fricdrichsiadt i» den Ruhestand getreten. An seiner Stelle wurde am 7. Juni 1020 Herr Prat'cssor Dr. Tonn» dors ans Güttingen in Gegenwart des Verwalters der Anstalt, Herrn Stadtrat Mir'.bcl, der leitenden und sonstigen Aerzte, Be amten und Vertreter der Angestellten durch de» Vertreter de? Vor standes des Krankcnpslcgaints, Herrn Siadtrat Dr. Fischer, in sein Amt einoewicsen. : Wasfentag der Fustartillerie. Die zahlreichen Mitglieder des Landesverbandes der Sächsisehen Fußartillerie-Vereine trafen sich am Sonnabend und Sonntag in Dresden zum 0. Fußartil lerietag. Das Sächsische Fußarlillerie-Rcgiment war 47 Fahre lang in Metz und somit das älteste Regiment dieser Garnison. : Große Illumination im Vergnügungspark der Jahresschau. Am DieuSIag. den 11. Juni, findet im Vcrauügungspark der dies jährigen Ausstellung „Reisen »nd Wandern" an der Stübelallce eine große Illumination statt. Dazu werden Tausende von farbig ahgestimmien Lampions und Lämpchen zusammen niit viele» bundcrt farbigen Glühbirnen vcnvendet. Der Vergnügungspark wird durch diese Farben- und Licktprachl in eine» Zaubergarte» verwandelt und die vielen Lämpchen mit dem satte» Grün der Bäume werden eine Stimmung von eigenartigem Reiz schassen. Skratzenbahn-UngMck in Dresden IS Derletzle Spielersliedhos Von Paul A. Schmitz. „Kommen Sie mit" — sagte ein guter Bekannter zu mir, der seit Jahren in Monte Carlo wohnt. — „Kommen Sie mit mir, ich will Ihnen die traurige Kehrseite dieser lachenden Stadt zeigen. Ihr dunkeles Geheimnis, um das nur wenig Einhei» mische, und noch weniger Fremde wissen. ..." — Und gleich dar auf jagen wir im Auto die Route de la Corniche entlang, hin» aus aus der Stadt des Spiels. Monte Carlo liegt hinter uns. Wir haben uns den ganzen Tag den Freuden dieser Stadt, ihrem Spiel, ihren Parken und ihrem Strand hingegeben. Und nun, in der Dämmerung, soll ich ihr dunkeles Geheimnis sehen. Herrlich jagt das Auto über die glatte Chaussee dreiviertel Route de la Corniche, eine der schönsten Autostraßen Europas. Aber die Freude der Fahrt geht überraschend zu Ende. Der Freund, der am Steuer fitzt, bremst scharf. Langsam gleitet der Wagen hart an den Rand der Straße. Wir steigen aus. Fra gende Blicke zum Führer. Kein Weg führt rechts, kein Weg führt links. Rechts sanfter Abfall der Hügel zum Meer, links ansteigende Felder. Unbegangene Felder. Nur eine Wagenspur ist eingegraben. Vielleicht fuhr hier in der Frühe rin Bauern- karren. Querfeldein führt die Spur, und wir folgen ihr querfeld- «in. Eine halbe Stunde wohl, ein mühsamer Weg. In der Ferne winkt ein Hügel, umgeben von einer hohen Mauer. Wir streben darauf zu. Eine klein« Pforte durchbricht den Mauerwall. Vor der Pforte stehen wir still. Die Tür steht offen, und der Freund weist mit der Hand durch die Orsfnung: Dann sagt er: „Monte Carlo, Spielerfriedhof I" — Ich sehe ihn fragend «n, und er bekräftigt noch einmal: „Spielerfriedhof l" und dan» deutlich „Selbstmörder- ftiedhosl" Mir dämmert, was er meint. Dann treten wir ein. Ein ummauertes Viereck, darin Gestrüpp, Unkraut und wilde Blu men ihr wucherndes Leben treiben. Und in der Mitte dieses Geviert ein Kreuz aus Holz, verwittert und morsch. Das also ist der Friedhof der Spieler. Wir gehen die Eräberrcihen entlang. Gräber . . .7 Kaum find diese Grabhügel zu unterscheiden von der unkrautbedeckten Erde. Niedrig, ohne Schmuck, ohne Kreuz, ohne Namen. Nur eine nüchterne Nummer kennzeichnet das Grab. » Hier also liegen sie, namenlos, unbetrauert. Aus aller Herren Länder kamen sie, das Glück im Spiel zu suchen. Ihr Glück zu korrigieren. Mehr Geld, mehr Geld —, das war ihr Schlachtruf im Kampf ums Glück. Voll Hoffnung setzten sie sich an die Spielbank. Und hoffnungslos standen sie wieder auf. Verzweiflung trieb sie dann durch Monte Carlos Parke. So warfen sie das Leben fort, nachdem der Kampf verloren war. Und in der Frühe fand man sie im Park, am Strand, weiß Gott wo . . . als Namenlose, denn die Papiere hatten sie zuvor ver nichtet .... Und vierundzwanzig Stunden später senkte man sie hier ins Grab. Kein« Träne wird an ihrem Grab geweint, kein Eegensspruch gesprochen. Spielerfriedhof . , . Eelbstmörder- friedhof. Zwei Totengräber schaufeln neue Gräber. Eie grüßen uns. Mein Freund scheint sie zu kennen. Der eine sagt: „Zwei neue Nummern find für morgen angemeldet. Di« eine soll ein russischer Graf sein ..." „Und wieviel werden allmonatlich verscharrt . . .?* „Verschieden. Manchmal keiner — ein andermal wohl dreißig!" Dreißig Selbstmörder in einem Monat. Uns schauert Weiter gehen wir Gräberreihen entlang. Nummer an Nummer. Schmucklos die Gräber. Nur «in verdorrter Strauß läßt manchmal ahnen, daß es doch Menschen gibt, die Trauer tragen um die, di« hier bestattet liegen. Und diel-r Lri-dkak van Mont« ilt nickt du «tnin« a» dinier Cot« v'Azur" . . . Nizza. Tannes, San Nemo . . Und wie Ne alle heißen, die Bäder,darin das Spiel die Herrschaft führt. Dreißig Selbstmörder in einem Monat! Die Tragik, die in dem kleinen Stückchen Erde gefangen liegt, ist ungeheuer. Hier sollte man all die hinsllhren, die nach Monte Carlo kommen, ihr Glück zu suchen. Wer dann noch Lust hat nach dem .Glück", der möge sich getrost zum Spieltisch fegen und um sein Leben würfeln. Die meiste» aber würden Weiter reisen, ehe sie das verführerische Surren der Roulettekugel ge hört. Ehe st« dem monotonen Sang des Croupiers gelauscht. Die Totengräber haben ihr Werk vollendet. Zwei neue Gräber sind geschaufelt — sür zwei Nummern. Wir jchreiten zu vieren den Hügel hinab zur Route de la Corniche. Die Sonn« sinkt ins Meer. Der Horizont ist Feuer. Und während der Motor fingt, während das Auto zur Stadt zurückjagt, zur Stadt des Spiels, die alljährlich Opfer fordert, immer wieder Opfer, falte ich, ohne daß es jemand steht, die Hände und bete in den Motorlärm hinein ein Vaterunser. . . Das goldene Buch der Anekdoten. Kleine Charakterbildei aus dem Leben berühmter Männer und Frauen. Gesainmell und eingelsitet von Wilhelm Büring, Leipzig, Hesse u Becker Verlag. (In Leinen geb. 2,85 RM.) — Fn der Buchsolg« „Die Seiiotzkammer", die sich durch gute Ausstattung und durch Billigkeit auszeichnet, ist soeben eine mit großem Fleiß zusam. mengetragene Aneirdotensammlung erschienen. Der Herausgeber Hot die schier unübersehbare Menge kleiner Charakterbilder, lustiger Geschichten und witziger Aussprüche in vierzehn Abtei lungen gegliedert: Griechen. Römer, Fürsten, Feldherren. Staats. Männer, Diplomaten, Parlamentarier, Gelehrte, Philosophen, Aerzte, Juristen, Musiker, Theaterleute, Dichter usw., das Zeit alter der Renaissance, die galante Zeit, Rokoko und Duodez, das klassische Weimar ziehen in bezeichnenden, vielfarbenen Bildern vorüber. Ein sehr reizvolle» Kapitel ist die „Schule der Frauen". Ein ausführliches Namenverzeichnis erhöht noch den Wert des Buches, zu dem man, wie zu einer Anthologie, immer ' wieder gern zurückkehren wird.