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Sächsische Volkszeitung : 11.04.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192904114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290411
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290411
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-04
- Tag 1929-04-11
-
Monat
1929-04
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.04.1929
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kein müsse, di« studentisch« Selbschilfe. wie man st« hi«r «ennengelernt habe, aus Grund der angekniipslen herzlichen Beziehungen -urchzusiiyren. Die Versammlung war sich darüber einig, daß dem Vorschlag« von Runganadhan entsprechend, «ine Vereinigung sämtlicher in Europa und Amerika sttldieren- dcr Inder in einer Zentralorganisation angestrebt werden soll. Runganadhan wird zu diesem Zweck nach den Vereinigten Staaten reisen, ferner soll im nächsten Jahre eine zweite Konferenz abgehallen werden, und zwar in -er Wackau bei Wien. Der Vorsitzende Tr. Datla sprach im Namen der indischen Gaste herzlichen Dank für den Empsang und die Ausnahme aus, der sich sowohl an die C>adt Dresden, wie an die sächsisck)« Regierung und di« Reichsregierung richtete, ferner an die Akademische Deutfch« Auslandsstelle und die Wirtschafts hilfe der Deutschen Studenlenschast. Am Dienstag besichtigten die Konferenzteilnehmer die Dresdner Sehenswürdigkeiten. Mitt woch ist ein Ausslug nach der Jugendherberge Hohnslein geplant. Am Zustandekommen der Dresdner Tagung hat auch der Sekretär des Wellsludenlenwerkes in Genf, der Engländer James Parkers, ein großes Verdienst. Verband für Iugendhilfe Treöden, 10. April. Ter 'Verband für Iugendhilfe E V. hielt am lt. d. Dt. im Sitzungssaal des Bankhauses Gcbr. Aruhold sein« 20. Hauptversammlung ab. Ter Vorsitzende, AmtsgcnchlMrck- tor Dr. N e u in ann. erstattete den Geschäftsbericht und gab vor weg in warn« cmpsuirdenc» Worten der tiefe» Trauer des Verbands um das Hinscheiden seines hochverdienten, langjährigen Vorsitzenden und Mitbegründers, des AinlsgerichlSpräsidenicn a. D. Dr. Beekcr, Ausdruck, den« es nicht mehr vergönnt gewesen >v«r, das Ätjährlge Bestehen der Ovganisation zu erlebe». Ter Ucberblick über die Arbeit des vergangenen Ge- schästsjahres ergibt folgendes Bild: Bei llllOO Posteingängc» machicn siel) zur Arbeitserledigung insgesamt notwendig 9863 Post- «iudgänge, 2771 Tclepizongespraehe und 23i0 Hausbesuche, allein Von der Geschäftsstelle, bei Familien, Schule», Arbeitgeber» und Behörde». 1870 Personen habe» unmittelbare Jugendhilsc «rbctc». Unter Eii>beZiehung der aus dem Vorjahre hinüber genommc- uen 225 Fälle sind insgesamt 513 Iu g e nb b et r e u » n g s s ä ll c Gegenstand der Arbeit geworden. Im Iugcirdgeeichlsvcrfahrcn waren 13s Fälle zu verzeichnen, zu denen ii» Berichtsjahre »och 28 Mille für die Sozial« Gerlehtshilfc, d. h. für die straffällig gewordenen jungen Leute von 18 bis 20 Jahren, hiuzukaincn, so dah 162 Ge. nichts fälle bearbeitet wurde». Von diesen sind 107 zur Abur teilung gekommen und Erzrchungsmaßnahmen in IM Fälle» an- geordnct worden. Vom Vommndschastsgcricht und Jugendamt wur den neu übertragen: 80 Schutzaussichte». 17 Fürsorgeämlcr, 1-1 Vor mund-, 5 Pfleg- und 2 Beistandschafte» und in 26 Füllen die Rege lung des Verkehrs von Kindern aus geschiedenen Ehen mit dem Ellerntcil, dein die Kinder nicht zugesproche.» wurde», bearbeitet »wd die ZusammeiMilfte beaufsichtigt. Für 17 Mündel und Schützlinge wird ein Sparlassciigulhabe» von 2791.73 M- verwalte!. Den ersten Kricgspatenkindern. die 1928 konfirmiert wiuiden, konnte an Stelle der durch die Inflation wertlos gewordenen Krtegs- palengelder, mit Hilfe ihrer Kricgspaten. ein kleiner Ersah geleistet und 415 Mark a»«gezahlt werben. Ta die Ausgaben des „Praktikums für Iugendhiffe", das dnrch seine vo» Fachleuten geWIciieir Vorträge einer zahlreichen Hörer schaft wertvolle Anregung und Verständnis vernnttcttc, jetzt von anderen Vereinigungen übernommen wurden, sind dafür regelmäßige H elfe r»Sch ul u ng s-A b c nd c sür Mitarbeiter uiid Helfer eingerichtet worden, um in kleinerem Kreise Gelegenheit zur Aus sprache in Jirgcndfürsorgesragcn und schwierigen Einzclsällcn zu geben. Die notwendigen Mittel für die Arbeit mußten zum größte» Dell dnrch Werbung bei Mitglieder», Freunden und Gönner» auf gebracht werden. Ihre Opscrfrendigkeit. wie auch die der Dresdner Bevölkerung, bewährte sich bei dem Verkauf der Wohl sah rtSlbrics- markcn, wie auch der Opferstocksammlnng des ,Me!hnachIsbanins der Iugendhtlfe am Bismarckdenkmal". Sie könne» als eine Anerken nung unserer Wohlfahrtenrbcit des Verb. f. I. an der gefährdeten Und hilfsbedürftige» Jugend dankend gewertei werden. Der Arbeiksmarkk in Sachsen Dresden, 10. April. Von Mite bis Ende März ist die Zahl der Hauptuntcrstül- lungscmpsänger in der Arbeitslosenversicherung von 223117 auf 195 511, also um rund 12 v. H. gesunken. Wieder entfällt der Hauptanieil der Abnalyne mit 26231 auf die männlichen Hanpt- rmicrstnhungLempfänger, tvährcnd sich die Zahl der unterstützten Frauen nur um 1639 verringert hat. In der Krffcnunlerstühung da gegen bewirkte die gesetzlich« Erweiterung des zugelasfenen Pcrsoncn- kretses eine erheblich« Znnabme um 1630 aus 16305 Personen. Die Zahl der Notslandsarbeiter hat eine weitere beachtenswerte Zunahme Vo» 503 aus 2310 erfahren. In nächster Zeit kann eine stärker« Belebung de» Arbettbmark- te« ollem Anschein noch nur von der Inongriffnohm, der Bautätigkeit erwartet werden. Auf das Baugewerbe entfallen rund 60 v. H. der berusSOblichen Arbeitslosen, deren Stand Ende Januar rund 91000 betrug. Daher könnt« eine recht erheblich« som merliche Entlastung des Arbeitsmarktes in Sachsen eintreten, wenn Bauwirlschaft und Fiimnzierung die Voraussetzungen zu einer Stei gerung der Bautätigkeit erfülle». Die erste elektrische Bogenlampe in Dresden Am 81. April I. ist genau ein halbes Iahrhun» dert vcrslossc», daß die erste elektrische Bogen lampe in Dresden ans dem danraligen Guterbahnhose brannte. Die Einführung der elektrischen Beleuchtung daselbst, vor 50 Jahre» mit Hilfe des Bogenlichts war damals sür Dresden ein technisches Ereignis ersten Ranges. Man hatte am Aus gang des Zelleschen Weges «inen Bretterschuppen errichtet, in dem eine große Dampfmaschine ausgestellt war, die den sür die von Siemens und Haisk« gelieferten elektrischen Apparare notwendigen Strom erzeugt«. Dieser wurde dann mittelst Dräh ten in zivei groß« Bogenlampen hineingeleitet, die an zwei mächtigen hölzernen Masten hingen und deren milchweißes Licht das Glcisnetz von den beiden Maschinenhüusern und der großen Laderampe in ein taghelles Licht taucht«. Ein« aus zahlreichen Eisenbahnbeamlen und Lichttechnikern bestehende Prüfungs kommission wohnte dieser ersten glänzend gelungenen elektri sche» Deleuchlungsprobe in Dresden bei. Diese begann in der 9. Abendstunde und man hotte dabei Gelegenheit, die eigen artigen Lichlwirkungen zu studieren, die durch die intensiv heile Beleuchtung bei den vorubersahrenden Eisenbahnzüge» und dem wirbelnden Dampf der Rangierlokomotiven hervor- gcrufcn wurden. Die in der Nähe brennenden Gaslaternen machicn direkt einen trübseligen Eindruck und ihr gelbersäpn- nendcs Licht rechtfertigte den damals in der Stadt umlaufenden Witz, „daß die Gaslaternen vor Neid über das neue elektrisch« Licht aus dem Dresdner Giiterbahnhof gelb geworden seien...." Sparerlatz an die Gemeinden? Dresden. 10. April. Nachdem die preußisck>en Minister des Innern und der Finanzen gemeinsam an die naclMordneten Stelle», insbesondere an die Gemeinden und Gemeindeverbände einen Sparerlaß gerichtet haben, in dem eine Senkung der Rcalsteuern gesorderi und das Gebot äußerster S;rarsamkeit in den Haushalte» der Gemeinden ausgestellt wird, hat nunmehr der Landesausschuß des Sächsischen Handwerks in einer Eingabe an die sächsischen Minister des Innern und der Finanzen, der sich voraussichtlich noch weitere Spitzenverbände der sächsisclie» Wirtschaft anschlic- ße» werben, einen entsprechenden Sparerlas für Sachse» angeregt. : Städtische Markthallen. Nach Mitteilung der Morkivcrwal- tun-g werden bi« 3 städtischen Markthallen vo» Montag, den 15. April 1929 bis zum Spätherbst 1929 nicht mehr m» 7 Uhr, svnbcr» um 6 Uhr für den Verkauf geöffnet. A» den übrigen Ocfsmmgszeitc» änber! sieb nichts. : Die Dresdner Bankbeamten fordern Einkommenhebung. In einer starkbesuchten Versammlung des Deutschen Bank- beamtcnvercins in Dresden wurde »ach einem Referat des Gauaeschäslssührsrs, Landtagsabgeordneten Vogt, dem voni Deutschen Bankbeamtenverein sur die neueriich« Gehalts erhöhung gestellten Anträgen vorbehaltlos zugestimmt. Die Ziel forderung des Deutschen Bankbcamtcnvereins gipselt in der An- glrlchnng der Gehälter im Bankgewerbe an diejenigen der Neichsbank. In einer einstimmig angenommenen Entschließung heißt es, daß die Geschäftsabschlüsse der Banken weitestgehendes Entgegenkommen gestatten. ; Vom Stenographischen Landesamt. Neben der ordent lichen Kurzschriftlchrcrprüsung, dir diesmal in Leipzig am 21. Mai und den folgenden Tagen stattsindet, wird noch eine außerordentliche Kurzschristlehrerprüsung am 13. und 11, Mai in Dresden abgehalten. : Die diesjährigen Herbstmanöver. Wie verlautet, solle» die diesjährige» Hcrbftrnanövcr des verstärkten Insantcricregimcnts 10 in der Gegend zwischen Pirna und Bischofswerda staltstnden. : Zum Lohnkonflikt bei der Reichsbahn. Montag abend fand hier eine von der Gewerkschaft Deutscher Eisenbahner einbernsene stark besucht« Versammlung statt, in der über die bisherigen Verhand lungen indem Lohnkonflikt der Reichsbahn Bericht erstattet wurde. Tie Versammlung faßte eine Entschließung, in der die Mißbilligung über die unsoziale Einstellung der Reichsbahngesellschost zum Aus druck kommt. Di« Versammlung lehnte einmülig jede örtliche Altion ab und stellte sich im vollsten Vertrauen hinter di« Gewerkschafts leitung. deren Schritte voll gebilligt wurden. : 7. Zwingerlotterie. In der am 0. und 8. April stoli- gesunden«» Ziehung wurden folgende Hauptgewinne gezogen: Di« Prämie von 30 000 RM. siel aus die Nr. 365 510 mit 1 Ge- winn von 3 NM. 1. Hauptgewinn 20 000 MM. siel auf die Für -te Stärkung des inneren Friedens Ein paritätischer Ausglelchsausschuh. Es fehlte uns bisher eine ausgleichend« pariläiiscl)« Stell«, die bei Grenz- bezw. Streitfragen zwischen den beiden großen christlichen Konfessionen ihren Einfluß geltend machen konnte. Eine solche Stelle ist soeben gebildet worden. In hochherziger Verantivorkingsfreudigkeit haben sich eine Reihe namhaster Persönlichkeiten aus dem evangelisäien wie aus dem katholischen Lager bereit erklärt, als Ausgleichsausschuß zusammenzulreten. Sollte es dem Ausgleichsausschuß trotz seines ungemein sciMie- rigen Arbeitsgebietes gelingen, fruchtbringende positive Arbeit zu leisten, so kann er eine wichtige Etappe tiir die stärkere Durchdringung unseres Volkslebens mtt christliäiem Geiste und für die Stärkung des inneren Friedens werden. Der Ausschuß ist, jedenfalls cvangclischerseits und vor läufig, eine Vereinigung von Privatpersonen. Umso mehr hängt das Gelingen der Arbeit von Geist, Fähigkeit und Gel tung seiner Mitglieder ab. Vorläufig sind es folgend« Persön. Iichkeiten: a) «vangelffcherseits D. Fahrenhorst. Studiendirek. tor, Berlin: D. Hermelink. Professor, Marburg: D. Kübel, Kirchrnrat, Frankfurt; D. Mulert, Professor, Kiel; D. Rade, Professor, Marburg; D. Schubert, Psarrer, Berlin: D. Siegmund- Schultze, Professor, Berlin; D. Dr. Simons, Reichsgerichts präsident a. D.. Leipzig: Tillich. Geh. Regierungsrat. Berlin b> katholisäzerseils Dr. Brauns, Reiclrsmlnister a. D., M. d. R, Berlin: Giesüerls, Reichsminister o. D.. M. d. R., Berlin; Dr. Heß. Reg.-Dir., M. d. L.. Ahrweiler; Ioos, Schriftsteller, M. d. R>. M.-Gladbach; Dr. lheol. Lauscher, Prälat, Professor, M. d. L„ Bonn; Dr. theol. et phil. Mansbach, Dompropst, Münster; Dr. Stegerivald. Ministerpräsident a. D., M. d. R.. Berlin; Dr. Vockel. Reichsgeneralsekretär, Berlin; Fräulein Dr. Wingerath, Köln; Fräulein Wronka, Oberstudienrätin, M. d. L.. Allenstein. Wie mir hören, wird der Ausschuß noch im Lause dieses Monats mit der Arbeit beginnen. Wir wünschen ihm zu seinem bedeutsamen und verantwortungsvollem Vorhaben Gottes reichsten Segen! Nr 352 278, 2, Hauptgewinn 10 000 RM. fiel auf die Nr. 80250, 3. Hauptgewinn 5000 NM. siel auf die Nr. 112 923. 5 Gewinne zu je 1000 !1!M. sielen aus di« Nr. 152 797, 150 105, 191011, 25 079, 261 101. Alle Lose mit der Endnummer 6 wurden mit 1 M. geogen. Die Ziehungslisten erscheinen Don nerstag, den 18. April 1929 söhne Gewähr). Samariter - Bedang Dresden» 10. April. Ter.Bezirk VI des La n d e S-Sa mar it er v«rba nd«s Sachsen veranstaltete am Sonntag eine großangelegte Hebung t» der Neicker Radrennbahn. Die zahlreichen Ehrengäste wohn ten der Hebung bei- Er lag die Annahm« zugrunde, daß im Gelände des Städtischen Gaswerkes Reick ei» sich schnell «rnsbreitcnder Brand entstanden sei, der zu einer Explosion eines großen Gasbehälters geführt habe, die durch den gewaltigen Luftdruck weit weg geschleu derten Trümmer seien z»m Teil auf die benachbarte Radrennbahn hcrabgcstürzt, wo eine größere Zahl von Zuschauern anläßlich einer Trainingsübung versammelt war. Zahlreiche Personen seien durch Trümmer verletzt worden. Durch den Luftdruck sei ferner ein Renn fahrer mit seiner Maschine in das Publikum geschleudert worden; außerdem sei durch die gewalilge Rauchentwicklung bei mehreren Personen Rauchgasvcrgistung «ingetretcn. Die Hebung stand unter der Oberleitung des Vorsitzenden des SamaritcrverelnS Dresden Dr. Hon « ckc r. Die Samaritervcreine Dresden, Heidenau. Aschach» Witz, Pirna, Wehlens Schandau. Liebstadt, Bühlau, Weißer Hirsch, Pappritz, die Fabrikscnennehr Seidel u. Naumann, sowie die Samo, ritcrabteilung des Sächsischen Vcrgstcigerbundcs nahmen down teil. Die Ilebung vollzog sich in bester Ordnung. Nacheinander rückten die einzelnen Samaritervcreine an. Jedem einzelnen wurde vom Ncbimgslcitcr ein gesonderter Verbandsplatz zugewiescn. In muster gültiger Disziplin wurde au allen Stellen gearbeitet, die Verletzten wurden verbunden und in den Krankenautos abtranSportlcrt. Der La ndesberbauds Vorsitz ende Dr. Saupc, Leipzig, hielt an, Schluß der Hebung Kritik ab. Im Namen des Verbandes dankt« er alle» Mitarbeiten, nnd erkannte die durch die Hebung bewiesen« Schlagsertigkeit des Bezirkes in besonberer Weise an. Im Anschluß an die Hebung fand im Rcnnbahii-Ne.staurant eine Bezirks- sitzung statt. Hierbei ergriff nochmals der Landesverbandsvor sitz ende das Wort zur Kritik der Hebung, wonach er diese Verunstal tung als in jeder Beziehung wohl gelungen bezeichnen konnl«. Gleichzeitig stattete er noch den Dank des Landesvorstandes für dir im Bezirk VI geleistete Arbeit ab unter besonderer Würdigung der Tätigkeit des Bezirksleiters Eurt Friedrich in Pirna. Nach dieser kurze» Versammlung rückten die einzelnen Verein« wieder ein. — Insgesamt tvorcn an der Hebung 14 Aerzte. 219 Sanxrrstcrinnc» und Samariter beteiligt. Die Republik Andorra Man muß schon Briefmarkensammler sein, um als normal gebildeter Mitteleuropäer von der Republik Andorra mehr zu wissen, als daß sie existiert, denn die verworrenen und viel- umstrittenen Posthoheitsverhältnisse haben in den vergangenen Jahren mancherlei seltsame Vorgänge gezeitigt, die jeweils ihren Niederschlag in neuen Serien von Briefmarken mit oder ohne Ueberdruck und Zahnung und was es sonst an phila- tclistischen Pikanterien gibt, gesunden haben. Sonst gehörte dieser Staat, der nicht nur die älteste, sondern auch die merk würdigste Republik der Welt darstcllt, in die Reihe der euro päischen Zwergstaaten, von denen er der größte aber menschen- ürmste ist (Monaco 1,5 Quadratkilometer, 22 200 Einwohner; kan Marino 61 Quadratkilometer, 13 600 Einwohner; Licchtcnsteicn 150 Quadratkilometer, 11000 Einwohner; An dorra 152 Quadratkilometer, 5250 Einwohner) nnd von denen nur Monaco dank seines Kasinos als konkrete Vorstellung im Gehirn der Durchschnittsgebildeten existiert. Dabei hätte kein europäischer Staat mehr Anspruch aus Kuriositatsinteresse, denn kein anderer Staat ist in seiner gegenwärtigen Form und Verfassung mehr als 600 Jahre alt, keiner kann seine Unabhängigkeit — ein wenig frag würdig — um mehr als 1000 Jahre zurückvcrfolgen und — wenn doch rin Staat Andorra dir Einzigartigkeit dieser ehr würdigen Traditionen sollte streitig machen wollen — so gibt es doch ganz bestimmt keinen Staat, der Republik ist und doch zugleich zwei fürstliche Oberherren hat. Tatsächlich sührt di« Regierungsgrschäste ein hoheit-rechtlich völlig autonomer Generalrat von 21 Mitgliedern, der seinerseits den Präsidenten kGenrralprokurator) wählt, dessen staatsoberhauptliche Be tätigung mit dem dürftigen Sold von 75 Francs pro Jahr belohnt wird. In solchen mehr oder weniger patriarchalisch- idvllischen Verhältnissen beharrt angeblich Andorra seit über KXH Jahren, seitdem Karl des Großen Sohn Ludwig der Fromme seinen bewährtesten Kämpen die Täler von Andorra z»m Lehen gab und ihnen einen Freibrief ausstellte (nach anderen Legenden stammt dieser Freibrief sogar von Kaiser Karl dem Großen selbst). Auf jeden Fall: ein Staat, der seit bald 700 Jahren keinen Krieg gesehen hat. Denn im Jahre 1278 kam' cs zwischen dem streitbaren französischen Grasen von Foix und dem nicht minder streitbaren Bischof von Urgett (Spanien) über die strittige Frage des Bcsitzrcchtes an den „Freien Pyrcnäentälern" (noch heute lautet die offizielle sranzösische Bezeichnung für Andorra „Republik der Täler") zu einer Einigung, der zufolge den Grafen von Foix die welt liche Oberhoheit nebst 960 Francs jährlichem Tribut, dem jeweiligen Bischof von Urgell die geistliche Oberhoheit nebst KX) Francs Tribut zustehen sollte. Die Bischöfe von Urgell haben ihre Rechte bis heute gewahrt und es hat sogar noch tn jüngster Zeit Fäll« gegeben, in denen der spanisch« Bischof von Urgell in seiner Eigenschaft als Fürst von Andorra gegen Attacken der spanischen Regierung auf die Souveränität An- oorras protestierte. Von den Grasen von Foix ging das Hoheitsrecht über Andorra zunächst auf König Heinrich IV. über und schließlich von der Dynastie aus das Haupt der Re publik, so daß der jeweilige Präsident der französischen Re publik zugleich Fürst von Andorra ist. Ein staatsrechtliches Unikum, das sich wohl nur bis in unsere Tage erhalten konnte, weil die an diesem Zustand interessierten Lehnstaaten einander ungefähr die Waage halten, denn hinter den Bischöfen von Urgell steht gegebenenfalls natürlich der spanische Staat. Bride „Fürsten" ernennen je einen „Vegnaro" (Landvogt) mit dem Titel „Erlaucht" als ihren Stellvertreter; Frankreich einen Franzosen auf Lebenszeit (zumeist der Präsekt in Perpignan); der Bischof von Urgell einen ihm genehmen An dorraner auf drei Jahre. Diese „Fürsten" und „Erlauchten", Generalprokurat«, «nd Generalrat mit ihrem Grsamtbesoldnngsetat «sn noch nicht 151)0 Francs — glückliche Andorraner! — herrschten bisher ln ziemlicher llngcstörlhcit über ihre 5000 und einige katalanischen Bergbaucrn. Finanznöte waren unbekannt, Andorras Reich tum ist zwar nicht groß, aber reichlich groß genug, um die bescheidenen Ansprüche des kleinen Völkchens zu befriedigen. Die Einkünfte aus der Verpachtung der Eemeindewiesen, ge ringe Kopf-, Boden« und Viehbestandsertragssteuern liefern, was der Staat braucht. Ackerbau, Viehzucht, Holz-, Schaf wolle- und Käsecxport bilden die ausreichenden Aktivposten der Handelsbilanz, zu denen als „unsichtbare" Posten noch die guten Erträge des mit leidenschaftlichem sportlichen Eifer und bemerkenswertem Geschick betriebenen Tabakschmuggels hinzu kommen. Die Andorraner brauchen nicht mehr, ja, sie wolle« auch offenbar nicht mehr. Und es hat säst den Anschein, als ob dieses Widerstreben gegen die fragwürdigen Segnungen eines geschäftstüchtigeren Zeitalters ihr Verhängnis werden sollte. Die srirdvoll« Entlegenheit der «„dänischen Täler, über deren durchweg 1000 Meter hochliegenden Sohlen sich die schim mernden Häupter der ostpyrenaischen Sipfelrirsen bi» zu 3000 Meter Höhe erheben, birgt nicht nur landschaftliche Reize — etwa 30 Seen von wundersamer Schönheit — in großer Zahl, nicht nur warm« Mineralquellen von wahrscheinlich hoher Heil kraft in klimatisch einzigartiger Lage, sondern auch Eisen- und Bleierzlager von großem Wert. Das find gefährliche Reichtümer für ein so kleine» Volk, da» alles ablrhnt, war nicht zu seinem biederen Bauern- und Hirtenleben gehört. Schon einmal, vor 50 Jahren, wollt« Frankreich wenigsten» di« landschaftlichen und heilkräftigen Schätze des Ländchrn» tndustrialifirrrn und in der Hauptstadt, di« sich mit ihr«, «00 Einwohnern stolz Andorra l« Bieja lviej« — alt. ehrwürdig) nennt, «ine Spielbank errichten. Das Projekt erregt« in Andorra einen solchen Entrüstungssturm, daß Frankreich schließlich mit der Entsendung «ine« Bataillon» Infanterie drohen, «ber doch auch de« Plan alsbald wieder be graben mußt».
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