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»«««er S» SiichsNche Dolksiettung ». «prtl >«» Zeppelins nächste Flüge Zwei Fahrten nach Amerika Frirdrichshasen. 4. April. Der Lustschissbau-Zeppelin gibt solgeudcs über die zu nächst geplanten Fahrten mit dem „Gras Zeppelin" bekannt: Etwa am 2». April erfolgt eine zweit.« Mittel meerfahrt. die etwa 244 Tage dauern soll. Sie wird in da» westliche Mitelmeerbecken fuhren. Anschließend, etwa An fang Mai, wird eine Fahrt nach Wien ausgesllhrt werden, und, soweit die Bewölkung im Gebirge es zulüßt, auch nach einigen anderen österreichischen Städten. Sie wird etwa 12 Stunden dauern. Etwa Mitte Mai erfolgt die erste Amerikafahrt dieses Jahres, für die nur ein Aufenthalt von etwa drei Tagen in den Vereinigten Staaten vorgesehen ist. Anfang bis Mitte Juni soll ihr eine weitere Amerikafahrt folgen. Für den Hochsommer, d. h. für die Zeit der langen Tage, ist eine Fahrt über Ostdeutschland geplant, die eventuell mit einer Zwischenlandung in Berlin und dementsprechend in zwei Ab schnitten durchgcführt werden soll. Der erst« Abschnitt dürfte daher umfassen die Strecke Friedrichshafen—Schlesien—Berlin, die zweite die Strecke Berlin—Ostpreußen—Friedrichshafen. Ueber weitere Fahrten, so nach Westdeutschland »sw., ist «roch nicht» beschlossen, ebenso sind für die Wettfahrt, die etwa für Anfang August gedacht ist, a l l e t ech n i s ch en Voraus setzungen noch nicht völlig geklärt. Es ist aber »nzuuehmen, daß die Lösung aller Schwierigkeiten rechtzeitig erfolgen wir». Dte Mtttelmeerfahrt und die beiden Amerika fahrten sind in erster Linie Studien- und Ausbildungsfahrte» für die Besatzung. Es kann nur eine beschränkte Anzahl von Passagieren zugelassen werden. Dementsprechend sind, wie be kannt, die Fahrpreise aus 300» Mark bzw. 2000 Dollar festgesetzt worden. Die anderen Fahrten sollen reine Passagiersahrten und dementsprechend billiger sein. Soweit Platz vorhanden ist. werden Passagiere für die Wiener Fahrt zu Preisen von 600 Mark pro Person und für die Schlesien-Ostpreußensahrt zum Preise von 1000 Mark gebucht werden können. Für die letztgenannte Fahrt nehinen die Vertretungen der Hamburg- Amerika-Linie auch Teilbuchungen entgegen. Der Abschnitt Friedrichshafen—Schlesien—Berlin kostet 400 Mark, der Ab schnitt Berlin—Ostpreußen—Friedrichshafen 600 Mark. Besonders soll betont werden, daß für die kommenden Fahrten kein Pressemonopol besteht. Zeitungen, die eine Be richterstattung von Bord des Luftschiffes aus wünschen, können ihre Vertreter ohne Mehrzahlung an den Fahrten teilnehmen lassen. Der genaue Termin für den Antritt der zweiten Mittel- meerfahrt wird noch beknnntgegeben werden. Mit Rücksicht aus die nächste Vollmondperiode dürfte der Aufstieg ain 22. April erfolgen. Die Zwischenzeit benutzt die Werft des Lustschiss baues Zeppelin dazu, einige weitere technische Verbesserungen in das Luftschiff einzubauen, deren Zweckmäßigkeit sich bei den Versuchsfahrten im Winter und der Orientfahrt ergeben hat. Es handelt sich in erster Linie um einige kleinere Abänderungen der Steueranlage und der Passagiereinrichtunaen. Farmer Langkoop vor Gericht (Fortsetzung.) Gecheimrat Vach Uber de» 2. Mär, — Präsident Karpinfkq vom Reich»«,-.lschüdigungsamt — Die Zeugen von auswärts. Geheimrat Bach, früher Direktor und stellvertretender Prä sident im Neichsentschüdigungsamt. wurde in der gestrigen Ver handlung als letzter Zer^e des Tages gehört. Geheimrat Bach, der unmittelbar durch das Vorgehen des Angeklagten Landkoop Betroffen«, gab eine Darstellung der bei allem Ernst doch nur tragikomischen vorgäirge vom 2. Mürz 1028. die man als »»gefärbt objektiv zu betrachten geneigt ist. Er hat natürlich da» erpresserische Vorgehen Langkoops beim richtigen Nanien genannt. Aber er hat auch nichts getan, um den Angeklagte» besonders zu belasten. Er hat schließlich auch nicht versucht, -u beschönigen, daß di« Situation in feinem, des stellvertreten den Präsidenten, Arbeitszimmer 4 Stunden lang eigentlich gro tesk war. Geheimrat Bach führte etwa aus: „Ich glaube, ich kenne den Angeklagten seit 1025. Aber das habe ich nur aus den Akten fcstgestellt. Das Bekanniwerden ist mir so in Erinnerung, daß L. mir in der Hauptkasse vorgestellt wurde, als ein Herr, der mich sprechen wollte. Als ich diesen Herren nach seinem Begehr fragte, schrie er mich an. ob ich ihn vielleicht an dieser Stelle abfertigen wollte." — Al» der Angeklagte L. daraufhin rinwirst, daß das Kennenlernen an einer andern Stelle erfolgt wäre, steht der Zeuge nickst an, dies« Möglichkeit zuzugeben. Einig sind sich Zeug« und Angeklagter auch darin, daß damals »on seiten de» Zeugen eine Bemerkung gegenüber Langkoop ge fallen ist, die von Langkoops Verteidigung als die Würzet der Tat vom 2. März angesehen wird. Langkoop hat damals geäußert, wenn er nach dem Burenkriege Engländer geworden «äve, dann hätte er heute keine Nöte. Und wie L. vor Gericht behauptet, hat er hinzugesügt, daß «r aber so etwa, nickst fertigbringen könnte. Eeheimrat Bach weiß nichts von diesem L«satz. Denn sonst wäre sein Ausspruch: „Das zeigt mir. was Dte christliche Frühze» Deutschlands Der Verlag Eugen Diederichs tu Jena gibt eine Schrif- lenreihe heraus: „Frühgermanentum" Der dritte Lian» Ist i'cherschriebcn: „Die christlich« Früh zeit Deutsch lands in den Berichten über die Bekehrer" (heraus gegeben von Heinrich Timerding) Dieser Band ist kulturhistorisch von außerordentlichem Interesse. Die bekanntesten Missionare, denen bi« Gernuinen die Bekehrung zum Christenglauben verdanken, werden hier in Berichten, die selbst aus dom Mittelalter stammen, lebendig. Es handelt sich also um die Veröffentlichung wertvollsten kultur geschichtlichen Quellenmaterials. Die Schriften, hi« diese Auszeichnungen über die „Bekehrer", also Missionar«, enthalten, waren wohl ursprünglich, wie der Her« ausgcbcr in seiner Anführung sagt, zur Vorlesung an den Klöstern und sonstige» Stätten des geistlichen Lebens bestimmt und solllen oft auch di« Wunderkrast des Heilige::, von dein sic Handel!«», er weisen. Es sind Lebensbeschreibungen mit wertvollen Angaben über das Missiousiverk. Aus ihnen kann man — sic sind wohl beinahe di« einzig« derartig« Quelle — die Anschauungen der damaligen Zeit, die Sitten »nid Leibenssormen ersahren. Natürlich setzen so all« Dokumente voraus, daß sich der Leser in die Geistes verfassung der damaligen Zeit weitgehend hineinzuvcrschcn versteht. Der Herausgeber wendet sich in seinen grundsätzlichen Bemerkungen fast zu stark an di« Modern«», von denen er voraussctzt, daß sie der christlichen Ideologie des Mittelalters fast völlig hilflos gcgeniibcr- stchen. Vielleicht hat er aber damit nur zu recht. Er verweist letztere insbesondere aus die irdischen kulturgeschichtlichen Werte, die in die sen Bekchrergeschichtcn verborgen liegen, auf die Nalurschilderungen der phantastischen Roinantik dieser Waldgegenden. Uns will aber doch dünken, daß das nur die sicher nicht u»willkoumi«ii«n Beigaben sind, über denen man die Hauptsache, eben die wertvolle» Einzel heiten über das B e k e h r u ng S we r k selbst nicht zurücklreten baffen sollt«. Der Herausgeber erklärt mit Recht, daß wir außer diesen Be« Ichrergeschichlen für die Frühzelt des GennanentumS überhaupt nur fiir «in« Sorte von Deutscher Sie sind!" nicht gefallen Kränken, sagt der Zeuge, habe er Langkoop mit seiner Aeußerung nicht wollen. Di« Vorgänge vom 2. März schildert Geheimrat Vach ausführlich: „Es klopft. Ich rief herein. Es erschien ein Herr mit Koffer u>tt> Aklentasihe. So geht da» doch nickst, fugte ich: Sie müssen sich dock) anmelden. Der Herr schob mir «inen Sprechzettel hin. D«r lautete aber nicht für mich. Soli dem für einen Regierungsrat. Ich stellt« auch fest, daß der Besitzer des Sprechzettels die Auskunst nickst passiert hatte. Der Besucher — seinen Namen Langkoop erfuhr ich aus dem Sprech zettel — meinte aber, er müßte mal mit mir sprechen! E r müßte seinen Schaden gleich haben! Und zwar in bar. Ich erwiderte, daß das doch nickst so rasch ging«. Ich müßte doch zuvor die Akten einsehen. Langkoop aber meinte, der Akten bedürfte es nicht. Und damit überreichte er einen Zettel mit der Zusammenstellung seiner Forderung. „Ich gedacht« in Ruhe auszukommen. L. aber erklärte, daß er nicht aus dem Zimmer ginge, bis er seiire Forderung er halten hätte! Er hätte mit dem Leben abgeschlossen. Dann zeigte er mir di« Zündschnüre am Koffer und erklärte, daß dieser Apparat ein gefährliches Ding wäre und daß jeder, der im Zimmer wäre, mit hochgchen würde. Dabei hat er mich gefragt, ob ich mir den Kasten mal ansehen wollte. Ich habe geantwortet, daß ich ihm auch jo glaubte. Agiler Hab« ich versucht, L. davon zu überzeugen, daß das Eutschädi- gungsuint ja nur die Richtlinien auszufllhrcn hat. die ihm von den gesetzgebenden Körperschaften vorgezeichnet werden. Aber er beharrt« auf s«in«r Absicht. Er ineinte, es hätte keinen Zweck. Polizei oder Beamte zu rufen. Im selben Augenblick würde er die Schnur ziehen. Während der ganzen Zeit gingen Beamte, die Akten brachten oder Rücksprachen erledigten, aus und ein. Schließlich ging ich daraus ein, 10 000 Mark in bar zu zahlen und einen Scheck über 90 000 Mark auszustellen." dürftige und kahl« Berichte besitzen. Auch das ist ein Beweis für die außerordentlich« Kulturarbeit der Kirche und insbe sondere der Klöster. Denn darüber besteht kein Zweifel, die Ent- wickelungSphas« des deutschen Volkes, die diese Bekehrerqeschtchiei: schildern, ist dir entscheidendst« und bedeutsamste, die cs überhaupt durch«,«inacht hat. Mit vollem Verständnis für diese Werte wird eben nur der'cnigc diese Dokumente lesen, dem di« ihnen zugrunde liegende religiöse Einstellung selbst noch LobenSclement ist. Der hier vorliegende Band umfaßt nur di« sogenannte irlsch - fränkisch« Mission, also die MissionSbestrebunge», die vom fränkischen Herrschaftsgebiete ausgingen. Die angelsächsische Mission, dir unmittelbar von Großbritannien aus den Weg »ach Friesland und den eigenilichen deutschen Stanmigebietcu nahm, wird der vierte Band der wertvollen Schriftenreihe behandeln- Im allgemeinen ist der Bereich der Missionslätigkeit, die hier belxmdeit wird, fast genau durch die Grenz«» des Reiches Karls des Großen umrisse». Fol gende Missionare sind i» den Bckehrcrgcschichl«» der fränkisch-irischen Mission vertreten: Columba», tziallus, EligiuS, Andoc», AnmndnL, Landibcrt. Goar, Emmcran, Kilian, Nudbert, Eochinian »iw Pir min. Daran schließt sich noch eine kurze Eleschichte des sränkischen Reiches (von 613 bis 727) nach der Fredegarschen Chronik (612) uns dem Buch« der Frankcngesch'.ckste (727). Der Herausgeber hat eine kurze LcbenSgcschichte jedes einzelnen der genannten Heiligen vorangcstcllt. worauf dann Proben aus den Bckehrergcschichle» selbst folgen. Diese Neuerscheinung wird zweifel los nicht allein in geschichtlich interessierte» Kreise», sonder» auch bei einer größeren Allgemeinheit lebhaftes Interesse finde». M D- Dokumente und Argumente Viktor Naumann, der ehemalige Leiter d«r poli tischen Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amtes, der Ver- fasser der für die »euere deutsche Geschichte außerortnmtlich aufschlußreichen „Profile", ist am 10. November 1927 gestorben Sein Nachlaßwerk unter dem Titel „Dokumente und Argumente" (Ernst-Rowohlt-Berlag. Berlin) ist inzwischen der Oesfentlichkeit übergeben worden Viktor Naumann war eine Persönlichkeit, di« gern zu den allgemeinen Stimmungen Es wurde sovann auf verlangen Ls sein Freund Loos telephonisch herbeigerufrn. Der erklärte dem Geheimrat. doß jede Bank euren solchen Scheck abnechme. Und mit der Er mächtigung: „Versuchen Sie's", fuhr Loof mit dem Scheck davon. Langkoop ließ inzwischen den Eeheim- rat nicht aus de» Augen. „Herr Geheimrat. gehen Sie um Gottes «illen nicht raus!" „Was macksst du?" fragt« sich der Geheimrat. „Ueberwältigen würdest du ihn wohl können. Aber dann läßt er das Ding fallen und die Sache geht los!" Da hat der Eeheimrat dein Besuck)«r zunächst eine Quittung hingeschoben. In der Hoffnung, daß er vielleicht den Kofse« einmal aus der Hand ließ«. Das tat der aber nicht. Und wenn sich Vach der Tür näherte, dann rückt« Langkoop feinen Sessel vor die Tür. Inzwischen hatte der »um Kassieren des Barschecks übe« 90 000 Mark abgesandte Loos angerufen, daß er kein Geld auf deir (ohne Wissen des Geheiinrats vordatierten) Scheck bekäme. Loof kam zurück. Man verhandelte weiter über di« Beschaffung von Bargeld. Zu dreien saß man zusammen im Zimmer. Wieder gingen Beamte aus und ein. und niemand ahnte, was eigentlich gespielt würbe. Zu diesem Zeitpunkt« war«» beinal)« vier Stunden vergangen, feit dem Eintritt: Langkoops bei Eeheimrat Bach. Bach sagt» als Zeuge, datz Langkoop häufig nach der Manteltasche gefaßt und ihn ver sichert halt«: „D a ha be i ch a u ch n och w a s d r i n!" In, dieser Tasche befand sich tatsächlich ein Revolver. Als des Eeheinirats Auge aus einen Ausruf der Kriegs« geschädigten siel, der ihm gerade vorgelegt war, hat er ihn Langkoop übergeben, um ihn adzulenken. Als das gelang, stürzte Vach hinaus. Lief durch da» Nebenzimmer, ries einem Ob«rr«gierungsrat zu: „Vorsicht, ein Erpresser." Und wollte zur Kasse, um seine Geld-Disposition zu widerrufen. Auf dem Korridor erblickt« er den au» einer anderen Tür auf den Korridor gelangten Langkoop mit der Pistole in der Hand« Bach ries um Hilfe, fiel auf den Zement hin. Und hört« von Langkoop die Worte: „Zurück, zurück, jetzt ist Schluß." In die sem Augenblick ist der Chef des Reichsentschädigungsamtes ge rade dazugekommen. Er hatte di« Situation ersaßt. Auch an der« Beamt« des Entschädigung»«»«!«» waren durch die Hilfe rufe Bachs alarmiert worden. Und auch Bach war in der Lage, sich an der Unschädlichmachung L.'s zu beteiligen. Der Zeug» Bach meint, sich an drei während dieser letzten Szene gefallen« Schüsse positiv erinnern zu können. Von einem Schutz glaubt er bestimmt, daß er ihm gegolten Hütten Keineswegs wäre, so antwortet der Zeuge aus Frage des Vor sitzenden, sein Zusammensein mit L. auf einer quasi Verab redung basiert gewesen. Und niemals Hütte er sein Ehrenword gegeben oder nur «»geboten, seinen Dienstraum bis zur Er ledigung der von Langkoop erzwungenen Zwiesprache zu ver lassen. „Herr Geheimrat, wir sprechen uns noch", dreimal wiederholt „Herr Eeheimrat", hätte Langkoop nach seine« Ueberwältigung ihm nachgerufen. Die Zeugenvernehmung deck Geheimrats Vach wird am 3. Verhandlungstag« sortgesetzt. —> Vorhergegangen der Vernehmung des eigentlich wichtigsten Zeugen Bach war u. a. die Vernehmung des Prä« fidenten des Reichsentschädigungsamtes Dr, Karptnfkq. Auch er wird am 3. Verhandlungstage unedel kommen müssen. Denn bei seiner gestrigen Vernehmung Han« delt« es sich nur, um Ausschlüsse über di« Geschäftsord nung beim Neichsentschüdigungsamt. Präsiden! Dr. Kurpinsky hob hervor daß «r di« Tätigkeit seiner Behördtz als einen Dienst an den Geschädigten aussaßte, daß« seine Ve- '^rde nicht mehr die Interessen d«, Fiskus zu vertreten hättet Denn das Reichsentjchädigungsamt war« ja an ganz bestimmt gesetzmäßig zustande gekommene Richtlinien gebunden. Der Präsident des Reichsentschädigungsamtes hätte nicht nur zu sorgen für die Einheitlichkeit der Praxis in Behandlung der einzelnen Fälle. Sondern allein die Bewältigung der Ber« waltungs- und Ltatsfachen bedeute eine Riesenarbeit. Ma die Frage des Umsangs der Dienstgeschäfte des Reichsentschädi« gungsamtes anlangt, so gab der Präsident einig« interessant« Zahlen. 335 Tausendsälle sind zu bearbeiten. 1.4 Million«« S»WS-—!«»,1 1 2 . „ . . und Strömungen in Gegensatz trat, ein Nimm von feinste» Beobachtungsgabe, von umfassendem allgemeinen und poli tischen Wisse», und vor allem auch ein Mann von feinem ^ literarischen Stil. Uns Katholiken ist er besonders bekannt- geworben durch den Fall Hoensbroech. Als der Exjesuit Graf Hoensbroech Papsttum und katholische Ktrete erbittert aNalr- kiert«, erregte «s das größte Aufsehen, als Viktor Raumann, der damals noch Protestant ivcir, gegen Hoensbroech für de« Katholizismus Partei nahm. Es sei an seine Schriften „War ist Wahrheit?" (1003), „Quos ego" (1904) und „Der Iesuilismus. Geschichte der literarischen Streitigkeiten der S. I." <1!R4) erinnert, in denen er sich in geistreicher Weise mit Hoensbroech ariseinandersetzle. In der „Echl«sisck>en Volkszeitung" schrieb «« unter dem Decknamen „Ignotus" Obwohl Naumann in allen Lagern Freunde lind Bewun derer hatte, so ivar doch seine Freundschast mit dem Grafen Hertling besonders eng. Sie ermöglicht« es ihn:, in der Politik die Rolle des Betrachters mrt der des Handelnde« zu vertauschen, da ihm Hertling während des Krieges vertrau liche Missionen übertrug. Er ivar ein wichtiger Vermittler zwischen den Staaiskanzleien von -München. Berlin uns Wien. Weil er zu den ivenigen Einsichtigen gehörte, dir im Weltkrieg« für einen rechtzeitigen Friedensschluß arbeiteten, weil er die Zusammenhänge besser kannte als viele andere, und weil er sah, wie es kommen mußte, übersahen ihn gewisse Kreise gern. Die Leitung der Nachrichtenstelle des Auswärtigen Amtes über nahm er nach der Revolution, atto in dein wichtigen Augen blicke, als Deutschland wieder Fühlung mit den: Ausland« suchen mußte. Beachtenswert ist es schließlich, daß Viktor Raun:«::«, in Weimar gegen Sie Annahme des Versailler Vertrage: ge arbeitet l)«:t. In seinen: Buch« „Dokumente und Argumente" legt Vik tor Narimann nunmehr die Schilderung seiner wcitverziveigle« Tätigkeit während des Weltkrieges vor. Immer Psycholog« sucht er überall dort, wo er die Dinge anders sieht, das politisch« Irren aus der Seele des Handelnden zu verstehen. Die Ding» erscheinen so, wie sie waren, n:cht wie wir sie wünschen. Sei« Urteil ist trotz aller Konsequenz ohne Härten, keine Verurlei. lung. Man wird aus diesem Buche autzerordentlich viel nütz-, liche» Wissen und vor allen Dingen auch viel Verstehen sck-öpfen.