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Begegnung beim Jünfuhrlee Ausfahrt mit d«r elektrischen Bahn Wien—Baden. Der Schnellzug kümmert sich nicht um di« kleinen Stationen. Fast offen sit . . . . . Wagen voll vom herben Vorfrühling, lieber den Feldern liegt sehr viel Sonne, noch glänzt sie nur, ohne wirklich zu wärmen. „Hier ist Beethoven viele hundert Male gegangen!" ent faltet, sobald wir am Iosefsplah in Baden ausgestiegen sind und dem Helenental zustreben, ein Reisender seine biographisch)« Weisheit. Mit dem Baedeker in der Hand. Neugierig sucht er die Häuserzeilen rechts und links ab. Kein Monument? Keine Gedenktafel? Welche Freude, könnte er jetzt bevor ihm ein Stern im Text darauf aufmerksam macht, selbst ein« Spur des Un» sterblichen entdecken. Aber er mutz sich ohne Entdeckung begnügen. Nur ein« höchst gegenwärtige Kurstadt zeigt ihre sanften Vorzüge. Schön« Villen mit holzoerschlagenen Balkon«» und Fenstern warten in grotzen Gärten auf den Sommer, der sie erwecken wird. Die Ausflügler greifen fest aus. Schon steht die Frühlings- fonne schräg, der Tag ist ja noch nicht allzu lang, und man muh sich beeilen, wenn man noch etwas von ihm einfangen will. Am Beginn des Helenentales, nahe der Biegung, von der sich der Waldwegen neben dem Bach seitwärts verliert, stehen Automobile in langer Kolonne. Etwa 40 oder 50 Wagen, ihre Lenker sitzen seitswärts auf kleinen Bänken ohne Lehn« oder stehen Gruppen auf der Mitte der Straße. Rechts tritt ein ebenerdiges Haus mit großen Glasfenstern hervor, „Kaffee und Konditorei". Breiie Schilder tragen eine Lichtreklame, di« in der Dunkelheit weithin flammen muß. Seltsame Vermischung von grellem Heute und biedermeierischem Gestern. Musik dringt von dem Innern des Kaffees abgerissen auf die Straße. „Oh, «in Konzert!", freut sich unser Musik-Enthusiast. „Vielleicht ein Beethoven-Erinnerungskonzert." Er bleibt stehen, anch andere horchen, dann lachen sie, schüt teln den Kopf. Nein, in diesem Kaffeehaus findet alles andere als ein Beelhoven-Erinnerungskonzert statt. Jetzt hört man schon deutlich grellen Wirbel der Jazz-Trommel, das Banjo, das Saxophon, Geige und Klavier. Eben soieeln sie den letzten Allerwelt-Refrain: „Ich küss« ihre Haird, Madame." Die Ausflügler werden unschlüssig. Soll man der lauten Einladung folgen? Oder weiter wairdern? Schon so nahe grüßt die weiche Linie dunkler Hügel, der Schattenriß des An- ninger und die Spitze seiner Aussichtswarte. Das hat über die meisten mehr Gewalt als die plötzliche Verlockung. Rasch weiter! Und bald sind Jazzmusik, Autokolonne und Kaffeehaus ver- iser Reisent k° funken. Auch unser Reisender verschwindet mit ihnen. Sichtli bedrückt, blättert er in seinem Baedeker und ist mit der Welt erfüllen, in der Beethoven, das Helenental, ein Vorfrühlings-- ag und eine Jazz-Kapelle so nah« beieinander wohnen. Ich bin zurückgeblieben und trete in das Kaffeehaus ein. Was nützt es, so oft man auf einen schmerzlichen Bruch unserer Gegenwart stößt, einfach den Blick von ihm abzukehren? Was hilft es, jeder Spannung zwischen Gestern und Heute einfach das Ohr zu verschließen? Ach dräng« mich tapfer durch die Garderobe und in den Saal: wie eine Wolke schlägt mir trott. Auf dem Tanzplatz in der Mitte des Saales, etwa fünf Meter im Geviert, find die Paar« zu Dutzende« gedrängt. Man glaubt gar nicht, daß sie tanzen rönnen. Auf einmal Tanzpaus«. Die Paar* bleiben stehen und kehren zu ihren Plätzen zurück. Aber kaum, daß sie den halben Weg gemacht haben, setzt der Primgeiaer wieder die Geige an das Kinn und beginnt zu spielen. Aber gan» anders als vorher. Di« anderen Instrument« fallen zunächst gar nicht ein. Die Einleitung ist der Geig« und dem Klavier überlassen, Äanfo, Saxophon. Trommeln und Tkchinellen warten verblüfft, als wären sie durch den ungewohnten Anruf völlig überrascht. Di« jungen Männer und Mädchen machen verdutzte Gesichter, nur bei den rückwärtigen Tischen, wo auch ältere Jahrgänge ver sammelt find, glänzt zögernd freudig« Erinnerung ,n den Augen auf. Das ist ja „Die schöne vlau« Donau"! Das ist ja — Johann Strauß! Und nun bogibt sich in wenigen Minuten etwas, was die einen einfach als Beweis musikalischer Geschicklichkeit der Jazz band nehmen, das aber auch als trostreiches Rezept für unsere Zeit überhaupt nicht ohne Sinn ist. Kaum sind die ersten zwanzig Takt« verklungen, singt das Saxophon mitten in die Melodie hinein, nicht lange, so folgt auch das Banjo, und dann sind auch schon Trommel und Schlagwerk derart auf den Walzer takt eingestellt, als hätten st« nie in ihrem Leben einen Slow- Fox oder einen Blak-Bottom den Tänzern in di« Ohren gedröhnt. Das Viereck der Tanzpaare hat sich wieder gefüllt. Man drängt sich freilich nicht so, wie eine Viertelstunde vorher, aber dafür dreht sich alles in einem einzigen, hingegebenen Schwung. Ein guter Tänzer hat die Parole: Linkswalzer! ausgegeben, und im Nu hat man begriffen, daß dieser Linkswalzer nicht nu-r eine historische Erinnerung, sondern eine nicht minder schwierig« Sportleistung ist, wie ein vollendeter Tango. Fünf Minuten regiert Johann Strauß, zehn Minuten. Und als die „Schöne blau« Donau" zu Ende ist, applaudieren di« Tanzenden, applaudiert der ganze Saal: der Walzer geht noch einmal von vorn« an. Links herum! Jetzt hätte ich gerne meinen Fremden von vorhin neben mir. Ganz gewiß hält der Betrübte jetzt draußen im Helenental den Ausflüglern ein«n raschen Vortrag über die Unvollkommen heit unserer Zeit, lieber die Roheit ihrer Neger-Rhythmen, dt« wie die Atonalität über Beethoven, mit ihrer rohen Jazzgewalt schon längst über Lanner und Strauß gesiegt habe. O diese Jazzband! Wie sollen ihre ungeschlachten Instrumente denn einen Walzer spielen? wird er elegisch zum Vach des Helenen- talcs Hinunterklagen. Ach, wenn er jetzt nur hören könnte, daß dieser Walzer von Johann Strauß von der Jazzband zwar zuerst anders, beinahe fremd klingt, aber daß dann doch der Rhythmus so stark, so freudig herauskommt, wie je. Das Tonbild hat durch Banjo und Saxophon eine andere Färbung bekomme», aber darum noch lange nicht seinen innersten Zauber verloren. Vielleicht kommt es also überhaupt nur darauf an. daß man Musik von gestern richtig mit den Instrumenten von heute spielt? Daß man ohne langes Zögern alles Unsterbliche des Alten mit der lebendigen Kraft des Neuen verschwistert? Vielleicht ist das gar kein so schlechtes Gleichnis unserer Zeit: man muß nur mutig lernen, Walzer mit dem Saxophon zu spielen. In Baden hat man jedenfalls recht gut darnach getanzt. Links herum! Gleich zweimal hintereinander. Es wäre wohl auch sonst noch da und dort einer Probe wert. 8cbr. Nse»bih«u«g>ück in Sttßlaod Kow«o. 9. April. «le au» Moskau gemeldet wird, ereignet« sich aus der Streck« Moskau—Saratow, ia der Näh« de» Bahnhofes Lo- puchowka, «iu schwere» Eisenbahnunglück. Der V-Zug Nr. 4 fuhr mit voller Geschwindigkeit aus einen Gütrrzug aus. vier Wage» de» V-Zuge» «arde» zertrümmert. Auch der Güter,ug wurde schwer beschädigt. Au» Saratow wurden sosort Hilsszüg« entsandt. Wieviel Tote und Verwundet« zu verzeichnen find, konnte noch nicht srstgestellt werden. Flugzeugabsturz Parts, g. April. Dem „Journal" wird aus Bourges gemeldet, daß ein von einem Leutnant gesteuertes Flugzeug über dem Flugplatz von Avord aus 1000 Nieter Höhe abgestürzt ist. Der Fliegerleutnant ist seinen Verletzungen erlegen. Der Apparat wurde vollkommen zerstört. Paris, 8. April. Bei Röchefort stürzt« heule ein Marineflugzeug kurz nach dem Aufstieg ab. Der Pilot, ein Marinoleutnant, war aus der Stelle tot. sein Begleiter, ein Mechaniker, wurde verletzt. Der Kampf der -eulfchen und englischen Sprache als Fremdenjprache Reval, 8. Avril. eDr Kampf der deutschen und der englischen Sprache al» erste Fremdsprache in den estnischen Schule» ist in ei» neues Stadium getreten. Der in Reval tagende estnii^e Lehrer- kongreß begründete in zwei Berichten diese Frage durch die Pro fessoren Mutschmann und Jaanwerk. Professor Mutschman» trat lebhaft für die Einführung der englischen Sprache an Stelle der deutschen Sprache ein, da die englisch« Sprache heute für das estnische Volk wichtiger sei, als dt« deutsche. Diese Stellungnahme mutet um so eigenartiger an, als Professor Mutschmann deutscher Reichs« angehöriger ist. Der estnische Professor Jaanwerk trat für die Einteilung der Schulen in solche mit deutscher, englischer und französischer Sprache als erster Fremdsprache ein. An Volks schulen solle jedoch nur eine Fremdsprache und zwar di« am meisten verwandte, gelehrt werden. * Die älteste Bewohnerin Süvslawien» gestorben. Am Montag ist in einem Dorf m der Nähe von Mostar die älteste Bewohnerin Südslawiens, namens Marie Zovko, im Alter von 130 Jahren gestorben. Als junges Mädchen hatte sie den französischen Marfchall Marmont bet seinem Einzug m Ragusa mit einem Blumenstrauß begrüßt. * Eine antike Marmorvenus im Meere gefunden. Bel de« Insel Rhodos wurde eine gut erhaltene antik« Marmoroeim» tm Meer aufgefunden. LeraMworMch >m oea pomnche» -len »eryar» Deoc-vt» Dresden >ur den chchsiichen Len »nd da» Feuilleton: r>r. Ma; Domichl». Dre»»s» illr Anzeigen - Artur Len, Dresden. Die diesjährige U/s»fsfir1 nsck kcksrisscfiein 1kueksrlsrisel,v tz-Iektvepeorvssron) findet am SM-Sonntag, Sen s. Xsl «tteser Hamas statt. Anmeldungen in den Sakristeien sämtlicher katholischen Kirchen Dresdens bis zum L2. April, ebenso in der Bnchhnndlunq P. Beck, Neumarkt 12, und in der Devotionalicr.- Handlung H. Triimper, Sporergasje. Von auswärtigen Teilnehmern wird die An meldung nebst Keldiiderweisung an den Vorsitzenden des Wallfahrts-Ausschusses G.Scholze, Dresden-N. 6. Königsbriicker Sirane 33. erbeten. Die Kosten je Perwn betragen 6 M. für Fahrt. Grenziibertrilt u!w. Eine Versammlung für alle Teilnehmer findet am Donnerstag, den 2S. April ISeS, abends 8 Uhr im Saale des Kolpinghauses, Käufferstraße 4. statt. — Wir hoffen, datz diese Wallfahr, eine machtvolle Kundgrbnng zur Verehrung unserer lieben Gottesmutter, der Maienkönigin, weiden wird und bitten um regste Beteiligung. lli, krniiollsetum plsrrLmliii' «ior Staat SfiLLüeu. vei' «sMzdrtt-üllvsvriuL a»> Si'lrvei'lisnav» «M kstt». liittlii« vrosaeni. verli'rlsiksi'vsilil Sei' ksm. ^rnigki'riiisiivei'ellle viiii «ioovi'egsllvvkn Sonnlag. den »4. April, 6 Uhr nachmittags im Kolpmgsaale des kath. Geiellenhauses, Käufferstr. 4 kriikjskrs - Serirkstsg Deklamationen -liieaten - Kesangsvorträge An > prache des hochw. Herrn ?. Superior Pfarrer Kerkers O. lVI. I., Dresden. Herzlich Ungeladen wird neben den angeschlossenen Vereinen die schulentlasjeiie weibliche 2ugend mit den Ettern. lNutir, Pfarrer, Brztrkspräses. TOirptzvou. sckkkislck/tscmkikk Orucksckrilt 10013 kostenlos ckurck Lsnerslvortrster Ernst Sckillsr, orssclen-S. H Kroko filsusnseks LlraSs 8 — fiornruf 14431 Mart» Aung«, vautiin, l.Sdan»r StraSe S I »«MW« IltlMIU MMIb. Ml I ijMÄIMllllll O.ksdutts vrsrilsn-k., l.S«onstr»So tü Ruf S5SS7 Letbchaufseur des ehemallge» König« von Sachsen fi«r»q>r. L9S98 freiderger Lira», SL l Wien - IlM! i SrlllM L! -F » » MnenMis! Nur das Beste! 10-Pfd.- Dose 890. halbe Dose .6 4.40. Porto ex ra. Klirrt,, ttintsruklmanns- ckoikZ4Kb.Ziegrlhetm(Sa.) MUmMlN Opernhaus Donnerstag Anrechtsreibe Tose» Freitag AnrechtSreide ^ vlvHoobroltckes k'Igllro 7) Schauspielhaus Doiiiierslaa Iwnipnvlraxakunckns ff/,8> Kein öffentt. Karienverkaus. Freitag AnrechtSreide ^ liatlillo cker Wels« (>/,8) Merl-Theater Donnerstag kus»r«wüvt»er ff/,8s BVB. Gr. 1: 2101—2300 und 2951—3000 Gr. 2: 281—320 Freitag Iksi,»Ilvtiekrnu!knkrt"/,8) BVB. Gr. 1: 7001—7200 Gr. 2: 321—380 Tie Komödie Donnerstag Kurls Lntolnstts (v/,8) BVV. Gr. 1: 6501—8050 Gr. 2: 41-60 Freitag Kurte ^ntolnstto <"/« 8> BVB Gr. 1- 6651-6800 Gr. 2: 61—7» Abonnement L 2 Nesldenz-Theaier Donnerstag Ensemble- Gastspiel; MaxAdalbert.Hedtvig Mangel, Ferrh Sikla, Max Land«, Nickord Starnburg Kllliers 8, BVB. Gr. 1: 2701—2750 Freitag Alliier«, <8) BVB. Gr. 1: 2801—2350 Kenlral-Lheater Heute und folgende Tage Aookrvlt ln ltollxrroock EM. Planetarium Dresden-A.. Stuvei-Allre 2» Tüolich 16 Uhr; Osterfest unck krllkiluxsvotlmouck 17>/, Uhr; Aars auck seine Kräcker » » « vs Swt bessere dlarsarLrrv ÄLvLesle rsT „VLaubsnü" xoni.knr Krslrsekmsr L klunckvl vr«»«1»n, Inksdor: fisul /tlkrsck Asuriod <AcsrIrtrsae4itMii.>1IMlWir: S LN»»u»t»E«p>»t» «. e». Asuslllrltwr 0»mpkset,ikk.»4»Il»lt«tt« kvrnrprvedvfir S470S, SSL2S