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Nummer 1S1 — 28. Jahrgang ,>Uch«1ni »mal wachen«, mii den illusir. «raNabeUagen .Dw Well' und Für unsere Netnen Leut»', sowie den relldetiagen »Gt. Benno-BIalt-, .Vnserhaltung und Wissen'. .Die Welt der !«ra»'. «erzllicher Ratgeber'. Da» «ule Bu«' .Filmrund, ßchau'. Monallichrr «e,ug»vre>» » MI. «inlchl. Bellellgeld. »iNjelnummer 10 ^ Sonnabend- u. Sonniagnnmmer ilO 4. HauvilchritllrUek! D». <L. De»«»«,». Dresden. SächMe Sonnkag, den S. Inn» 1S29 veelag-or», Dk«»d«n Anzeigenpreise, Die igewallene Petit,eile »0 ^.Famili»»- an,eigen ».Stellengesuche »O^. Die PetttreName,»«». Mmm breit. I Für Anzeigen auherhalb de» Verbre,>>u>g»gebiel«» 4«<I. die Veiitrellame,eile Brieigeb.»«^. Im Fall« höherer Bewatt erlisch! lede «erpflichiung a»I Lielennig lowt« «rsüllung b. iln„igeu.«nslrüaen n. Veiliunq b. Schadenersatz, «eschüstlicher LeU^ Artur LeoiO Dresden. wrschiifttzftell«, Druck u.Berlag; «ermania, für Verlag und Druckerei, Filiale Dresden, DreSben.il. t. Poliersiratz«I?. FernnitLllltll. Posischecklonio Dresden «7l>3. Baniionio Etadtbani DreKde» Vr UI71!> F«r christliche Politik und Kultur Redaktion der Süchtitchen ivolkSzeiiiin« DreSden-AUstad, l. Poliersiratze il. Fernru Mil und «IM2. W MM« hes Nm-Ms Ein historischer Abschluß Paris, 8. Juni. Der Bericht der Neparationskonferenz ist gestern um 8 50 Uhr unterzeichnet worden. Der Unterzeichnungsakt war um 0.10 Uhr beendet. Hierauf hielt Owen D. Aoung folgende Schlussrede: „Meine Herren vom Sachverständigenausschuh! Nachdem die Unterzeichnung vollzogen ist. möchte ich Ihne,, zu der er folgreichen Vollendung unserer Arbeiten meinen Glückwunsch aussprechen. Ihre Aufgabe ist in der Tat eine schwere ge wesen. Der Plan ist nicht ein im geheimen von rein technischen Sachverständigen verfertigter, sondern er hat all die allgemeinen Faktoren berücksichtigt, die eine Endregelung berühren. Auf diese Art funktionieren klug geleitete Geschäfisunter- nehmen, und als Geschäftsleute haben wir hier diese Methode eii-geschlagen. Wir dürfen wohl mit Recht für den Plan in Anspruch nehmen, das; er unsere besterwogenen Urteile über das er kennen läßt, was eine Regelung -arstellen sollte, die nicht durch Beratung der Regierungen sondern der Völker zustande gekom men ist. Dieses Urteil ist unter Mitwirkung einer Presse ent standen, die durch moderne Verbindungsmittel in jedem beteiligten Lande der Welt zur sofortigen Wirksamkeit gebracht werden konnte." Die Unterzcichnungsformalitäten wurden durch zahlreiche Kino-Operateure ausgenommen. — Bei der Aufstellung eines Kinoapparates entstand, kurz bevor das Publikum zum Sitzungssaal Erlassen wurde, ein Brand durch Kurz, schloß In diesem Apparat. Die seidenen Vorhänge einer Ein. gangstllr fingen Feuer und brannten schließlich lichterloh. Das Hotelpersonal erstickte mit zwei Feuerlöschern den Brand in wenigen Minuten. Der ganze Sitzungssaal war in Rauch ge- hüllt Man mußte Türen und Fenster nach dem Lichthof öffnen. Die Delegierten hatten sich durch den Brand nicht aus der Ruhe bringen lassen und nicht einmal ihre Sitze verlassen. Und NUN die Räumung! Englische Stimmen zum Aoung-Pla». London, 8. Juni. „Daily Mall" erklärt in einem Pariser Telegramm, daß unter der Noraussetzung der Billigung des Aoungplanes durch sämtliche Negierungen die Räumung des Rheinlands sicher scheine. Ebenso berichtet „M orningPo st" aus Paris: In Kreisen der Sachverständigen hasst man. daß die Regie rungen in der Lage sein werden, die Zurückziehung der Be satzungstruppen am t. September zu vereinbaren. Der Pariser Korespondent der „Times" schreibt: Die britischen Vertreter bet der Sachverstündigcnberatung sind von der Ueberzcugunq ausgegangen. daß sie dos Recht hatten, di« englische Regierung und das englische Volk zu Opfern zu ver pflichten, weil sie der Ansicht waren, daß — verglichen mit der Katastrophe, die ein Fehlschlag der Konferenz bedeutet hätte — die Erwägungen finanzieller Art mir eine untergeordnete Noll« spielen dürsten. Anscheinend ließen die englischen Delegierten sich außerdem auch noch von der Rücksicht aus die wirtschaft lichen Vorteile leiten, die sich aus den politischen Auswirkungen des Doungplans — nämlich Räumung des Rheinlands und Wie derbelebung und Weiterentwicklung des Geistes von Locarno — unter Umständen ergeben können. „Daily Telegraph" stellt fest: Das Aushören de« deutschen Verpflichtung, über den 1. August hinaus für die Be satzungskosten auszukommen, bedeute, vorausgesetzt, daß der Sachverständigenbericht angenommen wird, eigentlich bereits die Räumung des Rheinlandes zu diesem Zeitpunkte. Kriegsschulden und Reparationen Worauf es den Franzosen ankommt. Paris. 8. Juni. „Oeuvre" schreibt: Uonngs Plan kann die endgüliig« Regelung der internationalen Probleme bedeuten, die der Krieg hinlcrlwb, aber lediglich unlcr der Voraussetzung, daß wirklich alle ohne jeden Hintergedanken in dein Plan eine derartige Regelung erblicken und das, die Verbindung, die er zwischen den Kriegsschulden und den Reparationen herstellt, von allen tat sächlich als unlösbar angesehen wird. „A v c n i r" erklärt: Das hauptsächliche Verdienst des Nonna-Plancs ist, daß er eine präzise Definierung der deutsä>en Schuld enthält und daß dabei in sehr geglückter Form dis Kriegsschulden der Alliierten mit cinbezogen wurden, während dennoch siir Amerika die iormelle Unter scheidung zwisclfen den beiden Arten von Schulde», an der e» fefthälr, auch fernerhin bestehen bleibt. Das „Echo de Paris" schreibt, wenn man von dem Grundsatz ausgche, daß Deutschland bis znm Schills, nur da» bezahle, was kommerzialisiert werden könne, also etwa» weniger als ein Drittel des Guthabens der früheren Alliierten, dann sei das Gesamtergebnis ziemlich wenig zufriedenstellend. Dl« Nationale Vereinigung der Frontkämpfer hat heute in allen Orten Frankreichs einen Prote st gegen den Uoungplan plakatieren lassen. Es heißt auf den Plakate»: „Franzasen! Nachdem ihr den Blutzoll entrichtet habt, werdet ihr für euch und eure Knide« das zugeben, daß ihr die Kriegskasten zahlt und so die Sklaven der deutsch-amerikanischen Finanz werdet? Die ehemaligen Frontkämpfer lehnen das ab!". Der Reichstag hat das Wort Der Zimmerbrand. der kurz vor Unterzeichnung des Sachverständigen-Berichtes im Konferenzsaal des Hotels „George v." entstand, wird abergläubischen Leuten ein unheilverkündendes Zeichen für die Zukunft des in die sem Saale Unterzeichneten Planes sein. Aber es wird auch viele geben, die von jedem Aberglauben frei sind und doch von den Auswirkungen des Planes nichts Gutes erwarten. Der Streit um die Durchführbarkeit der Bor- schlage, der sich bisher an die unvollständigen Berichte der amtlichen Mitteilungen hielt, wird nun den Text des Sachverständigenberichtes selbst, der jetzt veröffentlicht wird, zerpflücken. Die Presse der Gläubiger-Länder wird schreiben, daß man von Deutschland viel zu wenig for dere, während man in Deutschland sagen wird, daß die uns durch den neuen Plan auferlegten Lasten unter kei nen Umständen getragen werden können. Die Paria nie nie haben jetzt das Wort. Man wäre versucht zu sagen, die Politiker haben jetzt das Wort, nachdem die Sachverständigen gesprochen haben — aber man weiß nur zu gut, daß die Politiker lange vor dem jetzt erreichten Abschluß in die Verhand lungen der Sachverständigen hineingeredet haben. Der Präsident der Sachverständigenkonfevenz Owen Aoung hat das selbst anerkannt, als er in seiner Schlußrede sagte, daß der Plan durch die Arbeit der Sachverständi gen unt«k Berücksichtigung der öfsent, N ch tz tt 'WEt^xM enMnden ist. Die Regierungen' haben also bei der Entstehung des Noung-Planes indirekt mitgewirkt, die Vertretungen der beteiligten Völker aber, die Parlamente, werden nun das entscheidende Wort zu sprechen haben. Wie wird ihre Entscheidung ausfallen? Wir glau ben nicht, daß das englische und das itaIienische Parlament irgendwelche Schwierigkeiten machen, schnei den doch diese Länder außerordentlich günstig ab. In Frankreich und Belgien wird man einige Klage reden darüber hören, daß, wie es der „Matin" gestern ausdrückte, „die Illusionen von gestern ausgegeben wer den müssen": aber man wird letzten Endes einer Rege lung die Zustimmung nicht versagen, die diesen beiden Ländern doch eine recht weitgehende Befriedigung ihrer Ansprüche sichert. Wie aber wirb sich der Deutsche Reichstag, das Parlament des Schuldnerlandes, zu dem Uoung-Plan stellen? Der Deutsche Reichstag steht vor einer außer ordentlich schweren Entscheidung. Nachteile und Vorteile des Planes Italien sich die Waage. Alles blickt auf Deutschland, dessen Weigerung allein das in Paris mühselig zustande gebrachte Werk wieder vernich ten könnte. Aus die Nachteile des Planes ist an dieser Stelle vft genug hingewiesen worden. Die Iahreszahlungen, die der Plan vorsieht, sind weit höher, als sie nach der Mei nung der deutschen Sachverständigen Deutschland zuge mutet werden können. Diese Iähreszahlungen steigen von rund 1700 Millionen Reichsmark bis zu einer Höhe von 2,4 Milliarden Reichsmark, um dann allmählich wie der abzusinken. Bedenkt man dabei, daß die deutsche Wirtschaft jährlich etwa eine Milliarde an Zinsen und Tilgungsquoten unserer Privatschuldenbilanz an das Aus land zu zahlen hat, und hält man sich vor Augen, daß unsere Zahlungsbilanz gegenwärtig stark passiv ist, dann fühlt man sich versucht, das Zahlungsschema des Noung-Planes einfach für undurchführbar zu er klären. Dazu kommt, daß die Frage der belgischen Markforderung noch nicht geregelt ist und auf jeden Fall Deutschland weiter belasten wird. Schließ lich sieht der Doung-Plan auch keine Besatzungs kosten vor: es erscheint aber als zweifelhaft, ob zum Zeit punkt des Inkrafttretens des neuen Planes, das ist am 1. September 1929, die Besatzung aus dem Rheinland be reits verschwunden ist. Keule: Unterhaltung und Wissen. Die Wett (Illustrierte Wochenbeilage) Turnen. Sport und Spiet FUmrundschau Die Gerechtigkeit gebietet freilich zu sagen, daß die sen Nachteilen auch beträchtliche Vorteile gegenüber- stehen. Die wichtigste Tatsache ist wohl die, daß endlich dem Zustand der Ungewißheit, der bisher hinsicht lich der Reparationen bestand. einEnde gemacht ist. Bisher schöpften wir wie die Danaiden der griechisch,! Sage in ein bodenloses Faß: 40 Milliarden hat Deutsck). land bereits bezahlt, ohne daß «bzusehen war. daß damit das Ende der Zahlungen näher gerückt wäre. Der Uoung- Plan fordert von uns noch einmal etwa 38 Milliarden, aber von jetzt an wird jede Mark die Schuldenlast ver ringern und uns dem Tage der Befreiung von den Tri- butpflichten näherbringen. Alle früheren Verpflichtungen Deutschlands werden durch den Plan ersetzt, es fallen vor allen Dingen die Abmachungen der ersten Londoner Konferenz, die bekanntlich die Gesamtsumme der Repa rationen auf 182 Milliarden festgesetzt hatte. — Die'Zah- lungsweise wird gegenüber dem bisherigen System ver einfacht und in der Reparationsbank zentralisiert. Die Kontrollorgane des Dawes-Planes, die besonders unsere Reichsbahn weitgehend unter ausländischen Ein fluß gestellt hatten, fallen künftig fort. Neichsbahn- obligationen und Industrieobligationen werden durch eine direkte Verpflichtung des Reiches ersetzt. Darin kommt ein starkes Vertrauen zu der Festigung der Ver hältnisse in Deutschland zum Ausdruck, das sich auch darin zeigt, daß alle deutschen Verpflichtungen jetzt in Reichsmark, nicht wie früher in Dollars, ausgedrückt werden. Als wesentlichster Vorteil des Noung-Planes erscheint es, daß er für die nächsten Jahre eine fühlbare Erleichterung der deutschen Verpflichtungen bringt. Während wir nach dem Dawes-Plan in den nächsten Jah ren 2500 Millionen und einen Betrag hätten zahlen müs sen, der nach dem sogenannten Befserungsschein errech net worden wäre, werden wir nach dem Uoung-Plan in den nächsten Jahren durchschnittlich 1800 Millionen zah len. Diese Entlastung des Reickshaushaltes um 500 big 600 Millionen wird sich sehr fühlbar bemerkbar machen. .. * Das gewichtigste Argument, das man gegen die Unterzeichnung des Noung-Planes durch die 'deutsche Re- gierung ins Feld führt, ist zweifellos die Tatsache, daß der Poung-Plan eine freiwillige Vereinbarung dar stellt, während wir bei allen bisherigen Abmachungen mehr oder minder unter dem Zwange der gegnerischen Mächte gestanden haben. Auf der anderen Leite darf man darauf Hinweisen, daß auch der Darves-Plan, dem ja sogar ein Teil der Deulschnationalen seine Zustim mung gegeben l,at. letzten Endes eine freiwillige Verein, barung war. Unter einem Zwange haben wir freilich damals wie heute gestanden: unter dem Druck der Weltmeinung. Würde sich der Deutsche Reichstag weigern, dem Uoung-Plan seine Zustimmung zu geben, dann würde Deutschland vor der gesamten Weltöffentlich keit wiederum als der Friedensstörer in Euro;>a hinge stellt werden, der es zu keiner ehrlichen Liquidierung der Kriegsfolgen kommen läßt. Man wird sagen: Mit einer solchen freiwilligen Ver einbarung schneiden wir die Möglichkeit einer günstige ren Regelung für alle Zukunft ab. Dabei übersieht man aber, daß die Gläubigerstaaten sich praktisch nicht im ge ringsten darum gekümmert haben, ob die bisherigen Ver pflichtungen Deutschlands freiwillig waren oder nicht. Nicht aus der Erkenntnis heraus, daß eine erzwungene Unterschrift unmoralisch ist. sondern unter dem Druck der wirtschaftlichen Tatsachen hat man sich zur Revision erst des Versailler Vertrages und dann des Dawes-Planes entschlossen. Wir glauben, daß auch der Uoung- Plan nicht die letzte Etappe der Vertrags« re Vision sein wird. Für Deutschland ist das wiä)- tigste, Zeit zu gewinnen. Geht man von dieser Erkennt nis aus, dann wird man eine Zustimmung auch des deut schen Parlamentes zum Uoung-Plan trotz aller Bedenken für möglich halten. v/k