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Idnterlialtuns und V^i88eu ^r.84 - I I Kpril IYZY Läcfisi8cfie Volk8reiiunz ^de! und 8c!»önneit der Lauernarlreit Der höchste Adel der Bauernarbeit liegt in den Worten der Heiligen Schrift, die das Hausgesetz einer jeden Bauern» Wirtschaft sein sollten: „Hasse nicht beschwerlich« Arbeit noch den Landbau, den der Höchste geichaffen" (Sir. 7, 16). Ja, Christus vergleicht seinen himmlischen Vater mit einem Bauersmann und sagt: „Ich bin der wahr« Weinstock und mein Vater ist der Weingärtner" (Job. 15, 1). Im alten Paderborner Kirchengesangl» h fand sich (1851) zum Trost des deutschen Landmannes ein schönes Lied von Christus als dem himmlischen Ackersmann. Der Bauer soll nach Gottes Willen das verlorene Pa» radier und seine Schönheit und Fruchtbarkeit wieder zu rückgewinnen durch seine Arbeit. Den Fluch, der auf der Natur lastet, soll er von ihr nehmen durch seinen Fleth; statt Dornen und Disteln sollen durch seine Mühe grü nende Auen und wogende Getreidefelder die Erde be decken. So rauh und unscheinbar die Erde ist, ist es doch um sic eine so köstliche Sache, dah alle Schätze der Welt neben ihr verschwinden. Sie heilt die Krankheiten des Leibes und die Verzweiflung der Seele. Sie ist eine Mutter, die freilich manchmal straft, aber auch oft sanft streichelt und immer ernährt. Sie ist eine unerschöpfliche Vorrats kammer. ein Oelkrug. der nie leer wird. Aber sie bringt nichts allein hervor, nichts durch sich selbst, sie wartet auf die Hand, t ie Arbeit, den Schweiß des Bauern. Darum, sagt Lacordaire. braucht der Bauer nicht die Üblichen menschlichen Mittel, mit denen auf Erden etwas erreicht wird und die da heißen: List, Gewalt, Wissenschaft, Kunst. Er braucht nichts als seine Hand, den Himmel und die Erde. Er nimmt den Samen in die Hand und streut das Leben aus. Während die menschliche List ihre krum men Wege geht, die Gewalt die Gewalt niederschlägt, eine Wissenschaft die andere abnützt, die Philosophie von heute die von gestern zu Grabe geleitet und der Kluge sich in seine eigenen Netze verstrickt, treibt der Same, der aus Gottes Hand in die des Bauern und von dessen Hand in den Schoß der Erde gefallen ist. Dieser Same treibt, wächst, grünt und reift. Man sammelt ihn und ißt, und die Menschheit lebt. Wo gibt es eine Werkstätte, wie sie das schöne, freie, blaue Himmelszelt ist? Der Gesang der Vögel, die reine, milde Luft, die herrliche Eottessonne fördern die Arbeit des Bauern, beglücken ihm Herz und Sinn. Und erst der ersehnte strömende Regen und das drohende Gewitter, das am Himmel steht — sie haben eine beredte Sprache für den Landmann. Sie verkünden ihm Segen und Fruchtbarkeit, sie machen sein Herz zittern und beben und falten seine Hände zum Gebet. Und ist das Werk des Tages getan, wo gibt es einen Frieden, wie der Mann ihn empfindet, der in der Abendkühle auf der Hausbank sitzt und über die Lustigen Wiesen hinschaut — bis der Vogelfang verstummt, bis der Mond hinter den Bergen heraufzieht und der letzte, der vorübergeht, ihm sein „Gute Nacht!" zuruft! Der Bauer arbeitet mit den Kräften der Natur. Sie sind sein Segen, oft auch sein vernichtender Schaden. Er ringt mit ihnen um seinen Arbeitslohn. Arbeitet der Handwerker in seiner Werkstätte, er braucht nichts als die Kraft und Geschicklichkeit seiner Hände, nichts tritt ihm hindernd in den Weg, nichts Fremdes setzt den Erfolg seiner Tätigkeit in Frage. Anders beim Landmann. Wie viele Zufälligkeiten, wie viele Ereignisse, an denen er nichts lindern kann, können seine ganze Arbeit nutzlos machen! Welche Befriedigung hat aber auch der Bauer, der zur Ernte ein Kornfeld abgemäht hat und nun am Abend stillsteht und über die liegende Frucht hinschaut. Bei all seinem Fleiß bleibt noch immer zu hossen und zu sorgen. Und gerade dieses Mitarbeiten mit einer höheren Kraft macht erst zum Arbeiter. Das ist innerliche Lebensarbeit und Lebensmühe! Wohl dem Menschen, der noch etwas zu hoffen und zu sorgen hat! Der Bauer hat das Schicksal immer um sich in vielerlei Gestalt. Und dieses Ringen mit dem Schicksal erhöht den inneren Wert seiner Arbeit, gibt ihr einen eigene» Adel. — Und wenn der Dichter sagt: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!" von welchem Besitz gilt das mehr, als vom bäuerlichen? Jedes Jahr muß er um seinen Besitz neu werben, das Leben neu locken und fördern, um seines Be sitzes Frucht genießen zu können. Der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen (reg. 1486—1525) pflegte zu sagen, das Bauernleben sei das seligste Leben; denn dem Bauern wachse alles, die andern Stände müßten das ihrige kaufen. — Aber es wächst dem Bauern nicht bloß Brot und Fleisch aus der eigenen Flur, sondern ihm wächst auch im Kampfe mit den Kräften der Natur Verstand, Sitte und Lebensgestaltung, alles, was wir andern erst in Schule und Büchern mit teurem Lehr- Bei der Ankunft in Shanga) präsentiert sich die Stadt von einer ihrer besten Seiten mit dem Bund. Der Bund weist eine Reihe schöner, prachtvoller Gebäude auf, wir man sie schöner gar nicht im Osten findet. Wenn man Prophet sein wollte, so könnte man sagen, daß vielleicht in wenigen Jahren, wenn noch mehr Gebäude, wie das schöne Sassoon-Ecbiiude, aus dem Bund erstehen, die Stadt ein« Silhouette wie eine amerikanische Stadt auswcisen wird. Es gibt schon so etwas im kleinen, wenn man die Nanking Noad zur Bubbling Well Road hinaufführt, an der Pferderennbahn vorbei. Ganz gewiß am Abend in den Hauptverkehrsstunden, da findet man etwas von der „skyline" einer amerikanischen Stadt. Shangni mit seinem Verkehr er staunt den Londoner, mit seiner Vcrkehrsordnung könnte cs den Amerikaner in Erstaunen versetzen. Am Flusse und überall im Innern der'Stadt gibt es schön angelegte Parks, und wenn man sich am Abend den Luxus einer Motorsahrt leisten kann, so kann man durch Stadtgegen den fahren, die an die lauschigen Straßen in Saigon erinnern, ohne die fürchterliche Hitze, die dort unten herrscht. Man kann noch weiter draußen eine Vegetation finden, die uns die Vege tation von Jndo-Ehina und den tropischen Dust der dortigen Dschungels suggeriert. Also so ganz ohne landschaftliche Reize ich Shangai schon nicht. Aber das alles ist ja nicht die Anziehungskraft von Shangai, denn landschaftliche Reize findet man mehr und schöner in Indien, in Jndo-Ehina, in Hong Kong und in Japan. Nein, der Ausländer liebt Shangai seines Nachtlebens wegen. Hier werden nun einmal nicht wie in Hong Kong Abend für Abend die elektrischen Lichter um Mitternacht ansgedreht, hier rlem Inkalt Adel und Schönheit der Bauer na rbeit. M. M. Vos-Shangai: Siachcleben in Shangai I. Adams: Arm« deutsche Mod« Maria Wiederholt: Motto! Helmut Quast-Peregrin: Mutter Koluweit. Fünf Minuten Kopfzerbrechen. geld erkaufen müssen. Der Bauer ist keine Kuiistpflanz«, sondern ein gesundes Naturerzeugnis. „Das beste Werk auf Erden ist: Korn in die Scholle säen. Und aller Freuden reichste ist: Die vollen Schwaden mähen. Rund geht der Wurf des Sämanns Und rund des Schnitters Eisen; Des ganzen Lebens Aus und Ab Liegt zwischen diesen Kreisen." (Rückert.) In der bäuerlichen Arbeit liegt so etwas Adeliges. Das erkannte auch der Geburtsadel einst dadurch an, daß er jeden gewerblichen Gelderwerb für »„standesgemäß hielt, es sei denn in der Form der Landwirtschaft. (Josef Weigert „Das Dorf entlang". Herder-Freiburg.) Von KI. KI. Varl-Leiisazkai wartet man vergebens auf das „God save the King", das in Hong Kong alle Festlichkeiten beschließt. Hier ist alles inter national, und sicherlich allen Nationen wird hier Rechnung getragen! Was das Nachtleben angeht, so stelle man sich zuerst einmal um: Shanghai sängt an zu leben, wenn die anderen Städte im Fernen Oste» sich zur Ruhe begeben. Man diniert zwischen acht und neun, mehr gegen neun Uhr, als gegen acht. Man tanzt bis um elf oder noch später, denn dann fährt man ins Whcel. Das Whcel sind Spielhüuser, >wo man Rouge et Noir oder in anderen Worten Roulette spielt. Von außen sieht das Wheel genau wie ein Privathaus aus. Man klingelt, ein Chinese steht durch ein kleines Fenster in der Tür, er össnet, man tritt ein, ein Mann steckt seinen Kopf aus einem kleinen Schiebefenster heraus und fragt mit toternster Miene nach Namen und Adresse. Dem Novizen kommt das unheimlich vor. „On!x matter ok lornr", flüstert mein Begleiter mir zu. Wir gehen in den List und langen im eigentlichen Whell an, drei Spieltische mit Roulettes, Dutzende von Fächern in Bewegung, spielende, essende, trinkende Menschen, denn Zigaretten, Esten und Trinken, das alles kostet nichts im Wheel. Gesetzlich ist Spielen in Shanghai verboten. Zu diesem Zweck werden Mexikaner zu Eigentümern dieser Spielhäuser gemacht. Nach amerikanischem Gesetz ist Spielen erlaubt, und keine Konsulargewalt kann ihnen den Betrieb dieser Häuser verbieten. Die Croupiers sind Chinesen. Man vermißt das „I Htan vvs jenx", das einem in Mont« Carlo in den Ohren klingt. Aber es gegt auch mit dem gemurmelten ,,n» cint-s" das der Chinese spricht, denn die in 8ekan§I»si ^rnre äentiscke E« war nach dem Abendessen. Mein« Frau und ich saßen »ns gegenüber, Zeitung lesend und plaudernd. Auf einmal läßt mein» Frau dir Zeitung sinken. Sinnend blickt sie über das Blatt hinweg. „Sag. Walter, findest Du eigentlich unsere deutsch« Sprach« nicht schön." „Unsere Sprache nicht schön — aber, Kind, st« ist herrlich — alles läßt sich in ihr ausdrucken!" Meine Frau sieht mich ein wenig zweifelnd an. Dach noch ehr sie etwas sagen kann, wird di« Ture aufgeristen und mein Töchl«rch«n stürmt herein. Sie hat sich ein wenig verspätet — „es war so interessant, an den Läden vorbei.nispaz>ercn — nein, was es da wieder alles zu schauen gab!" Und dann beginnen sich di« beiden zu erzählen, wie es nur Frauen vermögen, die «in paar Stunden getrennt waren. „Da Hab ich ein entzückendes Kleid gesehen — bleu mit champagne, einfach bezaubernd! Nicht wahr, Vüterck-en, ich bekomme doch auch ein neues Kleid. Ich hätte so gerne Pom- poneite, mit Brochs-Stickerei verziert!" „Was hättest Du gerne?" erkundigt« ich mich ein wenig »»staunt. „Aber. Papa. Pomponett« ist doch ein neuer, gitter artiger Kleiderstoff, ähnlich wie Kasha, mir viel leichter." Unwillkürlich »mißte meine Fra« lachen. „Siehst Du, da hast Du es!" meinte sie ein wrnra spöttisch. „Natürlich wissen bccrve deutsche Vapas nicht, wie die fremdländischen Stoff- und Modenamen alle lauten!" „Aber, Maina, da braucht man ja nur mal an den Schau fenstern vorbei zu gehen, La stehen sie ja überall!" Run bagann mich die Sache zu interessieren. Ach, so schlimm wird es doch wohl nicht sein!" meint« ich lachend. Da aoer zog meine Frau einen Zettel »us der Tasche und sing an vor« wiesen: „Tr«pr Veovgette — Lröpe Sann — Beloutin« — Bckonis de Lame — Shantung-Laine — Fleurelte-Laine — Lrtpe Raica — LrSp« Mausseclr — Afghalame — Trepella — Ich hielt mir di« Ohren zu: „Um Golteswillen, Kinder, ve» schont mich! Da» ist ja das reinste Svrachlexita»! „Nein." erklärte meine Frau, jetzt wleder ernst geworden, .>»» ist nur ein« kleine Vliitenlese diesjährig,-! Modestoffe! Voi» Natürlich könnte man sie von iachmännifcher Seite nach lang« forlseyen. Doch ich hoffe, die Probe genügt j-i>on " Und so geht es mit allem, was weiblich« Bekleidung an- bclangt, Fnrben sind französisch. Man schlüpft in englische Jumpers, Lumberjacks und Pullovers. Das Mieder heißt Toro- tcila oder so ähnlich — Hemd und Hose erscheinen als Convbt-, Nation — das Kleid verwandeit sich aus dem Anzug in ein Loinpose!" „Ob wohl eine andere Nation, falls sie die Dinge aus Deutschland bezieht, auch die gut deutschen Namen mit über nimmt?" fragend sah ich »nein« Frau an. „Das möchte ich stark be-weiseln!" meinte sie. „Aber wir Deutsche liebäugeln nun einmal ständig mit allem Ausländi sche.,. Besitzen wir doch selbst für das Wort „Mode" nicht ein mal einen vollgültigen deutsclien Ausdruck! Darum wird wohl auch alles, was nun mal »nit der launischen Dame, der „Frau M<6>e" zusammenhängt, fremdländisch sein und bleiben!" „And dabei ist doch unser« deutsche Sprache so herrlich!" unwillkürlich mutzte ich seufzen. „Ja." meinte meine Frau achselzuckend, „aber nur für Dich ter und Denker — nicht für die Mode!" Uotto! lckarl» Viecksrkott. Starksein, wenn gleißende» Leben dich lockt, und kosende Klänge zauberisch Hallen; Arohsein, wenn leuchtend«, Licht versiegt, und tückisch« Nebelwände sich balle« . . . Stiklsein, wenn goldene» Glück dir zerschellt, und traurig die Träume in Nicht, zerfalle». Fromm sein» ein Kind »o» Gott, dem Herrn! In ringendem Streben anfwärt« wallen! Menschen in» Wheel spielen, und dir Frauen spielen am meisten und leidenschastlichstcn. Die Frauen im Wheel sind der Mehr zahl nach Amerikanerinnen, junge, ganz junge, di« um neun Uhr zu Bett gegen sollten, und ganz alte, die gar nichts anderes mehr zu tun haben, als abends ins Wheel zu gehen. Di« Männergesellschast ist fast genau so gemischt. Lebemänner des Fernen Ostens (nicht zu verwechseln mit dem Lebemann des Westens), arme Schlucker, die ihr letztes im Wheel versuchen, Parvenüs mit Geld, und andere, die ihr allerletztes Geld ver spielen. „Gemischte Gesellschnst" würde inan z» Hause sagen, aber alles ist so gemischt hier draußen, daß uns das beim Whcel nicht mehr erstaunt. Natürlich versuche ich mein Glück, verliere und gewinne, bis ich mit einem Schlage all meinen Gewinn verschwinden sehe, als sich rin amerikanisches Parvenü sich mir gegenüber nieder- läßt, rin paar hundert Dollar aus den Tisch wirst (fast konnte ich sein Gesicht nicht mehr hinter den Talons sehen), all sein Geld nuf Grün setzt, und das Roulette aus Grün still steht . . . das erstemal während des ganzen Abends. Er strahlt, nun wer würde nicht strahlen? Ich bin wütend, weil er solch ein furcht bar gewöhnliches Gesicht mit diesem Hansen Geld zeigt Er wird ja doch nichts mit dem Geld aniangen können, und dazu schreit er auch noch über den Tisch hinüber „Eorr-s an. >«irn, on". als ob das Roulette seinetwegen sich nochmals um Grün bemüht«. Als wir nach drei Uhr in den Lift gehen, da kommt es zwischen zwei Amerikanerinnen und deren Freunden zu einem Krach, weil sie zu solch jrüher Stunde nach Hause gehen sollen. Neulich hätten sie bis sechs Uhr da gesessen. Wir gehen noch in ein Kabarett, di« letzte Zuflucht der soliden Ehemänner und der zu Tode gelangweilten Jung gesellen, der Halbweltsrauen und der kleinen Mädchen, di« vom Kabarett engagiert sind. Natürlich man findet dort alle Men schen, di« man nicht dort vermuten würde. Die kleinen Mäd chen sitzen an Tischen herum, und warten, bis sich «in Tänzer zu ihnen setzt, den sie zum Trinken animieren, denn von den Getränken erhalten sie Prozente, das Einkommen de» Abend» und der Nacht, denn am Tage schlafen sie. Eie sehen auch jetzt schon müde und verschlafen aus, und einige von ihnen scheinen