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Anwlstenhett Di« „Sächsische Stoatszeltung" bringt in ihrer Beilage „Sächsische Heimat, Zwanglose Blätter sür Heimat. Kunde- <Nr. 23 vom 7. Juni) «in« „Nordböhmische Dorf, «eschichte- von Richard HIcck« „Der Grußvatter". In dieser Beschichte wird folgende Szene geschildert: „In dem stattlichen Pfarrhause gegenüber der Kirche geht die Haustür auf. Der Herr Pfarrer im Ornat tritt heraus. Ihm folgt ein Kapellknäbe, der die Monstranz trägt. — Beide schreiten an dem Alten vorüber. Der nimmt demütig den Hut ab und bekreuzigt sich vor dem heiligen Gesäß." Nach dieser Schilderung kann man nur annehmen, daß der Verfasser noch nie einen katholischen Priester auf dem Ver. iehgange gesehen hat. Dann sollte er aber keine Dorfgeschich ten schreiben, in denen solche Szenen Vorkommen. Und eine Etaatszeitung sollte di« Beiträge, die sie in ihr Beiblatt sür Heimat Kunde aufnimmt, doch darauf prüfen, ob sie wirklich von kundiger Hand geschrieben sind oder Zeugnisse so grober Unwissenheit enthalten, wie die zitierte Stelle. Kandel und Gewerbe auf -er Vogelwiese Dresden» 11. Juni. Der Rat zu Dresden und da- Polizeipräsidium geben folgende» bekannt: Wer auf dem Festplatze der Dresdner Vogelwiese und an ihre» Zugängen ein Gewerbe auSüben will, bedarf der Er laubnis. — Die Erlaubnis zum Schank und Handel jeder Art sowie zur Abhaltung von Tanzvcrgnügungen ist beim Rate zu Dresden, Gewerbeamt, Neues Rathaus, An d«r Kreuzkirch« 5, 2. Obergeschoß, Zimmer 297 und 217, eiuzuholcn. — Zur Erteilung der Erlaubnis zur Veranstaltung von Mustkauffühnmgen, Schaustellungen, theatra lischen Vorstellungen oder sonstigen Lustbarkeiten einschließlich Warenausspiclungen ist, auch wenn der Veranstalter im Besehe eines für Dresden gültigen Mmdergewerbeschcines für 1929 ist, dos Poli zeipräsidium — Abteilung ff —, Schicßgasse 7, 1. Obergeschoß, Zimmer 99, zuständig. Handelt es sich jedoch) um Veranstaltungen von Singspielen. Gesangs- und deklamatorischen Vorträgen, Schau stellungen von Personen oder theatralischen Vorstellungen in Wirt schafts- oder sonstigen Räumen, so ist um Erlaubnis bei den obengenannten Stellen des Rates zu Dresdcn nachzusuchen. Die Erlaubnis ist rechtzeitig, spätestens bis 5. Juli 1929, eiuzuholcn unter Vorlegung des Einwohnerschein cs und der Platzkarte der Privilegierten Bogenschühengesellschast oder, so weit öffentlicher Verkehrsraum usw. benutzt wird, einer Platz» benuhungsgen-ehmigung des Grundstüchseigentümers. Eines Erlaubnisscheines zum Handel auf der Vogelwiese bedarf nicht, wer ein« Platzkarte gelöst hat und im Besitze eines für den ffreistaat Sachsen gültigen WandergewcrbescheineS ist, die Staatsstcuern dafür auf 1929 entrichtet Hot und nur mit den im Wandergeioerbeschein airsgeführten Warm handeln will, bereits im Besitze eines vom Gcwerbeamt für dm Stadtbezirk Dresden ausge stellten Erlaubnisscheines ist und nur mit dm in dem Erlaubnis scheine aufgrführten Warm handeln will. : Entwurf eines neuen sächsischen Baugesetzeg. Bei dem tn mehreren Tageszeitungen erwähnten Entwurf eines neuen sächsischen Bougesetzes handelt es sich, wie die Nachrichtenstelle der Staatskanzlei mitteilt, nicht um einen Regierungsentwurf, sondern um einen Entwurf, der im Ministerium des Innern noch bearbeitet und zum Gegenstand von Besprechungen mit den betreffenden Behörden und Negierungsvertretern gemacht perden wird. — Aus die Einzelheiten des Entwurfes kommen wir noch zurück. : Nur 15 Kilometer Geschwindigkeit an Stratzenbaustellen! An Straßenbaustcllen auf Wegen, die dem Durciigangsnerkehr dienen, einschließlich der Staatsstraßen, ist nach einer Verord nung des Innen-und des Finanzministeriums die FahrgesäMin- digkeit von Kraftfahrzeugen auf 15 Kilometer in der Stunde herabzusetzen. Die Herabsetzung ist durch Geschwindigjkeits- schilder kenntlich zu machen. Polizeiliche Vorschriften oder An- Ordnungen, die dieser Regelung widersprechen, werden auf gehoben. Soermus aus Sachsen ausgewiesen. Das Ausländeramt des Dresdner Polizeipräsidiums hat den bekannten russischen Geiger Soermus aus ganz Sachsen ausgewiesen, weil er mehrfachen Zusicherungen zuwider bei seinen Konzerten poli tische (kommunistische) Agitation getrieben hat. Verteilung des sächsischen Lessingpreises. Anläßlich des 290. Geburtstages Lessings l>atte bekanntlich der sächsische Land tag beschlossen, einen Preis von 5909 RM. zu stiften. Die Regierung hat den Lessingpreis soeben zum ersten Male ver teilt unter die Dresdner Dichter Kurt Findeisen und Fried rich Schnack. Friedrich Schnack Hot sich durch seine schönen Gedichtsammlungen und einige gute Romane, so „Sebastian !m Walde", „Beatus und Sabine", „Das Zauberauto" usw. einen guten Namen gemacht. Besonderen Erfolg halte sein Werk „Das Leben der Schmetterlinge". Mensch unter Menschen Roman von Viktor Hugo. (36. Fortsetzung.) Madcleine nahm jetzt ein Matt Papier und schrieb: „Dies sind die beiden Zwingen von meinem Knoienstock und das dem klei nen Gervais abgenommene Zweisrankciistück, dessen ich in der Ver handlung Erwähnung tot." Aus dieses Blatt Papier legte er dann das Geldstück und die beiden Zwingen, so daß sie jedem, der in das Zimmer trat, recht in die Augen sollen imißten. Darauf entnahm er einem Schrank ein altes Hemd, das er in zwei Stücke zerriß, und wickelte die beiden Leuchter ein. aber ohne Hast und in aller Ruhe, denn er aß während dieser Arbeit noch ein Stück schwarzes Vrot, wahrscheinlich das Gefängnisbrot, das er bei seiner Flucht niitgcnoni- «en hatte. Da klopfte cs zweimal an die Tür. „Herein!" ries er. Es ivar Schwester Simplicia. Sie >var bleich, hatte rote Augen, und -er Leuchter in der Hand zitterte heslig. Icon Valjcan schrieb noch einig« Zeilen auf ein zweites Stück Papier und überreichte cs der Nonne mit de» Worten: „Ehrwürdige Schwester, geben Sie diesen Zettel dem Herrn Pfarrer." Das Papier war nicht zusanimcngefaltet, und sie ließ einen Blick darauf fallen. „Sie können es lesen!" sagte er. Sie las: „Ich ersuche Sc. Hochwürden, alles, was ich hier -urücklassc, an sich zu nehmen und damit die Kosten meines Pro zesses und di« Beerdigung der heute verstorbenen Fontinr zu bc° streiten. Das übrige solle» die Arme» bekommen." " „Wünschen der Herr Bürgermeister nicht die Leiche der armen Fantine noch einmal zu sehen?" „Nein!" antwortete er. „Die Polizei ist mir auf de» Fersen. Würde ich in ihrem Zimmer arretiert werden, so könnte dos ihre Rahe stören." Diese Worte hott« er kaum zu Ende gesprochen, als sich auf ker Treppe ein starkes Geräusch vernehmen ließ. Schwer« Tritte Gewerkschastskagung in Koblenz Dom Zentralvrrhand der Arbeitnehmer öffentlicher Betriebe und Verwaltungen (Christliche Gewerkschaft) wird uns geschrieben In den Tagen vom 5. bis 8. Juni fand in Koblenz eine ffüh- rertagnng statt. Sie l>aiie di« Ausgabe, zu verschiedenen sozialen Fragen und solchen besonderer Art. di« nur die Arbeitnehmer öffent licher Betriebe und Verwaltungen betreffen, Stellung zu nehmen. Der Zeniralvorsihend« Dedenbach (Köln) berichtete über die Entwicklimg und den Stand des Verbandes. Dieser zählt gegen wärtig 35 000 Mlglieder. 4700 Mitglieder wurden im Jahre 1928 gewonnen. An allen in Betracht kommenden Reichs-, Bezirks- und Ortsiarifverträgen ist der Verband beteiligt. Gesunde Kassenverhält nisse, die in einem Vermögen von annähernd einer Million Mark zum Ausdruck kommen, beweisen, daß im Verbände gute Wiederaufbau- arbcit geleistet worden ist. Die deutsche Sozialpolitik und ihre Gcgucr behandelte in einem Vortrag« der neue Vorsitzende des Gesamtverbandes der Christlichen Gewerkschaften Otte (Berlin). Er bczeichncte die Angriffe auf die sozialen Versicherungen als unberechtigt. Insbesondere kann das Versichcrungsprinzip. die solidarische Haftung, nicht durch ein Spar- systcm der einzelnen Arbeiter ersetzt werden. Mängel in den Dcr- sichcrungseinrichtungen sind aus dem Verwaltungswege und wenn notwendig durch ein« Aenderung der Gesetz« zu beseitigen. Dieses gilt in erster Linie von der neuen Arbeitslosenversicherung, die unter denkbar ungünstigsten Umständen ins Leben getreten, gewiß noch nichts Vollkommenes darstellt. Die Einführung der Bedürft igkeitS- prüsung ist, weil sie dem Versichernngsprinzip widerspricht, abzuleh- ncn. Eine Erhöhung der Beiträge ist nur dann zu verantworten, wen» auf anderem Weg« das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben nicht zu erreichen ist. Der Zweck der Arbeitslosenversiche rung, den schuldlos erwerbslos Gewordenen ein« notdürftige Fristnng des Lebensunterhaltes zu «eben, darf durch die Reform nicht gefährdet werden. — Die verstärkten Angriffe der letzten Zeit ans das anrtlicke Schlichtungswesen sind unberechtigt. Diese Einrichtung kann zur Verminderung sozialer Kämpfe nicht entbehrt werden. Au begrüße» ist jede Maßnahme, die geeignet ist, die Sclbstverantwor- tung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern für den sozialen Frieden zu stärken. Ueber den Ausbau der Unter st ühungSeinrichtungen deS Verbandes wurde eingehend verhandelt. Der Verband gewährt Unterstützungen bei Krankheit. Arbeitslosigkeit, Streiks, Aussperrun gen und beim Tode. Im Falle des Todes infolge eines Betriebs» Unfalles erhöht sich das Sterbegeld bis zu 1000 Reichsmark. Beson ders segensreich hat sich die R c ch t s s ch u tz u n t e r st n tzung für die im Betriebs- und Verkehrsdienst beschäftigten Arbeitnehmer der Straßenbahnen- und der Kraft omnibusgesell schaffe» ausgewirkt. Der Rechtsschutz des Verbandes soll ans die Sleliung eines Nechlsbeistan- des auch bei Zivilklagen, soweit sie ans dem Arbeitsverhällnis ent stehen, und Uebcrnahmc der Kosten ausgedehnt werden. Die Frage der ausreichenden Versorg» »gderArbeilS- invaliden ivar ein weiterer Gegenstand der Beratungen. Bei aller Anerkennung der besonderen Leistungen der össenllichcn Betriebe durch die Ruhclohnklassen kann doch eine ausreichende Versorgung der Ar beitsinvaliden nicht als gegeben anerkannt werden. Die sich hier noch zeigenden Lücken wurden ausgezeichnet und Rcformvorschläge ge- macht. Im Anschluß an ein Referat von Dr. He inen (Köln) übe« „Kommiinalwirtschast oder Privaiwirtselgisi" wurde folg. Entschlie ßung einstimmig angenommen: „Die Fübreriagiina des Zenlralver- bande? der Arbeitnehmer öffentlicher Betriebe und Verivalluuge» ver« tritt den Standpunkt, daß die wirlschasilichc Betätigung der Kom munen zur Befriedigung lebensnotwendiger Bedürfnisse eine nicht zit entbehrende Ergänzung der privaten Wirlselmst bedeutet. Eine Her. ansiiahme der gemeinnötigen Betriebe und linier,icbmungen ans der privatkapitalistischen Wirtschaft ist unbedingt notwendig. Gesunder kaufmännischer Geist bat sick mit der Treue und Gewissenhaftig keit des Beamtentums in der Leitung und Verwaltung zu paaren. Rur dann werden die öffentlichen Veiriebe in der Lage sein, der Ge samtheit durch gute und preiswürdige Erzeugnisse und Leistungen zu dienen, die Steuerzahler zu entlasten und trotzdem in sozialer Be ziehung den beschäftigten Arbeitnehmern gegenül>er vorbildliche Vcr- HAtniffe zu schassen. Wenn auch ein Ideal niemals restlos erreicht werden kann, muß doch wenigstens der ernste Wille erkenntlich sein, ihm nühcrzukommen. Dazu ist die ehrlich« Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern nicht zu entbehren. Den Schluß der viertägigen Perlxindlungen bildete ein« Aus sprache über die zurückliegenden Lohnvcrhandlungen und di« weitere Ausgestaltung und Vervollkommnung der Tarifverträge in den Stra ßenbahn- und Genieindcbeiriebcn. Richtlinien zukünftiger Arbeit wurden ausgestellt. Esperanto-Vortrag. Freitag, den 14. Juni, 19 45 Uhr, wirb in der Monatsversammlung des Zweigverrins Dresden des Deutschen Esperonto-BundeS e. V. im Kasino Gehr. Arnhold, Biktoriastraße 16, Herr Bezirksobcrschulrat Dr, Kran er in Esperanto über „Erziehung zum Frieden als ethische Aufgabe" sprechen. Gäste sind willkommen. Der geschäftliche Teil der Ver sammlung wird insbesondere Mitteilungen über den Internationalen Esperanto-Kongreß in Budapest Anfang August d. I. und de» mit der Eröffnung des Internationalen Esperanto-Museums in der Staatsbibliothek in Wien verbundenen Vorkongreffes bringen Im Hinblick aus den nächstjährigen Deutschen Esperanto-Kon greß in Dresden wird der Zweigverein bereits jetzt in verstärk tem Maße Unterrichtsmöglichkeiten ins Leben rufen. Auskünfte und Anmeldungen durch die Geschäftsstelle. Königsbrücker Straße 93, Fernsprecher 54 022. : Schlechte Prüsungsergebnlsfe. Bei der mittleren Derwol- tungsprüsnng im Miuisterium des Innern haben von 90 An wärtern 42 nicht bestanden! 1k waren zurückgetreten, 2 ver storben, bei 7 war die Prüfung wegen besonderer Umstände aus gesetzt worden. Von 81 übriggebliebencn Anwärtern haben nur 23, also wenig über ein Viertei, bestanden. : Kunstausstellung jurysreler Künstler. Die vom Verband juryfreier Künstler in Dresdcn veranstaltete dritte jurysreic Kunstausstellung wird am Sonntagvormittag in der alten Kunst- gewerbcschule am Antonsplatz mit einer einfachen Feier eröffnet. : Pollzeibeanttentagung ln Dresden. Am 14. und 15. Juni hält der Verband Sächsischer Polizeibeamter «. D. in Dresden seinen diesjährigen VerbandStag ab, mit dem die Feier des 25jährigen Bestehens des Berbandes verbunden ist. Bei einer Kundgebung am Freitagabend im Gewerbehous spricht Reichs- innenministcr Sevcring über „Die Polizei im Volksstaat". : Neuer Vorsitzender der nationalsozialistischen Landtags fraktion. An Stelle des von der nationalsozialistischen Land- tagssiaktion zu ihrem Vorsitzenden gewählten Abgeordneten Dr. Fritzsch, Plauen, wurde nunmehr der Slbgeordnete v. Kil- linger zum Fraktionsvorsitzenden bestimmt. d. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund deuflckzer Kriegsteilnehmer und Republikaner, Gau Ostsachsen, ver anstaltet vom kommenden Freitag, den 14. bis zum 16. d. M. in Meißen sein diesjähriges Gautreffen. Der neue Landtag und -er gewerblicbe Mittelstand Tagung der Milchhiindler. Meißen, 12. Juni. Der Verband Mitteldeutscher Milch- händlerverein« hielt am 10. und 11. Juni in Meißen seinen 15. Verbandstag ab. Im Mittelpunkte der Tagung stand eine Rede des Finonzministers Weber über den neuen Land» tag und den gewerblichen Mittelstand. De» Redner betonte nachdrücklich das Recht des Einzelnen auf eine Existenzmöglichkeit aus eigener Kraft. Die sozialisierten Be. triebe brächten nicht die zur ösfentlicknm Verwaltung nötigen Mittel auf. Andererseits müsse die Entwicklung der Groß, betriebe so gestaltet werden, daß Arbeitsgebiete unberührt blieben, die anderen Volksschichten gehörten. Der Minister wies darauf hin, daß in den letzten Jahren Reici>sgcsetze heronsgekom- men seien, die zu unerträglichen Belastungen von Reich und Ländern sichren müßten. — Die akademische Lehrer bildung Hobe zu einer S o n de rb e l a st u n g des sächsischen Staates geführt, die mit 39—36 Millionen zu veranschlagen sei. Mit Bezug auf die jetzt zu Ende geführten Pariser Ver. Handlungen sagte der Minister, es sei schon jetzt mit einiger Sicherheit festzustellen, daß die vorübergehende Entlastung von den Verpflichtungen gegen das Ausland in der Verhinderung des drohenden Zusammeiibruclies der Ncichsfinanzen, nicht ober im Interesse der Kapitalcbildnng für die Wirtschaft sich ouswirken werde. Eine Gesundung der Wirtschaft werde nur zu erreichen sein durch eine Gesetzgebung, welche die E n tw i ck l u n g d c r Großbetriebe begrenze und dem Existenzkampf des Mittelstandes neu« Grundlage gebe. An die Ausführungen des Ministers schlossen sich Verband, lungen an über einen Antrag des Vorstandes aus Anschluß an eine Arbeitsgemeinsämft der sächsischen Kleinhandels-verbände. Der Antrag des Vorstandes fand nach eingehender Debatte ein stimmige Annahme. Mit einer Besichtigung der Sehenswürdig, ketten der Stadt durch die Teilnehmer, schloß die Tagung. d. Drei Todesopfer des Fährbootsungliicks in Meißen. Nach den polizeilichen Feststellungen ist nunmehr als sicher anzimch- men, daß das verunglückte Fährboot „Forelle", außer dem Führ» mann von sieben Personen zur Uebcrfahrt über die Elbe benutzt wurde. Demnach hat dos Fährbootsunglück insgesamt drei Todesopfer erfordert. Die Leichen der beiden Vermißten konnten bisher noch nicht geborgen werden. kamen herauf, und die alte Porttersrau schrie so laut und durchdrin gend sie konnte: ,Lch schwöre Ihne» beim lieben Herrgott, daß den ganzen Tag und den ganzen Abend niemand gekommen ist. Ich habe sogar die ganze Zeit über keinen Fuß aus meiner Wohnung gesetzt." „Es ist aber Licht in dem Zimmer", antwortete eine Männer stimme, an der sie Javert erkannten. Die Zininiertür war so angebracht, daß sie, wenn sie aus gemacht wurde, die Ecke rechts verdeckte. In diese Ecke stellte sich jetzt Jean Valjean. Schwester Sinmplicia sank neben dem Tisch ans die Knie. Nun ging die Tür ans, und Javert kam herein, während man vom Korridor her Geflüster und die lauten Reden der Porttersrau vernahm. Die Nonne erhob die Augen nicht. Sie betet«. Das Licht erleuchtete das Zimmer nur schwach. Ms Javert die Sckrwester bemerkte, blieb er verdutzt stehen. Der Hanptzug in Javcrts Ci>arakicr war Achtung vor jed weder Autorität. Selbstverständlich war für ihn die Autorität der Geistlichkeit die allerhöchste. In seinen Augen war ein Priester eine Intelligenz, die sich nicht irrt, eine Non,»« ein Wesen, das nicht sündigt. Ms er die Schwester bemerkte, wollte er sofort umkehren.. Mer dieser ersten Regung stellte sich eine andere entgegen, sein Pflicht gefühl. Er blieb also und wollte sich erlauben, ein« Frage zu in». Er stand vor jener Schwester Simplicia, die nie in ihrem Leben gelogen kwlie. Dies wußte Javert und hegte deshalb für sie eine besondere Ehrfurcht. „Ehrwürdige Schwester, sind Sic in diesem Zimmer allein?" Es trat eine kurze Pause ein. „Ja!" hauchte die barmherzige Schwester, während sie die Augen aufhob. „Also hoben Sie nicht — ich bitte „m Verzeihung wegen meiner Aufdringlichkeit — hier einen Monn gesellen, der ans dem Gesängnis entsprungen ist und von der Polizei gesucht wird, einen gewissen Jean Valjcan?" Die Schwester anttoortctc: „Nein!" Sie log, log zweimal hintereinander, ohne Bedenken, rasch wie einer, der sein Leben zum Opfer bringt. „Ich bitte ergebenst um Verzeihung", sagte Javert und zog sich mit einer tiefen Verbeugung zurück. Ein« 'Stunde später wandert« ein Mann durch Nacht und Nebel in der Richtung von Monireuil-snr-Mer nach Paris. Dieser Alan» war Jean Valiean. Laut der Aussage einiger Fuhrleute, die ihm begegneten, trug er ein Bündel und wir mit einem Kittel be kleidet. Noch ein Wort über Fanttne, das kehle. Wir haben alle eine Mutter, die Eid«. Dieser Mutter wurde Fanttne wicdcrgegcbcn. Der Pfarrer glaubte richtig zu bandeln, indem er von Jean Valjeans Habe soviel Geld wie möglich für die Armen bedielt. Des halb vereinfachte er Fantinens Beerdigung und begnügie sich mit der gemeinsamen Tolcngrubc. Fanttne wurde also in der Eck« des Friedhofes zur Ruhe be stattet. di« nichts kostet, die allen und keinem gehört. Zweiter Teil. Der Orion. Jean Daljean war wieder eingcsangcn worden. lim bei den widerwärtigen Einzettteitcn dieses Verfahrens nicht lange verweilen zu müssen, solle» hier zwei Artikel der dama ligen Presse zum Abdruck gebracht werden. Di« erste Notiz entnehmen wir dem Drapeau blaue vom 25. Juli 1823: „Ein Arrondissement des Pas-de-Cola>z ist soeben der Schau platz eines ungewöhnlichen Vorsallcs qetvescn Ein im Departcmcnt unbekannter Mann, namens Madcleine, batte daselbst seit einigen Jahren ver mittels eines neuen Verfahrens eine alte Lokalindustrie, die Fabrikation der Jet- und schwarzen Giasarttkcl. gehoben. Er hott« dabei sich selber und. wie zugegeben werden muß. auch das Arron dissement bereichert, Znm Lohn für diese seine Verdienste war er znm Bürgermeister ernannt worden. Jehl ist nun die Polizei da hinter gekommen, daß Madel ei ne ein bannbrüchiger ehemaliger! Zuchihanssträfling, namens Jean Valjean, wir, der 1799 wegen Diebstahls vernricilt wurde, Jean Valjean also ist wieder in daS Bagno zu rückgeb rächt worden. Vor seiner Festnahme soll es ihm noch geglückt sein, ein« Summe von mehr als einer Iialbcn Million, die er bei Lassilte hinterlegt lnilte, zu erbeben. Man versichert, daß er dieses Geld in seine», Geschäft ehrlich verdien! habe. Wo Jean Valiean dasselbe verborgen hat, ehe er wieder dingjest gemacht wurde, hat man nicht in Erfahrung bringen können." (Fortsetzung folgt.)